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mäandrierten und berührten mal diesen, mal jenen<br />

Talhang. Steile Hänge wurden herausgearbeitet, die<br />

sog. Prallhänge mit mächtigen Klippen – Ranzenberg,<br />

Gallihöhe, Teufelsstein, die „zwölf Apostel“ –<br />

entstanden, ihnen gegenüber die sanften Gleithänge.<br />

Von entscheidender Bedeutung für unseren Raum<br />

ist die Tatsache, daß der Kreidekalk starker Auflösung<br />

durch Wasser unterliegt. Das sauerstoffreiche<br />

Regenwasser löst chemisch den Kalk, und tiefe Risse<br />

und Klüfte, die sich senkrecht durch das Gestein ziehen,<br />

durchsetzen die mächtigen horizontal gelagerten<br />

Gesteinsbänke bis in große Tiefen. Hierdurch<br />

versickert das Regenwasser in den tiefen Untergrund,<br />

bis es auf einer stauenden Schicht abfließt. Selbst die<br />

von Haarstrang und Egge kommenden Wasser von<br />

Ellerbach, Sauer, Altenau und Alme versickern in<br />

sog. Schwalgen, weshalb diese Flüsse vor allem in<br />

trockenen Monaten völlig versiegen (temporär<br />

fließende Flüsse). Die so entstehenden unterirdi-<br />

Der Kreidekalk stellt den geologischen Untergrund der<br />

Paderborner Hochfläche dar. Deutlich sind die horizontalen<br />

Schichtungen und die senkrechten Klüfte im Gestein<br />

zu erkennen. Das Bild entstand am Altenauhang zwischen<br />

Kirch- und Nordborchen (Foto: Eckart Hachmann)<br />

Im klüftigen Kalkgestein versickert das Wasser und läßt die Bachläufe, wie hier den Ellerbach bei Hamborn, trockenfallen<br />

(Foto: Eckart Hachmann)<br />

17


74<br />

Name Alte Haus-Nr. Paderborner Maß<br />

Morgen Ruthen Fuß<br />

Hüster, Josef - Hecker 32 - 77 28<br />

Knaup, Friedrich - Beckers 43 1 38 46<br />

Knaup, Wilhelm - Hilmers 45 1 42 88<br />

Krenke, Franz - Isack 58 1 43 62<br />

Kruse, Josef - Klinkenhöfer 6 53 1 08<br />

Leniger, Hermann - Schepsschneider 24 - 98 67<br />

Leniger, Konrad - Scheps 59 5 52 07<br />

Lüke, Witwe - Knaups 16 60 7 98<br />

Lüke, Heinrich - Remmers 31 28 59 10<br />

Lummer, Hermann - Kleinjohannes 56 7 35 44<br />

Meier, Aloisius - Leinert 4 157 17 56<br />

Meier, Pankratius - Kochs 29 30 25 17<br />

Meschede, Johann - Beiwohner - 14 67 24<br />

Müller, Friedrich - Göllners 40 39 23 77<br />

Münksel, Hermann - Munker 48 - 65 20<br />

Nilges (Nillies) Heinrich - Lüker 7 119 89 58<br />

Papenkord, Witwe - Sintenmanns 51 - 104 28<br />

Reike, Arnold - Schulte 47 1 21 00<br />

Riese, Ludewig - Engelkens 22 3 114 85<br />

Rören, Bernhard - Risens 14 135 35 68<br />

Rören, Josef - Meilschen 39 142 59 38<br />

Rose, Caspar - Hüfters 41 8 95 74<br />

Rüsing, Witwe - Hahnen 33 - 52 20<br />

Senning, Friedrich - Kellerwirth 55 3 79 44<br />

Thiele, Hermann - Warks 36 5 76 52<br />

Wisch, Josef - Schniederjost (Alte Hof) 1 - 13 19<br />

Tabelle 2<br />

Güterverzeichnis der Gemeinde Alfen, Stand: April 1832 (Quelle: Staatsarchiv Detmold, M 5 C, Nr. 1481)<br />

