Zur Eröffnung: - Gießener Allgemeine
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KULTUR<br />
zugleich«, beschreibt Gerst. Seine Figur<br />
scheint eine Gefahr zu sein für andere, ohne<br />
zu wissen warum. Gerst hat sich die Frage<br />
gestellt, wie das den Charakter seiner Figur<br />
verändern könnte: »Im Moment weiß ich es<br />
noch nicht«, sagt der Mann während der<br />
Dreharbeiten. Die Akteure kennen nur die<br />
notwendigsten Bruchstücke der Handlung.<br />
»Die Herausforderung besteht darin, zu<br />
agieren, ohne die Rolle bis zum Ende<br />
zu kennen, und ohne zu Wissen, auf was<br />
es hinausläuft«, erklärt er.<br />
Auch für Kaim ist das spannend. Sie ist<br />
17 Jahre alt und spielt zum ersten Mal in<br />
einer solchen Begebenheit. »Ich kenne<br />
nichts Vergleichbares im deutschen Fernsehen.<br />
Von der Komplexität des Drehbuchs<br />
und von den Wendungen der Geschichte«,<br />
meint die Wahl-<strong>Gießener</strong>in.<br />
Die Schauplätze werden <strong>Gießener</strong> irritieren,<br />
denn sie scheinen bekannt. Der Alte Friedhof,<br />
das Dachcafé und auch der Berliner<br />
Platz tauchen auf, doch sie wirken befremdlich.<br />
Hinter dem Rathaus ragen Wolkenkratzer<br />
in die Höhe und ein futuristischer Eingang<br />
empfängt die Besucher. »Dorn Vision«<br />
steht darüber.<br />
Erschaffen wurden diese einzigartigen Kulissen<br />
mit der Hilfe sogenannter Matte Paintings.<br />
Die von Sebastian Simon eigens für die<br />
Serie gestalteten visuellen Effekte bauen typische<br />
großstädtische Elemente wie die Skyline<br />
von Shanghai, die Aussicht über Prag oder<br />
Bankentürme aus dem benachbarten Frankfurt<br />
in das <strong>Gießener</strong> Stadtbild ein. Fiktiv<br />
entsteht so eine Metropole. »Alte und neue<br />
Architekturen kommen zusammen und kreieren<br />
gemeinsam eine besondere Atmosphäre,<br />
die irgendwo zwischen Zukunft und Vergangenheit<br />
liegt«, beschreibt Gerst. »Der Schauplatz<br />
der Thriller-Serie ist einen Metropole<br />
in einer alternativen Gegenwart, steht in der<br />
Serienbeschreibung,<br />
Doch nicht nur die Schauplätze der Handlung<br />
sind ungewöhnlich, auch die Zeit in der<br />
sie spielen ist es. »Es geht um mehrere<br />
Menschen, die merken, dass in ihrer Welt<br />
irgendetwas nicht zu stimmen scheint. Sie<br />
versuchen herauszufinden, was es ist und<br />
merken dabei, dass die physikalischen Gesetze<br />
nicht stimmen, und ihre Erinnerung an<br />
ihr eigenes Leben scheinbar verändert wird.<br />
Zeit ist dabei auch ein Faktor. Menschen<br />
verschwinden, andere tauchen wieder auf«,<br />
erklärt Dobrotka.<br />
Immer wieder tritt der Großkonzern »Dorn<br />
Vision« im Plot in Erscheinung. Dort arbeitet<br />
unter anderem Jan Berg, gespielt von Gunnar<br />
Seidel, der dritte Hauptcharakter, ein absoluter<br />
Karrieremensch. »Er soll befördert werden.<br />
Aber bei seiner Beförderung wird er gekündigt.<br />
Damit wird ihm alles genommen,<br />
für das er gelebt hat«, erzählt der Regisseur.<br />
Auch seine Beziehung zu seiner blonden<br />
Arbeitskollegin Valerie Falk, gespielt von<br />
Nadine Petry, gerät in einen Konflikt. Falk<br />
trägt ein Geheimnis mit sich herum. Sie<br />
taucht immer wieder überraschend auf. Und<br />
dann wäre da noch der Mann, der bislang<br />
noch keinen Namen hat: Brenner. Er ist der<br />
