Ausgabe 06/2013 - Kulturnews
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Plattenkritiken<br />
Bluesspielereien, LoFi-Stampfer,<br />
Pianoschmonz, wavige 80er-Referenzen<br />
und sogar Indiegitarren.<br />
All das wollte innovativ sein, demontierte<br />
aber nur seinen Ruf als<br />
Wegbereiter des TripHop. Mit der<br />
Gründung seiner eigenen Plattenfirma<br />
orientiert er sich nun an<br />
seinem meisterlichen Debüt<br />
„Maxinquaye“ von 1995. Beim<br />
Bohren in den eigenen Wunden<br />
konzentriert er sich wieder voll<br />
auf die schleifenden Düsterbeats,<br />
und während er im Hintergrund<br />
knurrt und schnauft, überlässt er<br />
den Gesang den Frauen. Francesca<br />
Belmonte und Fifi Rong gleichen<br />
das Fehlen von Martina<br />
Topley-Bird aus, Nneka und<br />
Antlers-Sänger Peter Silberman<br />
schaffen Kontraste. Songs wie<br />
das raggahafte „Nothing matters“<br />
oder das abgründig groovende<br />
„Bonnie & Clyde“ halten Vergleichen<br />
mit dem Debüt spielend<br />
stand, „Nothing’s changed“ weist<br />
gar zurück auf Trickys Zeit bei<br />
Massive Attack. Wer will, kann<br />
da von Selbstplagiat sprechen.<br />
Doch sollte man sich auch fragen,<br />
ob in den vergangenen fast 20<br />
Jahren nicht genug passiert ist, um<br />
dieser Selbstzerfleischung neue<br />
Schmerzen abzugewinnen. (cs)<br />
Tyrone Vaughan<br />
Downtime<br />
Blues Boulevard<br />
COUNTRYROCK Ist ja immer alles<br />
eine Frage der Erwartungshaltung:<br />
Vaughan heißt der Mann mit der<br />
roten Strat und den roten Cowboyboots,<br />
und wer den großen Stevie<br />
Ray seinen Onkel nennen durfte,<br />
kann schon ein bisschen auf dicke<br />
Hose machen. Klar, auch Tyrone<br />
hat als Junge mehr mit Sixstrings<br />
gespielt als mit Spielekonsolen,<br />
aber das Ergebnis führt in eine<br />
ganz andere Richtung als der gewohnte<br />
Vaughan’sche Familienstil.<br />
Um es ganz plastisch auszudrücken:<br />
„Downtime“ ist das Album,<br />
das uns der karrieremüde Garth<br />
Brooks seit Jahren vorenthält. Wer<br />
also nicht unbedingt messerscharfe<br />
Bluesriffs zum Glücklichsein<br />
braucht, sondern ab und zu mal<br />
einen fröhlichen Fiedel- und Banjoburner,<br />
hat mit Tyrone schon<br />
seinen Spaß – und brüllt „Yeehaa!“<br />
durchs offene Schiebedach. (ron)<br />
Vicky Cryer<br />
The synthetic Love of<br />
emotional Engineering<br />
Fancy Records<br />
ROCKPOP Wer Platten nach dem<br />
Cover beurteilt, dürfte dieser kaum<br />
eine Chance geben. Fundierter<br />
wird die Voreingenommenheit,<br />
wenn man erfährt, dass hinter<br />
Vicky Cryer ein gewisser Jason<br />
Hill steckt, der bis vor kurzem<br />
Chef der sexistischen Retrorocker<br />
Louis XIV war. Zumal gleich die<br />
ersten Textzeilen des Eröffnungssongs<br />
„Smut“ zeigen, dass Hill die<br />
Auflösung seiner Band nicht genutzt<br />
hat, um endlich mal ein<br />
paar Bücher zu lesen: „Baby<br />
you’re like a ten-speed, ’cause<br />
you were born to ride.“ Doch so<br />
vorhersehbar öde der Altherrenindierock<br />
am Anfang auch klingt<br />
– mit den restlichen Songs kann<br />
die Platte dann doch überraschen.<br />
Hill hat eine Supergroup der zweiten<br />
Reihe zusammengestellt und<br />
die weniger beachteten Mitglieder<br />
extrem beachteter Bands wie<br />
Muse, Killers und Jamiroquai engagiert.<br />
Gemeinsam sprengen sie<br />
Genregrenzen: „Krokodil Tearz“ ist<br />
ein Discojam, „Young Love“ verneigt<br />
sich vor Mark Bolan, und<br />
funky Songs wie „Touch you“<br />
überführen Justin Timberlake in<br />
den Indiekosmos. Zwar nutzt sich<br />
der Spaß schon nach wenigen<br />
Durchläufen ab, doch besser als<br />
ihr Cover ist die CD allemal. (cs)<br />
Klaus Schulze macht weiter,<br />
immer weiter: Die Triplebox „La<br />
Vie electronique 13“ (MIG) enthält<br />
drei lange Titel von<br />
1993/94, die bisher nur im<br />
Rahmen der unerschwinglichen<br />
„Ultimate Edition“ erhältlich<br />
waren.<br />
55<br />
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