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Editorial<br />

Patrick Trefz<br />

Jim Denevan<br />

in Berlin<br />

7. - 17. Februar 2013<br />

Die kalifornischen Künstler Patrick Trefz<br />

und Jim Denevan kommen nach Berlin<br />

Text: Julika Nehb<br />

Das politische Potenzial sozialer Netzwerke in repressiven<br />

Regimes entfaltete sich in jüngerer Vergangenheit<br />

beispielhaft etwa während des Arabischen Frühlings<br />

oder in Zusammenhang mit den weltweiten,<br />

auch über soziale Netzwerke organisierten Sympathie ­<br />

bekundungen für die russischen Aktivistinnen von<br />

Pussy Riot. Derartige Strategien einer im Verborgenen<br />

ablaufenden Kommunikation über Länder-, Staatsund<br />

ideologische Grenzen hinweg existierten natürlich<br />

auch schon in der analogen Welt – Beispiele gibt es viele.<br />

Eine künstlerische Vereinnahmung dieses Phänomens<br />

erfolgte Mitte des letzten Jahrhunderts durch die Mail<br />

Art. Das Medium lag denkbar nahe: der Brief.<br />

Im Leitartikel erläutert Thomas Wulffen, weshalb<br />

eine Unter scheidung von Mail Art im ehemaligen<br />

Osten und im ehemaligen Westen Europas wichtig<br />

ist: „Mail Art war unter den gegebenen Bedingungen<br />

eine Art Sprachrohr für all das, was im öffentlichen<br />

Raum keine Stimmen fand. Dabei werden von vornherein<br />

die politischen Grenzen auf gehoben, insofern<br />

sie per Postweg überwunden werden. Das Mittel dafür<br />

ist der gewöhnliche Brief, der unter vielen anderen<br />

Briefen gar nicht auffällt.“<br />

Ein aufkeimendes Interesse am „Nischenthema“ Mail<br />

Art zeichnet sich aktuell in verschiedenen größeren<br />

Insti tu tionen ab. In der Weserburg in Bremen kuratierte<br />

Ingo Clauß kürzlich eine Ausstellung über Ray<br />

Johnson, einen der bedeutendsten westlichen Künstler<br />

der Mail Art und Gründer der New York Correspondence<br />

School. „Dieses Material auszustellen, war tatsächlich<br />

eine große Herausforderung, da sich die Mail<br />

Art stets einer Musealisierung zu entziehen versuchte.<br />

Ray Johnson beschrieb das zentrale Vermittlungsproblem<br />

wie folgt: ‘The only way to understand something<br />

of my school is to participate in it for some time.<br />

It is secret, private and without any rule.’“<br />

Neben der Weserburg verfügen auch das Staatliche<br />

Museum Schwerin sowie die Akademie der Künste<br />

Berlin über bedeutende Mail-Art-Archive. Letztere<br />

eröf fnet Ende April eine große Ausstellung zum Thema<br />

(vgl. S. 26). Über alle aktuellen Ausstellungen bis dahin<br />

informiert wie immer das <strong>KUNST</strong> <strong>Magazin</strong>, in dieser<br />

Ausgabe ab S. 24.<br />

Ihre <strong>KUNST</strong> <strong>Magazin</strong> Redaktion<br />

Translation: Brian Poole<br />

The political potential of social networks in repressive<br />

regimes has just recently been on exemplary display<br />

during the Arab Spring and in the worldwide declarations<br />

of sympathy for the Russian activists Pussy<br />

Riot, which were <strong>als</strong>o organised by social networks. Of<br />

course such strategies for clandestine communication<br />

taking place across the borders of states, countries and<br />

ideologies <strong>als</strong>o existed already in the analogue world,<br />

and there are many examples. An artistic application<br />

of this phenomenon can be seen in the advent of<br />

Mail Art towards the middle of the last century. The<br />

medium was an obvious choice: the letter.<br />

In our lead article Thomas Wulffen explains why the<br />

distinction between Mail Art in the former Eastern<br />

and the former Western sectors of Europe is important:<br />

“Under these conditions Mail Art was a sort of<br />

megaphone for everything that had no voice in public<br />

space. The political borders appear to be eliminated insofar<br />

as they are overcome by the path the mail travels.<br />

The means used here is the common letter, one that<br />

does not attract any attention in the mass of other<br />

letters.”<br />

A germinating interest in the niche-subject of Mail<br />

Art is <strong>als</strong>o cropping up at various larger institutions.<br />

At the Weserburg Museum of Modern Art in Bremen<br />

Ingo Clauß has recently curated an exhibition on Ray<br />

Johnson, one of the most significant Western artists<br />

in Mail Art and the founder of the New York Correspondence<br />

School. “Exhibiting these works was indeed<br />

a great challenge: mail art seems to continually resist<br />

attempts to adapt it to the museum format. Ray Johnson<br />

offered his own description of the central problem<br />

behind communicating his approach: ‘The only way to<br />

understand something of my school is to participate<br />

in it for some time. It is secret, private, and without<br />

any rule.’”<br />

In addition to the Weserburg Museum, the State<br />

Museum in Schwerin and the Academy of Arts in<br />

Berlin <strong>als</strong>o have important archives of Mail Art. The<br />

Academy of Arts will be opening a large exhibition on<br />

this topic at the end of April (see p. 26). You will find<br />

more information on the current exhibitions running<br />

until then on p. 24.<br />

Your <strong>KUNST</strong> <strong>Magazin</strong> Team<br />

ein Projekt von:<br />

Eine Foto- und Filmausstellung in den Räumen<br />

der Berliner LANGBRETT Interessengemeinschaft<br />

Kastanienallee 44, 10119 Berlin Mitte<br />

3


Diesen Monat auf www.kunst-magazin.de<br />

Martin Kippenberger:<br />

Paris Bar, 1993, Acryl auf<br />

Leinwand, 259 x 360 cm<br />

François Pinault Foundation<br />

© Estate Martin Kippenberger,<br />

Galerie Gisela Capitain Köln<br />

Edgardo-Antonio<br />

Vigo und Graciela<br />

Gutiérrez Marx:<br />

La Plata/Argentinien<br />

an Guillermo Deisler,<br />

Plovdiv/Bulgarien,<br />

20.10.1978 (verso)<br />

Akademie der Künste,<br />

Kunstsammlung<br />

4. Februar 2013<br />

Künstlerzeitschriften aus der Sammlung Hubert<br />

Kretschmer<br />

Der erste Teil der Ausstellung im Zentralinstitut für<br />

Kunstgeschichte München umfasst rund 60 Künstlerzeitschriften<br />

und Künstlerpublikationen, die in den<br />

Jahren zwischen 1971 und 75 entstanden sind und<br />

einen Einblick in die dam<strong>als</strong> noch sehr kostspielige<br />

Reproduktion von Zines geben.<br />

8. Februar 2013<br />

Martin Kippenberger in Berlin<br />

Der Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart<br />

wirft einen Blick auf das Leben des Künstlers Martin<br />

Kippenberger mit besonderem Bezug zu seiner Zeit in<br />

Berlin. In Bildern und Dokumenten wird deutlich, wie<br />

stark das Werk von seiner Persönlichkeit geprägt ist.<br />

15. Februar 2013<br />

Castor & Pollux – Das Schlusswort<br />

Matthias Planitzer, Kunst-Enthusiast und Gründer des<br />

mit dem LEAD-Award ausgezeichneten Blogs „Castor<br />

& Pollux“, wirft jeden Monat einen Blick auf eine aktuelle<br />

Ausstellung in Berlin.<br />

18. Februar 2013<br />

Robert Rehfeldt – Kunst im Kontakt<br />

Robert Rehfeldt galt <strong>als</strong> „Schaltstelle“ zwischen Ostund<br />

Westdeutschland und war Initiator der ersten<br />

Mail-Art-Ausstellung in der DDR.<br />

Die Publikation würdigt das Leben des 1993 verstorbenen<br />

Künstlers mit zahlreichen Beiträgen.<br />

22. Februar 2013<br />

Re: Surgo! – Siebdruck-Atelier in Berlin<br />

Re: Surgo!, das sind die dänische Künstlerin Anna<br />

Hellsgård und der französische Künstler Christian<br />

Gfeller. In ihrem Laden in der Torstraße in Berlin-<br />

Mitte produzieren sie eine Mischung aus Künstlerbüchern,<br />

Siebdrucken und Zines. Wir trafen das kreative<br />

Duo zu einem Gespräch.<br />

27. Februar 2013<br />

Arte postale<br />

Die Akademie der Künste zeigt mit Arte postale erstm<strong>als</strong><br />

eine Ausstellung von Bilderbriefen, Künstlerpostkarten<br />

und Mail Art aus den hauseigenen Archiven<br />

sowie der Sammlung Staeck. Neben Briefen unter<br />

anderem von Else Lasker-Schüler und George Grosz<br />

werden auch Korrespondenzen von Joseph Beuys,<br />

Daniel Spoerri oder Hanne Darboven mit Klaus<br />

Staeck zu sehen sein.<br />

Inhalt<br />

Content<br />

Erinnerungen an die Zukunft. Mail Art gestern und heute<br />

Memories of the Future. Mail Art, Yesterday and Today<br />

Thomas Wulffen ......................................................................................................................................................................................................................................................................................<br />

“It is secret, private and without any rule” (Ray Johnson)<br />

Interview mit Ingo Clauß: Julika Nehb .........................................................................................................................................................................................................<br />

Sammlergespräch mit Ralf Leinemann: „Kunst ist keine Kapitalanlage“<br />

Conversations with Collectors: Ralf Leinemann. “Art is not a capital investment”<br />

Interview: Fares Al-Hassan ...................................................................................................................................................................................................................................................<br />

Buchvorstellungen<br />

Book Reviews ...............................................................................................................................................................................................................................................................................................<br />

Ausstellungshinweise<br />

Gallery Announcements ...........................................................................................................................................................................................................................................................<br />

Ankündigung: Sammlergespräch mit Tobias Gombert und Samuel Leuenberger ........................................................... 42<br />

Impressum<br />

Imprint .....................................................................................................................................................................................................................................................................................................................<br />

Bildnachweise<br />

Titelbild: Ray Johnson: WHERE IS EVERYBODY?, vor 1965, Collage und Tinte auf Karton mit Jugendfoto von Dick Higgins<br />

