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Vom Redner. De Oratore

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anführen können? 8. Ferner, Männer, die mit Klugheit und Weisheit einen Staat zu lenken<br />

und zu leiten verstanden, haben viele zu unserer, mehr noch zu unserer Väter und auch<br />

unserer Vorfahren Zeit gelebt, während gute <strong>Redner</strong> sehr lange gar nicht, erträgliche<br />

kaum in den einzelnen Zeitaltern einzeln gefunden wurden. Und damit man nicht etwa<br />

meine, die Redekunst müsse mehr mit anderen Wissenschaften, die auf tieferen<br />

Kenntnissen und vielseitiger Gelehrsamkeit beruhen, als mit dem Ruhm eines Feldherrn<br />

oder mit der Klugheit eines guten Senators verglichen werden, so möge man seinen Geist<br />

auf eben diese Zweige der Wissenschaft richten und betrachten, welche Männer sich in<br />

denselben ausgezeichnet haben und wieviele, und man wird so am leichtesten beurteilen,<br />

wie gering die Anzahl der <strong>Redner</strong> ist und zu jeder Zeit war.<br />

III. 9. Es ist dir ja nicht unbekannt, daß die Wissenschaft, welche die Griechen Philosophie<br />

nennen, von den gelehrtesten Männern als die Erzeugerin und Mutter aller anderen<br />

gepriesenen Wissenschaften betrachtet wird; und doch ist es schwer, alle die Männer<br />

aufzuzählen, die sich in derselben durch den größten Umfang ihres Wissens und die<br />

größte Vielseitigkeit und Fülle ihrer Bestrebungen auszeichneten, die sich nicht etwa mit<br />

einem einzelnen abgesonderten Gegenstand beschäftigen, sondern soviel als möglich<br />

alles mit ihrer wissenschaftlichen Erforschung und Erörterung umfaßten. 10. Was die<br />

Mathematiker anlangt, wer weiß da nicht, was für dunkle Gegenstände, welch eine<br />

entlegene, vielseitige und tiefe Wissenschaft sie bearbeiten? Und doch sind unter ihnen<br />

so viele vollkommene Meister aufgetreten, daß sich fast niemand dieser Wissenschaft mit<br />

großem Eifer befleißigt zu haben scheint, ohne seinen Zweck zu erreichen. Wer hat sich<br />

der Musik, wer der heutigen Literaturkunde gründlich gewidmet, ohne den ganzen<br />

beinahe unbegrenzten Umfang und Stoff jener Künste mit seiner wissenschaftlichen<br />

Forschung zu umfassen? 11. Mit Recht glaube ich behaupten zu dürfen, daß unter allen<br />

denen, die ihre Bemühungen auf diese edlen Künste und Wissenschaften gerichtet<br />

haben, die Menge ausgezeichneter Dichter sich als die geringste erweist. Und obwohl<br />

unter diesen nur sehr selten ein hervorragender Geist auftritt, so wird man doch, wenn<br />

man nach der Menge der Unsrigen und der Griechen eine sorgfältige Vergleichung<br />

anstellen will, weit weniger gute <strong>Redner</strong> als gute Dichter finden. 12. Um soviel<br />

wunderbarer muß dies erscheinen, weil die Kenntnisse in den anderen Wissenschaften<br />

meistens aus tiefen und verborgenen Quellen geschöpft werden, die Redekunst hingegen<br />

ganz vor aller Augen liegt und sich in der gewöhnlichen Erfahrung und in der Menschen<br />

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