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SALZBURG<br />
In guter Gesellschaft altern<br />
Die demografische Entwicklung<br />
ist allgemein bekannt:<br />
(Nicht nur) Salzburg vergreist.<br />
Welchen Herausforderungen<br />
muss sich unsere<br />
Gesellschaft deshalb schon<br />
jetzt und künftig stellen?<br />
Die Gemeindeentwicklung<br />
Salzburg sucht und findet<br />
Antworten.<br />
„Noch steht den Salzburger<br />
Gemeinden das Wasser, was<br />
die Altenversorgung mit ihren<br />
kommunalen und sozialen<br />
Aufgaben angeht, nicht bis<br />
<strong>zum</strong> Hals, sondern nur bis zu<br />
den Knien“, ist die Soziologin<br />
Dr. Rosemarie Fuchshofer<br />
überzeugt. Das engmaschige<br />
Netz aus familiärer und nachbarschaftlicher<br />
freiwilliger Hilfe<br />
koste nichts und funktioniere<br />
vielerorts reibungslos. Doch<br />
dieses Modell hat ein Ablaufdatum.<br />
Durch die Veränderung<br />
der Familien-, Erwerbsund<br />
Altersstruktur, durch die<br />
Abwanderung verteilen sich<br />
die Lasten auf immer weniger<br />
Schultern. In absehbarer Zukunft<br />
stehen kaum noch Angehörige<br />
zur Verfügung, die den<br />
betagten Partner, den Vater,<br />
die Mutter pflegen. Die Kinder<br />
werden weniger, die Scheidungsrate<br />
steigt. Lebenslange<br />
familiäre Bindungen, verlässliche<br />
Partnerschaften, die die<br />
Belastungen des Alters zu tragen<br />
imstande sind, werden die<br />
Ausnahme sein. Die „öffentliche<br />
Hand“ wird vermehrt <strong>zum</strong><br />
Handkuss kommen. Das trifft<br />
vor allem die Gemeinden. Mit<br />
dem Projekt „Altern in guter<br />
Gesellschaft“ der Gemeindeentwicklung<br />
Salzburg werden<br />
die Gemeinden dabei unterstützt<br />
und beraten.<br />
Lamprechtshausen zeigt,<br />
wie’s gehen kann<br />
Auch die Gemeinde Lamprechtshausen<br />
kennt dieses<br />
Problem und reagiert darauf:<br />
Vor kurzem wurde der Verein<br />
Sozialer Hilfsdienst Lamprechtshausen<br />
(SHL) gegründet.<br />
Dieser Verein wird der<br />
Gemeinde unterstehen und<br />
sich durch Mitgliedsbeiträge<br />
sowie Gemeindesubventionen<br />
finanzieren. Für 2013 hat die<br />
Gemeinde bereits 10.000<br />
Euro budgetiert.<br />
Die wichtigsten Aufgaben des<br />
Vereines und der Sozialbeauftragten<br />
der Gemeinde werden<br />
Hilfestellungen im psychosozialen,<br />
gesundheitlichen und<br />
im Haushaltsbereich sein.<br />
Dazu zählen beispielsweise<br />
die Unterstützung bei Ansuchen<br />
und Behördengängen,<br />
die Förderung und Anregung<br />
von Kontakten mit Anderen,<br />
die Begleitung <strong>zum</strong> Arzt, bei<br />
Besorgungen, die Zusammenarbeit<br />
und Koordination<br />
von Hilfen (Angehörige, Nachbarn,<br />
soziale Dienste usw.),<br />
die Begleitung und Unterstützung<br />
von Angehörigen sowie<br />
die Beratung in sozialen Problemlagen.<br />
Hilfestellungen im<br />
hauswirtschaftlichen Bereich,<br />
wie der Unterstützung bei der<br />
Haushaltsführung (Einkaufen,<br />
Wohnungsreinigung, Wäsche<br />
etc.), kommt ebenfalls eine<br />
große Bedeutung zu. „Bei uns<br />
haben immer wieder Leute<br />
angefragt, wieso wir etwa kein<br />
Essen auf Rädern anbieten“,<br />
sagt Walburga Gwechenberger,<br />
Sozialbeauftragte der<br />
Gemeinde Lamprechtshausen.<br />
Daraus und aus dem Gemeindeprojekt<br />
„Altern in guter<br />
Gesellschaft“ sei die Idee für<br />
einen Sozialen Hilfsdienst im<br />
Ort entstanden. Das Vorbild ist<br />
Seeham. Dort wurde der Soziale<br />
Hilfsdienst bereits 1991 ins<br />
Leben gerufen. 30 Helferinnen<br />
und Helfer, die meisten von ihnen<br />
selbst in Pension, leisten<br />
