03.03.2014 Aufrufe

CAROLINE. Das Theatermagazin März/April 2014

Mit einer ausführlichen Vorschau auf Premieren, Konzerte und andere Highlights, interessanten Interviews, einer Kinderseite, vielen Fotos, Preisrätseln und so einigem mehr, gewährt das Theater Rudolstadt tiefere Einblicke in Spielpläne und Vorhaben. Für alle, die noch näher "dran" sein wollen!

Mit einer ausführlichen Vorschau auf Premieren, Konzerte und andere Highlights, interessanten Interviews, einer Kinderseite, vielen Fotos, Preisrätseln und so einigem mehr, gewährt das Theater Rudolstadt tiefere Einblicke in Spielpläne und Vorhaben. Für alle, die noch näher "dran" sein wollen!

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VORGESTELLT 9<br />

LEIDENSCHAFT FÜR KLEINE DINGE<br />

Stets im Hintergrund und dennoch unabdingbar: unsere Requisiteure<br />

Wie im Leben, so ist es auch am Theater! Oft<br />

erschaffen erst die kleinen Dinge das ganz<br />

Besondere. Am Theater Rudolstadt sind die<br />

Requisiteure Lothar Kleisner und Dieter Zenteck<br />

dafür zuständig, alle Utensilien und den ganzen<br />

Krimskrams, die für eine Inszenierung benötigt<br />

werden, anzufertigen oder zu beschaffen.<br />

Von Stefan Botz<br />

Vom Kunstblumenstrauß bis zum<br />

Offiziersdegen, vom Wischmop bis<br />

zum blutverschmierten Kaninchen –<br />

im Requisiten-Fundus finden sich die<br />

verschiedensten Kuriositäten. Obwohl<br />

es hier ziemlich chaotisch aussieht,<br />

Kleisner und Zenteck kennen ihren<br />

Fundus wie ihre Westentasche. In den<br />

vollgepackten Lagerräumen wissen sie<br />

genau, wo welches Ding verstaut ist.<br />

Kein Wunder, denn Kleisner ist schon<br />

lange am Haus: »Eigentlich müsste man<br />

mir einen Inventarstempel verpassen«,<br />

so der gelernte Heizungsinstallateur. Die<br />

handwerklichen Kenntnisse kommen<br />

ihm heute noch zugute. Seit 1978 ist<br />

er mit kürzeren Unterbrechungen<br />

am Theater tätig, davon 10 Jahre im<br />

Malsaal. Vor fünf Jahren stieß Dieter<br />

Zenteck hinzu. Seitdem bilden die<br />

beiden das Gespann, das schneidet,<br />

klebt und lötet, damit alle Produktionen<br />

mit den erforderlichen Gegenständen<br />

versorgt sind. Während Kleisner<br />

allerdings ein Quereinsteiger ist,<br />

arbeitet Zenteck schon immer für<br />

Theater, Film und Fernsehen, zunächst<br />

in Gelsenkirchen, später u. a. für das<br />

Musical »Afrika! Afrika!« und sogar für<br />

die Produktionsfirma von Stefan Raab.<br />

Wie ein typischer Arbeitstag in der<br />

Requisite aussieht, können die beiden<br />

gar nicht beantworten. »Bei uns ist<br />

jeder Tag anders. Wir müssen sehr<br />

flexibel sein.« Während der Stückproben<br />

stehen sie in engen Kontakt mit den<br />

Regieassistenmen, die ihnen die<br />

Ideen und Wünsche der Regisseure<br />

mitteilen. Neue Anweisungen können<br />

die Requisiteure da von einer auf die<br />

andere Probe vor unerwartete Aufgaben<br />

stellen. Dann sind kreatives Denken und<br />

technisches Geschick gefragt. Nicht<br />

selten, dass in der kleinen Werkstatt<br />

Lothar Kleisner und Dieter Zenteck in ihrer kleinen Requisitenwerkstatt.<br />

direkt neben der Bühne im Großen<br />

Haus regelrecht gezaubert werden muss.<br />

Und das mit begrenztem Budget.<br />

Eine Natter, die sich in einer rollenden<br />

Milchkanne windet? Ein Hut, aus<br />

dem eine Wiese wächst? Fast alles ist<br />

möglich! Aber vorbereiten kann man<br />

sich auf solche spontanen Anfragen<br />

nicht. Auch für die beiden Profis sind<br />

die Aufträge immer wieder »kleine<br />

Premieren«, die zeigen, wie wichtig<br />

Einfallsreichtum und Materialkenntnisse<br />

in ihrem Job sind.<br />

Vor allem die Vormittagsstunden werden<br />

genutzt, um die neuen Requisiten<br />

herzustellen. Am Abend betreuen<br />

die beiden Herren zumeist ihre<br />

Vorstellungen. Und wenn das Publikum<br />

den Saal verlässt, ist für Kleisner und<br />

Zenteck noch lange nicht Schluss. Damit<br />

die Requisiten auch bei der nächsten<br />

Vorstellung im Originalzustand<br />

vorgefunden werden, wird alles wieder<br />

ordentlich verpackt. »<strong>Das</strong> ist immer wie<br />

ein kleiner Umzug«, beschreibt Zenteck<br />

die aufwendige Aktion.<br />

Ganz besonders viel Aufwand bedeuten<br />

aber vor allem die Inszenierungen,<br />

in denen Lebensmittel zum Einsatz<br />

kommen. Bei der Nachbereitung<br />

zum musikalischen Kochkurs<br />

»Happa Happa«, bei dem auf der<br />

Schminkkastenbühne ein richtiges<br />

Foto: Stefan Botz<br />

Menü gekocht wird, würde Kleisner<br />

ohne die Hilfe der Kollegen von der<br />

Pforte und den Ankleiderinnen »wohl<br />

bis in die Nacht hinein abwaschen.«<br />

Als in dem Stück »Venedig im Schnee«<br />

eine Torte im Gesicht von Rayk Gaida<br />

landete, sorgte das regelmäßig für<br />

Erheiterung beim Publikum. Für die<br />

Requisiteure bedeutete die kurze<br />

Sequenz viel Mühen. Damit die<br />

Kostüme wieder gereinigt werden<br />

konnten, musste die Torte mit jeder<br />

Menge Magerquark und in aufwendiger<br />

Handarbeit vor jeder Vorstellung neu<br />

modelliert werden.<br />

Oft bleibt der Aufwand des Requisiten-<br />

Teams für den Zuschauer also im<br />

Verborgenen. Wie auch die zahlreichen<br />

Gegenstände, die in stundenlanger<br />

Kleinarbeit angefertigt werden und dann<br />

doch nicht zum Einsatz kommen ...<br />

Da kommt es ihnen wohl zugute, dass<br />

die Männer, die stets im Hintergrund<br />

wirken, an ihrem Arbeitsplatz die Dinge<br />

schätzen, die von außen nicht sofort ins<br />

Auge fallen. »Wir sind glücklich, wenn<br />

wir auftretende Probleme schnell lösen<br />

können und eine Produktion am Ende<br />

rund läuft.« Präzise und kreativ, wie<br />

ihre Tätigkeit selbst, resümiert Zenteck<br />

weiter, dass ihre Arbeit dann erfolgreich<br />

war, »wenn niemand gemerkt hat, dass<br />

wir da waren.«

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