Sammlung. Maria und Walter Schnepel, © Ray Johnson Estate<br />

VG Bild-Kunst Bonn 2013<br />

Jürgen Drescher, Sven Drühl, Gunda Förster, Klaus Küster, Bettina Lüdicke, Man Ray, Thomas Rentmeister, Arne Schmitt,<br />

Mark Tobey<br />

6<br />

12<br />

16<br />

22<br />

24<br />

42<br />

4 5


Erinnerungen an die Zukunft.<br />

Mail Art gestern und heute<br />

Memories of the Future.<br />

Mail Art, Yesterday and Today<br />

Edgardo-Antonio Vigo und Graciela Gutiérrez Marx: La Plata/Argentinien an Guillermo Deisler,<br />

Plovdiv/Bulgarien, 20.10.1978 (verso), Akademie der Künste, Kunstsammlung<br />

Ab 26. April wird in der Akademie der Künste „Arte postale - Künstlerbriefe und Mail Art“,<br />

eine große Mail-Art-Ausstellung mit Werken aus dem Archiv der Akademie gezeigt. Vgl. S. 26.<br />

Text: Thomas Wulffen<br />

Translation: Brian Poole<br />

Es gab eine Zeit, und sie scheint in der tiefen Vergangenheit<br />

zu liegen, in der die Leser hinter dem Wort<br />

„Netz“ nur an das Netz des Fischers dachten, sei es<br />

das ganz große hinter dem Trawler, der seine Runden<br />

passiert, um Heringe für Fischfreunde zu ergattern.<br />

Oder auch das kleine Netz, mit dem man den Fisch,<br />

der gerade auf den Köder reingefallen ist, aus dem<br />

Wasser holte. Das war aber auch die Zeit, <strong>als</strong> eingeweihte<br />

„Mitglieder“ von einem Netzwerk sprachen.<br />

Das ist lange her, in den 1970er-Jahren. Im damaligen<br />

Kalender finden sich Einträge unter den Stichworten<br />

„Grundlagenvertrag“ oder „Olympiade in München“.<br />

Im öffentlichen Bewusstsein bleiben das unscharfe<br />

Bild eines Terroristen auf dem Balkon der israelischen<br />

Mannschaft und die Pressekonferenz mit Egon Bahr<br />

nach Abschluss des Grundlagenvertrags.<br />

Im Verborgenen entwickelt sich zur gleichen Zeit ein<br />

sogenanntes Netzwerk aus Personen, die einen spezifischen<br />

Austausch in Gang bringen. Dabei werden von<br />

vornherein die politischen Grenzen aufgehoben, insofern<br />

sie per Postweg überwunden werden. Das Mittel<br />

dafür ist der gewöhnliche Brief, der unter vielen anderen<br />

Briefen gar nicht auffällt. Erst in der Rückschau<br />

wird dieser Aspekt deutlicher hervorstechen, denn<br />

There was a time—now buried deeply in the past—<br />

when readers, upon encountering the word “net,” only<br />

thought of the nets of fishermen, whether it be the<br />

very large nets trailing behind a trawler as it makes its<br />

rounds in search of herring for fish-lovers, or the small<br />

nets that are used to pull the fish that have just taken<br />

the bait out of the water. But that was <strong>als</strong>o an age<br />

when insider “members” <strong>als</strong>o spoke of a network. And<br />

that was a long time ago, in the 70s of the last century.<br />

In the calendars back in those days there were entries<br />

under headwords like “Basic Treaty” and the “Olympics<br />

in Munich”. The blurry image of a terrorist on the<br />

balcony of the building housing the Israeli team, and<br />

the image of Egon Bahr at the press conference following<br />

the signing of the “Basic Contract,” had both managed<br />

to impress themselves upon the consciousness of<br />

the larger public.<br />

At the same time, a so-called network was being<br />

developed behind the scenes—a network that instigated<br />

a specific form of exchange. In it, the political<br />

borders appear to be eliminated insofar as they were<br />

overcome by the path the mail travelled. The means<br />

used here is the common letter, one that does not<br />

attract any attention in the mass of other letters. This<br />

durch diese Strategie wird zum ersten Mal der Eiserne<br />

Vorhang, ein von Winston Churchill 1945 geprägtes<br />

politisches Schlagwort zur Bezeichnung der politischen<br />

und weltanschaulichen Trennungslinie zwischen<br />

Ost und West, löchrig. Der „Erfolg“ ist begründet in<br />

einem einfachen Aspekt: Benutze das, was zur Verfügung<br />

steht. Und kümmere dich um den Inhalt, nicht<br />

um die Regierung und das Geschäft. Erst waren es<br />

wenige, dann wurden es immer mehr, und plötzlich<br />

entsteht ein autonomes Gebilde, das kaum konkrete<br />

Abhängigkeiten kennt und scheinbar außerhalb des<br />

politischen Raumes existiert. Zu den Hochzeiten der<br />

Mail Art konnten die Akteure sogar von einem politischen<br />

Fakt träumen, der die damaligen Grenzen des<br />

Kalten Kriegs hinter sich ließ. Das war keine Utopie,<br />

es war eine Tatsache.<br />

Die treibende Kraft hinter der Mail Art waren vor<br />

allem Künstler aus dem Osten. 1 Die einzige Hürde<br />

war die Grenze zum Westen. Die Mail Art machte aus<br />

einer Behinderung eine ästhetische Erfahrung, sowohl<br />

für den Absender <strong>als</strong> auch für den Empfänger. Dabei<br />

handelte es sich nicht allein um Kunstwerke, die die<br />

Grenze überschritten, sondern auch den überkommenen<br />

Begriff des Kunstwerks infrage stellten. Damit<br />

aspect is more than apparent in retrospect, for it was<br />

thanks to this strategy that the iron curtain—a political<br />

term Winston Churchill coined in 1945 to refer to the<br />

political and ideological dividing line between East<br />

and West—grew porous. Its “success” was based upon<br />

its simple approach: Use what is available. And don’t<br />

worry about the content, the government, or business.<br />

At first few were involved, but their numbers<br />

increased, and suddenly there arose an autonomous<br />

structure with scarcely any fixed dependency, a structure<br />

that seemed to exist outside political space. In<br />

the golden age of Mail Art its protagonists could even<br />

dream of a political reality that left behind the still<br />

existing barriers of the cold war. It wasn’t a utopia; it<br />

was a fact.<br />

The driving force behind Mail Art was above all its<br />

artists from the East. 1 The only hurdle they had to<br />

overcome was the border to the West. Mail Art made<br />

of that hindrance an aesthetic experience both for<br />

the sender as well as for the addressee. And it was not<br />

only a matter of artworks that transcended borders,<br />

but <strong>als</strong>o a way of calling into question the age-old notion<br />

of a work of art. And thus, as an art form, Mail<br />

Art is allied with post-bellum modern art. Yet it still<br />

6 7


eiht sich die Mail Art <strong>als</strong> Kunstform ein in die Kunst<br />

der Moderne nach dem Krieg. Dennoch blieb sie weitestgehend<br />

ein Randphänomen, das mit dem Jahr 1989<br />

und dem Ende des Kalten Kriegs in den Schubladen<br />

der Künstler landete. Für die Künstler aus dem freien<br />

Westen gab es konkrete Anknüpfungspunkte für ihr<br />

Tun. An erster Stelle steht dabei die Fluxus-Bewegung,<br />

die das materielle Objekt des Kunstwerks zugunsten<br />

der Aktion in den Hintergrund rückte. Zu nennen ist in<br />

diesem Zusammenhang auch die konzeptuelle Kunst,<br />

wie sie von Joseph Kosuth oder Lawrence Weiner<br />

vertreten wurde und wird. Fluxus und Conceptual<br />

Art waren und sind von herausragender Bedeutung für<br />

die Anerkennung der Mail Art <strong>als</strong> Kunstform. Robert<br />

Fillious „Eternal Network“ war ein Meilenstein für<br />

die Entwicklung einer genuinen Mail Art; gleichzeitig<br />

war der Künstler auch ein herausragender Vertreter<br />

des Fluxus. Das geschah im Umfeld der New York<br />

Correspondence School, entwickelt von Ray Johnson.<br />

Dennoch dürfen die Unterschiede nicht übersehen<br />

werden. Denn die Kunst im Westen war gekennzeichnet<br />

durch den Kalten Krieg, der sein endgültiges Ende<br />

1989 fand.<br />

Die Debatten um die Mail Art konzentrierten sich auf<br />

die Denker der damaligen Zeit wie Marshall McLuhan<br />

oder Richard Buckminster Fuller. McLuhans berühmtes<br />

Zitat „Das Medium ist die Botschaft“ findet in der<br />

Mail Art einen ganz konkreten Ausdruck. Das Netzwerk,<br />

das sich über die Mail Art aufbaute, zeigte auch<br />

nach der Hochphase eine spezifische Haltbarkeit.<br />

Géza Perneczkys These, dass die Mail Art das erste<br />

World Wide Web ist, ist nur bedingt zuzustimmen.<br />

Auch Kornelia Röder sieht es ähnlich in ihrem Beitrag<br />

„Topology and Functionality of the Mail Art Network<br />

and its Specific Significance for Eastern Europe between<br />

1960 and 1989”. Sie unterscheidet dabei zwischen der<br />

grundlegenden Idee und der kreativen Energie dahinter.<br />

Und man kann durchaus der Meinung sein, dass die<br />

kreative Energie abnimmt, in dem Moment, da das<br />

World Wide Web läuft. Tatsächlich treffen an diesem<br />

Punkt zwei ganz unterschiedliche Techniken aufeinander,<br />

wobei schon bei oberflächlicher Betrachtung der<br />

„Sieger“ feststeht. Die eigentliche Mail Art kennt noch<br />

den Unterschied zwischen Inhalt und Weg. Insbesondere<br />

der benutzte „Kanal“, die Post der jeweiligen<br />

Länder, war Träger der Nachricht. Das erlaubte dann<br />

auch die staatliche Kontrolle dieser Post. Der nächste<br />

Schritt in der Entwicklung war tatsächlich ein funktionierendes<br />

World Wide Web, dessen Kontrollmöglichkeiten<br />

nicht mehr abzuschätzen waren. Zusätzlich war<br />

die Message die Botschaft und umgekehrt. Der Inhalt<br />

der Botschaft ist gleichzeitig auch der Weg, der angesprochen<br />

wird in der E-Mail-Adresse. Kornelia Röder<br />

schreibt dazu: „Artistically speaking, it functioned<br />

as an international action and communication space<br />

for all those who turned against the state-imposed‚<br />

socialist realism.“ 2<br />

remained largely a fringe phenomenon that wound up<br />

in the desk drawers of the artists after 1989 and the<br />

end of the cold war. For artists from the “free West”<br />

there were specific practices they could adapt to<br />

their own activities. First among them was the Fluxus<br />

movement, which placed the artwork as a material<br />

object in the background while giving prominence to<br />

the “action”. In this connection one ought <strong>als</strong>o to mention<br />

