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8 - Mettersdorf am Saßbach

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Über - Blick Seinerzeit<br />

früha woar<br />

Wia´s früha woar<br />

Franz Salzinger, Zehensdorf<br />

erinnert sich an seine Jugendzeit…<br />

Als wir so Buben waren, war<br />

der Dorftreffpunkt jeden Abend<br />

die „Barlt-Tenn“. Oft sind wir<br />

dort <strong>am</strong> Boden gelegen, haben<br />

geredet, gelacht aber auch auf<br />

der „Lehmbudl“ hinter dem Stall<br />

Kegel geschoben. Zwischen 22<br />

und 23 Uhr haben wir uns dann<br />

zerstreut. Einige von uns haben<br />

sich mit ihren Motorrädern noch<br />

auf „Streifendienst“ begeben.<br />

Schließlich mussten wir ja beobachten,<br />

ob die Mädchen brav<br />

zuhause sind. Natürlich haben<br />

wir da meist gewartet bis das<br />

Licht bei den Eltern aus war. Oft<br />

haben wir uns auch einen Spaß<br />

gemacht und hielten Ausschau,<br />

ob jemand bei seiner Freundin<br />

war. Wir waren aber auch bei<br />

den Mädchen, um auszumachen,<br />

wer beim nächsten Fest mit wem<br />

mitfährt. Manchmal k<strong>am</strong> es natürlich<br />

auch vor, dass wir diese<br />

Vereinbarungen nicht eingehalten<br />

haben, so hat ein Mädchen<br />

einmal zu mir gesagt: „Kommst<br />

eh nicht, da muss man das schon<br />

notarisch machen.“ An vielen Tagen<br />

waren wir oft von der Arbeit<br />

müde und meinten, dass wir heute<br />

zuhause bleiben würden, doch<br />

welch Wunder, sobald die Sonne<br />

unterging, waren wir schon wieder<br />

munter, schwangen uns auf<br />

unsere Motorräder oder trafen<br />

uns irgendwo im Dorf! Dann ist<br />

es schon auch vorgekommen,<br />

dass wir ältere Leute geärgert<br />

haben. Natürlich wussten wir genau,<br />

wer sich schnell aufregt und<br />

dann furchtbar schimpfen kann.<br />

So haben wir an das Fenster<br />

oder die Tür geklopft, gewartet,<br />

bis jemand aus dem Haus k<strong>am</strong>,<br />

haben uns in alle Richtungen<br />

verstreut und immer wieder einmal<br />

von hier und von da einen<br />

Pfiff oder Schrei abgegeben.<br />

Wenn derjenige dann noch<br />

furchtbar mit uns geschimpft hat<br />

und meinte, er würde uns schon<br />

noch erwischen, war das für uns<br />

die größte Gaudi.<br />

Es gab natürlich auch viele Bräuche,<br />

die wir in unsere Jugendzeit<br />

pflegten. Lustig war es immer zu<br />

Pfingsten. Da war es nicht so wie<br />

heute, dass man von Haus zu<br />

Haus ging und sich bemerkbar<br />

machte. Wir Dorfbuben schlichen<br />

uns von Hof zu Hof und stellten<br />

einfach Dinge an. Wir hängten<br />

Balken und die Plumsklo -Türen<br />

aus und trugen diese auf einen<br />

Haufen mitten im Dorf zus<strong>am</strong>men.<br />

Am nächsten Tag musste<br />

jeder seine Sachen im Haufen<br />

suchen. Einmal nahmen wir von<br />

einem Bauern den Leiterwagen,<br />

vom nächsten die Tenntüre und<br />

beim dritten fassten wir nun eine<br />

ganze Fuhre Mist auf den Wagen<br />

mit der Tenntür. Manchmal<br />

k<strong>am</strong> es auch schon vor, dass<br />

Burschen aus den benachbarten<br />

Dörfern k<strong>am</strong>en, um bei uns<br />

etwas anzustellen, da haben wir<br />

natürlich aufgepasst, dass das<br />

nicht passierte!<br />

Lustig war auch die „Woazschälermusi“.<br />

Wenn ein Bauer die<br />

letzte Fuhre Mais geerntet hat,<br />

trafen sich meist Dorfleute aller<br />

Altersgruppen bei diesem Haus,<br />

um den Mais zu schälen. Dieser<br />

wurde dann aufgeschüttet<br />

oder aufgehängt. Meist spielte<br />

dann noch ein Musikant, so<br />

dass wir nach getaner Arbeit<br />

sofort alles sauber machten, um<br />

dann zu tanzen. Dabei wurden<br />

Nüsse, neugebackenes Brot,<br />

manchmal Marmelade und „Noe-<br />

Wein“(Direktträger) serviert.<br />

Danach musste man natürlich die<br />

Mädchen nach Hause begleiten,<br />

schließlich könnten sie alleine ja<br />

Angst haben!<br />

Bei Hochzeiten haben wir auch<br />

Böller geschossen. Nicht nur vor<br />

der Hochzeit, auch um Mitternacht<br />

beim Kranzerlabnehmen.<br />

Dabei ist es uns einmal passiert,<br />

dass wir eine elektrische Leitung<br />

getroffen haben, so dass alles<br />

finster war. Sofort wurden Sturml<strong>am</strong>pen<br />

und Kerzen organisiert<br />

und die Feier konnte weitergehen.<br />

Das Schnapsbrennen war auch<br />

ein Treffpunkt für viele während<br />

der Wintermonate. Dabei wurden<br />

Schnapstee und Mehlspeisen<br />

verkostet. Beim Nachhausegehen<br />

waren alle meist schon recht<br />

lustig!<br />

Wenn es ein Begräbnis gab,<br />

flochten die Mädchen einen<br />

Kranz für den Sarg aus Fichtenstauden.<br />

Wir Buben unterstützten<br />

sie dabei. Sobald die<br />

Arbeit beendet war, begann das<br />

Stockschlagen. Dabei schaute<br />

einer auf Knien ein und wurde<br />

von den anderen auf den Hintern<br />

geklopft. So lange, bis er erraten<br />

hatte, wer es war. Da hatte man<br />

schon einmal blaue Flecken und<br />

konnte kaum sitzen. Trotzdem<br />

war es für mich eine sehr schöne<br />

und unvergessliche Zeit.

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