Freizeit Ist eigentlich nie allein: Holzschnitzer Wolfgang Ducksch im Kreis seiner von ihm geschaffenen Masken in seinem Show- Room in Oberkirch. Text: Pascal Cames Fotos: Jigal Fichtner 16
FANTASIE UND FINGERSPITZENGEFÜHL WOLFGANG DUCKSCH AUS OBERKIRCH SCHNITZT MASKEN UND MEHR Da hängen sie und sagen nichts: das Monster mit den spitzen Zähnen, das alte Weib mit der verwarzten Nase, die Wildsau und der rote Teufel, der dümmliche Grinser, der goldene Nasenmensch und das blasse Mondgesicht, die schielende Ziege und der Zähnefletscher … Es sind die Geschöpfe von Wolfgang Ducksch, 63, Maskenschnitzer aus Oberkirch. Eigentlich wollte der mit blühender Fantasie und Fingerspitzengefühl gesegnete Handwerker Werklehrer werden, aber da er in der Schule ein bisschen nachlässig war, musste er auf den zweiten Bildungsweg. Dieser führte ihn nach Freiburg, wo er von 1969 bis 1972 beim Landesinnungsobermeister das Schnitzen lernte. <strong>Das</strong> fühlte sich gut an, schon als Kind hatte er gerne Ton und Knete zwischen den Fingern. Seine Hände sind schlau. Auch Strukturen und Formen sprechen ihn an. „<strong>Das</strong> gibt es alles in der Natur, man muss es nur finden“, weiß er. Seine wachen Augen verraten ihn, Suchen und Finden macht ihm Spaß. Über die Jahrzehnte hat sich sein Geschäft nicht groß verändert. Er schnitzte für die Oberkircher Winzer ein Fass, gestaltete Kuckucksuhren und fertigte Krippenfiguren. Heute sind vor allem Fasnachtslarven gefragt. In seiner mit Hunderten von Masken gefüllten Stube hört sich Ducksch die Kundenwünsche an. Viele lassen sich von „Herr der Ringe“ und „Fluch der Karibik“ inspirieren, wollen etwas mit Reißzähnen und Wunden. „Dämonen, Dämonen, Dämonen“, resümiert Wolfgang Ducksch mit gespieltem Pathos. So geht er vor: Als Erstes knetet er einen kleinen Prototyp, und wenn der gefällt, überträgt er ihn auf ein größeres Modell aus Lindenholz oder das noch leichtere Holz der Weymouthskiefer. Jetzt kommen fünf Stunden Feinarbeit. Messer! Wolfgang Ducksch hat ein paar Hundert in seinen Schubladen, manche mit gerader Klinge, andere rund wie ein U. Was er für Ohren, Augen, Nase braucht, greift er sich und schabt hier eine Rille und dort eine – immer mit der Maserung, nie dagegen, damit die Maske nicht bricht. So werden Falten tiefer und Grimassen grotesker. Masken eben. <strong>Das</strong> Holz macht ein trockenes, kratzendes Geräusch. Mit seinem Daumen fährt er prüfend über die Oberfläche. Spürt er eine kleine Unebenheit? Offensichtlich ja, er greift zu einem feineren Messer. Ist die Maske geschnitzt, fehlen nur noch Farbe und Lack. „Ich bin ein Lebenskünstler“, plaudert er, während die Larve plastischer wird. So kurz vor der Rente hat er immer noch Spaß an der Arbeit. Er sammelt Masken, weiß viel von der Geschichte des Handwerks zu erzählen, das wahrscheinlich während des Barock aus Vorarlberg in Österreich ins Badische kam, und freut sich, wenn er wie vor zwei Jahren für einen Workshop in Afrika gebucht wird. Im Senegal staunte er nicht schlecht über die Technik, mit einem Beil das harte Holz zu behauen. „Immer haben sie auf die gleiche Stelle gehauen, ich habe das nie geschafft“, erzählt er. Dafür haben sie ihm dort die Technik mit dem Messer abgeschaut. „Die sind ja auch nicht blöd“,lacht er. Maskenschnitzerei Bildhauerei Wolfgang Ducksch Hauptstraße 15 77704 Oberkirch Telefon: 0 78 02 / 67 06 www.maskenschnitzerei.de 17