mehr als 5000 ehrenamtliche<br />
Arbeitsstunden pro Jahr. 2012<br />
wurden 67 Menschen betreut.<br />
Aktueller Schwerpunkt:<br />
Barrierefreie Gemeinde<br />
In der Gemeinde Lamprechtshausen<br />
steht heuer der<br />
Schwerpunkt „Barrierefreie<br />
Gemeinde“ im Mittelpunkt<br />
zahlreicher Veranstaltungen<br />
und Angebote. „Wir wollen in<br />
diesem Jahr sichtbare und<br />
unsichtbare Barrieren in unserer<br />
Gemeinde aufzeigen,<br />
die Menschen sensibilisieren<br />
und in der Folge für mehr<br />
Barrierefreiheit sorgen“, bringt<br />
Bgm. Hans Griessner das Anliegen<br />
auf den Punkt. Barrierefreiheit<br />
bringt nämlich nicht<br />
nur für Menschen mit Behinderungen,<br />
sondern für die gesamte<br />
Bevölkerung Vorteile.<br />
Die zu enge Tür, die zu<br />
hohe Gehsteigkante, der<br />
Fußgängerübergang ohne<br />
tastbare Markierung oder<br />
akustisches Signal, das mangelnde<br />
Bewusstsein innerhalb<br />
der Gemeinde: Die Teilnahme<br />
am gesellschaftlichen Leben<br />
wird durch fehlende Rampen,<br />
Stufen, zu enge Türen, … erschwert<br />
oder blockiert. Wenigen<br />
Politikern ist bewusst, dass<br />
Barrieren in ihren Gemeinden<br />
die frühzeitige Einweisung von<br />
Menschen in Heime bedeutet.<br />
Mit der Bewusstseinsbildung<br />
kann deshalb nicht früh genug<br />
begonnen werden. So werden<br />
beispielsweise auch die Hauptschülerinnen<br />
und -schüler im<br />
Terminaviso<br />
Im Rahmen des Schwerpunktes „Barrierefreie<br />
Gemeinde“ hat der erste Teil des Projektes<br />
„Aus anderer Sicht I“ bereits stattgefunden.<br />
Die Schülerinnen und Schüler der<br />
Musikhauptschule Lamprechtshausen haben<br />
dabei unter anderen hautnah erfahren, was es<br />
heißt, im Rollstuhl auf eine Barriere zu treffen<br />
oder wie es sich anfühlt, nichts zu sehen.<br />
Bilder: Soziale Initiative Salzburg<br />
Rahmen des Projektes „Aus<br />
anderer Sicht I und II“ für diese<br />
Thematik sensibilisiert: Sie erfahren<br />
im Rolliparcours und im<br />
Blindenzelt Barrieren, lernen<br />
altersbedingte Beeinträchtigungen<br />
kennen und kommen<br />
mit Gehörlosen in Dialog. Eine<br />
gemeinsame Begehung der<br />
Gemeinde, Selbsterfahrungsmöglichkeiten,<br />
Psychisches<br />
Wohlbefinden, ein Ausflug<br />
ins barrierefreie Weidmoos,<br />
Aspekte einer barrierefreien<br />
Gemeinde, Mobil unterwegs,<br />
Kriminalprävention uvm.: Die<br />
Themen und Angebote des<br />
Jahresschwerpunktes sind<br />
zahlreich und vielfältig. Und<br />
die Gemeinde geht mit gutem<br />
Beispiel voran: 2013 wird mit<br />
den Arbeiten <strong>zum</strong> barrierefrei<br />
erreichbaren Gemeindeamt<br />
begonnen.<br />
Tagung: Das Geld im Dorf lassen II<br />
Regionale Lebensmittelversorgung und deren Finanzierung<br />
Freitag, 12. April 2013<br />
Salzburg, Bildungszentrum Borromäum<br />
Haben Sie schon mal probiert, sich einen Monat lang nur<br />
von dem zu ernähren, was vor Ort angebaut, wächst, geerntet<br />
und verkauft wird? Fahr nicht fort, kauf im Ort: So<br />
einfach der Spruch klingt, es wird immer schwieriger ihn umzusetzen.<br />
„Regionale Versorgung“ ist mittlerweile aufgrund<br />
der zunehmenden Lebensmittel- und Energieknappheit, des<br />
jüngsten Fleischskandals, aber auch aufgrund der „Finanzierungsklemme“<br />
hochaktuell. Im Zuge der Diskussionen<br />
über Peak Oil und Klimawandel lancieren Landwirtschaft<br />
und Ernährung wieder zu existentiellen Themen. 2013 beschäftigt<br />
sich die Gemeindeentwicklung Salzburg mit genau<br />
dieser regionalen Lebensmittelversorgung.<br />
Weitere Infos: www.gemeindeentwicklung.at<br />
8 Die Salzburger Gemeinde 1 | 13