charismatische Antagonist zu allen Parteien.<br />
Insgesamt wirken mehr als 60 Personen an<br />
dem Filmprojekt mit, das unter anderem vom<br />
Kulturfonds Gießen-Wetzlar und dem Kulturamt<br />
der Universitätsstadt gefördert wird.<br />
Nach dem Auftakt im Dezember wird in unregelmäßigen<br />
Abständen eine neue Episode<br />
auf der Webseite www.numberofsilence.com<br />
veröffentlicht. Nach der neunten und letzten<br />
Episode der ersten Staffel ist geplant, direkt<br />
mit der zweiten und dann dritten und letzten<br />
Staffel weiterzumachen. Die Episodenlänge<br />
und -anzahl sei nicht in Stein gemeißelt, verrät<br />
Dobrotka. Eines jedoch sei von Anfang an<br />
klar: »Wir wollten eine Serie speziell für das<br />
Web machen. Das heißt auch auf genau die<br />
Bedürfnisse anpassen. Eine besondere Eigenschaft<br />
ist daher, dass es keine Episodennummerierung<br />
geben wird. Die Serie hat auch<br />
keinen Anfang und kein Ende. Wir wollten<br />
bewusst etwas machen, das den Computer-<br />
User das sein lässt, was er ist. Er klickt hin<br />
und her und schaut sich verschiedene Sachen<br />
an. Wir haben die Episoden extra so<br />
konstruiert, dass dies möglich ist.« Entstanden<br />
sei die ursprüngliche Idee fast zeitgleich<br />
mit der Gründung der heutigen <strong>Gießener</strong><br />
Produktionsfirma Dobago Film mit den Gesellschaftern<br />
Beate Bambauer, Csongor Dobrotka,<br />
Jens Bambauer, Peter Gerst und Kyrill<br />
Froese, die das eigene Projekt mit einem<br />
minimalen Budget fast ehrenamtlich auf die<br />
Beine stellen. Erst am Ende der dritten Staffel<br />
wird es für alle Beteiligten die Auflösung<br />
geben. Im streifzug verrät Dobrotka ebenso<br />
mystisch wie seine Serie: »Im Prinzip handelt<br />
es davon, dass eine Katastrophe durch zu<br />
viel Informationen hervorgerufen wird.« Wer<br />
es nicht erwarten kann, darf auf www.numberofsilence.com<br />
schon mal versuchen, etwas<br />
mehr herauszufinden. Isabelle Egon<br />
Premieren im<br />
Theater<br />
I wanna be loved by you – Marilyn.<br />
Das Kind in der Frau<br />
Musiktheater von Titus Hoffmann<br />
19. Dezember, 19.30 Uhr, Großes Haus<br />
New York, 19. Mai 1962. Präsident<br />
Kennedys Geburtstag wird im Madison<br />
Square Garden mit einem Konzert gefeiert.<br />
Auch Marilyn Monroe ist dabei, sie<br />
wird ihr legendäres »Happy Birthday«<br />
ins Mikrofon schmachten. Wie aber<br />
könnte die Stunde vor ihrem Auftritt verlaufen<br />
sein? Titus Hoffmanns Stück spielt<br />
gekonnt mit Realität und Spekulation,<br />
Drama und Slapstick – und heraus<br />
kommt ein großer Musical-Abend.<br />
Der Erfolg der letzten Spielzeit mit Sophie<br />
Berner (Foto) und Andrea Pagani<br />
kehrt zurück ins Große Haus – diesmal<br />
mit Live-Band.<br />
Reise ins Glück<br />
Weihnachtsfeier mit den<br />
Schmachtigallen?<br />
Das Stadttheater Gießen bietet ge meinsam<br />
mit dem Ensemble der Schmachtigallen<br />
am 14. Dezember oder 30. Dezember<br />
jeweils um 19.30 Uhr im Großen<br />
Haus die Möglichkeit, die aljähr liche<br />
Weihnachtsfeier einmal ins Theater zu<br />
verlegen, bzw. sie mit einem Besuch des<br />
erfolgreichen Stücks »Reise ins Glück«<br />
abzurunden. Vor oder nach der Vorstellung<br />
halten die Schmachti gallen noch<br />
eine Überraschung für die Besucher<br />
parat.<br />
Sophie Berner als Marilyn<br />
12/2013 streifzug 41