Die religiöse Spur in der Literatur: Dichter deuten das Dasein
Die religiöse Spur in der Literatur: Dichter deuten das Dasein
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Erwachsenenbildung im Kirchenkreis Jülich<br />
Reflektierte Wirklichkeit: Forum Kultur – <strong>Literatur</strong> im Gespräch<br />
FORUM KULTUR ‐ LITERATUR IM GESPRÄCH<br />
<strong>Literatur</strong> und Film bieten uns e<strong>in</strong> reiches Repertoire im Kontext des<br />
Jahresthemas „Alle Achtung – Toleranz leben“. Aus den vielen<br />
Möglichkeiten trafen wir <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit unseren Referent<strong>in</strong>nen<br />
und Referenten e<strong>in</strong>e Auswahl, die <strong>Literatur</strong><strong>in</strong>teressierte<br />
sicherlich erreichen wird.<br />
LITERARISCHE FREITAGSVESPER<br />
<strong>Die</strong> religiöse <strong>Spur</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Literatur</strong>:<br />
<strong>Dichter</strong> <strong>deuten</strong> <strong>das</strong> Dase<strong>in</strong><br />
<strong>Die</strong> Literarische Freitagsvesper lädt verschiedene Referent<strong>in</strong>nen<br />
und Referenten zum Jahresthema Toleranz e<strong>in</strong>. Dadurch ergeben<br />
sich ganz unterschiedliche Sichtweisen. Spannend ist jedoch, <strong>das</strong>s<br />
sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Literatur</strong>auswahl die Toleranzfrage <strong>in</strong> <strong>der</strong> Liebe und <strong>in</strong><br />
Beziehungen herauskristallisierte. Das korrespondiert gut zu unserer<br />
Film‐, Theater‐ und zu unserer Sem<strong>in</strong>arauswahl. <strong>Die</strong> Germanist<strong>in</strong><br />
Magda Motté etwa me<strong>in</strong>t: „Das Jahresthema ‚Toleranz‘ hat viele<br />
Aspekte. Es ist nicht nur im Bereich von Politik, im Umgang mit<br />
Ethnien, Klassen, Religionen von Bedeutung, son<strong>der</strong>n auch im<br />
alltäglichen zwischenmenschlichen Leben, z. B. <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ehe. Wie viele<br />
Brüche und Scheidungen könnten verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t werden, wenn die<br />
Partner ihre An<strong>der</strong>sartigkeiten <strong>in</strong> Toleranz und Geduld austrügen.“<br />
Ort: <strong>Die</strong>trich‐Bonhoeffer‐Haus, Düsseldorfer Str. 30,<br />
Jülich<br />
Leitung: Elke Bennetreu, Kar<strong>in</strong> Krummenauer, N. N.<br />
Gebühr: 6,50 € <strong>in</strong>kl. Vespermahlzeit, ermäßigt 3,50 €<br />
Anmeldung: EEB, Tel. 02461 9966 0 o<strong>der</strong> eeb@kkrjuelich.de<br />
jeweils freitags<br />
17.00 – 20.15 Uhr<br />
Inge Merkel: E<strong>in</strong>e ganz gewöhnliche Ehe<br />
<strong>Die</strong> Autor<strong>in</strong> wählt für ihren Roman <strong>in</strong> Penelope und Odysseus e<strong>in</strong> Freitag<br />
seit 3000 Jahren bekanntes Urmuster von Ehe – <strong>der</strong> Mann draußen 22. Februar 2013<br />
im fe<strong>in</strong>dlichen Leben, die Frau dr<strong>in</strong>nen am häuslichen Herd – und 17.00 ‐ 20.15 Uhr<br />
verteidigt diesen Rückgriff auf die Antike mit dem H<strong>in</strong>weis auf die<br />
Zeitlosigkeit dieser Konstellation.<br />
Aus auktorialer Erzählperspektive präsentiert Inge Merkel die alte<br />
Geschichte im Wechsel von distanziert ironischer und verständnisvoll<br />
humorvoller Erzählweise. Es gel<strong>in</strong>gt ihr als gebildete Autor<strong>in</strong> am<br />
Ende des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts, die alten Mythen metaphorisch zu<br />
<strong>deuten</strong> und so – trotz <strong>der</strong> antiken Kulisse – <strong>in</strong>s Heute zu holen. Zu<br />
dieser Aktualisierung passt auch, <strong>das</strong>s ihr Erzähler<strong>in</strong>teresse vor Inge Merkel<br />
allem Penelope gilt: Weite Teile s<strong>in</strong>d aus <strong>der</strong>en Sicht erzählt, Ort<br />
<strong>der</strong> Handlung ist ihr Lebensraum, Odysseus geht und kommt, se<strong>in</strong>e<br />
Erlebnisse werden nur im Rückblick e<strong>in</strong>gebracht und immer wie<strong>der</strong><br />
durch Penelopes listige Fragen und Kommentare gesteuert; mit<br />
ihrem persönlichen Schicksal beg<strong>in</strong>nt und endet <strong>der</strong> Roman.<br />
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Erwachsenenbildung im Kirchenkreis Jülich<br />
Reflektierte Wirklichkeit: Forum Kultur – <strong>Literatur</strong> im Gespräch<br />
Dennoch wird Merkel beiden Partnern gerecht, wenn sie des Odysseus<br />
Fernweh und se<strong>in</strong>e Kapriolen den Ersatzbefriedigungen<br />
Penelopes (vermehrter We<strong>in</strong>genuss, Essgier, H<strong>in</strong>gabe an nächtliche<br />
Wunschphantasien, e<strong>in</strong>gewebt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Teppich) gegenüberstellt.<br />
So ausgewogen wie die Schuldzuweisungen, so ausgependelt zwischen<br />
Lachen und We<strong>in</strong>en ist <strong>der</strong> gesamte Roman. Er erzählt eben<br />
von e<strong>in</strong>er „ganz gewöhnlichen Ehe“, von Egoismus und Zuwendung,<br />
Irrwegen und Verzweiflung, Kränkung und Vergebung, beson<strong>der</strong>s<br />
aber von Treue und Geduld.<br />
Referent<strong>in</strong>: Prof. Dr. Magda Motté<br />
Leben <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fremde: Christa Wolfs Roman Medea. Stimmen<br />
Seit Euripides hat <strong>der</strong> Medea‐Stoff um die <strong>in</strong> die Fremde versetzte,<br />
gedemütigte und schließlich ausgestoßene K<strong>in</strong>dsmör<strong>der</strong><strong>in</strong> viele<br />
künstlerische Bearbeitungen erfahren. Ob <strong>in</strong> <strong>der</strong> bildenden Kunst,<br />
<strong>der</strong> <strong>Literatur</strong> o<strong>der</strong> im Theater: Das Schicksal <strong>der</strong> „Barbar<strong>in</strong>“ Medea<br />
schockiert und fasz<strong>in</strong>iert zugleich.<br />
Im Jahre 1996 ersche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong> Medea‐Roman von Christa Wolf, <strong>der</strong><br />
sich von allen an<strong>der</strong>en Bearbeitungen unterscheidet: Medea tötet<br />
hier ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> nicht. Im Vor<strong>der</strong>grund steht die missverstandene<br />
Fremde, <strong>der</strong> im „zivilisierten“ Griechenland Intoleranz, Vorurteile<br />
und Hass entgegenschlagen. Christa Wolf stellt <strong>in</strong> ihrem Roman, <strong>der</strong><br />
aus unterschiedlichen Perspektiven, den „Stimmen“ erzählt wird,<br />
die Frage nach <strong>der</strong> Möglichkeit e<strong>in</strong>es friedlichen Zusammenlebens<br />
verschiedener Kulturen und Völker und dem respektvollen Umgang<br />
<strong>der</strong> Geschlechter mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>. <strong>Die</strong>sen Themen will sich <strong>der</strong> Vortrag<br />
vertieft widmen und schließlich klären, warum Medea, zum Äußersten<br />
getrieben, dennoch nicht zur K<strong>in</strong>dsmör<strong>der</strong><strong>in</strong> wird.<br />
Referent<strong>in</strong>: Miriam Albracht,<br />
<strong>Literatur</strong>wissenschaftler<strong>in</strong>, He<strong>in</strong>rich‐He<strong>in</strong>e‐Universität,<br />
Düsseldorf<br />
Sofja Tolstaja: E<strong>in</strong>e Frage <strong>der</strong> Schuld<br />
Mehr als 100 Jahre nach <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schrift, 15 Jahre nach <strong>der</strong> ersten<br />
Publikation <strong>in</strong> Russland, hat <strong>der</strong> Manesse Verlag 2008 e<strong>in</strong>e Kostbarkeit<br />
russischer Frauenliteratur herausgebracht, die e<strong>in</strong> bewegendes<br />
Leseerlebnis beschert: „E<strong>in</strong>e Frage <strong>der</strong> Schuld“ von Sofja Tolstaja,<br />
<strong>der</strong> Ehefrau des russischen <strong>Dichter</strong>s.<br />
Abgesehen von <strong>der</strong> berührenden Geschichte e<strong>in</strong>er jungen Frau <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er tragisch scheiternden Ehe <strong>in</strong> höchst poetischer Sprache verdient<br />
<strong>das</strong> Werk noch aus weiteren Gründen Beachtung, als<br />
• Zeugnis e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> ersten, lange tot geschwiegenen russischen<br />
<strong>Dichter</strong><strong>in</strong>,<br />
• Gegenmodell zu Lew Tolstojs „Kreuzersonate“,<br />
• Beitrag zum Verständnis von Russlands be<strong>deuten</strong>dem <strong>Dichter</strong><br />
und se<strong>in</strong>er Frauengestalten,<br />
• fe<strong>in</strong>s<strong>in</strong>nige psychologische Betrachtung <strong>der</strong> verschiedenen<br />
Auffassungen von Ehe und Liebe seitens <strong>der</strong> Frau und seitens<br />
des Mannes.<br />
Freitag<br />
15. März 2013<br />
17.00 ‐ 20.15 Uhr<br />
Christa Wolf<br />
Freitag<br />
12. April 2013<br />
17.00 ‐ 20.15 Uhr<br />
Sofja Tolstaja<br />
E<strong>in</strong>e Frage <strong>der</strong> Schuld<br />
Lew Tolstoj und<br />
Sofja Tolstaja<br />
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Reflektierte Wirklichkeit: Forum Kultur – <strong>Literatur</strong> im Gespräch<br />
Fast alle Besprechungen gehen von den biographischen Voraussetzungen<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Ehe von Lem und Sofja Tolstoi aus, was zweifellos<br />
berechtigt ist, denn <strong>das</strong> „Muster <strong>der</strong> Ehe“ <strong>in</strong> beiden Erzählungen<br />
beruht auf den Erfahrungen, die Lem und Sofja ver<strong>in</strong>nerlicht haben.<br />
Zudem schrieb Sofja ihren Roman als unmittelbare Antwort auf<br />
ihres Mannes Novelle, die sie als persönliche Beleidigung ihrer<br />
Person auffassen musste.<br />
Referent<strong>in</strong>: Prof. Dr. Magda Motté<br />
Bodo Kirchhoff: Liebe <strong>in</strong> groben Zügen<br />
E<strong>in</strong> zeitgenössischer Roman über Liebe , Leidenschaft und Glauben<br />
Vila und Renz, beide fürs Fernsehen tätig, s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Paar im Takt <strong>der</strong><br />
Zeit, mit erwachsener Tochter, Wohnung <strong>in</strong> Frankfurt und Sommerhaus<br />
<strong>in</strong> Italien. Alles so weit gut, wäre da nicht die unstillbare<br />
Sehnsucht nach Liebe: die e<strong>in</strong>zige schwere Krankheit, mit <strong>der</strong> man<br />
alt werden kann, sogar geme<strong>in</strong>sam. Noch aber s<strong>in</strong>d Vila und Renz<br />
nicht alt, auch wenn sie erfahren, <strong>das</strong>s sie Großeltern werden. Sie<br />
stehen voll im Leben, nach außen erfolgreich und nach <strong>in</strong>nen e<strong>in</strong><br />
Paar, <strong>das</strong> viel vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> weiß, aber nicht zu viel. Ganz zu Beg<strong>in</strong>n<br />
fällt <strong>der</strong> Satz „Alte Paare s<strong>in</strong>d Archive, weh dem, <strong>der</strong> sie öffnet“.<br />
Eigentlich e<strong>in</strong> ausbalancierter Zustand zwischen ihnen, bis zu dem<br />
Augenblick, <strong>in</strong> dem Vila mit ungeahnter Intensität e<strong>in</strong>en an<strong>der</strong>en<br />
zu lieben beg<strong>in</strong>nt.<br />
Atemberaubend, rückhaltlos, herrlich, manchmal pathetisch, erzählt<br />
Kirchhoff über die Liebe und e<strong>in</strong> älter gewordenes Paar, <strong>das</strong><br />
