Scoop 4/12 - K+S Aktiengesellschaft
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SCOOP 4/20<strong>12</strong><br />
11<br />
Salzabbau in der<br />
Traditionsgrube<br />
Am Standort Neuhof-Ellers bauen<br />
300 Mitarbeiter im Jahr rund vier<br />
Millionen Tonnen Rohsalz ab. Ein<br />
Wegenetz von mehr als einhundert<br />
Kilometern durchzieht die Grube<br />
auf einem Gebiet von circa 80 km².<br />
Claudia Haney (34) hat den dortigen<br />
Abbau seit 2010 als Grubenleiterin<br />
geführt. Im Dezember<br />
wechselt die Ingenieurin zum<br />
Unter nehmenssitz nach Kassel.<br />
Fotos: Mirco Lomoth (3), Markus Hintzen (3) Grafik: KircherBurkhardt Infografik<br />
Seit Claudia Haney<br />
die Grube leitet,<br />
fährt sie seltener<br />
in die Welt unter<br />
Tage ein, als es ihr<br />
lieb ist, denn die<br />
vielen Aufgaben<br />
über Tage halten<br />
sie oft ab.<br />
me, sich als Werksleiterin in der Männerwelt<br />
durchzusetzen, hat sie nicht. „Ich versuche<br />
es immer zuerst mit Honig, aber<br />
manchmal muss es auch ein hartes Wort<br />
sein.“ Die Zukunft des Standortes sieht<br />
sie überaus positiv. „Unsere Region hat<br />
viel Wachstumspotenzial.“ Ein prosperierender<br />
Markt sei etwa die Miesmuschelproduktion<br />
in Aquakultur, bei der mit Salz<br />
das Muschelfleisch von der Schale getrennt<br />
und das Endprodukt konserviert<br />
wird.<br />
Matus will auch in Zukunft in Bewegung<br />
bleiben und bereitet sich gerade auf<br />
ein Masterstudium in Wirtschaftsingenieurwesen<br />
vor. Ihren Arbeitsort wechseln<br />
möchte sie jedoch nicht, zu sehr liebt sie<br />
ihre Heimat, den feuchten Regenwald, die<br />
Seen, an denen sie aufgewachsen ist und<br />
die schneebedeckten Andengipfel.<br />
Puerto<br />
Montt<br />
CHILE<br />
Neuhof-<br />
Ellers<br />
DEUTSCHLAND<br />
Pionierin der Grube<br />
Wenn Claudia Haney in die Grube eingefahren<br />
ist, geht sie vom Förderkorb zunächst<br />
an der Heiligen Barbara vorbei. Die<br />
Schutzheilige steht in einer kleinen Felsnische,<br />
wo vor knapp einhundert Jahren<br />
die ersten Bergarbeiter Kalisalz in Förderkübel<br />
umgefüllt haben, um es durch den<br />
Schacht Ellers über Tage zu bringen. Sie<br />
trägt dann ihren weißen Arbeitsanzug,<br />
Schutzhelm und Lampe, steigt in den Geländewagen<br />
und fährt durch kilometerlange<br />
Stollen zu den Abbaustellen, wo in<br />
Schichtarbeit das Rohsalz abgebaut wird.<br />
Rund vier Millionen Tonnen fördert die<br />
Grube Neuhof-Ellers jährlich, es wird zu<br />
kalium- und magnesiumhaltigen Düngemitteln<br />
verarbeitet.<br />
Haney ist die erste Frau in Deutschland,<br />
die einen Grubenbetrieb leitet, unter<br />
ihren knapp 300 Mitarbeitern sind<br />
nur drei Frauen. Das hat vor allem historische<br />
Gründe: Lange Zeit war es Frauen<br />
in Deutschland verboten unter Tage<br />
zu arbeiten, erst 2008 wurden alle Beschränkungen<br />
aufgehoben. Unter Bergleuten<br />
herrschte zudem der Aberglaube,<br />
