03.03.2014 Aufrufe

CAROLINE. Das Theatermagazin März/April 2014

Mit einer ausführlichen Vorschau auf Premieren, Konzerte und andere Highlights, interessanten Interviews, einer Kinderseite, vielen Fotos, Preisrätseln und so einigem mehr, gewährt das Theater Rudolstadt tiefere Einblicke in Spielpläne und Vorhaben. Für alle, die noch näher "dran" sein wollen!

Mit einer ausführlichen Vorschau auf Premieren, Konzerte und andere Highlights, interessanten Interviews, einer Kinderseite, vielen Fotos, Preisrätseln und so einigem mehr, gewährt das Theater Rudolstadt tiefere Einblicke in Spielpläne und Vorhaben. Für alle, die noch näher "dran" sein wollen!

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4 SCHAUSPIEL<br />

DAS WANDERN IST DES ... LUST!?<br />

Ein Gespräch über wandernde Intendanten und die Frage »Wohin gehen wir eigentlich?«<br />

Angesichts fortschreitender Technisierung<br />

und Digitalisierung dieser Welt ist dieses<br />

Vorhaben so anachronistisch wie reizvoll:<br />

Ein Theaterstück über das Wandern. Zu<br />

den Gründen und Hintergründen sprach im<br />

Vorfeld der Uraufführung der Vorsitzende<br />

des Thüringer Gebirgs- und Wandervereins<br />

Rudolstadt, Günther Scholz, mit Steffen<br />

Mensching, dem Autor und Regisseur.<br />

Was war das auslösende Moment, dass<br />

Sie sich mit dem Wandern beschäftigt<br />

haben? Was hat Sie und Ihren Co-<br />

Autoren Michael Kliefert dazu bewogen,<br />

darüber ein Theaterstück zu schreiben?<br />

Wenn man in Thüringen lebt, kommt<br />

man am Phänomen Wandern nicht<br />

vorbei. <strong>Das</strong> hat mich – als bekennenden<br />

Städter und Ironiker – interessiert.<br />

Welche Sehnsucht lebt sich da aus? Ist<br />

der Antrieb eher körperlicher, geistiger,<br />

sozialer oder natürlicher Natur? Und<br />

warum zieht es andere in nicht minder<br />

großer Zahl in die Städte?<br />

Ganz kurz: Worum wird es in dem Stück<br />

gehen?<br />

Jeder Wanderer hat – würde ich<br />

annehmen – wenn er losläuft, einen<br />

mehr oder weniger fixierten Plan,<br />

erwartet oder erhofft aber gleichzeitig<br />

etwas Unberechenbares. Keine<br />

Sensation, aber doch immerhin ein<br />

Ereignis, das mit eben diesem Ausflug<br />

verknüpft wird. »Weißt du noch, als wir<br />

im Sommer 96 im Elbsandsteingebirge<br />

waren und uns die Igelfamilie über den<br />

Weg lief ?« So geht es auch den sechs<br />

oder sieben oder dreizehn Personen,<br />

die sich im Freien begegnen und<br />

aufeinander einlassen. Sie entstammen<br />

verschiedenen Milieus, wollen dem<br />

Alltag entfliehen, schleppen ihn aber<br />

mit. Man schwärmt von der Natur, der<br />

Intelligenz der Ameisen, dem Wunder<br />

des Lebens, kann aber nie ganz in<br />

der Idylle versinken. Die Gespräche<br />

schwingen in großen Amplituden hin<br />

und her, man redet über Gott und die<br />

Welt, kommt vom Hundertsten ins<br />

Tausendste, wechselt vom Geologischen<br />

zum Erotischen, von Ernährungstipps<br />

zu Sinnfragen. Wem das Herz überläuft,<br />

der macht’s den Vögeln nach und<br />

beginnt zu singen. Am Ende steht eine<br />