conceptual art of the kind represented by Joseph<br />

Kosuth and Lawrence Weiner. Fluxus and conceptual<br />

art were and are of seminal importance for the recognition<br />

of Mail Art as an art form. Robert Filliou’s “Eternal<br />

Network” was a milestone in the development of<br />

a genuine Mail Art, and he was <strong>als</strong>o simultaneously<br />

a prominent exponent of the Fluxus movement. The<br />

milieu for this development was the “New York Correspondence<br />

School” created by Ray Johnson. But the<br />

differences here ought not to be overlooked. At the<br />

same time, the art in the West was marked by the cold<br />

war, which found its ultimate end in 1989.<br />

The debates over Mail Art <strong>als</strong>o focussed on the<br />

intellec tu<strong>als</strong> of the period such as Marshall McLuhan<br />

and Richard Buckminster Fuller. McLuhan’s famous<br />

statement, “the medium is the message,” has found<br />

concrete expression in Mail Art. The network developed<br />

through Mail Art exhibited a specific half-life<br />

even after it had reached its zenith. We can only partially<br />

agree with Géza Perneczky’s theory that Mail<br />

Art was the first World Wide Web. Kornelia Röder<br />

holds similar views in her work on “The Topology and<br />

Functionality of the Mail Art Network and its Specific<br />

Significance for Eastern Europe between 1960 and<br />

1989”. She distinguishes between the fundamental<br />

idea and the creative energy behind it. And one can<br />

certainly be of the opinion that the creative energy<br />

waned the moment the World Wide Web was up and<br />

running. Indeed, at this juncture two entirely distinct<br />

technologies intersected, and already here the victor<br />

was obvious even to the most cursory glance. Genuine<br />

Mail Art still recognises the difference between content<br />

and route. Particularly the “channel” used—the<br />

postal service of the corresponding countries—was the<br />

carrier of the message. This was what made the state<br />

control of such post possible. The next step in this<br />

development was in fact the functioning World Wide<br />

Web, whose potential to be controlled was impossible<br />

to gauge. Moreover, the message was the meaning, and<br />

vice-versa. The content of the message is simultaneously<br />

the route that is referred to in the email address.<br />

In this regard Kornelia Röder writes: “Artistically<br />

speaking, it functioned as an international action and<br />

communication space for all those who turned against<br />

the state-imposed socialist realism.” 2<br />

But this <strong>als</strong>o means that, here, art at this particular historical<br />

moment acquired an eminently political function<br />

that was reflected back to the democratic West. And<br />

that in turn strengthened the political powers in the<br />

Edgardo-Antonio Vigo und Graciela Gutiérrez Marx: La Plata/Argentinien an Guillermo Deisler,<br />

