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VERITAS - Das Genussmagazin / Ausgabe 11-2014

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WEIN-ABC<br />

<strong>Das</strong> Holzfass ist eine Erfindung<br />

der Kelten, die über die Römer<br />

in ganz Europa bekannt wurde.<br />

Über Jahrhunderte waren<br />

große Holzfässer die traditionellen<br />

Lagerbehälter hiesiger Erzeuger, da<br />

sie grundsolide waren – und darum ideal<br />

für den Transport. Bis in die Neuzeit hinein<br />

wurde der Wein erst am Bestimmungsort<br />

abgefüllt. Eine Erzeugerabfüllung ist also<br />

relativ neu. Bis Mitte der 1980er-Jahre durften<br />

deutsche Weine aus dem Barrique nur<br />

als Tafelwein in den Verkauf, da die typische<br />

Holznote bei der Qualitätsweinprüfung<br />

als Fremdton eingestuft wurde. Heute<br />

hat sich das geändert, auch weil der Kunde<br />

auf den Geschmack gekommen ist.<br />

Als eine aromabildende Maßnahme spielte<br />

das Fass erstmals durch die Engländer<br />

eine Rolle. Diese fanden den aus Bordeaux<br />

transportierten Wein köstlicher als den<br />

gleichen Wein, der in Bordeaux geblieben<br />

war und keine reisebedingte Lagerung in<br />

Fässern genossen hatte.<br />

Barrique<br />

Barrique<br />

Barrique<br />

gerbigen Holzlohe schmecken, dann muss<br />

die Innenseite der Fässer gebrannt werden<br />

(= Toasting). Erst dann erhält man die den<br />

Wein so angenehm ergänzenden Duftnoten<br />

von gerösteter Eiche, die manchmal an<br />

Vanille erinnern. Die Stärke der Holztöne<br />

hängt vor allem vom Alter der Fässer ab.<br />

Ein neues, ungebrauchtes Fass hat als sogenannte<br />

„Erstbelegung“ den größten Effekt,<br />

eine Zweitbelegung bringt dezentere Holztöne.<br />

Auch die Verweildauer des Weines im<br />

Fass entscheidet über das Aroma mit. Um<br />

diesen Effekt zu erzeugen, wird mittlerweile<br />

einiges getan, was ehrbare Winzer auf<br />

die Eiche treibt. Eichenholzchips und sogar<br />

flüssiges Holz sind als Zusätze bekannt, um<br />

den gewünschten Holzton zu erzeugen. In<br />

Deutschland sind Holzchips seit 2006 erlaubt,<br />

nur darf dann nicht Barrique auf dem<br />

Etikett stehen. Künstliche Aromen sind dagegen<br />

verboten.<br />

Der Siegeszug des Barrique hat auch den<br />

Weißwein erreicht. Allerdings passt das<br />

rustikale Holzfass nur zu bestimmten Sorten<br />

– und dann auch nicht immer. Was<br />

Chardonnay, Weißburgunder und Grauburgunder<br />

gut steht, kann einen filigranen<br />

Auch die Deutschen kamen auf den Geschmack<br />

durch Kaufleute, die Bordeaux<br />

importierten und zum Rotspon veredelten.<br />

Insbesondere der Wein aus neuen Fässern<br />

tat sich hervor. <strong>Das</strong> sprach sich auch<br />

in Frankreich herum und die Franzosen<br />

machten es zu ihrer ureigenen Angelegenheit,<br />

Weine in 225-Liter-Fässern (das ist die<br />

Norm) aus Eiche zu lagern – und damit aufzuwerten.<br />

Natürlich nimmt man in Frankreich<br />

für die Fassdauben die europäischen<br />

Stiel- oder Traubeneichen aus französischen<br />

oder deutschen Wäldern, anderswo<br />

in der Welt traut man sich auch an die Amerikanische<br />

Weiß-Eiche.<br />

Was bringt nun eine Lagerung im Fass? Da<br />

Holz ein organisches Material ist, findet<br />

zwischen Wein und Eiche ein Austausch<br />

von Stofflichkeiten statt. Zusätzlich gelangen<br />

kleinste Mengen Luft zum Wein, was<br />

gerade bei Rotweinen zu einer positiven Reifung<br />

beiträgt. Soll der Wein nicht nach der<br />

Riesling ruinieren und einen leichten<br />

Müller-Thurgau erdrücken. Ob nun Weißwein<br />

oder Rotwein, für jeden Kellermeister<br />

bleibt Barrique eine ganz besondere Herausforderung.<br />

Whisky-Brenner haben es<br />

dagegen leichter – die nehmen gebrauchte<br />

Barriques, um ihr Feuerwasser zu tunen.<br />

WEIN-ABC von:<br />

Frank Männle – Qualitätsmanager Weinbau<br />

Oberkircher Winzer<br />

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