Religiöse Kunst im Leben der Kirche TITELTHEMA Seite 04 ... - KV
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<strong>KV</strong>_02_2006_01 23.03.2006 16:23 Uhr <strong>Seite</strong> 1<br />
MÄRZ 2006<br />
AMAKADEMISCHE<br />
MONATSBLÄTTER<br />
Zeitschrift des Kartellverbandes<br />
katholischer deutscher Studentenvereine<br />
<strong>KV</strong> • 118. Jahrgang • Nr. 02<br />
Religiöse <strong>Kunst</strong> <strong>im</strong> <strong>Leben</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong><br />
<strong>TITELTHEMA</strong> <strong>Seite</strong> <strong>04</strong><br />
Durchstarten mit den besten Praktika<br />
<strong>KV</strong>-PRAKTIKUMSBÖRSE <strong>Seite</strong> 26<br />
Rhetorikseminar in Augsburg<br />
<strong>KV</strong>-AKADEMIE <strong>Seite</strong> 23
<strong>KV</strong>_02_2006_02 23.03.2006 16:24 Uhr <strong>Seite</strong> 2<br />
INHALT<br />
GEISTLICHES WORT<br />
Die lange Reise zum Bild 03<br />
<strong>TITELTHEMA</strong><br />
Religiöse <strong>Kunst</strong> <strong>im</strong> <strong>Leben</strong> <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> <strong>04</strong><br />
CARL-SONNENSCHEIN-PREIS<br />
„The Significane of Votive Offerings“ 12<br />
Warum eine eifersüchtige<br />
Hera verehren? 14<br />
„Eilig entschwindet die Zeit“ 15<br />
<strong>KV</strong>-AKADEMIE<br />
Begegnung mit unserer <strong>Kirche</strong> - Assisi /<br />
<strong>Kirche</strong> und Welt an <strong>der</strong> Elbe - Magdeburg 21<br />
Keilrhetorik und Mitglie<strong>der</strong>werbung<br />
- Augsburg 23<br />
DAS INTERVIEW<br />
„Wir müssen uns mehr feiern!“ 18<br />
SALZBURGER HOCHSCHULWOCHEN<br />
Katholische Akademie seit 75 Jahren 22<br />
PRAKTIKUMSBÖRSE 26<br />
AUS DEM <strong>KV</strong><br />
„Ordentlich gewirtschaftet“ /<br />
Aktiventag 2006 31<br />
ÜBER DEN <strong>KV</strong> HINAUS<br />
Ein mo<strong>der</strong>ner Frauenverband 25<br />
PERSONALIA<br />
Bernhard Gondor wird 70 /<br />
Raymond Wey<strong>der</strong>t wie<strong>der</strong>gewählt 28<br />
Benjamin Sahler gründet Mitteldeutsche<br />
Kammeroper 29<br />
Nachruf Prälat Oskar Hörning /<br />
Rettenmaier erhält Verdienstkreuz 30<br />
AGV<br />
Den „Auszug <strong>der</strong> Gehirne“ stoppen 24<br />
TERMINE 32<br />
EDITORIAL<br />
Liebe Kartellbrü<strong>der</strong>,<br />
liebe Leserinnen und Leser,<br />
nach <strong>der</strong> verspäteten Auslieferung des ersten<br />
Heftes <strong>der</strong> „Akademischen Monatsblätter“ in<br />
diesem Jahr erscheint diese Ausgabe wie<strong>der</strong><br />
pünktlich. Wie schon die vorige Nummer mit 40<br />
<strong>Seite</strong>n ist auch diese wie<strong>der</strong> dicker geworden<br />
als früher üblich. Das hat verschiedene Gründe:<br />
einmal wollen wir aktuell bleiben, zum an<strong>der</strong>en<br />
erhalten wir erfreulich viele Beiträge, so dass<br />
wir gelegentlich kürzen o<strong>der</strong> die Texte ins Netz<br />
stellen müssen. Ich bitte um Verständnis dafür.<br />
Ich erinnere ferner daran, dass nur wenige von<br />
uns ausgebildete Journalisten sind und alle ehrenamtlich<br />
arbeiten. Pannen lassen sich daher kaum vermeiden. Die vorliegende<br />
Ausgabe befasst sich als Leitthema mit <strong>Kirche</strong> und <strong>Kunst</strong> und bringt<br />
dabei einige Beiträge, die auf den Würzburger <strong>KV</strong>-Tagen gehalten worden<br />
sind. Die richtungsweisenden Worte von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann,<br />
machen deutlich, dass <strong>der</strong> alte Vorwurf, die <strong>Kirche</strong> habe ein gespanntes<br />
Verhältnis zur <strong>Kunst</strong> so nicht mehr gültig ist, sollte er überhaupt in dieser<br />
Ausschließlichkeit je zugetroffen haben. Erfreulich ist die Ankündigung <strong>der</strong><br />
Kooperation von <strong>KV</strong> und BKU. Dieser neue Weg scheint zukunftsfähig zu<br />
sein. Liebe Aktive macht von dem Angebot <strong>der</strong> Praktikaplätze regen Gebrauch.<br />
Von einer nahen Verwandtschaft mit uns zeugt die Selbstdarstellung<br />
des Bundes katholischer Akademikerinnen, <strong>der</strong>en „Vorfahren“ früher<br />
einmal <strong>im</strong> <strong>KV</strong>-Jahrbuch erschienen und über <strong>der</strong>en Veranstaltungen regelmäßig<br />
in dieser Zeitschrift veröffentlicht wurde. Beson<strong>der</strong>e Aufmerksamkeit<br />
hat das Interview mit dem VOP Berhard Glaser und dem Aktivenvertreter<br />
<strong>im</strong> <strong>KV</strong>-Rat, Christian Papay verdient. Sie bekennen sich engagiert<br />
zur „<strong>KV</strong>-Idee“ und for<strong>der</strong>n auf, das „riesige Potential <strong>im</strong> Verband ..auszuschöpfen.“<br />
Als Verantwortlicher für die „AM“ kann ich das nur noch einmal unterstreichen<br />
und Euch bitten zu überlegen, was je<strong>der</strong> einzelne mehr für den Verband<br />
tun kann. Dazu gehört auch, die Redaktion über Ereignisse in den Vereinen<br />
und Ortszirkeln und über Personalia zu unterrichten. Letzteres hatte<br />
nach meinem letzten Aufruf seine Wirkung nicht verfehlt. Doch ist inzwischen<br />
<strong>der</strong> Strom wie<strong>der</strong> zu einem Rinnsal mutiert. Denk an uns greift zur<br />
Fe<strong>der</strong> und schickt uns Nachrichten. Auch über Leserbriefe freuen wir uns.<br />
Sie sollten freilich nicht zu lang sein.<br />
Ich bin gespannt, was Ihr uns alles mitteilen werdet und bleibe<br />
Euer<br />
IMPRESSUM<br />
Akademische Monatsblätter<br />
Herausgeber: Kartellverband katholischer deutscher Studentenvereine (<strong>KV</strong>).<br />
V.i.S.d.P: Dr. Wolfgang Löhr, c/o <strong>KV</strong>-Sekretariat.<br />
Kommissionsverlag: Verband alter <strong>KV</strong>er e.V., <strong>KV</strong>-Sekretariat, Postfach 10 16 80, 45746 Marl, Lin<strong>der</strong> Weg 44, 45770 Marl, Telefon (02365) 5729010, Telefax (02365) 5729051, am@kartellverband.de.<br />
Anzeigenverwaltung: <strong>KV</strong>-Sekretariat, Anschrift wie oben. Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 15.<br />
Druck: Pomp, Bottrop.<br />
Die AM werden <strong>im</strong> Rahmen <strong>der</strong> Verbandszugehörigkeit allen Kartellangehörigen ohne beson<strong>der</strong>e Bezugsgebühr geliefert.<br />
Redaktion: Prof. Dr. Wilhelm Schreckenberg (Ehrenvorsitzen<strong>der</strong>), Dr. Wolfgang Löhr (Vorsitz und v.i.S.d.P), Stefan Einecke, Siegfried Koß, Dr. Günter Georg Kinzel, Michael Kotulla, Hans-Joach<strong>im</strong> Leciejewski,<br />
Reinhard Nixdorf, Harald Stollmeier, Prof. Dr. Hans-Georg Wehling. Koordination: Thorsten Malessa.<br />
Die Akademischen Monatsblätter erscheinen zehnmal <strong>im</strong> Jahr. Es wird gebeten, Manuskripte an die oben genannte E-Mail-Adresse zu senden. Die Redaktion setzt das Einverständnis zu etwaigen<br />
Kürzungen und redaktionellen Än<strong>der</strong>ungen voraus. Die mit Namen versehenen Beiträge geben die Meinung des Verfassers und nicht unbedingt die <strong>der</strong> Redaktion wie<strong>der</strong>. Die Beiträge sind grundsätzlich<br />
in ehrenamtlicher Mitarbeit geschrieben. Der Abdruck ist nur mit Zust<strong>im</strong>mung <strong>der</strong> Redaktion gestattet.<br />
Hinweis nach § 4 Abs. 3 PD-SVD.<br />
Gegen das übliche Verfahren <strong>der</strong> Anschriften-Weitergabe durch die Deutsche Post AG kann <strong>der</strong> Zeitschriftenempfänger je<strong>der</strong>zeit Wi<strong>der</strong>spruch be<strong>im</strong> <strong>KV</strong>-Sekretariat, Postfach 10 16 80, 45746 Marl, einlegen.<br />
ISSN 0002-3000<br />
Internet-Adresse: www.kartellverband.de / am@kartellverband.de<br />
Ausgabe 3/2006: Redaktionsschluss: 01.<strong>04</strong>.2006, Auslieferung: 19.05.2006<br />
Titelfoto und Fotos Titelthema: Norbert Bach<br />
02 AM
<strong>KV</strong>_02_2006_03 23.03.2006 16:25 Uhr <strong>Seite</strong> 3<br />
Die lange Reise zum Bild<br />
Religiöse <strong>Kunst</strong> weckt das „innere Sehen“<br />
Impuls: Hans-Joach<strong>im</strong> Leciejewski<br />
GEISTLICHES WORT<br />
„Eine scheinbar unbedeutende Begegnung mit einem<br />
Poster, auf dem in einem Ausschnitt Rembrandts<br />
‚Rückehr des Verlorenen Sohnes’ abgebildet war,<br />
löste in mir ein langes Abenteuer aus. Es führte<br />
mich zu einem neuen Verständnis meiner Berufung<br />
und gab mir neue Kraft, sie zu leben. In <strong>der</strong> Mitte<br />
dieses Abenteuers stehen ein Bild aus dem 17. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
und sein Maler, ein Gleichnis aus dem 1.<br />
Jahrhun<strong>der</strong>t und sein Urheber sowie ein Mensch des<br />
20.Jahrhun<strong>der</strong>ts mit seiner Suche nach dem Sinn<br />
des <strong>Leben</strong>s.“ – so Henri J.M. Nouwen einleitend in<br />
seinem Buch „N<strong>im</strong>m sein Bild in dein Herz. Geistliche<br />
Deutung eines Gemäldes von Rembrandt“<br />
(Freiburg 20<strong>04</strong>, 14. Auflage, <strong>Seite</strong> 15). Henri Nouwen<br />
beschreibt seine Reise zu diesem Bild in die damalige<br />
Sowjetunion, eine Reise, die ihn aufs Tiefste<br />
zum Evangelium vom barherzigen Vater (Lk 15,<br />
11-32) und damit zu seiner Berufung führte. Er<br />
n<strong>im</strong>mt den Leser mit auf diese Reise und führt ihn<br />
<strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> neu an die Frage nach dem eigenen<br />
<strong>Leben</strong>sentwurf. Es ist ein spannendes und bewegendes<br />
Buch, das ich wie<strong>der</strong>geholt gelesen habe.<br />
Brauchen wir überhaupt religiöse <strong>Kunst</strong> (Bil<strong>der</strong>,<br />
Statuen, Musik, <strong>Kirche</strong>nräume ...)? Warum brauchen<br />
wir sie? „Das Bild Christi und die Bil<strong>der</strong> <strong>der</strong> Heiligen<br />
sind keine Fotografien. Ihr Wesen ist es, über das<br />
bloß materiell Feststellbare hinauszuführen, die<br />
inneren Sinne zu wecken und ein neues Sehen zu<br />
lehren, das <strong>im</strong> Sichtbaren das Unsichtbare wahrn<strong>im</strong>mt.<br />
Die Sakralität des Bildes besteht gerade<br />
darin, dass es aus einem inneren Sehen kommt und<br />
so zu einem inneren Sehen hinführt. Es muss Frucht<br />
innerer Kontemplation, einer gläubigen Begegnung<br />
mit <strong>der</strong> neuen Wirklichkeit des Auferstandenen sein<br />
und so wie<strong>der</strong> in das innere Schauen, in die betende<br />
Begegnung mit dem Herrn hineinführen.“ (Joseph<br />
Kardinal Ratzinger, Der Geist <strong>der</strong> Liturgie, Freiburg<br />
2000, S. 114f)<br />
Hans-Joach<strong>im</strong> Leciejewski<br />
Ein <strong>Kunst</strong>werk – wie das genannte Bild von Rembrandt<br />
– ist religiöse <strong>Kunst</strong> nicht nur, weil es einen<br />
religiösen Inhalt darstellt, son<strong>der</strong>n vielmehr, weil es<br />
aus einer Begegnung mit „dem Ankommenden“ hervorgeht,<br />
mag diese Begegnung, die wir auch Erscheinung<br />
o<strong>der</strong> Epiphanie nennen, flüchtig o<strong>der</strong> gestalthaft,<br />
leuchtend o<strong>der</strong> bedrohlich, faszinierend<br />
o<strong>der</strong> erschreckend sein, o<strong>der</strong> von allem etwas haben.<br />
Der Künstler n<strong>im</strong>mt schließlich sein Material<br />
und sein Werkzeug und gibt <strong>der</strong> Epiphanie Konkretheit,<br />
er gibt dem in ihm Ankommenden die Möglichkeit<br />
des Konkretwerdens, <strong>der</strong> Inkarnation.<br />
Ist das <strong>Kunst</strong>werk geschaffen, tritt <strong>der</strong> Betrachter<br />
vor dieses und es kann sich wie<strong>der</strong>um eine Art Epiphanie<br />
ereignen. In <strong>der</strong> Betrachtung des <strong>Kunst</strong>werkes<br />
kann es zu einer Begegnung mit jener Epiphanie<br />
o<strong>der</strong> Inspiration kommen, die den Künstler bewogen<br />
hat, sein Werk zu schaffen. Wenn dies geschieht,<br />
kann <strong>der</strong> Betrachter aufgeschlossen werden, kann<br />
für ihn ein Bild entstehen, das Weg weisende, das<br />
<strong>Leben</strong> deutende und /o<strong>der</strong> verän<strong>der</strong>nde Kraft hat.<br />
Rembrandt, Rückkehr des verlorenen Sohns<br />
Henri Nouwen fand in dem Bild „Rückkehr des Verlorenen<br />
Sohnes“ von Rembrandt ein Bild, das ihn auf<br />
seiner Suche nach dem Sinn des <strong>Leben</strong>s begleitet<br />
hat, an dem er sich nicht satt sehen konnte. Je<strong>der</strong><br />
Christ, ein nach Sinn Suchen<strong>der</strong>, ist eingeladen, auf<br />
Jesus Christus zu schauen, und sich an IHM nicht<br />
satt zu sehen.<br />
AM 03
<strong>KV</strong>_02_2006_<strong>04</strong> 23.03.2006 16:28 Uhr <strong>Seite</strong> 4<br />
Titelthema: Dr. Friedhelm Hofmann<br />
Religiöse Kun<br />
<strong>im</strong> <strong>Leben</strong> <strong>der</strong><br />
Mit diesem Thema befasste sich Bischof Dr. Friedhelm Hofmann auf<br />
den Würzburger <strong>KV</strong>-Tagen in einem Vortrag am 9. Januar 2006, den<br />
wir hier gekürzt abdrucken. Der volle Wortlauf ist be<strong>im</strong> <strong>KV</strong>-Sekretariat<br />
o<strong>der</strong> unter sekretariat@kartellverband.de <strong>im</strong> Internet abzurufen.<br />
Sind „<strong>Kirche</strong> und Museen – zwei ungleiche Geschwister“, wurde in<br />
einer Headline zu einem kritischen Artikel über den Berliner <strong>Kunst</strong>kongress<br />
1995 zum Thema „Autonomie und Verantwortung – Religion<br />
und Künste am Ende des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts“ gefragt.<br />
Haben sich die Künste mit Beginn <strong>der</strong> Neuzeit aus dem In-Dienst-<br />
Genommensein durch die <strong>Kirche</strong> endgültig gelöst und versperren<br />
sie sich – autonom geworden – hartnäckig einem Dialog mit <strong>der</strong><br />
<strong>Kirche</strong>?<br />
Haben sich die Künste<br />
mit Beginn <strong>der</strong> Neuzeit<br />
aus dem In-Dienst-<br />
Genommensein durch die<br />
<strong>Kirche</strong> endgültig gelöst<br />
und versperren sie sich –<br />
autonom geworden –<br />
hartnäckig einem Dialog<br />
mit <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>?<br />
<strong>04</strong> AM<br />
Wer kritisch die Entwicklung von <strong>Kirche</strong> und <strong>Kunst</strong> verfolgt, wird<br />
diese Frage nicht einfach mit „Ja“ beantworten können.<br />
Umgekehrt darf die Öffnung <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> zur zeitgenössischen <strong>Kunst</strong><br />
nicht oberflächlich als Koketterie mit <strong>der</strong> Aufgabe des eigenen<br />
Seinsgrundes verstanden werden.<br />
In einem zweifachen Schritt sollen zunächst <strong>Kunst</strong> und <strong>Kirche</strong> auf<br />
ihre gemeinsamen Wurzeln befragt werden.<br />
1.<br />
Schon <strong>im</strong>mer haben Menschen ihre Welterfahrungen durch künstlerische<br />
Betätigungen überstiegen. Sie näherten sich dem Übersinnlichen,<br />
Numinosen, Göttlichen in Bil<strong>der</strong>n und Zeichen. Dabei<br />
wies <strong>der</strong> Bischof auf die Höhlenmalereien in Südfrankreich und in<br />
Australien hin, die vor mehr als 20.000 Jahren geschaffen wurden.Außerdem<br />
erwähnte er das Bil<strong>der</strong>verbot des Judentums, das<br />
nicht ausschloss, dass <strong>der</strong> Tempel in Jerusalem mit kostbaren Materialien<br />
geschmückt wurde.<br />
In <strong>der</strong> Urkirche gab es schon sehr früh Malereien in den römischen<br />
Katakomben und ersten <strong>Kirche</strong>n. Nachdem auf dem Konzil von<br />
Ephesus (431) die Frage <strong>der</strong> Darstellbarkeit Gottes mit dem Hin-
<strong>KV</strong>_02_2006_05 23.03.2006 16:28 Uhr <strong>Seite</strong> 5<br />
<strong>TITELTHEMA</strong><br />
nst<br />
r <strong>Kirche</strong><br />
t<br />
AM 05
<strong>KV</strong>_02_2006_06 23.03.2006 16:28 Uhr <strong>Seite</strong> 6<br />
<strong>TITELTHEMA</strong><br />
Mit dem Beginn <strong>der</strong> Neuzeit<br />
löste sich <strong>im</strong> Abendland<br />
die <strong>Kunst</strong> – wie die<br />
Philosophie – aus ihrer<br />
kirchlichen Behe<strong>im</strong>atung:<br />
Sie wollte nicht länger<br />
„Dienerin <strong>der</strong> Theologie“<br />
sein.<br />
06 AM<br />
weis auf die Menschwerdung Christi positiv entschieden<br />
war, blühte in <strong>der</strong> ganzen <strong>Kirche</strong> die <strong>Kunst</strong> auf . . .<br />
Im Laufe <strong>der</strong> Jahrhun<strong>der</strong>te wurde die <strong>Kirche</strong> zur He<strong>im</strong>at<br />
<strong>der</strong> Künste. Ein Blick in die europäische Kulturlandschaft<br />
zeigt die fundamentale Bedeutung christlicher<br />
<strong>Kunst</strong>. Was wäre Europa ohne seine <strong>Kirche</strong>n und Kathedralen,<br />
Klöster und Universitäten?<br />
Warum aber, so können wir fragen, kommt <strong>der</strong> <strong>Kunst</strong> in<br />
<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> ein so großer Stellenwert zu? Weil das<br />
<strong>Kunst</strong>werk unmittelbar und direkt am Schöpfungswerk<br />
Gottes teil hat! Nun zitierte <strong>der</strong> Bischof den großen europäischen<br />
Künstler Richard Seewald und Nikolaus von<br />
Kues, <strong>der</strong> sagte:<br />
„Schöpfertum und <strong>Kunst</strong>, die einer Seele <strong>im</strong> Glücksfall<br />
zukommen, sind zwar nicht jene wesensgemäße <strong>Kunst</strong>,<br />
die Gott ist, aber sie sind Mitteilung und Teilhabe an<br />
ihr“. Jegliche <strong>Kunst</strong> besitzt also, insofern sie dies auch<br />
wirklich ist, etwas von <strong>der</strong> Unmittelbarkeit des göttlichen,<br />
schöpferischen Tuns. <strong>Kunst</strong> in <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> geht<br />
noch darüber hinaus: Sie ist neben <strong>der</strong> Weise menschlicher<br />
