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WEIN-ABC<br />
<strong>Das</strong> Holzfass ist eine Erfindung<br />
der Kelten, die über die Römer<br />
in ganz Europa bekannt wurde.<br />
Über Jahrhunderte waren<br />
große Holzfässer die traditionellen<br />
Lagerbehälter hiesiger Erzeuger, da<br />
sie grundsolide waren – und darum ideal<br />
für den Transport. Bis in die Neuzeit hinein<br />
wurde der Wein erst am Bestimmungsort<br />
abgefüllt. Eine Erzeugerabfüllung ist also<br />
relativ neu. Bis Mitte der 1980er-Jahre durften<br />
deutsche Weine aus dem Barrique nur<br />
als Tafelwein in den Verkauf, da die typische<br />
Holznote bei der Qualitätsweinprüfung<br />
als Fremdton eingestuft wurde. Heute<br />
hat sich das geändert, auch weil der Kunde<br />
auf den Geschmack gekommen ist.<br />
Als eine aromabildende Maßnahme spielte<br />
das Fass erstmals durch die Engländer<br />
eine Rolle. Diese fanden den aus Bordeaux<br />
transportierten Wein köstlicher als den<br />
gleichen Wein, der in Bordeaux geblieben<br />
war und keine reisebedingte Lagerung in<br />
Fässern genossen hatte.<br />
Barrique<br />
Barrique<br />
Barrique<br />
gerbigen Holzlohe schmecken, dann muss<br />
die Innenseite der Fässer gebrannt werden<br />
(= Toasting). Erst dann erhält man die den<br />
Wein so angenehm ergänzenden Duftnoten<br />
von gerösteter Eiche, die manchmal an<br />
Vanille erinnern. Die Stärke der Holztöne<br />
hängt vor allem vom Alter der Fässer ab.<br />
Ein neues, ungebrauchtes Fass hat als sogenannte<br />
„Erstbelegung“ den größten Effekt,<br />
eine Zweitbelegung bringt dezentere Holztöne.<br />
Auch die Verweildauer des Weines im<br />
Fass entscheidet über das Aroma mit. Um<br />
diesen Effekt zu erzeugen, wird mittlerweile<br />
einiges getan, was ehrbare Winzer auf<br />
die Eiche treibt. Eichenholzchips und sogar<br />
flüssiges Holz sind als Zusätze bekannt, um<br />
den gewünschten Holzton zu erzeugen. In<br />
Deutschland sind Holzchips seit 2006 erlaubt,<br />
nur darf dann nicht Barrique auf dem<br />
Etikett stehen. Künstliche Aromen sind dagegen<br />
verboten.<br />
Der Siegeszug des Barrique hat auch den<br />
Weißwein erreicht. Allerdings passt das<br />
rustikale Holzfass nur zu bestimmten Sorten<br />
– und dann auch nicht immer. Was<br />
Chardonnay, Weißburgunder und Grauburgunder<br />
gut steht, kann einen filigranen<br />
Auch die Deutschen kamen auf den Geschmack<br />
durch Kaufleute, die Bordeaux<br />
importierten und zum Rotspon veredelten.<br />
Insbesondere der Wein aus neuen Fässern<br />
tat sich hervor. <strong>Das</strong> sprach sich auch<br />
in Frankreich herum und die Franzosen<br />
machten es zu ihrer ureigenen Angelegenheit,<br />
Weine in 225-Liter-Fässern (das ist die<br />
Norm) aus Eiche zu lagern – und damit aufzuwerten.<br />
Natürlich nimmt man in Frankreich<br />
für die Fassdauben die europäischen<br />
Stiel- oder Traubeneichen aus französischen<br />
oder deutschen Wäldern, anderswo<br />
in der Welt traut man sich auch an die Amerikanische<br />
Weiß-Eiche.<br />
Was bringt nun eine Lagerung im Fass? Da<br />
Holz ein organisches Material ist, findet<br />
zwischen Wein und Eiche ein Austausch<br />
von Stofflichkeiten statt. Zusätzlich gelangen<br />
kleinste Mengen Luft zum Wein, was<br />
gerade bei Rotweinen zu einer positiven Reifung<br />
beiträgt. Soll der Wein nicht nach der<br />
Riesling ruinieren und einen leichten<br />
Müller-Thurgau erdrücken. Ob nun Weißwein<br />
oder Rotwein, für jeden Kellermeister<br />
bleibt Barrique eine ganz besondere Herausforderung.<br />
Whisky-Brenner haben es<br />
dagegen leichter – die nehmen gebrauchte<br />
Barriques, um ihr Feuerwasser zu tunen.<br />
WEIN-ABC von:<br />
Frank Männle – Qualitätsmanager Weinbau<br />
Oberkircher Winzer<br />
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