tern auch die Handwerker und Tagelöhner Landeigentümer<br />

waren. Fast alle Bewohner bewirtschafteten<br />

Gartenland oder auch kleine Ackerflächen,<br />

um in Notzeiten überleben zu können<br />

(vgl. Tabelle 2). Neben der großen Zahl der Bauern<br />

und Tagelöhner wohnten im Dorf auch einige<br />

Handwerker, die mit und von der Landwirtschaft<br />

lebten. Ein Auszug aus der Gemeindesteuerrolle<br />

des Gemeindebezirks Alfen von 1895/96 zeigt<br />

deutlich die berufliche Ausrichtung der Hausstätten<br />

auf.<br />

* 1 Morgen = 2.500 qm<br />

1 Morgen = 4 Garth<br />

1 Garth = 30 Ruthen<br />

1 Ruthe = 16 Fuß<br />

Berufe: Zahl:<br />

Bauern 32<br />

Tagelöhner 22<br />

Schmiede und Schlosser 3<br />

Maurer 3<br />

Schneider 2<br />

Ziegler 8<br />

Korbmacher 1<br />

Schumacher 2<br />

Schäfer 4<br />

Händler 3<br />

Lehrer 1<br />

Zimmermann 2


de Patberch, Henricus prepositus sancti Petri, Hermannus<br />

Boliko, Johannes scolasticus, Volbertus cellerarius,<br />

Amelungus, Hugo, Henricus de Foro, Ludolfus,<br />

Vollandus, Bruno, Conradus plebanus,<br />

Henricus prepositus Scildensesis, canonici maioris<br />

ecclesie Paterburnenses, Gerhardus, plebanus de<br />

Novali Imminchusen.<br />

120<br />

Dekan 13; Volkwin von Schwalenberg 14, Dietmar<br />

von Padberg 15 , Heinrich, Propst an St. Peter 16 ; Hermann<br />

Boliko 17 , Johannes, Scholaster 18 ; Volpert,<br />

Kellerarius 19 ; Amelung 20 , Hugo 21 , Heinrich de<br />

Foro 22 , Ludolf 23 , Volland 24 , Bruno 25 , Konrad, Pleban<br />

26 ; Heinrich, Propst in Schildesche 27 und Gerhard,<br />

der Pleban der Neubruchsiedlung Imminghausen<br />

28.<br />

13 Johannes, Domdechant (1216–1224)<br />

14 Volkwin von Schwalenberg, Domkapitular und Propst am<br />

Busdorfstift (1222–1230)<br />

15 Dietmar von Padberg, Domkapitular (1217–1231)<br />

16 Heinrich von Brakel, Domkapitular und Propst am Busdorfstift<br />

(1219–1223)<br />

17 Herman Boliko, Domkapitular (1207–1229)<br />

18 Johannes, Domscholaster (1211?–1223)<br />

19 Volpertes, Kellerarius (1211?–1229)<br />

20 Amelung, Domkapitular (1211–1227)<br />

21 Hugo, Domkapitular (1222–1233)<br />

22 Henricus de Foro, Kleriker (1224–1225)<br />

23 Ludolf, Domkapitular (1222–1233)<br />

24 Vollandus, Domkapitular (1222–1229)<br />

25 Bruno, Domkapitular (1222–1245)<br />

26 Konrad, Pleban a.d. Gokirche (1209–1231)<br />

27 Heinrich, Domkapitular und Propst in Schildesche<br />

(1211–1243)<br />

28 Gerhard, Pleban in Imminghusen (1222)<br />

Original und Übersetzung der Urkunde vom 17. September 1236, in der das Domkapitel zu Paderborn dem Zisterzienserinnenkloster<br />

Gaukirchen den Besitz der zu dem Haupthof Enenhus bei Paderborn gehörigen Neurodung<br />

Imminghusen (Dörenhagen) bestätigt (nach: Inventar nichtstaatlicher Archive, Kreis Paderborn, S. 89)<br />