Gottesverehrung auch zugleich Träger <strong>der</strong> Verkündigung<br />
und nicht bloßer Schmuck o<strong>der</strong> Ornament.<br />
Würzburger <strong>KV</strong>-Tage gut aufgenommen<br />
Die 36. Würzburger <strong>KV</strong>-Tage, die vom 6. bis zum 8. Januar 2006 stattfanden, und<br />
welche die Kartellbrü<strong>der</strong> Hans-Joach<strong>im</strong> Leciejewski, Hans-Georg Wehling und<br />
Günter Georg Kinzel wie <strong>im</strong>mer sorgfältig vorbereitet hatten, standen dieses Jahr<br />
unter dem Thema „Christentum und <strong>Kunst</strong>“. Eine große Schar von <strong>KV</strong>ern und ihren<br />
Angehörigen, es waren mehr als 100, hatten sich eingefunden und hörten als Einführung<br />
einen facettenreichen und spritzigen Vortrag von dem Diözesankonservator<br />
und Kustos des Diözesanmuseums Rottenburg, Wolfgang Urban, über „Die Sinnhaftigkeit<br />
des Glaubens“. Der Redner, <strong>der</strong> frei sprach und einen weiten Bogen von<br />
<strong>der</strong> Frühzeit bis zur Mo<strong>der</strong>ne schlug, wusste seine Zuhörer zu fesseln. Nach diesem<br />
freitäglichen Abendvortrag ergriff am Samstagmorgen <strong>der</strong> Ortsbischof Dr. Friedhelm<br />
Hofmann, selbst promovierter <strong>Kunst</strong>historiker, das Wort und legte seine grundlegenden<br />
Gedanken zur „Christlichen <strong>Kunst</strong> heute“ dar, die nicht nur ein Bekenntnis<br />
zur Mo<strong>der</strong>ne, son<strong>der</strong>n auch eine Auffor<strong>der</strong>ung an den Klerus waren, sich mit <strong>der</strong><br />
<strong>Kunst</strong> verantwortungsvoll auseinan<strong>der</strong> zu setzen. Wir drucken in dieser Ausgabe<br />
<strong>der</strong> „Akademischen Monatsblätter“ den gekürzten Wortlaut ebenso ab wie den anregenden<br />
Beitrag des Mainzer Diözesanbaumeisters Johannes Krämer, <strong>der</strong> am<br />
Sonntagmorgen über „Architektur und Liturgie“ referierte. Beide Beiträge empfehlen<br />
wir zur Lektüre. Wie schon <strong>im</strong> letzten Jahr wurde auch dieses Mal <strong>der</strong> „Carl-<br />
Sonnenschein-Preis“ an einen jungen Kartellbru<strong>der</strong> verliehen und zwar an Jens<br />
David Baumbach (Pal), <strong>der</strong> in England über ein Thema zur griechischen Kultur promoviert<br />
worden war. Zuvor hatte Kb Jörg Fedtke, <strong>der</strong> selbst <strong>im</strong> Jahr 2003 diesen<br />
<strong>KV</strong>-För<strong>der</strong>preis erhalten hatte, den Preis, seinen Namensgeber und den Preisträger<br />
vorgestellt. Anschließend verabschiedete <strong>der</strong> neue <strong>KV</strong>-Ratsvorsitzende Karl Kautzsch<br />
den bisherigen <strong>KV</strong>-Ratsvorsitzenden Wolfgang Löhr und den Altherren-Vertreter<br />
<strong>im</strong> <strong>KV</strong>-Rat Günter Georg Kinzel, stellte ihre Verdienste heraus und bedankte sich<br />
bei ihnen für das langjährige Engagement für den <strong>KV</strong> und seine Mitglie<strong>der</strong>. Umrahmt<br />
wurde diese Veranstaltung durch musikalische Vorträge zweier junger Damen,<br />
darunter die Tochter des <strong>KV</strong>-Ratsvorsitzenden. Es war eine st<strong>im</strong>mungsvolle<br />
Feier, bei <strong>der</strong> deutlich wurde, welches herzliche Verhältnis die <strong>KV</strong>er mit einan<strong>der</strong><br />
verbindet. Nicht vergessen werden darf die sonntägliche Messfeier in <strong>der</strong> Marienkapelle,<br />
die zu den Würzburger <strong>KV</strong>-Tagen einfach hinzu gehört.<br />
WL<br />
Verhältnismäßig leicht lässt sich dies bei <strong>der</strong> gotischen<br />
Kathedralarchitektur nachvollziehen, die nach den Gesetzen<br />
<strong>der</strong> Geometrie aufgebaut ist . . .<br />
Mit dem Beginn <strong>der</strong> Neuzeit löste sich <strong>im</strong> Abendland<br />
die <strong>Kunst</strong> – wie die Philosophie – aus ihrer kirchlichen<br />
Behe<strong>im</strong>atung: Sie wollte nicht länger „Dienerin <strong>der</strong><br />
Theologie“ sein. Richard Seewald sieht <strong>im</strong> Barock zwar<br />
noch einmal den Versuch, <strong>Kunst</strong> und Religion miteinan<strong>der</strong><br />
zu versöhnen, doch konstatiert er, dass es <strong>der</strong> <strong>Kunst</strong><br />
nicht gelungen sei, „das Irdische in den H<strong>im</strong>mel emporzureißen,<br />
eher zog sie den H<strong>im</strong>mel auf die Erde herab“.<br />
Ein weiterer Sprung ergab sich <strong>im</strong> 19. Jahrhun<strong>der</strong>t, als<br />
sich die <strong>Kunst</strong> aus dem selbstgewählten Elfenbeinturm<br />
des Akademismus löste und auf die Straße ging, um<br />
von den Menschen verstanden zu werden: Jetzt brach<br />
eine Kluft des Unverständnisses auf, die das Verstehen<br />
des <strong>Kunst</strong>werkes so erschwerte, dass de facto oft ein<br />
zeitlicher Generationsabstand nötig ist, damit breite<br />
Kreise ein <strong>Kunst</strong>objekt rezipieren können.<br />
Diese durchaus <strong>im</strong> autonomen <strong>Kunst</strong>verständnis behe<strong>im</strong>atete<br />
Problematik gewinnt eine weitere Problemfacette<br />
durch die Entwicklung <strong>im</strong> zeitgenössischen Theater,<br />
das sich nach einem Anspruch von Hellmuth Matiasek,<br />
aus <strong>der</strong> Rolle <strong>der</strong> Dienerin <strong>der</strong> Literatur löste und<br />
autonom wurde: „Der Clown emanzipierte sich vom Zirkusdiener<br />
zum Direktor.“<br />
Der sich insgesamt autonom definierende zeitgenössische<br />
Mensch steckt in <strong>der</strong> Krise <strong>der</strong> Selbstfindung, da<br />
er sich oft genug nicht als geschaffen – als Geschöpf –<br />
begreifen will und doch sich auch nicht als self-mademan<br />
erklären kann. Dabei steht <strong>der</strong> kreativ schaffende<br />
Mensch <strong>im</strong>mer in <strong>der</strong> Spannung von Sichtbarem und<br />
Unsichtbarem, Fassbarem und Unfassbarem, Materie<br />
und Geist, Chaos und Inspiration.<br />
Es ist deshalb notwendig, Standort zu gewinnen und<br />
um die Gabe <strong>der</strong> Unterscheidung zu bitten. Das Zweite<br />
Vatikanische Konzil versucht <strong>im</strong> letzten Kapitel <strong>der</strong><br />
Konstitutionen über die heilige Liturgie theologische<br />
Grundgedanken aufzustellen, die dem suchenden<br />
Künstler richtungsweisend sein wollen. Dort heißt es:<br />
„Zu den vornehmsten Betätigungen <strong>der</strong> schöpferischen<br />
Veranlagung des Menschen zählen mit gutem Recht die<br />
schönen Künste, insbeson<strong>der</strong>e die religiöse <strong>Kunst</strong> und<br />
ihre höchste Form, die sakrale <strong>Kunst</strong>. Vom Wesen her<br />
sind sie ausgerichtet auf die unendliche Schönheit<br />
Gottes, die in menschlichen Werken irgendwie zum<br />
Ausdruck kommen soll, und sie sind umso mehr Gott,<br />
seinem Lob und seiner Herrlichkeit geweiht, als ihnen<br />
kein an<strong>der</strong>es Ziel gesetzt ist, als durch ihre Werke den<br />
Sinn <strong>der</strong> Menschen in heiliger Verehrung auf Gott zu<br />
wenden“. Hieran muss sich die kirchliche <strong>Kunst</strong> messen<br />
lassen.<br />
Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en <strong>Seite</strong> dürfen wir aber auch nicht die<br />
Probleme heutiger Künstler übersehen, die sich <strong>der</strong>
<strong>KV</strong>_02_2006_07 23.03.2006 16:29 Uhr <strong>Seite</strong> 7<br />
<strong>TITELTHEMA</strong><br />
Gestaltung <strong>im</strong> kirchlichen Raum widmen. Neben dem<br />
Gegenwind, <strong>der</strong> ihnen vehement aus <strong>der</strong> zeitgenössischen<br />
Künstlerszene entgegen weht, verursachen auch<br />
innerkirchliches Unverständnis für neue Wege und eine<br />
einseitig auf soziales Engagement ausgerichtete Haltung<br />
neue Gräben.<br />
So mahnte Professor Georg Meistermann, einer <strong>der</strong><br />
prominenten deutschen Künstler: „Die <strong>Kirche</strong>, die <strong>Kunst</strong><br />
will, sollte nicht ablehnen, was sie noch nicht verstanden<br />
hat und nicht verurteilen, was den profanen – dieses<br />
Mal: säkularisierten Künstler quält, bedrängt und<br />
zur Entäußerung drängt . . . Aber auch die Künstler sollten<br />
ihrerseits die <strong>Kirche</strong> nicht überfor<strong>der</strong>n. Sie ist keineswegs<br />
<strong>der</strong> Ort und die Instanz für ästhetische Atelierkriege.<br />
Und sie ist nicht die Bühne, auf die <strong>im</strong>merzu unerbittlich<br />
Staub und Asche geblasen werden darf.“<br />
Entsprechende Bildungsarbeit am Klerus und den verantwortlichen<br />
Laien ist eine erfor<strong>der</strong>liche begleitende<br />
Aufgabe! . . .<br />
Kardinal Joach<strong>im</strong> Meisner sprach einmal <strong>im</strong> Zusammenhang<br />
mit <strong>der</strong> Salbung <strong>der</strong> Füße Jesu durch Maria von<br />
Betanien von <strong>der</strong> notwendigen ,Verschwendung’ und<br />
,Großzügigkeit’ in <strong>der</strong> Ausgestaltung unserer <strong>Kirche</strong>n . . .<br />
2.<br />
Paul Klee wird <strong>der</strong> Ausspruch zugeschrieben: „<strong>Kunst</strong><br />
gibt nicht das Sichtbare wie<strong>der</strong>, sie macht sichtbar!“<br />
Diesem Wort sind Gedanken Romano Guardinis an die<br />
<strong>Seite</strong> zu stellen, <strong>der</strong> schrieb: „Sehen ist Begegnung mit<br />
<strong>der</strong> Wirklichkeit; das Auge aber ist einfachhin <strong>der</strong><br />
Mensch, sofern er von <strong>der</strong> Wirklichkeit in ihren dem<br />
Licht zugeordneten Formen getroffen werden kann. Das<br />
Auge ist nicht nur Werkzeug, das <strong>der</strong> lebendige Mensch<br />
gebraucht, son<strong>der</strong>n dessen <strong>Leben</strong> selbst. In seinem<br />
Sehen lebt <strong>der</strong> Mensch – ebenso wie in seinem Hören,<br />
Tasten und Tun.“<br />
Diese aus <strong>der</strong> jeweiligen Sicht des Künstlers und<br />
<strong>Kunst</strong>kritikers gewonnene Erkenntnis erhellt den Seinsgrund<br />
dessen, was wir <strong>Kunst</strong> nennen: Es geht um Weltund<br />
<strong>Leben</strong>serfahrung, -aneignung und -deutung. Dies<br />
habe auch Papst Johannes Paul II. 1980 in München<br />
den dort versammelten Künstlern und Publizistern gesagt:<br />
„Wenn die <strong>Kirche</strong> auf da ,Aggiornamento’ bedacht<br />
ist, auf das Heutigwerden des christlichen Glaubens,<br />
seiner Weisungen und Verheißungen, dann ist zu<br />
sagen: Nirgends wird die Situation, das <strong>Leben</strong>sgefühl,<br />
aber auch <strong>der</strong> Fragehorizont des heutigen Menschen so<br />
eindrucksvoll dargestellt wie in <strong>der</strong> heutigen <strong>Kunst</strong> und<br />
Publizistik. Darauf ist die <strong>Kirche</strong> verwiesen und angewiesen.<br />
Wenn <strong>der</strong> christliche Glaube als Wort und als<br />
Antwort für die Menschen vermittelt werden soll, dann<br />
müssen die Fragen dazu genannt und bewusst gemacht<br />
werden. – Die <strong>Kirche</strong> braucht die <strong>Kunst</strong>.“<br />
Diese Gedanken führten auch zur Ausgangssituation,<br />
die die Kommission für Fragen <strong>der</strong> Wissenschaft und<br />
Kultur <strong>der</strong> Deutschen Bischofskonferenz bewegt hat,<br />
eine Ausarbeitung über die Notwendigkeit <strong>der</strong> Befas-<br />
Wolfgang Urban ist<br />
Diözesankonservator<br />
und Kustos des Diözesanmuseums<br />
Rottenburg<br />
„Die <strong>Kirche</strong>, die <strong>Kunst</strong><br />
will, sollte nicht<br />
ablehnen, was sie noch<br />
nicht verstanden hat."<br />
AM 07
<strong>KV</strong>_02_2006_08 23.03.2006 16:29 Uhr <strong>Seite</strong> 8<br />
<strong>TITELTHEMA</strong><br />
sung mit den vielfältigen Fragen von „<strong>Kunst</strong> und Kultur<br />
in <strong>der</strong> theologischen Aus- und Fortbildung“ anzuregen.<br />
Einerseits haben wir alle die Rede vom Bruch zwischen<br />
<strong>Kunst</strong> und <strong>Kirche</strong> <strong>im</strong> Ohr. Wir kennen die Anfragen an<br />
die Autonomie <strong>der</strong> Künstler und die Festschreibung <strong>der</strong><br />
vermeintlichen Rückwärtsgewandtheit <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> nicht<br />
nur in ihrem Verhältnis zur Kultur.<br />
An<strong>der</strong>erseits ist die <strong>Kunst</strong> in <strong>der</strong> Form von Bil<strong>der</strong>n,<br />
Architektur, Musik, Sprache o<strong>der</strong> auch dramatischer<br />
Handlung überall <strong>im</strong> <strong>Leben</strong> <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> präsent; vielerorts<br />
wird sogar <strong>der</strong> Umgang mit zeitgenössischer <strong>Kunst</strong><br />
beson<strong>der</strong>s gepflegt . . .<br />
werden. Alle, die am Verkündigungsauftrag <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong><br />
teilhaben, sollen nicht nur allgemein von <strong>der</strong> Notwendigkeit<br />
<strong>der</strong> Sensibilisierung für künstlerische Fragen<br />
überzeugt werden, son<strong>der</strong>n auch die grundlegenden anthropologischen<br />
Aspekte kennen lernen, ohne die ein<br />
wenigstens ansatzweise ausgeprägtes Sensorium für<br />
die ästhetischen Elemente sämtlicher <strong>Leben</strong>svollzüge,<br />
eine Verkürzung <strong>der</strong> christlichen Botschaft mit sich bringen<br />
würden. Der Glaube ist ohne die Ausdrucksformen<br />
<strong>der</strong> Sprache, <strong>der</strong> Musik, <strong>der</strong> Architektur und <strong>der</strong> <strong>Kunst</strong>,<br />
die gleichermaßen uneigentliche und angemessene<br />
Formen des Redens über Gott sind, zu leicht formelhaft<br />
und leer. Außerdem ist eine Partizipation an <strong>der</strong> zeitgenössischen<br />
<strong>Kunst</strong> und Kultur für jeden in <strong>der</strong> Verkündigung<br />
Stehenden ein unverzichtbarer Erfahrungshorizont<br />
seismographisch deutlich gemachter gesellschaftlicher<br />
Vorgänge.<br />
08 AM<br />
Bischof Dr. Friedhelm<br />
Hofmann<br />
Wer heute behauptet, <strong>Kunst</strong> und <strong>Kirche</strong> hätten einan<strong>der</strong><br />
nichts zu sagen, geht schlichtweg an <strong>der</strong> Realität<br />
vorbei. Die Kapelle am Collegium Marianum (in Neuss),<br />
von Heinz Mack gestaltet, ist ein weiterer Beleg für die<br />
Zusammenarbeit.<br />
Dennoch werden innerkirchlich die Ausdrucksweisen<br />
<strong>der</strong> <strong>Kunst</strong>, die in ihrer ästhetischen Gestalt auch Anteil<br />
an <strong>der</strong> religiösen Erfahrung haben, nicht nur nicht ausreichend<br />
berücksichtigt, so dass dem Glaubensvollzug<br />
viel an Erlebnishaftigkeit verloren geht, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong><br />
Glaube selbst wird entsprechend seiner sinnhaften<br />
Struktur oft genug auf eine theoretisch-rationale Komponente<br />
reduziert.<br />
Die Überbetonung des Intellektuellen, die unsere kirchliche<br />
Kultur an manchen Stellen prägt, muss abgebaut<br />
Künstlerische Sprach- und Bildformen übersteigen die<br />
Möglichkeiten von Begriffen und lassen weitere D<strong>im</strong>ensionen<br />
<strong>der</strong> Wirklichkeit aufscheinen. Sie haben in <strong>der</strong><br />
ihnen eigenen ganzheitlichen Mitteilungsweise Möglichkeiten<br />
<strong>der</strong> Vermittlung, die nur durch sie möglich<br />
werden.<br />
3.<br />
Um das Gesamte <strong>der</strong> <strong>Kunst</strong> als Inkulturation des Glaubens<br />
in den heutigen <strong>Leben</strong>svollzug <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> einbinden<br />
zu können, ist es notwendig, die vor Ort bestehende<br />
<strong>Kunst</strong> wahrzunehmen. Den Ordinarien sollen Fachleute<br />
zur Verfügung stehen, die über das notwendige<br />
archäologische, kunsthistorische und archivarische<br />
Wissen verfügen, die <strong>Kunst</strong>werke in <strong>der</strong> Diözese zu<br />
registrieren, zu bewerten, zu katalogisieren und zu restaurieren.<br />
Aber auch <strong>der</strong> einzelne Ortspfarrer sollte um<br />
den ihm überlieferten Schatz <strong>der</strong> <strong>Kunst</strong> wissen . . . Jeglicher<br />
<strong>Kirche</strong>nbau und das einzelne sakrale <strong>Kunst</strong>werk<br />
und Gerät, ist Verkün<strong>der</strong> des Glaubens, transportiert<br />
und entschlüsselt den Glauben <strong>der</strong> <strong>Kunst</strong>schaffenden<br />
für unsere Zeit. Die Beschäftigung mit <strong>der</strong> Geschichte<br />
des jeweiligen Baus o<strong>der</strong> des <strong>Kunst</strong>werkes eröffnet<br />
dem Betrachter eine Glaubenssituation, die ihm be<strong>im</strong><br />
eigenen Glaubensvollzug hilfreich sein kann. Wirklich<br />
christliche <strong>Kunst</strong>werke sind geronnener Glaube, die die<br />
Kraft <strong>der</strong> Verkündigung in sich tragen . . .<br />
Es gilt aber nicht nur das überkommene Erbe zu wahren<br />
und in <strong>der</strong> Liturgie und Katechese aufzuschlüsseln, son<strong>der</strong>n<br />
es geht auch darum, verantwortungsgemäß mit<br />
zeitgenössischer <strong>Kunst</strong> umzugehen. Theologen, Katecheten<br />
und Religionslehrer sollten Einblick in die gegenwärtigen<br />
aktuellen Konzeptionen und Fragestellungen<br />
<strong>der</strong> <strong>Kunst</strong> nehmen, sowie für damit verbundene<br />
liturgische Probleme sensibilisiert werden. Dazu brauchen<br />
sie allgemeine Grundkenntnisse <strong>der</strong> Architektur,<br />
<strong>Kunst</strong>, Musik und Literaturgeschichte, sowie <strong>der</strong>er Methoden<br />
und Grundbegriffe einer theologischen Ästhetik<br />
(inkl. <strong>der</strong> christlichen Ikonographie und erkenntnistheoretischen<br />
Reflexion).
