14/2013 - Die Evangelisch-altreformierte Kirche in Niedersachsen
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Rubrik<br />
Im Strom der Zeit<br />
Dr. Mart<strong>in</strong> Heimbucher wird <strong>Kirche</strong>npräsident<br />
Moderamen der <strong>altreformierte</strong>n Synode wünscht Fortsetzung der guten Kooperation<br />
<strong>Die</strong> Gesamtsynode der <strong>Evangelisch</strong>-reformierten <strong>Kirche</strong> hat am 21. Juni <strong>in</strong> Emden mit überwältigender Mehrheit<br />
Dr. Mart<strong>in</strong> Heimbucher (57) als neuen <strong>Kirche</strong>npräsidenten zum Nachfolger von Jann Schmidt gewählt, der Ende Oktober<br />
<strong>in</strong> den Ruhestand geht. Das Moderamen der <strong>Evangelisch</strong>-<strong>altreformierte</strong>n Synode hat <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Glückwunschschreiben<br />
die Hoffnung ausgedrückt, dass der Prozess des Zusammenwachsens beider <strong>Kirche</strong>n – „dem auch wir uns<br />
verpflichtet fühlen“ – fortgesetzt wird.<br />
E<strong>in</strong>e <strong>Kirche</strong> kann nicht anders, als ihre Fühler zu anderen <strong>Kirche</strong>n<br />
auszustrecken. Auch die <strong>Evangelisch</strong>-<strong>altreformierte</strong> <strong>Kirche</strong><br />
ist seit langem mit anderen <strong>Kirche</strong>n vernetzt. War sie früher<br />
Teil der Gereformeerde Kerken <strong>in</strong> Nederland (GKN), so s<strong>in</strong>d<br />
längst die Kontakte zur reformierten Nachbarkirche auf allen<br />
Ebenen <strong>in</strong>tensiviert worden. Somit ist es auch für die seit 2007<br />
kooperierenden <strong>Kirche</strong>n nicht unwichtig, wer jeweils Ansprechpartner<br />
auf der anderen Seite ist.<br />
Kennen lernen<br />
Mit dem Glückwunschschreiben ist die E<strong>in</strong>ladung ausgesprochen,<br />
nach e<strong>in</strong>er ersten Orientierung <strong>in</strong> den eigenen Reihen<br />
dann auch „die <strong>Evangelisch</strong>-<strong>altreformierte</strong> <strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />
näher kennen zu lernen“. Tatsächlich dürfte der designierte<br />
<strong>Kirche</strong>npräsident auch im Kennenlernen der Altreformierten<br />
Neuland betreten, bewegte er sich doch bisher abseits<br />
möglicher Berührungspunkte. So hat ihn se<strong>in</strong> Werdegang<br />
bisher offensichtlich kaum <strong>in</strong> das westliche <strong>Niedersachsen</strong> geführt.<br />
Heimbucher ist <strong>in</strong> Kassel geboren und aufgewachsen, er<br />
hat <strong>in</strong> Gött<strong>in</strong>gen und Ma<strong>in</strong>z studiert und war 15 Jahre Geme<strong>in</strong>depastor<br />
zunächst <strong>in</strong> Leopoldshöhe (Lippische Landeskirche)<br />
und danach <strong>in</strong> Eddigehausen (bei Gött<strong>in</strong>gen, gehört zur Reformierten<br />
<strong>Kirche</strong>). Nach eigenem Bekunden weiß er somit die<br />
Ortsgeme<strong>in</strong>de als Basis der <strong>Kirche</strong> zu schätzen.<br />
Promoviert hat Heimbucher über <strong>Die</strong>trich Bonhoeffer. Und<br />
neben der wissenschaftlichen Tätigkeit (er ist Mitherausgeber<br />
der Werke Bonhoeffers) hat er sich <strong>in</strong> kirchenleitenden Gremien<br />
bewährt: Mart<strong>in</strong> Heimbucher ist seit 2007 <strong>in</strong> Hannover theologischer<br />
Referent der UEK, dem Zusammenschluss der unierten<br />
und reformierten <strong>Kirche</strong>n <strong>in</strong>nerhalb der EKD. Maßgeblich hat er<br />
von dort aus die Aktivitäten des Reformierten Bundes im Calv<strong>in</strong>jahr<br />
2009 und im aktuellen Jubiläumsjahr des Heidelberger<br />
Katechismus unterstützt.<br />
Von l<strong>in</strong>ks: Der amtierende <strong>Kirche</strong>npräsident Jann Schmidt, Mart<strong>in</strong> Heimbucher<br />
und Norbert Nordholt, Präses der Gesamtsynode<br />