IN NOMINE SANCTE ET INDIVIDUE TRINI-<br />

TATIS. AMEN a . Volradus, Dei gratia prepositus,<br />

Rabodo, Decanus, et capitulum maioris ecclesiae<br />

Paderbornensis b . Universis, ad quos presens scriptum<br />

pervenerit, perpetuam in salutis auctore salutem.<br />

Contingit aliquando, quod quedam negotia, que rite<br />

decisa videbantur, novas induant formas, et novis<br />

debent instrumentis roborari c .<br />

a Die sogenannte „Intitulatio“ (Name und Titel des Ausstellers<br />

der Urkunde) wird in dieser Zeit noch gewöhnlich in verlängerter<br />

Schrift wiedergegeben, was hier durch Versalien angedeutet<br />

wird.<br />

b Groß- und Kleinschreibung, Zeichensetzung, Absätze und<br />

„u-v-Schreibung“ sind in dieser Abschrift nach moderner<br />

Regel normalisiert, die übrige Schreibung ist buchstabengetreu<br />

wiedergegeben.<br />

c Auch hier wurde der im Original fortlaufende Text durch<br />

einen Absatz getrennt, um die verschiedenen Teile der Urkunde<br />

kenntlich zu machen: hier folgt nach Intitulatio sogar<br />

eine kleine Arenga (allgemeine, oft feierliche Einleitung),<br />

IM NAMEN DER HEILIGEN UND UNTEIL-<br />

BAREN DREIFALTIGKEIT. AMEN. Volrad, von<br />

Gottes Propst 1 , Rabodo 2 , Dekan und das Domkapitel<br />

zu Paderborn, allen, zu denen gegenwärtige<br />

Urkunde gelangt, werde das ewige Heil im Heile<br />

des Herrn zuteil.<br />

Es geschieht zuweilen, daß gewisse Handlungen,<br />

welche nach Recht entschieden scheinen, neu gestaltet<br />

werden und mittels neuer Urkunden befestigt<br />

werden müssen.<br />

1 Volrad, Dompropst zu Paderborn (1222–1240)<br />

2 Rabodo, Domdechant zu Paderborn (1236–1275)


Alte Vulgo-Name Besitzer (Jahreszahl) Besitzer und topo-<br />

Haus- graphische Lage der<br />

Nr. Hausstelle 1994<br />

6 Folmers Meinolph Wilcken (1724)<br />

Caspar Willcken (1750)<br />

Heinrich Picht (1801)<br />

Conrad Vogt (1818)<br />

Johann Vogt (1830)<br />

Das Haus wurde um 1854 abgebrochen und von Johann Stork (Trienemeier)<br />

aufgekauft. Es befand sich zwischen den Häusern Kirchborchener<br />

Str. 65 und 67 (Baden und Trienemeier).<br />

7 Trienemeiers Berendt Benteler (1710) Fam.<br />

Engelbert Rüsing (1728/1751) Josef Leifeld,<br />

Ricus Lappe (1760) Kirchborchener Str. 67<br />

Anton Stork (1763/1788)<br />

Bernhard Stork (1801)<br />

Anton Stork (1830)<br />

Johann Stork (1850)<br />

Wilhelm Leifeld (1888/1919)<br />

Das 1801 erbaute Haus wurde 1975 im Zuge der Dorfstraßenbegradigung<br />

abgerissen.<br />

8 Tumbrinks Hermann Tumbrinck (1764) Fam.<br />

Engelbert Heinemann (1788/1801) Heinrich Lüke,<br />

Bernhard Heinemann (1830) Am Dorfteich 3<br />

Johann Nolte (1844)<br />

Bernhard Nolte (1888)<br />

Konrad Lüke (1896)<br />

9 Gehrkens Jasper Picht Fam.<br />

Caspar Ernst (1726) Anton zur Stiege,<br />

Adam Tepel (1764) Kirchborchener Str. 60<br />

Anton Humbert (1788)<br />

Bernhard Wegener (1801)<br />

Conrad Driller (1817)<br />

Franz Driller (1830)<br />

Johannes Driller (1888)<br />

Franz Driller (1899)<br />

10 Schmies Johann Lapppe Fam.<br />

Joh. Bernd Lauffkötter Franz Geisen,<br />

Johann Bentfeld (1788/1796) Kirchborchener Str. 87<br />

Wilhelm Leifeld (1801)<br />

Ww. Leifeld (1830)<br />

Johannes Leifeld (1888)<br />

137


Der Erbvertrag Stork/Trienemeier von 1851 im<br />

Wortlaut<br />

„Nachstehende gerichtlich aufgenommene Verhandlung<br />

des Inhalts:<br />

Paderborn den 11 ten April 1851<br />

Vor dem unterzeichneten Gerichts-Deputirten ‹Gerichtsbeamten›<br />

erschienen heute:<br />

1. Der Ackersmann Anton Stork<br />