<strong>KV</strong>_02_2006_09 23.03.2006 16:29 Uhr <strong>Seite</strong> 9<br />
Offener Raum und<br />
orientierte Versammlung<br />
Vortrag: Johannes Krämer<br />
<strong>TITELTHEMA</strong><br />
„Man muss vor allem die Freiheit eines jeden Menschen<br />
achten. Gott selbst tut es auch.“ (Joh. XXIII.)<br />
Gottesdienst kann <strong>im</strong> Christentum unabhängig von Ort<br />
und Raum gefeiert werden. Es gibt bezüglich des<br />
Gottesdienstraumes keine göttlichen Vorbedingungen,<br />
die einer Anpassung an Ort und Zeit entgegenstehen.<br />
Damit war und ist es möglich, den Menschen auch<br />
durch die Gestaltung des Raumes und die Konzeption<br />
<strong>der</strong> liturgischen Orte das Geschehen <strong>im</strong> Gottesdienst<br />
und die Überlieferung Jesu Christi näher zu bringen.<br />
Das Zweite Vatikanische Konzil hat den einzelnen Menschen<br />
auch bezüglich des <strong>Kirche</strong>nraumes wie<strong>der</strong> stärker<br />
in den Blick genommen, wenn es in <strong>der</strong> Liturgiekonstitution<br />
heißt: „. . . alle Gläubigen möchten zu <strong>der</strong> vollen,<br />
bewußten und tätigen Teilnahme an den liturgischen<br />
Feiern geführt werden, wie sie das Wesen <strong>der</strong><br />
Liturgie selbst verlangt und zu <strong>der</strong> das christliche Volk .<br />
. . kraft <strong>der</strong> Taufe berechtigt und verpflichtet ist. Diese<br />
volle und tätige Teilnahme des ganzen Gottes-Volkes ist<br />
bei <strong>der</strong> Erneuerung und För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Heiligen Liturgie<br />
auf das Stärkste zu beachten. Sie ist auch die erste<br />
und unentbehrlichste Quelle, aus <strong>der</strong> die Christen wahrhaft<br />
christlichen Geist schöpfen sollen . . .“ (Art. 14) –<br />
„Be<strong>im</strong> Bau von <strong>Kirche</strong>n ist sorgfältig darauf zu achten,<br />
dass sie für die liturgischen Feiern und für die tätige<br />
Teilnahme <strong>der</strong> Gläubigen geeignet sind“ (Art. 124).<br />
Zwei sich ergänzende Anregungen, die dieses Anliegen<br />
umzusetzen suchen, sollen hier zur Diskussion gestellt<br />
werden.<br />
Offener Raum<br />
Je<strong>der</strong> Raum wirkt bewusst o<strong>der</strong> unbewusst auf die<br />
Menschen. Für den Gottesdienstraum bedeutet dies,<br />
dass er das Erfahren von Liturgie mitbest<strong>im</strong>mt und dass<br />
er den Glauben mitprägt.<br />
Oft wurde durch eine <strong>im</strong> Gegensatz zum Umfeld stehende<br />
Gestaltung des <strong>Kirche</strong>nraumes ausgedrückt, dass <strong>im</strong><br />
Gottesdienst etwas Beson<strong>der</strong>es geschieht. Dies gilt für<br />
die Schutz bietenden romanischen Gottesburgen genauso<br />
wie für die mit Farbe und Licht spielenden gotischen<br />
Kathedralen o<strong>der</strong> die prunkvollen <strong>Kirche</strong>n des Barock.<br />
Jeweils war in dem <strong>Kirche</strong>nraum etwas zu finden,<br />
was die Menschen in beson<strong>der</strong>er Weise angesprochen<br />
hat, weil es in ihrem sonstigen <strong>Leben</strong>sumfeld nicht<br />
o<strong>der</strong> nur schwer zu finden war.<br />
Bezogen auf die Bedürfnisse <strong>der</strong> Zeit waren diese Räume<br />
Provokationen <strong>im</strong> ganz positiven Sinne des lateinischen<br />
„provocare“ (= herausrufen). Sehr deutlich kann<br />
dies erfahrbar werden bei Räumen, die zudem durch<br />
Zurückhaltung nicht von dem Wesentlichen ablenkten,<br />
z. B. die mittelalterlichen <strong>Kirche</strong>n <strong>der</strong> Zisterzienser o<strong>der</strong><br />
die puristischen Bauten des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts. Hier<br />
kann die befreiende Kraft des christlichen Glaubens<br />
beson<strong>der</strong>s deutlich spürbar werden.<br />
Suchen wir heute nach „offenen Räumen“, die eine An<strong>der</strong>sartigkeit<br />
zu <strong>der</strong> wie wohl noch nie zuvor durch Reize<br />
und Konsum geprägten, akustisch und optisch laut<br />
gewordenen Umwelt ausdrücken, scheinen dies auch<br />
die schlichten Räume zu sein. Hier wird deutlich, dass<br />
bei Gott an<strong>der</strong>e Bedingungen gelten. Es ist möglich, in<br />
beson<strong>der</strong>er Weise Konzentration zu finden, ohne die<br />
Augen verschließen zu müssen, in beson<strong>der</strong>er Weise<br />
„offen“ zu werden für die Begegnungen mit Gott und<br />
den Menschen. Ein solcher Raum, <strong>der</strong> bewusst zurücktritt,<br />
kann den Blick auf das Wesentliche lenken.<br />
Alles was sich in einem solchen Raum befindet, bekommt<br />
eine beson<strong>der</strong>e Kraft und erfährt eine beson<strong>der</strong>e<br />
Aufmerksamkeit durch die Leere, die es umgibt. Gerade<br />
die kleinen, oft wertvollen Zeichen können hier<br />
wahrgenommen werden. Deshalb können in einem solchen<br />
Raum auch leicht unterschiedliche Akzente gesetzt<br />
werden. Dies bedeutet aber zugleich, dass genau<br />
überlegt werden muss, was sich in einem solchen<br />
Raum befinden soll. Das „Füllen“ von <strong>Kirche</strong>nräumen<br />
mit Pflanzen, Teppichen und zu vielen Bil<strong>der</strong>n, das sehr<br />
oft zu beobachten ist und fast allen <strong>Kirche</strong>nräumen<br />
schadet, wirkt bei bewusst leeren <strong>Kirche</strong>nräumen zerstörend.<br />
„Leere Räume“ können für die Menschen als Auffor<strong>der</strong>ung<br />
wirken, selbst leer zu werden für Gott. Damit sind<br />
sie sicher eine deutliche Umsetzung des offenen<br />
Raumes. Denn hier wird beson<strong>der</strong>s bewusst, dass ein<br />
Gottesdienstraum ein Warteraum ist, <strong>der</strong> bereit steht<br />
für die Begegnung zwischen Gott und den Menschen.<br />
Aber auch an<strong>der</strong>e <strong>Kirche</strong>nräume können und sollten<br />
offen sein, sollten darauf verweisen, dass sie nicht in<br />
sich selbst enden, son<strong>der</strong>n genau wie das, was in ihnen<br />
geschieht, über sich hinausweisen. (Ein Beispiel eines<br />
offenen Raumes wird auf S. 11 vorgestellt.)<br />
Die Umsetzung kann auf unterschiedliche Weise geschehen<br />
und bedarf einer jeweils konkreten Analyse<br />
des Raumes und einer Diskussion in <strong>der</strong> Gemeinde.<br />
Ein erster Schritt zu einem offenen <strong>Kirche</strong>nraum kann<br />
das Anpassen <strong>der</strong> Sitzplätze an die Bedürfnisse eines<br />
Je<strong>der</strong> Raum wirkt<br />
bewusst o<strong>der</strong> unbewusst<br />
auf die Menschen. Für<br />
den Gottesdienstraum<br />
bedeutet dies, dass er<br />
das Erfahren von Liturgie<br />
mitbest<strong>im</strong>mt und dass er<br />
den Glauben mitprägt.<br />
AM 09
<strong>KV</strong>_02_2006_10 23.03.2006 16:30 Uhr <strong>Seite</strong> 10<br />
<strong>TITELTHEMA</strong><br />
Verkündigung:<br />
Gebet:<br />
normalen Sonntagsgottesdienstes sein. Neben dem<br />
Vorteil, dass die Gemeinde näher zusammenrückt und<br />
dadurch Gemeinschaft spürbarer wird, entstehen in<br />
dem Raum durch Wegnahme von nicht benötigten Sitzmöglichkeiten<br />
o<strong>der</strong> eine variable Bestuhlung Freiräume,<br />
die in ihrer Wirkung dem Raum guttun, aber auch für<br />
beson<strong>der</strong>e liturgische Handlungen <strong>der</strong> Gemeinde bereit<br />
stehen. Wie stark ein leerer Raum (ohne Bänke) wirkt,<br />
ist bei Renovierungen erfahrbar. Beson<strong>der</strong>s deutlich erfahrbar<br />
war dies bei <strong>der</strong> Renovierung des Speyerer Domes,<br />
<strong>der</strong> in den 1990er Jahren für eine kurze Zeit wie<strong>der</strong><br />
so leer war wie in seinen Anfangszeiten. Sehr eindrucksvoll<br />
wurde diese Situation dann auch für die musikalische<br />
Aufführung und Aufzeichnung <strong>der</strong> Johannes-<br />
Passion von J. S. Bach genutzt.<br />
Diese beson<strong>der</strong>e Nutzung verweist darauf, dass <strong>Kirche</strong>nräume<br />
auch dadurch offen sein können, dass sie<br />
zum Gottesdienst hinführende bzw. begleitende Veranstaltungen<br />
ermöglichen, die <strong>Kirche</strong>nfernen o<strong>der</strong> -fremden<br />
eine Kontaktmöglichkeit bieten.<br />
Orientierte Versammlung<br />
Wenn sich Menschen versammeln, wird schon durch die<br />
Struktur <strong>der</strong> Versammlung das Verhalten beeinflusst.<br />
Bereits durch den Ort, in dem <strong>der</strong> einzelne steht o<strong>der</strong><br />
sitzt, ist er eingebunden o<strong>der</strong> nicht, kann er gut o<strong>der</strong><br />
schlecht in Beziehung treten, fühlt er sich als Beteiligter<br />
o<strong>der</strong> Zuschauer. Somit ist gerade für Gottesdiensträume<br />
wichtig, die Anordnung <strong>der</strong> Gemeinde so zu<br />
wählen, dass sie den liturgischen Handlungen entspricht.<br />
Zwei gegensätzlich erscheinende Versammlungsformen<br />
entsprechen <strong>der</strong> Feier von Gottesdiensten: die zentrierte,<br />
auf einen gemeinsamen Mittelpunkt bezogene Form,<br />
die <strong>der</strong> Tauffeier, vor allem aber <strong>der</strong> Eucharistiefeier mit<br />
ihrem gemeinschaftlichen Charakter entspricht, und die<br />
ausgerichtete Anordnung be<strong>im</strong> gemeinsamen Gebet<br />
o<strong>der</strong> bei den Schriftlesungen und <strong>der</strong> Predigt. Sehr<br />
konsequent wäre es, wenn die Gemeinde innerhalb <strong>der</strong><br />
Feier die Handlungsorte wechseln würde, also nach<br />
dem Wortgottesdienst den zum Hören geeigneten Platz<br />
verlässt und sich zur Eucharistiefeier um den Altar versammelt.<br />
Wo diese Lösung nicht möglich ist, sollten<br />
gemeinschaftliche Versammlung und Ausrichtung miteinan<strong>der</strong><br />
verbunden werden.<br />
In <strong>der</strong> Geschichte des <strong>Kirche</strong>nbaus gibt es <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong><br />
Lösungen, bei denen schon <strong>im</strong> Baukörper Zentrierung<br />
und Ausrichtung miteinan<strong>der</strong> verbunden sind. So<br />
ist bei <strong>der</strong> Hagia Sophia durch die große Kuppel eine<br />
Zentrierung über dem gerichteten Raum gegeben. Die<br />
großen Choranlagen <strong>der</strong> Kölner <strong>Kirche</strong> St. Maria <strong>im</strong> Kapitol<br />
o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Dom in Florenz schaffen in <strong>der</strong> Raumaddition<br />
mit den gerichteten Schiffen eine Zentrierung. Ein<br />
beson<strong>der</strong>es Beispiel ist die gotische Liebfrauenkirche in<br />
Trier, die in ihrer Grundform zwar ein Zentralbau ist,<br />
durch den angefügten Chor allerdings eine Ausrichtung<br />
erhält. Seit <strong>der</strong> Innenraumgestaltung in den 1950er<br />
Jahren ist dies beson<strong>der</strong>s gut erfahrbar.<br />
Eucharistie:<br />
Die Grundfunktionen<br />
des Gottesdienstes in<br />
Skizzen:<br />
(1.) Verkündigung<br />
(2.) Gebet<br />
(3.) Eucharistie<br />
10 AM<br />
Als „orientierte Versammlung“ soll hier eine Anordnung<br />
vorgestellt werden, in <strong>der</strong> auch eine Verbindung <strong>der</strong> beiden<br />
Versammlungsformen gesucht wird. Altar und Ambo<br />
sind dabei auf einer Achse (möglichst in <strong>der</strong> Hauptachse<br />
des Raumes) mit <strong>der</strong> freigehaltenen Mitte dazwischen<br />
angeordnet. Während sich die Gottesdiensteilnehmer<br />
auf drei <strong>Seite</strong>n um den Altar versammeln, steht<br />
<strong>der</strong> Ambo auf <strong>der</strong> vierten, offenen <strong>Seite</strong>. Hinter dem<br />
Ambo sollte ein „öffnendes, befreiendes Gottesbild“<br />
angeordnet sein mit einem die Achse flankierenden<br />
Kreuz davor. Gut geeignet für ein solches „Gottesbild“<br />
sind weiße o<strong>der</strong> abstrakt gestaltete Flächen einer Wand<br />
bzw. Apsis. Glasflächen erscheinen weniger gut geeignet,<br />
vor allem wenn sie durchsichtig sind o<strong>der</strong> spiegeln.<br />
Während des Wortgottesdienstes ist eine Ausrichtung<br />
auf den Ambo, den Ort <strong>der</strong> Schrift gegeben, <strong>der</strong> gut<br />
sichtbar vor <strong>der</strong> Gemeinde steht. Auch bei <strong>der</strong> Eucharistiefeier<br />
ist <strong>der</strong> Kreis nicht geschlossen, son<strong>der</strong>n öffnet
<strong>KV</strong>_02_2006_11 23.03.2006 16:30 Uhr <strong>Seite</strong> 11<br />
<strong>TITELTHEMA</strong><br />
sich und weist damit auch darauf hin, dass die Eucharistiefeier<br />
über sich selbst hinausweist. Der Priester<br />
steht während <strong>der</strong> Eucharistiefeier nicht mehr <strong>der</strong> Gemeinde<br />
gegenüber, son<strong>der</strong>n inmitten <strong>der</strong> Gemeinde mit<br />
Blick auf die offene <strong>Seite</strong> mit dem Kreuz. Ist die <strong>Kirche</strong><br />
geostet, ist die Orientierung sogar wörtlich zu verstehen<br />
und erfährt so eine Steigerung durch die Ausrichtung<br />
zur aufgehenden Sonne hin.<br />
Mit einer solchen Konzeption könnte schon durch die<br />
Richtung, in die die Texte und Gebete gesprochen werden,<br />
ihre Bedeutung und ihr Inhalt deutlicher erfahrbar<br />
werden (vgl. „Auf zwei Minuten“, gd 21/2000).<br />
Wesentlich bei dieser Überlegung sind zwei Ziele: Die<br />
liturgischen Orte sollen so angeordnet sein (auch mit<br />
entsprechendem Abstand), dass sie gemäß ihrer Bedeutung<br />
genutzt und wahrgenommen werden können.<br />
Wichtiger ist aber noch, dass <strong>der</strong> einzelne schon durch<br />
seinen Platz <strong>im</strong> Gottesdienstraum spüren kann, dass er<br />
Beteiligter und nicht Zuschauer <strong>im</strong> Gottesdienst ist.<br />
Auch in vielen historischen <strong>Kirche</strong>nräumen scheint mit<br />
dem Modell <strong>der</strong> orientierten Versammlung eine Communio-Anordnung<br />
gut umsetzbar zu sein. Die Ausrichtung<br />
auf einen historischen Chorraum ist grundsätzlich<br />
denkbar.<br />
Die Vorzüge <strong>der</strong> orientierten Anordnung werden allerdings<br />
bei <strong>der</strong> Eucharistiefeier zum Problem, wenn in <strong>der</strong><br />
Ausrichtung <strong>der</strong> Tabernakel steht. Denn dann hätte <strong>der</strong><br />
Raum damit einen Endpunkt und wäre nicht – wie beabsichtigt<br />
– offen. Da <strong>der</strong> Tabernakel, neben seiner Ursprungsfunktion<br />
als Aufbewahrungsort <strong>der</strong> konsekrierten<br />
Hostien für die Kranken und Sterbenden, vor allem<br />
für das individuelle Gebet bereitstehen soll, erscheint<br />
es sinnvoller, eine Sakramentskapelle o<strong>der</strong> -nische an<br />
einem würdigen Ort <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> einzurichten, wie es<br />
auch in verschiedenen kirchlichen Richtlinien empfohlen<br />
wird (z.B. Leitlinien für den Bau und die Ausgestaltung<br />
von gottesdienstlichen Räumen, Bonn 5. Aufl.<br />
2000, S. 26). Es könnte durchaus ein beson<strong>der</strong>s konsequentes<br />
Zeichen sein, wenn <strong>der</strong> zentrale Bereich in<br />
einem Retabel dann auch leer und damit offen bliebe.<br />
Die als orientierte Versammlung beschriebene Anordnung<br />
kann auch als Bild für die unterschiedlichen Erscheinungsformen<br />
<strong>der</strong> göttlichen Gegenwart <strong>im</strong> Gottesdienst<br />
verstanden werden (vgl. die Beschreibung von<br />
St. Fronleichnam in Aachen durch Rudolf Schwarz in:<br />
<strong>Kirche</strong>nbau, Heidelberg 1960, S. 16 ff.). So symbolisiert<br />
<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong> Versammlung stehende Altar Jesus<br />
Christus und damit das Begegnungsangebot Gottes, erinnernd<br />
an die Menschwerdung Gottes und die wie<strong>der</strong>kehrende<br />
Gegenwart in <strong>der</strong> Eucharistie. Ein „öffnendes,<br />
befreiendes Bild“ (z. B. die leere weiße Wand) steht für<br />
den unbeschreiblichen Gott. Davor steht an <strong>der</strong> Übergangsstelle<br />
zum eigentlichen <strong>Kirche</strong>nraum als Wirkraum<br />
des Heiligen Geistes das Kreuz.<br />
Der <strong>Kirche</strong>nraum als<br />
Hilfe für den Menschen<br />
Das Modell <strong>der</strong> orientierten Versammlung ist ein Versuch,<br />
die liturgischen Orte gemäß ihrer Funktion und<br />
Symbolik anzuordnen, vor allem um ein besseres Verstehen<br />
und Erfahren des Gottesdienstes zu unterstützen.<br />
Der Altar ist deshalb zentral, inmitten <strong>der</strong> Versammlung<br />
aufgestellt, als Symbol für Christus, <strong>der</strong><br />
während <strong>der</strong> Eucharistiefeier mitten unter den Menschen<br />
ist. Mit dieser Communio-Anordnung wird<br />
Gottesdienst auch als gemeinschaftliche Handlung,<br />
als Begegnung <strong>der</strong> mitfeiernden Menschen erfahrbar,<br />
aber die Mitte bleibt auch in dieser Begegnung<br />
Christus. Während des Wortgottesdienstes orientiert<br />
sich die Gemeinde und richtet sich auf den Ambo als<br />
den Ort <strong>der</strong> Schrift aus. Das Befreiende und Offene <strong>der</strong><br />
Botschaft sollte durch eine entsprechende Raum- und<br />
Flächengestaltung erfahrbar sein.<br />
Die angestrebte Offenheit des Raumes verweist auf die<br />
von Gott gewährte Freiheit, verbunden mit <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung<br />
nach individuellen Entscheidungen. Damit verdeutlicht<br />
<strong>der</strong> offene Raum das Angenommensein eines jeden<br />
einzelnen Menschen genauso wie seine Herausfor<strong>der</strong>ung<br />
durch den christlichen Glauben.<br />
Johannes Krämer ist Diözesanbaumeister in Mainz.<br />
Rochuskapelle Kaiserslautern-Hohenecken<br />
von 1748 (Revitalsierung<br />
1996-2002). Der<br />
Innenraum ist ein Beispiel<br />
für eine Anordnung<br />
gemäß <strong>der</strong> „Orientierten<br />
Versammlung“.<br />
In <strong>der</strong> Hautachse<br />
des Raumes: Vorstehersitz,<br />
Altar, Ambo,<br />
„öffnendes, befreiendes<br />
Gottesbild“, die<br />
Hauptachse flankierend<br />
ein Kreuz. Die<br />
Gemeinde versammelt<br />
sich dreiseitig um den<br />
Altar, die vierte <strong>Seite</strong> ist<br />
deutlich geöffnet.<br />
AM 11
<strong>KV</strong>_02_2006_12 23.03.2006 16:30 Uhr <strong>Seite</strong> 12<br />
CARL-SONNENSCHEIN-PREIS<br />
“The Significance<br />
Laudatio: Jörg Fedtke<br />
of Votive Offerings”<br />
Dr. Jens David Baumbach erhält Carl-Sonnenschein-Preis<br />
Kb Jörg Fedtke hielt in<br />
Würzburg die Laudatio auf<br />
Kb Dr. Jens David Baumbach<br />
Fotos: thm<br />
Der Kartellverband katholischer deutscher Studentenvereine<br />
vergab zum 32. Mal den Carl-Sonnenschein-Preis.<br />
Die Verleihung dieses Preises geht<br />
grundsätzlich nur an Kartellbrü<strong>der</strong> für eine akademische<br />
