24.03.2014 Aufrufe

zum Download - Kommunalnet

zum Download - Kommunalnet

zum Download - Kommunalnet

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Integration:<br />

Wichtiges Zukunftsthema für Gemeinden<br />

Zuwanderung ist kein ausschließliches<br />

Thema der<br />

Städte mehr. 40 Prozent<br />

aller Zuwanderer zieht es<br />

mittlerweile in die ländlichen<br />

Regionen. Im Rahmen<br />

einer Tagung an der<br />

FH Kärnten wurde diese<br />

Entwicklung thematisiert<br />

und praktische Handlungsanleitungen<br />

gegeben.<br />

Städte sind als Hauptzuwanderungsräume<br />

bereits seit<br />

langem im Fokus der öffentlichen<br />

Stellen und NGOs. Egal<br />

ob Binnen- oder Außenwanderung,<br />

Zu- und Wegzüge<br />

finden auch in den ländlichen<br />

Gemeinden statt. 60 Prozent<br />

der Zuwanderer finden aufgrund<br />

unterschiedlicher Faktoren<br />

in den Städten ihre neue<br />

Heimat - für 40 Prozent sind<br />

jedoch ländliche Gemeinden<br />

das Wohnziel. Immer öfter<br />

wird "Integration" auch in<br />

ländlichen Gemeinden Thema<br />

- passende Handlungsanleitungen<br />

fehlten jedoch<br />

bisher. Im Rahmen einer Tagung<br />

der FH Kärnten am 21.<br />

Februar 2013 in Villach wurde<br />

die "Integration im ländlichen<br />

Raum" ins Zentrum gestellt.<br />

Nicht nur namhafte Experten<br />

hatten die Möglichkeit, zu<br />

diesem Thema zu sprechen,<br />

sondern auch die Politik ließ<br />

es sich nicht nehmen, das geballte<br />

Wissen zu nutzen. Zahlreiche<br />

Vertreter der Länder<br />

besuchten die Fachtagung.<br />

Praxishandbuch als wichtige<br />

Handlungsanleitung<br />

Für Staatssekretär Sebastian<br />

Kurz, einen der Hauptredner,<br />

war das persönliche Erscheinen<br />

an diesem Tag ein besonderes<br />

Anliegen: "Die Gemeinden<br />

sind in vielen Fällen<br />

der erste Kontaktpunkt und<br />

die erste Anlaufstelle. Jene<br />

Personen in den Gemeinden,<br />

die täglich mit Fragen der Integration<br />

und der Zuwanderung<br />

konfrontiert sind, müssen<br />

daher bei der Erfüllung<br />

ihrer Aufgabe entsprechend<br />

unterstützt werden." Der Fokus<br />

seiner Arbeit liegt auf drei<br />

Säulen: Dem möglichst raschen<br />

Spracherwerb, der Einbindung<br />

in die Gesellschaft<br />

unter der Prämisse "Einsatz<br />

bringen" und dem gegenseitigen<br />

Respekt.<br />

Gemeinden als<br />

Hauptverantwortungsträger<br />

für Integration<br />

"Sprechen wir von Flüchtlingen<br />

und Asylanten, dann<br />

führen wir eine negative Diskussion.<br />

Sehen wir die Zuwanderer<br />

jedoch als wichtige,<br />

und für unsere Wirtschaft<br />

notwendige Arbeitskräfte,<br />

dann führen wir eine positive<br />

Zuwanderungsdiskussion.<br />

Egal ob Stadt oder Land, die<br />

Gemeinden sind Hauptverantwortungsträger<br />

für Integration",<br />

zeigte sich Kurz über<br />

das Erscheinen des ersten<br />

Praxis-handbuchs für Gemeinden<br />

erfreut. Aufbauend<br />

auf dieser Notwendigkeit und<br />

den Vorschlägen des Expertenrates<br />

für Integration wurde<br />

nun erstmalig gemeinsam mit<br />

der Fachhochschule Kärnten<br />

ein Praxishandbuch zur Integrationskompetenz<br />

auf kommunaler<br />

Ebene ausgearbeitet.<br />

Maßnahmen setzen,<br />

bevor Probleme entstehen<br />

Die Gemeinden als "Umsetzer"<br />

der von den darüber<br />

liegenden Ebenen aufgestellten<br />

Gesetze und Rahmenbedingungen<br />

werden in der<br />

Forschung ins Zentrum gerückt,<br />

berichtete die Autorin<br />

des Praxishandbuchs Marika<br />

Gruber: "Nur in der Gemeinde<br />

kann Heimatgefühl oder<br />

das "Aufgenommensein" entstehen.<br />

Das liegt in besonderem<br />

Maß an den Partizipationsmöglichkeiten,<br />

die es<br />

in der Gemeinde unmittelbar<br />

gibt. Der Weg zur Integration<br />

wird jedoch durch zahlreiche<br />

Gründe erschwert. Deshalb<br />

ist die Förderung der Integrationskompetenz<br />

in den Gemeinden<br />

besonders wichtig."<br />