ebenso simple wie komplexe Frage:<br />

Wohin gehen wir eigentlich? Ach ja,<br />

vergnüglich bis komisch sollte der<br />

Ausflug auch noch werden.<br />

Herr Mensching, eine vielleicht indiskrete<br />

Frage: Was verbinden Sie mit dem Begriff<br />

»Wandern«? Wann sind Sie in der letzten<br />

Zeit gewandert? (Spaziergänge zählen für<br />

uns nicht!)<br />

Eigentlich bin ich Flaneur, das ist der<br />

urbane Bruder des Naturburschen. Beide<br />

Tätigkeiten sind aber kontemplativ und<br />

regen zum Sinnieren an, das heißt, man<br />

sollte irgendetwas in sich bewegen,<br />

wenn man so bewusst auf äußere<br />

Ablenkung verzichtet. Nun zu den<br />

Fakten: Ich bin im vergangenen Sommer<br />

in der Rhön und in Mecklenburg<br />

gewandert. Am letzten Herrentag lief<br />

ich über den Hain bis Lichstedt und<br />

querfeldein zurück nach Mörla. Da<br />

gibt’s im Dickicht jähe Einschnitte und<br />

herrliche Wiesen.<br />

Worin sehen Sie die besonderen Stärken<br />

des Wanderns bezüglich sozialer Effekte?<br />

Die Natur egalisiert, bringt verschiedene<br />

Leute auf eine Augenhöhe. (So<br />

übrigens auch eine öffentliche Sauna.)<br />

Es gibt zwar auch im Wald Leute, die<br />

manches besser wissen (Ornithologen,<br />

Entomologen, Botaniker usw.), aber<br />

keine Vorrechte für Spezialisten.<br />

Es existiert kein Leistungsdruck,<br />

dafür funktioniert gesellschaftliche<br />

Durchmischung (und zwar nicht nur<br />

im Mischwald, sondern auch inmitten<br />

Thüringer Fichten.) <strong>Das</strong> Tempo einer<br />

Gruppe wird durch den langsamsten<br />

Mitläufer bestimmt. Wanderer sind auf<br />

sich (und das, was sie in ihrem Säckel<br />

tragen) angewiesen. Hilfsbereitschaft ist<br />

eine stille Grundvereinbarung im Wald.<br />

Der bedeutende amerikanische Dichter<br />

Walt Whitman war der Meinung: »Alle<br />

großen Gedanken wurden unter freiem<br />

Himmel erdacht.«<br />

WWW.WIR WANDERN WIEDER<br />

Theaterstück von Steffen Mensching /<br />

Michael Kliefert (Mitarbeit)<br />

Regie: Steffen Mensching / Bühne und<br />

Kostüme: Mathias Werner / Musik: Thomas<br />

Voigt, Schnaftl Ufftschik<br />

Es spielen: Verena Blankenburg, Anna<br />

Oussankina, Carola Sigg; Tino Kühn, Jörg<br />

Schlüter, Markus Seidensticker, Matthias<br />

Winde<br />

• URAUFFÜHRUNG: Sa, 19.04. / 19.30 Uhr<br />

• Nächste Aufführungen: Sa, 26.04. +<br />

Sa, 17.05. / 19.30 Uhr / Di, 29.04. + So,<br />

25.05. + Di, 03.06. / 15 Uhr /<br />

Großes Haus<br />

IM VORFELD: THEATERFRÜH-<br />

STÜCK MIT WANDERUNG<br />

Wie könnte es anders sein: Bei dieser<br />

Premierenmatinee geht es nach kurzer<br />

Stückeinführung raus in die Natur.<br />

Zusammen mit Schauspielern der<br />

Inszenierung, geführt von Günther Scholz,<br />

wandern wir über den Hain, pausieren<br />

zünftig mit Bier und Bratwurst an der<br />

ehemaligen Georgs-Eiche und treffen<br />

uns dann nach Lust und Laune wieder zu<br />

Kaffee und Kuchen im Schillerhaus.<br />

• Treff: So, 13.04. / 11 Uhr / Schillerhaus

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