Pressemappe - BdLa
Pressemappe - BdLa
Pressemappe - BdLa
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
landschaftsarchitekten<br />
1<br />
2013<br />
Rückblick und Ausblick<br />
100 Jahre bdla. Interview mit Andrea Gebhard und Prof. Arno S. Schmid<br />
Andrea Gebhard<br />
© id-fotos.de<br />
Prof. Arno Sighart Schmid<br />
Sein 100-jähriges Bestehen feiert der bdla im Jahr 2013. Der<br />
Beruf des Gartenarchitekten war vor 100 Jahren ein noch eher<br />
junger Beruf, der seinen Aufschwung nahm durch die zunehmende<br />
Industrialisierung und die dadurch bedingten sozialen und auch räumlichen<br />
Veränderungen in Deutschland. Vor allem die Entwicklung der<br />
Städte, die teilweise extrem schlechten Wohnverhältnisse der Bevölkerung<br />
und der Bau von Arbeiterwohnquartieren zwangen die Kommunen<br />
in den Folgejahren dazu, in einen Mindeststandard an Gesundheitsvorsorge<br />
und Aufenthaltsqualität zu investieren. Aus dieser<br />
Verpflichtung entstanden die ersten städtischen Gartenämter, Kleingartenanlagen<br />
und Volksparks.<br />
Am Anfang stand die Gründung zweier Parallelverbände. Im Oktober<br />
1913 formierte sich in Frankfurt/Main der BDGA, der Bund<br />
Deutscher Gartenarchitekten und 1914 folgte der VDG, der Verein<br />
Deutscher Gartenarchitekten. Beide Organisationen wurden 1933<br />
aufgelöst bzw. durch die »Gleichschaltung« in die Reichskulturkammer<br />
integriert. Erst 1948 wurde der BDGA neu gegründet und<br />
schließlich 1972 in Bund Deutscher Landschafts-Architekten (BDLA)<br />
umbenannt. Während sich der BDGA als kritische berufsständische<br />
Organisation sah, verstand sich der VDG weniger als wirtschaftliche<br />
Interessenvertretung, sondern eher als gartenkünstlerische Elitevereinigung.<br />
Zu diesem Zeitpunkt waren Gartenarchitekten sowohl planend<br />
als auch ausführend tätigt. Nicht nur das hat sich grundlegend geändert.<br />
Die Landschaftsarchitektur der Gegenwart hat mehr denn<br />
je die Aufgabe, die spannungsvolle Beziehung zwischen Mensch und<br />
Natur zu definieren. Neben der Ästhetik spielen ökologische Aspekte<br />
in Zeiten von Klimawandel und Energiewende eine immer größe-<br />
© privat<br />
re Rolle bei der sozial orientierten Siedlungs- und Landschaftsentwicklung<br />
genauso wie bei der zeitgemäßen Freiraumplanung.<br />
Heute zählt der bdla rund 1300 Mitglieder, darunter ca. 800<br />
freischaffende Landschaftsarchitekten. Der bdla versteht sich als<br />
Sprachrohr für selbstständige, angestellte und beamtete Landschaftsarchitekten,<br />
Landschaftsplaner und den beruflichen Nachwuchs.<br />
1990 zählte der bdla zu den Gründungsmitgliedern der European<br />
Foundation for Landscape Architecture EFLA.<br />
Mehr über 100 Jahre bdla erfuhr Petra Pintscher in ihrem Interview<br />
mit der amtierenden bdla-Präsidentin Andrea Gebhard und Prof.<br />
Arno S. Schmid, von 1983 bis 1989 Präsident des bdla, von 2004<br />
bis 2010 Präsident der Bundesarchitektenkammer sowie langjähriger<br />
Präsident des Weltverbands der Landschaftsarchitekten, der<br />
International Federation of Landscape Architects (IFLA).<br />
Als sich die Gartenarchitekten<br />
zusammenschlossen<br />
Was war der Auslöser für die Gründung einer berufsständischen<br />
Vereinigung?<br />
Prof. Arno Sighart Schmid: Nach der Jahrhundertwende, im 18./19.<br />
beziehungsweise dann auch im 20. Jahrhundert, hatten sich die<br />
Aufgaben für die Kollegenschaft deutlich verändert. Zuvor gab es<br />
die Periode der Hofgärtner, die eher in feudalen Anwesen und an<br />
den Fürstenhöfen tätig waren und dort ihre Parkgestaltung gemacht<br />
haben. In der frühen Weimarer Republik kam dann eine soziale<br />
Komponente hinzu, die die Aufgabenstellungen deutlich erweitert<br />
hat, denn als Folge der frühen Industrialisierung litten die<br />
Menschen unter mangelnder Bewegung und schlechter Ernährung.<br />
Erste Volksparks entstanden, es war die Zeit von Turnvater Jahn,<br />
die Zeit der Gesundheitsvorsorge und auch der Schrebergärten.<br />
Als Reaktion auf die damalige Lebensweise und die -umstände und<br />
um mit einer Stimme zu sprechen, solidarisierten sich die Gartenarchitekten<br />
und gründeten einen Verband. Sicher auch, um ihre<br />
wirtschaftlichen Interessen zusammenzufassen.<br />
Das heißt, die Gartenarchitekten haben Einfluss auf Stadt und Gesellschaft<br />
genommen?<br />
Andrea Gebhard: Dazu muss man zeitlich noch weiter zurückgehen.<br />
Friedrich Ludwig von Sckell hat als Hofgartenintendant schon 1812<br />
die Stadterweiterung Münchens in einem Wettbewerb entwickelt<br />
und dann mit Karl von Fischer als Architekt umgesetzt. Das Span-<br />
6