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Pansenazidosen erkennen - UFA AG

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NUTZTIERE<br />

Schleichende Pansenübersäuerungen<br />

sind besonders heimtückisch,<br />

weil sie oft unspezifische Symptome<br />

erzeugen. Bild: agrarfoto.com<br />

Tabelle: Empfohlene Rationskennzahlen<br />

Futtergehalte NDF (Gerüst- Rohfaser strukturierte im Pansen abbaubare<br />

in Gewichtsprozenten<br />

substanzen) Rohfaser Stärke und Zuckeranteile<br />

der<br />

Trockensubstanz ≥ 30 ≥18 ≥12 ≤ 25<br />

Säuren aus dem Pansen ins Blut und<br />

zum Einstrom von Wasser. Dies führt zu<br />

einem pH-Wertanstieg im Pansen, der<br />

aber nur bei normalem Säureanfall und<br />

nicht bei der Pansenazidose ausreicht.<br />

Aufgrund der vermehrten energiebetonten<br />

und gleichzeitig rohfaserarmen<br />

Tierernährung mit erniedrigten Essigsäuregehalten<br />

und unter anderem gesteigerter<br />

Propionsäurebildung kommt<br />

es gerade bei der lang anhaltenden,<br />

subakuten, schwer erkennbaren SAPA<br />

zur Körper- und Leberverfettung.<br />

Lange Erholungszeit Die für die<br />

Verdauung wichtigen Pansenmikroben<br />

brauchen nach einer Pansenazidose<br />

meist ein bis drei Wochen, bis sie wieder<br />

auf das ursprüngliche Niveau an Artenzusammensetzung<br />

und Bakteriendichte<br />

gelangt sind. Daher ist es enorm<br />

wichtig, auf eine Pansenazidose sofort<br />

zu reagieren. Dazu muss sie jedoch<br />

möglichst schnell erkannt werden.<br />

Symptome Im Folgenden sind einige<br />

typische Merkmale am Einzeltier und<br />

im Bestand aufgezeigt:<br />

• Verschlechterter Allgemeinzustand<br />

und Unruhe der Tiere, die mitunter<br />

auf der Stelle «trippeln».<br />

• Gehäuftes Auftreten von Klauenrehe<br />

und sich daraus weiterentwickelnde<br />

Klauenerkrankungen.<br />

• In der Regel tieferer Milchfettgehalt.<br />

• Herabgesetzte Pansenkontraktionen<br />

und eine verminderte Wiederkauaktivität.<br />

• Meist dünnbreiiger Kot (Durchfall),<br />

hell und er kann etwas säuerlich riechen.<br />

• Futterselektion: Heraussuchen von<br />

energiebetonten Komponenten aus<br />

der Mischung, ausschliesslich Grundfutterreste<br />

im Futtertrog.<br />

• Verminderter Futterverzehr.<br />

• Festliegen der Tiere bei besonders<br />

schwerwiegenden, akuten <strong>Pansenazidosen</strong>.<br />

• Schlachttierbefund: Verkürzte (unter<br />

7mm), wenige, teils abgestorbene<br />

Zotten sowie Verhornung (Hyperkeratose).<br />

• Blutuntersuchung: Stark negativer Basenexzess-Wert<br />

von unter –3mmol/l<br />

im venösen Blut, weil die Säurepuffer<br />

(Basen) nahezu erschöpft sind.<br />

• Urinuntersuchung: ein nur knapp<br />

über 7.0 liegender pH-Wert, eine<br />

Netto-Säure-Basenausscheidung<br />

(NSBA) im Mittel von unter<br />

50mmol/l aufgrund der erhöhten<br />

Säureausscheidung im Harn. (Werte<br />

nach G.F. Schusser, 2011; W. Kraft<br />

und U.M. Dürr, 2005)<br />

Blut- und Harnproben können<br />

nur bei stark anhaltenden <strong>Pansenazidosen</strong><br />

einen Hinweis geben, weil bei leichteren<br />

<strong>Pansenazidosen</strong> sich die Werte<br />

nicht sicher genug von den Werten<br />

gesunder Kühe unterscheiden und<br />

auch andere Krankheiten zu veränderten<br />

Werten führen können. Genauer<br />

sind:<br />

• Meist Mikroskopische Pansensaftuntersuchung:<br />

verminderte Anzahl an<br />

beweglichen Panseninfusorien (Ciliaten<br />

und Flagelaten) und viele abgestorbene<br />

Bakterien im Pansensaft.<br />

• Pansensaftuntersuchung: erniedrigter<br />

pH-Wert von unter 5.6 in der untersuchten<br />

Pansenflüssigkeit bei einmaligen<br />

oder sicherer bei wiederholten<br />

Messungen. So können auch leichte<br />

Formen erkannt werden.<br />

Therapiebehandlung Beim Vorliegen<br />

der subakuten Pansenazidose mit<br />

pH-Werten zwischen 5.1 bis 5.7 muss<br />

eine Reduktion der pansenfermentierbaren<br />

Kohlenhydrate erfolgen. Dazu<br />

sollte die Ration neu berechnet und die<br />

in der Tabelle angegebenen Eckdaten<br />

befolgt werden.<br />

Bei einer akuten Pansenazidose (pH-<br />

Wert unter 5.0) muss zusätzlich, je nach<br />

Schweregrad, der Pansen gespült oder<br />

entleert werden. Anschliessend sollte<br />

Pansensaft von gesunden Tieren und etwas<br />

gehäckseltes Heu eingegeben werden<br />

(W. Klee, 2011). Ausserdem werden<br />

intravenöse Infusionen oder<br />

wässrige Eingaben in den Pansen mit<br />

basisch wirkenden Komponenten oder<br />

Pansenstimulans empfohlen. <br />

Autor Heribert Meiser,<br />

PD Dr. med. vet.,<br />

ist Mitarbeiter des<br />

Rindergesundheitsdienstes<br />

(RGD) und<br />

betreut die Fachbereiche<br />

Tierhaltung und<br />

Bestandesdiagnostik<br />

sowie Toxikologie und<br />

Fütterung.<br />

www.rgd.ch<br />

INFOBOX<br />

www.ufarevue.ch 12 · 11<br />

<strong>UFA</strong>-REVUE · 12 2011 85

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