e<strong>in</strong>e späte Beziehungskrise erfährt. Kirchhoff schafft starke Charaktere,<br />
ist aber nicht allwissend noch allumfassend. Dass Kirchhoff<br />
e<strong>in</strong>en <strong>der</strong> Protagonisten gerade an e<strong>in</strong>em Buch über Franz von<br />
Assisi und <strong>der</strong> heiligen Klara schreiben lässt, gibt dem Roman e<strong>in</strong>e<br />
spannende doppelte Beziehungs‐ und Zeitebene. Gleichzeitig ermöglicht<br />
er damit e<strong>in</strong>en komplexen Zugang zu den Fragen <strong>der</strong><br />
Liebe und <strong>der</strong> Sehnsucht. E<strong>in</strong>e Geschichte, die über 800 Jahre<br />
zurückliegt, für Kirchhoff „e<strong>in</strong>e lebenslange Sehnsuchtsbeziehung,<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> sich die Sehnsucht an e<strong>in</strong>en Menschen gerichtet hat, <strong>der</strong><br />
anwesend abwesend war. Und diese Sehnsuchtsbeziehung war<br />
etwas, wofür ich e<strong>in</strong>e eigene Sprache f<strong>in</strong>den musste.“<br />
<strong>Die</strong> gegenwärtigen Protagonisten sehnen sich nach Liebe und<br />
gel<strong>in</strong>genden Leben. Vier Menschen, die e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> begegnen und<br />
<strong>der</strong>en Wahrnehmen, Fühlen und Handeln den Leser nicht loslassen.<br />
Er nimmt Anteil an Brüchen und <strong>in</strong>nerem Schmerz, an stillen<br />
Beobachtungen <strong>der</strong> Wirklichkeit, an ihren Wünschen und Sehnsüchten.<br />
Kirchhoff schil<strong>der</strong>t ebenso „<strong>das</strong> Überwältigende e<strong>in</strong>es<br />
Augenblicks“, den <strong>das</strong> Leben h<strong>in</strong> und wie<strong>der</strong> bereithält.<br />
Referent<strong>in</strong>:<br />
Elke Bennetreu<br />
Freitag<br />
31. Mai 2013<br />
17.00 ‐ 20.15 Uhr<br />
Bodo Kirchhoff<br />
Franz und Klara<br />
„Wir beide s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong><br />
Kästle<strong>in</strong>, <strong>das</strong> besser<br />
zubleibt“<br />
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Erwachsenenbildung im Kirchenkreis Jülich<br />
Reflektierte Wirklichkeit: Forum Kultur – <strong>Literatur</strong> im Gespräch<br />
NATHANS ERBEN – e<strong>in</strong>e literarische Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit<br />
Less<strong>in</strong>gs R<strong>in</strong>gparabel und <strong>der</strong>en Toleranzidee <strong>in</strong> <strong>der</strong> globalisierten<br />
Welt des 21. Jahrhun<strong>der</strong>ts – Teil 1<br />
Mit se<strong>in</strong>em „Nathan“ reagierte Less<strong>in</strong>g 1778 auf die religiöse<br />
Orthodoxie und Intoleranz se<strong>in</strong>er Zeit. Für Generationen von<br />
Lesern wird se<strong>in</strong> Theaterstück „Nathan <strong>der</strong> Weise“ zum Exempel<br />
<strong>der</strong> Dichtung gewordenen Toleranz‐For<strong>der</strong>ung.<br />
Ort <strong>der</strong> Handlung ist Jerusalem während <strong>der</strong> Kreuzzüge – e<strong>in</strong>e<br />
Stadt, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Christentum, Islam und Judentum direkt aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong>treffen.<br />
Im Mittelpunkt des Stückes ,<strong>in</strong> dem es um e<strong>in</strong>e moral‐ und<br />
geschichtsphilosophische Botschaft, um die Auffor<strong>der</strong>ung zu<br />
Toleranz und Humanität geht, steht die berühmte R<strong>in</strong>gparabel, die<br />
<strong>der</strong> reiche jüdische Kaufmann Nathan erzählt: Sie soll die h<strong>in</strong>tergründige<br />
Frage des Sultans Salad<strong>in</strong> beantworten, welche <strong>der</strong> drei<br />
Weltreligionen die wahre sei. Nathans Antwort ist die For<strong>der</strong>ung<br />
nach e<strong>in</strong>em gleichberechtigten Nebene<strong>in</strong>an<strong>der</strong> aller Religionen. Es<br />
gibt e<strong>in</strong>e große Wie<strong>der</strong>erkennungsszene und am Ende steht auf<br />
<strong>der</strong> Bühne e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige große Familie, <strong>in</strong> <strong>der</strong> die Unterschiede <strong>der</strong><br />
Religion ke<strong>in</strong>e Rolle spielen.<br />
Was kann uns e<strong>in</strong> Stück wie <strong>der</strong> Nathan heute noch sagen? <strong>Die</strong><br />
Botschaft des Nathan – die Zusammengehörigkeit aller Menschen<br />
über die Grenzen <strong>der</strong> Religionen h<strong>in</strong>weg und die Möglichkeit e<strong>in</strong>er<br />
friedlichen Verständigung – ist schon öfter für tot erklärt worden.<br />
Vor dem H<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong> Erfahrung zweier Weltkriege, des Holocausts,<br />
des Nahostkonflikts und zuletzt des Terrors islamistischer<br />
Extremisten und dem daraufh<strong>in</strong> erklärten „Kampf gegen den<br />
Terrorismus“ sche<strong>in</strong>t sich die E<strong>in</strong>sicht aufzudrängen, <strong>das</strong>s Less<strong>in</strong>g<br />
mit se<strong>in</strong>er Toleranzbotschaft zu viel verlangt. <strong>Die</strong> Religionen werden<br />
immer mehr zum Trennungsgrund und zum Mittel, um an<strong>der</strong>e,<br />
politische und wirtschaftliche Ziele zu verfolgen.<br />
Als literarisches Beispiel soll hierzu <strong>der</strong> Roman „Emoticon“ <strong>der</strong><br />
nie<strong>der</strong>ländischen Autor<strong>in</strong> Jessica Durlacher fungieren. Schauplätze<br />
s<strong>in</strong>d die Nie<strong>der</strong>lande und Israel bzw. Paläst<strong>in</strong>a, dieser ewige<br />
Streitherd im Nahen Osten. Auslöser für ihr Buch ist e<strong>in</strong> Zeitungsartikel<br />
gewesen, <strong>in</strong> dem von e<strong>in</strong>em merkwürdigen Internetmord<br />
berichtet wurde. E<strong>in</strong>e Paläst<strong>in</strong>enser<strong>in</strong> habe e<strong>in</strong>en Israeli über <strong>das</strong><br />
Internet kennen gelernt, verführt und schließlich ermordet.<br />
„Emoticon“ ist die Geschichte dieses nie<strong>der</strong>ländisch‐israelischen<br />
Jungen – Daniel, <strong>der</strong> zum Jugendlichen heranwächst, <strong>der</strong> vor allem<br />
e<strong>in</strong>e Sehnsucht hat: se<strong>in</strong>en Vater, e<strong>in</strong>en Israeli, kennen zu lernen,<br />
was die Mutter ihm bislang verwehrt hat. In zweiter, hart kontrastieren<strong>der</strong><br />
L<strong>in</strong>ie, ist <strong>der</strong> Roman zugleich die Geschichte von Aischa,<br />
e<strong>in</strong>er Paläst<strong>in</strong>enser<strong>in</strong> und radikalen Aktivist<strong>in</strong> Mitte zwanzig aus<br />
Ramallah, die die Verzweiflung über die Misere ihres Volkes zum<br />
Äußersten treibt. Sie möchte für die Weltöffentlichkeit e<strong>in</strong> Zeichen<br />
setzen, und <strong>das</strong> Schicksal spielt ihr die Gelegenheit dazu <strong>in</strong><br />
die Hände: Aischa lockt den naiven israelischen Jungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />
tödliche Falle. Ihr Lockmittel: <strong>das</strong> Internet und se<strong>in</strong>e Zeichensprache,<br />
die Emoticons. Selbst die Liebe, <strong>der</strong> <strong>in</strong>timste und gefühlstiefste<br />
zwischenmenschliche Bereich, wird somit zum bloßen Kampf‐<br />
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Freitag<br />
21. Juni 2013<br />
17.00 ‐ 20.15 Uhr<br />
Jessica Durlacher
Erwachsenenbildung im Kirchenkreis Jülich<br />
Reflektierte Wirklichkeit: Forum Kultur – <strong>Literatur</strong> im Gespräch<br />
mittel pervertiert, wenn die bl<strong>in</strong>dwütigen Aktionen <strong>der</strong> Intifada<br />
jeden Gedanken an Toleranz im Keime ersticken.<br />
Durlacher stellt <strong>in</strong> diesem „Politkrimi“ sehr e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>glich den täglichen<br />
Konflikt zwischen Israelis und Paläst<strong>in</strong>ensern dar, ohne jedoch<br />
Partei zu ergreifen.<br />
Referent: Klaus Brehm<br />
Germanist, Dozent Kultur und Bildung<br />
NATHANS ERBEN – e<strong>in</strong>e literarische Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit<br />
Less<strong>in</strong>gs R<strong>in</strong>gparabel und <strong>der</strong>en Toleranzidee <strong>in</strong> <strong>der</strong> globalisierten<br />
Welt des 21. Jahrhun<strong>der</strong>ts – Teil 2<br />
Im 2. Teil <strong>der</strong> Reihe zu „Nathans Erben“ soll Less<strong>in</strong>gs Drama „Nathan<br />
<strong>der</strong> Weise“ und die Botschaft <strong>der</strong> R<strong>in</strong>gparabel e<strong>in</strong>mal kritisch<br />
h<strong>in</strong>terfragt werden, um die doch recht problematische Konstruktion<br />
des Dramas <strong>in</strong> ihrer harmonisch‐utopischen Ausrichtung zur<br />
Diskussion zu stellen.<br />
Anschließend wird anhand e<strong>in</strong>es weiteren literarischen Beispiels<br />
zu untersuchen se<strong>in</strong>, ob und wieweit <strong>das</strong> von <strong>der</strong> R<strong>in</strong>gparabel<br />
gefor<strong>der</strong>te tolerante Nebene<strong>in</strong>an<strong>der</strong> <strong>der</strong> Kulturen <strong>in</strong> <strong>der</strong> heutigen<br />
globalisierten Welt nicht eher e<strong>in</strong>e naive Sehnsucht bleiben muss.<br />
Haben sich nicht vielmehr die geschlossenen politisch‐religiösen<br />
Blöcke von Ost und West so sehr verfestigt, <strong>das</strong>s im Kampf <strong>der</strong><br />
Kulturen we<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e vernünftige Völkerverständigung im Großen<br />
noch e<strong>in</strong> vorurteilsfreies Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen Ebene<br />
des privaten Alltags möglich ist.<br />
Genau auf diesen kle<strong>in</strong>en Kreis privaten Alltagslebens zwischen<br />
unterschiedlichen Kulturen und Religionen zielt Bernhard Schl<strong>in</strong>ks<br />
Erzählung „<strong>Die</strong> Beschneidung“ (die 5. Geschichte aus dem Erzählband<br />
„Liebesfluchten“).<br />
In <strong>der</strong> vielleicht schönsten Erzählung des Bandes geht es um e<strong>in</strong><br />
junges Paar, er Deutscher, sie amerikanische Jüd<strong>in</strong>, <strong>das</strong> sich <strong>in</strong><br />
New York kennen gelernt hat. In dieser Geschichte e<strong>in</strong>er Liebe<br />
zwischen Andy, dem deutschen Jurastudenten, dessen Vater im<br />
Nazi‐Deutschland nicht nur Mitläufer gewesen ist, und Sarah<br />
,e<strong>in</strong>er Amerikaner<strong>in</strong> aus fromm jüdischer Familie, steigern sich die<br />
Empf<strong>in</strong>dlichkeiten auf beiden Seiten bis <strong>in</strong>s Absurde. Zwischen<br />
Andis um Toleranz bemühte Verkrampfung und Sarahs kämpferischer<br />
Verletzlichkeit droht alles Authentische ihrer Liebe zerrieben<br />
zu werden. Selbst als Andy beschließt, zum Judentum überzutreten,<br />
lassen die schwierigen Aspekte dieses Verhältnisses ke<strong>in</strong>en<br />
wirklich tragfähigen Brückenschlag mehr zu. <strong>Die</strong> Liebe zwischen<br />
Andy und Sarah ist nicht stark genug, um auf privater Ebene zu<br />
leisten, was die Öffentlichkeit nicht schafft.<br />
Referent: Klaus Brehm<br />
Germanist, Dozent Kultur und Bildung<br />
Freitag<br />
12. Juli 2013<br />
17.00 ‐ 20.15 Uhr<br />
Bernhard Schl<strong>in</strong>k<br />
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Erwachsenenbildung im Kirchenkreis Jülich<br />
