14/2013 - Die Evangelisch-altreformierte Kirche in Niedersachsen
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<strong>Die</strong>nstjubiläum He<strong>in</strong>rich Baarl<strong>in</strong>k<br />
109<br />
e<strong>in</strong> fragwürdiges Bild von Gott wir damit<br />
vermittelten.“ Der Erfahrungs- und<br />
Erwartungshorizont <strong>in</strong> den Geme<strong>in</strong>den<br />
war oft e<strong>in</strong>seitig durch geforderte Ehrfurcht<br />
besetzt. „Wenn Vertrauen da ist“,<br />
so He<strong>in</strong>rich Baarl<strong>in</strong>k, „kommt die Ehrfurcht<br />
von selbst. Das war mir auch im<br />
Umgang mit K<strong>in</strong>dern wichtig. Sie sollten<br />
Vertrauen wagen und nicht Angst vor ihrem<br />
Pastor haben.“<br />
Gerechtigkeit<br />
rückt <strong>in</strong> den Vordergrund<br />
„Dann hat sich das Verständnis von Gerechtigkeit<br />
gewandelt“ stellt He<strong>in</strong>rich<br />
Baarl<strong>in</strong>k fest. Heute reden wir mehr<br />
über die Frage der sozialen Gerechtigkeit<br />
und setzen uns dafür e<strong>in</strong>. „Man<br />
sprach, wenn es um soziale Fragen g<strong>in</strong>g,<br />
früher eher von christlicher Barmherzigkeit,<br />
die geübt werden sollte, als: sich<br />
für Gerechtigkeit aktiv e<strong>in</strong>zusetzen. Da<br />
war man ganz der Theologie des 19.<br />
Jahrhunderts verhaftet.“ – He<strong>in</strong>rich<br />
Baarl<strong>in</strong>k verweist auf Daniel 9. Dort betet<br />
Daniel: „Ach Herr, um aller de<strong>in</strong>er<br />
Gerechtigkeit willen wende ab de<strong>in</strong>en<br />
Zorn und Grimm von de<strong>in</strong>er Stadt Jerusalem<br />
und de<strong>in</strong>em heiligen Berg.“<br />
Barmherzigkeit und Gerechtigkeit gehören<br />
bei Gott zusammen.<br />
Sumba:<br />
Wachsen an Herausforderungen<br />
Nach den ersten fünf <strong>Die</strong>nstjahren <strong>in</strong><br />
Nordhorn g<strong>in</strong>g es <strong>in</strong> die Mission nach<br />
Sumba. Bereits 1946 hatte die <strong>Kirche</strong><br />
auf Sumba sich für selbstständig erklärt.<br />
Dennoch bat sie um Unterstützung <strong>in</strong><br />
ihrer Arbeit. So kehrten niederländische<br />
Missionsarbeiter aus jahrelanger<br />
japanischer Internierung zurück, jedoch<br />
unter der ausdrücklichen Bed<strong>in</strong>gung,<br />
dass nunmehr die Organe der <strong>Kirche</strong><br />
auf Sumba wie <strong>Kirche</strong>nräte, Klassis und<br />
Synode die volle Verantwortung hatten<br />
und sie als Missionsarbeiter ke<strong>in</strong>erlei leitende<br />
Ämter ausüben würden. Das war<br />
sehr fortschrittlich und kirchlich korrekt<br />
gedacht. Zehn Jahre später erhielten<br />
niederländische Missionsarbeiter wegen<br />
politischer Spannungen zwischen den<br />
beiden Ländern ke<strong>in</strong> Visum mehr. So bot<br />
es sich an, das junge deutsche Ehepaar<br />
Baarl<strong>in</strong>k (ebenso auch He<strong>in</strong>rich und Janni<br />
Alsmeier) nach Sumba auszusenden.<br />
Mit reichlich e<strong>in</strong>jähriger Vorbereitung<br />
waren es <strong>in</strong>sgesamt zehn Jahre, die das<br />
Ehepaar Baarl<strong>in</strong>k außerhalb<br />
der <strong>altreformierte</strong>n<br />
Welt verbrachte. Wie war<br />