2. dessen großjähriger Sohn, der Ackersmann Johann<br />

Stork, beide aus Dörenhagen, und von Person<br />

und als verfügungsfähig bekannt.<br />

Dieselben erklärten, daß nachstehender Gutsübertragungs-Vertrag<br />

unter ihnen verabredet worden,<br />

den sie nunmehr gerichtlich abschließen und vollziehen<br />

wollten.<br />

Nach dem Vertrage der Comparenten ‹der vor Gericht<br />

Erschienenen› besteht derselbe in folgenden<br />

Punkten:<br />

§1<br />

Der Ackersmann Anton Stork überträgt dem anwesenden<br />

Johann Stork sein gesammtes bewegliches<br />

und unbewegliches Vermögen hierdurch erb- und<br />

eigenthümlich.<br />

Das Grundvermögen ist in dem anliegenden Kataster-Extrakte<br />

vom 22 ten Februar c.‹urrentis = des<br />

laufenden Jahres› verzeichnet. Die Besitzübertragung<br />

wird beiderseits als vollzogen anerkannt; auch<br />

bewilligt der Gutsüberträger, daß der Besitztitel von<br />

den übertragenen Immobilien schon jetzt auf den<br />

Namen des Gutsübernehmers in dem Hypothekenbuche<br />

umgeschrieben werde.<br />

§2<br />

Der Gutsübernehmer übernimmt<br />

a)<br />

sämmtliche auf dem übertragenen Vermögen haftenden<br />

Lasten und Abgaben, sowohl bekannte als<br />

unbekannte;<br />

b)<br />

sämmtliche gegenwärtige Schulden des Gutsüberträgers,<br />

mögen solche eingetragen oder bloß persönliche<br />

seien.<br />

160<br />

§3<br />

Der Gutsübernehmer verpflichtet sich, dem Gutsüberträger<br />

nebst deßen noch lebender Ehefrau Elisabeth<br />

– geb. Wibbeke – lebenslänglich in allen Leibes-<br />

und Lebensbedürfnißen, in gesunden wie in<br />

kranken Tagen, standesmäßig zu unterhalten, und<br />

nach erfolgtem Ableben ebenso standesmäßig beerdigen<br />

zu laßen.<br />

Sollte jedoch der Gutsüberträger es vorziehen, statt<br />

der Unterhaltung die Leibzucht ‹den Altenteil› abzunehmen,<br />

welches ihm jeder Zeit überlaßen bleibt,<br />

so wird diese hierdurch, wie folgt, regulirt. Es wird<br />

dann von dem Gutsübernehmer gewährt:<br />

1.<br />

Zur Wohnung die Mitbenutzung der Wohnstube,<br />

und die daran befindliche Kammer als Schlafzimmer;<br />

2.<br />

Den Mitgebrauch der Küche, des Küchen- und<br />

Hausgeräthes;<br />

3.<br />

Der zur Führung der Wirthschaft erforderliche Keller<br />

und Bodenraum, von dem Keller namentlich der<br />

4 te Theil;<br />

4.<br />

Freie Wärme und Feuerung auf dem Heerde;<br />

5.<br />

Die Nutznießung von dem Grundstücke am Riepener<br />

Wege, Flur 1. Nr. 222. 1 Morgen 137 Ruthen 60<br />

Fuß ‹ca. 4500 qm› groß, das der Gutsübernehmer<br />

frei bestellt, und volle 4 Jahre düngt; ferner das zum<br />

Anbau von 1 Spind ‹ca. 13,75 l› Leinsaamen erforderliche<br />

Ackerland, und zwar da, wo der Gutsübernehmer<br />

seinen Lein säet; ferner 4 Ruthen ‹ca. 56 qm›<br />

Ackerland in der Brache zum Anpflanzen von<br />

Kohlarten, ebenfalls da, wo der Gutsübernehmer<br />

seinen Kohl baut; endlich den Mitgenuß des Gemüsegartens<br />

in der Ausdehnung wie es der Haushalt<br />

der Leibzüchter ‹Altenteiler› erheischt.<br />

6. Folgende Prästationen ‹Leistungen›:<br />

a)<br />

alljährlich an Brotkorn zwölf Scheffel Roggen ‹ca.<br />

660 l› und sechs Scheffel Gerste ‹ca. 330 l›, deren<br />

Transport zur Mühle hin und zurück der Gutsübernehmer<br />

unentgeltlich besorgt, auch den Leibzüchtern<br />

das freie Backen in seinem Backofen gestattet;<br />

ein Schwein von hundert Pfund; neunzig<br />

Pfund Salz, vierzehn Scheffel ‹ca. 770 l› gesunde


Das sog. Alte Kreuz mit Limoger Mittelstück<br />

(Fotosammlung: Aloys Lengeling)<br />

lage das Kupferkreuz an. Das neue Holzkreuz, auf<br />