Reflektierte Wirklichkeit: Forum Kultur – <strong>Literatur</strong> im Gespräch<br />
LITERATUR ON TOUR<br />
<strong>Die</strong> religiöse <strong>Spur</strong> im Glauben<br />
Mo<strong>der</strong>ne Leidensgeschichten vor dem H<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong> Passion<br />
Jesu<br />
Vierteilige Sem<strong>in</strong>arreihe mit Prof. Dr. Magda Motté <strong>in</strong> Düren<br />
Immer wie<strong>der</strong> wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeit bis zum Karfreitag die Passion Christi<br />
<strong>in</strong> Text, Musik, Kunst und Film betrachtet. Völlig zu recht.<br />
Seit Mitte des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts wird jedoch verstärkt die Frage<br />
nach den leidvollen Schicksalen <strong>der</strong> Menschen gestellt, die nicht<br />
selten den Qualen Jesu vergleichbar s<strong>in</strong>d, ja sie manchmal übertreffen.<br />
In dieser Reihe während <strong>der</strong> Fasten‐ und Passionszeit werden solche<br />
Geschichten vorgestellt und besprochen, die menschlichen<br />
Leidenswege schil<strong>der</strong>n und e<strong>in</strong>en Bezug zur Jesu Passion aufweisen.<br />
„Nah s<strong>in</strong>d wir, Herr,<br />
nahe und greifbar“<br />
(Paul Celan, Tenebrae)<br />
Referent<strong>in</strong>:<br />
Ort:<br />
Gebühr:<br />
H<strong>in</strong>weis:<br />
Anmeldung:<br />
Prof. Dr. Magda Motté,<br />
Germanist<strong>in</strong>, Theolog<strong>in</strong><br />
Ev. Geme<strong>in</strong>de zu Düren, Vortragsraum neben <strong>der</strong><br />
Christuskirche (Philippstraße/Peter‐Beier‐Platz)<br />
20,00 € für die komplette Sem<strong>in</strong>arreihe<br />
Das Sem<strong>in</strong>ar versteht sich als zusammenhängende<br />
Sem<strong>in</strong>arreihe und kann nur komplett gebucht werden.<br />
Sollten Sie e<strong>in</strong>en Term<strong>in</strong> nicht wahrnehmen<br />
können, erhalten Sie die Unterlagen zum Selbststudium.<br />
EEB, Tel. 02461 9966 0 o<strong>der</strong> eeb@kkrjuelich.de<br />
Teil 1: Bodo Kirchhoff ‐ „Olmayra Sanchez und ich“ *<br />
Reihe: Mo<strong>der</strong>ne Leidensgeschichten vor dem H<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong> Passion Jesu<br />
Am 13.11.1985 ereignete sich <strong>in</strong> Kolumbien e<strong>in</strong>e gewaltige Naturkatastrophe:<br />
Der 5.400 m hohe Vulkan Nevado del Ruiz brach aus,<br />
Schlammmassen zerstörten die Stadt Amero mit 25.000 E<strong>in</strong>wohnern<br />
und drei weitere Ortschaften, 60.000 Menschen wurden<br />
evakuiert, 20.000 obdachlos und 22.500 fanden den Tod. <strong>Die</strong> Bil<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> Zerstörung und des Grauens g<strong>in</strong>gen um die Welt. An e<strong>in</strong> Bild<br />
mag sich mancher Leser vielleicht bis heute er<strong>in</strong>nern, an <strong>das</strong> <strong>der</strong><br />
jungen Olmayra Sanchez, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Schlammloch festgeklemmt<br />
sozusagen unter den Blicken <strong>der</strong> Zuschauer von Presse und Fernsehen<br />
starb.<br />
Zwei Jahre später greift Bodo Kirchhoff <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Erzählung<br />
„Olmayra Sanchez und ich“ den Fall auf. Es geht ihm aber nicht um<br />
die Darstellung dieses schrecklichen Ereignisses, son<strong>der</strong>n um die<br />
Reaktion e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>zelnen Zuschauers.<br />
<strong>Die</strong> Geschichte beg<strong>in</strong>nt mit dem Bekenntnis e<strong>in</strong>es Ich‐Erzählers „Ich<br />
spürte außer mir nichts“ und schil<strong>der</strong>t <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Rahmenerzählung<br />
<strong>das</strong> verzweifelte Bemühen des Erzählers, <strong>das</strong> Gefängnis des eigenen<br />
Ichs zu sprengen und sich mitfühlend <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en an<strong>der</strong>en Men‐<br />
40<br />
dienstags<br />
18.00 – 20.15 Uhr<br />
26. Februar 2013<br />
05. März 2013<br />
12. März 2013<br />
26. März 2013<br />
zusammenhängende<br />
Sem<strong>in</strong>arreihe<br />
26. Februar 2013
schen und se<strong>in</strong>e Verzweiflung h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zuversetzen.<br />
Erwachsenenbildung im Kirchenkreis Jülich<br />
Reflektierte Wirklichkeit: Forum Kultur – <strong>Literatur</strong> im Gespräch<br />
E<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Aussagekraft liegt <strong>in</strong> den Bil<strong>der</strong>n <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Naturkatastrophe<br />
bed<strong>in</strong>gten Elemente. Biblische Vergleiche drängen<br />
sich auf: So er<strong>in</strong>nert <strong>der</strong> Leidensweg des sterbenden Mädchens an<br />
den leidenden Gottesknecht und die Passion Jesu.<br />
*)<strong>in</strong>: Ferne Frauen. Erzählungen. Frankfurt 1987<br />
Teil 2: Isabel Allende ‐ „Aus Erden s<strong>in</strong>d wir gemacht“ *<br />
Reihe: Mo<strong>der</strong>ne Leidensgeschichten vor dem H<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong> Passion Jesu<br />
Wie <strong>in</strong>tensiv <strong>das</strong> Ereignis des Vulkanausbruchs und <strong>das</strong> Sterben des<br />
jungen Mädchens auf Schriftsteller gewirkt haben, beweist e<strong>in</strong>e<br />
weitere Verarbeitung. Nochmals zwei Jahre später als Bodo Kirchhoff<br />
greift Isabel Allende den Fall des im Schlamm vers<strong>in</strong>kenden<br />
Mädchens auf.<br />
Im Mittelpunkt ihrer Geschichte, die sie e<strong>in</strong>er teilnehmenden Ich‐<br />
Erzähler<strong>in</strong>, <strong>der</strong> Lebensgefährt<strong>in</strong> <strong>der</strong> Hauptfigur, <strong>in</strong> den Mund legt,<br />
steht Rolf Carlé, e<strong>in</strong> österreichischer Reporter, <strong>der</strong>, wie im Verlaufe<br />
<strong>der</strong> Geschichte zu Tage kommt, aufgrund übler K<strong>in</strong>dheitserlebnisse<br />
und Nachkriegserfahrungen an nicht e<strong>in</strong>gestandener Angst und<br />
gestautem Hass seelisch zugrunde zu gehen droht. Er wendet sich<br />
zunächst aus Berufs<strong>in</strong>teresse dem im Schlamm steckenden Mädchen<br />
Azucena zu, nimmt dann aber mehr und mehr menschlich<br />
Anteil; beide erleben ihren Karfreitag.<br />
*)<strong>in</strong>: <strong>Die</strong> Geschichten <strong>der</strong> Eva Luna. Frankfurt 1990<br />
05. März 2013<br />
Teil 3: <strong>Die</strong> wahre Geschichte vom wie<strong>der</strong>hergestellten Kreuz<br />
Reihe: Mo<strong>der</strong>ne Leidensgeschichten vor dem H<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong> Passion Jesu<br />
In <strong>der</strong> Nacht vom 11. auf den 12. März 1938, also vor 75 Jahren bei<br />
<strong>der</strong> „Heimholung“ Österreichs <strong>in</strong>s Deutsche Reich, begannen im<br />
Burgenland <strong>in</strong> vorauseilendem Gehorsam die nationalsozialistischen<br />
Vertreibungs‐ und Verfolgungsmaßnahmen <strong>der</strong> Juden, die<br />
den traditionsreichen jüdischen Kultusgeme<strong>in</strong>den des Burgenlandes,<br />
allen voran den ehemaligen "Siebengeme<strong>in</strong>den", e<strong>in</strong> jähes und<br />
erschütterndes Ende setzten.“ (vgl. Sab<strong>in</strong>e Lichtenberger <strong>in</strong> WIENER<br />
ZEITUNG, http://de.wikipedia. org/wiki/Österreich).<br />
Das ist <strong>der</strong> historische H<strong>in</strong>tergrund Geschichte. Der Ich‐Erzähler<br />
Kaplan Ottokar Felix, e<strong>in</strong> Zeitzeuge, lebt <strong>in</strong> tolerantem E<strong>in</strong>vernehmen<br />
mit den jüdischen Mitbürgern <strong>in</strong> dem Marktflecken Parndorf<br />
im Burgenland. Als diese <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nacht zum 11. März 1938 von e<strong>in</strong>er<br />
Gruppe jugendlicher Nazis gewaltsam aus ihren Häusern vertrieben<br />
und nach Ungarn gebracht werden sollen, schließt Felix sich dem<br />
Zug <strong>der</strong> Vertriebenen an. An <strong>der</strong> Grenze kommt es zu e<strong>in</strong>em grausamen<br />
Zwischenfall, den <strong>der</strong> Rabb<strong>in</strong>er Aladar Fürst heldenhaft<br />
meistert.<br />
*) 1942 <strong>in</strong>: Meistererzählungen. Frankfurt 2005<br />
12. März 2013<br />
<strong>Die</strong> Geschichte wird <strong>in</strong><br />
Er<strong>in</strong>nerung an diese<br />
historische Faktizität<br />
gelesen<br />
41
Erwachsenenbildung im Kirchenkreis Jülich<br />
Reflektierte Wirklichkeit: Forum Kultur – <strong>Literatur</strong> im Gespräch<br />
Teil 4: Ilja Ehrenburg ‐ „Und Jesus läuft weiter“*<br />
Reihe: Mo<strong>der</strong>ne Leidensgeschichten vor dem H<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong> Passion Jesu<br />
1929 schreibt <strong>der</strong> russisch‐jüdische Schriftsteller Ilja Ehrenburg den<br />
Roman „Das bewegte Leben des Laszik Roitschwanz“. Im Stil e<strong>in</strong>es<br />
Schelmenromans erzählt er von Verfolgung und Willkür, von<br />
Rechtsbeugung und materieller Not.<br />
E<strong>in</strong> russischer Jude kommt als Verfolgter <strong>in</strong> <strong>das</strong> Getriebe <strong>der</strong> Polizei,<br />
<strong>der</strong> Spitzel und <strong>der</strong> Gerichte. Wenig Heldenhaftes ist von diesem<br />
Laszik Roitschwanz zu erzählen. In die Episoden aus dem Leben<br />
dieses Antihelden baut Ehrenburg e<strong>in</strong>e mehrfach überlieferte Christuslegende<br />
e<strong>in</strong>.<br />
Im dekadenten Rom fand jährlich e<strong>in</strong> bemerkenswertes Fastnachtsspektakel<br />
statt. Zur Belustigung von Papst und se<strong>in</strong>em Hofstaat<br />
sollte e<strong>in</strong> Jude, den die jüdische Geme<strong>in</strong>de selbst benennen musste,<br />
wie e<strong>in</strong> Gaul dreimal um die Stadt Rom nackt herumtraben.<br />
Rossknechte des Papstes waren entlang <strong>der</strong> Laufstrecke postiert<br />
und machten mit ihren Peitschen dem Juden Be<strong>in</strong>e, falls er zu<br />
langsam vorankäme. In e<strong>in</strong>em Jahr fiel <strong>das</strong> Schicksal auf Leiser,<br />
e<strong>in</strong>en jüdischen Familienvater, <strong>der</strong> schier verzweifelte. Da kommt<br />
ihm e<strong>in</strong> Frem<strong>der</strong> zu Hilfe.<br />
*)1929 <strong>in</strong>: Der Fremde aus Nazareth. E<strong>in</strong> Lesebuch. München 1993<br />
26. März 2013<br />
David Grossmann: E<strong>in</strong>e Frau flieht vor e<strong>in</strong>er Nachricht<br />
Politisches Zeitgeschehen <strong>in</strong> Israel<br />
vorgestellt <strong>in</strong> Düren und Erkelenz<br />
David Grossmanns Roman hat ohne Frage e<strong>in</strong>en politischen Bezug<br />
und e<strong>in</strong>en literarischen Wert, <strong>in</strong>dem er im Erzählen Situationen,<br />
Gefühle und Reflexionen jüdischer und paläst<strong>in</strong>ensischer Menschen<br />
<strong>in</strong> Israel vermittelt und verstehbarer macht.<br />
Hervorzuheben ist die mikrokomische Beschreibung des Lebens <strong>in</strong><br />
Israel <strong>in</strong> den letzten Jahrzehnten. Gerade dadurch, <strong>das</strong>s die Geschichte<br />
zweier Generationen erzählt wird, gew<strong>in</strong>nt <strong>der</strong> Lesende<br />
e<strong>in</strong>en guten E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> geschichtliche und gegenwärtige Zusammenhänge.<br />