Plovdiv/Bulgarien, 20.10.1978 (recto), Akademie der Künste, Kunstsammlung<br />

Das aber bedeutet, dass Kunst zu diesem Zeitpunkt<br />

innerhalb der Geschichte eine eminent poli tische<br />

Funktion bekam, die zurückstrahlte in den demokra ­<br />

tischen Westen. Das wiederum stärkte die politischen<br />

Kräfte im Osten, die für eine Demokratisierung<br />

kämpften. Mail Art war dafür in dem gegebenen histo ­<br />

rischen Moment von nicht zu unterschätzender Bedeutung.<br />

Man könnte vermuten, dass die Personen hinter der<br />

Mail Art nur eine Minderheit vertreten. Das mag am<br />

Beginn der Bewegung so gewesen sein, aber danach<br />

eroberte sie den öffentlichen Raum, wenn man diesen<br />

unter einem kommunistischen Regime <strong>als</strong> einen solchen<br />

East that were struggling for democratisation. In this<br />

respect Mail Art obtained a significance at this particular<br />

historical moment that can scarcely be overestimated.<br />

One is tempted to suppose that the people behind<br />

Mail Art represented only a minority. Perhaps that was<br />

so at the beginning of the movement, but thereafter<br />

the movement managed to conquer public space, insofar<br />

as one can speak of public space in a communist<br />

regime. Under these conditions Mail Art was a sort of<br />

megaphone for everything that had no voice in public<br />

space. This function and its significance cannot be<br />

compared with the Mail Art in the West. For here one<br />

8 9


überhaupt erkennen will. Mail Art war unter den<br />

gegebenen Bedingungen eine Art Sprachrohr für all<br />

das, was im öffentlichen Raum keine Stimmen fand.<br />

Diese Funktion und deren Bedeutung lassen sich nicht<br />

mit der Mail Art des Westens vergleichen. Denn hier<br />

gab es das Recht zur Opposition. In den Parlamenten<br />

fand die Opposition eine Bühne, um gegen die jeweilige<br />

Regierung und deren Vorhaben zu rebellieren.<br />

In dem Moment, wo die alten Eliten im Ostblock keine<br />

„Nachfolger“ mehr fanden, war die Mail Art der letzte<br />

Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. War<br />

es so? Zumindest hat die Mail Art einen Beitrag dazu<br />

geleistet. Und nach dem Jahre 1989 mussten die Uhren<br />

neu gestellt werden, auch im Westen, was gern übersehen<br />

wird. Denn auf beiden Seiten des Eisernen<br />

Vorhangs waren Defizite festzustellen. Für einen<br />

historischen Augenblick standen sich zwei Gesellschaftsformen<br />

gegenüber, die erst noch eine gemeinsame<br />

Sprache entwickeln mussten. Und die Mail Art<br />

wurde <strong>als</strong> „Fenster zur Welt“ angesehen. Die besondere<br />

Bedeutung der Mail Art im Osten lässt sich auch daran<br />

ermessen, dass die Weiterentwicklung dieser Kunstform<br />

vor allem vom Osten her in Gang gesetzt wurde.<br />

Auf dieser Seite konnte man tatsächlich von einem<br />

„Fenster zur Welt“ sprechen. Die damalige Mail Art bot<br />

Gelegenheit, das bestehende System durch freiheitliche<br />

Formen der Gruppenbildung in frage zu stellen.<br />

Die Aufmerksamkeit, die über die Mail Art hergestellt<br />

wurde, fand einen fruchtbaren Boden in den freien<br />

Medien im freien Westen. Das führte zu einem geänderten<br />

Selbstverständnis und war sicherlich ein Element<br />

für den Umbruch im Jahr 1989. Waren es die<br />

Worte von Ronald Reagan vor dem Brandenburger Tor<br />

oder die Mail Art im Osten Europas, die den Kalten<br />

Krieg beendete? Oder ging es doch nur darum, neue<br />

Märkte zu erobern, die bis zur Zeitenwende nicht zur<br />

Verfügung standen?<br />

Mittlerweile ist deutlich geworden, dass die Mail Art<br />

einer anderen Epoche angehört. In der zunehmenden<br />

Entmaterialisierung, die ihren Ausdruck in der E-Mail<br />

findet, ist die Mail Art heute ein Fall für das Museum.<br />

Einen Übergang von der materiellen Mail Art zur<br />

E-Mail ist nicht möglich. Schon allein die Masse der<br />

E-Mails ermöglicht kaum einen künstlerischen Zugang<br />

zu diesem Medium. Eine große Sammlung dazu findet<br />

sich nicht im Westen, sondern im Osten, im Staatlichen<br />

Museum Schwerin. „Mail Art <strong>als</strong> demokratische,<br />

spontan und aktuell auf Zeitgeschehen reagierende<br />

Kunstform entwickelte sich in den 1960er-Jahren<br />

zuerst in den USA und wurde wenig später auch in<br />

Europa praktiziert. Unter Mail Art wird nicht die<br />

persönliche Korrespondenz zwischen zwei Personen<br />

verstanden, sondern die Kommunikation mit Kunst<br />

zu konkret ausgeschriebenen Projekten. Die Themen<br />

stellen sich allgemeinen Lebensfragen, artikulieren kritisches<br />

Bewusstsein im Umgang mit der Natur ebenso,<br />

wie sie menschliche Grundrechte wie Freiheit und<br />

had the right to stand in opposition. In the various parliaments<br />

the opposition had a stage upon which they<br />

could rebel against the government and their plans.<br />

At the moment when the old elites in the Eastern<br />

Block no longer found successors, Mail Art served as<br />

the last straw that broke the camel’s back. Was that<br />

really how it was? Mail Art had at least contributed<br />

to the process. And after 1989 the clocks had to be<br />

set again—<strong>als</strong>o in the West, although some prefer to<br />

overlook the fact. There were deficiencies on both<br />

sides of the Iron Curtain. For a brief historical moment<br />

the two societal structures stood opposed to<br />

one another, and they had yet to develop a common<br />

language. And Mail Art was seen as a “window on the<br />

world”. The particular significance of Mail Art in the<br />

East can be measured by the fact that the further<br />

development of this art form was set in motion<br />

especially in the East. On that side one could indeed<br />

speak of a “window on the world”. The Mail Art at that<br />

time offered the opportunity to call into question the<br />

existing system using free forms for building groups.<br />

The attention generated by Mail Art fell on fertile<br />

ground in the free media in the free West. That led to<br />

an altered self-comprehension, and it was certainly an<br />

element in the upheaval in the year 1989. Was it the<br />

words of Ronald Reagan in front of the Brandenburg<br />

Gates, or was it the Mail Art in Eastern Europe that<br />

ended the cold war? Or was it all merely a matter of<br />

conquering new markets that had not been available<br />

before this turning point in history?<br />

It has since become clear that Mail Art belongs to<br />

another epoch. With the increasing dematerialisation<br />

that has found unambiguous expression in email,<br />

Mail Art has today become a case for museums. The<br />

very mass of emails alone hardly allows for an artistic<br />

approach to the medium. And thus Mail Art is today a<br />

matter for museums to deal with. A large collection of<br />

pertinent materi<strong>als</strong> is not to be found in the West, but<br />

rather in the East, at the State Museum in Schwerin.<br />

Mail Art was first developed in the United States of<br />

America during the 1960s as a democratic, spontaneous<br />

and contemporary art form in reaction to the<br />

events of the period, and it was practiced soon thereafter<br />

<strong>als</strong>o in Europe. Mail Art refers not to the personal<br />

correspondence between two people, but to the<br />

communication with art in regard to concrete written<br />

projects. Among its themes are general questions of<br />

life and the articulation of a critical consciousness in<br />

dealing with nature; other themes include the demand<br />

for basic human rights such as freedom and democracy<br />

and the call to adopt positions and practices characteristic<br />

of the artist modern period. Its motto—no fee,<br />

no jury, no return—suggests no limitations for content<br />

and forms of expression. In the Mail Art network,<br />

both artists and amateurs were active. Based upon<br />

the existing postal system, Mail Art developed one<br />

Demokratie einklagen und Positionen der künstlerischen<br />

Moderne aufgreifen. Das Motto no fee, no jury,<br />

no return lässt keine Einschränkungen in Inhalt und<br />

Ausdrucksformen zu. Im Netzwerk der Mail Art agierten<br />

sowohl Künstler <strong>als</strong> auch Laien. Mit der Mail Art<br />

entwickelte sich auf der Basis des Postsystems eines<br />

der ersten internationalen Netzwerke vor dem Internet,<br />

das weltweiten Gedanken- und Kunstaustausch<br />

ermöglichte. Es fungierte bis 1989 auch <strong>als</strong> subversives<br />

Underground-Kommunikations- und Informationssystem.<br />

Vor allem für osteuropäische Künstler war es<br />

von besonderer Bedeutung, da es ermöglichte, aus der<br />

Isolation herauszutreten und Kontakte zum internationalen<br />

Kunstgeschehen aufzunehmen“. 3<br />

1<br />

Siehe Klaus Groh: „Mail Art - Correspondence Art, eine künstle ­<br />

rische Randaktivität oder ein ernstzunehmendes Betätigungsfeld für<br />

freie Kommunikation zwischen den Völkern“. In: Bildende Kunst in<br />

Osteuropa im 20. Jahrhundert, Berlin 1991.<br />

2<br />

Kornelia Röder: Topology and Functionality of the Mail Art Network<br />

and its specific significance for Eastern Europe between 1960 and<br />

1989. Schriftenreihe für Künstlerpublikationen, Volume 5.<br />

3<br />

www.museum-schwerin.de/headnavi/forschung-wissenschaft/mailart-archiv-3<br />

Thomas Wulffen (*1954) ist ein deutscher Kunstkritiker,<br />

Journalist und Kurator.<br />

of the first international networks that made it possible<br />

to exchange thoughts and art world wide prior to<br />

the internet. It functioned until 1989 as a subversive<br />

underground system for communication and information.<br />

Particularly for Eastern European artists it was<br />

especially significant since it allowed them to break<br />

out of their isolation and to get in touch with what is<br />

happening in the arts internationally. 3<br />

1<br />

See Klaus Groh, “Mail Art - Correspondence Art, eine künstlerische<br />

Randaktivität oder ein ernstzunehmendes Betätigungsfeld für freie<br />

Kommunikation zwischen den Völkern,” in: Bildende Kunst in Osteuropa<br />

im 20. Jahrhundert, Berlin 1991.<br />

2<br />

For the German text see: Kornelia Röder, Topologie und Funktionsweise<br />

des Netzwerks der Mail Art: Seine spezifische Bedeutung für<br />

Osteuropa von 1960 bis 1989 (Cologne: Salon), 2008.<br />

3<br />

See: http://www.museum-schwerin.de/headnavi/forschung-wissenschaft/mail-art-archiv-3/<br />

Thomas Wulffen (*1954) is a German art critic, journalist<br />

and curator.<br />

© Nelli Palomäki<br />

At the End of the Rainbow<br />

Fotografien der<br />

Helsinki School<br />

im Felleshus<br />

17.1. – 3.3.2013<br />

Mo – Fr 10 – 19 Uhr<br />

Sa – So 11 – 16 Uhr<br />

Botschaft von Finnland<br />

Rauchstr. 1 · 10787 Berlin<br />

Eintritt frei<br />

www.finnland.de<br />

www.helsinkischool.fi<br />

10


“It is secret, private and without any rule” (Ray Johnson)<br />

Bis September 2012 zeigte die Weserburg | Museum<br />

für moderne Kunst, Bremen, die Ausstellung „I like<br />

funny stories“ des Mail-Art-Künstlers Ray Johnson. Im<br />

Interview erklärte uns der Kurator der Ausstellung Ingo<br />

Clauß, 35, welchen Einfluss die fast vergessene Kunstrichtung<br />

auf die zeitgenössische Kunstproduktion<br />

hat und ob eine E-Mail Kunst sein kann.<br />

Until it closed in September 2012, the Weserburg Museum<br />

of Modern Art in Bremen hosted the exhi bition<br />

“I like funny stories” by the “mail art” artist Ray Johnson.<br />

In our interview the curator of the exhibition,<br />

35-year-old Ingo Clauß, describes the influence this<br />

almost forgotten branch of art had on contemporary<br />

art production and whether an email could be art.<br />

Ray Johnson: MAIL A NAIL, 1989, Materialcollage, Sammlung Maria und Walter Schnepel,<br />

