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Neue Szene Augsburg 2014-03

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3304<br />

Kurt Gribl,<br />

Oberbürgermeister,<br />

geboren am 29.08.1964 in<br />

<strong>Augsburg</strong>. Seit 2008 OB,<br />

vorher arbeitete er als<br />

Rechtsanwalt mit Schwerpunkt<br />

Bau- und Architektenrecht.<br />

Stefan Kiefer,<br />

seit 2002 Fraktionsvorsitzender<br />

der SPD in<br />

<strong>Augsburg</strong>, geboren am<br />

16.01.1969 in Kaufbeuren.<br />

Kiefer arbeitet als Rechtsanwalt<br />

mit Schwerpunkt<br />

Bau- und Mietrecht.<br />

Kiefer: Ich gehe davon aus, dass der Ministerpräsident <strong>Augsburg</strong> unabhängig vom<br />

Parteibuch des Oberbürgermeisters schätzen wird.<br />

Sie haben beide gesagt, dass man im Stadtrat überparteilicher zusammenarbeiten<br />

soll.<br />

Kiefer: Die Bereitschaft zur Teilung der Macht ist der Schlüssel.<br />

Gribl: Ich glaube, die Dinge werden in Zukunft anders als vor sechs Jahren sein, mit<br />

den großen strittigen Themen ist meiner Meinung nach weitgehend aufgeräumt.<br />

Wie sich das in Zukunft in Form einer Koalition fügen wird, mit zwei oder mehr Beteiligten,<br />

das halte ich für sehr offen.<br />

Dann herrscht ja weitgehend politischer Friede.<br />

Kiefer: Die Einschätzung von Herrn Gribl kann ich überhaupt nicht teilen. Es ist<br />

immer eine Frage des Willens und der Haltung, ob man zueinanderfinden kann,<br />

oder nicht. Strittige Sachthemen waren doch nicht der Grund dafür, zu sagen, dass<br />

keine Grünen in Aufsichtsräten sitzen dürfen und dass die SPD-Referenten ersetzt<br />

werden müssen. Das ist eine sehr vordergründige Argumentation für die Verweigerung<br />

der Zusammenarbeit.<br />

Gribl: Da habe ich einen anderen Standpunkt.<br />

Kiefer: Das habe ich gemerkt.<br />

Gribl: Das muss man auch so stehen lassen können. Es ging mir immer um Inhalte<br />

und viele Entscheidungen wurden miteinander getroffen und sind jetzt erledigt.<br />

Natürlich gibt es Punkte, wo wir unterschiedlicher Meinung sind, zum Beispiel beim<br />

Sozialticket, aber ich empfinde das nicht als so konfrontativ wie zu Beginn der<br />

Wahlperiode.<br />

Machen Sie doch einfach eine Große Koalition.<br />

Gribl: Wieso denn?<br />

Sie verstehen sich so gut.<br />

Gribl: Jetzt wollen Sie uns in die Ecke treiben.<br />

Kiefer: Die Große Koalition ist nicht mein Ziel, das sage ich ganz klar. Mein Ziel ist<br />

die Beteiligung aller Stadträte an der Willensbildung. Bürgermeister und Referenten<br />

werden entsprechend den Größenverhältnissen der gewählten Gruppierungen<br />

von diesen vorgeschlagen, so würde ich vorgehen. Das ist das Fairste und so stelle<br />

ich mir das neue Miteinander in der Stadt vor. Diese Wahlperiode war die Periode<br />

der größten Spaltung, die CSU hat sich ja sogar selbst gespalten. Ich sehne mich<br />

nach einer lagerübergreifenden Zusammenarbeit im Sinne der Stadt.<br />

Thema Sozialticket, wo liegen Sie da denn auseinander?<br />

Gribl: Wir machen den Einstieg ins Sozialticket und werden 2015 auswerten, wie<br />

stark es in Anspruch genommen wurde. Es muss von der Leistbarkeit der Kommune<br />

her verantwortbar sein.<br />

Kiefer: Bei diesem Einstieg ins Sozialticket profitieren rund 7000 Personen davon,<br />

bei unserem Vorschlag wären es 23.000 gewesen.<br />

Wieso haben Sie sich nicht geeinigt?<br />

Gribl: Weil es nicht um die Zahl der Menschen geht, sondern um die unterschiedliche<br />

Bedürftigkeit. Ich räume ein, dass die Logik der erweiterten Einbeziehung des<br />

CSM-Vorschlags nicht unbedingt überzeugend war...<br />

Kiefer: Nennen Sie es ruhig absurd.<br />

Gribl: Das Sozialticket auch auf Asylbewerber und Wohnhilfeberechtigten auszuweiten,<br />

das ist nicht unbedingt der Punkt, den ich gemacht hätte.<br />

Wieso denn nicht?<br />

Gribl: Weil ich glaube, dass das Sozialticket dazu da ist, gezielt Bedürftigen zu helfen,<br />

die nicht schon aus anderen Töpfen Geld beziehen.<br />

Kiefer: Wir haben dabei das gesamte Spektrum der Personen, die Hilfe aus dem Bereich<br />

des Sozialgesetzbuches erhalten, im Blick. Es ist seit mehreren Jahren die<br />

Forderung der Armutskonferenz der lokalen Agenda, dass diese Menschen ein Sozialticket<br />

bekommen. Der ursprüngliche Vorschlag der CSU, dass aus diesem Personenkreis<br />

allein bedürftige Rentner das Sozialticket erhalten dürfen, hilft da kaum<br />

weiter, denn Rentner bekommen jetzt schon ein vergünstigtes Ticket. Die Bedürftigen,<br />

die deutlich mehr für ein Ticket bezahlen müssen, bekommen aber keine<br />

Hilfe.<br />

Gribl: Gerade die Älteren bewegen sich am Existenzminimum und haben keine Aussicht,<br />

ins Erwerbsleben zu finden. Das kann man natürlich weiter fassen, aber wir<br />

wollen da anfangen, wo die größte Bedürftigkeit gegeben ist. Wir messen dann,<br />

wie es in Anspruch genommen wird und schauen anhand der Frage der haushaltsmäßigen<br />

Leistbarkeit, ob es weitere Schritte geben kann.<br />

Was ist denn dagegen einzuwenden, Herr Kiefer?<br />

Kiefer: Uns geht es um soziale Teilhabe, da kann ich nicht nur ein Viertel der Leute

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