Foto: Gerold Meppel<strong>in</strong>k<br />
Erwartungen<br />
Was darf die Reformierte <strong>Kirche</strong> nun von Mart<strong>in</strong> Heimbucher<br />
erwarten – und durch die enge Kooperation auch die Altreformierte<br />
<strong>Kirche</strong>? <strong>Die</strong> Rolle des <strong>Kirche</strong>npräsidenten ist die des leitenden<br />
Theologen. <strong>Die</strong>ses Profil br<strong>in</strong>gt er zweifelsohne mit sich.<br />
Dass aber Theologie <strong>in</strong> der Frömmigkeit geerdet se<strong>in</strong> muss, hat<br />
er <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Bewerbungsrede deutlich unterstrichen: Von Gott<br />
reden gel<strong>in</strong>gt nur, wenn auch mit Gott geredet wird. Somit will<br />
er im Bereich Gottesdienst und Liturgie auf Gestalt und Qualität<br />
achten. Dabei spielt für ihn die <strong>Kirche</strong>nmusik e<strong>in</strong>e besondere<br />
Rolle, die er fördern möchte. Mit der Orgellandschaft der reformierten<br />
Geme<strong>in</strong>den und dem Organeum <strong>in</strong> Weener hat die<br />
Reformierte <strong>Kirche</strong> viel beachtete Akzente gesetzt, die Posaunenarbeit<br />
floriert <strong>in</strong> kaum gekanntem Ausmaß, <strong>Kirche</strong>nchöre<br />
dagegen vermissen oftmals den Nachwuchs, und die populäre<br />
<strong>Kirche</strong>nmusik benötigt dr<strong>in</strong>gend professionelle Begleitung.<br />
Mit dem Stichwort „<strong>Kirche</strong>nmusik <strong>in</strong> all se<strong>in</strong>en Spielarten“, die<br />
Heimbucher fördern möchte, verb<strong>in</strong>den viele die Hoffnung,<br />
dass Bewährtes erhalten bleibt und Neues gewagt wird.<br />
Würdigung je eigener Stärken<br />
Aber jede <strong>Kirche</strong> ist auch Teil der Gesamtkirche. Innerhalb der<br />
EKD setzt sich Heimbucher für die Würdigung der Verschiedenheit<br />
und der je eigenen Stärken ihrer Gliedkirchen e<strong>in</strong>. Letztere<br />
sieht er auf die eigene <strong>Kirche</strong> bezogen <strong>in</strong> der Liebe zu Gottes<br />
Wort, <strong>in</strong> den funktionierenden Geme<strong>in</strong>den und <strong>in</strong> dem Engagement,<br />
das Christen und Geme<strong>in</strong>den aus dem Glauben heraus<br />
<strong>in</strong>itiieren und fördern. Grundlegende Themen, denen sich<br />
die <strong>Kirche</strong> zu stellen hat, s<strong>in</strong>d nach se<strong>in</strong>er Überzeugung „Friede,<br />
Wahrheit und Gerechtigkeit“. Dass Heimbucher über den Zusammenhang<br />
zwischen Christusfrieden und Weltfrieden bei<br />
Bonhoeffer promovierte, lässt hoffen, dass er die notwendige<br />
und nach den weltpolitischen Veränderungen vernachlässigte<br />
friedens ethische Debatte wieder ankurbeln wird.<br />
E<strong>in</strong>e gute Wahl<br />
<strong>Die</strong> Gesamtsynode der <strong>Evangelisch</strong>-reformierten <strong>Kirche</strong> hat –<br />
jeweils mit großen Mehrheiten – im Mai e<strong>in</strong> neues Moderamen<br />
und nun im Juni den neuen <strong>Kirche</strong>npräsidenten gewählt. Schon<br />
mit Norbert Nordholt, dem Richter am F<strong>in</strong>anzgericht Münster<br />
und ehrenamtlichen <strong>Kirche</strong>nratsvorsitzenden aus Schüttorf,<br />
hat die Gesamtsynode e<strong>in</strong>en neuen Präses (Vorsitzenden), der<br />
um Ausgleich bemüht ist und um Ehrlichkeit im manchmal notwendigen<br />
konträren Disput.<br />
Nach me<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schätzung s<strong>in</strong>d beide, Nordholt und Heimbucher,<br />
auch für die <strong>Evangelisch</strong>-<strong>altreformierte</strong> <strong>Kirche</strong> e<strong>in</strong>e<br />
gute Wahl, die das Zusammenwachsen fördern, gegenseitiges<br />
Vertrauen festigen und neue Impulse geben können. Nun warten<br />
wir ab, wer im Herbst zum neuen leitenden Juristen gewählt<br />
wird ...<br />
Fritz Baarl<strong>in</strong>k, Veldhausen