Arbeit und setzt voraus, dass <strong>der</strong> Ehrende zum<br />
Zeitpunkt <strong>der</strong> Vorlage seiner Arbeit nicht älter als<br />
30 Jahre alt ist. Dass die Arbeit wissenschaftlichen<br />
Ansprüchen genügen und sich <strong>der</strong> Verfasser dabei<br />
gegen eine nicht geringe Zahl von Mitbewerbern<br />
durchsetzen muss, versteht sich bei einem Preisgeld<br />
in Höhe von 4.000 Euro von selbst.<br />
Fachbereiches. Hierdurch will <strong>der</strong> Kartellverband<br />
eine mögliche Beeinflussung durch bundesbrü<strong>der</strong>liche<br />
Bande ausschließen und in Zweifelsfällen eine<br />
kartellunabhängige Kontrolle des wissenschaftlichen<br />
Niveaus beibehalten. Es ist daher – alles in allem –<br />
nicht zuviel gesagt, dass <strong>der</strong> Carl-Sonnenschein-<br />
Preis für eine herausragende Arbeit eines Jungakademikers<br />
verliehen wird, dessen Zugehörigkeit<br />
zum Kartellverband uns allen zur Ehre gereicht.<br />
Mit <strong>der</strong> Preisverleihung verfolgt <strong>der</strong> Kartellverband<br />
aber nicht nur die Auszeichnung einer individuellen<br />
Leistung. Der Preis soll auch Ansporn sein für alle<br />
jüngeren Kartellbrü<strong>der</strong>. Je<strong>der</strong> Preisträger ist Vorbild<br />
für die nachkommenden Generationen unseres Verbandes.<br />
Der Kartellverband verbindet mit <strong>der</strong> Verleihung<br />
des Preises gleichzeitig den Wunsch, dass<br />
sich <strong>der</strong> Preisträger seinem Dienst am Nächsten und<br />
dem Kartell nicht entziehen und sich den daraus<br />
resultierenden Herausfor<strong>der</strong>ungen stellen möge.<br />
Jens David Baumbach ist Herausfor<strong>der</strong>ungen innerhalb<br />
und außerhalb seiner Korporation nicht aus dem<br />
Weg gegangen. Er war dabei stets auch zu vorzüglichen<br />
Leistungen bereit. Dies belegt eindrucksvoll<br />
sein <strong>Leben</strong>slauf, dessen wichtigste Stationen ich<br />
hier wie<strong>der</strong>geben möchte.<br />
Kb Baumbach ist 1974 in Münster in Westfalen geboren.<br />
Er besuchte das Dionysianum in Rheine und<br />
absolvierte das Abitur mit <strong>der</strong> Note 1,2. Für dieses<br />
gute Abitur erhielt er eine erste Auszeichnung, den<br />
Hermann-Rosenstengel-Preis.<br />
Er studierte dann sechs Semester in Heidelberg<br />
Klassische Archäologie, Latein sowie Ur- und Frühgeschichte.<br />
Er war in Heidelberg aktiv be<strong>im</strong> KStV<br />
Palatia, wo er unter an<strong>der</strong>em erfolgreich die Chargen<br />
des Quästors und des Scriptors bekleidete.<br />
12 AM<br />
Die Statuten für die Vergabe des Preises sehen nicht<br />
zwingend eine Promotionsarbeit vor. Es sind auch<br />
an<strong>der</strong>e, ähnlich gleichwertige, wissenschaftliche<br />
Arbeiten auszeichnungsberechtigt. Die Liste <strong>der</strong> bisher<br />
ausgezeichneten Arbeiten, die bis auf eine einzige<br />
Ausnahme Dissertationen mit herausragenden<br />
Noten sind, belegt jedoch den hohen wissenschaftlichen<br />
Anspruch, den <strong>der</strong> Kartellverband an die auszuzeichnende<br />
Arbeit setzt. Die Begutachtung <strong>der</strong><br />
Arbeiten erfolgt nicht nur durch Kartellangehörige,<br />
son<strong>der</strong>n auch vereinzelt durch kartellfremde Wissenschaftler<br />
deutscher Hochschulen des jeweiligen<br />
Ein ehemaliger Senior <strong>der</strong> KStV Palatia beschrieb ihn<br />
auf meine Nachfrage so: „Baumbuchse“ sei eine<br />
„aktive Koryphäe“. Er sei in <strong>der</strong> Lage, be<strong>im</strong> Couleurbummel<br />
selbst zu später Stunde „jedem die Vorzüge<br />
humanistischer Bildung aufzuzeigen“.<br />
Von Heidelberg wechselte Kb Baumbach für zwei<br />
Semester an die Universität Göttigen, von wo er<br />
dann am St. Hughs-College an <strong>der</strong> Oxford Universität<br />
in England seine Studien fortsetzte. Diese Studien
<strong>KV</strong>_02_2006_13 23.03.2006 16:30 Uhr <strong>Seite</strong> 13<br />
CARL-SONNENSCHEIN-PREIS<br />
waren offensichtlich ebenfalls so erfolgreich,<br />
dass er nicht nur für den Auslandsaufenthalt von<br />
<strong>der</strong> Studienstiftung des Deutschen Volkes geför<strong>der</strong>t<br />
wurde - auch den englischen Professoren<br />
fiel die Arbeit des Kartellbru<strong>der</strong>s auf, was sie<br />
bewegte, ihn in das Promotionsprogramm <strong>der</strong><br />
Universität aufzunehmen; selbstverständlich –<br />
möchte man beinahe sagen –, als Stipendiat <strong>der</strong><br />
Studienstiftung des Deutschen Volkes.<br />
Dass Kb Baumbach nach fünf langen Jahren <strong>der</strong><br />
Forschung und zähen Arbeit, die er mit seiner<br />
Promotion abschloss, nicht die akademische<br />
Flinte ins Korn warf, spricht für ihn. Er absolvierte<br />
jüngst und nach ersten beruflichen Schritten<br />
in England an <strong>der</strong> Management School <strong>der</strong> Universität<br />
of Edinburgh einen Full-T<strong>im</strong>e Master of<br />
Business Administration (MBA). Dieses Ausbildungsprogramm,<br />
spricht nicht nur für sich. Kb Baumbach ist damit<br />
auch ein Beispiel dafür, dass sich ein fröhliches Studentenleben<br />
in einer Studentenverbindung mit herausragenden akademischen<br />
Leistung verträgt – entgegen aller Unkenrufe aus den<br />
Reihen <strong>der</strong> sogenannten „Hochschulmo<strong>der</strong>nisierer“.<br />
Kb Baumbach hat <strong>im</strong> Oktober 2005 geheiratet, und zwar seine<br />
Freundin aus Heidelberger Studientagen. Auch hier zeigt sich die<br />
Beständigkeit und Ernsthaftigkeit des Kartellbru<strong>der</strong>s Baumbach.<br />
Er setzt mit seinem Auftreten einen Gegensatz zur heute allseits<br />
erkennbaren Sprunghaftigkeit und Beliebigkeit. Auch das sollte<br />
einen <strong>KV</strong>er auszeichnen.<br />
Votivgaben, <strong>der</strong> Titel <strong>der</strong> ausgezeichneten Arbeit sagt es schon,<br />
sind kein neuzeitliches Phänomen. Ganz <strong>im</strong> Gegenteil. Wenn<br />
man sich in unseren Breitengraden in <strong>Kirche</strong>n und Kapellen umsieht,<br />
so wird deutlich, dass die Votivgabe aus <strong>der</strong> Anbetungsund<br />
Danksagungspraxis heutiger Gläubiger nahezu verschwunden<br />
ist.<br />
Die Idee <strong>der</strong> Votivgabe ist es, göttliche Hilfe herbeizurufen und<br />
für göttliche Hilfe zu danken. Bei Unfällen, Krankheiten und<br />
allen möglichen Nöten ruft <strong>der</strong> Votant die göttliche Hilfe an – in<br />
<strong>der</strong> katholischen Kultur insbeson<strong>der</strong>e die Fürbitte <strong>der</strong> heiligen<br />
Maria – und gelobt als Zeichen, dass ihm aufgrund dieser Anrufung<br />
geholfen wurde, eine Votivtafel o<strong>der</strong> sonstige Votivgaben<br />
anfertigen zu lassen, und in <strong>der</strong> jeweiligen Wallfahrtskirche o<strong>der</strong><br />
-kapelle zu hinterlegen.<br />
Insbeson<strong>der</strong>e bei <strong>Kirche</strong>n o<strong>der</strong> Kapellen in Brückennähe gibt es<br />
hierdurch <strong>im</strong> süddeutschen Raum einige Votivgaben, zum Beispiel<br />
mit Brückenabbildungen, auf denen etwa hochwassergeschädigte<br />
Brücken o<strong>der</strong> ähnliche Katastrophen zu erkennen sind.<br />
In südeuropäischen Län<strong>der</strong>n, wie in Portugal und Spanien,<br />
gehören Abbildungen von Händen, Armen, Köpfen und Beinen<br />
bis heute zum gängigen Bild in Kapellen und <strong>Kirche</strong>n. Die Votanten<br />
danken mit ihnen für die Heilung von Krankheiten, welche<br />
vornehmlich auf die Anbetung und Anflehung <strong>der</strong> Heiligen<br />
zurückzuführen sei.<br />
Votivgaben sind also Weihegeschenke für Gottheiten. Sie treten<br />
in Erscheinung als Bittgaben und als Dankopfer. In Europa sind<br />
Der diesjährige Träger des Carl-Sonnenschein-Preises,<br />
Kb Dr. Jens David Baumbach, mit seiner Ehefrau.<br />
Beispiele für Votivgaben in <strong>der</strong> Archäologie seit <strong>der</strong> Bronzezeit<br />
bekannt, allerdings nur durch verhältnismäßig wenige Arbeiten<br />
wissenschaftlich belegt. Der Preisträger, Kartellbru<strong>der</strong> Baumbach,<br />
schließt mit seiner Arbeit eine seit langem klaffende<br />
Lücke in diesem Bereich. Die Arbeit beschränkt sich – notgedrungen<br />
und um des wissenschaftlichen Anspruches halber –<br />
auf den altgriechischen Kult <strong>der</strong> Hera. Doch besticht diese<br />
Arbeit durch ihre sehr umfassende Darstellung sowohl in geographischer<br />
als auch gegenständlicher Sicht. Der Autor behandelt<br />
die Votivgaben systematisch nach örtlichen Erscheinungen<br />
und innerhalb dieser Kategorien auch <strong>im</strong> Hinblick auf ihre unterschiedlichen<br />
Funktionen und Bedeutungen. Die Votivgaben spiegeln<br />
auf signifikante Art und Weise wie<strong>der</strong>, welchen Alltagssorgen<br />
und Herausfor<strong>der</strong>ungen sich die Menschen <strong>im</strong> alten<br />
Griechenland gegenüber sahen. Zu nennen sind hier insbeson<strong>der</strong>e<br />
die Bedeutung <strong>der</strong> Votivgaben <strong>im</strong> Hinblick auf Schwangerschaft<br />
und Geburt, Hochzeiten, He<strong>im</strong> und Familie sowie das<br />
Kriegswesen.<br />
Die häufigsten Votivgaben waren jedoch nicht etwa Waffen o<strong>der</strong><br />
gar Gegenstände des wirtschaftlichen Handelns, son<strong>der</strong>n Frauenschmuck<br />
und an<strong>der</strong>e Gegenstände <strong>der</strong> weiblichen Privatsphäre,<br />
was sicherlich etwas mit dem weiblichen Matronenkult<br />
zu tun hatte, <strong>der</strong> sich durch viele Religionen und Kulturen zieht<br />
und auch durch die Christianisierung nicht gänzlich verschwand.<br />
Nicht umsonst ist in heutigen südeuropäischen Län<strong>der</strong>n die<br />
Mutter Gottes, unsere heilige Jungfrau Maria, die am meisten<br />
angebetete und mit den meisten Votivgaben bedachte Person.<br />
Dies ist auch <strong>der</strong> Fall be<strong>im</strong> griechischen Kult <strong>der</strong> Hera, wie<br />
Kartellbru<strong>der</strong> Baumbach eindrucksvoll herausgearbeitet hat.<br />
Hier schließt sich möglicherweise ein kulturell übergreifen<strong>der</strong><br />
Kreis, den <strong>der</strong> Autor aufgrund <strong>der</strong> geographisch und zeitlich<br />
fokussierten Betrachtungen seiner Arbeit selbstverständlich<br />
nicht ganz nachgehen konnte. Zumindest ansatzweise aber zeigt<br />
<strong>der</strong> Preisträger die zeitübergreifenden Bezüge zur heutigen<br />
Anbetung <strong>der</strong> Santa Maria del Granato.<br />
Die AM und <strong>der</strong> <strong>KV</strong> gratulieren Kb Baumbach zu seiner herausragenden<br />
Arbeit herzlich.<br />
AM 13
<strong>KV</strong>_02_2006_14 23.03.2006 16:31 Uhr <strong>Seite</strong> 14<br />
CARL-SONNENSCHEIN-PREIS<br />
Warum eine eifersüchtige<br />
Vortrag: Dr. Jens David Baumbach<br />
Hera verehren?<br />
Votivgaben als Quelle zur Rekonstruktion antiker Kulte<br />
Kb Dr. Jens David Baumbach (li.)<br />
erhält die Urkunde des Carl-<br />
Sonnenschein-Preises vom <strong>KV</strong>-<br />
Ratsvorsitzenden Kb Karl Kautzsch.<br />
14 AM<br />
Stellen Sie sich ein griechisches<br />
Heiligtum vor –<br />
ein heiliger Bezirk, Tempel,<br />
Altäre, Votivgaben und<br />
Opfergeruch. Berühmte<br />
Heiligtümer wie das <strong>der</strong><br />
Athena auf <strong>der</strong> Akropolis<br />
in Athen o<strong>der</strong> das des<br />
Apollon in Delphi sind<br />
Ihnen bekannt. Vieles ist<br />
<strong>im</strong> Laufe <strong>der</strong> Jahrtausende<br />
zerstört worden, so dass<br />
es durchaus schwer fällt,<br />
ein solches Heiligtum in<br />
Gedanken zu rekonstruieren.<br />
Wie praktisch, dass<br />
viele Reiseführer Rekonstruktionen<br />
<strong>der</strong> jeweiligen<br />
Orte enthalten. Eine zentrale<br />
Frage jedoch bleibt.<br />
Was hat die antiken Besucher<br />
griechischer Heiligtümer<br />
so angezogen, dass<br />
sie sie mit prächtigen Gebäuden<br />
ausstatteten, Votivgaben nie<strong>der</strong>legten und<br />
Opfer vollzogen? Prestige, politische und soziokulturelle<br />
Gründe können angeführt werden – die über<br />
Jahrhun<strong>der</strong>te andauernde Kultaktivität in griechischen<br />
Heiligtümern kann letztendlich aber nur religiös<br />
begründet werden. Mit Hilfe von Reiseführern<br />
können wir die jeweiligen Ausgrabungsstätten<br />
visuell rekonstruieren – was ist aber mit <strong>der</strong> Rekonstruktion<br />
des Kultes, <strong>der</strong> den Heiligtümern ihren Sinn<br />
und Zweck gibt?<br />
Die archäologische Forschung hat sich an dieser<br />
Stelle schwer getan. Traditionell liegt <strong>der</strong> Schwerpunkt<br />
auf <strong>der</strong> Erforschung <strong>der</strong> architektonischen<br />
Überreste während den Votivgaben, die in großer<br />
Anzahl bei den Ausgrabungen ans Tageslicht kamen,<br />
vergleichsweise geringe Bedeutung eingeräumt wird.<br />
Meist werden sie nur aus kunstgeschichtlicher Sicht<br />
betrachtet - ihrer Bedeutung als Quelle zur Erschließung<br />
<strong>der</strong> einzelnen Kulte steht man skeptisch<br />
gegenüber. Das Resultat ist eindeutig: Während die<br />
Architektur <strong>der</strong> Heiligtümer gut erforscht ist, liegen<br />
die Ausprägungen und Beson<strong>der</strong>heiten <strong>der</strong> einzelnen<br />
Kulte oftmals <strong>im</strong> Dunkeln. Anstelle auf die archäologischen<br />
Überreste greift die Forschung bei <strong>der</strong> Rekonstruktion<br />
<strong>der</strong> Kulte in <strong>der</strong> Regel auf die literarischen<br />
Quellen zurück.<br />
Einigen von Ihnen ist sicher bekannt, dass – nach<br />
Platons Ansicht – Homer und Hesiod den Griechen<br />
die Götter gegeben haben. Jede Gottheit hat ein<br />
eigenes Profil. Hera ist die eifersüchtige Frau des<br />
Göttervaters Zeus, Zeus waltet über Blitz und Donner,<br />
Apollon ist <strong>der</strong> Gott <strong>der</strong> schönen Künste und des<br />
Orakels, Demeter ist für den Ackerbau zuständig und<br />
Poseidon ist <strong>der</strong> Gott des Meeres. Wir wollen<br />
Homers und Hesiods Verdienste gar nicht schmälern.<br />
Allerdings stellt sich die Frage, inwieweit die Götterbil<strong>der</strong>,<br />
die in <strong>der</strong> Literatur vermittelt werden, den<br />
konkreten Glaubensvorstellungen <strong>der</strong> antiken Besucher<br />
griechischer Heiligtümer entsprachen. Warum<br />
sollten die Griechen wohl eine eifersüchtige Hera<br />
verehren? Eine Demeter mit Zuständigkeit für den<br />
Ackerbau scheint da viel greifbarer zu sein.<br />
Meine Dissertation bringt einen Neuansatz, da sie<br />
sich auf die Votivgaben als Hauptquelle zur Rekonstruktion<br />
<strong>der</strong> einzelnen Kulte stützt. Architektonische<br />
und literarische Quellen sind miteinbezogen – ihnen<br />
kommt bei <strong>der</strong> Analyse <strong>der</strong> einzelnen Kulte allerdings<br />
lediglich eine ergänzende Rolle zu.<br />
Insgesamt werden sechs Heiligtümer <strong>der</strong> Göttin Hera<br />
untersucht, die sich in unterschiedlichen Teilen <strong>der</strong><br />
griechischen Welt befinden. Das berühmte Heraion<br />
auf Samos <strong>im</strong> östlichen Mittelmeer, die Heiligtümer<br />
von Perachora, Tiryns und Argos, die sich allesamt<br />
auf dem Peloponnes befinden, und schließlich die<br />
beiden Herakulte von Paestum südlich von Neapel.<br />
Die Analyse <strong>der</strong> Votivgaben stellt Unterschiede und<br />
Gemeinsamkeiten zwischen den einzelnen Kulten<br />
heraus.<br />
Das Bild <strong>der</strong> eifersüchtigen Ehefrau findet <strong>im</strong> Kult<br />
keinen Nie<strong>der</strong>schlag – statt dessen treten ganz konkrete<br />
Zuständigkeiten <strong>der</strong> Gottheit wie zum Beispiel<br />
Heras Funktion als Schutzgöttin <strong>der</strong> Geburt, des Heranwachsens<br />
und <strong>der</strong> Ehe. Selbst an<strong>der</strong>e Bereiche<br />
wie zum Beispiel <strong>der</strong> Ackerbau, <strong>der</strong> ja eigentlich in<br />
die Zuständigkeit von Demeter fällt, sind mit ihr eng<br />
verbunden. Ein anschauliches Beispiel hierfür liefern<br />
die Funde aus dem Heraion von Tiryns. In den letzten<br />
Tagen seiner Ausgrabung in Tiryns <strong>im</strong> Jahr 1885 entdeckte<br />
Heinrich Schliemann eine Fülle von Terrakotta-Votivstatuetten,<br />
von denen viele eine stehende
<strong>KV</strong>_02_2006_15 23.03.2006 16:31 Uhr <strong>Seite</strong> 15<br />
CARL-SONNENSCHEIN-PREIS<br />
Frau mit einem Ferkelchen darstellen – gewöhnlich<br />
typische Weihgaben für Demeter in ihrer Funktion als<br />
Beschützerin des Ackerbaus. Die Statuetten wurden<br />
aber nicht <strong>der</strong> Demeter, son<strong>der</strong>n Hera geweiht, die in<br />
Tiryns Zuständigkeitsbereiche <strong>der</strong> Göttin Demeter<br />
übern<strong>im</strong>mt.<br />
Hera ähnlich wie Demeter? Wie passt das mit unserer<br />
klassischen Vorstellung <strong>der</strong> griechischen Götterwelt<br />
zusammen? Die Erklärung liegt in <strong>der</strong> Struktur<br />
<strong>der</strong> griechischen Religion begründet, die kein homogenes<br />
Ganzes ist, son<strong>der</strong>n durch Vielfalt und lokale<br />
Kultausprägungen charakterisiert ist. So kommt es,<br />
dass Hera in Perachora keine ferkeltragenden Statuetten<br />
erhalten hat – an<strong>der</strong>s als Hera in Tiryns wurde<br />
sie nicht als Beschützerin des Ackerbaus verehrt,<br />
son<strong>der</strong>n war - wie die Votivgaben zeigen – vornehmlich<br />
für die Ehe, das Heranwachsen und die Geburt<br />
zuständig.<br />
Je nach Örtlichkeit werden unterschiedliche Funktionen<br />
<strong>der</strong> Göttin Hera betont, was jedoch nicht bedeutet,<br />
dass die Zuständigkeiten <strong>der</strong> griechischen Gottheiten<br />
willkürlich verteilt sind. Alles fügt sich zusammen<br />
– <strong>der</strong> Schlüssel für das Verständnis <strong>der</strong> Götter<br />
liegt jedoch <strong>im</strong> Verständnis <strong>der</strong> einzelnen Kulte, die<br />
durch die Analyse <strong>der</strong> Votivgaben wie<strong>der</strong> zum <strong>Leben</strong><br />
erweckt werden. Sie sind Ausdruck <strong>der</strong> Volksfrömmigkeit<br />
und spiegeln teils direkt, teils indirekt die<br />
Bedürfnisse <strong>der</strong> Gläubigen wie<strong>der</strong>. Wie stark verwurzelt<br />
<strong>der</strong> antike Glaube heute noch ist, zeigt sich anschaulich<br />
am Fortleben von Kulttraditionen wie zum<br />