dem das Kupferkreuz aufgebracht wurde, schuf<br />

Johannes Picht-Hölz (an der Bundesstraße, † 1981).<br />

Ein Ungenannter schenkte es der Kirchengemeinde.<br />

Seit 1974 ist die uralte Kreuzverehrung durch eine<br />

neue authentische Kreuzpartikel, die Erzbischof<br />

Dr. Degenhardt in Rom für die Kapelle zur Hilligen<br />

Seele erbeten hat, wiederbelebt worden. Verbunden<br />

mit der Verehrung der Kreuzpartikel ist die Gewinnung<br />

eines vollkommenen Ablasses nach den bekannten<br />

Regularien. Seit dieser Zeit steht die Kapelle<br />

im wachsenden Interesse der Gläubigen.<br />

In jedem Jahr wallfahren die Dörenhagener zur Zeit<br />

der Sommersonnenwende zu ihrer Kreuzkapelle.<br />

Die Tradition der Kreuzprozession und die enge<br />

Verbindung mit dieser Kapelle haben seit Jahrhunderten<br />

eine Bindung geschaffen, die ihre Kraft bis<br />

heute nicht eingebüßt hat. Die jährliche Kreuzprozession<br />

zieht viele Pilger in ihren Bann, insbesondere<br />

die Schützen, die es sich nicht nehmen lassen,<br />

bei dieser Prozession in großer Zahl vertreten zu<br />

sein. Sie sind die Säulen dieser jährlichen Kreuz-<br />

Nach dem Diebstahl des Alten Kreuzes (1972) wurde<br />

dieses Kreuz mit authentischer Kreuzpartikel in der<br />

Kapelle aufgestellt. (Fotosammlung: Aloys Lengeling)<br />

prozession. Schon 1683 waren Schützen im übrigen<br />

im Lagerbuch der Kapelle erwähnt und wegen der<br />

guten Führung und Aufrechterhaltung der Ordnung<br />

belobigt worden.<br />

Die materielle Ausstattung<br />

der alten Kirche<br />

Die Dörenhagener Pfarrer haben auf ihre materielle<br />

Not immer wieder hingewiesen. Zeitweilig war die<br />

Pfarrei sogar vakant, so daß die Jesuiten in den Sommermonaten<br />

jeweils sonntags die Christenlehre erteilten<br />

und der Dahler Pastor als Pfarrverweser fungierte.<br />

Schon der Visitationsbericht von 1654 hielt<br />

fest: „Wie der Pastor angibt, hatte er kaum den Lebensunterhalt.<br />

Die Kornrente betrug 14 Malter bzw.<br />

123 Scheffel Triplicis (Sammelbezeichnung für Roggen,<br />

Gerste, Hafer). Die Bauern, die 1654 dieses<br />

Korn liefern mußten, waren allesamt verstorben,<br />

aber das Kirchspiel hatte versprochen, die angegebene<br />

Menge zu liefern.“ Auf jeden Fall war die<br />

201


land, das nordwärts an der Kapelle liegt und rings<br />

mit einer grünen Hecke umgeben war.<br />

Franz Rüsbeck<br />

* 9.2.1797 Paderborn, Sohn eines Tagelöhners<br />

P 14.4.1822 Hildesheim<br />

1822–1825 Pfarrverweser in Dörenhagen<br />

ab 30.8.1825 Pfarrer in Alme<br />

1838 Kaplan in Bernterode<br />

1841 einige Monate Kaplan in Silberhausen,<br />

dann in Werl<br />

ab 14.2.1850 Primissar Halingen (Menden)<br />

† 4.6.1859 Halingen<br />

war häufiger ohne Stelle;<br />

1837/38 suspendiert;<br />

Heinrich Werminghausen<br />

* 5.5.1775 Drewer, Sohn eines Gutsbesitzers<br />

P 7.10.1799 Neuhaus<br />

Schulvikar in Altenrüthen<br />

Vikar Anröchte<br />

1804–1816 Pfarrer in Stockum (Sauerland)<br />

24.3.1826–1828 Pfarrverweser in Dörenhagen<br />

† 1828 Paderborn<br />

Er bekam im Sommer 1828, „weil er wegen einer<br />

Krankheit am Gehen gehindert war“, Vikar Leig aus<br />

Warstein als Gehilfen. Im Oktober 1828 zog er nach<br />

Paderborn.<br />

Anton Kleine<br />

* 5.5.1803 Bergheim<br />

P 25.9.1827 Paderborn<br />

30.10.1828–1830 Pfarrverweser in Dörenhagen<br />

ab 23.4.1830 Pfarrer in Lippspringe<br />

† 12.11.1884 Lippspringe<br />

Anton Körkes<br />

* 10.4.1790 Fellbecke (bei Fredeburg)<br />

P 29.10.1817 Münster<br />

1818 Vikar der Laurentius-Vikarie, Büderich<br />

