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Studie »Generation Praktikum 2011 - Hans-Böckler-Stiftung

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zwischen den Fächergruppen. So sprechen die Autoren bei den<br />

Sprach-, Kultur- und Sozialwissenschaften von einem »großen und<br />

hartnäckigen ›Rest‹ von problematischen Beschäftigungsverhältnissen«<br />

(IHF 2009, S. 54).<br />

a Rein quantitativ gesehen, ist ein <strong>Praktikum</strong> nach <strong>Studie</strong>nabschluss<br />

gemäß der bislang vorliegenden <strong>Studie</strong>n also nicht der Regelfall,<br />

aber auch nicht die Ausnahme. Die auf empirischen Erhebungen<br />

basierende Schätzung ihrer aktuellen Häufigkeit schwankt zwischen<br />

vier Prozent (Absolventenstudie des INCHER Kassel: Schomburg,<br />

2009, allerdings mit einer eher »verdeckten« Frage nach<br />

Praktika), rund 15-20 Prozent (HIS 2007, INIFES 2008, IHF 2009)<br />

und über einem Drittel (GP 2007, allerdings mit einer sehr »offensichtlichen«<br />

Thematisierung der Praktika). Die ermittelten Häufigkeiten<br />

variieren unter anderem in Abhängigkeit von der befragten<br />

Zielgruppe, der Erhebungsmethodik, dem Erhebungszeitpunkt und<br />

auch der konkreten Definition, welche Beschäftigungsformen<br />

unter dem Begriff »<strong>Praktikum</strong> nach <strong>Studie</strong>nabschluss« gefasst werden.<br />

Ebenfalls zeigt sich, dass die Spannweite der Häufigkeit dieser<br />

Praktika im engeren Sinne zwischen <strong>Studie</strong>nrichtungen dramatische<br />

Ausmaße annimmt: Fächer wie Elektrotechnik, Pharmazie<br />

und Lehramt bei rund fünf Prozent, auf der anderen Seite Architektur,<br />

Psychologie, Sprach- und Kulturwissenschaften bei 20 und<br />

mehr Prozent, bis zu über einem Drittel bei den Magisterstudiengängen.<br />

Nicht berücksichtigt sind bei den Aussagen zu »echten«<br />

Praktika nach <strong>Studie</strong>nabschluss andere praktikumsähnliche Beschäftigungsverhältnisse<br />

wie Hospitationen, Volontariate, Referendariate,<br />

Internships oder Traineephasen, welche in einigen<br />

<strong>Studie</strong>nrichtungen Teil des regulären Berufseinstiegs sind und von<br />

der Art der Beschäftigung einige Parallelen zu Praktika aufweisen:<br />

Befristet, vom Status her »nicht vollwertig«, von der Intention her<br />

dem Lernen dienlich. Die INIFES-<strong>Studie</strong> (2008) kommt zu dem<br />

Schluss, dass nur rund 30 Prozent der Absolventinnen und Absolventen<br />

mit Hochschulabschluss den Einstieg in ein »Normalarbeitsverhältnis«<br />

erleben – mehr als zwei Drittel berichten hingegen<br />

von einer oder mehreren Phasen »atypischer« Arbeitsverhältnisse,<br />

darunter 24 Prozent von Praktika und praktikumsähnlichen<br />

Beschäftigungsverhältnissen nach dem <strong>Studie</strong>nabschluss. Praktika<br />

nach <strong>Studie</strong>nabschluss sind damit eine einzelne Facette eines vielfältigen<br />

Phänomens, welches keineswegs nur eine Minderheit der<br />

Absolventinnen und Absolventen betrifft.<br />

a Zu den objektiven Merkmalen »echter« Praktika nach <strong>Studie</strong>nabschluss<br />

(d. h. im engeren Sinne der Definition, ohne Volontariate<br />

etc.) liegen einige Daten vor: Von denjenigen, die nach <strong>Studie</strong>nabschluss<br />

Praktika absolvieren, nimmt rund ein Drittel mehr als ein<br />

<strong>Praktikum</strong> auf (INIFES 2008, S. 23; GP 2007, S. 11; HIS 2007, S. 4:<br />

»nur« ein Fünftel, vgl. allerdings den biografisch frühen Befragungszeitpunkt).<br />

Ungefähr die Hälfte der Praktika dauert bis zu<br />

drei Monaten, rund zwei Drittel sind bis zu sechs Monaten Dauer<br />

ausgelegt. Über ein Drittel der Praktika ist unvergütet (HIS 2007:<br />

34 Prozent, GP 2007: 52 Prozent). Alle vorliegenden <strong>Studie</strong>n berichten<br />

übereinstimmend, dass der Anteil jener, die ein <strong>Praktikum</strong><br />

aufnehmen, unter den weiblicher Absolventinnen deutlich höher<br />

liegt als bei ihren männlichen Kommilitonen, wobei derzeit noch<br />

keine Erkenntnisse vorliegen, ob dies ein unmittelbarer Effekt des<br />

Geschlechts ist oder aber ob sich der relative Nachteil der weiblichen<br />

Praktikantinnen indirekt durch die ungleich verteilten Fächerwahlen<br />

ergibt. Der so genannte »Klebeeffekt«, also die Übernahme<br />

nach Abschluss des <strong>Praktikum</strong>s, macht nach den Ergebnissen<br />

der INIFES-<strong>Studie</strong> (2008, S. 33) rund 20 Prozent aus. Laut<br />

»Generation <strong>Praktikum</strong> 2007« (GP 2007, S. 19) hoffen 35 Prozent<br />

der Praktikantinnen und Praktikanten auf eine Übernahme, 16<br />

Prozent wird diese Möglichkeit in Aussicht gestellt, und bei 23<br />

Prozent folgt tatsächlich eine spätere Übernahme.<br />

a Die qualitative Seite von Praktika nach <strong>Studie</strong>nabschluss spielte in<br />

den bisherigen Erhebungen eine eher untergeordnete Rolle. Der<br />

Fokus bisheriger Untersuchungen liegt auf dem quantitativen<br />

Ausmaß und objektiven Merkmalen. Die Fragen, welche motivationalen<br />

Faktoren zur Aufnahme eines <strong>Praktikum</strong>s nach <strong>Studie</strong>nabschluss<br />

führen, ob die Erwartungen und Hoffnungen der Prak -<br />

tikantinnen und Praktikanten erfüllt wurden und wie sie <strong>Praktikum</strong>sverlauf<br />

und -ergebnissse bewerten, wurden bislang nur auf<br />

einer stark zusammenfassenden Ebene betrachtet. So berichtet die<br />

HIS-<strong>Studie</strong> (2007) hinsichtlich der Aufnahmemotivation, dass das<br />

Sammeln von Erfahrungen (»rund drei Viertel«), der erhoffte Einstieg<br />

in eine Beschäftigung (»gut die Hälfte«), der Wunsch nach<br />

einer speziellen Qualifizierung (44 Prozent), das Fehlen einer<br />

Arbeitsstelle (34 Prozent) sowie die Hoffnung auf eine anschließende<br />

Übernahme (19 Prozent) die ausschlaggebenden Gründe<br />

gewesen seien. Hinsichtlich der subjektiven, qualitativen Bewertung<br />

des <strong>Praktikum</strong>sablaufs liegen aus den bisherigen <strong>Studie</strong>n<br />

ebenfalls einige zusammenfassende Ergebnisse vor: Rund die<br />

Hälfte berichtet über Mängel in der Betreuung (HIS 2007, S. 5,<br />

Generation <strong>Praktikum</strong> <strong>2011</strong> 13

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