dass Frauen unter Tage Unglück bringen.<br />
„Ich verstehe das gar nicht, die Anwesenheit<br />
der Heiligen Barbara ist ja schließlich<br />
auch erwünscht“, sagt Haney mit einem<br />
Lächeln. Wenn man mit ihr spricht,<br />
merkt man schnell, dass sie sich unter vielen<br />
Männern mit freundlich bestimmtem<br />
Ton durchzusetzen weiß.<br />
Faszination Bergbau<br />
Für sie war früh klar, dass ihr Traumberuf<br />
etwas mit Bergbau zu tun haben muss,<br />
ihre Leidenschaft für Mineralien hatte sie<br />
schon als Kind. „Noch immer hebe ich alles<br />
auf, was glitzert, aber ich sammle es nicht<br />
mehr“, sagt sie. Ein Studium brachte sie an<br />
die Technische Universität Bergakademie<br />
ins sächsische Freiberg, sie war die einzige<br />
Frau in ihrem Jahrgang. Nach dem Abschluss<br />
kam sie 2002 als Trainee in das <strong>K+S</strong><br />
Verbundwerk Werra auf den Standort Unterbreizbach.<br />
Sie konnte sich als Steiger beweisen<br />
und als Aufsicht unter Tage die Kalisalzgewinnung<br />
in der Praxis kennenlernen.<br />
„Das war genau das, wovon ich geträumt<br />
hatte und die Basis für meine folgende Tätigkeit<br />
in der Grubenleitung“, sagt sie. Nach<br />
einer Zwischenstation als Grubenbetriebsassistentin<br />
im Kaliwerk Zielitz in Sachsen-<br />
Anhalt wurde sie 2006 Assistentin der Grubenleitung<br />
in Neuhof-Ellers und vier Jahre<br />
später kommissarische Leiterin Produktion<br />
und Technik unter Tage.<br />
Seither kommt die 34-Jährige nicht<br />
mehr so oft in die untertägige Welt, wie<br />
es ihr lieb wäre, trägt also häufiger Rock<br />
und Pumps statt Arbeitsanzug und Sicherheitsschuhe.<br />
Besprechungen und Telefonate<br />
bestimmen das Tagesgeschäft, etwa<br />
zu Produktions- und Kostenplanung oder<br />
Sicherheitsfragen. Doch regelmäßig unternimmt<br />
sie auch Inspektionsfahrten in<br />
die Tiefe. „Ich freue mich jedes Mal, wenn<br />
ich in den Förderkorb steige und hinabfahre“,<br />
auch wenn sie nach zehn Jahren kein<br />
Bauchkitzeln mehr fühlt beim Gedanken<br />
an die gut 500 Meter Fels, die sich dann<br />
über ihr befinden. Unter Tage lässt sie sich<br />
von Kollegen die aktuellen Entwicklungen<br />
im Abbaubetrieb zeigen, etwa wenn eine<br />
effektivere Anordnung von Sprenglöchern<br />
erprobt wird, um Einsparungen zu erzielen.<br />
Sie überprüft die Einhaltung der Sicherheitsbestimmungen<br />
und tauscht sich<br />
mit den Bergleuten aus. „Das ist mir sehr<br />
wichtig, denn nur so behalte ich den Überblick,<br />
was in der Grube los ist.“<br />
Auch über Tage gibt es viel zu besprechen:<br />
Es soll eine neue Generation von<br />
Fahrladern eingeführt werden, die bei<br />
geringeren Instandhaltungskosten mehr<br />
Leistung bringen. Sie gelangen in Einzelteilen<br />
durch den Schacht und werden erst<br />
unten zusammengebaut. „Das ist eine<br />
große Herausforderung“, sagt Haney, aber<br />
man merkt, sie hat keine Zweifel daran,<br />
dass ihre Jungs es meistern werden.