Ausgabe 06/2013 - Kulturnews
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Vocal Jazz<br />
Bobby McFerrin<br />
Foto: Carol Friedman<br />
Die andere Dimension<br />
Ende der 80er Jahre gelang dem US-Sänger Bobby McFerrin (63) ein Ohrwurm für die<br />
Ewigkeit – den er allerdings schon ewig nicht mehr gesungen hat.<br />
Mr. McFerrin, warum beschäftigen Sie sich auf Ihrer aktuellen CD mit Spirituals?<br />
Bobby McFerrin: Damit habe ich schon ewig geliebäugelt, weil ich mit dieser<br />
Musik aufgewachsen bin. Mein Dad – er war Bariton – liebte sie. Zu<br />
Hause, in seinen Konzerten, auf Platte: Dauernd hat er sich mit diesen Songs<br />
beschäftigt.<br />
Woher kam denn seine Begeisterung für diese spirituellen Stücke?<br />
McFerrin: Wissen Sie, wer ihn unterrichtet hat? Der legendäre Hall Johnson.<br />
Er komponierte selber Spirituals. Seine Großmutter, eine Sklavin, hatte ihn<br />
an dieses Genre herangeführt. Er war also ein Meister seines Faches, wovon<br />
mein Vater als sein Schüler natürlich profitierte.<br />
Beneiden Sie ihn darum?<br />
McFerrin: Ach was … In meinem Leben gab es andere, von denen ich lernen<br />
durfte. Aber wahrscheinlich hat mich keiner so sehr geprägt wie mein<br />
Dad. Ich habe mir von ihm einiges abgeguckt: seine Leidenschaft für Musik,<br />
seine Hingabe, seine Disziplin.<br />
Ihr Vater Robert McFerrin bekam als erster afroamerikanischer Sänger einen<br />
Vertrag von der New Yorker Metropolitan Opera. Waren Sie damals stolz<br />
auf ihn?<br />
McFerrin: Mit meinen sechs Jahren konnte ich die Bedeutung dieses Engagements<br />
gar nicht richtig einschätzen. Erst später habe ich begriffen, was für<br />
ein wichtiger Schritt das für alle schwarzen Musiker in den USA war.<br />
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