Beispiel <strong>der</strong> Statue <strong>der</strong> Santa Maria del Granato in<br />
<strong>der</strong> Kathedrale oberhalb von Paestum, die, wie die<br />
Kultstatue <strong>der</strong> Hera, einen Granatapfel als Fruchtbarkeitszeichen<br />
in den Händen hält.<br />
Stellen Sie sich ein griechisches Heiligtum vor. Ich<br />
hoffe nicht nur, dass Sie be<strong>im</strong> nächsten Griechenlandbesuch<br />
mein Buch als ständigen Begleiter bei<br />
sich tragen, son<strong>der</strong>n hoffe auch, Sie ein wenig für<br />
die Frage nach <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en Kultausprägung <strong>der</strong><br />
einzelnen Heiligtümer begeistert zu haben, <strong>der</strong>en<br />
Spuren sich – wie das Beispiel <strong>der</strong> Santa Maria del<br />
Granato veranschaulicht – noch manchmal <strong>im</strong> heutigen<br />
Volksglauben finden lassen.<br />
Mein Dank gilt all denjenigen, die meine Arbeit mit<br />
Rat und Tat unterstützt haben, meinem Doktorvater<br />
J<strong>im</strong> Coulton, meinen Eltern und Geschwistern und<br />
meiner Frau. Darüber hinaus möchte ich meiner<br />
lieben Palatia danken, die mir seit Beginn meines<br />
Studiums treu zur <strong>Seite</strong> steht und <strong>der</strong> ich nach wie<br />
vor eng verbunden bin.<br />
„Eilig entschwindet<br />
Kb Löhr und Kb Kinzel<br />
in Würzburg verabschiedet<br />
die Zeit“<br />
Im Sinne des Grundsatzes „Wissenschaft“ erstrebt<br />
<strong>der</strong> <strong>KV</strong> in Offenheit für die vielfältigen weltanschaulichen<br />
Positionen eine über das Fachwissen hinausgehende<br />
Bildung <strong>der</strong> Kartellangehörigen, die vom<br />
Bewusstsein <strong>der</strong> sozialen Verpflichtung getragen und<br />
mit dem Bemühen um die Bewältigung für die Gesellschaft<br />
bedeutsamer Aufgaben und Funktionen<br />
verbunden ist. So beschreibt es unsere Verbandssatzung.<br />
Der <strong>KV</strong> hat in Verbindung seines Prinzips „Wissenschaft“<br />
einen För<strong>der</strong>preis gestiftet, <strong>der</strong> den Namen<br />
„Carl-Sonnenschein-Gedächtnis-Preis“ trägt. Seit<br />
einiger Zeit ist es zu einer guten Tradition <strong>im</strong> Verband<br />
geworden, diesen Preis <strong>im</strong> Rahmen <strong>der</strong> Würzburger<br />
<strong>KV</strong>-Tage, die unsere Prinzipien „Religion“ und<br />
„Wissenschaft“ miteinan<strong>der</strong> verbinden, zu verleihen.<br />
In diesem Jahr wurde <strong>der</strong> Preis des Jahres 2005 an<br />
Kb Dr. Jens David Baumbach vom K.St.V. Palatia<br />
Heidelberg verliehen.<br />
Nachdem wir durch die Wahlen bei <strong>der</strong> Vertreterversammlung<br />
2005 in Pa<strong>der</strong>born einen Generationswechsel<br />
in den Führungsgremien des Verbandes vollzogen<br />
haben, verabschiedetenn wir in Würzuburg in<br />
diesem Jahr zugleich zwei um den Verband hoch verdiente<br />
Kartellbrü<strong>der</strong>, den langjährigen Vorsitzenden<br />
des <strong>KV</strong>-Rates, meinen Vorgänger <strong>im</strong> Amt, Kb Dr.<br />
Wolfgang Löhr, und den langjährigen AHT-Vertreter<br />
<strong>im</strong> <strong>KV</strong>-Rat, Kb Dr. Günter Georg Kinzel, aus ihren bisherigen<br />
Ämtern.<br />
Kb Wilhelm Schreckenberg hat in den Akademischen<br />
Monatsblättern <strong>im</strong> Oktober 1993 die Vorstellung des<br />
neuen <strong>KV</strong>-Rates unter die Überschrift „Das neue <strong>KV</strong>-<br />
Kabinett“ gestellt. Nach einem Zitat aus unserer Satzung<br />
fährt Kb Schreckenberg fort:<br />
Diese knappen Fassungen unserer Satzung lassen<br />
nur ahnen, dass <strong>der</strong> <strong>KV</strong>-Rat, die „fünf Weisen“<br />
unseres Verbandes, das eigentliche Spitzen- und<br />
„Eilig entschwindet die<br />
Zeit, unmerklich beschleicht<br />
uns das Alter“<br />
(Ovid)<br />
AM 15
<strong>KV</strong>_02_2006_16 23.03.2006 16:31 Uhr <strong>Seite</strong> 16<br />
CARL-SONNENSCHEIN-PREIS<br />
Führungsgremium des <strong>KV</strong> ist. Er ist sein „Kabinett“,<br />
seine eigentliche Regierung, die zwischen den Vertreterversammlungen<br />
die ganze Last und Verantwortung<br />
zu tragen hat.<br />
Zu Kb Wolfgang Löhrs ersten „Kabinett“ gehörten<br />
nach seiner Wahl bei <strong>der</strong> Vertreterversammlung<br />
1993: Kb Klaus Gierse als Vorsitzen<strong>der</strong> des Altherrenbundes,<br />
Kb Joël Münch als Vorortspräsident, Kb<br />
Gerhard Rastetter als vom AHT gewählter Vertreter<br />
und Kb Bernhard Biendl als vom AT gewählter Vertreter.<br />
Das Ende einer Amtszeit kann man nun hernehmen,<br />
um zunächst ganz nüchtern Bilanz zu ziehen. In den<br />
zwölf Jahren als Vorsitzen<strong>der</strong> des <strong>KV</strong>-Rates hat eine<br />
stattliche Zahl an Kartellbrü<strong>der</strong>n mit ihm zusammengearbeitet:<br />
Zwei Vorsitzende des Altherrenbundes,<br />
Für mich ist es aber viel wichtiger, am Ende einer<br />
Amtszeit <strong>im</strong> Namen des Verbandes und persönlich<br />
ganz herzlich „Danke“ zu sagen, für eine so lange<br />
Zeit des ehrenamtlichen Engagements und <strong>der</strong> Übernahme<br />
<strong>der</strong> Verantwortung für unseren Verband. Kb<br />
Löhr hat sehr viele Ideen, viel Zeit und Kraft für den<br />
<strong>KV</strong> eingesetzt.<br />
Es steckt mehr hinter dem Amt des Vorsitzenden des<br />
<strong>KV</strong>-Rates als nur winkend und repräsentierend<br />
durchs Land zu fahren, und Vorsitzen<strong>der</strong> des <strong>KV</strong>-<br />
Rates wird man auch nicht „aus dem Stand“. So<br />
hatte Kb Löhr eine typische „<strong>KV</strong>-Karriere“ hinter sich,<br />
bevor er das höchste Amt unseres Verbandes bekleidet<br />
hat. Mit 35 Jahren wurde er zum ersten Mal als<br />
Mitglied in den AHB-Vorstand gewählt. In weiteren<br />
Ämtern als stellvertreten<strong>der</strong> Vorsitzen<strong>der</strong> des AHB-<br />
Vorstandes und vom AHT gewählter Vertreter <strong>im</strong> <strong>KV</strong>-<br />
Rat hat er seit 1973 in den Führungsgremien unseres<br />
Verbandes mitgearbeitet. Zusätzlich hat er in dieser<br />
Zeit den <strong>KV</strong> <strong>im</strong> Zentralkomitee <strong>der</strong> deutschen Katholiken<br />
vertreten und das Amt des Präsidenten <strong>der</strong><br />
Katholischen Akademikerarbeit Deutschlands innegehabt.<br />
Neben <strong>der</strong> Tätigkeit für den Verband waren ihm aber<br />
auch seine eigene Korporation, <strong>der</strong> K.St.V Arminia<br />
Bonn, dem er bis 1990 als Philistersenior zur Verfügung<br />
gestanden hat, und sein Ortszirkel „Franz-<br />
Brandts“ in Mönchengladbach, dessen Vorsitzen<strong>der</strong><br />
er bis 1995 gewesen bist, stets sehr wichtige Anliegen.<br />
Wenn man Kb Löhrs <strong>KV</strong>-Vita hört – ich erhebe hier<br />
nicht den Anspruch <strong>der</strong> Vollständigkeit, da wären<br />
zum Beispiel noch <strong>der</strong> Vorsitz <strong>der</strong> historischen Kommission<br />
und <strong>der</strong> Chefredakteur <strong>der</strong> Akademischen<br />
Monatsblätter ein – so bewahrheitet sich <strong>der</strong> <strong>KV</strong>-<br />
Leitsatz: <strong>KV</strong>er sein ist ein <strong>Leben</strong>sgefühl.<br />
In Kb Löhrs Vorstellung 1993 war zu lesen: „Seine<br />
Vision ist ein <strong>KV</strong>, <strong>der</strong> auf religiösem Fundament und<br />
getragen von <strong>der</strong> <strong>Leben</strong>sfreundschaft studentische<br />
„Entwicklungshilfe“ leistet.“<br />
Der <strong>KV</strong>-Ratsvorsitzende Kb Karl<br />
Kautzsch (re.) verabschiedete in<br />
Würzburg seinen Vorgänger <strong>im</strong><br />
Amt, Kb Dr. Wolfgang Löhr.<br />
16 AM<br />
zwölf Vorortspräsidenten, zwei vom AHT gewählte<br />
Vertreter und zwei vom AT gewählte Vertreter. Insgesamt<br />
also 22 Kartellbrü<strong>der</strong>.<br />
Im Sinne dieser Vision möchte ich einige wichtige<br />
Schwerpunkt-Themen seiner Amtszeit in Erinnerung<br />
rufen: den Verbandsseelsorgerat, die Strategiekommission<br />
zur Zukunft des Verbandes, die Werbekonzepte<br />
und Öffentlichkeitsarbeit, die Akademischen<br />
Monatsblätter, die soziale Aktion „Litauen“, die Salzburger<br />
Hochschulwochen, die Geschichte des <strong>KV</strong> und<br />
das <strong>KV</strong>-Archiv. Auch hier erhebe ich keinen Anspruch<br />
auf Vollständigkeit, denn die Arbeit <strong>im</strong> <strong>KV</strong>-Rat ist<br />
weit vielfältiger.<br />
Kb Wolfgang Löhr identifiziert sich voll und ganz mit<br />
dem <strong>KV</strong> hat sich um unseren Verband hoch verdient<br />
gemacht. Der <strong>KV</strong> sagt Dir ganz herzlich, „Vergelt’s<br />
Gott“ und danke. Eine solche Leistung wie sie von<br />
Kb Dr. Wolfgang Löhr erbracht worden ist, ist aber<br />
nur möglich, wenn die Familie auch mitzieht. Deshalb<br />
möchte ich mich <strong>im</strong> Namen des Verbandes auch
<strong>KV</strong>_02_2006_17 23.03.2006 16:32 Uhr <strong>Seite</strong> 17<br />
CARL-SONNENSCHEIN-PREIS<br />
bei seiner Frau Birgit ganz herzlich bedanken. Sie hat<br />
Wolfgang in vielen Situationen maßgebliche Unterstützung<br />
gegeben, hat selbst auch viele <strong>KV</strong>-Veranstaltungen<br />
miterlebt, und somit den <strong>KV</strong> auch zu<br />
einem Bestandteil ihres <strong>Leben</strong>s werden lassen.<br />
Unter den 22 Kartellbrü<strong>der</strong>n, die mit Kb Dr. Wolfgang<br />
Löhr in den letzten zwölf Jahren eng zusammengearbeitet<br />
haben, ist nur einer, <strong>der</strong> in dieser Zeit auf<br />
eine fast genau so lange Zeit, auf zehn Jahre, <strong>im</strong> <strong>KV</strong>-<br />
Rat zurückblicken darf, Kb Dr. Günter Georg Kinzel.<br />
Für ihn war die Vertreterversammlung in Augsburg<br />
1993 <strong>der</strong> Beginn in den Verbands-Führungsgremien.<br />
1993 wurde er zunächst als stellvertreten<strong>der</strong> Vorsitzen<strong>der</strong><br />
in den Altherrenbundsvorstand gewählt.<br />
1995 bei <strong>der</strong> Vertreterversammlung in Münster begann<br />
dann mit <strong>der</strong> Wahl zum AHT-Vertreter <strong>im</strong> <strong>KV</strong>-<br />
Rat seine Zeit <strong>im</strong> „<strong>KV</strong>-Kabinett“.<br />
Auch ihm möchte ich <strong>im</strong> Namen des Verbandes und<br />
persönlich ein ganz herzliches „Vergelt’s Gott“ und<br />
danke für seine ehrenamtliche Tätigkeit <strong>im</strong> <strong>KV</strong>-Rat<br />
und Verantwortungsübernahme <strong>im</strong> Verband sagen.<br />
Eine so lange Zeit ist nicht selbstverständlich, denn<br />
auch Kb Kinzel kann neben den Verbandstätigkeiten<br />
auf viele Jahre für seine Verbindung, den K.St.V.<br />
Rechberg Tübingen, wo er in drei Amtszeiten insgesamt<br />
19 Jahre Philistersenior gewesen ist und durch<br />
den Ehrenphilister geehrt wurde, und für seinen Ortszirkel<br />
„Attempto“ Tübingen, dessen Vorsitzen<strong>der</strong> er<br />
zurzeit ist, zurückblicken.<br />
Neben <strong>der</strong> Tätigkeit <strong>im</strong> <strong>KV</strong>-Rat ist für Kb Kinzel aber<br />
auch die <strong>KV</strong>-Akademie ein essentieller Teil <strong>der</strong> Verbandsarbeit.<br />
Mit <strong>der</strong> Kombination „Mitglied <strong>im</strong> <strong>KV</strong>-<br />
Rat“ und „stellvertreten<strong>der</strong> Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>KV</strong>-Akademie“<br />
hast er die akademische Bildungsarbeit wun<strong>der</strong>bar<br />
mit <strong>der</strong> <strong>KV</strong>-Rats-Arbeit verbunden. Und hier<br />
denke ich an die zahlreichen Seminare, die er initiiert<br />
und durchgeführt hat, Berufseinsteiger-Seminar<br />
o<strong>der</strong> Brüsselseminar und nicht zuletzt auch die maßgebliche<br />
Mitarbeit bei den Würzburger <strong>KV</strong>-Tagen in<br />
den letzten Jahren. Auch die hochschulpolitischen<br />
Bundestagungen zähle ich dazu, die nicht zuletzt<br />
bedingt durch seine berufliche Tätigkeit <strong>im</strong> badenwürttembergischen<br />
Wissenschaftsministerium, eines<br />
seiner Steckenpferde gewesen sind.<br />
Liest man in älteren Rechberg-Blättern, so wird er<br />
als die Verpflichtung einfor<strong>der</strong>n<strong>der</strong> und die Auffassung<br />
des an<strong>der</strong>en respektieren<strong>der</strong> <strong>KV</strong>er geschil<strong>der</strong>t.<br />
Diese Eigenschaften habe ich in den zahlreichen Begegnungen<br />
mit ihm in den letzten Jahre kennen- und<br />
schätzen gelernt. Kb Günter Georg Kinzel hat sich um<br />
den <strong>KV</strong> hoch verdient gemacht und wir verabschieden<br />
ihn in den „Fast-<strong>KV</strong>-Ruhestand“, denn er hat<br />
seine Tätigkeit <strong>im</strong> <strong>KV</strong>-Rat nach 10 Jahren abgegeben,<br />
wird aber seine Tätigkeit in <strong>der</strong> <strong>KV</strong>-Akademie<br />
noch etwas weiterführen. In den bereits genannten<br />
Rechberg-Blättern habe ich gelesen:<br />
Dabei stand Günter Georg nicht allein; dieses Engagement<br />
wurde von Angelika Kinzel geteilt. „Günter<br />
Georg und Angelika haben ein gutes Stück ihres<br />
<strong>Leben</strong>s mit Rechberg verbunden“.<br />
Glückwünsche für<br />
Kb Dr. Günther Georg Kinzel.<br />
Viele wichtige Ideen <strong>im</strong> <strong>KV</strong>-Rat gehen auf Kb Kinzel<br />
zurück. So ist die neu gegründete Kultur- und Sozialstiftung<br />
des <strong>KV</strong> maßgeblich von ihm voran getrieben<br />
worden.<br />
Obwohl er vom AHT gewählter Vertreter <strong>im</strong> <strong>KV</strong>-Rat<br />
gewesen ist, liegen ihm die Aktivitates sehr am<br />
Herzen. Vielleicht dadurch bedingt, dass er als AHx<br />
Rechbergs stets einen engen Kontakt zu den Aktiven<br />
hatte, o<strong>der</strong> in seinem Anliegen, dass <strong>der</strong> <strong>KV</strong> möglichst<br />
flächendeckend organisiert ist.<br />
So wie es damals für Rechberg festgestellt wurde,<br />
kann man es durchaus auf den <strong>KV</strong> übertragen. Liebe<br />
Angelika, Du hast Günter Georg’s Engagement <strong>im</strong><br />
Verband voll und ganz mitgetragen, und so möchte<br />
ich mich auch bei Dir <strong>im</strong> Namen des Verbandes ganz<br />
herzlich bedanken.<br />
Karl Kautzsch<br />
AM 17
<strong>KV</strong>_02_2006_18 23.03.2006 16:32 Uhr <strong>Seite</strong> 18<br />
DAS INTERVIEW<br />
„Wir müssen uns<br />
mehr feiern!“<br />
Aktive for<strong>der</strong>n mehr Kommunikation<br />
und mehr Selbstbewusstsein<br />
„Alte Herren sind genauso<br />
in die Pflicht gerufen<br />
zu keilen wie je<strong>der</strong> einzelne<br />
Aktive.“<br />
AM-Redakteur Michael Kotulla sprach<br />
mit dem neuen VOP, Bernhard Glaser,<br />
und dem neuen Aktivenvertreter<br />
<strong>im</strong> <strong>KV</strong>-Rat, Christian Papay, über die<br />
ersten drei Monate <strong>im</strong> Amt, über<br />
Erfahrungen und Ziele.<br />
AM: Seit drei Monaten seid Ihr beide <strong>im</strong> Amt und<br />
vertretet die Aktivitates <strong>im</strong> <strong>KV</strong>-Rat und als VOP<br />
überall <strong>im</strong> Kartellverband. Wie sind Eure ersten Eindrücke?<br />
Papay: Zunächst möchte ich sagen, dass es eine<br />
außerordentliche Ehre ist, die Aktivitates des gesamten<br />
Verbandes <strong>im</strong> <strong>KV</strong> Rat zu vertreten. Meine ersten<br />
Eindrücke gehen sehr weit auseinan<strong>der</strong>. Einige<br />
nehmen mich als ihren Repräsentanten wahr und<br />
nutzen dies, um indirekt Beiträge in die Verbandsspitze<br />
einfließen zu lassen. Der Großteil aber wird<br />
nicht einmal wissen, welche Möglichkeit man hat,<br />
den Verband so zu gestalten, wie es die „Jungen“<br />
für richtig halten. Ich erinnere nur daran, dass kein<br />
Beschluss ohne die Zust<strong>im</strong>mung des VOP o<strong>der</strong> des<br />
Aktivenvertreters verabschiedet werden kann.<br />
Glaser: Bis jetzt konnte ich nahezu ausschließlich<br />
gute Eindrücke sammeln. Die Zusammenarbeit <strong>im</strong><br />
<strong>KV</strong>-Rat und mit dem <strong>KV</strong>-Sekretariat funktioniert reibungslos.<br />
AM: Welche Schwerpunkte habt Ihr Euch in <strong>der</strong> Verbandarbeit<br />
vorgenommen?<br />
Papay: Mich ärgert, dass wir es bisher nicht geschafft<br />
haben, unser riesiges Potential <strong>im</strong> Verband<br />
auch nur andeutungsweise ausschöpfen. Mit unserer<br />
Mannstärke – und hier meine ich auch Mann(!) –<br />
von etwa 15.000 Mitglie<strong>der</strong>n haben wir einerseits<br />
quantitativ und an<strong>der</strong>seits als (angehende) Akademiker<br />
qualitativ ein Potential, das uns klar von unseren<br />
Kommilitonen, Berufstartern, Arbeitskollegen etc.<br />
abheben kann und soll. Hier liegt für mich ein<br />
Schwerpunkt meiner Arbeit. Je<strong>der</strong> Aktive und Alte<br />
Herr muss einen spürbaren Mehrwert nicht nur in<br />
<strong>der</strong> eigenen Korporation, son<strong>der</strong>n auch <strong>im</strong> Verband<br />
spüren – den „Mehrwert <strong>KV</strong>“. Was auch viel besser<br />
werden muss, ist die interne Kommunikation. Was<br />
ist, was macht <strong>der</strong> Verband als Ganzes, was machen<br />
die einzelnen Korporationen? Wie können wir von<br />
einan<strong>der</strong> profitieren? Unser Verband muss endlich<br />
transparent für uns alle sein. Werkzeuge können<br />
hier die AM, die Homepage o<strong>der</strong> überregionale Treffen<br />
sein.<br />
Für genauso wichtig erachte ich es, dass wir stärker<br />
in die Öffentlichkeit treten. Die Kommunikation nach<br />
außen, wer wir sind und was wir machen, in Verbindung<br />
mit Öffentlichkeitsarbeit und Werbung ist ein<br />
wichtiges – wenn nicht das wichtigste – Instrument,<br />
um an Keilandi zu kommen.<br />
Glaser: Mein großer Schwerpunkt liegt in <strong>der</strong><br />
Öffentlichkeitsarbeit. Damit verbunden ist auch die<br />
Keilarbeit. Wie je<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Verband auch müssen<br />
wir uns ständig um Nachwuchs kümmern, um auch<br />
in <strong>der</strong> Zukunft bestehen zu können. Die Öffentlichkeitsarbeit<br />
sollte schon in den Schulen beginnen.<br />
Dort muss mit Aufklärung die Scheu genommen und<br />
es müssen Fehlinformationen korrigiert werden.<br />
Dazu wollen wir Inserate in die Schülerzeitungen<br />
und Abi-Zeitungen bringen. Intern sollen Merkblätter<br />
für die Mitglie<strong>der</strong> erarbeitet werden, um den<br />
wichtigsten Totschlagargumenten unserer Kritiker<br />
fundiert entgegen treten zu können.<br />
AM: Christian, Du hast kürzlich bei <strong>der</strong> Diskussion<br />
über die Schwerpunktarbeit des <strong>KV</strong>-Rats gefor<strong>der</strong>t:<br />
