reformiertes gemeindeblatt juli / august 2013 - ref. Kirche Thun
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DasThema<br />
keine Veränderungen gab», so Ruth Gerber. Aufgeben<br />
jedoch, kommt für Ruth Gerber nicht in Frage.<br />
Zusammen mit dem Verein Wildtierschutz Schweiz<br />
und AKUT versucht sie, die <strong>Thun</strong>er Stadtregierung<br />
für eine Informations-Aktion zum Thema «Friedliches<br />
Nebeneinander von Mensch und Tier» zu sensibilisieren.<br />
Manchmal schreibt sie auch Leserbriefe<br />
an das <strong>Thun</strong>er Tagblatt TT. In deren Inhalt ist<br />
zu erkennen, dass sie sich nicht nur für das Wohlergehen<br />
der Tiere interessiert. Ruth Gerber sieht<br />
überall genau hin, bei den Menschen und bei den<br />
Tieren. Auch Menschen, die sich in besonderen<br />
Lebenssituationen befinden, werden von ihr im<br />
Hintergrund und ohne Aufsehen unterstützt.<br />
Der Einsatz gegen Missstände in der Tierhaltung<br />
und Tierbetreuung füllt jedoch einen grossen Teil<br />
des Engagements der überzeugten Vegetarierin.<br />
Dazu Ruth Gerbers Plädoyer: «Die Tiere sind Lebewesen<br />
wie wir. Nirgends steht geschrieben, dass<br />
wir Menschen mehr Rechte haben als die Tiere.<br />
Niemand weiss, wer oder was wirklich das Wichtigste<br />
ist. Alles was lebt und empfindet ist zusammen<br />
eine Einheit, ein Ganzes, uns so sollten wir das<br />
Leben auch behandeln».<br />
«Und Gott sprach: Sehet da, ich habe<br />
euch gegeben alle Pflanzen, die Samen<br />
bringen, auf der ganzen Erde, und alle<br />
Bäume und Früchte, die Samen bringen,<br />
zu eurer Speise. Aber allen Tieren auf Erden<br />
und allen Vögeln unter dem Himmel und<br />
allem Gewürm, das auf Erden lebt, habe<br />
ich alles grüne Kraut zur Nahrung gegeben.<br />
Und es geschah so. Und Gott sah an was er<br />
gemacht hatte, und siehe da, es war gut».<br />
1. Mose 1, 29–31<br />
Diese Überzeugung führte Ruth Gerber in einen<br />
Konflikt mit der <strong>Kirche</strong>. Sie war und ist verzweifelt<br />
darüber, dass die <strong>Kirche</strong>n das Thema «würdevoller<br />
Umgang mit Tieren» zu wenig oder überhaupt<br />
nicht thematisieren. Weil auch die Tiere in der<br />
Schöpfungsgeschichte eine wichtige Rolle einnehmen,<br />
erwartet sie eine entsprechende, öffentliche<br />
Wertschätzung oder Stellungnahmen zu misslichen<br />
Verhältnissen in der Tierhaltung durch die Vertreter<br />
der <strong>Kirche</strong>n. Kurz vor dem Austritt lernte sie<br />
durch eine Bekannte die Aktion <strong>Kirche</strong> und Tiere<br />
AKUT-CH kennen (vergl. Kasten). Das Engagement<br />
des Vereins und insbesondere dessen Präsidenten,<br />
des Kapuziners und bekannten Autors Anton Rotzetter,<br />
haben sie bisher davon abgehalten. AKUT<br />
hat den «Aufruf an die <strong>Kirche</strong>n» lanciert. Darin<br />
werden die <strong>Kirche</strong>n, alle ihre Mitglieder, Institutionen<br />
und Einrichtungen unter anderem zum Engagement<br />
«Für unsere Mitgeschöpfe, die Tiere» aufgerufen.<br />
Dass von 19 angeschriebenen Evangelisch-Reformierten<br />