Grossmann arbeitet dies geschickt auf, <strong>in</strong>dem er die<br />
ältere Generation gegenwärtig und <strong>in</strong> Rückblenden <strong>in</strong> ihrer Jugend<br />
beschreibt und wir so <strong>der</strong>en Entwicklung nachvollziehen können.<br />
Wir erfahren ihre Sicht auf die D<strong>in</strong>ge und erfahren gleichzeitig, <strong>das</strong>s<br />
die nächste Generation ihre eigenen Wege geht und sie sich dem<br />
E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> vorherigen Generation entzieht. E<strong>in</strong> großer Schmerz für<br />
die im Mittelpunkt <strong>der</strong> Handlung stehende Protagonist<strong>in</strong> Ora. Sie<br />
kann ihren Sohn nicht von e<strong>in</strong>em freiwilligen militärischen E<strong>in</strong>satz<br />
zurückhalten und so flieht sie vorbeugend vor e<strong>in</strong>er Nachricht und<br />
tritt die Wan<strong>der</strong>ung durch Israel an, die sie eigentlich mit ihrem<br />
jüngsten Sohn geplant hatte.<br />
So treten wir mit ihr e<strong>in</strong>e räumliche und zeitliche Wan<strong>der</strong>ung an,<br />
bei <strong>der</strong> <strong>der</strong> Lesende zwar anschaulich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dividuelle Geschichte<br />
e<strong>in</strong>steigt, die aber durch den Erzählstil über <strong>das</strong> Individuelle<br />
h<strong>in</strong>ausgeht und die Lebenssituation <strong>in</strong> Israel nachzeichnet.<br />
David Grossmann<br />
42
Erwachsenenbildung im Kirchenkreis Jülich<br />
Reflektierte Wirklichkeit: Forum Kultur – <strong>Literatur</strong> im Gespräch<br />
Noch während David Grossmann an diesem Roman arbeitete, starb<br />
se<strong>in</strong> eigener Sohn bei e<strong>in</strong>em israelischen Militäre<strong>in</strong>satz im Libanon.<br />
Selbst <strong>in</strong> Anbetracht dieses Schmerzes hörte er nicht auf weiterh<strong>in</strong><br />
als Friedensaktivist tätig zu se<strong>in</strong>, ganz im Gegenteil.<br />
E<strong>in</strong> Filmmitschnitt se<strong>in</strong>er Rede <strong>in</strong> <strong>der</strong> Paulskirche zeigt e<strong>in</strong>drucksvoll<br />
se<strong>in</strong>e Haltung und h<strong>in</strong>terlässt Respekt und Betroffenheit angesichts<br />
<strong>der</strong> Situation <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a und Israel.<br />
Referent<strong>in</strong>:<br />
Gebühr:<br />
Anmeldung:<br />
Elke Bennetreu<br />
ke<strong>in</strong>e<br />
EEB, Tel. 02461 9966 0 o<strong>der</strong> eeb@kkrjuelich.de<br />
Ort:<br />
Ort:<br />
Ev. Geme<strong>in</strong>de zu Düren, Vortragsraum neben <strong>der</strong><br />
Christuskirche (Philippstraße/Peter‐Beier‐Platz)<br />
Ev. Geme<strong>in</strong>de Erkelenz,<br />
Mart<strong>in</strong>‐Luther‐Geme<strong>in</strong>dehaus, Mühlenstraße 4‐ 8<br />
Mittwoch<br />
27. Februar 2013<br />
18.00 ‐ 20. 15 Uhr<br />
Mittwoch<br />
20. März 2013<br />
20.00 ‐ 22.15 Uhr<br />
Ferd<strong>in</strong>and von Schirach: Coll<strong>in</strong>i<br />
vorgestellt <strong>in</strong> Düren<br />
„Vierunddreißig Jahre hat <strong>der</strong> Italiener Fabrizio Coll<strong>in</strong>i als Werkzeugmacher<br />
bei Mercedes‐Benz gearbeitet. Unauffällig und unbescholten.<br />
Und dann ermordet er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Berl<strong>in</strong>er Luxushotel e<strong>in</strong>en<br />
alten Mann. Grundlos, wie es sche<strong>in</strong>t. Der junge Anwalt Caspar<br />
Le<strong>in</strong>en bekommt die Pflichtverteidigung <strong>in</strong> diesem Fall zugewiesen.<br />
Was für ihn zunächst wie e<strong>in</strong>e vielversprechende Karrierechance<br />
aussieht, wird zu e<strong>in</strong>em Alptraum, als er erfährt, wer <strong>das</strong> Mordopfer<br />
ist: Der Tote, e<strong>in</strong> angesehener deutscher Industrieller, ist <strong>der</strong><br />
Großvater se<strong>in</strong>es besten Freundes.“ – so <strong>der</strong> Klappentext.<br />
<strong>Die</strong> Handlung hat e<strong>in</strong>en historischen H<strong>in</strong>tergrund. Thematisiert wird<br />
<strong>das</strong> schwierige Gerichtsverfahren vom Mord am Industriellen Hans<br />
Meyer, <strong>der</strong> früher NS‐Offizier <strong>in</strong> Italien war. Motive s<strong>in</strong>d die Urteile<br />
<strong>der</strong> deutschen Nachkriegsjustiz, die milde mit NS‐Tätern umgegangen<br />
ist, sowie die Problematik <strong>der</strong> Verjährung an <strong>der</strong> Beihilfe zum<br />
Mord.<br />
In e<strong>in</strong>em Essay im Spiegel äußert sich Ferd<strong>in</strong>and von Schirach erstmals<br />
über se<strong>in</strong>en Großvater Baldur von Schirach. Er schreibt, „Der<br />
Fall Coll<strong>in</strong>i“ sei ke<strong>in</strong>e Aufarbeitung se<strong>in</strong>er Familiengeschichte, vielmehr<br />
schreibe er „über die Nachkriegsjustiz, über die Gerichte <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Bundesrepublik, die grausam urteilten, über die Richter, die für<br />
jeden Mord e<strong>in</strong>es NS‐Täters nur fünf M<strong>in</strong>uten Freiheitsstrafe verhängten.<br />
Es ist e<strong>in</strong> Buch über die Verbrechen <strong>in</strong> unserem Staat,<br />
über Rache, Schuld und die D<strong>in</strong>ge, an denen wir heute noch scheitern.“<br />
<strong>Die</strong>nstag<br />
16. April 2013<br />
18.00 ‐ 20.15 Uhr<br />
43
Erwachsenenbildung im Kirchenkreis Jülich<br />
Reflektierte Wirklichkeit: Forum Kultur – <strong>Literatur</strong> im Gespräch<br />
Lassen Sie sich überraschen von e<strong>in</strong>em Leseabend, <strong>der</strong> Spannung<br />
verspricht und zur Diskussion über Recht, Gerechtigkeit, Toleranz<br />
und Vergebung anregt.<br />
Referent<strong>in</strong>:<br />
Ort:<br />
Prof. Dr. Magda Motté<br />
Ev. Geme<strong>in</strong>de zu Düren, Vortragsraum neben <strong>der</strong><br />
Christuskirche, Düren<br />
Gebühr: 5,00 €<br />
Anmeldung: EEB, Tel. 02461 9966 0 o<strong>der</strong> eeb@kkrjuelich.de<br />
Wolfgang Herrndorf: Tschick<br />
vorgestellt <strong>in</strong> Düren<br />
Zwei fünfzehnjährige Jugendliche: Tschick, arm, begabt, aus asozialen<br />
Verhältnissen, und Maik, gehemmt, naiv, wohlstandsverwahrlost,<br />
f<strong>in</strong>den aufgrund ihrer Außenseiterposition zusammen, klauen<br />
e<strong>in</strong> altes Auto und fahren <strong>in</strong>s Blaue.<br />
<strong>Die</strong> Erzählungen <strong>der</strong> skurrilen, gefährlichen, liebenswerten Episoden,<br />
die sie unterwegs erleben, ziehen Jugendliche wie Erwachsene<br />
gleichermaßen <strong>in</strong> Bann. Das Ganze wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Sprache geboten,<br />
die nahe am Jugendjargon ist, diese aber nicht anbie<strong>der</strong>nd<br />
kopiert. Trotz <strong>der</strong> traurigen Ausgangslage h<strong>in</strong>terlässt <strong>der</strong> Roman<br />
ke<strong>in</strong>en bitteren Nachgeschmack.<br />
So sieht es auch Maik, <strong>der</strong> Ich‐Erzähler: "<strong>Die</strong> Welt ist schlecht, und<br />
<strong>der</strong> Mensch ist auch schlecht. Trau ke<strong>in</strong>em, geh nicht mit Fremden<br />
und so weiter. Das hatten mir me<strong>in</strong>e Eltern erzählt, <strong>das</strong> hatten mir<br />
me<strong>in</strong>e Lehrer erzählt, und <strong>das</strong> Fernsehen erzählte es auch. Wenn<br />
man Nachrichten kuckte: Der Mensch ist schlecht. Wenn man<br />
Spiegel TV kuckte: Der Mensch ist schlecht. Und vielleicht stimmte<br />
<strong>das</strong> ja auch, und <strong>der</strong> Mensch war zu 99 Prozent schlecht. Aber <strong>das</strong><br />
Seltsame war, <strong>das</strong>s Tschick und ich auf unserer Reise fast ausschließlich<br />
dem e<strong>in</strong>en Prozent begegneten, <strong>das</strong> nicht schlecht war."<br />
(vgl. G. Seibt „Süddeutsche, 13.10. 10).<br />
„Mit Tschick hat Herrndorf perfekt umgesetzt, was er vor Jahren<br />
e<strong>in</strong>mal über se<strong>in</strong> Schreiben gesagt hat: ‚Ich möchte die Bücher<br />
schreiben, die ich selber gerne lese, im Grunde ist <strong>das</strong> Unterhaltungsliteratur.’“<br />
(„Der Tagesspiegel“, 13.10.10). Inwieweit <strong>der</strong> Autor<br />
se<strong>in</strong>em Anspruch und den positiven Kritiken <strong>in</strong> den verschiedenen<br />
Zeitungen genügt, sollten wir bei unserer Lektüre herausf<strong>in</strong>den.<br />
Referent<strong>in</strong>:<br />
Ort:<br />
Prof. Dr. Magda Motté<br />
Ev. Geme<strong>in</strong>de zu Düren, Vortragsraum neben <strong>der</strong><br />
Christuskirche, Düren<br />
Gebühr: 5,00 €<br />
Anmeldung: EEB, Tel. 02461 9966 0 o<strong>der</strong> eeb@kkrjuelich.de<br />
<strong>Die</strong>nstag<br />
11. Juni 2013<br />
18.00 – 20.15 Uhr<br />
Wolfgang Herrndorf<br />
44
Erwachsenenbildung im Kirchenkreis Jülich<br />
Reflektierte Wirklichkeit: Forum Kultur – <strong>Literatur</strong> im Gespräch<br />
Olga Grjasnowa: Der Russe ist e<strong>in</strong>er, <strong>der</strong> Birken liebt<br />
Zeitgenössische Emigrantengeschichten e<strong>in</strong>er jüdisch‐stämmigen Autor<strong>in</strong><br />
Olga Grjasonwa lebt <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> und ist Absolvent<strong>in</strong> des Deutschen<br />
<strong>Literatur</strong><strong>in</strong>stitutes Leipzig. Geboren wurde sie 1984 <strong>in</strong> Baku, Aserbaidschan.<br />
Sie erzählt <strong>in</strong> „Der Russe ist e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Birken liebt“ e<strong>in</strong>e<br />
für uns wichtige Geschichte.<br />
Mascha ist jung und eigenwillig, sie ist Aserbaidschaner<strong>in</strong>, Jüd<strong>in</strong>,<br />
und wenn nötig auch Türk<strong>in</strong> und Französ<strong>in</strong>. Als Emigrant<strong>in</strong> musste<br />
sie <strong>in</strong> Deutschland früh die Erfahrung <strong>der</strong> Sprachlosigkeit machen.<br />
Nun spricht sie fünf Sprachen fließend und e<strong>in</strong> paar weitere so "wie<br />
die Ballermann‐Touristen Deutsch". Sie plant gerade ihre Karriere<br />
bei <strong>der</strong> UNO, als ihr Freund Elias schwer krank wird. Verzweifelt<br />
flieht sie nach Israel und wird schließlich von ihrer eigenen Vergangenheit<br />
e<strong>in</strong>geholt. Olga Grjasnowa erzählt die Geschichte e<strong>in</strong>er<br />
Generation, die ke<strong>in</strong>e Grenzen kennt, aber auch ke<strong>in</strong>e Heimat hat.<br />
<strong>Die</strong> Rezenten aller renommierten Zeitungen s<strong>in</strong>d sich e<strong>in</strong>ig über ihr<br />
literarisches Talent. <strong>Die</strong> Rezensent<strong>in</strong> Meike Fessmann von <strong>der</strong><br />
Süddeutschen kommt zum Schluss: „Zahlreiche Figuren mit ‚Migrationsh<strong>in</strong>tergrund‘<br />
zeigen nicht nur wie uns<strong>in</strong>nig diese Bezeichnung<br />
ist, son<strong>der</strong>n auch wie h<strong>in</strong><strong>der</strong>lich religiöse beziehungsweise nationale<br />
Zuschreibungen se<strong>in</strong> können.“ Insbeson<strong>der</strong>e Grjasnowas Szenen<br />
über den paläst<strong>in</strong>ensisch‐israelischen Konflikt und <strong>der</strong>en ‚absurde<br />
Wahrhaftigkeit‘ f<strong>in</strong>det sie „ausdrucksstärker als manche politische<br />
Abhandlung.“<br />