(Werl)<br />

1822 Pfarrer in Dorlar<br />

30.6.1830–1832 Pfarrverweser in Dörenhagen<br />

† 3.2.1832 Dörenhagen<br />

Wilhelm Meyenberg<br />

* 9.3.1808 Steinheim, Sohn eines Kaufmanns<br />

P 9.8.1831 Paderborn<br />

5.3.1832–1862 Pfarrverweser in Dörenhagen<br />

24.2.1862–1867 Pfarrer in Dörenhagen<br />

26.5.1864 Ernennung zum<br />

„Definitor Paderbornae“<br />

ab 5.10.1867 Pfarrer in Daseburg<br />

† 7.10.1875 Daseburg<br />

Er ließ 1834/35 die Kirche neu weißen, zur Südseite<br />

ein neues Fenster einsetzen, die Kanzel anstreichen<br />

und vergolden, den Altar illuminieren.<br />

Hermann Rox<br />

* 3.2.1827 Brakel<br />

P 4.9.1852 Paderborn<br />

12.2.1853 Kaplan Steinheim<br />

27.12.1868–1886 Pfarrer in Dörenhagen<br />

ab 24.12 1886 Pfarrer in Godelheim<br />

† 20.3.1914 Godelheim (Höxter)<br />

Johannes Leifels<br />

* 22.8.1837 Paderborn<br />

P 11.8.1865 Paderborn<br />

Schulvikar in Holsen<br />

18.2.1866 Vikar in Winkhausen (Salzkotten)<br />

ab 20.10.1874 Kaplan in Atteln<br />

4.3.1887–1894 Pfarrer in Dörenhagen<br />

† 20.8.1894 Dörenhagen<br />

Johannes Mersch<br />

* 7.9.1869 Elsen<br />

P 9.3.1894 Paderborn<br />

20.9.1894–1.8.1895 Pfarrverweser<br />

in Dörenhagen<br />

1895 Vikar in Drenke<br />

† 27.10.1941 in Mecklinghausen<br />

Franz Beele<br />

* 9.10.1844 Ülde (Kreis Lippstadt)<br />

P 21.3.1871<br />

1.8.1895–1925 Pfarrer in Dörenhagen<br />

† 22.1.1925 Dörenhagen<br />

„Nach seiner Priesterweihe 1871 wirkte Franz Beele<br />

zunächst kurze Zeit bis zum 1.10.1871 als Kooperator<br />

in Mühlheim an der Möhne und dann als Pfarrverweser<br />

in Allendorf. Von dort berief ihn sein Bischof<br />

zum 1.2.1872 als Pfarrvikar nach Helmern,<br />

Pfarrei Atteln, wo er über 15 Jahre als Seelsorger<br />

überaus eifrig tätig war. Die Gemeinde Helmern<br />

verdankt ihm ihr Gotteshaus. Im Jahre 1887 wurde<br />

er zum Pfarrer in Grönbach ernannt. Dort blieb er,<br />

bis ihm 1895 die Pfarrei Dörenhagen übertragen<br />

wurde. Die kirchliche Einführung vollzog Herr<br />

Pfarrer und Definitor Witting von Dahl. Dieser Tag<br />

223


Kirchenruine in Etteln. Skizze des Paderborner Zeichenlehrers F. J. Brand aus dem Jahre 1840<br />

(Foto: Eckart Hachmann)<br />

hergebrachte Ordnung erhalten wollten. Das führte<br />

zu ständigen Kämpfen und Wirren. Der Bischof<br />

Heinrich IV. von Sachsen-Lauenburg (1577–1585)<br />

7. Die Hexenverfolgung<br />

Schon in vorchristlicher Zeit entwickelte sich aus<br />

Unwissenheit und Aberglaube der Glaube an Magie<br />

und Zauberei. Er vermischte sich im Spätmittelalter<br />

und der frühen Neuzeit mit dem Glauben an Dämonen<br />

und dem Straftatbestand der Ketzerei. Es<br />

entstand die Überzeugung, daß es Hexen gab, die<br />

einen Pakt mit dem Teufel schlossen und ihren<br />

Nachbarn und Mitmenschen zum Schaden zauberten.<br />

Von solchen Vorwürfen waren überwiegend<br />

Frauen betroffen. Man dichtete ihnen eine natürli-<br />

266<br />

schließlich beugte sich dem Druck und stellte die alte<br />

Ordnung wieder her, obwohl er persönlich zur protestantischen<br />

Haltung tendierte.<br />

che Neigung zur „Teufelsbuhlschaft“ an, die den<br />

Anfang der hexerischen Laufbahn darstellte. Es<br />

folgte der Vorwurf von Schadenszauber, Hexenflug<br />

und Tierverwandlung.<br />

In der Zeit von 1230 bis 1430 wurden die Vorwürfe<br />

der Zauberei und Ketzerei seitens der Kirche systematisiert<br />

und pseudowissenschaftlich untermauert.<br />

Das förderte die Entwicklung eines regelrechten<br />

Hexenwahns als Grundlage einer breit angelegten<br />

Hexenverfolgung.


