Seniorenpost 2011/1 - Stiftung Diakoniestation Kreuztal
Seniorenpost 2011/1 - Stiftung Diakoniestation Kreuztal
Seniorenpost 2011/1 - Stiftung Diakoniestation Kreuztal
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Als der Hoggeweiher<br />
noch Badeweiher war<br />
von Irmgard Knester, <strong>Kreuztal</strong><br />
Der Badeweiher im oberen Ernsdorf war vor vielen Jahren ein Anziehungspunkt für Groß und Klein. Er wurde<br />
gespeist aus einem Flüsschen, das schlängelnd durch die Wiese aus dem Bruch kam. Der Weiher war ein einfaches,<br />
aber ein romantisches Naturbad. An einer Uferseite standen dicke Eichenbäume, die auch heute noch<br />
dort stehen. Eine überdachte Holzstelle mit einer langen Bank und drei Umkleidekabinen gehörten dazu.<br />
Auch ein Ein-Meter-Sprungbrett und eine Brause waren<br />
vorhanden. Ich habe dort das Schwimmen gelernt und<br />
ein Querbalken teilte den Nichtschwimmerbereich ab.<br />
In einem Eichenbaum hing eine lange Schaukel, die weit<br />
übers Wasser und entgegengesetzt bis über den Zaun und<br />
den halben Gehweg ausschwang. Heute betrachtet, war das<br />
sehr gefährlich. Aber nun zum eigentlichen Badespaß: Im<br />
Sommer, wenn die großen Ferien waren, nahm das bunte<br />
Treiben kein Ende. Kinder, Jugendliche und Erwachsene<br />
füllten das Bad und der fröhliche Badelärm war weit zu<br />
hören. Auf der Liegewiese, von dem Flüsschen geteilt,<br />
lagerten die Menschen kunterbunt durcheinander. Ein<br />
schönes, friedliches Bild.<br />
Ab und zu kam mal ein großes Geschrei aus dem Wasser,<br />
wenn eine Ringelnatter sich durchs Badegetümmel schlängelte.<br />
Aber vor einem Molch, den man im Flüsschen unter<br />
dem überhängenden Grasbüschel fing, hatte man keine<br />
Angst. Er kam in ein Einmachglas mit Wasser und man<br />
brachte ihn zur Mutter: „Bringt sofort das Tier dahin,<br />
wo ihr das hergeholt habt“- und wir folgten. Einmal kam<br />
der Kuhhirte mittags mit seinen Tieren von der Weide.<br />
Urplötzlich schwimmt eine Kuh durch den Weiher und<br />
sucht das rettende Ufer. Der Hirte stand händeringend<br />
am Rand und nahm das verschreckte Tier in Empfang. Es<br />
war alles gut gegangen. Wenn aber die vielen Frösche im<br />
Teich hohe Zeit hatten, dann wollte das Froschkonzert<br />
tagelang bis spät abends nicht enden. Diese Musik hatte<br />
ihren Reiz und es hat keinen gestört. Wenn aber dann der<br />
Froschlaich (Hoggegoß) dick aus dem Wasser quoll, dann<br />
gab es viel zu sehen. Wie unzählige Glasperlen mit einem<br />
kleinen schwarzen Punkt versehen, säumten sie das Weiherufer.<br />
Es war schön zu beobachten, wie die Punkte größer<br />
wurden und es in den Glasperlen zu zappeln anfing.<br />
Es bildeten sich kleine schwarze Kugeln mit einem<br />
Schwänzchen, die wir „Dickköppe“ nannten. Es war kaum zu<br />
glauben, dass sich daraus Frösche (Hoggen) entwickelten.<br />
Der Hoggeweiher hat schon zu Recht seinen Namen. Als<br />
dann 1945 die Amerikaner nach <strong>Kreuztal</strong> kamen, fanden<br />
sie auch schnell den Weg zu unserem schönen Naturbad.<br />
Sie zogen ihre Uniformen aus und legten sie auf die Bänke<br />
und stellten ihre Gewehre an einen Baum, was ihnen sicher<br />
nicht erlaubt war. Dann hinein ins Wasser und mit den<br />
jungen Mädchen geschäkert. Das machte großen Spaß,<br />
Kaugummi und Schokolade gab es reichlich.<br />
Irgendwann wurde das Baden unter großem Protest der<br />
Bevölkerung verboten.<br />
Heute ist der Weiher ein gepflegtes Biotop, das von einigen<br />
netten Leuten aus dem „Weiherclub“ in bester Ordnung<br />
gehalten wird. Diese Leute sind auch die Veranstalter des<br />
Hoggeweiherfestes, das alle zwei Jahre mit viel Einsatz<br />
und Liebe durchgeführt wird.<br />
62 Erinnerungen - Als der Hoggeweiher noch Badeweiher war<br />
Erinnerungen - Als der Hoggeweiher noch Badeweiher war 63