„Wir müssen uns mehr feiern!“ – Was meinst Du<br />
damit?<br />
Papay: Es steht ja wohl außer Frage, dass Verbindungsstudenten<br />
wohl am besten und längsten feiern<br />
können. Allerdings müssen wir nicht nur jede Gelegenheit<br />
wahrnehmen zu feiern, son<strong>der</strong>n auch uns zu<br />
feiern. Unser eingangs erwähntes Potential muss<br />
vor allem von uns selbst gewürdigt werden. Je<strong>der</strong>,<br />
<strong>der</strong> <strong>im</strong> Sinne unserer Prinzipien etwas leistet, muss<br />
gefeiert werden. Die Carl-Sonnenschein-Preis-Verleihung<br />
ist ein gutes Beispiel. Ich meine hiermit<br />
18 AM
<strong>KV</strong>_02_2006_19 23.03.2006 16:32 Uhr <strong>Seite</strong> 19<br />
DAS INTERVIEW<br />
nicht eine inflationäre Verteilung von Preisen und<br />
Urkunden, son<strong>der</strong>n das Bewusstsein, dass wir etwas<br />
Beson<strong>der</strong>es sind und das bei je<strong>der</strong> Gelegenheit zum<br />
Ausdruck bringen sollen. Und das können wir eben<br />
am besten be<strong>im</strong> Feiern!<br />
Glaser: Diskussionen sind grundsätzlich begrüßenswert.<br />
Allerdings ist es in letzter Zeit Mode geworden,<br />
seine Argumente mit Tatsachen zu unterstützen.<br />
Das ist das Kontraproduktive daran. Wir sind<br />
ein demokratischer Verband und wenn jemand etwas<br />
än<strong>der</strong>n will kann er sich entsprechende Mehrheiten<br />
auf dem Aktiventag bzw. <strong>der</strong> VV organisieren.<br />
An<strong>der</strong>nfalls ist die Satzung einzuhalten.<br />
AM: Bernhard, als VOP bist Du gleichsam <strong>der</strong> Botschafter<br />
des <strong>KV</strong> zu den Aktivitates. Du lernst in kurzer<br />
Zeit sehr viele Kartellbrü<strong>der</strong> kennen. Glaubst Du,<br />
dass Du diese näher an den Verband heranführen<br />
kannst?<br />
AM: Der <strong>KV</strong> braucht, wie übrigens die an<strong>der</strong>en Verbände<br />
auch, mehr Mitglie<strong>der</strong>. Welche Vorstellungen<br />
habt Ihr <strong>im</strong> Hinblick auf eine erfolgreiche Keilarbeit?<br />
Glaser: Ich hoffe, dass ich diese Vermittlertätigkeit<br />
gut ausführen kann. Lei<strong>der</strong> sehe ich noch des öfteren<br />
Ablehnung, vor allem seitens <strong>der</strong> Aktiven, gegenüber<br />
dem <strong>KV</strong>. Oft ist dabei nicht einmal böse Absicht<br />
dahinter, son<strong>der</strong>n Unwissenheit. Hier gilt es<br />
einzuwirken und aufzuklären.<br />
AM: Ihr beide seid zwar die Aktivenvertreter <strong>im</strong> <strong>KV</strong>-<br />
Rat und dort doch auch mit verantwortlich für den<br />
gesamten Verband. Ist das ein Konfliktpotential?<br />
Papay: Sicherlich gibt es <strong>im</strong>mer Konflikte und Meinungsverschiedenheiten<br />
innerhalb des Verbandes.<br />
Wir haben zwar viele wichtige Gemeinsamkeiten,<br />
zum Beispiel unsere Prinzipien Religion, Wissenschaft<br />
und Freundschaft, doch <strong>der</strong> Unterschied <strong>der</strong><br />
Universtitätsstädte macht sich natürlich auch <strong>im</strong><br />
Verband bemerkbar. Hier gilt es, Feingefühl zu bewahren,<br />
was uniform sein muss und wo Konsens<br />
herrschen darf.<br />
Glaser: Natürlich! Überall wo verschiedene Meinungen<br />
unter einen Hut gebracht werden sollen,<br />
entstehen Reibereien. Doch sitzen wir alle in einem<br />
Boot, sodass Konflikte schnellstmöglich aus <strong>der</strong><br />
Welt geschafft werden müssen um nicht ins Schlingern<br />
zu geraten.<br />
AM: Welche aktuellen Diskussionen <strong>im</strong> Verband<br />
haltet Ihr für überflüssig o<strong>der</strong> gar kontraproduktiv?<br />
Papay: Prinzipiell gibt es keine unnötigen Diskussionen.<br />
Gerade wir als <strong>KV</strong>er haben es ja gelernt,<br />
hitzig zu diskutieren und trotzdem danach ein<br />
freundschaftliches Bier an <strong>der</strong> Bar zusammen zu<br />
trinken. Unnötig wird es nur, wenn zu viel Zeit auf zu<br />
unbedeutende Dinge verwendet werden. Worauf du<br />
sicherlich anspielst, ist das Farbentragen. Sicherlich<br />
birgt das Diskussionspotential, damit wird aber meiner<br />
Meinung nach viel zu viel Zeit verschwendet.<br />
Glaser: Um erfolgreich zu keilen, muss je<strong>der</strong> Verein<br />
eigene Konzepte erarbeiten. Da die Gegebenheiten<br />
an den jeweiligen Uni-Standorten sehr unterschiedlich<br />
sein können, wird es keine allgemeingültige Patentlösung<br />
geben. Vereine an einem Ort sollten sich<br />
aber absprechen, so dass sie gemeinsam auftreten<br />
können. Vielleicht leiht man sich gemeinsam einmal<br />
den <strong>KV</strong>-Stand aus und steht bei den Einführungstagen<br />
vor <strong>der</strong> Uni. Wichtig be<strong>im</strong> Keilen ist das Herausstellen<br />
<strong>der</strong> eigenen Vorzüge. Hier müssen die Aktiven<br />
und Alten Herren gleichermaßen geschult werden.<br />
Zu den eigenen Vorzügen gehört, neben dem<br />
mir sehr wichtigen Verbindungsnetzwerk, ein gutes<br />
Programm. Auch hier sind Aktive und Alte Herren<br />
gefragt, dies gemeinsam mit <strong>Leben</strong> zu füllen.<br />
AM: Wie kann <strong>der</strong> Verband die Keilarbeit unterstützen?<br />
„Es steht ja wohl außer<br />
Frage, dass Verbindungsstudenten<br />
wohl am besten<br />
und längsten feiern<br />
können.“<br />
AM 19
<strong>KV</strong>_02_2006_20 23.03.2006 16:32 Uhr <strong>Seite</strong> 20<br />
DAS INTERVIEW<br />
Papay: Der <strong>KV</strong> an sich kann keine direkte Keilarbeit<br />
leisten. Keilen muss schon jede Korporation selbst.<br />
Der <strong>KV</strong> muss allerdings unterstützend aktiv werden.<br />
Der <strong>KV</strong> muss Austauschpunkt für erfolgreiche Keilkonzepte<br />
und -aktionen sein. Bei ausgesprochen gut<br />
funktionierenden Konzepten ist ein monetärer Zuschuss<br />
seitens des <strong>KV</strong> Rats sicherlich drin.<br />
Glaser: Der Verband kann nicht an die Spefuxen direkt<br />
herantreten, aber er kann auf überregionaler<br />
Ebene mit Werbung die Aufmerksamkeit auf den<br />
Verband und seine Vereine lenken und auf eine gute<br />
Außendarstellung hinwirken. Dazu gehören die Präsenz<br />
auf dem Katholikentag ebenso wie Anzeigen in<br />
den Bistumsblättern und unsere Internetpräsenz.<br />
Auch Abiturzeitungen und Studentenzeitungen sollten<br />
genutzt werden.<br />
AM: Bernhard, Du kommst viel herum. Spielt bei<br />
Deinen Begegnungen mit den Aktiven das Thema<br />
„<strong>KV</strong>-Akademie“ eine Rolle und in welcher Hinsicht?<br />
Glaser: Die <strong>KV</strong>-Akademie spielte bei den Begegnungen<br />
bis jetzt kaum eine Rolle. Meistens hat sich das<br />
Thema nicht ergeben. Lei<strong>der</strong> wird die Akademie von<br />
den Aktiven wenig wahrgenommen. Hier müssten<br />
die Vereine ihrer Bringschuld mehr nachkommen und<br />
dem Thema <strong>KV</strong>-Akademie sowie <strong>KV</strong> allgemein in den<br />
Fuxenstunden eine größere Bedeutung be<strong>im</strong>essen.<br />
AM: Christian, Du hast ein Redaktionsteam für die<br />
innerverbandliche Betreuung <strong>der</strong> <strong>KV</strong>-Homepage vorgeschlagen.<br />
Welche Vorstellungen hast Du, damit<br />
mehr Kartellbrü<strong>der</strong> von diesem Medium Gebrauch<br />
machen?<br />
Papay: Die <strong>KV</strong>-Homepage steckt noch in ihren Kin<strong>der</strong>schuhen.<br />
Sie muss noch genauer auf unsere Bedürfnisse<br />
zugeschnitten werden. Das Forum bietet<br />
allerdings jetzt schon die Möglichkeit, sich verbandsintern<br />
auszutauschen und zu diskutieren. Lei<strong>der</strong><br />
wird dies von den Wenigsten genutzt. Informations-<br />
und Wissensaustausch ist wichtig. Vor kurzem<br />
war eine Diskussion um die Organisation einer Verbindungsparty<br />
des K.St.V. Winfridia aufgekommen.<br />
Walhalla und C<strong>im</strong>bria konnten wichtige Tipps geben.<br />
Die Party war ein Erfolg. Dieses Beispiel lässt gut<br />
erkennen, wie gut Austausch <strong>im</strong> Verband funktionieren<br />
kann. Der interne Bereich muss mit weiterem Inhalt<br />
ausgebaut werden. Das Bil<strong>der</strong>- und Dokumentenarchiv<br />
muss mit Verbindungsveranstaltungen und<br />
zum Beispiel Fuchsenfibeln wachsen.<br />
Glaser: Die Homepage ist ein sehr großes und<br />
wichtiges Thema. Mein Vorschlag ist es, weiterhin<br />
ein Homepage-Team aufzubauen, das sich um Inhalte<br />
und Verbesserung kümmert. Ich stelle mir vor,<br />
dass die <strong>KV</strong>-Homepage das Medium <strong>der</strong> Aktivitas<br />
werden könnte, es fehlen bisher nur die Aktiven, die<br />
auch in diese Richtung aktiv werden wollen.<br />
„Oft wird <strong>der</strong> <strong>KV</strong> als<br />
geldverschlingende<br />
Drohne gesehen. Mit <strong>der</strong><br />
Aktion „Mehrwert <strong>KV</strong>“<br />
sollen ein paar „Zuckerl“<br />
für die <strong>KV</strong>er aufgetan<br />
werden.“<br />
20 AM<br />
AM: Der <strong>KV</strong>-Rat hat eine Aktion „Mehrwert des <strong>KV</strong>“<br />
beschlossen. Was heißt das und welchen Sinn seht<br />
Ihr darin?<br />
Glaser: Oft wird <strong>der</strong> <strong>KV</strong> als geldverschlingende<br />
Drohne gesehen. Mit dieser Aktion sollen ein paar<br />
„Zuckerl“ für die <strong>KV</strong>er aufgetan werden.<br />
AM: Der <strong>KV</strong> ist ein generationsübergreifen<strong>der</strong> Verband.<br />
Seine Probleme sind die Probleme jedes Einzelnen,<br />
unabhängig davon, ob wir Aktive o<strong>der</strong> Alte<br />
Herren sind. Und doch: Welche Erwartungen habt<br />
Ihr an die Alten Herren <strong>im</strong> Hinblick auf unsere Zukunftsdiskussion?<br />
Papay: Wenn ich von Zukunft rede, dann von Nachwuchs.<br />
Die Altherrenschaft kann nur langfristig bestehen,<br />
wenn ihre Aktivitas in <strong>der</strong> Lage ist, für<br />
Nachwuchs zu sorgen. Ein blindes Verlassen auf die<br />
Aktiven wäre hier allzu naiv. Alte Herren sind genauso<br />
in die Pflicht gerufen zu keilen wie je<strong>der</strong> einzelne<br />
Aktive.
<strong>KV</strong>_02_2006_21 23.03.2006 16:33 Uhr <strong>Seite</strong> 21<br />
DAS INTERVIEW<br />
Glaser: Was wäre <strong>der</strong> <strong>KV</strong> ohne seine Alten Herren?<br />
Nichts! Aber er ist auch nichts, wenn sich die Alten<br />
Herren nicht ins Verbindungs- und Verbandsleben<br />
einbringen. Alte Herren, zeigt, dass ihr <strong>KV</strong>er seid.<br />
Kommt zu den Veranstaltungen und sprecht mit den<br />
Aktiven. Sei es aus Eurem <strong>Leben</strong>, über die Verbindung<br />
o<strong>der</strong> den <strong>KV</strong>. Diese Gespräche und Erfahrungen<br />
sind sehr wichtig für die Aktiven.<br />
AM: Würdet Ihr nach den Erfahrungen dieser drei<br />
Monate die Entscheidung, Euch für den <strong>KV</strong> zu engagieren,<br />
nochmals treffen?<br />
Papay: Erfahrungen sind dazu da, um sie zu machen.<br />
Ich bin um jede Erfahrung froh, die das Amt<br />
mit sich bringt, positiv wie negativ.<br />
Glaser: Ja, auf alle Fälle! Ich habe viele neue Eindrücke<br />
gewonnen, die ich nicht missen möchte.<br />
AM: Danke für das Gespräch und weiterhin eine<br />
glückliche Hand in Euren Ämtern!<br />
„Mein großer Schwerpunkt<br />
liegt in <strong>der</strong> Öffentlichkeitsarbeit.<br />
Damit verbunden ist<br />
auch die Keilarbeit. Wie<br />
je<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Verband auch<br />
müssen wir uns ständig um<br />
Nachwuchs kümmern,<br />
um auch in <strong>der</strong> Zukunft<br />
bestehen zu können.“<br />
<strong>KV</strong>-AKADEMIE<br />
AM 21
<strong>KV</strong>_02_2006_22 23.03.2006 16:33 Uhr <strong>Seite</strong> 22<br />
SALZBURGER HOCHSCHULWOCHEN<br />
Katholische Akademie seit 75 Jahren:<br />
Salzburger Hochschulwochen<br />
„Hochschulwochen“ sind eine katholische<br />
Weiterbildungseinrichtung beson<strong>der</strong>s für<br />
Studierende und Alt-Akademiker von etwa<br />
zweiwöchiger Dauer in den Semesterferien<br />
(„Sommeruniversität“). Sie werden<br />
abgehalten zumeist durch Hochschullehrer<br />
in Vorlesungs-, Diskussions- und Seminarform<br />
(Workshops). Sie befassen sich mit<br />
zeitnahen Themen, beson<strong>der</strong>s sozialethischer,<br />
philosophischer o<strong>der</strong> religiöser Art.<br />
Überregionale Bedeutung in Deutschland<br />
erlangten einst die „Bonner Hochschulwochen“,<br />
für Deutschland, Österreich und<br />
neuerdings Osteuropa die „Salzburger<br />
Hochschulwochen“. Hauptträger dieser ist<br />
<strong>der</strong> „Verband <strong>der</strong> Diözesen Deutschlands“;<br />
die Österreichische Bischofskonferenz beteiligt<br />
sich. Im Direktorium ist auch die<br />
„Katholische Akademikerarbeit Deutschlands“<br />
mit einem Vertreter des <strong>KV</strong> mitbest<strong>im</strong>mend<br />
tätig.<br />
Die Salzburger Hochschulwochen finden<br />
jährlich <strong>im</strong> Juli/August statt; früher zwei<br />
Wochen lang, heute eine. Sie sollen Möglichkeiten<br />
bieten zur wissenschaftlichen<br />
Weiterbildung als Hilfe zu christlicher <strong>Leben</strong>sgestaltung.<br />
Sie stehen alljährlich unter<br />
einem aktuellen Rahmenthema, das<br />
von Wissenschaftlern aus unterschiedlichen<br />
Richtungen angegangen wird. Die<br />
etwa 1.500 Teilnehmer kommen, um die<br />
Gedanken zur eigenen Anschauung <strong>der</strong><br />
Welt auch jenseits ihres geistigen Tellerrands<br />
schweifen zu lassen. Der Untertitel<br />
<strong>der</strong> Salzburger Hochschulwochen, „Wissenschaft<br />
in Bewegung“, spricht für sich.<br />
Die Salzburger Hochschulwochen wurden<br />
1931 als Vorstufe zur Gründung einer Katholischen<br />
Universität eingerichtet. Als<br />
1933 die deutschen Nationalsozialisten<br />
für Studenten, die in Österreich studieren<br />
wollten, die sogenannte Tausend-Mark-<br />
Sperre errichteten (wonach je<strong>der</strong> diesen<br />
Wunsch mit 1000 RM zu bezahlen hatte),<br />
gerieten die Salzburger Hochschulwochen<br />
in erhebliche Bedrängnis. Man hielt aber<br />
noch durch bis 1937. Mit Anschluss des<br />
austro-faschistischen Österreich an das<br />
Deutsche Reich 1938 war das vorläufige<br />
Ende <strong>der</strong> Salzburger Hochschulwochen<br />
politisch besiegelt. Nach dem Krieg nahm<br />
<strong>der</strong> Trägerverein seine Tätigkeit jedoch<br />
wie<strong>der</strong> auf. Die Salzburger Hochschulwochen<br />
werden seitdem mehr o<strong>der</strong> min<strong>der</strong> in<br />
alter Art fortgeführt.<br />
Die 1962 gegründete Universität Salzburg<br />
wurde entgegen <strong>der</strong> ursprünglichen Idee<br />
keine katholische, son<strong>der</strong>n eine staatliche<br />
Hochschule. In Deutschland besteht allerdings<br />
seit 1980 die Katholische Universität<br />
Eichstätt-Ingolstadt. Sie befindet<br />
sich in <strong>der</strong> Trägerschaft einer von den<br />
bayerischen Bischöfen errichteten Stiftung<br />
und unterliegt <strong>der</strong> staatlich-bayerischen<br />
Hochschulgesetzgebung.<br />
Der Freistaat Bayern beteiligt sich auch an<br />
<strong>der</strong> Finanzierung. – S. K.<br />
<strong>KV</strong>-AKADEMIE<br />
Was ist eigentlich die<br />
<strong>KV</strong>-Akademie?<br />
Fragebogen jetzt herunterladen<br />
Lei<strong>der</strong> ist <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> festzustellen, dass viele <strong>KV</strong>er über die <strong>KV</strong>-Akademie nicht o<strong>der</strong> nur unzureichend<br />
informiert sind. Als Verantwortlicher für die Aktiven in <strong>der</strong> <strong>KV</strong>-Akademie will ich<br />
dem entgegen wirken. Da wir als Vorort nicht mit allen Aktiven selbst sprechen können, haben<br />
wir einen Fragebogen zusammengestellt, <strong>der</strong> die wichtigsten Bereiche abdeckt. Ich bitte nun alle<br />
Aktiven und auch unsere AHAH um 15 Minuten Zeit für die <strong>KV</strong>-Akademie. Zeit, die sich in einem<br />
noch besseren und bedarfsgerechteren Angebot nie<strong>der</strong>schlagen wird. Wir freuen uns über<br />
Euer Lob, Eure Kritik und Anregungen. Der Fragebogen ist auf www.kartellverband.de <strong>im</strong> internen<br />
Bereich unter „Dokumente“ herunterzuladen bzw. kann auf Wunsch zugesandt werden.<br />
Bernhard Glaser, Vorortspräsident<br />
22 AM
<strong>KV</strong>_02_2006_23 23.03.2006 16:33 Uhr <strong>Seite</strong> 23<br />
<strong>KV</strong>-AKADEMIE<br />
AM 23
<strong>KV</strong>_02_2006_24 23.03.2006 16:34 Uhr <strong>Seite</strong> 24<br />
AGV<br />
Den „Auszug <strong>der</strong> Gehirne“<br />
stoppen – AGV diskutiert<br />
über „Brain Drain“-Effekt<br />
Hamburg. Warum wan<strong>der</strong>n <strong>im</strong>mer mehr junge Akademiker<br />
ins Ausland ab und warum schafft es Deutschland<br />
nicht mehr, die klügsten Köpfe aus aller Welt<br />
anzuziehen? Mit diesen Fragestellungen beschäftigte<br />
sich die Arbeitsgemeinschaft katholischer Studentenverbände<br />
(AGV) <strong>im</strong> Januar <strong>im</strong> Rahmen des Seminars<br />
„Brain-Drain – <strong>der</strong> Auszug <strong>der</strong> Gehirne“ in Hamburg.<br />
Als Gesprächspartner für die Vertreter <strong>der</strong> Vorortspräsidien<br />
von <strong>KV</strong>, CV und UV hatte die AGV Hamburgs Wissenschaftssenator<br />
Jörg Dräger und Markus Baumanns,<br />
Geschäftsführer <strong>der</strong> privaten Bucerius Law School,<br />
gewinnen können.<br />
Auslöser für das Seminar war die Feststellung, dass <strong>der</strong><br />
Standort Deutschland unter einer zunehmend negativen<br />
Wan<strong>der</strong>ungsbilanz von Spitzenkräften leidet. Dieser als<br />
„Brain Drain“ bezeichnete Effekt wurde von einer Studie<br />
des Stifterverbandes <strong>der</strong> Deutschen Wirtschaft bestätigt<br />
und zeigt seine Auswirkungen zunehmend auch<br />
in den katholischen Studentenverbänden. „Die AGV will<br />
daher die Ursachen dieser Entwicklung hinterfragen<br />
und mögliche Lösungsansätze diskutieren“, erläuterte<br />
Der AGV-Vorsitzende Andreas Kraus (li.) <strong>im</strong> Gespräch mit<br />
Senator Jörg Dräger.<br />
AGV-Vorsitzen<strong>der</strong> Andreas Kraus (CV) das Ziel des<br />
Seminars.<br />
Als einen <strong>der</strong> Gründe für die Abwan<strong>der</strong>ung nannte<br />
Wissenschaftssenator Dräger die unzureichenden Rahmenbedingungen<br />
für Forschung und Lehre an den deutschen<br />
Hochschulen und die <strong>im</strong> Vergleich niedrige Bildungsrendite.<br />
Hamburg will nun mit einem neuen<br />
Finanzierungsmodelle für seine Hochschulen gegensteuern<br />
und setzt auf die Einführung von Studiengebühren<br />
zur Verbesserung <strong>der</strong> Situation. Der Senator<br />