eschlossen. Das bedeutete die Auflösung der<br />

Fürstbistümer und vieler Klöster sowie die Einziehung<br />

deren Besitzes.<br />

Im Raum Paderborn wurden die Klöster Hardehausen,<br />

Abdinghof, Böddeken, Dalheim und Marienmünster<br />

aufgelöst. Ihr Besitz wurde in Domänen<br />

umgewandelt, ging also in Staatsbesitz über.<br />

Die Folgen für Etteln waren einschneidend. Der<br />

bischöfliche Krummstab, unter dem es sich laut<br />

einem Sprichwort gut leben ließ, regierte nicht mehr;<br />

es gab nun eine protestantische „Besatzungsmacht“.<br />

In der Dorfverwaltung änderte sich zunächst nichts.<br />

Es gab wie bisher einen Dorfrichter mit Stellvertreter<br />

und zwei ihm unterstehende Vorsteher. Diese<br />

wechselten alle zwei Jahre durch Wahl. Seit 1800<br />

hatte Caspar Krahn das Amt des Dorfrichters inne,<br />

er blieb es bis zu seinem Tod 1815. Die Familie<br />

Krahn wird bis heute „Richters“ genannt.<br />

Bevor die von Preußen eingeführten Veränderungen<br />

richtig zum Tragen kommen konnten, überzog Napoleon<br />

Europa mit Krieg. Beim Frieden von Tilsit<br />

im Jahre 1807 trat Preußen das Fürstentum Paderborn<br />

an Frankreich ab. Napoleon setzte seinen Bruder<br />

Jerôme als Landesherrn ein. Jerôme, oder Hironemus,<br />

wie die Chronik ihn nennt, regierte von<br />

Kassel aus als König. Er gab seinem Königreich<br />

Westfalen eine neue Staatsverfassung. Etteln gehörte<br />

nun zum Department Fulda, Distrikt Paderborn,<br />

Kanton Atteln. Die bisherigen Inhaber der politischen<br />

Ämter blieben weitgehend im Amt.<br />

Nach französischem Muster wurden zu den bestehenden<br />

Abgaben neue Steuern und Verpflichtungen<br />

eingeführt, die die Gemeinden stark belasteten. Die<br />

enormen Kosten, die Napoleons Kriege verursachten,<br />

wurden den eroberten Gebieten abgepreßt.<br />

Man mußte jedoch nicht nur finanzielle und Sachmittel<br />

beisteuern, auch zur Aushebung neuer Truppen<br />

griff man auf die Bevölkerung zurück. 1808<br />

mußte die Gemeinde Etteln vier Mann stellen, die<br />

durch Losverfahren ausgewählt wurden. Einer von<br />

ihnen namens Anton Schmid fiel im Krieg gegen<br />

Spanien. Ein anderer, der schon 1803 mit sieben<br />

weiteren Ettelnern von den Preußen eingezogen<br />

worden war, fand einen Freiwilligen, der für ihn<br />

einsprang.<br />

Die Kriege Napoleons hatten auch wirtschaftliche<br />

Folgen, die bis nach Etteln reichten. Wegen der<br />

Kriegshandlungen und Blockaden brach der Fernhandel<br />

zusammen und eine große Teuerungswelle<br />

trat ein.<br />

Die neue Verfassung nach französischem Vorbild<br />

brachte jedoch auch Verbesserungen. Die Errungenschaften<br />

der Französischen Revolution kamen in<br />

bescheidenem Umfang zum Tragen. So wurde die<br />

Leibeigenschaft der Bauern aufgehoben, ihre Verpflichtungen<br />

dem Grundherrn gegenüber waren<br />

ablösbar. Ebenfalls wurden Adelsprivilegien wie<br />

Steuerfreiheit und bevorzugter Gerichtsstand abgeschafft.<br />

Nach wie vor war der Umgang der Machthaber mit<br />

dem gemeinen Volk jedoch von Willkür und Eigennutz<br />

geprägt. Auf das Wollen und die Gefühle der<br />

einfachen Leute wurde keine Rücksicht genommen,<br />

zur Durchsetzung der Interessen auch rohe Gewalt<br />

angewendet. Dieses Verhalten wird sehr deutlich an<br />

einer Begebenheit im Jahre 1811, über die die Chronik<br />

berichtet:<br />

„1811: Dieses Jahr wird besonders durch eine<br />

Zwistigkeit wegen einer gesprungenen Glocke<br />

merkwürdig. Man hatte nehmlich eine gesprungene<br />

Glocke und kam in der Gemeinde die Stimmung<br />

selbe gegen eine andere gute zu vertauschen<br />

welche zu Paderborn stand. Der Accord<br />

wurde veranstaltet. Man stellte dieses den vorgesetzten<br />

Behörden anheim um die Genehmigung<br />

zu erhalten, allein wes traten ein paar Aufwiegler<br />

auf und streuten aus diese Glocke sey übrig.<br />

So sehr man auch hier gegen auftrat, und dies allgemeine<br />

Stimmung für die Glocke auch war, so<br />

war doch alle und viele Mühe vergebens, die maligen<br />

Behörden brauchten ihr eigene Recht und<br />

verkauften die Glocke für einen geringen Preiß.<br />

Aus Liebe erbothen sich nun zwey Einwohner<br />

dieselbe gegen einen weit höheren Preis wieder<br />

zu kaufen, aber nichts half. Die Einwohner sollten<br />

nun die Glocke nach Paderborn liefern allein<br />

man wiedersetzte sich gegen diese ungerechte<br />

und unbillige Sache. Jetzt kamen Gendarmerie<br />

und Cantonsbeamte nebst fremden Wagen selbe<br />

abzuholen, diese mußten aber vergebens zurückziehen.<br />

Endlig kam ein Commando Soldaten mit<br />

Gendarmerie und unsere Glocke wurde mit Gewalt<br />

geraubt. Das Commando stürmte, raubte,<br />

schlug und richtete vielen Schaden an. Es wurden<br />

noch 8 Man, welche sich um Beibehaltung der<br />

Glocke bemühet hatten, gefänglich zur Untersuchung<br />

gezogen, einige blieben 2 und andere<br />

3 Tage aus.<br />

Für den ganzen Wert der Glocke welcher sich<br />

immer auf 1500 rh belaufen konnte weil sie 1700<br />

277


Etteln unterm Hakenkreuz. Aufnahme der Dorfmitte aus den dreißiger Jahren (aus: Chronik der Gemeinde Etteln)<br />

Das alte Judenhaus vor dem Abriß in den fünfziger Jahren (aus: Chronik der Gemeinde Etteln)<br />

282


Die Nordborchener vor ihrer Kriegerhalle, Ostern 1919 (Fotosammlung Konrad Lüke)<br />

