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Distribution<br />
Auf neuen Wegen ins Kino<br />
Digitales Marketing Die größte Veränderung in den<br />
letzten Jahren für das Kino stellt mit Sicherheit die<br />
Digitalisierung dar. Aber auch nachdem die Frage,<br />
wer der finanzielle Gewinner dieser technologischen<br />
Neuerung ist, langsam geklärt zu sein scheint – als<br />
wesentlicher Profiteur gelten die Technikunternehmen<br />
–, bleibt die Diskussion über Weh und Segen<br />
kontrovers.<br />
»Wir sind überzeugt<br />
davon, dass die neuen<br />
Medien der Filmwirtschaft<br />
mittelfristig<br />
wieder zu mehr Vielfalt<br />
verhelfen werden.<br />
Der An satz besteht<br />
darin, eine Bindung<br />
zwischen Film und po -<br />
tenziellem Zuschauer<br />
lange vor Kinostart<br />
herzustellen.«<br />
Jon Handschin über die Chancen<br />
des Online-Marketing.<br />
Was für die einen grenzenlose Verfügbarkeit bedeutet, ist für andere eher Verdrängung.<br />
Sicherlich sieht das Kino der Zukunft anders aus als zu Zeiten, als die<br />
Bilder laufen lernten, aber die Zukunft des Kinos muss deshalb noch lange nicht<br />
bedroht sein. Denn das Interesse an dem einzigartigen kollektiven Erlebnis, im<br />
dunk len Raum Geschichten erzählt zu bekommen, ist seit Urbeginn der Menschheit<br />
ungebrochen.<br />
Bei der Gewinnung und Bindung neuer Zuschauergruppen durch das Ausloten<br />
individueller Bedürfnisse können die Marketingmöglichkeiten, die sich durch die<br />
Digitalisierung ergeben, durchaus unterstützend sein. Seit 2010 fördert <strong>MEDIA</strong><br />
die deutsche Online Marketinginitiative Support your local Cinema (SylC), die<br />
sich in den letzten zwei Jahren stark entwickelt hat. Über 70 Arthouse-Kinos in<br />
fünf Ländern (DE, UK, NL, FR, PL) werden mit individuellen Apps für iOS und<br />
An droid versorgt, um darüber mit ihrem lokalen Publikum in Kontakt bleiben<br />
zu können.<br />
Während mit SylC die digitale Kommunikation als wichtiges Marketingtool eingesetzt<br />
wird, um eine Bindung zwischen Publikum und Kino zu intensivieren, geht<br />
die niederländische Onlineplattform »We Want Cinema« (WWC) noch einen<br />
Schritt weiter in Richtung freier Verfügbarkeit. Hier kann der Zuschauer selbst<br />
über das Programm in einem bestimmten Kino zu bestimmten Zeiten entscheiden.<br />
Die assoziierten Kinos geben verschiedene Slots für WWC frei, auf denen sich der<br />
Zuschauer einen Film wünschen kann. Er muss dann nur genügend, und was ge -<br />
nügt, variiert von Film zu Film und Zeit zu Zeit, Teilnehmer finden, um eine Projektion<br />
zu bewirken. Die Kosten der Vorführung teilen sich Verleih, Kino und WWC.<br />
Marieke Jonker vom Arthouse Verleih Amstelfilm, die dort für WWC verantwortlich<br />
ist, sieht die Digitalisierung in diesem Sinne als Chance für die unabhängige<br />
europäische Filmbranche und wünscht sich den Kinobesuch mehr als eine<br />
interaktive soziale Erfahrung. Platz eins der Liste der beliebtesten Filme von WWC<br />
belegt der deutsche Dokumentarfilm »El Bulli – Cooking in Progress«, Platz 3 der<br />
<strong>MEDIA</strong> Hit »Die fabelhafte Welt der Amélie« von Jean-Pierre Jeunet.<br />
Da immer mehr Filme auf den Markt drängen, werden gigantische Summen für<br />
Marketing ausgegeben, damit eine optimale Aufmerksamkeit am ersten Wochenende<br />
erreicht wird. Auf diese Situation reagiert das Social Media-Startup Unternehmen<br />
moviepilot.com mit einer gezielten, ausgefeilten, durch Daten gestützten<br />
Ansprache von Fangruppen und Genrekennern.<br />
Die neuen Medien helfen Filmverleihern dabei, deutlich kosteneffizienter als<br />
zuvor eine klarer umrissene Zielgruppe ihrer Filme zu erreichen. »Wir können<br />
uns wegbewegen von einer Welt, in der Blockbuster einfach die gesamte Werbeaufmerksamkeit<br />
aufkaufen hin zu einer Welt, in der deutlich kleinere Zielgruppen<br />
erfolgreich auf deutlich geringer budgetierte Filme hingewiesen werden können.<br />
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