die Zusammenarbeit? Gab<br />
es da Probleme? „Unser<br />
Ausgangspunkt war, dass<br />
die sumbanesischen Brüder<br />
und Schwestern vor allem<br />
<strong>in</strong> den Fragen, die mit<br />
ihrem kulturellen H<strong>in</strong>tergrund<br />
zusammenh<strong>in</strong>gen,<br />
den besseren Durchblick<br />
hatten“, so He<strong>in</strong>rich Baarl<strong>in</strong>k.<br />
„Ich habe mich als<br />
Berater verstanden. Und<br />
so fragte ich e<strong>in</strong>mal bei<br />
jeder der vier Klassisversammlungen,<br />
bei denen<br />
ich dabei war, was ich als<br />
Missionspastor für sie tun<br />
sollte. Es war für uns beide<br />
e<strong>in</strong>e wunderbare, bereichernde<br />
Zeit mit vielen<br />
Herausforderungen, die<br />
wir nicht missen möchten.<br />
So nahm ich auf vielfältige Weise teil an<br />
ihren missionarischen Aktivitäten, an<br />
theologischen Schulungskursen, an der<br />
Bibel- und Bücherverbreitung, an Predigtvorbereitungen,<br />
und nicht zuletzt als<br />
Berater auf Versammlungen der Klassis<br />
und der Synode.“<br />
Seit 1968 haben sie wiederholt Delegationsbesuche<br />
begleitet. Sie erlebten, wie<br />
die <strong>Kirche</strong> auf Sumba im Laufe der Jahre<br />
ungeahnt gewachsen und jugendlicher<br />
und selbstbewusster geworden ist. Viele<br />
der Delegierten s<strong>in</strong>d gut ausgebildet und<br />
technisch gut ausgerüstet.<br />
Viele genutzte Chancen<br />
„Was würdet Ihr im Rückblick auf sechzig<br />
Amtsjahre im Nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> gern anders<br />
gemacht haben?“, habe ich die beiden<br />
gefragt. He<strong>in</strong>rich Baarl<strong>in</strong>k sagte schon<br />
Fürchte dich nicht!<br />
Rede nur,<br />
schweige nicht!<br />
1977 promovierte He<strong>in</strong>rich Baarl<strong>in</strong>k mit e<strong>in</strong>er Dissertation über das<br />
Markusevangelium, e<strong>in</strong> Jahr später berief ihn die Generalsynode der<br />
GKN zum Professor für Neues Testament nach Kampen.<br />
gleich zu Anfang des Gespräches, dass er<br />
sich manchmal mehr Mut gewünscht hätte,<br />
wenn nötig auch gegen den Strom zu<br />
schwimmen. War man dem e<strong>in</strong>en zu fortschrittlich,<br />
war man dem anderen mitunter<br />
zu konservativ. Mit Bedauern stellt Femmy<br />
Baarl<strong>in</strong>k fest, dass die Rolle e<strong>in</strong>er Pastorenfrau<br />
e<strong>in</strong>en auch e<strong>in</strong>schränkte, mehr persönliche<br />
Kontakte zu e<strong>in</strong>zelnen Geme<strong>in</strong>degliedern<br />
im gleichen Alter zu knüpfen.<br />
Ansonsten hätten sie <strong>in</strong> ihrem Leben viele<br />
Chancen gehabt und sie auch genutzt. –<br />
Wie kaum e<strong>in</strong> anderes Paar kann das Ehepaar<br />
Baarl<strong>in</strong>k sechzig Jahre unserer <strong>Kirche</strong><br />
überblicken. Ich danke den beiden für den<br />
ausführlichen Austausch, von dem nur e<strong>in</strong><br />
kle<strong>in</strong>er Teil e<strong>in</strong>en Niederschlag <strong>in</strong> diesem<br />
Artikel zu f<strong>in</strong>den vermochte.<br />
<strong>Die</strong>ter Bouws, Uelsen<br />
Monatsspruch Juli <strong>2013</strong><br />
Apg. 18, 9–10<br />
Denn ich b<strong>in</strong> mit dir.