dramatisch zugespitzt. Hunderttausende Deutsche<br />

und Franzosen verloren in den Schützengräben vor<br />

Verdun ihr Leben. Im April 1917 waren die Amerikaner<br />

auf Seiten der Engländer und Franzosen in<br />

den Krieg eingetreten und entschieden das Völkerringen<br />

gegen das Deutsche Kaiserreich. Als am<br />

11. November 1918 in Compiègne der Waffenstillstand<br />

vereinbart wurde, hatten in 4 Kriegsjahren<br />

16 Soldaten aus Nordborchen ihr Leben verloren:<br />

Wilh. Wirth, Heinr. Risse, Theodor Düsing, Josef<br />

Suggemeier, Josef Amedieck, Karl Meier, Josef<br />

Meyer, Joh. Hasse, Albert Amedieck, Meinolf Thebille,<br />

Franz Simon, Heinr. Kirchhoff, Heinr. Rath,<br />

Josef Meyer, Anton Brand und Wilh. Plöger.<br />

Schon am 9. November war in Berlin die Republik<br />

ausgerufen worden und Kaiser Wilhelm II. nach<br />

Holland geflohen. Bis Ende 1923 geriet die junge<br />

Weimarer Demokratie von einer Krise in die andere.<br />

Putschversuche von rechts und links, politische Attentate<br />

und vor allem die rasende Geldentwertung<br />

bis zur Hyperinflation waren Kennzeichen für diese<br />

Jahre. Zur Deckung der Staatsschulden wurden<br />

neue Steuern eingeführt:<br />

Grunderwerbsteuer, Umsatz- und Luxussteuer<br />

und das Reichsnotopfer.<br />

400<br />

Allen Problemen zum Trotz veranstaltete man in<br />

Nordborchen für die aus der Kriegsgefangenschaft<br />

heimgekehrten Soldaten im Jahre 1920 ein großes<br />

Fest. Zum Gedenken an die Gefallenen wurde in<br />

der Kirche eine Tafel angebracht. 1922/23 kam es<br />

zu Entlassungen in den kleinen Betrieben, weil die<br />

ständig steigenden Löhne nicht mehr gezahlt werden<br />

konnten.<br />

Im Januar 1923 besetzten die Franzosen das Ruhrgebiet,<br />

weil die deutsche Bevölkerung die zu hohen<br />

aufgezwungenen Kontributionen nicht aufbringen<br />

konnte. Die Bevölkerung leistete passiven Widerstand.<br />

Die Geldentwertung nahm mit Riesenschritten zu.<br />

Die Reichsdruckerei konnte nicht mehr soviel Papiergeld<br />

herstellen, wie erforderlich war. Um den<br />

Geldmangel zu lindern, wurde den Städten erlaubt,<br />

Notgeld zu drucken.<br />

Endlich – am 1. Dezember 1923 – konnte die Inflation<br />

durch die Einführung der Renten- bzw.<br />

Reichsmark beendet werden. Die „Goldenen 20er<br />

Jahre“ zwischen 1924 und 1928/29 brachten den<br />

Nordborchenern wie vielen anderen Deutschen<br />

auch eine „Atempause“. Diese Jahre waren geprägt<br />

durch eine rege private Bautätigkeit und viele Ver-


Die freiherrliche Familie von Oeynhausen wurde<br />

bis 1763 von jedem Paderborner Bischof neu belehnt.<br />

Innerhalb der Familie von Oeynhausen kam<br />

es 1515 zu einer Erbteilung. Dabei erhielt Wulff von<br />

Oeynhausen das Dorf Eggeringhausen, einen Hof<br />

vor Paderborn und das Dorf Nordborchen mit den<br />

Gerechtsamen. Die Gerechtsamen von Nordborchen<br />

waren fest an das Unterhaus gebunden und<br />

setzten sich wie folgt zusammen:<br />

Gerichtsbarkeit<br />

Die Freiherren von Oeynhausen übten im Dorfe,<br />

soweit sich deren Gärten und Zäune erstreckten, die<br />

Patrimonialgerichtsbarkeit aus. Das Gericht tagte<br />

einmal im Jahr. Zu diesem Ereignis hatten alle erwachsenen<br />

Bewohner des Ortes zu erscheinen.<br />

Dienste<br />

Von allen Hausstätten des Dorfes mußten gutsherrliche<br />

Leistungen entrichtet werden. Bis gegen Ende<br />

des 18. Jahrhunderts hatten verschiedene Bewohner<br />

Hand- und Spanndienste zu leisten. Später wurden<br />

die Diensttage nicht mehr abgearbeitet, sondern in<br />

Geld berechnet.<br />

Eine Liste von 1794 gibt Auskunft über die beständigen<br />

Gefälle (gleichbleibende Beträge) (vgl. Tabelle<br />

9 im Anhang).<br />

Die anschließende Auflistung der Einnahmen der<br />

von Oeynhausen aus den Nordborchener Gütern<br />

und Rechten ist einem Pachtvertragsentwurf für das<br />

Unterhaus von 1798 entnommen.<br />

420<br />

I. Einnahmen an beständigen Gefällen (Wiederholung)<br />

1. An Spanntalern<br />

(Spanngeld) 10 Rtlr.<br />

2. Kötterdienst 30 Rtlr. 4 Gr.<br />

3. Gerichtsdienstgeld 4 Rtlr. 6 Gr.<br />

4. Für Hühner und Eier 18 Rtlr. 8 Gr.<br />

5. Grundgeld 7 Rtlr. 34 Gr. 5 Pf.<br />

6. Grundgeld für den<br />

Richterhof 4 Rtlr. 18 Gr.<br />

zusammen 74 Rtlr. 34 Gr. 5 Pf.<br />

II. Einnahmen an unbeständigen Gefällen (Abgaben<br />

bzw. Beträge variieren)<br />

1. Kruggerechtigkeit zur Zeit 2 Rtlr.<br />

2. das Einzugsgeld von denen ins<br />

Dorf ziehenden oder Heiratenden<br />

3. Schutzgeld von den Einliegern<br />

4. Weinkäufe<br />

5. Gerichtsgefälle<br />

III. Einnahmen an Getreidepächten<br />

1. von Hümeiers für das 1 ⁄2 Eickgut<br />

11 Scheffel Roggen = 7 Rtlr. 12 Gr.<br />

8 Scheffel Gerste = 4 Rtlr.<br />

12 Scheffel Hafer = 4 Rtlr.<br />

2. aus dem Busche<br />

16 Scheffel, 3 Splint,<br />

2 Becher Roggen = 11 Rtlr. 9 Gr.<br />

47 Scheffel Hafer = 15 Rtlr. 24 Gr.<br />

3. Aus Tudorf<br />

6 Scheffel Roggen = 4 Rtlr.<br />

8 Scheffel Gerste = 4 Rtlr.<br />

12 Scheffel Hafer = 4 Rtlr.<br />

Summe aller<br />

Getreidepächter 54 Rtlr. 9 Gr.<br />

IV. Einnahmen an Zeitpacht (= Unterhaus mit<br />

331 Morgen Land)<br />

Vom Vorwerk und der dabei befindlichen Branntweinbrennerei,<br />

Jagd- und Fischereigerechtigkeit<br />

laut spezial Anschlag 218 Rtlr. 28 Gr.<br />

Summer aller Einnahmen 348 Rtlr. 5 Gr. 5 Pf.<br />

davon untenstehende<br />

Ausgaben 26 Rtlr. 18 Gr.<br />

bleibt bar zur Pacht 322 Rtlr. 17 Gr. 5 Pf.<br />

Ausgaben:<br />

1. An das Domkapitel in Paderb.<br />

12 Scheffel Hafer = 4 Rtlr.<br />

2. dem Förstergehalt = 15 Rtlr.<br />

3. dem Richter = 4 Rtlr. 18 Gr.<br />

4. dem Feldschützen = 3 Rtlr.<br />

Summe der Ausgaben = 26 Rtlr. 18 Gr.


KIRCHBORCHEN: Die typischen Bruchsteingebäude im alten Ortskern (Foto: Reinhard Rohlf)<br />

KIRCHBORCHEN: Die auf das Jahr 1487 datierte<br />

„Vodes Mühle“ (Foto: Reinhard Rohlf)<br />

KIRCHBORCHEN: Das Kreuz auf dem „Eulenberg“,<br />

wo heute noch das Osterfeuer abgebrannt wird<br />

(Foto: Reinhard Rohlf)

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