Die religiöse Spur in der Literatur: Dichter deuten das Dasein
Die religiöse Spur in der Literatur: Dichter deuten das Dasein
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Erwachsenenbildung im Kirchenkreis Jülich<br />
Reflektierte Wirklichkeit: Forum Kultur – <strong>Literatur</strong> im Gespräch<br />
Dennoch wird Merkel beiden Partnern gerecht, wenn sie des Odysseus<br />
Fernweh und se<strong>in</strong>e Kapriolen den Ersatzbefriedigungen<br />
Penelopes (vermehrter We<strong>in</strong>genuss, Essgier, H<strong>in</strong>gabe an nächtliche<br />
Wunschphantasien, e<strong>in</strong>gewebt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Teppich) gegenüberstellt.<br />
So ausgewogen wie die Schuldzuweisungen, so ausgependelt zwischen<br />
Lachen und We<strong>in</strong>en ist <strong>der</strong> gesamte Roman. Er erzählt eben<br />
von e<strong>in</strong>er „ganz gewöhnlichen Ehe“, von Egoismus und Zuwendung,<br />
Irrwegen und Verzweiflung, Kränkung und Vergebung, beson<strong>der</strong>s<br />
aber von Treue und Geduld.<br />
Referent<strong>in</strong>: Prof. Dr. Magda Motté<br />
Leben <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fremde: Christa Wolfs Roman Medea. Stimmen<br />
Seit Euripides hat <strong>der</strong> Medea‐Stoff um die <strong>in</strong> die Fremde versetzte,<br />
gedemütigte und schließlich ausgestoßene K<strong>in</strong>dsmör<strong>der</strong><strong>in</strong> viele<br />
künstlerische Bearbeitungen erfahren. Ob <strong>in</strong> <strong>der</strong> bildenden Kunst,<br />
<strong>der</strong> <strong>Literatur</strong> o<strong>der</strong> im Theater: Das Schicksal <strong>der</strong> „Barbar<strong>in</strong>“ Medea<br />
schockiert und fasz<strong>in</strong>iert zugleich.<br />
Im Jahre 1996 ersche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong> Medea‐Roman von Christa Wolf, <strong>der</strong><br />
sich von allen an<strong>der</strong>en Bearbeitungen unterscheidet: Medea tötet<br />
hier ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> nicht. Im Vor<strong>der</strong>grund steht die missverstandene<br />
Fremde, <strong>der</strong> im „zivilisierten“ Griechenland Intoleranz, Vorurteile<br />
und Hass entgegenschlagen. Christa Wolf stellt <strong>in</strong> ihrem Roman, <strong>der</strong><br />
aus unterschiedlichen Perspektiven, den „Stimmen“ erzählt wird,<br />
die Frage nach <strong>der</strong> Möglichkeit e<strong>in</strong>es friedlichen Zusammenlebens<br />
verschiedener Kulturen und Völker und dem respektvollen Umgang<br />
<strong>der</strong> Geschlechter mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>. <strong>Die</strong>sen Themen will sich <strong>der</strong> Vortrag<br />
vertieft widmen und schließlich klären, warum Medea, zum Äußersten<br />
getrieben, dennoch nicht zur K<strong>in</strong>dsmör<strong>der</strong><strong>in</strong> wird.<br />
Referent<strong>in</strong>: Miriam Albracht,<br />
<strong>Literatur</strong>wissenschaftler<strong>in</strong>, He<strong>in</strong>rich‐He<strong>in</strong>e‐Universität,<br />
Düsseldorf<br />
Sofja Tolstaja: E<strong>in</strong>e Frage <strong>der</strong> Schuld<br />
Mehr als 100 Jahre nach <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schrift, 15 Jahre nach <strong>der</strong> ersten<br />
Publikation <strong>in</strong> Russland, hat <strong>der</strong> Manesse Verlag 2008 e<strong>in</strong>e Kostbarkeit<br />
russischer Frauenliteratur herausgebracht, die e<strong>in</strong> bewegendes<br />
Leseerlebnis beschert: „E<strong>in</strong>e Frage <strong>der</strong> Schuld“ von Sofja Tolstaja,<br />
<strong>der</strong> Ehefrau des russischen <strong>Dichter</strong>s.<br />
Abgesehen von <strong>der</strong> berührenden Geschichte e<strong>in</strong>er jungen Frau <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er tragisch scheiternden Ehe <strong>in</strong> höchst poetischer Sprache verdient<br />
<strong>das</strong> Werk noch aus weiteren Gründen Beachtung, als<br />
• Zeugnis e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> ersten, lange tot geschwiegenen russischen<br />
<strong>Dichter</strong><strong>in</strong>,<br />
• Gegenmodell zu Lew Tolstojs „Kreuzersonate“,<br />
• Beitrag zum Verständnis von Russlands be<strong>deuten</strong>dem <strong>Dichter</strong><br />
und se<strong>in</strong>er Frauengestalten,<br />
• fe<strong>in</strong>s<strong>in</strong>nige psychologische Betrachtung <strong>der</strong> verschiedenen<br />
Auffassungen von Ehe und Liebe seitens <strong>der</strong> Frau und seitens<br />
des Mannes.<br />
Freitag<br />
15. März 2013<br />
17.00 ‐ 20.15 Uhr<br />
Christa Wolf<br />
Freitag<br />
12. April 2013<br />
17.00 ‐ 20.15 Uhr<br />
Sofja Tolstaja<br />
E<strong>in</strong>e Frage <strong>der</strong> Schuld<br />
Lew Tolstoj und<br />
Sofja Tolstaja<br />
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