Download - fuhrpark.de

Fokus Navigation
Schlechte Karten ...
... ohne Update?
„Ein Navigationssystem ist nur so gut
wie seine digitale Landkarte“, heißt es,
doch wie steht es um die Aktualität des
Kartenmaterials bei Navis in Neufahrzeugen?
VON CLEMENS VELTEN
„Im Kreisverkehr die vierte Ausfahrt nehmen!“,
fordert die freundliche, aber bestimmte Stimme
aus dem Navigationssystem. Doch auch nach
mehrmaligem Fahren im Kreisverkehr offenbart
sich uns keine vierte Ausfahrt. Vielleicht meint
sie auch den bis auf wenige Meter befestigten
Feldweg? Mit etwas Mut könnte man es ja wagen,
doch wir sehen davon ab und schonen unser
nicht geländegängiges Fahrzeug. Wir entscheiden
uns für eine der zwei möglichen Ausfahrten
und hören gebannt die weiteren Anweisungen.
Nach kurzem Schweigen meldet sich die Stimme
wieder mit dem Hinweis: „Wenn möglich, bitte
wenden!“ Dieser Anweisung folgen wir natürlich
nicht. Nach einigen Kilometern können wir den
Lotsen schließlich davon überzeugen, uns eine
andere Strecke zu leiten, was er uns akustisch mit
dem Hinweis: „Die Route wurde neu berechnet“,
quittiert. Ohne großen Umweg gelangen wir wieder
auf unsere ursprüngliche Route. Wer viel unterwegs
ist und sich auf sein Navigationssystem
verlässt, wird diese Situation sicherlich kennen.
Immer wieder kommt es vor, dass der sonst
so zuverlässige Lotse plötzlich versagt. Wer aber
ist tatsächlich Schuld, wenn das System den
falschen Weg weist? Der Kartenhersteller, der
Softwarehersteller, der Hardwarehersteller, der
Anwender oder die Satelliten, die das Ortungs-
Signal aussenden? „Den Schuldigen“ gibt es
nicht, aber würden alle Beteiligten ihre Arbeit
hundertprozentig richtig machen, müsste kein
Autofahrer mehr, in einer Kreisverkehrsschleife
gefangen, verzweifelt auf das Kommando zur
richtigen Ausfahrt warten. In unserem Fall lag es
an einem Fehler im Kartenmaterial.
Knackpunkt Kartenmaterial
Als vor 21 Jahren mit dem Bosch Travel Pilot
IDS das erste Navigationssystem mit Monitor
auf den Markt kam, schien das Straßennetz in
Deutschland ein Flickenteppich zu sein. Nur die
Autobahnen und Bundesstraßen sowie Hauptverbindungen
durch die größten Städte konnte man
auf dem Bildschirm als wirre grüne Linien sehen.
Bis vor zehn Jahren waren die Straßen in Städten
an. Die Automobilhersteller ordern in der Regel
einmal im Jahr die neueste Kartenversion für alle
Navis, die sie im Angebot haben. Danach werden
die Kartendaten mit weiteren Informationen des
Autoherstellers „veredelt“ und auf die einzelnen
Navigationssysteme im Programm zugeschnitten.
Im Anschluss wird die Navigations-Software
umfassend getestet, um Qualitätsstandards des
Herstellers gewährleisten zu können. Diese Navigations-CDs
oder DVDs werden dann für eibis
20.000 Einwohner noch nicht erfasst. All das
nahmen die Nutzer, die sich damals ein Navigationssystem
im Auto leisten konnten, geduldig hin.
Man war erstaunt, dass eine auf Radsensoren oder
Satelliten basierte elektronische Routenführung
überhaupt funktionierte. Mittlerweile sind die Innovationszyklen
der Geräte kürzer geworden, die
Gerätepreise trotz gestiegener Ausstattungsmerkmale
im Vergleich zu damals gesunken. Heute sind
die Kunden zu Recht anspruchsvoller und erwarten
aktuelle Technik und aktuellstes Kartenmaterial
beim Kauf eines Navigationssystems. Veraltetes
Kartenmaterial schon beim Neukauf?
Obwohl die Automobilhersteller beteuern,
immer das aktuellste Kartenmaterial mit auszuliefern,
klagen besonders Fahrer von Neuwagen
über veraltetes Kartenmaterial in den Festeinbau-
Navis. Betroffen sind nicht nur die Nutzer von
werkseitig verbauten Navigationssystemen, sondern
auch die Nutzer von portablen Lotsen.
Aber woran liegt es, dass in vielen werkseitig
installierten Navigationssystemen bereits bei der
Neuwagenauslieferung „veraltetetes“ Kartenmaterial
installiert ist?
Dies liegt zum einen an der langfristigen
Produktionskette des Kartenmaterials. Drei bis
viermal im Jahr bieten die Kartenhersteller Tom
Tom (ehemals Tele Atlas) und Here (ehemals
Navteq) ihre überarbeiteten digitalen Karten
044
bfp 11 2013