bezeichnete die Einführung von Gebühren als sozial gerecht.<br />
„Angesichts <strong>der</strong> großen Vorteile die ein Studium<br />
mit sich bringt, ist es fair, dass Studenten einen mo<strong>der</strong>aten<br />
Beitrag zu den Kosten ihres Studiums leisten“, so<br />
Dräger. Er sei sich sicher, dass mit einer besseren<br />
finanziellen Ausstattung deutsche Hochschulen auch<br />
wie<strong>der</strong> weltweit an Attraktivität gewännen. Entscheidend<br />
für die Attraktivität sei in erster Linie nicht die<br />
Gebührenfrage, son<strong>der</strong>n das Image, das Deutschland<br />
als Wissenschafts- und Forschungsstandort in an<strong>der</strong>en<br />
Län<strong>der</strong>n habe. „Wir brauchen wie<strong>der</strong> mehr Qualität<br />
statt Quantität, was die ausländischen Studenten in<br />
Deutschland angeht“, ist sich Dräger sicher. So gebe es<br />
bisher in manchen Herkunftslän<strong>der</strong>n wie z.B. China drei<br />
Gruppen von Studenten: „Das erste Drittel kann es sich<br />
leisten, in den USA zu studieren, das zweite bekommt<br />
eine Zusage für ein Studium in China und nur für das<br />
unterste Drittel ist Deutschland attraktiv – und das<br />
hauptsächlich, weil das Studium kostenlos ist. Diese<br />
Billigmentalität entspricht nicht dem Anspruch, die<br />
besten Köpfe nach Deutschland zu holen“, erklärte<br />
Dräger.<br />
Eine ähnliche Herangehensweise vertrat <strong>der</strong> Geschäftsführer<br />
<strong>der</strong> Bucerius Law School (BLS) Baumanns. „Wir<br />
müssen Bedingungen schaffen, unter denen sich die<br />
besten Köpfe hier wohlfühlen“, for<strong>der</strong>te Baumanns.<br />
Das Modell <strong>der</strong> Law School sieht Baumanns auch als<br />
Vorbild für die staatlichen Hochschulen. „Der Anspruch<br />
einer ernst gemeinten Auswahl <strong>der</strong> Studenten durch<br />
die Hochschule und die ernst gemeinte Entscheidung<br />
<strong>der</strong> Studenten für die Hochschule muss auch Grundlage<br />
für ein Studium an einer staatlichen Hochschule werden“,<br />
sagte Baumanns. Allerdings müssten die staatlichen<br />
Hochschulen aufgrund <strong>der</strong> Masse <strong>der</strong> Studienbewerber<br />
an<strong>der</strong>e Mechanismen für die Auswahl finden.<br />
24 AM
<strong>KV</strong>_02_2006_25 23.03.2006 16:34 Uhr <strong>Seite</strong> 25<br />
Der Bund katholischer deutscher Akademikerinnen steht in <strong>der</strong> Tradition<br />
des 1913 gegründeten Verbandes Katholischer Studentinnenvereine<br />
Deutschlands VKStD (später Verband Katholischer Deutscher<br />
Studentinnen-Vereine VKDSt genannt). Dieser historische<br />
Verband orientierte sich in seinen äußeren Formen und Strukturen<br />
an den vorhandenen, studentischen Gemeinschaften <strong>der</strong> Männer<br />
wie dem <strong>KV</strong>, CV und dem Unitas-Verband. Selbstverständlich waren<br />
diese Studentinnenvereine ihrer Zeit entsprechend weit davon<br />
entfernt, die Rolle <strong>der</strong> Akademikerinnen grundsätzlich an<strong>der</strong>s zu<br />
interpretieren, als es dem katholischen Frauenbild <strong>der</strong> Zeit vor dem<br />
ersten Weltkrieg entsprach.<br />
Bedeutende Frauen <strong>der</strong> katholischen Frauenbewegung haben sich<br />
für die Gründung katholischer Studentinnenvereine eingesetzt und<br />
sie begleitet. Stellvertretend sollen hier genannt werden: Helene<br />
Weber und Hedwig Dransfeld. Immer wurden in diesen Vereinen<br />
neben den religiösen Fragen auch aktuelle, soziale und politische<br />
bzw. gesellschaftspolitische Themen behandelt, diskutiert und bewertet.<br />
Das soziale Engagement war eine selbstverständliche Herzensangelegenheit<br />
<strong>der</strong> einzelnen Mitglie<strong>der</strong>.<br />
Nicht <strong>der</strong> äußeren Form nach, wohl aber vom geistigen Anspruch<br />
und von den angestrebten Zielen her läßt sich eine gerade Linie<br />
zum heutigen Verband ziehen. Hierin sieht <strong>der</strong> BkdA seine Wurzeln.<br />
Bis zum Beginn <strong>der</strong> Nazi-Zeit entstanden so <strong>im</strong>merhin 27 Vereine,<br />
von denen drei allerdings später wie<strong>der</strong> mit dem Ursprungsverein<br />
fusionierten.<br />
Wie bei den Verbindungen <strong>der</strong> männlichen Studierenden bildeten<br />
die ausscheidenden Mitglie<strong>der</strong> einen Verein und blieben so in Kontakt<br />
untereinan<strong>der</strong>. Dies sollte sich in den nächsten Jahren als beson<strong>der</strong>s<br />
wichtig für den Fortbestand erweisen, gerieten die Studentinnenvereine<br />
wie die an<strong>der</strong>en katholischen Vereine unter starken<br />
Druck und es gab so gut wie keine Neumitglie<strong>der</strong> mehr. Mit dem<br />
Erlaß des Reichsministers des Innern vom 20. Juni 1938 kam das<br />
„Aus“ mit dem Verbot <strong>der</strong> katholischen Studenten- und Altakademikerverbände.<br />
Die Altmitglie<strong>der</strong> kamen jedoch auch weiterhin auf<br />
freundschaftlicher Basis zusammen, denn die Bindung war stärker<br />
als aller äußerer Zwang, und die Geborgenheit in dieser bewährten<br />
Gemeinschaft nötiger denn je. Bezeugt ist dies für die Zirkel Freiburg,<br />
Berlin, Stuttgart und das Ruhrgebiet.<br />
Nach dem zweiten Weltkrieg waren es denn auch diese Altmitglie<strong>der</strong>,<br />
die Ehemalige sammelten und den Verband wie<strong>der</strong> aufbauten.<br />
Auf <strong>der</strong> Generalversammlung 1951 wurde beschlossen, nach einer<br />
zeitgemäßen Form eines Zusammenschlusses katholischer Akademikerinnen<br />
zu suchen. Man kam zu dem Ergebnis, „daß heute ein<br />
großer, umfassen<strong>der</strong> katholischer Akademikerinnenbund not tut.“<br />
So faßte man 1952 den Beschluß, den Verband für alle katholischen<br />
Akademikerinnen zu öffnen und sich umzubenennen in „Bund katholischer<br />
deutscher Akademikerinnen (BkdA).“ Damit wurde die<br />
Umwandlung in einen mo<strong>der</strong>nen Frauenverband vollzogen.<br />
Die christliche Motivation blieb unverän<strong>der</strong>t bestehen, das geistige<br />
ÜBER DEN <strong>KV</strong> HINAUS<br />
Der BkdA – ein mo<strong>der</strong>ner<br />
Frauenverband<br />
mit alten Wurzeln<br />
Von Elke Peters<br />
Profil des neuen Verbandes unterschied sich jedoch erheblich von<br />
dem des alten VKDSt. So wurde <strong>der</strong> Anspruch formuliert, die katholischen<br />
Akademikerinnen (nicht nur die Studentinnen) in <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />
zu vertreten und politisch zu informieren, um sich ein eigenes<br />
Urteil bilden zu können, um Meinungsmanipulationen nicht<br />
ausgeliefert zu sein und kontroverse Diskussionen erfolgreich bestehen<br />
zu können. Man sah sich zudem verpflichtet, ihre qualifizierte<br />
Ausbildung zum Wohl <strong>der</strong> Allgemeinheit einzusetzen und einen<br />
Beitrag zur Lösung <strong>der</strong> großen Probleme ihrer Zeit zu leisten. Maria<br />
Jacobi, MdB, Vorsitzende des BkdA von 1972 bis 1981, formulierte:<br />
“ Wir sind nicht privilegiert, son<strong>der</strong>n verpflichtet.“<br />
In den folgenden Jahren wurde ein breites Spektrum aktueller Fragen<br />
behandelt: Abtreibung, pränatale Diagnostik, Humangenetik<br />
und an<strong>der</strong>e Fragen <strong>der</strong> Bioethik, aber auch die gesellschaftspolitischen<br />
Fragen des grundsätzlichen Schutzes von Ehe und Familie,<br />
<strong>der</strong> sozialen Sicherung, das Ehegattensplitting, das Anti-Diskr<strong>im</strong>inierungsgesetz,<br />
<strong>der</strong> Blasphemie, die Vereinbarkeit von Beruf und<br />
Familie und nicht zuletzt um den Bereich <strong>der</strong> Entwicklung in den<br />
Hochschulen und die Chancen von Frauen in diesem Umfeld.<br />
Die beson<strong>der</strong>e Verpflichtung, die <strong>der</strong> BkdA gegenüber den Studentinnen<br />
in seiner Satzung formuliert hat, versucht <strong>der</strong> Verband heute<br />
durch das Angebot von Studientagen und Seminaren zu erfüllen.<br />
„Wir dürfen uns nicht heraushalten“, betonte anlässlich des 50-<br />
jährigen Jubiläums des BkdA die jetzige Ehrenvorsitzende Frau Dr.<br />
Fischer-Gottlob, „son<strong>der</strong>n sind gefor<strong>der</strong>t, unsere Kräfte und Sachkompetenz<br />
zum Wohl <strong>der</strong> Gesellschaft einzubringen.“ Und so suchte<br />
<strong>der</strong> Verband unmittelbar nach <strong>der</strong> deutschen Einigung die Begegnung<br />
mit katholischen Akademikerinnen in <strong>der</strong> ehemaligen DDR.<br />
Um die <strong>Leben</strong>szeugnisse dieser Frauen für kommende Generationen<br />
festzuhalten, entwickelte <strong>der</strong> BkdA ein Projekt erzählter Geschichte.<br />
Im November 2005 erschien unter dem Titel „Christliche Frauen in<br />
<strong>der</strong> DDR – Alltagsdokumente einer Diktatur in Interviews“ die Auswertung<br />
und Zusammenfassung, herausgegeben vom Verband katholischer<br />
deutscher Akademikerinnen. Mit diesem Oral-History-<br />
Projekt ist <strong>der</strong> Verband zum ersten Mal über den engen Rahmen <strong>der</strong><br />
reinen Verbandsarbeit hinausgetreten.<br />
In <strong>der</strong> Öffentlichkeit präsentiert sich <strong>der</strong> Verband durch Resolutionen,<br />
Stellungnahmen, Briefe an die Entscheidungsträger in <strong>Kirche</strong><br />
und Staat, sowie die Mitarbeit in Gremien des kirchlichen und des<br />
säkularen Bereichs, vor allem <strong>im</strong> Deutschen Frauenrat und in den<br />
regionalen Zusammenschlüssen <strong>der</strong> Frauenverbände. Hierzu gehört<br />
natürlich auch die Arbeit <strong>der</strong> zwe<strong>im</strong>al jährlich erscheinenden Zeitschrift<br />
und <strong>der</strong> Homepage (www.bkda.de), die sich nach innen an<br />
die Mitglie<strong>der</strong> richten und zugleich Sprachrohr nach außen in die<br />
Gesellschaft sind.<br />
Der Maßstab für die Zukunft wird bleiben: Wir dürfen uns nicht heraushalten,<br />
son<strong>der</strong>n sind gefor<strong>der</strong>t, Stellung zu beziehen und unsere<br />
Kräfte und Sachkompetenz zum Wohle <strong>der</strong> nächsten Generation<br />
einzubringen. Basis all dessen war und ist <strong>der</strong> gemeinsame Glaube,<br />
<strong>der</strong> die Gemeinschaft trägt.<br />
Elke Beate Peters ist 1. Vorsitzende des BkdA seit November 20<strong>04</strong>.<br />
AM 25
<strong>KV</strong>_02_2006_26 23.03.2006 16:37 Uhr <strong>Seite</strong> 26<br />
PRAKTIKUMSBÖRSE<br />
Durchstarten<br />
mit den besten Praktika<br />
<strong>KV</strong> kooperiert mit BKU und Partnerunternehmen<br />
Liebe Kartellbrü<strong>der</strong>,<br />
die Vertreterversammlung 2005 in Pa<strong>der</strong>born hat sich mit einem Leitantrag<br />
des <strong>KV</strong>-Rates zur Akademikerarbeitslosigkeit befasst und hier<br />
Richtungen aufgezeigt, wie <strong>der</strong> <strong>KV</strong> rechtzeitig dieser bedrückenden Entwicklung<br />
entgegen wirken kann..<br />
In Eurem Interesse müssen dies ganz praktische Schritte sein. Ich habe<br />
mich mit dem Bund Katholischer Unternehmer (BKU) in Verbindung gesetzt<br />
und erreicht, dass über diesen für Euch Aktive 20 interessante<br />
Praktikumsstellen zur Verfügung gestellt werden. Dem <strong>KV</strong>-Rat wie dem<br />
BKU kommt es darauf an, dass die Zeiten <strong>der</strong> Praktika opt<strong>im</strong>al genutzt<br />
werden und deshalb sowohl Eure Qualifizierung als auch eine gute Betreuung<br />
<strong>im</strong> Rahmen des Praktikums Voraussetzung sind.<br />
Macht von diesem interessanten Angebot Gebrauch. Die Aktion wird –<br />
dessen bin ich mir sicher – wie<strong>der</strong>holt werden, wenn <strong>der</strong> Start erfolgreich<br />
war.<br />
Michael Kotulla<br />
PS.:<br />
Ausführliche und aktuelle<br />
Infos findet Ihr auf <strong>der</strong><br />
Kv-Homepage <strong>im</strong> internen<br />
Bereich, Stichwort „Praktika“<br />
www.kartellverband.de<br />
WIE IHR EUCH BEWERBEN KÖNNT<br />
Schickt Eure Bewerbung an:<br />
Bund Katholischer Unternehmer<br />
z.H. Geschäftsführer Martin J. Wilde<br />
Georgstraße 18<br />
50676 Köln<br />
wilde@bku.de<br />
Auf keinen Fall dürfen die Unternehmen direkt angeschrieben werden –<br />
das würde zur automatischen Disqualifikation führen.<br />
Bewerbungsfrist ist <strong>der</strong> 20. April 2006<br />
Die Teilnahme an dem Seminarwochenende zum Thema „Mit Werten<br />
führen - Grundlagen einer wertorientierten Unterenhmensführung“<br />
am 11.-13. August 2006 in Schloss Eichholz bei Bonn ist verpflichtend.<br />
Das BKU/<strong>KV</strong>-Praktikumsprogramm – die Partnerunternehmen<br />
Düsseldorf<br />
1.) Booz Allen Hamilton<br />
Management- und Technologieberatung<br />
2.) Deutsche Bank AG<br />
3.) ElectronicPartner Handel GmbH<br />
Telekommunikations- und IT-Dienstleistungen.<br />
4.) Fischer GmbH<br />
Beratung für Human Resources Management<br />
5.) Handwerkskammer Düsseldorf<br />
6.) Henkel KGaA<br />
Chemie, Konsumgüter<br />
Praktikumsplatz für Chemiker <strong>im</strong> Bereich Laundry & Home Care<br />
7.) Schmitz Rechtsanwälte<br />
8.) Verband <strong>der</strong> Vereine Creditreform e.V.<br />
Wirtschafts- und Finanzinformationsdienstleistungen<br />
Frankfurt<br />
1.) Michael Lehmann GmbH, Advisory Services<br />
Unternehmensberatung<br />
2.) Vereinigung <strong>der</strong> hessichen Unternehmerverbände (VhU)<br />
Abteilung Bildungs- und Gesellschaftspolitik<br />
3.) B & L Rechtsanwälte<br />
Kanzlei für Wirtschafts- und Medizinrecht<br />
4.) Wedding & Partner<br />
Steuerberatung<br />
5.) Heraeus Holding<br />
Edelmetall- und Technologiekonzern<br />
Praktikumsplatz <strong>im</strong> Servicebereich Personalmanagement<br />
6.) Deutsche Bank AG<br />
(hier sind mehrere Praktikumsplätze möglich)<br />
7.) Lifescan - a Johnson & Johnson Company<br />
Medizintechnik<br />
Praktikumsplatz <strong>im</strong> Bereich Human Resources<br />
8.) PriceWaterhouseCoopers<br />
Prüfungs- und Beratungsgesellschaft<br />
(hier sind mehrere Praktikumsplätze möglich)<br />
9.) Hessisch-Thüringische Landesbank (HeLaBa)<br />
10.) Markenverband e.V.<br />
Hamburg:<br />
1.) HSH N Kapital GmbH<br />
Private Equity Tochtergesellschaft <strong>der</strong> HSH Nordbank AG<br />
26 AM
<strong>KV</strong>_02_2006_27 23.03.2006 16:37 Uhr <strong>Seite</strong> 27<br />
PRAKTIKUMSBÖRSE<br />
<br />
An den<br />
Bund Katholischer Unternehmer<br />
z.H. Herrn Geschäftsführer Martin J. Wilde<br />
Georgstraße 18<br />
50676 Köln<br />
Praktikumsprogramm "Mit Werten führen"<br />
Hiermit bewerbe ich mich <strong>im</strong> Rahmen des Praktikumsprogramms "Mit<br />
Werten führen" von BKU und <strong>KV</strong> auf folgenden Praktikumsplatz:<br />
Standort:<br />
Unternehmen:<br />
Ich verpflichte mich zur Teilnahme an dem Seminar "Mit Werten führen -<br />
Grundlagen einer wertorientierten Unternehmensführung" vom 11.-13. August<br />
2006 auf Schloß Eichholz bei Bonn.<br />
_____________________________________________________________<br />
Ort, Datum<br />
Unterschrift<br />
Name:<br />
Adresse:<br />
___________________________________________<br />
___________________________________________<br />
___________________________________________<br />
E-mail:<br />
Geb.:<br />
Studienfach/ -ort:<br />
<strong>KV</strong>-Verein:<br />
___________________________________________<br />
___________________________________________<br />
___________________________________________<br />
___________________________________________<br />
<br />
AM 27
<strong>KV</strong>_02_2006_28 23.03.2006 16:39 Uhr <strong>Seite</strong> 28<br />
PERSONALIA<br />
28 AM<br />
Bernhard<br />
Gondro<br />
wird 70<br />
Am 2. April 1936 wurde <strong>der</strong> Philistersenior<br />
<strong>der</strong> Alemannia <strong>im</strong> oberschlesischen Kohlerevier<br />
Gleiwitz geboren. Seine Tat- und<br />
Spannkraft ist die eines Youngsters, obwohl<br />
auch er manche Höhen und Tiefen auf<br />
seinem <strong>Leben</strong>sweg durchwan<strong>der</strong>n musste.<br />
Kriegsbedingt verlor er bereits <strong>im</strong> frühen<br />
Kindesalter seine He<strong>im</strong>at. In Schweinfurt<br />
fanden seine Eltern eine neue He<strong>im</strong>at. Er<br />
besuchte das Humanistische Gymnasium<br />
<strong>der</strong> Augustiner in Münnerstadt, wo er auch<br />
absolvierte. Dann studierte er in Würzburg<br />
und Darmstadt und legte 1965 an <strong>der</strong> Technischen<br />
Universität in Darmstadt seine Diplomprüfung<br />
<strong>im</strong> Maschinenbau ab.<br />
Seinen beruflichen Einstieg fand er bei SKF<br />
in Schweinfurt. Sehr bald zog es ihn nach<br />
München, wo er in <strong>der</strong> Luft- und Raumfahrt<br />
bei MAN tätig war. Hier war er maßgeblich<br />
an <strong>der</strong> Entwicklung und Produktion <strong>der</strong><br />
Ariane-Trägerraketen beteiligt. Mit Studienbeginn<br />
trat unser Ph-x wie sein Bru<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> KStV Starkenburg bei. Von 1980 – 1985<br />
war er <strong>der</strong>en Philistersenior. Da eine Reaktivierung<br />
ohne Aussicht war, betrieb er die<br />
Fusion mit <strong>der</strong> KStV Moenania, wo er als<br />
Philisterconsenior <strong>der</strong> KStV Moenania-<br />
Starkenburg von 1955 – 1991 vorstand. In<br />
diese Zeit fiel <strong>der</strong> Erweiterungsbau des<br />
Verbindungshauses. Von 1991 bis 2003 war<br />
Bernd Gondro Mitglied des Vorstandes des<br />
Altherrnbundes und seit 1998 ist er Vorsitzen<strong>der</strong><br />
des OZ „Alter Peter“ in München.<br />
Im Jahre 1998 übernahm er die Leitung des<br />
M<strong>KV</strong> und seit 2001 ist er <strong>der</strong> Vorsitzende<br />
<strong>der</strong> Katholischen Korporationen Münchens<br />
(KKM). Im Jahr 1992 schließlich übernahm<br />
er das Seniorat des Philisterverbandes Alemannia.<br />
Mit ganzer Hingabe widmete und<br />
widmet er sich den mannigfaltigen Anliegen<br />
unseres <strong>Leben</strong>sbundes. Sein hoher<br />
Einsatz bei <strong>der</strong> 4. Baustufe zur Erweiterung<br />
und Erneuerung des Alemannenhauses ist<br />
beispielhaft. Seine Initiativen zur Gestaltung<br />
des Programms und zur Erhaltung unserer<br />
Wirtschaftskraft sind prägend. So<br />
bieten beispielsweise die seit 1993 begründeten<br />
„Alemannentage“ vielen auswärtigen<br />
Bundesbrü<strong>der</strong>n Gelegenheit,<br />
hautnah am Verbindungsleben teilzunehmen<br />
und Freundschaften zu erneuern.<br />
Unermüdlich und beharrlich sucht er den<br />
Schulterschluss zwischen den Münchner<br />
