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nhalt - Alpenforschungsinstitut

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Auch wenn alle Klimamodelle und Szenarien<br />

immer noch mit großen Unsicherheiten behaftet<br />

sind, so sind die Grundtendenzen für den bayerischen<br />

Alpenraum doch klar: Zum einen nehmen<br />

die Temperaturen zu, und zwar im Winter stärker<br />

als im Sommer. Zum anderen werden die<br />

Sommer trockener und die Winter niederschlagsreicher<br />

– letzteres allerdings bei steigender<br />

Schneefallgrenze.<br />

In Folge der veränderten Temperatur- und Niederschlagsverhältnisse<br />

ist davon auszugehen,<br />

dass Extremereignisse wie Starkregen, Hochwasser<br />

und Stürme an Häufigkeit und Intensität<br />

zunehmen werden. Die fichtendominierten<br />

Bergwälder könnten durch die veränderten<br />

Wuchsbedingungen erheblich an Stabilität einbüßen;<br />

außerdem steigt die Waldbrandgefahr.<br />

Insgesamt wird sich damit das Schadenspotenzial<br />

in den Berggebieten und Flusstälern langfristig<br />

deutlich erhöhen. Zudem könnten die räumlichen<br />

Entwicklungsmöglichkeiten der Gemeinden<br />

weiter eingeschränkt werden, wenn bisher nicht<br />

betroffene Bereiche gefährdet und in der Folge<br />

neue Nutzungsrestriktionen erlassen werden.<br />

Neben diesen Aspekten wird der Klimawandel<br />

mittel- und langfristig sicherlich auch Auswirkungen<br />

auf die Bereiche Tourismus, Land- und<br />

Forstwirtschaft haben. Grundsätzlich sollte dabei<br />

aber nicht übersehen werden, dass die klimatischen<br />

Veränderungen nicht ausschließlich negative<br />

Effekte mit sich bringen werden – es sind<br />

durchaus auch positive Entwicklungen absehbar,<br />

z.B. eine längere Sommersaison und Wettbewerbsvorteile<br />

der nordalpinen Gebiete gegenüber<br />

den Destinationen in Südeuropa, wo die<br />

Sommer immer heißer werden.<br />

Da die Debatte über den Klimawandel und seine<br />

Folgen die Öffentlichkeit erst in den letzten<br />

Jahren erreicht hat und die Klima(folgen)forschung<br />

in vielerlei Hinsicht noch<br />

am Anfang steht, wurden bisher kaum spezifische<br />

Anpassungsmaßnahmen getroffen. Für die<br />

Zukunft ist es daher zunächst erforderlich, sich<br />

im Rahmen einer sachlichen Diskussion mit dem<br />

Thema Klimawandel und seinen potenziellen<br />

Folgen im Landkreis auseinanderzusetzen und<br />

geeignete Handlungsoptionen aufzuzeigen.<br />

Schwerpunkte sollten dabei die Themen Naturgefahren,<br />

Forstwirtschaft und Tourismus bilden.<br />

Im Bereich des Tourismus gilt es, sowohl die<br />

Veränderungen in den schneefreien Monaten<br />

April bis November, aber auch schneeunabhängige<br />

Optionen in den Wintermonaten im Kontext<br />

steigender Temperaturen und mittelfristig trockenerer<br />

Sommer zu betrachten. Zu diesem<br />

Zweck existieren zurzeit eine ganze Reihe von<br />

geeigneten Förderprogrammen, beispielsweise<br />

die EU-kofinanzierten INTERREG-Programme.<br />

Beim Klimaschutz, der sich vorranging auf die<br />

Einsparung von Emissionen konzentriert, sind<br />

dagegen schon erste Maßnahmen erkennbar<br />

(z.B. bei der Nutzung regenerativer Energien),<br />

wenn auch nur in beschränktem Umfang. Gerade<br />

in diesem Bereich bieten sich im Landkreis<br />

aber noch vielfältige Möglichkeiten, sei es im<br />

Hinblick auf die Nutzung von Biomasse, Wasser-<br />

und Windkraft, Solarenergie, CO2-neutrales<br />

Bauen etc. Obwohl diese und weitere Ansätze<br />

mittlerweile (z.T. massiv) staatlich gefördert<br />

werden, existieren auf regionaler oder kommunaler<br />

Ebene immer noch rechtliche und formelle<br />

Hindernisse. Dies gilt einerseits im Bereich der<br />

Errichtung von neuen Kleinwasserkraftwerken<br />

an der Loisach (z.B. Gemeinde Großweil) und<br />

andererseits bei der Errichtung von Windkraftanlagen.<br />

Die konventionelle naturschutzfachliche<br />

Beurteilung von Vorhaben bezüglich ihrer<br />

Standortauswirkungen steht den globalen Erfordernissen<br />

des Klimaschutzes und den ökonomischen<br />

Effekten für die regionale Wirtschaft im<br />

Rahmen der Abwägung gegenüber. Mit steigender<br />

Bedeutung des globalen Klimaschutzes zur<br />

Milderung des Klimawandels, der Erfordernis<br />

der Stärkung der regionalen Wirtschaftsleistung<br />

abseits des Dienstleistungssektors sowie hinsichtlich<br />

der mittel- bis langfristigen Entwicklung von<br />

Energiepreisen und Energieverfügbarkeit sollte<br />

die derzeitige Abwägung überdacht werden. In<br />

diesem Zusammenhang ist zudem eine Festlegung<br />

des Regionalplans Oberland im Kapitel<br />

Energieversorgung zu erwähnen, wonach im<br />

erweiterten Gebiet der „Erholungslandschaft<br />

Alpen“ keine größeren Vorhaben zur Windenergienutzung<br />

errichtet werden sollen (RPV 2006).<br />

Auch für diese Position gilt es, sie langfristig neu<br />

zu bewerten.<br />

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