Ort: Bürgerhaus Nie<strong>der</strong>zier, Kölnstraße 44, Nie<strong>der</strong>zier<br />
Leitung: Heide Schultz, Tel. 02428 2309<br />
Referent<strong>in</strong>: Elke Bennetreu<br />
Gebühr: ke<strong>in</strong>e<br />
H<strong>in</strong>weis: Wir bitten um Anmeldung bei Heide Schultz<br />
Gib mir die gabe <strong>der</strong> tränen gott<br />
gib mir die gabe <strong>der</strong> sprache<br />
Gib mir die gabe <strong>der</strong> tränen gott<br />
gib mir die gabe <strong>der</strong> sprache<br />
Mittwoch<br />
03. Juli 2013<br />
9.30 – 11.45 Uhr<br />
Olga Grjasonwa<br />
Führ mich aus dem lügenhaus<br />
wasch me<strong>in</strong>e erziehung ab<br />
befreie mich von me<strong>in</strong>er mutter tochter<br />
nimm me<strong>in</strong>en schutzwall e<strong>in</strong><br />
schleif me<strong>in</strong>e <strong>in</strong>telligente burg<br />
Gib mir die gabe <strong>der</strong> tränen gott<br />
gib mir die gabe <strong>der</strong> sprache<br />
Re<strong>in</strong>ige mich vom verschweigen<br />
gib mir die wörter den neben mir zu erreichen<br />
er<strong>in</strong>nere mich an die tränen <strong>der</strong> kle<strong>in</strong>en<br />
student<strong>in</strong> <strong>in</strong> gött<strong>in</strong>gen<br />
wie kann ich reden wenn ich vergessen habe<br />
wie man we<strong>in</strong>t<br />
mach mich nass<br />
versteck mich nicht mehr<br />
Zerschlage den hochmut mach mich e<strong>in</strong>fach<br />
laß mich wasser se<strong>in</strong> <strong>das</strong> man tr<strong>in</strong>ken kann<br />
wie kann ich reden<br />
wenn me<strong>in</strong>e tränen nur für mich s<strong>in</strong>d<br />
nimm mir <strong>das</strong> private eigentum und den wunsch<br />
danach<br />
gib und ich lerne geben<br />
Gib mir die gabe <strong>der</strong> tränen gott<br />
gib mir die gabe <strong>der</strong> sprache<br />
gib mir <strong>das</strong> wasser des lebens<br />
Dorothee Sölle <strong>in</strong> Den Rhythmus des Lebens spüren<br />
10. Todestag am 27. April 2012<br />
45
Erwachsenenbildung im Kirchenkreis Jülich<br />
Reflektierte Wirklichkeit: Forum Kultur – Sichtweisen – Filme im Gespräch<br />
FORUM KULTUR – SICHTWEISEN – FILME IM GESPRÄCH<br />
ALLE ACHTUNG – TOLERANZ LEBEN<br />
In unserer Reihe Sichtweisen zeigen wir im Kulturbahnhof Jülich ‐<br />
Kuba und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Kirchengeme<strong>in</strong>den ausgewählte Filme zu unserem<br />
Schwerpunktthema.<br />
Vor dem Film gibt es e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>führung und nach dem Film laden wir<br />
zu e<strong>in</strong>em Austausch – eben den Sichtweisen – e<strong>in</strong>.<br />
SICHTWEISEN – FILME IM KUBA<br />
<strong>in</strong> Zusammenarbeit mit dem Kulturbahnhof Jülich<br />
Ort: jeweils Kulturbahnhof (Kuba) Jülich, Bahnhofstraße<br />
Anmeldung: Kuba, www.kuba‐juelich.de o<strong>der</strong><br />
Tel. 02461 346654<br />
Kosten: 5,00 € Filme im Kuba<br />
9,00 € Filmfrühstück <strong>in</strong>kl. Frühstück<br />
H<strong>in</strong>weis: Im Kuba empfehlen wir Kartenvorbestellungen,<br />
diese s<strong>in</strong>d direkt an <strong>das</strong> Kuba zu richten.<br />
www.kuba‐juelich.de o<strong>der</strong> Tel. 02461 346654<br />
E<strong>in</strong>führung/Nachgespräch: Elke Bennetreu<br />
Bitte beachten Sie die<br />
Filme zeigen wir ab<br />
2013 jeweils um<br />
18.00 Uhr<br />
Liebe von Michael Haneke<br />
Erst großer Beifall bei <strong>der</strong> Pressevorführung, dann Stand<strong>in</strong>g Ovations<br />
bei <strong>der</strong> offiziellen Weltpremiere <strong>in</strong> Cannes und schließlich die<br />
Goldene Palme – e<strong>in</strong> neuer Coup des österreichischen Maestros<br />
Michael Haneke. Vor drei Jahren stand er für „Das Weiße Band“<br />
bereits auf dem Siegertreppchen ganz oben. E<strong>in</strong> Kammerspiel mit<br />
drei Personen. Re<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>ogift, möchte man me<strong>in</strong>en. Weit gefehlt!<br />
E<strong>in</strong> Triumph <strong>der</strong> Filmkunst und <strong>der</strong> Humanität wird man danach<br />
feststellen. Großartig gespielt, fesselnd <strong>in</strong>szeniert und bereits jetzt<br />
e<strong>in</strong> heißer Oscar‐Kandidat. Euphorische Kritiken und Palme dürfte<br />
dem Publikum die Schwellenangst nehmen, die Mund‐zu‐Mund‐<br />
Propaganda noch viel mehr. „Das Filmkunst‐Ereignis des Jahres“,<br />
me<strong>in</strong>t Programmk<strong>in</strong>o.arthouse.de.<br />
Zum Inhalt: Georges und Anne s<strong>in</strong>d alt geworden. Früher war Anne<br />
Pianist<strong>in</strong> und Klavierlehrer<strong>in</strong>, er Musikwissenschaftler. Auch Eva,<br />
die Tochter, ist Musiker<strong>in</strong>. Beide haben die 80 überschritten. Da<br />
bleiben gesundheitliche Beschränkungen selten aus.<br />
Anne erleidet e<strong>in</strong>en Schlaganfall. Sie ist auf absolute Hilfe angewiesen,<br />
doch sie möchte we<strong>der</strong> wie<strong>der</strong> <strong>in</strong>s Krankenhaus, noch <strong>in</strong>s<br />
Altersheim. <strong>Die</strong> beiden lieben sich, <strong>das</strong> wird <strong>in</strong> ihrer Art mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />
umzugehen ganz deutlich. E<strong>in</strong> Geschenk. Doch Georges muss<br />
mit dieser Situation umgehen. Anne will ihre gewohnte, ihre eigene<br />
Umgebung nicht verlassen, so füttert er sie, wäscht, bettet und<br />
pflegt sie, versucht sie zu trösten und zuweilen gel<strong>in</strong>gt es ihm.<br />
Langsam erzählt dieser Film von Menschen an <strong>der</strong> Grenze – aber <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Liebe bleibend.<br />
Mittwoch<br />
16. Januar 2013<br />
9.30 ‐ 12.45 Uhr<br />
Von 9.30 ‐ 10.30 Uhr<br />
bietet <strong>das</strong> Kuba e<strong>in</strong><br />
Frühstück an,<br />
um 11.30 Uhr<br />
beg<strong>in</strong>nt <strong>der</strong> Film.<br />
46
Erwachsenenbildung im Kirchenkreis Jülich<br />
Reflektierte Wirklichkeit: Forum Kultur – Sichtweisen – Filme im Gespräch<br />
3 Zimmer/Küche/Bad<br />
E<strong>in</strong> Film über die Bef<strong>in</strong>dlichkeit von Endzwanzigern <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>. Nicht<br />
schon wie<strong>der</strong>, mag man da denken, doch weit gefehlt. <strong>Die</strong>trich<br />
Brüggemanns „3 Zimmer/ Küche/ Bad“ ist e<strong>in</strong> überaus gelungener<br />
Film über die D<strong>in</strong>ge des Lebens: Liebe, Arbeit, Freunde, Sex, Eltern ‐<br />
und Umzüge, viele Umzüge. Po<strong>in</strong>tiert geschrieben, bisweilen bewusst<br />
voller Klischees, dann wie<strong>der</strong> hellsichtig, voll von tollen<br />
Schauspielern und kle<strong>in</strong>er und größerer Wahrheiten über <strong>das</strong> Leben.<br />
Umzüge als strukturierendes Element, <strong>das</strong> ist e<strong>in</strong> <strong>in</strong>teressantes Bild<br />
für die Liebes‐ und Beziehungs(ver)suche heute. <strong>Die</strong> Idee liegt auf<br />
<strong>der</strong> Hand: Gerade <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Großstadt wie Berl<strong>in</strong>, gerade bei Endzwanzigern<br />
an <strong>der</strong> Schwelle von Studium zu Beruf ist e<strong>in</strong> Umzug<br />
zwar nicht gerade an <strong>der</strong> Tagesordnung, aber doch Teil des Lebens.<br />
Aber es geht um mehr. Hat <strong>der</strong> Zuschauende gerade noch herzhaft<br />
gelacht, über Erfahrungen, die man doch irgendwie kennt, bleibt<br />
bei <strong>der</strong> nächsten Szene <strong>das</strong> Lachen im Halse stecken. Weit gefehlt,<br />
wenn man me<strong>in</strong>t, es g<strong>in</strong>ge nur um die jüngere Generation und<br />
ihren Übergang <strong>in</strong>s Erwachsenwerden –mit allem Leid und aller Lust<br />
– ne<strong>in</strong>, plötzlich offenbaren die Eltern den Geschwister Philipp,<br />
Wiebke und Swantje e<strong>in</strong>e lang verschwiegene Wahrheit. Wie damit<br />
umgehen? Toleranz, Verständnis, Annahme <strong>in</strong> je<strong>der</strong> Situation, <strong>das</strong><br />
erwarten K<strong>in</strong><strong>der</strong> von ihren Eltern – wie aber ist es umgekehrt?<br />
Der Filmkritiker Michael Meyns kommt zu dem Fazit: „Meist zeigt<br />
<strong>der</strong> Film <strong>in</strong> komischen, berührenden, po<strong>in</strong>tierten Szenen wie<br />
schwierig es ist, se<strong>in</strong>en Platz im Leben zu f<strong>in</strong>den und die richtigen<br />
Entscheidungen zu treffen.<br />
Tomboy<br />
Eigene Identität f<strong>in</strong>den und die Frage gesellschaftlicher Toleranz<br />
2011 zeigte Cél<strong>in</strong>e Sciammas auf <strong>der</strong> Berl<strong>in</strong>ale <strong>das</strong> Porträt e<strong>in</strong>es<br />
Mädchens, <strong>das</strong> noch se<strong>in</strong>en Platz <strong>in</strong> den Geschlechterrollen <strong>der</strong><br />
Gesellschaft sucht. Der Regisseur<strong>in</strong> ist e<strong>in</strong> sehr <strong>in</strong>timer, natürlich<br />
und entspannt erzählter, dabei manchmal auch for<strong>der</strong>n<strong>der</strong> Film<br />
über die Verwirrungen des Erwachsenwerdens gelungen.<br />
<strong>Die</strong> Schwestern Laure und Jeanne s<strong>in</strong>d mit ihren Eltern frisch zugezogen.<br />
<strong>Die</strong> Schwestern verstehen sich gut, doch brauchen sie auch<br />
an<strong>der</strong>e Spielkameraden. <strong>Die</strong>se wohnen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe, gehören e<strong>in</strong>er<br />
ganzen Reihe von Nationalitäten an und vertreiben sich die Zeit mit<br />
„Wahrheit o<strong>der</strong> Pflicht“ o<strong>der</strong> Fußball. Doch mit Laure hat es etwas<br />
Beson<strong>der</strong>es auf sich. Sie möchte ke<strong>in</strong> Mädchen se<strong>in</strong>, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong><br />
Junge. Sie verfolgt dieses Ziel geheim, aber konsequent. Michael<br />
nennt sie sich, vor allem gegenüber Lisa, die an dem „Jungen“<br />
Gefallen f<strong>in</strong>det. Laure br<strong>in</strong>gt ihren Identitätswechsel e<strong>in</strong>e ganze<br />
Zeitlang gut durch: beim Spielen, beim Baden, beim Streit und<br />
R<strong>in</strong>gkampf mit e<strong>in</strong>em Jungen – übrigens auch mit <strong>der</strong> Kleidung.<br />
Aber e<strong>in</strong>es Tages platzt doch <strong>das</strong> Ganze. <strong>Die</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> wie <strong>der</strong>en Eltern<br />
erfahren erstaunt o<strong>der</strong> getäuscht, was es mit Michael bzw.<br />
Laure auf sich hat.<br />
47<br />
Mittwoch<br />
20. Februar 2013<br />
18.00 – 20.30 Uhr<br />
E<strong>in</strong> lebendiges Abbild<br />
unseres Zeitgeistes<br />
Mittwoch<br />
10. April 2013<br />
18.00 – 20.15 Uhr
Erwachsenenbildung im Kirchenkreis Jülich<br />
Reflektierte Wirklichkeit: Forum Kultur – Sichtweisen – Filme im Gespräch<br />
<strong>Die</strong> Inszenierung wurde von <strong>der</strong> Regisseur<strong>in</strong> durchaus beherrscht:<br />
was die vielen K<strong>in</strong><strong>der</strong>szenen, die Schauspielerführung bei den<br />
Jugendlichen und die Atmosphäre <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wohnsiedlung angeht. <strong>Die</strong><br />