Katholischen Korporationen (MCV, M<strong>KV</strong>,<br />
MUV). Auf seine Initiative hin kam es 2001<br />
zur Gründung des KKM (Katholische Korporationen<br />
Münchens). Heute ist er <strong>der</strong> Vorsitzende<br />
dieses eingetragenen Vereins.<br />
Auch kümmert er sich jährlich mit großem<br />
Einsatz um die Organisation <strong>der</strong> KKM-<br />
Kommerse und <strong>der</strong> KKM-Festbälle.<br />
Aber auch <strong>im</strong> kirchlichen <strong>Leben</strong> ist Bernd<br />
Gondro aktiv. Seine Tätigkeit <strong>im</strong> Pfarrgemein<strong>der</strong>at<br />
in Puchhe<strong>im</strong> und <strong>im</strong> Dekanatsrat<br />
Fürstenfeldbruck belegt, dass er in einer<br />
breiten Öffentlichkeit das Prinzip religio<br />
praktiziert.<br />
Raymond Wey<strong>der</strong>t<br />
wie<strong>der</strong>gewählt<br />
In <strong>der</strong> letzten Ausgabe <strong>der</strong> Academia, die gerne genuine <strong>KV</strong>er mit<br />
CV-Ehrenband zu CVern macht, wie etwa in <strong>der</strong> aktuellen Nummer<br />
den unvergessenen Ur-<strong>KV</strong>er Michael Schmaus, dessen Zugehörigkeit<br />
zu unserem Verband verschwiegen wird, teilte unter <strong>der</strong> Überschrift<br />
„Auch CVer in den<br />
luxemburgischen Gemein<strong>der</strong>äten“<br />
mit, dass zwei<br />
ihrer Mitglie<strong>der</strong> bei den<br />
letzten Kommunalwahlen<br />
in unserem Nachbarnland<br />
in ein Gemeindeparlament<br />
gewählt worden<br />
seien. Dabei vergisst sie<br />
nicht zu erwähnen, dass<br />
in <strong>der</strong> Gemeinde Nie<strong>der</strong>anven<br />
(5.612 Einwohner)<br />
Raymond Wey<strong>der</strong>t als<br />
Spitzenkandidat <strong>der</strong><br />
Christlichen Volkspartei<br />
die Wie<strong>der</strong>wahl als<br />
Bürgermeister gelungen<br />
sei und fügt hinter seinem<br />
Namen in Klammern<br />
<strong>KV</strong> hinzu! Vielen Dank<br />
und Gratulation unserem Kartellbru<strong>der</strong>, <strong>der</strong> Mitglied <strong>der</strong> Rheno-<br />
Borussia in Bonn ist. Kb Wey<strong>der</strong>t, Jahrgang 1948, diplomierter<br />
Agraringenieur, verheiratet und Vater zweier Söhne, leitet das<br />
luxemburgische Weininstitut. Als Hobby gibt er die Pflege seines<br />
Hausgartens an. WL<br />
Wir danken unserem Philistersenior für seinen<br />
selbstlosen Einsatz und wünschen ihm<br />
weitere Kraft, Ausdauer und Umsicht, aber<br />
auch Erfolgserlebnisse bei <strong>der</strong> Erfüllung<br />
seiner vielfältigen Aufgaben in Korporation<br />
und Verband. Wir wünschen ihm aber auch<br />
reiche Erfüllung in allen seinen Tätigkeiten.<br />
Seiner lieben Anita, die ihm drei lebenstüchtige<br />
Kin<strong>der</strong> geschenkt hat (davon ein<br />
Alemanne und eine Bundesdame), bitten<br />
wir um gütige Nachsicht, wenn wir ihren<br />
Gatten oft bis tief in die Nacht für uns abzweigen.<br />
Dr. Othmar Keller,<br />
Ehrenphilistersenior Alemanniae
<strong>KV</strong>_02_2006_29 23.03.2006 16:39 Uhr <strong>Seite</strong> 29<br />
Benjamin Sahler<br />
gründete Mitteldeutsche<br />
Kammeroper in Wittenberg<br />
Am 4. Februar 2000 lieferte an <strong>der</strong> Hamburger Hochschule für Musik<br />
und Theater Kb Benjamin Sahler (Albi) seine Diplomarbeit ab:<br />
die Inszenierung, das Bühnenbild und die Regie einer Rameau-Oper<br />
von 1737. Er wünschte sich damals Arbeit als Regie-Assistent und,<br />
natürlich, eigene Inszenierungen (vgl. AM 8/2000, S. 11).<br />
Auf diesem Weg hat <strong>der</strong> inzwischen erst 33-jährige weit ausgreifende<br />
Schritte getan. So ist Sahler Mitautor des Musicals „Moses“,<br />
bei dessen Ur-Aufführung in Jägerwirth bei Passau er auch<br />
die Regie führte. Für Mai 2006 ist eine zweite Aufführungsreihe<br />
vorgesehen. Sahler ist ebenfalls Mitautor und Regisseur <strong>der</strong> Musik-Revue<br />
„Der Wind hat mir ein Lied erzählt“ über Zarah Lean<strong>der</strong><br />
(1907-81). Aus Anlaß des 100. Geburtstags <strong>der</strong> Sängerin und<br />
PERSONALIA<br />
Schauspielerin wird diese Revue Anfang 2007<br />
durch ein Tourneetheater in ganz Deutschland<br />
aufgeführt werden. Etwa 30 Aufführungen sind<br />
geplant.<br />
Jüngst gründete Kb Sahler in <strong>der</strong> Lutherstadt Wittenberg<br />
den „Mitteldeutsche Kammeroper e.V.“. Er ist Stipendiat<br />
<strong>der</strong> Akademie „Musiktheater heute“ <strong>der</strong> Deutschen Bank. Die<br />
Gründung <strong>der</strong> „Mitteldeutschen Kammeroper“ wurde zunächst<br />
möglich nach För<strong>der</strong>ung durch diese Akademie. Inzwischen liegen<br />
För<strong>der</strong>zusagen des Landes Sachsen-Anhalt, des Kreises und <strong>der</strong><br />
Stadt Wittenberg vor. Mit <strong>der</strong> „Mitteldeutschen Kammeroper“ soll<br />
versucht werden, <strong>im</strong> von <strong>der</strong> Stadt Wittenberg geschlossenen<br />
Theater eine Dauerinstitution zur Aufführung von Stücken des Musiktheaters<br />
einzurichten. Die ersten Aufführungen – März 2006 –<br />
wurden in Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Leipziger Hochschule für Musik<br />
und Theater vorbereitet. Sie will ihren fortgeschrittenen Gesangsstudenten<br />
Möglichkeiten zur Praxiserfahrung bieten. Toi, toi, toi!<br />
Weitere Informationen: www.mitteldeutsche-kammeroper.de – K.<br />
MELDUNGEN<br />
Stellengesuch<br />
Liebe Kartellbrü<strong>der</strong>,<br />
26-jähriger Politologe sucht Anstellung als Dozent/<br />
Referent für politische Bildung, entwe<strong>der</strong> an Volkshochschulen<br />
o<strong>der</strong> für politische Stiftungen.<br />
Während meines Studiums an <strong>der</strong> Universität Trier war<br />
ich sehr engagiert <strong>im</strong> RCDS, in <strong>der</strong> CDU aber auch in <strong>der</strong><br />
katholischen <strong>Kirche</strong>.<br />
Daneben war ich zwei Jahre Behin<strong>der</strong>tenreferent an <strong>der</strong><br />
Universität Trier. Aufgrund meiner Sehbehin<strong>der</strong>ung sind<br />
mir die Belange von behin<strong>der</strong>ten Menschen sehr vertraut,<br />
und daher könnte ich mir vorstellen, auch in diesem<br />
Bereich zu arbeiten.<br />
Wenn Ihr mehr über mich und meinen <strong>Leben</strong>sweg<br />
erfahren möchtet, würde ich mich sehr freuen, wenn Ihr<br />
mich auf meiner Internetseite unter<br />
www.politik-endmann.de besucht. Solltet<br />
Ihr mir weiterhelfen können, bitte ich Euch<br />
um eine kurze Nachricht auf meinem<br />
e-mail Formular auf <strong>der</strong> Homepage.<br />
Telefonieren<br />
mit E-PLUS<br />
Der Rahmenvertrag des <strong>KV</strong> mit dem Mobilfunkanbieter<br />
„E-Plus“ ist unter Dach und Fach. <strong>KV</strong>-Mitglie<strong>der</strong><br />
profitieren von günstigen Verbindungspreisen. Ausführliche<br />
Informationen zu den Tarifen und eine Vorstellung<br />
<strong>der</strong> Kooperation mit E-PLUS folgen in <strong>der</strong><br />
Mai-Ausgabe <strong>der</strong> AM.<br />
Tautito online<br />
Der litauische Studentenverein „Tautito“ ist online.<br />
Er verlinkte sich auf eine sogenannte „Microsite“<br />
<strong>im</strong> Internetauftritt des deutschen <strong>KV</strong>, www.kartellverband.de.<br />
„Microsites“ sind <strong>Seite</strong>n, die dort den Vereinen<br />
zur Verfügung gestellt werden, die sich mit<br />
wenig eigenem Aufwand <strong>im</strong> Internet präsentieren<br />
wollen. Informationen dazu gibt es online und be<strong>im</strong><br />
<strong>KV</strong>-Sekretariat.<br />
M.K.u.H.<br />
Dirk Endmann<br />
Nachtrag<br />
Das in <strong>der</strong> letzten Nummer vorgestellte Buch „Christliche<br />
Frauen in <strong>der</strong> DDR“ von Sonja Ackermann ist<br />
bei <strong>der</strong> Evangelischen Verlagsanstalt in Leipzig erschienen<br />
(ISBN 3-374-0235-8) und kostet 19,80 €.<br />
AM 29
<strong>KV</strong>_02_2006_30 23.03.2006 16:40 Uhr <strong>Seite</strong> 30<br />
PERSONALIA<br />
Nachruf<br />
Prälat Oskar Hörning<br />
Am 14. Februar 2006 verstarb <strong>im</strong> Alter von 92 Jahren Kb. Domkapitular emeritus Prälat Oskar<br />
Hörning (Nm-W).<br />
1913 in Unterleinach bei Würzburg geboren, erhielt Hörning nach seinem Theologiestudium 1938<br />
die Priesterweihe. Nach kurzer Kaplanstätigkeit wurde er 1941 als Sanitäter zur Wehrmacht eingezogen.<br />
Aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt, wurde Oskar Hörning zum<br />
Präfekten des Bischöflichen Knabenseminars Kilianeum in Würzburg bestellt. 1948 folgte er seinem<br />
eben zum Bischof von Würzburg ernannten Bb. Dr. Julius Döpfner als Subregens des Priesterseminars<br />
nach. Fünf Jahre unterrichtete er dann als Religionslehrer an einem Würzburger Gymnasium. In dieser Zeit war er<br />
auch bis 1962 Diözesankurat <strong>der</strong> Deutschen Pfadfin<strong>der</strong>schaft St. Georg. 1957 wurde Oskar Hörning als Regens die Leitung des<br />
Würzburger Priesterseminars übertragen. Mit großem geistlichen Verantwortungsbewusstsein hat er eine Generation von jungen<br />
Menschen auf dem Weg zum Priestertum begleitet. 1965 wurde Oskar Hörning ins Domkapitel berufen und zum Leiter <strong>der</strong><br />
Hauptabteilung „Schule und Erziehung“ sowie des Ordensreferats ernannt. Ein beson<strong>der</strong>es persönliches Anliegen war ihm jahrzehntelang<br />
die Sorge um sprachbehin<strong>der</strong>te Kin<strong>der</strong> <strong>im</strong> Marienhe<strong>im</strong> und um alte und pflegebedürftige Menschen <strong>im</strong> St. Annastift.<br />
Die segensreichen Tätigkeiten von Oskar Hörning wurden auf vielfältige Weise gewürdigt: seine He<strong>im</strong>atgemeinde ernannte ihn<br />
zum Ehrenbürger, 1975 verlieh ihm Papst Paul VI. den Titel eines Päpstlichen Ehrenprälaten, für sein soziales Engagement wurde<br />
er mit dem Caritaskreuz in Gold ausgezeichnet.<br />
Prälat Hörning war stets auch ein treuer und überzeugter Normanne. Im Sommersemster 1933 hatte er sich <strong>der</strong> Korporation angeschlossen<br />
– zu einer Zeit, als Normannia als „schwärzeste Verbindung Würzburgs“ in schwere Auseinan<strong>der</strong>setzungen mit <strong>der</strong><br />
nationalsozialistischen Studentenführung verwickelt war. Nach dem Zweiten Weltkrieg half er, die zerstreute Normannenfamilie<br />
zu sammeln und Normannia 1947 als erste Würzburger Korporation wie<strong>der</strong>zugründen. Als Regens des Priesterseminars erlaubte<br />
er – trotz unverhohlener Bedenken – den korporierten Alumnen die Teilnahme an Verbindungsveranstaltungen. Im Kreise Normannias<br />
war Oskar Hörning ein geschätzter, feinsinniger Gesprächspartner, er hat mit seinen Bundesbrü<strong>der</strong>n Gottesdienste gefeiert<br />
und nahm bis ins hohe Alter gelegentlich an Zusammenkünften teil. Be<strong>im</strong> Pontifikalrequiem <strong>im</strong> Würzburger Dom haben<br />
ihm die Chargierten und zahlreiche Normannen die letzte bundesbrü<strong>der</strong>liche Ehre erwiesen.<br />
Winfried Stadtmüller (Nm-W)<br />
Rettenmaier erhält Verdienstkreuz<br />
Kb Otto Rettenmaier (Rh-N, Ask-Bg), Unternehmer<br />
in Heilbronn (Scheuerle Fahrzeugbau) und<br />
Ehrensenator <strong>der</strong> Universität Hohenhe<strong>im</strong>, erhielt<br />
von Bundespräsident Horst Köhler das Bundesverdienstkreuz<br />
1. Klasse verliehen. Überreicht<br />
wurde das Kreuz durch den baden-württembergischen<br />
Ministerpräsident Günther H. Oettinger.<br />
Er wurde damit für sein Engagement für den<br />
Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg geehrt.<br />
Das Bundesverdienstkreuz am Bande hat er schon<br />
länger.<br />
30 AM
<strong>KV</strong>_02_2006_31 23.03.2006 16:40 Uhr <strong>Seite</strong> 31<br />
AUS DEM <strong>KV</strong><br />
„Ordentlich gewirtschaftet“<br />
<strong>KV</strong>-Kultur- und Sozialstiftung wurde geprüft<br />
Die aufgrund <strong>der</strong> Beschlüsse <strong>der</strong> VV 2003 in Berlin errichtete <strong>KV</strong>-<br />
Kultur- und Sozialstiftung hat ordentlich gewirtschaftet. Sowohl<br />
das zuständige Regierungspräsidium als auch das Finanzamt hatten<br />
keinerlei Beanstandungen gegen den Geschäftsbetrieb <strong>der</strong> ersten<br />
Jahre erhoben. Mit Schreiben vom 28. Februar 2006 hat das Finanzamt<br />
Tübingen sowohl den Freistellungsbescheid zur Körperschaftssteuer<br />
und Gewerbesteuer für die zurückliegenden Jahre erteilt als<br />
auch für die kommenden fünf Jahre die Erlaubnis erteilt, Zuwendungsbestätigungen<br />
auszustellen. Je<strong>der</strong> <strong>der</strong> Stiftung zugewendete<br />
Euro kann somit steuerlich geltend gemacht werden.<br />
Lei<strong>der</strong> tröpfelten die Zuwendungen bisher nur sehr spärlich. So<br />
konnten bisher nur drei Projekte geför<strong>der</strong>t werden: die Veranstaltung<br />
<strong>der</strong> Markomannia anlässlich des 1200. Bistumsjubiläums<br />
Münster, das Weltjugendtagsprojekt „<strong>KV</strong>-Oase Unitas“ und die<br />
37. Würzburger <strong>KV</strong>-Tage. Stiftungsrat und Stiftungsvorstand, die<br />
übrigens wie unser Geschäftsführer keinerlei Auslagenersatz o<strong>der</strong><br />
Ähnliches erbeten und erhalten haben, hätten <strong>im</strong> Rahmen <strong>der</strong> bewusst<br />
weit gehaltenen möglichen Aktivitäten <strong>der</strong> Stiftung gern<br />
mehr getan. Wir appellieren daher an alle Kartellbrü<strong>der</strong>, mit einer<br />
Zuwendung (auch 10 o<strong>der</strong> 20 Euro helfen!) dazu beizutragen, dass<br />
die Stiftung ihre Aktivitäten erweitern kann. Ihr könnt die Stiftung<br />
in vielfältiger Weise bedenken: durch Spenden, durch Zuwendungen<br />
zur Aufstockung des Stiftungsvermögens (woraus dann dauerhaft<br />
höhere Erträge fließen) und auch, indem unsere vielen Hausbauvereine<br />
die <strong>KV</strong>-Stiftung als Begünstigten einsetzen. Es sei daran<br />
erinnert, dass die Stiftungssatzung so formuliert ist, dass ein<br />
Eigenleben <strong>der</strong> Stiftung außerhalb des <strong>KV</strong> nicht möglich ist.<br />
Je<strong>der</strong> Euro hilft! Zuwendungsbestätigungen stellt das Sekretariat<br />
(Herr Kaiser) unverzüglich aus.<br />
Das Konto <strong>der</strong> Stiftung:<br />
Pax-Bank Essen (BLZ: 370 601 93; Konto: 2006 268 016)<br />
Günter Georg Kinzel<br />
AM 31
<strong>KV</strong>_02_2006_32 23.03.2006 16:40 Uhr <strong>Seite</strong> 32<br />
Akademische Monatsblätter K 1061 E<br />
Verband alter <strong>KV</strong>er e.V.<br />
Geschäftsstelle:<br />
<strong>KV</strong>-Sekretariat, Postfach 10 16 80, 45746 Marl<br />
PVSt, Deutsche Post AG, „Entgelt bezahlt“ / §4 Abs. 3 PD-SVD: s. Impressum<br />
<strong>KV</strong>-TERMINKALENDER<br />
Aushang <strong>im</strong> Korporationshaus erbeten!<br />
A<br />
TERMIN ORT TITEL VERANSTALTER<br />
23.-26.<strong>04</strong>.2006 Straßbourg Europa-Seminar <strong>KV</strong>-Akademie, c/o <strong>KV</strong>-Sekretariat, Postfach 101680, 45746 Marl,<br />
Tel. 02365/5729010, Fax 02365/5729051, Kartellverband-<strong>KV</strong>@t-online.de<br />
10.-14.05.2006 Münster 105. Stiftungsfest <strong>der</strong> KStV Kb Florian Strecker,<br />
C<strong>im</strong>bria <strong>im</strong> <strong>KV</strong> zu Münster xx@c<strong>im</strong>bria.net<br />
12.-14.05.2006 Würzburg Stiftungsfest Kb Dr. Sebastian Bleifuß, Philistersenior,<br />
Rheno-Frankonia (114 Jahre) notar.dr.bleifuss@t-online.de<br />
und Tannenberg (79 Jahre)<br />
25.-28.05.2006 Hannover 130. Stiftungsfest des Kb Lauritz Rech, Wilhelm-Busch-Str. 24, 30167 Hannover,<br />
AV Gothia zu Hannover www.avgothia.de, info@avgothia,de<br />
26.-28.05.2006 München 123. Stiftungsfest <strong>der</strong> Kb Ra<strong>im</strong>und Wolf, In <strong>der</strong> Knackenau 15, 82031 Grünwald,<br />
KStV Saxonia Tel. 089/6414157<br />
<strong>04</strong>.-05.06..2006 Bonn 110. Stiftungsfest <strong>der</strong> KStV Rheno-Borussia, Schumannstraße 113, 53113 Bonn,<br />
KStV Rheno-Borussia Tel. 0228/211786, www.rheno-borussia.de<br />
8.-11.06.2006 Darmstadt 105. Stifungsfest <strong>der</strong> KStV KStV Moenania-Starkenburg, Rosenhöhweg 4, 64287 Darmstadt<br />
Moenania-Starkenburg Tel. 06151/788058, fest-vx@moenania-starkenburg.de,<br />
www.moenania-starkenburg.de<br />
13.06.2006 Starnberg OZ-Treffen gemeinsam mit Kb Edmund Emberger, Sonnwendstraße 22, 82152 Krailing,<br />
den Farbenbrü<strong>der</strong>n des CV Tel. 089/8573211, emberger@gmx.de<br />
16-18.06.2006 Würzburg 142. Stiftungsfest e.s.v. KStV Walhalla, Mergenthe<strong>im</strong>erstr. 32-34a, 97082 Würzburg,<br />
KStV Walhalla zu Würzburg senior@walhalla-wuerzburg.de<br />
23.-25.06.2006 Bad Kösen 2. Rudelsburgkommers KStV Abraxas-Rheinpreußen, Münchner Straße 34, 01187 Dresden,<br />
rudelsburgkommers@abraxas-rheinpreussen.de<br />
30.06.-02.07.2006 Magdeburg <strong>Kirche</strong> und Welt an <strong>der</strong> Elbe <strong>KV</strong>-Akademie, c/o <strong>KV</strong>-Sekretariat, Postfach 101680, 45746 Marl,<br />
Tel. 02365/5729010, Fax 02365/5729051, Kartellverband-<strong>KV</strong>@t-online.de<br />
13.-16.07.2006 München 125. Stiftungsfest <strong>der</strong> KSStV Alemannia, Kaulbachstr. 20, 80539 München,<br />
KSStV Alemannia Tel. 089/288124-0<br />
16.-22.07.2006 Assisi Begegnung mit unserer <strong>Kirche</strong> <strong>KV</strong>-Akademie, c/o <strong>KV</strong>-Sekretariat, Postfach 101680, 45746 Marl,<br />
Tel. 02365/5729010, Fax 02365/5729051, Kartellverband-<strong>KV</strong>@t-online.de<br />
21.-23.7.2006 Augsburg Rhetorik-Training <strong>KV</strong>-Akademie, c/o <strong>KV</strong>-Sekretariat, Postfach 101680, 45746 Marl,<br />
für Studium und Beruf Tel. 02365/5729010, Fax 02365/5729051, Kartellverband-<strong>KV</strong>@t-online.de<br />
Weitere aktuelle Informationen und Termine <strong>im</strong> Internet: www.kartellverband.de<br />
Tipp des Monats: Aktuelle Diskussionen zu Themen aus den AM und dem <strong>KV</strong><br />
finden statt <strong>im</strong> Internetforum unter www.kartellverband.de. Klickt doch mal rein<br />
und beteiligt Euch daran!<br />
Alles ok?<br />
Letzte Chance fürs <strong>KV</strong>-Jahrbuch<br />
In Kürze erscheint das neue <strong>KV</strong>-Jahrbuch – mit den aktuellen Adressen aller Mitglie<strong>der</strong>. Wenn<br />
sich Eure Adresse seit <strong>der</strong> letzten Ausgabe des Jahrbuches geän<strong>der</strong>t hat – meldet Euch jetzt<br />
be<strong>im</strong> <strong>KV</strong>-Sekretariat, um Eure Daten zu aktualisieren! Am 31. März ist Redaktionsschluss –<br />
danach geht das Buch unwi<strong>der</strong>ruflich in den Druck.