Studie »Generation Praktikum 2011 - Hans-Böckler-Stiftung
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»<strong>Praktikum</strong>splan«), jeweils rund zwei Drittel schätzen die Arbeitsaufgaben<br />
ebenso wie den Lerngehalt des <strong>Praktikum</strong>s positiv ein.<br />
Ausgenutzt fühlt sich nach den Ergebnissen der HIS-<strong>Studie</strong> (2007,<br />
S. 6) rund ein Fünftel derjenigen, die über ein <strong>Praktikum</strong> berichten;<br />
die INIFES-<strong>Studie</strong> (2008, S. 30) führt hier über ein Drittel an,<br />
wobei diese Frage nur bei denjenigen gestellt wurde, die eine<br />
Vergütung für ihr <strong>Praktikum</strong> erhielten.<br />
Eine große Bandbreite an Einflussfaktoren<br />
Die bislang vorliegenden Befunde deuten an, dass es eine sehr große<br />
quantitative wie auch qualitative Spannweite der Praktika nach <strong>Studie</strong>nabschluss<br />
gibt, und dass viele unterschiedliche Dimensionen bei der<br />
Frage zusammenwirken, ob ein solches <strong>Praktikum</strong> aus Sicht der Prak -<br />
tikantinnen und Praktikanten fair oder unfair, hilfreich oder unnütz,<br />
erfolgreich oder erfolglos verläuft. Ebenso scheint seitens der praktikumsgebenden<br />
Organisationen, Unternehmen und Institutionen ebenfalls<br />
eine Bandbreite zu bestehen, zwischen der aufrichtigen Absicht,<br />
für einen vorübergehenden Zeitraum Einblicke in das betreffende Arbeitsgebiet<br />
zu geben und der Vorstellung, qualifizierte Absolventinnen<br />
und Absolventen durch <strong>Praktikum</strong>sangebote anzulocken, ihre Arbeitskraft<br />
und Kreativität zu nutzen, ohne jedoch entsprechende Gegenleistungen<br />
in Form von Vergütung, Lerngewinnen oder weiterführenden<br />
Perspektiven zu bieten. Durch die zwischenzeitliche Finanz- und Wirtschaftskrise<br />
und den in ihrer Folge potenziell erschwerten direkten Berufseinstiegen<br />
von Absolventinnen und Absolventen liegt der Gedanke<br />
nahe, dass <strong>Praktikum</strong>sgeber diese Situation ausnutzen könnten, um<br />
vermehrt Praktikantinnen und Praktikanten einzusetzen, statt reguläre<br />
(ggf. befristete) Beschäftigungsangebote zu machen.<br />
Andererseits sind hierzu auch Gegenbewegungen erkennbar, die<br />
einem solchen – mutmaßlichen oder realen – Trend direkt oder indirekt<br />
entgegenwirken. Beispielsweise wurde die Initiative »Fair Company«<br />
ins Leben gerufen, bei der sich Anbieter von Praktika, vorrangig<br />
Unternehmen, auf freiwilliger Basis und bislang ohne systematische<br />
Überprüfung dazu verpflichten, Grundsätze wie eine lerngerechte Planung<br />
von Praktika und eine Mindestvergütung einzuhalten. Die Umstellung<br />
von <strong>Studie</strong>nprogrammen auf die Struktur von Bachelor und<br />
Master im Rahmen des Bologna-Prozesses soll die Berufsfähigkeit<br />
(»Employability«) von Absolventinnen und Absolventen stärker in den<br />
Vordergrund rücken, sodass praxisrelevante und beruflich orientierende<br />
Kompetenzen mehr als bislang bereits während des Studiums<br />
vermittelt werden (sollen). Falls dieses Vorhaben gelingt, könnten solche<br />
Praktika nach <strong>Studie</strong>nabschluss, die vor allem mit dem Motiv aufgenommen<br />
werden, sich beruflich zu orientieren oder praxisrelevante<br />
Kompetenzen zu erwerben, langfristig an Bedeutung einbüßen – eben<br />
weil diese Kompetenzen und Erfahrungen bereits im Laufe des Studiums<br />
erworben werden konnten. Schließlich, als drittes Beispiel, hat<br />
das Europäische Parlament im Jahre 2010 eine Resolution verabschiedet,<br />
in der die Mitgliedsländer aufgefordert werden, allgemeine Mindeststandards<br />
für Praktika festzulegen. Diese umfassen eine Mindestvergütung,<br />
die Begrenzung der Dauer sowie die Aufforderung, dass<br />
Praktika keine realen Arbeitsplätze ersetzen dürfen. Wie praktikabel<br />
diese Forderungen sind und ob sie ihren Zweck – die Ermöglichung<br />
»guter« Praktika und die Verhinderung »schlechter« Praktika – erfüllen<br />
und auch aus Sicht der »Betroffenen« geeignete Mittel darstellen,<br />
wurde bislang allerdings nicht im Detail untersucht.<br />
Somit besteht nach wie vor ein Bedarf an belastbaren Informationen,<br />
welche die Situation von Praktikantinnen und Praktikanten mit<br />
<strong>Studie</strong>nabschluss näher beleuchten und vor allem Einblicke in die<br />
qualitative Seite solcher Praktika ermöglichen.<br />
Ziele der vorliegenden <strong>Studie</strong>: Qualitative Erweiterung,<br />
Vertiefung und Fortschreibung des Wissensstandes<br />
Die vorliegende <strong>Studie</strong> »Generation <strong>Praktikum</strong> <strong>2011</strong>« knüpft methodisch<br />
an die Befragung des Abschlussjahrgangs 2002/03 im Rahmen<br />
der <strong>Studie</strong> »Generation <strong>Praktikum</strong> 2007« an. Anhand einer erweiterten<br />
Stichprobe werden Praktika, Volontariate und Hospitationen nach<br />
<strong>Studie</strong>nabschluss des Abschlussjahrgangs 2006/07 untersucht und<br />
etwaige absehbare Veränderungstrends beleuchtet. Im Vordergrund<br />
der Analyse stehen die qualitativen Aspekte, die in den bislang vor -<br />
liegenden <strong>Studie</strong>n nur am Rande beleuchtet wurden:<br />
a Aus welchen Gründen werden Praktika nach <strong>Studie</strong>nabschluss<br />
aufgenommen?<br />
a Wie lassen sich Praktika in Form einer Typisierung beschreiben?<br />
a Welche Rolle spielt der »Klebeeffekt«, d. h. die Hoffnung auf bzw.<br />
die tatsächliche Übernahme im Anschluss an das <strong>Praktikum</strong>?<br />
a Welche Unterschiede hinsichtlich Geschlecht, Fachgruppe, Region,<br />
Branche zeigen sich?<br />
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