© Ray Johnson Estate, Courtesy Richard L. Feigen & Co.<br />

Interview: Julika Nehb<br />

Translation: Brian Poole<br />

Herr Clauß, wenn sich zwei Künstler heute per<br />

E-Mail oder über soziale Netzwerke austauschen – ist<br />

das dann Mail Art? Für Menschen, die dieser Kunstrichtung<br />

bisher nicht begegnet sind: Wie lässt sich der<br />

Begriff „Mail Art“ fassen?<br />

Mail Art bezeichnet eine besondere Form der Kommunikation,<br />

die den Postversand zum integralen Bestandteil<br />

der Kunstproduktion macht. Anfang der 1960er-<br />

Jahre entstanden erste Mail-Art-Netzwerke, an denen<br />

Hunderte von Künstlerinnen und Künstlern beteiligt<br />

waren. Seitdem zirkulieren in einem permanenten Austausch<br />

Briefe, Postkarten und allerlei ungewöhnliche<br />

Gegenstände; letztlich all das, was in einen Briefumschlag<br />

passt und von der Post befördert wird. Das<br />

Erproben neuer Distributionsformen, die Demokratisierung<br />

der Kunst und die Idee einer kollektiven, prozessorientierten<br />

Kreativität sind wesentliche Aspekte<br />

dieser künstlerischen Praxis. Seit den 1990er-Jahren<br />

hat die Bedeutung der Mail Art entschieden abgenommen.<br />

Sie wird heute durch zeitgemäße Kommunikationsmöglichkeiten<br />

der Social Media ergänzt, überlagert<br />

und ersetzt. Das macht eine E-Mail noch nicht<br />

automatisch zur Kunst. Und in meinen Augen wäre es<br />

auch nicht sinnvoll, den historisch bedingten Begriff<br />

der Mail Art kurzschlussartig auf webbasierte Kunstprojekte<br />

und elektronische Mailings anzuwenden.<br />

Mr Clauß, when two artists now correspond with<br />

each other by email or through social networks, is that<br />

mail art? For people who have not yet encountered<br />

this type of art, how would you explain the term “mail<br />

art”?<br />

Mail art describes a particular form of communication<br />

that makes sending things by post an integral component<br />

of the production of art. The first mail art networks<br />

were developed in the beginning of the 1960s,<br />

and hundreds of artists participated in them. Since<br />

then letters, postcards and all sorts of other unusual<br />

objects have been circulating in a permanent interchange—virtually<br />

everything that can be put into an<br />

envelope and sent by post. Testing out new forms of<br />

distribution, the democratisation of art, and the idea<br />

of collective and process-oriented creativity are the<br />

essential aspects of this artistic practice. Since the<br />

beginning of the 1990s the significance of mail art<br />

has declined substantially. Today mail art has been<br />

supplemented, combined with, or displaced by the<br />

contemporary options for communication offered by<br />

social media. That does not automatically make email<br />

an art. And in my view it would not make much sense<br />

to apply the historically defined category of mail art to<br />

web-based art projects and electronic mailing.<br />

Gibt es einen Grund, dass die Mail Art im Vergleich<br />

zu vielen anderen Kunstrichtungen, die sich in den<br />

1950er- und 60er-Jahren entwickelt haben, sehr viel<br />

weniger Öffentlichkeit fand?<br />

Mit der Mail Art eröffnete sich den Künstlerinnen und<br />

Künstlern eine reizvolle Möglichkeit, ihr Aktionsfeld<br />

zu erweitern. Um ihre Ideen zu verbreiten, waren sie<br />

nicht mehr auf Galerien und etablierte Institutionen<br />

angewiesen. So konnten sie schnell, kostengünstig und<br />

frei von äußeren Zwängen arbeiten. Das Umgehen<br />

des offiziellen Kunstbetriebs hatte natürlich zur Folge,<br />

dass die meisten Prozesse abseits und damit unbemerkt<br />

von der breiten Öffentlichkeit stattfanden. Das ändert<br />

jedoch nichts an der Wirkmächtigkeit und dem Einfluss<br />

der international agierenden Netzwerke. Insbesondere<br />

in den Ländern Südamerikas und Osteuropas<br />

war die Mail Art für viele eine Möglichkeit, trotz größter<br />

politischer Beschränkungen bisweilen subversiv<br />

künstlerisch zu arbeiten und mit der internationalen<br />

Szene in Kontakt zu treten.<br />

Is there any reason for the fact that, by comparison<br />

with many other art trends developed since the 1950s<br />

and 1960s, mail art has only managed to reach a much<br />

smaller audience?<br />

In mail art, artists found a stimulating opportunity to<br />

expand their field of activities. They were no longer<br />

dependant upon galleries and established institutions<br />

to spread their ideas. Here they could work quickly<br />

and inexpensively, and they were free from external<br />

pressures. But, by circumventing the official art industry,<br />

most of the processes took place on the sidelines,<br />

where they went unnoticed by the larger public.<br />

Of course that did not change the powerful effect<br />

and influence of the internationally active networks.<br />

Particularly in South American countries and in Eastern<br />

Europe, mail art provided for many an opportunity<br />

to work as artists, even at times subversively,<br />

despite immense political limitations, and it was <strong>als</strong>o an<br />

opportunity to get in touch with the international art<br />

scene.<br />

12 13


Worin liegt für Sie der Reiz an Mail Art? Mit welchen<br />

kuratorischen Herausforderungen sahen Sie sich konfrontiert,<br />

während Sie „I like funny stories“ umsetzten?<br />

Vieles von dem, was heute in der Kunstproduktion<br />

selbstverständlich erscheint, wurde in der Mail Art, vor<br />

nunmehr 50 Jahren, erprobt. Die Ideen, Konzepte und<br />

Strukturen wirken daher noch heute überraschend<br />

aktuell, auch wenn sich die Nutzung der Medien radikal<br />

verändert hat. Das ist faszinierend und ein wichtiger<br />

Grund für eine wissenschaftliche Aufarbeitung, die<br />

von den Institutionen lange Zeit nicht in genügendem<br />

Maße vorangetrieben wurde. Die Weserburg verfügt<br />

mit dem Studienzentrum für Künstlerpublikationen<br />

über große Sammlungsbestände auch im Bereich<br />

der Mail Art, die im Kontext einzelner Ausstellungen<br />

und im Rahmen von Forschungsarbeiten aufgearbeitet<br />

und präsentiert werden. Die Mail Art ist <strong>als</strong>o seit<br />

Gründung des Hauses immer wieder in Auszügen präsent.<br />

Darüber hinaus ist die international bedeutende<br />

Privatsammlung von Walter und Maria Schnepel in der<br />

Weserburg beheimatet. Sie besitzt ein beeindruckendes<br />

Konvolut an frühen Arbeiten von Ray Johnson,<br />

darunter faszinierende Collagen, Mailings und viele<br />

andere Werke und Dokumente. Dieses Material auszustellen,<br />

war tatsächlich eine große Herausforderung,<br />

da sich die Mail Art stets einer Musealisierung zu entziehen<br />

versuchte. Ray Johnson beschreibt das zentrale<br />

Vermittlungsproblem wie folgt: „The only way to<br />

understand something of my school is to participate<br />

in it for some time. It is secret, private and without<br />

any rule.“ Oftm<strong>als</strong> wird die Mail Art eingezwängt in<br />

Archivsituationen, die den intellektuellen Witz und<br />

die subversive Kraft nicht zur Geltung bringen. Es ist<br />

jedoch nicht nur wissenschaftliche Präzision gefordert,<br />

sondern die Entwicklung von lebendigen Ausstellungsformaten,<br />

die die Besucher für die Kunst begeistern.<br />

Wer war Ray Johnson? Er wird <strong>als</strong> einer der Begründer<br />

der Mail Art bezeichnet. Stimmen Sie zu?<br />

Ray Johnson war schon in den 1960er-Jahren ein<br />

Mythos. Er trat öffentlich kaum in Erscheinung und<br />

stellte nur sehr selten aus. Und dennoch war er mit fast<br />

allen wichtigen Akteuren von der Pop Art über Fluxus<br />

bis hin zur Conceptual Art eng verbunden. Er war<br />

gewissermaßen ein „Künstler-Künstler“ mit einem<br />

ausgewählten Kreis an Bewunderern, der stetig wuchs.<br />

Mit seinen Mailings war Johnson sicherlich ein wichtiger<br />

Wegbereiter der internationalen Mail-Art-Bewegung<br />

und zugleich einer ihrer einflussreichsten Repräsentanten.<br />

So hat er bereits Ende der 1950er-Jahre<br />

mit dem Versand von Kunst begonnen und innerhalb<br />

kurzer Zeit ein umfangreiches Netzwerk aufgebaut,<br />

das später unter dem Namen „New York Correspondence<br />

School“ [sic] bekannt wurde. Ich würde ihn<br />

jedoch nicht <strong>als</strong> Begründer der Mail Art vereinnahmen,<br />

da viele andere Netzwerke, insbesondere auch<br />

in Europa und Südamerika weitgehend parallel und<br />

unabhängig voneinander entstanden sind. Sie haben in<br />

der Regel eine offene und auch dezentrale Struktur.<br />

What is it you find stimulating about mail art? And<br />

what were the curatorial challenges you faced when you<br />

were developing the exhibition “I like funny stories”?<br />

Much of what looks, today, like standard procedure<br />

in art production was first tried and tested 50 years<br />

ago in mail art. For that reason, the ideas, concepts,<br />

and structures appear to be surprisingly contemporary,<br />

even though the use of media has changed radically.<br />

It’s fascinating, and it is an important basis for current<br />

academic research at institutions which, hitherto, had<br />

not sufficiently addressed the topic. Weserburg has its<br />

own centre for the study of artistic publications, which<br />

has its own vast archival collection, including materi<strong>als</strong><br />

in the field of mail art; these materi<strong>als</strong> have been studied<br />

in various research projects and presented at various<br />

exhibitions. Thus, ever since Weserburg’s Museum<br />

of Modern Art was founded, aspects of mail art have<br />

always played a role there. In addition, the internationally<br />

renowned private collection assembled by Walter<br />

and Maria Schnepel is <strong>als</strong>o housed there. The collection<br />

offers an impressive hodgepodge of early works<br />

by Ray Johnson, among them fascinating collages, mail<br />

artworks, and several other works and documents.<br />

Exhibiting these works was indeed a great challenge:<br />

mail art seems to continually resist attempts to adapt<br />

it to the museum format. Ray Johnson offered his own<br />

description of the central problem behind communicating<br />

his approach: “The only way to understand<br />

something of my school is to participate in it for some<br />

time. It is secret, private, and without any rule.” Often<br />

mail art is narrowly viewed from the perspective of<br />

the archival situation, where its intellectual humour<br />

and subversive power cannot be adequately appreciated.<br />

But more than mere academic precision is required<br />

here; we <strong>als</strong>o have to develop lively exhibition formats<br />

that appeal to the exhibition’s visitors.<br />

Ray Johnson: o.T. (SAD), 1959, collagierte Postkarte an Dick Higgins,<br />

Slg. Maria und Walter Schnepel, © Ray Johnson Estate, Courtesy Richard L. Feigen & Co.<br />

Johnson blieb dagegen stets das Kraftzentrum seines<br />

Netzwerks, auf das sich letztlich alles bezog. Gleichwohl<br />

hat er <strong>als</strong> Erster konsequent und systematisch<br />

den Postversand künstlerisch umfunktioniert und ist<br />

damit bis heute ein inspirierendes Vorbild.<br />

In Johnsons Werk werden Referenzen zu den Strategien<br />

der Dada-Collagen und dem Element des Zufalls<br />

– einem zentralen Thema von John Cage – deutlich.<br />

In der Tat etablierte Johnson mit seiner Mail Art eine<br />

fließende, sich durch das Versenden und Weiterleiten<br />

permanent verändernde und ergänzende Kunstform.<br />

Durch das sogenannte „on-sending“ gelang es ihm,<br />

seine Künstlerfreunde, Kuratoren und Bekannte in den<br />

künstlerischen Prozess einzubeziehen. Einzelne Sendungen<br />

versah er mit der Bitte „Please send to“ oder<br />

„Please add to and return to“. So entstanden kollaborative<br />

Arbeiten, bei denen der Empfänger zum Versender<br />

und Co-Autor wurde. Der Zufall wurde <strong>als</strong> eine<br />

gestaltgebende Kraft bewusst einkalkuliert. Johnson<br />

bevorzugte dabei stets den Prozess und nicht das<br />

Resul tat. Dies hat sicherlich viel mit John Cages<br />

künstlerischer Auffassung gemein. Es verwundert<br />

nicht, dass sich Ray Johnson und Cage gut kannten<br />

und sogar eine Zeit lang in New York im selben Haus<br />

wohnten.<br />

Ende April 2013 wird die Akademie der Künste eine<br />

Mail-Art-Ausstellung zeigen. Was erwarten Sie?<br />

Von Seth Siegelaub stammt der Satz „Art is to change<br />

what you expect from it“. Dem Gedanken folgend<br />

wünsche ich mir eine anregende Schau, die den<br />

anarchischen Geist der Mail Art in ihrer Vielfalt und<br />

in ihrer permanenten Lust am Experiment erlebbar<br />

macht. Dann gibt sie den notwendigen Raum für<br />

überraschende Entdeckungen, Irritationen und neue<br />

Erkenntnisse.<br />

Who was Ray Johnson? He’s been called the founder<br />

of mail art. Would you agree?<br />

Already in the 1960s Ray Johnson had become something<br />

of a legend. He seldom appeared publicly and<br />

very rarely exhibited his works. And yet he was intimately<br />

connected with almost all the important figures<br />

of the period, from pop art and Fluxus to conceptual<br />

art. In a certain sense he was an artist’s artist<br />

with a select circle of admirers that grew continuously.<br />

With his mailings Johnson was certainly an important<br />

pioneer of the international mail art movement and,<br />

at the same time, one of its most influential representatives.<br />

Already by the end of the 1950s he had begun<br />

to mail art, and he built up a comprehensive network<br />

in a short period of time that became known under<br />

the name of the “New York Correspondence School”.<br />

I wouldn’t want to pigeonhole him as the founder<br />

of mail art, since there were many other networks<br />

particularly in Europe and South America that were<br />

created at the same time independently of one another.<br />

They usually had an open and decentralised structure.<br />

By contrast, Johnson was the central power in his network,<br />

to which all others within it referred. Nevertheless,<br />

he was the first to adapt the mailing service,<br />

consistently and systematically, to his artistic go<strong>als</strong>, and<br />

he thus remains, to this day, an inspirational model.<br />

In Johnson’s works there are obvious references to<br />

the strategies of Dada-collages and to the element of<br />

coincidence—a central theme for John Cage.<br />

With his use of mailing and forwarding in mail art,<br />

Johnson did indeed establish a fluid, permanently<br />

changing and expanding art form. With the practice<br />

of “forwarding” he managed to involve artist-friends,<br />

acquaintances, and curators in the artistic process.<br />

In some of his packages he enclosed requests such<br />

as “Please send to” or “Please add to and return to”.<br />

Thus collaborative works were created; the recipients<br />

became senders and co-authors. Coincidence was<br />

consciously anticipated as a form-giving power. Here<br />

Johnson preferred the process, and not the result. This<br />

certainly has much in common with John Cage’s artistic<br />

conceptions. It’s no wonder that Ray Johnson and<br />

Cage knew each other well and even lived in the same<br />

house in New York for a while.<br />

The Academy of Arts Berlin will be showing an<br />

exhibition of mail art at the end of April. What do you<br />

expect to see there?<br />

Seth Siegelaub once said: “Art is to change what you<br />

expect from it.” Following that thought, I’m hoping<br />

for a stimulating show that allows us to experience<br />

the anarchistic spirit of mail art in all its facets, and<br />

with its permanent desire to experiment. That would<br />

give us the necessary space for surprising discoveries,<br />

provocative stimulation, and new insights.<br />

14 15


Sammlergespräch mit Ralf Leinemann:<br />

„Kunst ist keine Kapitalanlage“<br />

Conversations with Collectors: Ralf Leinemann<br />

“Art is not a capital investment”<br />

Yutaka Sone: Highway Junction 405-10, 2003-2011, Marmor, 22,5 x 118,3 x 161,2 cm<br />