Idealerweise beginnt man<br />

nicht erst, sich mit diesem<br />

Thema auseinanderzusetzen,<br />

wenn die Probleme bereits da<br />

sind. Eine frühe Auseinandersetzung<br />

mit dem Thema kann viele<br />

Missverständnisse von Beginn<br />

an aus dem Weg räumen.<br />

Wie gehen wir<br />

mit Vielfalt um?<br />

Eine wesentliche Rolle bei allen<br />

Integrationsleitbildern, die<br />

in Österreich derzeit erstellt<br />

werden, spielt Kenan Güngör<br />

vom Expertenrat für Integration:<br />

"Bei dieser Diskussion<br />

steht im Grunde die Frage im<br />

Zentrum: Wie gehen wir mit<br />

Vielfalt um? Integration bedeutet<br />

eben nicht die Reproduktion<br />

von Selbstähnlichkeit,<br />

sondern eben Unterschiede<br />

akzeptieren zu lernen." Die<br />

größten Unterschiede in der<br />

Integrationsdebatte zwischen<br />

Stadt und Land bestehen zwischen<br />

Individualisierung auf<br />

der einen Seite und "Community"<br />

auf der anderen. Die<br />

Individualisierung führt dazu,<br />

dass in der Stadt eine geringere<br />

soziale Kontrolle, sowie<br />

ein höherer Toleranzgrad<br />

herrschen. Die Anonymität ist<br />

stärker. Umgekehrt sind Vereine<br />

in ländlichen Gemeinden<br />

eines der effizientesten Mittel,<br />

um neu Zugezogene schnell<br />

zu integrieren. Allerdings<br />

hängt der Erfolg oft vom Bürgermeister<br />

als zentralen Integrationsakteur<br />

ab. Regionale<br />

Integrationsstrategien wurden<br />

bisher in Tirol, Salzburg und<br />

Niederösterreich entwickelt.<br />

Güngör arbeitet derzeit auch<br />

mit der Stadt Villach an einem<br />

eigenen Integrationsleitbild.<br />

Potenzial von<br />

Frauen besser nutzen<br />

Dass die Strukturen in<br />

Deutschland und Österreich<br />

ähnlich sind, zeigte der Vortrag<br />

von Gudrun Kirchhoff<br />

von der deutschen Schader-<br />

Stiftung. Verschärft wird das<br />

Problem in Deutschland<br />

noch durch den teilweise extremen<br />

Fachkräftemangel.<br />

Vor allem das Potenzial von<br />

Frauen müsse vermehrt genutzt<br />

werden, meint die Expertin.<br />

Dabei helfen schon<br />

einfache Maßnahmen, wie<br />

Fahrradkurse, um Frauen<br />

eine erweiterte Mobilität zugänglich<br />

zu machen. Auch<br />

im steigenden Wohnungseigentum<br />

sieht Kirchhoff einen<br />

eindeutigen Trend: "Die Leute<br />

wollen da bleiben." Um die<br />

Zuwanderung gezielt zu lenken<br />

und neuen Einwohnern<br />

eine schnelle Integration zu<br />

ermöglichen müsste auch die<br />

lokale Wirtschaft stärker eingebunden<br />

werden.<br />

Welchen Einfluss<br />

hat die Raumordnung?<br />

Auch die Raumordnung ist<br />

bereits auf die Zuwanderung<br />

im ländlichen Bereich aufmerksam<br />

geworden. In vier<br />

Gemeinden wird derzeit untersucht,<br />

welchen Einfluss<br />

Raumordnungskonzepte auf<br />

das Zusammenleben unterschiedlicher<br />

Bevölkerungsgruppen<br />

haben. "Wichtig ist<br />

auch, dass man auf die unterschiedlichen<br />

Bedürfnisse<br />

der verschiedenen Kulturen<br />

auch in der Gestaltung Rücksicht<br />

nimmt. Dabei kann man<br />

beispielsweise den eher<br />

zurückgezogenen Österreicher,<br />

der sogar seinen Garten<br />

umzäunt, nicht mit einem<br />

Italiener vergleichen, dessen<br />

Leben sich zu einem großen<br />

Teil auch in öffentlichen Räumen<br />

abspielt", meint etwa<br />

Alexandra Deimel vom Bundeskanzleramt.<br />

Praxishandbuch: Integration im ländlichen Raum<br />

Autorin: Mag. (FH) Marika Gruber, Seitenanzahl: 196 Seiten,<br />

kartoniert, ISBN: 978-3-7065-5233-2, Verlag: Studienverlag,<br />

Erscheinungsjahr: 2013, Preis: 28,90 Euro<br />

Das Praxishandbuch bietet den Gemeinden das passende Handwerkszeug,<br />

das beim Auf- und Ausbau der eigenen Integrationsarbeit<br />

helfen soll. Mittels zahlreicher Beispiele und praktischer Anleitungen ist<br />

dieses Buch allen Gemeinden ein guter Begleiter in diesem Themenfeld.<br />

18 Die Salzburger Gemeinde 1 | 13

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!