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Training Der Anwalt des Buches Bei der mehrfach ausgezeichneten euro päischen Koproduktion (HU, AT, FR, NL) »Adrienn Pál« von Ágnes Kocsis, die 2010 in Cannes im Rahmen der Reihe Un Certain Regard gezeigt wurde, war Franz Rodenkirchen als Drehbuchberater be - teiligt. Ein Interview mit Franz Rodenkirchen über Stoffe und Persönlichkeiten Franz Rodenkirchen gehört zu den renommiertesten Script Consultants im europäischen Arthouse. Darüber hinaus arbeitet er als Tutor und Ex perte u.a. für den CineLink in Sarajewo, den Berli - nale Talent Campus und das TorinoFilmLab. 2001 bis 2009 war Franz Rodenkirchen Head of Consulting bei der Berliner Agen tur Scripthouse. Seit 2005 ist er Tutor des Script & Pitch Workshops und Mitglied des Auswahlteams des Torino- FilmLabs. Für das Binger Filminstitut, Amsterdam, ist er regelmäßig als Script Ad visor tätig, wo er außerdem seinen Workshop »Script Editing – Six days of practice« anbietet. Daneben ist er Tutor für CineLink, den Koproduktionsmarkt des Sarajevo Film Festivals, für den Berlinale Talent Campus und das Nipkow- Programm. Er war Koautor für Filme von Jörg Buttgereit und hat in den letzten zehn Jahren an internationalen Filmprojekten hauptsächlich von Autorenfilmern mitgewirkt. <strong>MEDIA</strong> MAGAZIN Als Script Consultant haben Sie relativ früh begonnen, sich mit eu - ro päischen Stoffen zu beschäftigen. Wie kam es dazu? FRANZ RODENKIRCHEN Auf der Suche nach Neuem bin ich Anfang 2000 auf den CineLink aufmerksam geworden, für den Consultants gesucht wurden. Ich habe Philippe Bober von The Co-production Office, für den ich bereits internationale Stoffe eingeschätzt habe, gebeten, mich dort zu empfehlen. Dort ist mir dann be - wusst geworden, dass ich die Stoffe, die mich besonders ansprachen, eher auf dem internationalen Terrain finden würde. Was haben Sie dort gefunden? Autoren und Filmemacher, für die ein Film eine persönliche Haltung widerspiegelt und ein künstlerisches Medium ist. Jedes Buch hat seine eigene individuelle Form, die es zu finden und herauszuarbeiten gilt. Durch die Art des Feedbacks, das dort gegeben wurde, hat sich meine Art zu arbeiten verändert. In welcher Form? Der Schwerpunkt meiner Arbeit lag immer auf der Erstellung einer schriftlichen Analyse, die dann dem Team, Autor oder Produzent präsentiert wurde. Ich habe das als unbefriedigend empfunden, daher habe ich mich der gesprächsgeführten Beratung zugewandt. 10 _ 11 THEMEN
Wie muss man sich das vorstellen? Zunächst muss ich die Stoffe so unbedarft wie möglich lesen. Als Nächstes versu che ich, den Kern der Geschichte herauszufinden, den ich dann im anschließenden Gespräch gemeinsam mit dem Autor freilege. Das ist eine Art Synchronisationsprozess. Erst dann fange ich an, Details zu erarbeiten und gehe die Szenen durch. Denken Sie dabei auch an Zielgruppen, Marketing oder Verwertungsstrategien? Ja, allerdings nicht als etwas von außen Gegebenes, sondern als etwas, das aus der Geschichte heraus mitgedacht wird. Man muss sich im Klaren über die Di - men sion des Films sein und wissen, dass ein interessiertes Publikum nicht un bedingt ein großes sein muss. Ich bin nicht das Sprachrohr des Produzenten, sondern der Anwalt des Buchs. Marketing hat viel mit Branding zu tun. Und dieses Branding kann auch über die inhaltliche Arbeit laufen. Um Zuschauerbindung geht es auch im neuen Audience Design Workshop des TorinoFilmLabs, in den