Courtesy David Zwirner, New York/London<br />

Interview: Fares Al-Hassan<br />

Text: Elisabeth Schlögl, Simone Raith<br />

Translation: Brian Poole<br />

Was tust du, wenn du gerade keine Kunst sammelst?<br />

Ich bin mit Leidenschaft Rechtsanwalt. Das Sammeln<br />

ist für mich ein Hobby. Unsere Kanzlei Leinemann<br />

Partner hat im Wesentlichen mit Baurecht und Vergaberecht<br />

zu tun, und über das Thema Kunst am Bau<br />

bin ich der bildenden Kunst nähergekommen. Mein<br />

erster Erwerb war circa 1995 und stammt von Jennifer<br />

Kiernan. Ich glaube, sie hat den Durchbruch auf<br />

dem Kunstmarkt nicht geschafft. Ich habe drei figurative<br />

Holzskulpturen von ihr – sie sind im Büro <strong>als</strong> „die<br />

bunten Laubsägearbeiten“ bekannt. Aber ich stehe<br />

auch zu meinen frühen Ankäufen. Jeder, der das erste<br />

Mal ganz unvoreingenommen mit Kunst in Berührung<br />

kommt, findet das Bunte, leicht Erkennbare spontan<br />

gut. Mit der Zeit wächst dann die Fähigkeit, stärker<br />

zu abstrahieren, und damit auch das Interesse an<br />

anspruchsvolleren Werken.<br />

Die Sammlung umfasst mittlerweile 170 Werke, von<br />

denen viele in euren Büros hängen, vor allem in<br />

Berlin. Vor Kurzem kam eine sehr beeindruckende<br />

Neuerwerbung hinzu.<br />

Das ist eine Arbeit von Yutaka Sone. Ich kannte ihn<br />

nicht, bis ich eine in Marmor gemeißelte Stadtlandschaft<br />

von Manhattan vor zwei Jahren auf der Art Basel<br />

What do you do when you are not collecting art?<br />

I’m a very dedicated lawyer. Collecting art is my hobby.<br />

Our office at Leinemann Partners de<strong>als</strong> largely with<br />

construction law and with the allocation of public<br />

funds, and the subject of art in construction brought<br />

me closer to the fine arts. I purchased my first work<br />

in 1995. It was a work by Jennifer Kiernan. I don’t believe<br />

she managed to make it on the art market. I have<br />

three figurative wood sculptures by her—at the office<br />

they are known as the “colourful fretsaw works”. But<br />

I’m still proud of my early acquisitions. Everyone who<br />

comes into contact with art for the first time, without<br />

any preconceptions, finds the works that are colourful<br />

and easily recognisable to be good at first glance. In<br />

time one’s ability to see things more abstractly grows<br />

stronger, and with that one’s interest in more demanding<br />

works increases.<br />

Your collection now has 170 works, many of them<br />

hanging in your offices, particularly in Berlin. Just<br />

recently an impressive new acquisition was added.<br />

The work is by Yutaka Sone. I wasn’t familiar with<br />

the artist until I saw a cityscape of Manhattan carved<br />

in marble at David Zwirner’s stand at the Art Basel<br />

two years ago. “Highway Junction 405-10” is similar:<br />

auf David Zwirners Stand sah. „Highway Junction<br />

405-10“ ist ähnlich, der Ausschnitt einer Stadtlandschaft<br />

von Los Angeles, ein echter „Crowd-Pleaser“.<br />

Die Arbeit misst 1,60 mal 1,25 Meter. Winzig kleine<br />

Häuschen, Bäume, Schilder und Millimeter kleine<br />

Autos auf dem Highway sind in weißem Marmor gemeißelt,<br />

alles aus einem Stück. Es ist ein wirklich sehr<br />

schönes, für jeden zugängliches Kunstwerk, das gut in<br />

ein Anwaltsbüro passt, das sich mit dem Thema Bau,<br />

Verkehr und Infrastruktur befasst.<br />

Ihr sammelt fast ausschließlich Werke aus der Malerei<br />

oder Skulpturen und habt euch inhaltlich auf<br />

Arbeiten spezialisiert, die sich mit Bauen, Stadt und<br />

Architektur beschäftigen – hinter Yutaka Sone hängt<br />

zum Beispiel Thomas Scheibitz im Foyer. Dazwischen<br />

befindet sich aber auch ein riesiger Immendorff.<br />

Welcher Sammler würde ein Bild, das „Mein Weg ist<br />

richtig“ heißt, nicht haben wollen? Es macht Mut!<br />

Zudem ist meine Frau Eva in Halle geboren. Sie <strong>als</strong>o<br />

Ossi, ich Wessi – aus diesem Grund haben wir auch<br />

früh diese kleine Leidenschaft für Immendorff entdeckt.<br />

Die Geschichte der deutsch-deutschen Trennung<br />

und die Mauer gehören zu seinen Themen. Das<br />

Bild zeigt Immendorff mit Devotionalien behangen,<br />

it shows us a sector of a Los Angeles cityscape—and<br />

it’s a real crowd pleaser. The work measures 1.6 by<br />

1.25 metres. Tiny little houses, trees, signs, and millimetre-sized<br />

cars on highways have been carved in<br />

marble—all from one single piece. It is really a very<br />

beautiful work, accessible to everybody, and it suits<br />

our law firm well, which de<strong>als</strong> with construction, traffic,<br />

and infrastructure.<br />

You collect almost exclusively paintings and sculptures,<br />

and you’ve specialised in works that deal with<br />

construction, with the urban environment, and with<br />

architecture. Just behind Yutaka Sone’s work there<br />

is a work by Thomas Scheibitz, hanging in the foyer.<br />

And between them there is another large work by<br />

Immendorff.<br />

What collector would not want to have a picture entitled<br />

“My Way is Right”? It’s encouraging! Moreover,<br />

my wife was born in Halle. She’s Eastern German, I’m<br />

Western, and that’s the reason we discovered our little<br />

passion for Immendorff. The history of the division<br />

of Germany and the wall belong to his themes. The<br />

picture shows Immendorff in a Roman chariot wearing<br />

devotional objects as he storms through the whitecapped<br />

crest of a wave—a symbol of the Berlin Wall.<br />

16 17


wie er auf einem römischen Streitwagen durch eine<br />

weiße Schaumkrone – Symbol der Berliner Mauer –<br />

stürmt. Auch wenn das Bild eigentlich nicht in unsere<br />

Sammlung passt, so ist Immendorff doch ein toller<br />

Maler, und <strong>als</strong> Sammler nehmen wir uns die Freiheit,<br />

abseits aller Vorgaben auch einmal zu kaufen, nur<br />

weil es gefällt. Es macht Spaß, Künstler zu entdecken,<br />

in Galerien herumzustöbern. Ich gehe nicht oft auf<br />

Messen, dort lässt man sich zu schnell hinreißen. Ich<br />

kaufe lieber in einer Galerie, wo man mehr Kontext<br />

hat. Darüber lernt man vielleicht auch den Künstler<br />

persönlich kennen. Es gibt Leute, die sehen Kunst <strong>als</strong><br />

ein Investment – das kann ich nicht verstehen. Ich finde<br />

jede Aktie ist ein besseres Investment. Kunst muss<br />

einen anders ansprechen <strong>als</strong> eine Kapitalanlage.<br />

In eurer Bibliothek hängt ein ganz besonderes Bild.<br />

Das Bild ist unsere einzige Kopie eines Kunstwerks,<br />

nämlich von Kandinsky, „Das Konzert“. Es hat einen<br />

eher sentimentalen Wert für mich, weil es von meinem<br />

Vater nachgemalt wurde. Er war Kaufmann und kein<br />

Künstler, aber schon sein Vater hatte <strong>als</strong> Pensionär Postkarten<br />