Darsteller<strong>in</strong>nen <strong>der</strong> Laure, <strong>der</strong> Lisa und sogar <strong>der</strong> kle<strong>in</strong>en Jeanne<br />
agieren erstaunlich typisch und sicher. Am Beispiel e<strong>in</strong>es jungen<br />
Mädchens wird <strong>das</strong> Thema hier sensibel und nachfühlbar aufgezeigt.<br />
Bergfidel – E<strong>in</strong>e Schule für Alle<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> erzählen vom Leben – e<strong>in</strong>e Lektion für alle Erwachsene ‐ weit mehr<br />
als „nur“ e<strong>in</strong> Film zum Thema Inklusion <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule<br />
<strong>Die</strong>ser Film ist e<strong>in</strong>e große Bereicherung und <strong>das</strong> dem so ist, liegt an<br />
den Hauptdarstellern, den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, die <strong>in</strong> so natürlicher und wahrhaftiger<br />
Weise von sich, ihrem Leben und ihren Erfahrungen mit<br />
<strong>der</strong> Welt erzählen, <strong>das</strong>s e<strong>in</strong>em sehr warm ums Herz wird. Dah<strong>in</strong>ter<br />
steht e<strong>in</strong>e Regisseur<strong>in</strong>, die wusste, wie man sich zurücknimmt und<br />
die K<strong>in</strong><strong>der</strong> erzählen lässt. Wie man ihren Alltag zeigt, ihre Sorgen<br />
und Wünsche, ihre Gedanken zum Leben und zur Existenz. Der Film<br />
mag vielleicht für alle jene <strong>in</strong>teressant se<strong>in</strong>, die sich zurzeit mit dem<br />
Thema Inklusion ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzen, aber er lehrt ohne jeden moralisches<br />
Zeigef<strong>in</strong>ger etwas sehr tiefes über <strong>das</strong> Leben – und die<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> s<strong>in</strong>d es, die <strong>das</strong> vermitteln.<br />
„Inklusive Schule“ ist e<strong>in</strong> vieldiskutiertes Schlagwort im Bildungssektor:<br />
Es geht um Schulen, die nicht ausgrenzen wollen, son<strong>der</strong>n<br />
<strong>in</strong>tegrieren. „<strong>Die</strong> Berg Fidel – Schule“ <strong>in</strong> Münster folgt diesem Konzept<br />
und steht im Mittelpunkt des genau beobachteten Dokumentarfilms<br />
von Hella Wen<strong>der</strong>s. Angenehm undogmatisch porträtiert<br />
sie die Schüler und enthält sich dabei je<strong>der</strong> Wertung über Vor‐ und<br />
Nachteil dieser beson<strong>der</strong>en Schulform.<br />
Michael Meyns kommentiert <strong>in</strong> programmk<strong>in</strong>o.de: „Das beson<strong>der</strong>e<br />
an „Berg Fidel“ ist die Erzählperspektive. Im Mittelpunkt stehen<br />
konsequent die K<strong>in</strong><strong>der</strong>, die Hella Wen<strong>der</strong>s vor allem <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule,<br />
aber auch <strong>in</strong> ihrer Freizeit und zu Hause beobachtet. Erwachsene,<br />
Lehrer, Eltern kommen nur im Kontext <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu Wort, werden<br />
aber nie geson<strong>der</strong>t zu ihrer Me<strong>in</strong>ung über die spezielle Art <strong>der</strong> Berg<br />
Fidel‐Schule befragt. Alle<strong>in</strong> die K<strong>in</strong><strong>der</strong> sprechen und liefern bemerkenswert<br />
klarsichtige Kommentare über sich, ihre <strong>in</strong>dividuellen<br />
Probleme und die Vorteile ihres großen, freien Schulsystems ab.<br />
Hier wird nicht nur streng gelernt, nicht stur gepaukt, son<strong>der</strong>n auch<br />
gebastelt, gespielt, <strong>das</strong> Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> geübt. Diskussionen über den<br />
Unterrichtsstoff gehören ebenso dazu wie Gespräche über Gerechtigkeit<br />
o<strong>der</strong> die Frage was es bedeutet, an<strong>der</strong>s zu se<strong>in</strong>.<br />
Völlig wertfrei zeigt Hella Wen<strong>der</strong>s diese Schule, <strong>der</strong>en beson<strong>der</strong>e<br />
Vorzüge sich so ganz von selbst erschließen.<br />
Donnerstag<br />
23. Mai 2013<br />
18.00 ‐ 20.15 Uhr<br />
48
Erwachsenenbildung im Kirchenkreis Jülich<br />
Reflektierte Wirklichkeit: Forum Kultur – Sichtweisen – Filme im Gespräch<br />
Sichtweisen: Gekaufte Wahrheit<br />
Dokumentationsfilm über die Gentechnik im<br />
Magnetfeld des Geldes<br />
Der Agrar‐Chemie‐Multi Monsanto br<strong>in</strong>gt Anfang <strong>der</strong> 90er Jahre<br />
genmanipulierte Pflanzen auf den Markt, die für die E<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>er<br />
landwirtschaftlichen Revolution gleichkommen und Probleme <strong>der</strong><br />
Welternährung lösen sollen. Für An<strong>der</strong>e be<strong>deuten</strong> diese Pflanzen<br />
unwie<strong>der</strong>br<strong>in</strong>gliche Zerstörung <strong>der</strong> biologischen Vielfalt auf diesem<br />
Planeten und müssen nachdrücklich bekämpft werden.<br />
Árpád Pusztai und Ignacio Chapela haben zwei D<strong>in</strong>ge geme<strong>in</strong>sam:<br />
Sie s<strong>in</strong>d be<strong>deuten</strong>de Wissenschaftler und ihre Karrieren s<strong>in</strong>d ru<strong>in</strong>iert.<br />
Beide Wissenschaftler arbeiten im Bereich <strong>der</strong> Gentechnik.<br />
Beide machten wichtige Entdeckungen. Beide s<strong>in</strong>d gefährdet, weil<br />
sie die Mächtigen <strong>in</strong> Forschung und Industrie kritisieren, die dadurch<br />
ihre Investitionen bedroht sehen.<br />
Aussagen von Wissenschaftlern selbst belegen, <strong>das</strong>s 95% <strong>der</strong> Forscher<br />
im Bereich Gentechnik von <strong>der</strong> Industrie bezahlt werden. Nur<br />
5% <strong>der</strong> Forscher s<strong>in</strong>d unabhängig. <strong>Die</strong> große Gefahr für Me<strong>in</strong>ungsfreiheit<br />
und Demokratie ist offensichtlich.<br />
Mittwoch<br />
19. Juni 2013<br />
20.00 ‐ 22.15 Uhr<br />
SICHTWEISEN ON TOUR….IN DEN KIRCHENGEMEINDEN<br />
Sichtweisen: <strong>Die</strong> Mühle und <strong>das</strong> Kreuz<br />
<strong>in</strong> Düren<br />
Mit „<strong>Die</strong> Mühle und <strong>das</strong> Kreuz“ zeigt <strong>der</strong> polnische Regisseur Lech<br />
Majewski e<strong>in</strong>e vollkommen an<strong>der</strong>e Weise <strong>der</strong> Filmsprache. Vorlage<br />
ist <strong>das</strong> Bild „<strong>Die</strong> Kreuztragung Christi“ von Pieter Bruegel dem<br />
Älteren. Majewski nimmt uns quasi mit <strong>in</strong> den Entstehungsprozess<br />
des Bildes. Als Zuschauende haben wir teil an den <strong>in</strong>haltlichen und<br />
kompositorischen Gedanken des Künstlers Pieter Bruegel, <strong>der</strong> mit<br />
Sorge die politischen Umstände se<strong>in</strong>er Zeit wahrnimmt.<br />
Mittwoch<br />
27. März 2013<br />
18.00 ‐ 20.15 Uhr<br />
E<strong>in</strong> Film über e<strong>in</strong> Gemälde aus dem 16. Jahrhun<strong>der</strong>t? Das hört sich<br />
vielleicht eher wie e<strong>in</strong> langatmiger Film an, doch <strong>in</strong> den Händen<br />
von Lech Majewski wird er zu e<strong>in</strong>em <strong>der</strong> fasz<strong>in</strong>ierendsten Filme des<br />
Jahres. Nach und nach werden e<strong>in</strong>zelne Akteure mit ihrer Geschichte<br />
<strong>in</strong> dem Bild „<strong>Die</strong> Kreuztragung Christi“ lebendig. Damit<br />
wird gleichzeitig <strong>das</strong> Leben <strong>der</strong> Menschen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Epoche des 16.<br />
Jahrhun<strong>der</strong>ts erzählt. Bruegel entschied sich, <strong>das</strong> biblische Geschehen<br />
nicht nach Jerusalem zu legen, wo es historisch stattfand,<br />
son<strong>der</strong>n es <strong>in</strong> <strong>der</strong> eigenen Heimat anzusiedeln. Damals waren die<br />
Nie<strong>der</strong>lande von Spanien besetzt und die Menschen <strong>der</strong> Willkür<br />
und den Gräueltaten <strong>der</strong> spanischen Besatzungsmacht ausgesetzt.<br />
Bruegel sieht hier Parallelen zu <strong>der</strong> Passionsgeschichte, die sich<br />
nahezu 2.000 Jahre vorher <strong>in</strong> Jerusalem ereignete. Dabei gel<strong>in</strong>gt es<br />
dem Regisseur anzufragen, ob <strong>der</strong> Bezug von Zeit und Raum unabhängig<br />
und e<strong>in</strong> Bezug zur Gegenwart gegeben sei.<br />
Das Ergebnis ist e<strong>in</strong> enorm reicher, lehrreicher, visuell bee<strong>in</strong>drucken<strong>der</strong><br />
Film: „Etwas Neues, etwas Eigenwilliges, etwas Beson<strong>der</strong>es,<br />
von e<strong>in</strong>em Künstler wie Lech Majewski nicht an<strong>der</strong>s zu erwarten“,<br />
me<strong>in</strong>t <strong>der</strong> Filmkritiker Thomas Engel.<br />
49
Erwachsenenbildung im Kirchenkreis Jülich<br />
Reflektierte Wirklichkeit: Forum Kultur – Sichtweisen – Filme im Gespräch<br />
Ort:<br />
Mo<strong>der</strong>ation:<br />
Gebühr:<br />
Anmeldung:<br />
Ev. Geme<strong>in</strong>de zu Düren, Großer Saal,<br />
Wilhelm‐Wester‐Weg 1<br />
Elke Bennetreu<br />
ke<strong>in</strong>e<br />
EEB, Tel. 02461 9966‐0 o<strong>der</strong> eeb@kkrjuelich.de<br />
Sichtweisen: Pilgern auf Französisch<br />
E<strong>in</strong>e französische Komödie mit Tiefgang<br />
Filmfrühstück Film <strong>in</strong> Düren<br />
E<strong>in</strong>e wirklich gelungene Komödie, was nicht ausschließt, <strong>das</strong>s sie<br />
erzählt, worauf es eigentlich im Leben ankommt. Der mo<strong>der</strong>ne<br />
Mensch braucht da gelegentlich Nachhilfe.<br />
Zum Ausgangspunkt: <strong>Die</strong> drei Geschwister Clara, Claude und Pierre<br />
gehen sich aus gutem Grund seit Jahren aus dem Weg. Nun s<strong>in</strong>d sie<br />
gleichermaßen entsetzt: Sie erhalten <strong>das</strong> Erbe ihrer Mutter erst,<br />
wenn sie den Jakobs‐Weg nach Santiago de Compostella pilgern.<br />
Das Trio ist ungeübt, ungläubig und vor allem abgrundtief verfe<strong>in</strong>det.<br />
Auf <strong>das</strong> stattliche Erbe will aber ke<strong>in</strong>er verzichten.<br />
So schließen sie sich nörgelnd e<strong>in</strong>er Reisegruppe an, die von dem<br />
Wan<strong>der</strong>führer Guy geleitet wird. 800 km liegen vor ihnen – <strong>der</strong><br />
Jakobsweg führt durch Frankreich und Spanien. Zur Gruppe gehören<br />
aber auch noch an<strong>der</strong>e Pilgernde. In <strong>der</strong> Begegnung mit ihnen<br />
und den Strapazen, die es auszuhalten gilt, erfahren sie jede Menge<br />
über sich selbst und <strong>das</strong> Leben.<br />
Der Film erzählt über die Verän<strong>der</strong>ungen, die mit e<strong>in</strong>em solchen<br />
Weg und se<strong>in</strong>en Erfahrungen e<strong>in</strong>hergehen können.<br />
Ort: Ev. Geme<strong>in</strong>de zu Düren, Wilhelm‐Wester‐Weg,<br />
neben dem Stadt Center, Großer Saal<br />
Gastgeber: Erzählcafé‐Team<br />
Mo<strong>der</strong>ation: Elke Bennetreu<br />
Anmeldung: Netz‐Büro, Tel. 02421 188‐125 o<strong>der</strong><br />
EEB, Tel. 02461 9966 0 o<strong>der</strong> eeb@kkrjuelich.de<br />
Gebühr: 4,00 € pro Person für <strong>das</strong> Frühstück<br />
anschl. kostenlose Filmvorführung mit E<strong>in</strong>führung<br />
und Nachgespräch<br />
Sichtweisen: Ziemlich beste Freunde<br />
<strong>in</strong> Geilenkirchen<br />
Hut ab! Vermutlich ist Frankreich Weltmeister dar<strong>in</strong>, Komödien<br />
über gesellschaftliche Gegensätze zu erf<strong>in</strong>den, die ohne plumpe<br />