Sie involviert sind. Die Idee haben wir im Rahmen von Script & Pitch entwickelt. Autoren und Filmemacher erhalten die Möglichkeit, das Denken über die Kernidentität ihrer Projekte besser zu durchdringen. Deshalb haben wir bei Script & Pitch die Idee des Audience Designers entwickelt, der sich bereits in den Entwicklungsgesprächen mit den Stoffen auseinandersetzt, um die Intention der Filmemacher zu verstehen und gemeinsam mit ihnen zu kommunizieren. Hat die Zusammenarbeit mit den Audience Designern überraschende Erkenntnisse gebracht? Überraschend insofern, als dass ich gemerkt habe, dass das alte Klischee immer noch greift: Die Frage nach dem Zuschauer steht immer noch am Ende des Sales & Marketingbereichs. Umgekehrt hat Development für die meisten nichts mit Mar keting zu tun. Der »Audience«-Begriff ist sehr stark Marketing-besetzt: Hauptsache, du hast dem Zuschauer eine Karte verkauft. Das wollten wir verändern, indem wir das Denken der beiden entgegengesetzten Pole Development und Sales Marketing zusammenbringen. Mit welchen Partnern arbeiten Sie zusammen? Neben dem CineLink in Sarajewo und dem Binger Institut ist das TorinoFilmLab einer meiner wichtigsten Partner. Dort bin ich seit 2005 als Tutor der Script & Pitch-Kurse mit dabei. Außerdem bin ich für das FrameWork-Programm des Film- Labs als Scout zuständig und suche Projekte, die wir dann einladen, um sie weiterzuentwickeln. Der intensive Austausch untereinander ist dabei ebenso wichtig wie die internationale Vernetzung. Es ist wirklich der erste Schritt zu einer ge sunden Selbsteinschätzung, wenn man über den nationalen Tellerrand gucken kann. Geht es Ihrer Meinung nach bei internationalen Workshops im Bereich Script Development eher um Talententwicklung? Ja genau. Wobei Talententwicklung immer nach Anfänger klingt und man das Training nicht als etwas sehen sollte, wo nur absolute Beginner anzutreffen sind. Viel wichtiger ist, Leute anzusprechen, die zwar schon mehr Erfahrung haben, aber trotzdem bereit sind, sich weiterzuentwickeln. Abschließend würden wir gerne wissen, was Sie sich vom zukünftigen Programm Creative Europe wünschen. Bei allem Verständnis, das ich für Neue Medien und Technologien habe, würde ich mir wünschen, dass nicht vergessen wird, länderübergreifende Programme zu fördern, die die Entwicklung der Kreativität und der kreativen Persönlichkeiten fördern. Man sollte Autoren und Filmemacher so ausbilden, dass ihre künstlerischen Entscheidungen wirklich künstlerische und nicht opportunistische sind. >> Interview: Susanne Schmitt/Andrea Greul DAS TORINOFILMLAB Das <strong>MEDIA</strong> unterstützte TorinoFilmLab bietet verschiedene Programme für Drehbuchautoren und Autoren-Produzenten-Teams an: > Script & Pitch: Spielfilm-Drehbuch- Entwicklung für internationale Autoren. > FrameWork: Projektentwicklung für Au toren-Produzenten-Teams von 1st oder 2nd Fiction-Features. > AdaptLab: Entwicklung von Buchadaptionen für europäische Drehbuchautoren. > Interchange: Training für Autor-Produzenten-Teams aus Europa und dem arabischen Raum. > Audience Design: Training für Filmschaffende, die transmediale Ideen einsetzen, um das Publikum zu erreichen. > Biennale College: Während des internationalen Filmfestivals in Venedig ar - beiten ausgewählte Filmemacher mit Experten fünfzehn Tage lang in Ar beits - gruppen an ihren ersten oder zweiten Projekten. >> mehr Infos: www.torinofilmlab.it
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