abgemalt. Mein Vater hat sich immer darüber<br />

lustig gemacht, <strong>als</strong> er sich aber 1995 zur Ruhe setzte,<br />

hieß es plötzlich: „Papa hat sich eine Staffelei und ein<br />

paar Ölfarben gekauft.“ Er malte dann Bilder nach von<br />

Monet, Dufy, Picasso und auch mal einen Kandinsky.<br />

Ich muss sagen, er hat das nicht schlecht gemacht.<br />

Ich ließ deshalb einige davon rahmen und schenkte<br />

sie meinen Eltern. Als wir 2011 die große Bibliothek<br />

unseres Büros einrichteten, wurde dort die Kandinsky-<br />

Kopie aufgehängt. Sie kommt bis heute gut an.<br />

Markus Huemer war einer der ersten Künstler, die<br />

dich zum Sammeln motiviert haben. Warum?<br />

Warum gefällt einem ein Bild? Es ist zunächst das Motiv<br />

und die Art, wie es gemalt ist, die mich bewegt. Ich<br />

finde es auch wichtig, mehrere Arbeiten aus unterschiedlichen<br />

Jahren zu sehen. Oft beeindruckt ein<br />

großes Bild allein durch die Größe, deswegen möchte<br />

ich auch immer gerne etwas Kleines sehen, um zu<br />

prüfen, ob das genauso gut ist. Bei Markus Huemer<br />

stimmt die ganze Linie. Sein Werk hat Ausdruckskraft.<br />

Als ich ihn dann persönlich kennenlernte, klärten sich<br />

weitere Verbindungen in seinen Bildern. Kürzlich<br />

erzählte er mir, dass er jetzt auch architektonische Themen<br />

aufgreife. Das hat mich sehr gefreut, und ich bin<br />

neugierig auf sein kommendes Werk. Peter Krauskopf<br />

und Martin Borowski gehören auch zu den Anfangsbeständen<br />

meiner Sammlung. Martin Borowski malt<br />

sehr akkurat und gegenständlich, aber mit feinen<br />

Besonderheiten – wir nennen ihn deshalb augenzwinkernd<br />

„unseren Gerhard Richter“. Krauskopf ist einer,<br />

der uns mit seinen schmalen Linien und Horizonten<br />

fesselte und sich jetzt deutlich in eine aufregende,<br />

flächige Farbigkeit weiterentwickelt hat. Dies sind drei<br />

Künstler, die mich von Anfang an begeisterten und die<br />

ich weiter begleiten werde.<br />

Even if the picture does not actually fit in with our collection,<br />

Immendorff is still a great painter, and as collectors<br />

we reserve the prerogative to buy what pleases<br />

us beyond all the guidelines for the collection. It’s<br />

fun to discover artists and to poke around in galleries.<br />

I don’t often go to art fairs; it’s too easy to allow oneself<br />

to be captivated there. I prefer to buy at galleries<br />

where you have more context. At galleries you might<br />

<strong>als</strong>o get acquainted with the artist personally. There<br />

are people who see art as an investment; I can’t understand<br />

that. I find that just about anything on the stock<br />

exchange is a better investment. Art has to appeal to<br />

us on a different level than a capital investment.<br />

In the library there is a particularly special picture.<br />

The picture is our only copy of an artwork—“The<br />

Concert” by Kandinsky. It has more of a sentimental<br />

value for me because it was painted by my father. He<br />

was a businessman and not an artist, but already his<br />

father had painted postcards after he retired. My<br />

father had always made fun of that. But when he<br />

retired in 1995 we suddenly realized: “Dad’s bought<br />

an easel and some oil paint.” He started to paint works<br />

by Monet, Dufy, Picasso, and one work by Kandinsky.<br />

I have to say that he didn’t do a bad job at all. I had<br />

some of these pictures framed and gave them to my<br />

parents. In 2011, while we were furnishing the library<br />

in our offices, the Kandinsky copy was hung up on the<br />

wall. And to this day it still impresses people.<br />

Markus Huemer was one of the first artists that inspired<br />

you to collect art. Why?<br />

Why does a picture appeal to you? The first thing that<br />

intrigues me is the motif and the way in which it’s<br />

been painted. I think it’s <strong>als</strong>o important to see several<br />

works over the course of various years. Often a large<br />

work is impressive purely on account of its size, and<br />

that’s why I <strong>als</strong>o like to see something small in order<br />

to test whether it is <strong>als</strong>o as good. In Markus Huemer’s<br />

works the entire gamut of qualities can be found. His<br />

works have an expressive power. When I finally met<br />

him personally, other connections in his paintings<br />

became clear. He recently told me that he is currently<br />

tackling architectural themes. I was happy to hear that,<br />

and I’m anxious to see his next works. Peter Krauskopf<br />

and Martin Borowski <strong>als</strong>o belong to the earliest works<br />

in my collection. Martin Borowski paints very precisely<br />

and objectively, but with fine particulars: we call<br />

him “our Gerhard Richter” with an ironic wink of the<br />

eye. And Krauskopf is someone who captivates us with<br />

his delicate lines and horizons; he has now markedly<br />

developed further into an exciting artist of expansive<br />

colours. I will continue to follow these three artists,<br />

who captured my interest from the very beginning.<br />

Martin Borowski: Bibliothek 2, 2010, Öl auf Leinwand, 89 x 67cm<br />

18 19


2008 habt ihr die Leinemann-Stiftung für Bildung<br />

und Kunst gegründet.<br />

Die Stiftung ist ein Instrument, um die Sammlung<br />

zu kommunizieren, in der Kunstszene zu verankern<br />

und ihr einen festen Halt zu geben. Wir arbeiten mit<br />

Kunsthochschulen zusammen und vergeben jedes<br />

Jahr einen Nachwuchskunstpreis. Wir sind sogar schon<br />

berüchtigt: Anfang 2011 in Dresden hatte unsere Jury<br />

<strong>als</strong> dritten Preis eine lebensgroße Polizistinnenfigur im<br />

Kampfanzug, die urinierend in der Hocke dargestellt<br />

war, prämiert – von der Bild-Zeitung wurde das Werk<br />

<strong>als</strong> „Pinkelnde Polizistin“ bezeichnet. Wir haben damit<br />

völlig überraschend ein großes Rauschen im Pressewald<br />

verursacht. Am Ende erreichten wir damit ganz<br />

unerwartet eine Aufmerksamkeit für die Toilettenfrage.<br />

Heute stellt die Polizei bei Großeinsätzen Dixi-<br />

Klos für die Polizistinnen auf. Wir fördern aber auch<br />

Diplom- und Masterarbeiten in den Bereichen Baurecht,<br />

Vergaberecht und Architektur und sponsern den<br />

deutschen Baugerichtstag, der auch einen Forschungspreis<br />

vergibt. Im nächsten Jahr organisieren wir<br />

gemeinsam mit der Kunstakademie in Düsseldorf eine<br />

Betonkunstaktion: Drei oder vier Bauunternehmen<br />

nehmen teil, in deren Werkstätten 15 eingeladene<br />

Künstler dann eine Betonskulptur realisieren. Anschließend<br />

sollen die Arbeiten in Nordrhein-Westfalen<br />

und in Berlin ausgestellt werden.<br />

Wirst du <strong>als</strong> Sammler erkannt?<br />

Ich halte mich nicht für einen großen Sammler, der<br />

üppige Kunstumsätze bewegt. Man erkennt mich<br />

meist nicht, und ich kenne auch viele nicht. Aber das<br />

ist ganz gut so. Neulich war ich zu Besuch in New York<br />

und kam zufällig bei der Gagosian Gallery vorbei. Man<br />

bewundert die opulenten Räume, und da sitzen nette<br />

Leute, die man dann fragt, welcher Künstler denn an<br />

dieser Wand gezeigt wird. Und dann kommt die Antwort:<br />

„Einen Moment, ich muss mal nachschauen.“<br />

Wenn man wissen möchte, was ein Bild kostet, heißt<br />

es: „Ich ruf mal eben beim Sales Department an.“ Egal<br />

wo man hingeht – mal erwischt man jemanden, der<br />

gut Bescheid weiß, und ein anderes Mal sitzt ein Praktikant<br />

da und hat seinen ersten Tag. Aber das gibt es<br />

überall. In der Kunstszene tauche ich unter, und das<br />

finde ich ganz angenehm. Ob man nun hundert Bilder<br />

hat oder eines oder gar keins – entscheidend ist, dass<br />

man die Kunst genießen kann. Ob man kauft oder nur<br />

anschaut, spielt dabei keine Rolle.<br />

Danke für das Gespräch!<br />

Das Sammlergespräch mit Ralf Leinemann führte<br />

der Auktionator und Kunsthistoriker Fares Al-Hassan.<br />

Es fand am 6. Dezember 2012 in der Bar Tausend in<br />

Berlin statt.<br />

In 2008 you founded the Leinemann Foundation for<br />

Education and the Arts.<br />

The foundation is an instrument that helps to promote<br />

the collection, and it <strong>als</strong>o helps to anchor it in<br />

the art scene and to give it a permanent position there.<br />

We work with art colleges and universities, and we offer<br />

an award each year to a young artist. We’ve even<br />

become notorious: Early in 2011 in Dresden our jury<br />

awarded third prize to a life-sized statue of a female<br />

police officer in battle attire who appears crouched<br />

down, urinating. The tabloid newspaper Bild referred<br />

to the work as the “pissing police officer”. With that<br />

work we created an utterly surprising amount of buzz<br />

in the press. Ultimately we managed to draw entirely<br />

unexpected attention to the question of toilet facilities.<br />

Now the police set up porta-potties for female<br />

police officers at every event where the police appear<br />

in large numbers. But we <strong>als</strong>o support students working<br />

on their master’s degree in the field of construction<br />

law, allocation law and architecture, and we sponsor<br />

the German Baugerichtstag (a ‘Day of Hearing’ for<br />

construction projects), which <strong>als</strong>o offers a prize for<br />

research. Next year, together with the Art Academy<br />

in Düsseldorf, we are organising a ‘cement art action’:<br />

three or four construction companies are participating;<br />

in their workshops, 15 artists will be invited to create<br />

their own cement sculpture. The works will be exhibited<br />

in Nordrhein-Westfalen and Berlin.<br />

Are you recognised as a collector?<br />

I do not consider myself a great collector who has<br />

his hand in opulent art transactions. I’m usually not<br />

recognised, and there are many whom I don’t know<br />

in the field. But that’s good the way it is. Recently I<br />

visited New York and, by coincidence, I found myself<br />

at the Gagosian Gallery. You admire the opulent<br />

rooms, and there are pleasant people there whom you<br />

can ask about the artists exhibited on any particular<br />

wall. But then you get the answer: “One minute,<br />

please. I’ll have to look that up.” And if you want to<br />

know what a picture costs, they tell you: “I’ll just call<br />

our sales department and find out.” Wherever you go,<br />

you might find somebody who can answer your questions,<br />

or you might run into a trainee who’s there on<br />

his first day. But that’s the same wherever you go. I<br />

submerge and disappear in the art world, and I find<br />

that rather pleasant. Whether you have a hundred pictures,<br />

or just one, or none at all, decisive is the fact that<br />

you can enjoy art. It makes no difference whether you<br />

buy it or just look at it.<br />

Thank you for the conversation!<br />

This conversation with the collector Ralf Leinemann<br />

was conducted by the auctioneer and art historian<br />

Fares Al-Hassan. It took place at the Bar Tausend in<br />

Berlin on the 6th of December 2012.<br />

EXPERTENTAG IN BERLIN<br />

AM 21. FEBRUAR<br />

Zur Einlieferung für unsere<br />

Frühjahrsauktionen<br />

Zeitgenössische Kunst<br />

Moderne Kunst<br />

Photographie<br />

Gemälde, Zeichnungen<br />

und Skulpturen 15.-19. Jh.<br />

Porzellan, Möbel, Silber, Schmuck<br />

Asiatische Kunst<br />

Alexej von Jawlensky. Um 1904<br />

Öl, 49,7 x 53 cm. Verkauft für e 439.000,-<br />

LEMPERTZ<br />

Poststraße 22 10178 Berlin Tel. 030 ⁄ 27 87 60 8 -0 Fax -6 www.Lempertz.com berlin@Lempertz.com<br />