Klischees und besserwisserisches Pathos auskommen.<br />
Der wohlhabende Philippe ist durch e<strong>in</strong>en Unfall querschnittgelähmt<br />
und braucht e<strong>in</strong>en neuen Pfleger. Der frisch aus dem Gefängnis<br />
entlassene Driss, <strong>der</strong> es faustdick h<strong>in</strong>ter den Ohren hat und<br />
aus gänzlich an<strong>der</strong>em Milieu kommt, muss sich bei ihm vorstellen,<br />
<strong>das</strong> Arbeitsamt verlangt es. Eigentlich will er die Stelle gar nicht und<br />
verhält sich auch entsprechend. Unerwarteter Weise möchte Philippe<br />
ihn aber für diese Stelle haben, denn er sucht gerade jemanden,<br />
„<strong>der</strong> ke<strong>in</strong> Mitleid“ mit ihm hat. Das Leben bei<strong>der</strong> wird sich<br />
dadurch sehr verän<strong>der</strong>n. Zwei Menschen, wie sie gegensätzlicher<br />
nicht se<strong>in</strong> könnten, lernen viel vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong>. Wie <strong>der</strong> Film die un‐<br />
50<br />
Donnerstag<br />
11. April 2012<br />
9.30 – 12.15 Uhr<br />
Samstag<br />
13. April 2013<br />
15.00 ‐ 17.45 Uhr
Erwachsenenbildung im Kirchenkreis Jülich<br />
Reflektierte Wirklichkeit: Forum Kultur – Sichtweisen – Filme im Gespräch<br />
terschiedlichen Milieus und den Umgang mit Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung nachzeichnet,<br />
welche Lebensfreude gelebt werden kann, auch wenn<br />
man wie Philippe <strong>das</strong> Leben neu lernen muss, <strong>das</strong> machte den Film<br />
zu e<strong>in</strong>em <strong>der</strong> erfolgreichsten Filme <strong>in</strong> 2012.<br />
Mo<strong>der</strong>ation: Elke Bennetreu<br />
Gastgeber: Team <strong>der</strong> Frauenhilfe, Renate Schlegel<br />
Gebühr:<br />
Ort:<br />
ke<strong>in</strong>e<br />
Ev. Geme<strong>in</strong>dezentrum Geilenkirchen, Konrad‐<br />
Adenauer‐Str. 83<br />
Sichtweisen: Der Klang <strong>der</strong> Worte ‐ Deutsche Sprache <strong>in</strong> Jerusalem<br />
In Zusammenarbeit mit dem Frauentreff Nie<strong>der</strong>zier<br />
Mit se<strong>in</strong>em Film „Der Klang <strong>der</strong> Worte“ bietet <strong>der</strong> Kölner Regisseur<br />
Gerhard Schick e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> <strong>das</strong> Leben älterer Menschen aus<br />
Israel, die als K<strong>in</strong><strong>der</strong> vor dem Holocaust aus deutschsprachigen<br />
Län<strong>der</strong>n nach Israel fliehen mussten. Sie haben sich zu e<strong>in</strong>er<br />
Schriftstellergruppe zusammengefunden, die sie LYRIS nennen. <strong>Die</strong><br />
Pflege <strong>der</strong> deutschen Sprache und später <strong>das</strong> Schreiben <strong>in</strong> deutscher<br />
Sprache war für sie lebenswichtig. Obschon wir erfahren,<br />
<strong>das</strong>s die Benutzung <strong>der</strong> deutschen Sprache im jungen Israel für die<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche mit Sanktionen e<strong>in</strong>herg<strong>in</strong>g.<br />
Der Film lässt den Zuschauer teilhaben an den regelmäßigen Lyrik‐<br />
Treffen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gruppe. Hier lesen sie sich gegenseitig ihre Werke<br />
vor und stellen sich <strong>der</strong> Kritik <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en. Sie betrachten mit dem<br />
Schreiben ihr Leben aus Distanz und man nimmt teil an ihren Lebensfragen<br />
und ‐e<strong>in</strong>sichten. <strong>Die</strong> Texte bee<strong>in</strong>drucken durch ihre<br />
Tiefe und Poesie. Nach und nach stellt <strong>der</strong> Film die e<strong>in</strong>zelnen Mitglie<strong>der</strong><br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Porträt vor, so <strong>das</strong>s wir nähere biografische<br />
Zusammenhänge erfahren und damit e<strong>in</strong>en besseren Zugang<br />
zu ihren Texten erhalten.<br />
Zum Schluss wird <strong>der</strong> Film von <strong>der</strong> älteren zur jüngeren Generation<br />
kommen und fragen, welche Ansichten die junge Generation zur<br />
deutschen Sprache hat.<br />
Der Film ist auch e<strong>in</strong> Zeitdokument e<strong>in</strong>er Generation, die es bald<br />
nicht mehr geben wird. Im Mai 2013 wird Israel se<strong>in</strong>e Gründung vor<br />
65 Jahren gedenken. In Anbetracht <strong>der</strong> Zeitgeschichte wird es e<strong>in</strong><br />
nachdenkliches Er<strong>in</strong>nern.<br />
Der Regisseur Gerhard Schick wurde 1970 <strong>in</strong> Köln geboren. Von<br />
1993 bis 1999 hat er Theater‐, Film und Fernsehwissenschaften,<br />
Germanistik und Geschichte <strong>in</strong> Köln und Tel Aviv studiert. Er ist<br />
Autor von Dokumentarfilmen.<br />
Ort: Bürgerhaus Nie<strong>der</strong>zier, Kölnstraße 44 , Nie<strong>der</strong>zier<br />
Leitung: Heide Schultz, Tel. 02428/2309<br />
Mo<strong>der</strong>ation: Elke Bennetreu<br />
Gebühr: ke<strong>in</strong>e<br />
H<strong>in</strong>weis: Wir bitten um Anmeldung bei Heide Schultz<br />
Mittwoch<br />
24. April 2013<br />
9.30 – 11.45 Uhr<br />
Gerhard Schick<br />
Der Regisseur führte <strong>in</strong><br />
sensibler Weise bee<strong>in</strong>druckende<br />
Interviews mit älteren<br />
Menschen aus Israel, die als<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> aus deutschsprachigen<br />
Län<strong>der</strong>n nach Israel fliehen<br />
mussten. In deutschsprachigen<br />
lyrischen Texten fanden<br />
sie e<strong>in</strong>e Möglichkeit Erlebtes<br />
auszudrücken.<br />
„Ich b<strong>in</strong> gar nicht <strong>der</strong><br />
Me<strong>in</strong>ung, <strong>das</strong>s<br />
Deutsch die Sprache<br />
<strong>der</strong> Mör<strong>der</strong> ist. <strong>Die</strong><br />
Mör<strong>der</strong> haben sich <strong>der</strong><br />
Sprache bemächtigt,<br />
<strong>das</strong> ist e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e<br />
Sache. Warum soll ich<br />
mir die Sprache wegnehmen<br />
lassen? Sie ist<br />
me<strong>in</strong>e Muttersprache.“<br />
Eva Avi‐Jonah<br />
(*1921 <strong>in</strong> Wien)<br />
51
Erwachsenenbildung im Kirchenkreis Jülich<br />
Reflektierte Wirklichkeit: Forum Kultur – Sichtweisen – Filme im Gespräch<br />
Sichtweisen: <strong>Die</strong> Töchter des ch<strong>in</strong>esischen Gärtners<br />
<strong>in</strong> L<strong>in</strong>nich<br />
<strong>Die</strong> Eurasier<strong>in</strong> Li lebt seit dem 3. Lebensjahr <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Waisenhaus:<br />
Ihre russische Mutter und ihr ch<strong>in</strong>esischer Vater starben bei e<strong>in</strong>em<br />
Erdbeben. Bei dem berühmten Botanik‐Professor Chen soll sie nun<br />
e<strong>in</strong> Praktikum antreten. Der renommierte Wissenschaftler lebt<br />
zurückgezogen mit se<strong>in</strong>er 20‐jährigen Tochter An auf e<strong>in</strong>er verwunschenen<br />
Insel voller exotischer Pflanzen. So distanziert, ja frostig<br />
Chen ist, so sehr freut sich Li über die herzliche Aufnahme se<strong>in</strong>er<br />
Tochter An. Schnell entwickelt sich e<strong>in</strong>e herzliche Freundschaft<br />
zwischen den gleichaltrigen Mädchen, aus zögernden Umarmungen<br />
werden scheue Berührungen und schließlich e<strong>in</strong> zarte Liebe. In ihr<br />
wächst e<strong>in</strong> neues Selbstvertrauen, <strong>das</strong> auch die Beziehung zu ihrem<br />
Vater bee<strong>in</strong>flussen wird. Doch die Ereignisse kommen <strong>in</strong>s Rollen, als<br />
ihr Bru<strong>der</strong> e<strong>in</strong>trifft, <strong>der</strong> <strong>in</strong> Tibet als Soldat stationiert ist.<br />
Der Regisseur Dai Sijie wurde durch e<strong>in</strong>e Kurznotiz <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ch<strong>in</strong>esischen<br />
Tageszeitung zu dieser Geschichte angeregt. Homosexualität<br />
ist <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a heute noch e<strong>in</strong> absolutes Tabu, d .h. we<strong>der</strong> kam <strong>das</strong><br />
Geld zu diesem Film aus Ch<strong>in</strong>a, noch wurde dort gedreht. Vielmehr<br />
wurde <strong>der</strong> Film <strong>in</strong> Vietnam gedreht, die Gel<strong>der</strong> kamen aus Frankreich<br />
und Kanada. Und als Darsteller<strong>in</strong> <strong>der</strong> An fand Sijie schließlich<br />
die 27‐jährige Li Xiaoran, die mutig genug war, sich dieser Herausfor<strong>der</strong>ung<br />
zu stellen.<br />
Das große Plus an Dai Sijies Film ist die Opulenz und bestechende<br />
Schönheit se<strong>in</strong>er Bil<strong>der</strong>, mit denen er bereits <strong>in</strong> dem Film „Balzac –<br />
die kle<strong>in</strong>e ch<strong>in</strong>esische Schnei<strong>der</strong><strong>in</strong>“ Aufsehen und Beachtung erregte.<br />
Beachtlich auch die beiden Hauptdarsteller<strong>in</strong>nen, die sich mit<br />
viel E<strong>in</strong>fühlungsvermögen ihrer Rollen angenommen haben.<br />
Ort: Ev. Geme<strong>in</strong>de L<strong>in</strong>nich, Altermarkt<br />
Gastgeber: <strong>Die</strong>ter und Lore Hilger<br />
Mo<strong>der</strong>ation: Elke Bennetreu<br />
Gebühr: ke<strong>in</strong>e<br />
Anmeldung: EEB, Tel. 02461 9966‐0 bzw. eeb@kkrjuelich.de<br />
Sichtweisen: De<strong>in</strong> Weg<br />
Toms langer Weg zur Selbsterkenntnis und zum Verständnis<br />
se<strong>in</strong>es Sohnes Daniel ‐ se<strong>in</strong> Weg nach Santiago de Compostela<br />
Filmfrühstück <strong>in</strong> Hückelhoven<br />
Tom ist erfolgreicher Augenarzt und führt e<strong>in</strong> Leben <strong>in</strong> gehobenen<br />
Verhältnissen. Ganz an<strong>der</strong>e Vorstellungen vom Leben hat se<strong>in</strong> Sohn<br />
Daniel. Daniel folgt ganz an<strong>der</strong>en Werten und möchte sich auf den<br />
Jakobsweg begeben. Tom kann die Lebensentwürfe se<strong>in</strong>es Sohnes<br />
nicht tolerieren. Es kommt zum Streit und sie distanzieren sich<br />
vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong>.<br />
Das Schicksal br<strong>in</strong>gt es mit sich, <strong>das</strong>s Tom sich nach und nach <strong>in</strong> <strong>das</strong><br />
Leben se<strong>in</strong>es Sohnes h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>versetzt. Zunächst mit Wi<strong>der</strong>willen,<br />
dann mehr und mehr verstehend. Es wird e<strong>in</strong> langer Weg <strong>das</strong> Leben<br />
und an<strong>der</strong>e Mitmenschen aus an<strong>der</strong>en Blickw<strong>in</strong>keln zu betrachten.<br />
E<strong>in</strong> Film, <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Figurenzeichnung und <strong>der</strong>en Entwicklung lebt.<br />
<strong>Die</strong> unterschiedlichen Menschen, die sich begegnen und sich ge‐<br />
52<br />
Freitag<br />
26. April 2013<br />
18.00 – 20.15 Uhr<br />
Bee<strong>in</strong>druckende<br />
Landschaften …<br />
und e<strong>in</strong>e Geschichte<br />
von Liebe und Toleranz,<br />
e<strong>in</strong>gebunden <strong>in</strong><br />
Kultur‐ und Wertvorstellungen<br />
Montag<br />
29. April 2013<br />
9.00 ‐ 12.30 Uhr
Erwachsenenbildung im Kirchenkreis Jülich<br />
Reflektierte Wirklichkeit: Forum Kultur – Sichtweisen – Filme im Gespräch<br />
me<strong>in</strong>sam auf den Weg machen, spiegeln <strong>in</strong> lebendiger Weise zeitgenössische<br />
