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GENERATIONplus

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20 KUNST & KULTUR <strong>GENERATIONplus</strong>+<br />

Alida Gundlach bei einem Auftritt in der „Aktuellen Schaubude“ . . .<br />

. . . und mit Kati Witt und Guido Westerwelle.<br />

Warum ist der Austausch zwischen den<br />

Generationen so wichtig?<br />

Weil wir einander ergänzen und uns gegenseitig<br />

viel zu geben haben. Ein konstruktives<br />

Miteinander ist auch wichtig, damit Älterwerden<br />

nicht als etwas Negatives gesehen<br />

wird. Und sich verfestigte Schlagzeilen –<br />

„wer zahlt wessen Rente“ und „warum haben<br />

junge Leute keine Manieren“ – in Luft auflösen,<br />

um Platz für die positiveren Dinge zu<br />

machen. Nur so, also über die kleinen Zellen,<br />

funktioniert das große Ganze.<br />

Bewegend und für alle sichtbar ist Ihre<br />

Bindung an die Großeltern.<br />

Ein Geschenk, welches Sie weitergeben<br />

möchten auf dem Weg des Lebens?<br />

Ohne meine Großeltern hätte ich mich ganz<br />

anders entwickelt; sie haben mich geprägt<br />

und ich denke voller Liebe an sie. Heute<br />

muss man sich um solche Bindungen regelrecht<br />

bemühen, denn jetzt guckt Oma nicht<br />

mal eben über den Gartenzaun oder macht<br />

spontan Gemeinsames mit der Familie. Jetzt<br />

müssen alle flexibel und mobil sein, die<br />

Großfamilie stirbt aus. Sogar in Südeuropa,<br />

wo ich lange gelebt habe. Hinzu kommt,<br />

dass sich auch sonst viel geändert hat. Ich<br />

sehe das an meinen fünf Enkelkindern.<br />

Schon Zehnjährige wissen alles über Sex,<br />

sind dauernd verliebt, haben aber wenig<br />

Ahnung von Zärtlichkeit. Sie kennen sich<br />

super mit Technik aus, besitzen ihr eigenes<br />

Handy, bedienen den PC, finden aber kaum<br />

Worte für ihr Innerstes. Das, was ich dagegen<br />

setzen möchte – gegen frühes Gefühlschaos<br />

und zu viel Technikeinfluss – ist zum Beispiel<br />

Natur. Ich gehe mit den Kindern raus und<br />

zeige ihnen die Maserung eines Blattes, Tiere<br />

und Vegetation; so wie ich es von meinen<br />

Großeltern gelernt habe. Aber es ist mühsam.<br />

Mich hat es fasziniert, wenn mein<br />

Großvater mir die Natur erklärt hat. Doch bei<br />

meinen Enkelkindern muss ich schon irre<br />

Geschichten dazu erfinden, um sie bei Laune<br />

zu halten. Trotzdem ist es eine gute Groß -<br />

elternaufgabe, Emotionen zu wecken, den<br />

Enkeln zuzuhören, ein bisschen Natur, ein<br />

bisschen Wertegefühl, Ruhe und Geduld in<br />

ihren fordernden Alltag zu bringen.<br />

Was wir von unseren Eltern vorgelebt<br />

bekommen, ist prägend für den Respekt und<br />

die Wertigkeiten im Umgang mit Menschen<br />

und Beziehungen.<br />

Trifft das den Kern dessen, was Sie meinen?<br />

Mir geht es vor allem um das „Vorgelebte“.<br />

Das kann genau so gut von den Großeltern<br />

kommen wie von Lehrern oder Freunden.<br />

Selbst Hilfsorganisationen könnten im Not -<br />

fall diese Aufgabe übernehmen. Wichtig ist<br />

mir eher das sichtbar gute Beispiel als das<br />

Runterleiern von Verboten. Ich erinnere<br />

mich an meine Kindheit wie an einen großen<br />

Abenteuerspielplatz, auf dem es immer<br />

eine Ansprechperson gab. Fiel jemand aus,<br />

war gleich wer anders da, während die<br />

Kinder heute ja oft nicht mal einen einzigen<br />

Menschen haben, der sie ernst nimmt, dem<br />

sie ihre kleinen Geschichten erzählen können.<br />

Also bleiben sie allein mit ihren<br />

Problemen, weil beide Eltern arbeiten und<br />

die Großeltern weit weg sind. In sozialschwachen,<br />

kinderreichen Familien nimmt die<br />

Vernachlässigung enorm zu, ebenso wie die<br />

gesellschaftliche und emotionale Kinder -<br />

armut. Mit Zahlen, die einem Tränen in die<br />

Augen treiben. Ich bin u. a. Botschafterin der<br />

mitKids-Patenschaften in der Ehlerding-<br />

Stiftung, die benachteiligten Kindern engagierte<br />

Paten zur Seite stellt und damit großen<br />

Erfolg hat. Auch das ist ein vorbildliches<br />

Miteinander.<br />

Träume bewahren und eine Sicht aus<br />

Kinderaugen kann der älteren Generation<br />

helfen?<br />

Träume sind herrlich! Ich zum Beispiel habe<br />

ein Leben lang gesungen, aber erst mit 65<br />

meine erste CD aufgenommen. Frei wie ein<br />

Vogel und passend zu meiner Generationen -<br />

show „Zeit“. Wenn das kein erfüllter Traum<br />

ist … der noch dazu andere inspiriert hat.<br />

Träume realisieren zu wollen ist ein wunderbarer<br />

Impuls, der unseren Mut und unser<br />

Selbstbewusstsein fördert. Auch das können<br />

Ältere den Jungen in Verbindung mit vorgelebten<br />

Werten weitergeben. Umgekehrt<br />

bekommen wir durch die kids Einblick in<br />

aktuelle Entwicklungen, in ihre Zukunfts -

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