Kantonalkirchen nur gerade<br />
drei auf den Brief eingegangen sind und, dass daraus<br />
bisher nichts Konkretes hervor ging, zeigt auf,<br />
dass sich auch unsere <strong>Kirche</strong> mit diesem Thema offensichtlich<br />
schwer tut. Ruth Gerber und mit ihr<br />
viele andere Tierschützerinnen und Tierschützer<br />
hoffen deshalb, dass sich die <strong>Kirche</strong>n in Zukunft<br />
auch für das Wohlergehen der Tiere öffentlich engagieren.<br />
«Alle Geschöpfe der Erde fühlen wie wir,<br />
alle Geschöpfe der Erde streben nach Glück<br />
wie wir, alle Geschöpfe der Erde lieben,<br />
leiden und sterben wie wir, also sind sie<br />
uns gleichgestellte Werke des allmächtigen<br />
Schöpfers».<br />
Franziskus von Assisi<br />
Sport und Musik<br />
Ruth Gerber hat Glück. Ihr Gatte und ihre beiden<br />
erwachsenen Töchter unterstützen ihre Zeit intensiven<br />
Einsätze für das Wohl aller Lebewesen, und in<br />
der Radiologie des <strong>Thun</strong>er Spitals hat sie vor vier<br />
Jahren ihren Traumjob gefunden. Trotzdem kommt<br />
es vor, dass sie durch ihre Überempfindlichkeit<br />
manchmal erschöpft ist. Dann regeneriert sie ihren<br />
Körper beim Nordic Walken und beim Tennisspiel<br />
und ihre Seele beim Spielen des Bariton oder Bass<br />
in der Steelband «Steelmix». Aah, ja; rund um Gerbers<br />
Haus wohnen auch noch die beiden griechi-<br />
schen Landschildkröten Willi und Fredi, zahlreiche<br />
Vögel und ab und zu eine Maus, eine Kröte, Blindschleichen<br />
oder Fledermäuse, die Momo der Familie<br />
als Geschenk mit nach Hause bringt.<br />
Debora Stulz<br />
www.aktion-kirche-<br />
und-tiere.ch<br />
Aktion <strong>Kirche</strong> und Tiere ist eine Bewegung, die<br />
vom Inneren der <strong>Kirche</strong> ausgeht. Sie ist der Auffassung,<br />
dass Gott der Schöpfer aller Wesen ist<br />
und dass darum alle Geschöpfe miteinander<br />
verbunden sind. Aus dieser ganzheitlichen Sicht<br />
wendet sich AKUT in besonderer Weise dem Tier<br />
zu, im Bewusstsein freilich, dass sich auch dieses<br />
Engagement nicht vom Ganzen lösen darf.<br />
Wir sehen unsere Arbeit als wichtigen Impuls für<br />
eine zeitgemässe <strong>Kirche</strong>. Die Tiere, ihre Lebensqualität<br />
und ihre Stellung zu uns Menschen,<br />
müssen Teil christlich verantworteten Denkens<br />
und Handelns sein. Die Nächstenliebe, die Jesus<br />
von seinen Nachfolgern erwartet, schliesst unseres<br />
Erachtens die Tiere mit ein.<br />
Die Welt ist nicht nur für die Menschen<br />
da, sondern für alle Ge schöpfe Gottes.<br />
Jedes Geschöpf hat sein eigenes Lebensrecht.<br />
Jede auch unscheinbarste Art, ist in<br />
sich vollkommen und hat ihre Bedeutung<br />
im Schöpfungsganzen.<br />
Menschen und Tiere sind fühlende Wesen,<br />
mit Sinnen begabt, fähig zu geniessen<br />
und zu leiden.<br />
Gott ist ein Freund des Lebens. Wer Gott<br />
liebt und ehrt, der liebt und ehrt auch<br />
seine Geschöpfe. Wir schulden den Tieren<br />
kein Mitleid, sondern Gerechtigkeit.<br />
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