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nhalt - Alpenforschungsinstitut

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1.2 Zehn Jahre Stagnation statt Entwicklung<br />

Die allgemeine Wirtschaftsentwicklung in<br />

Deutschland hat zwar gegenüber früheren Jahrzenten<br />

an Dynamik verloren, dennoch war sie<br />

auch in den letzten zehn Jahren durchgängig<br />

positiv. Die Wirtschaftsleistung Deutschlands,<br />

gemessen am Bruttoinlandsprodukt, wuchs<br />

zwischen 1996 und 2006 um 23,8 %, in Bayern<br />

sogar um 33,2 %. Im gleichen Zeitraum stiegen<br />

die Verbraucherpreise um 14,1 %, d.h. auch<br />

preisbereinigt konnte ein Zuwachs erzielt werden.<br />

Mit der Wirtschaftsleistung stieg auch die<br />

Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland um<br />

4,2 %, in Bayern sogar um 7,4 %. In besonderer<br />

Weise konnte der Regierungsbezirk Oberbayern<br />

von dieser Entwicklung profitieren. Die Steigerung<br />

der Wirtschaftsleistung betrug 40,8 %, die<br />

der Erwerbstätigen beachtliche 11,3 %. Auch die<br />

neuen Bundesländer konnten bei der Wirtschaftsleistung<br />

deutlich zulegen: 21,5 % in Sachsen-A<strong>nhalt</strong>,<br />

21,9 % in Sachsen und 27,3 % in<br />

Thüringen. Dies wiegt besonders stark, berücksichtigt<br />

man den nach wie vor a<strong>nhalt</strong>enden Bevölkerungsschwund<br />

mit dem automatisch auch<br />

ein Rückgang der Erwerbstätigen einhergeht.<br />

Die Europäische Union misst die Leistungsfähigkeit<br />

von Regionen am Bruttoinlandsprodukt je<br />

Einwohner (GDP / capita). Im Jahr 2006 belief<br />

sich dieser Wert auf € 24.731 als Durchschnitt<br />

über alle 27 Mitgliedsstaaten (EU27). Deutschland<br />

liegt hier mit einem Wert von € 28.194 um<br />

14 % über dem EU-Durchschnitt, Bayern mit<br />

€ 33.240 bei 134 % und Oberbayern mit<br />

€ 40.911 sogar bei 165 % des EU-Durchschnitts.<br />

Im europäischen Vergleich geht es der Gesamtregion<br />

sehr gut und sie kann auf eine äußerst<br />

erfolgreiche Entwicklung zurückblicken.<br />

Der Landkreis Garmisch-Partenkirchen dagegen<br />

trotzt dem allgemein positiven Trend. Die Wirtschaftsleistung<br />

ist lediglich um 15 % gestiegen.<br />

Berücksichtigt man die Teuerungsrate, entspricht<br />

dies in zehn Jahren quasi einer „schwarzen<br />

Null“. Mit einem GDP / capita von lediglich<br />

€ 22.896 liegt Garmisch-Partenkirchen bei 93 %<br />

des EU-Durchschnitts und 81 % des Durchschnitts<br />

Deutschlands. In der EU entspricht dies<br />

dem Niveau Zyperns oder Sloweniens. Das in<br />

6<br />

den 80er und 90er Jahren als Krisenbundesland<br />

bezeichnete Saarland erwirtschaftet pro Einwohner<br />

fast 16 % mehr als ein Garmisch-Partenkirchener<br />

Landkreisbürger. Schreibt man die<br />

Entwicklung der neuen Bundesländer linear fort,<br />

so wird der Landkreis von Thüringen und Sachsen<br />

in zwei, von Sachsen-A<strong>nhalt</strong> in drei Jahren<br />

überholt. Bei den Erwerbstätigen ist ein deutliches<br />

Minus von 5,6 % bei einem Bevölkerungszuwachs<br />

von 1,6 % festzustellen.<br />

Es wäre denkbar, dass das starke Wachstum<br />

Bayerns ausschließlich auf die Metropolregion<br />

München und die Industrieregion Nürnberg<br />

zurückzuführen ist. Doch vergleicht man den<br />

Landkreis Garmisch-Partenkirchen mit anderen<br />

alpinen oder ländlichen Landkreisen, so wird<br />

deutlich sichtbar, dass die Entwicklung anderer<br />

Landkreise dem allgemeinen Trend folgt. Die<br />

Entwicklungen verlaufen zwar mit unterschiedlicher<br />

Dynamik, dennoch übertreffen sie in fast<br />

allen Parametern durchgängig die Vergleichswerte<br />

auf Bundesebene.<br />

Lediglich in einem Wert hält der Landkreis im<br />

Vergleich einen Spitzenplatz: bei den Bodenpreisen.<br />

Sie liegen mit € 296 noch über dem Durchschnitt<br />

von Oberbayern mit München (€ 281). In<br />

den alpinen Landkreisen Berchtesgadener Land<br />

oder Oberallgäu sind Preise zwischen € 120 und<br />

€ 125 zu verzeichnen, in ganz Bayern durch die<br />

Effekte der größeren Städte € 153 (zu den Vergleichen<br />

siehe Tabelle 1.1).<br />

Die hohen Boden- und Immobilienpreise wirken<br />

auf den ersten Blick vor dem Hintergrund der<br />

geringen Bruttowertschöpfung unschlüssig.<br />

Doch sind sie in wesentlichen Teilen auf die<br />

exogene Nachfrage nach Wohnraum durch Zuziehende<br />

wie auch Käufer von Zweitwohnungen<br />

zu erklären. Dabei zeigt die Wanderungsbilanz,<br />

dass es sich dabei mehrheitlich um ältere Menschen<br />

handelt. Für das örtliche Bauhauptgewerbe<br />

ebenso wie für die Besitzer von Baugrund ist<br />

der Bau von Eigentumswohnungen, die häufig<br />

auch als Zweitwohnungen genutzt werden, bis<br />

heute lukrativ geblieben. Zugleich stellt die<br />

meist ungesteuerte Wohnungsbaupolitik ohne<br />

Berücksichtigung der Belange der einheimischen<br />

Bevölkerung einen klaren Standortnachteil dar.

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