Charaktere und bieten dem Zuschauer e<strong>in</strong>e gute Projektionsfläche<br />
für eigene Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen.<br />
• <strong>Die</strong> ungeme<strong>in</strong>e Schönheit <strong>der</strong> Landschaft,<br />
• die Wahrhaftigkeit <strong>der</strong> Figuren, <strong>in</strong> ihrer Wut, <strong>in</strong> ihrem Suchen,<br />
Sehnen und Lieben,<br />
• <strong>der</strong> für manche so schwierige Weg zum Verständnis gegenüber<br />
ganz an<strong>der</strong>s gestrickten Menschen und<br />
• schließlich Toms Weg zur <strong>in</strong>nerer Versöhnung<br />
machen den Film zu e<strong>in</strong>em sehenswerten Film.<br />
Pressestimmen<br />
"...schön und berührend." (Der Spiegel)<br />
"<strong>Die</strong> Pilgerfahrt wird niemals langweilig. <strong>Die</strong> dokumentarisch wirkenden<br />
Landschaftaufnahmen s<strong>in</strong>d wun<strong>der</strong>schön. Sehr gekonnt<br />
wechselt <strong>der</strong> Film zwischen tragischen, leisen und komischen Szenen,<br />
zwischen ernstem Selbstf<strong>in</strong>dungstrip und herrlich lakonischen<br />
Dialogen. Auch landschaftlich ist <strong>der</strong> Jakobsweg e<strong>in</strong>zigartig. Emilio<br />
Estevez' bissiger Humor verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t jedes falsche Pathos. <strong>Die</strong> bewegenden<br />
Szenen spielen sich wie zufällig am Rande ab, kle<strong>in</strong>e Momente<br />
<strong>der</strong> Stille. Mart<strong>in</strong> Sheen gel<strong>in</strong>gt die e<strong>in</strong>drucksvolle Studie<br />
e<strong>in</strong>es Mannes, dessen Grundfeste <strong>in</strong>s Wanken geraten s<strong>in</strong>d, <strong>der</strong> <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er existentiellen Krise neuen Lebensmut schöpft. E<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>drucksvolle<br />
Pilgerfahrt." (NDR)<br />
Ort: Ev. Geme<strong>in</strong>dezentrum Hückelhoven, Haagstr. 10<br />
Mo<strong>der</strong>ation: Elke Bennetreu<br />
Anmeldung: Elsa Lück, Tel. 02433 41840<br />
bis zwei Wochen vor <strong>der</strong> Aufführung erfor<strong>der</strong>lich<br />
Gebühr: 3,00 € pro Person für <strong>das</strong> Frühstück<br />
anschl. kostenlose Filmvorführung mit E<strong>in</strong>führung<br />
und Nachgespräch<br />
„Es wechseln immer wie<strong>der</strong> drei Generationen. E<strong>in</strong>e f<strong>in</strong>det den Gott, die zweite<br />
wölbt den engen Tempel über ihn und fesselt ihn so, und die dritte verarmt und holt<br />
Ste<strong>in</strong> um Ste<strong>in</strong> aus dem Gottesbau, um damit notdürftig kärgliche Hütten zu bauen.<br />
Und dann kommt e<strong>in</strong>e, die den Gott wie<strong>der</strong> suchen muss“<br />
Ra<strong>in</strong>er Maria Rilke zitiert nach Günther Schiwy Rilke und die Religion<br />
53
Erwachsenenbildung im Kirchenkreis Jülich<br />
Reflektierte Wirklichkeit: Forum Kultur ‐ Theaterangebote<br />
FORUM KULTUR ‐ DER WELT UND DER FRAGE DER TOLERANZ<br />
IM THEATER BEGEGNEN<br />
Rund um unser Thema Toleranz bietet <strong>das</strong> Aachener Theater e<strong>in</strong>ige<br />
<strong>in</strong>teressante Stücke <strong>in</strong> <strong>der</strong> laufenden Spielzeit an. In Kooperation<br />
mit <strong>der</strong> Theaterpädagog<strong>in</strong> Katr<strong>in</strong> Eickholt wählten wir e<strong>in</strong>ige aus<br />
und bieten Interessierten geme<strong>in</strong>same Aufführungsbesuche mit<br />
vorheriger E<strong>in</strong>führung an.<br />
Gruppenleitung: Elke Bennetreu<br />
Verrücktes Blut<br />
E<strong>in</strong> Stück von Nurkan Erpulat und Jens Hillje<br />
Frei nach dem Film „La Journée de la Jupe“ von Jean‐Paul Lilienfeld<br />
<strong>Die</strong> Schule führt e<strong>in</strong>e Projektwoche „Schiller“ durch: <strong>Die</strong> Lehrer<strong>in</strong><br />
Sonja Kelich doziert über den Nationaldichter. Hakim, Bastian,<br />
Latifa und die an<strong>der</strong>en beschäftigen sich lieber mit ihren Handys,<br />
beschimpfen sich – und irgendwann fällt im Gerangel die Pistole<br />
aus Musas Tasche, direkt <strong>in</strong> die Hände von Frau Kelich. Pech gehabt.<br />
Denn ab jetzt gelten ihre Regeln, konkret: Schillers „Räuber“<br />
rezitieren mit e<strong>in</strong>er Knarre im Nacken! E<strong>in</strong> böses Spiel, bei dem für<br />
Sekunden e<strong>in</strong> Traum <strong>in</strong> Erfüllung geht: Schillers These „Der Mensch<br />
ist nur da ganz Mensch, wo er spielt“ erfüllt sich, denn die großen<br />
<strong>Dichter</strong>worte passen plötzlich wie die Faust aufs Auge zu den eigenen<br />
Gefühlen und Gedanken <strong>der</strong> Jugendlichen.<br />
„Verrücktes Blut“ ist e<strong>in</strong>e lustvolle Provokation, <strong>das</strong> Verhältnis von<br />
<strong>Literatur</strong> und Realität, von Rollen und wirklichen Identitäten im<br />
schulischen Alltag tatsächlich neu zu überprüfen. 2011 wurde <strong>das</strong><br />
Stück von <strong>der</strong> Zeitschrift „Theater heute“ zum „deutschsprachigen<br />
Stück des Jahres“ gewählt und erhielt bei den Mülheimer Theatertagen<br />
2011 den Publikumspreis.<br />
Leitung: Elke Bennetreu<br />
E<strong>in</strong>führung: Theater Aachen, Katr<strong>in</strong> Eickholt,<br />
Nachgespräch: Katr<strong>in</strong> Eickholt /N.N. nach Absprache mit den<br />
Teilnehmenden <strong>in</strong> Jülich<br />
Kosten:<br />
H<strong>in</strong>weis:<br />
21,00 € (bei 15 Teilnehmenden)<br />
Aufgrund <strong>der</strong> Gruppen –Kartenbestellung benötigen<br />
wir bei Interesse e<strong>in</strong>e Anmeldung bis zum<br />
29. Januar 2013.<br />
Der gute Mensch von Sezuan<br />
Theaterstück von Bertolt Brecht mit Musik von Paul Dessau<br />
Drei rätselhafte Götter haben e<strong>in</strong>e Mission: Sie sollen auf <strong>der</strong> Erde<br />
gute Menschen f<strong>in</strong>den. <strong>Die</strong> Suche sche<strong>in</strong>t vergebens, bis sie schließlich<br />
<strong>in</strong> den Elendsvierteln <strong>der</strong> Prov<strong>in</strong>z Sezuan auf die Prostituierte<br />
Shen Te treffen. Sie ist trotz eigener Nöte bereit, ihnen e<strong>in</strong> Nachtquartier<br />
zu gewähren. Als Dank erhält sie e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Startkapital für<br />
den Kauf e<strong>in</strong>es Tabakladens. Doch schnell ist <strong>der</strong> schon voller Menschen,<br />
die um Hilfe bitten, schmarotzen o<strong>der</strong> sie übers Ohr hauen<br />
wollen. Sie greift zu e<strong>in</strong>em radikalen Mittel: Immer wenn es brenzlig<br />
wird, verwandelt sie sich <strong>in</strong> ihren angeblichen Vetter Shui Ta,<br />
e<strong>in</strong>en ökonomischen Hardl<strong>in</strong>er, <strong>der</strong> ihre Interessen durchsetzen<br />
54<br />
Samstag<br />
16. März 2013<br />
19.15 ‐ 21.45 Uhr<br />
19.30 Uhr<br />
E<strong>in</strong>führung<br />
20.00 Uhr<br />
Aufführungsbeg<strong>in</strong>n<br />
„Bildung muss<br />
lebendig se<strong>in</strong>…“<br />
Sonntag<br />
24. März 2013<br />
17.15 – 21.00 Uhr<br />
18.00 Uhr<br />
Aufführungsbeg<strong>in</strong>n
Erwachsenenbildung im Kirchenkreis Jülich<br />
Reflektierte Wirklichkeit: Forum Kultur ‐ Theaterangebote<br />
kann. E<strong>in</strong>zig vor ihrer Liebe zum unzuverlässigen Flieger Yang Sun<br />
kann auch er sie nicht schützen. . .<br />
E<strong>in</strong> auf Profit ausgerichtetes kollabierendes Wirtschaftssystem, die<br />
Philosophie des Schnäppchenjagens, e<strong>in</strong>e Gesellschaft, <strong>in</strong> <strong>der</strong> immer<br />
mehr Menschen auf <strong>der</strong> Strecke bleiben und Brechts Frage:<br />
„Wie kann ich gut se<strong>in</strong>, wo alles so teuer ist?“ – aktueller kann e<strong>in</strong>e<br />
Parabel nicht se<strong>in</strong>.<br />
Gruppenleitung: Elke Bennetreu<br />
E<strong>in</strong>führung: Mitarbeitende des Theaters<br />
Kosten: 26,00 € (bei 15 Teilnehmenden)<br />
H<strong>in</strong>weis: Aufgrund <strong>der</strong> Gruppen–Kartenbestellung benötigen<br />
wir bei Interesse e<strong>in</strong>e Anmeldung bis zum<br />
29. Januar 2013.<br />
Bertolt Brecht<br />
<strong>Die</strong> Zauberflöte: „Sei standhaft, duldsam und verschwiegen!“<br />
Oper von Wolfgang Amadeus Mozart<br />
Tam<strong>in</strong>o hat sich <strong>in</strong>s Reich <strong>der</strong> König<strong>in</strong> <strong>der</strong> Nacht verirrt. Sie selbst<br />
beauftragt ihn, ihre Tochter Pam<strong>in</strong>a aus den Händen des grausamen<br />
Tyrannen Sarastro zu befreien. Tam<strong>in</strong>o macht sich mit dem<br />
Vogelfänger Papageno auf <strong>in</strong> Sarastros Reich. Das aber offenbart<br />
sich nicht als Schreckensort son<strong>der</strong>n als Ort e<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>schaft, die<br />
sich e<strong>in</strong>er aufgeklärten Weltordnung verschrieben hat. Sarastro<br />
schickt Tam<strong>in</strong>o auf e<strong>in</strong>en schweren Prüfungsweg. Nur so kann<br />
Tam<strong>in</strong>o Pam<strong>in</strong>a gew<strong>in</strong>nen und Mitglied <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>schaft werden.<br />
Da er nun dem E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> König<strong>in</strong> entzogen ist, kommt sie selbst,<br />
um Sarastro zu töten, ihm Tochter und Herrschaft zu entreißen.<br />
Schwere Stunden liegen vor Tam<strong>in</strong>o und Pam<strong>in</strong>a, ehe sie sich <strong>in</strong> die<br />
Arme schließen können; und vor Papageno, dem gar nichts an<br />
Weisheitsgew<strong>in</strong>n, sehr viel aber an e<strong>in</strong>em Mädchen gelegen wäre<br />
Im Kontext des Themas verweisen wir auf <strong>das</strong> Buch „<strong>Die</strong> Zauberflöte<br />
‐ Oper und Mysterium“ von Jan Assmann, <strong>der</strong> am 6. Februar<br />
2013 den Eröffnungsvortrag zu unserem Jahresthema halten wird.<br />
Jan Assmann hat sich <strong>in</strong> aller Tiefe mit <strong>der</strong> Zauberflöte ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>gesetzt<br />
und schreibt: „<strong>Die</strong> Zauberflöte ‐ Mozarts populärste<br />
Oper gibt auch die größten Rätsel auf. Wer ist gut, und wer ist<br />
böse? Mozarts Zeitgenossen fanden sich <strong>in</strong> dieser Welt zurecht,<br />
denn sie entdeckten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geschichte H<strong>in</strong>weise auf die Freimaurerei,<br />
auf ihre Vorstellungen vom alten Ägypten und auf die damit<br />
verbundene Mysterienkultur. Alles H<strong>in</strong>tergründe, die <strong>in</strong> den letzten<br />
beiden Jahrhun<strong>der</strong>ten <strong>in</strong> Vergessenheit geraten s<strong>in</strong>d. Jan Assmann<br />
br<strong>in</strong>gt sie uns wie<strong>der</strong> nahe und öffnet Augen und Ohren für e<strong>in</strong>e<br />
Oper, die wir längst zu kennen glaubten.“<br />
Leitung: Elke Bennetreu<br />
E<strong>in</strong>führung: Mitarbeitende des Theaters<br />
Kosten:<br />
H<strong>in</strong>weis:<br />
33,00 € (bei 15 Teilnehmenden)<br />
Aufgrund <strong>der</strong> Gruppen–Kartenbestellung benötigen<br />
wir bei Interesse e<strong>in</strong>e Anmeldung bis zum<br />
11. März 2013.<br />
Freitag<br />
17. Mai 2013<br />
19.00 ‐ 22.30 Uhr<br />
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