Was wäre Kunst ohne<br />

Wertschätzung?<br />

Die Herstellung von Rahmen und<br />

die Einrahmung bleibender Werte sind<br />

seit 30 Jahren unsere Spezialgebiete.<br />

Klassische Moderne<br />

und Gegenwartskunst<br />

7. – 10. März 2013<br />

20<br />

Messe Karlsruhe<br />

www.art-karlsruhe.de


Connect – Vernetzung der Welt<br />

SMS, E-Mails, Apps, Youtube, Facebook oder Twitter sind aus dem Alltag<br />

nicht mehr wegzudenken. Intelligente Technologien machen die Welt<br />

transparent, sind überall verfügbar und auf die Bedürfnisse der Nutzer ausgerichtet.<br />

Sie steuern unser Kommunikationsverhalten und unser Leben.<br />

Wir sind permanent verschaltet und vernetzt. Diesem Phänomen stellt<br />

sich die Medienkunst und setzt sich kritisch mit den neuesten Informations-<br />

und Kommunikationstechnologien auseinander. Der Katalog stellt<br />

13 medien künstlerische Projekte vor.<br />

Anke Hoffmann, Yvonne Volkart, Aurelia Müller: Connect – Art between Media<br />

and Reality. Verlag für Moderne Kunst, Nürnberg 2011, Dt./Engl., 196 S., farb. Abb.,<br />

Softcover, 30 €. ISBN 978-3-86984-246-2<br />

Briefe bewegen die Welt<br />

Das Buch versammelt Briefe von ausgewählten Künstlern und Kulturschaffenden<br />

unterschiedlicher Epochen. Die vielgestaltigen Zeugnisse aus fünf<br />

Jahrhunderten geben Aufschluss über die Probleme und Gedanken ihrer<br />

Schöpfer. Zugleich vermitteln die Briefe <strong>als</strong> Zeugen ihrer Zeit ein Bild der<br />

Kultur geschichte. Kunst und Kunstwerke werden ebenso thematisiert wie all ­<br />

tägliche, politische oder auch skurrile Begebenheiten: v om geschäftstüchtigen<br />

Dürer und dem unaufgeklärten Freitod Kirchners, über den liebeskranken<br />

Kokoschka und seiner lebensgroßen Puppe mit dem Gesicht der<br />

früheren Geliebten bis hin zu Staecks gesellschaftskritischer Plakatkunst.<br />

Hellmuth Karasek (Hg.): Briefe bewegen die Welt. Kunst und Kultur.<br />

teNeues Verlag, Kempen 2012, Dt., 160 S., ca. 75 farb. und S/W-Abb.<br />

Hardcover mit Schutzumschlag, 19,90 €. ISBN 978-3-8327-9655-6<br />

Schmunzeln ausdrücklich erwünscht!<br />

Was ist Humor, und wie drückt er sich in der Kunst aus? Diesen Fragen<br />

gingen sieben zeitgenössische Künstler im Kunstmuseum Liechtenstein<br />

nach. Ihren Positionen wurden ausgewählte historische Kunstwerke, die<br />

zugleich <strong>als</strong> Referenzrahmen dienten, gegenübergestellt. Darunter Werke<br />

von Wegbereitern wie Duchamp, Magritte, Schwitters <strong>als</strong> auch von Künstlern<br />

der 1960er-Jahre wie Beuys. Durch verschiedene Methoden wie der<br />

Überlagerung von sprachlicher und visueller Ebene, Wortspielen oder der<br />

Verschiebung der Dinge aus ihrem Bezugsrahmen entsteht auf ernsthafter<br />

Grundlage humoristische Kunst.<br />

Christiane Meyer-Stoll Kerber (Hg.): Don‘t Smile. Vom Humor der Kunst.<br />

Kerber, Bielefeld 2012, Dt., 180 S., 89 farb. und 34 S/W-Abb., Klappenbroschur,<br />

gebunden, 26,50 €. ISBN 978-3-86678-782-7<br />

Mail Art in der DDR – Protest der Post-Aktivisten<br />

Franziska Ditterts Dissertation dringt auf ein bisher unerforschtes Gebiet<br />

vor: Sie liefert die erste wissenschaftliche Aufarbeitung der Mail-Art-Szene<br />

der DDR und untersucht deren künstlerische Praxis, Entwicklung und<br />

gesellschaftliche Funktion. Dabei wird klar, inwiefern sich die DDR-Mail-<br />

Artisten durch die politischen Rahmenbedingungen von der internationalen<br />

Szene unterscheiden. Mail Art wurde oft genutzt, um subtilen Protest<br />

gegen staatliche Repression auszudrücken. Dittert forschte dabei nicht nur<br />

in Sammlungen und Archiven, sie sprach auch mit damaligen Aktivisten.<br />

Es entstehen interessante Einblicke in eine Kunstform jenseits des offiziellen<br />

Kulturbetriebs.<br />

Franziska Dittert: Mail Art in der DDR. Eine intermediale Subkultur im Kontext<br />

der Avantgarde. Logos Verlag, Berlin 2010., Dt., 743 S., farb. und S/W-Abb.<br />

Softcover, 69 €. ISBN: 978-3832526184<br />

Von der Handschrift zur Typografie<br />

In seiner Geschichte war das handschriftliche Schreiben <strong>als</strong> Kulturtechnik<br />

einem ständigen Wandel unterworfen. Die verschiedenen künstlerischen<br />

Formen und Anwendungen, die es heute erfährt, werden in „Hand to Type“<br />

zusammengestellt. Das Buch versammelt internationale Handschriften-<br />

Entwürfe sowie digitale Typen, die auf handschriftlichen Weisen basieren.<br />

Aufdrucke auf Grußkarten, Werbetafeln oder Tätowierungen verweisen<br />

auf heutige Anwendungen und Interviews mit Schrift-Designern wie Ken<br />

Barber und Timothy Donaldson zeigen aktuelle Tendenzen dieser Kunst.<br />

Jan Middendorp (Hg.): Hand to Type. Scripts, Hand-Lettering and Calligraphy.<br />

Die Gestalten Verlag, Berlin 2012. Engl., 288 S., zahlreiche farb. Abb., Hardcover,<br />

39,90 €. ISBN: 978-3899554496<br />

Die Anfänge der Mail Art<br />

Die Kommunikation über Kunstwerke und deren postalischer Versand<br />

waren unter Künstlern schon immer üblich. In Ray Johnsons Werken ist<br />

der Versand auf dem Postweg jedoch erstm<strong>als</strong> wichtiger Bestandteil seiner<br />

Arbeiten, weshalb er <strong>als</strong> Begründer der Mail Art gilt. Seit Ende der 1950er-<br />

Jahre baute er sich so ein Netzwerk von über 200 Kontakten im Umfeld<br />

von Fluxus und Pop Art auf. Der Katalog zu seiner Einzelausstellung in der<br />

Weserburg – Museum für moderne Kunst – gibt mit einem ausführlichen<br />

Katalogteil einen Einblick in das Spektrum seines Schaffen von Collagen,<br />

Mail Art, Lithografien bis hin zu Künstlerbüchern.<br />

Ray Johnson. I like funny stories. Sammlung Maria und Walter Schnepel.<br />

Salon Verlag, Köln 2012, Dt./Engl.,128 S., zahlr. farb. Abb., Softcover, 22 €.<br />

ISBN 978-3-89770-415-2<br />

www.kremer-pigmente.de<br />

Straßen und Gesichter<br />

Berlin 1918–1933<br />

Nach dem Ersten Weltkrieg, Inflation und Arbeitslosigkeit<br />

stieg Berlin in der Weimarer Republik zur schillernden<br />

Großstadt des Vergnügens auf. Mit spitzem Stift dokumentierten<br />

und kommentierten Künstler politische Kämpfe wie<br />

auch gesellschaftliche Veränderungen und entdeckten nicht<br />

ohne Anteilnahme die tiefen Linien, die der Kampf ums<br />

Dasein in die Gesichter der Menschen eingegraben hatte.<br />

Das Buch zeigt Blätter vieler namhafter Künstler, deren<br />

Zeichenkunst bis heute unser Bild von dieser Epoche prägt.<br />

www.kerberverlag.com<br />

23 x 27 cm, 128 Seiten,<br />

83 Abbildungen,<br />

Klappenbroschur,<br />

gebunden<br />

Deutsch | Englisch<br />

isbn 978-3-86678-786-5<br />

1 24,95


Arne Schmitt: Tausendfüßler, Düsseldorf 2010<br />

aus der Serie Verflechtungen, 2012<br />

© Arne Schmitt<br />

Arne Schmitt – Wenn Gesinnung Form wird/<br />

Verflechtungen<br />

Im Jahr 2010 begann Arne Schmitt mit einem umfangreichen<br />

fotografischen Projekt: Er untersuchte die<br />

Nachkriegsarchitektur der Bundesrepublik Deutschland<br />

zwischen 1945 und 1970, um die Visionen von<br />

einer zukünftigen Gesellschaft, die diese Architekturen<br />

widerspiegeln, zu ergründen. Dabei analysiert er in<br />

nüchternen Schwarz-Weiß-Fotografien und vielen<br />

Detailansichten den heutigen Umgang mit diesen<br />

Stadträumen und die Formen heutiger Repräsentations<br />

architektur. Inwiefern solche architektonischen<br />

Strukturen in der Gegenwart funktionieren, überprüft<br />

Arne Schmitt in Form von Fotoessays, von denen die<br />

Ausstellung 29 zeigt: unter anderem von der Frankfurter<br />

Altstadt, dem Bonner Regierungsviertel oder dem<br />

Stadtzentrum Wolfsburg.<br />

Xenia Fink: Just right, said Goldilocks, 2012<br />

Tusche auf Papier, 42 x 59,5 cm, © Xenia Fink, Berlin<br />

Xenia Fink – Too Close to Home<br />

Die Federtuschearbeiten von Xenia Fink verführen<br />

den Betrachter mit einer klaren technischen Ausführung<br />

und mit nostalgischen, surreal-rätselhaften<br />

Traumwelten, die sie mit assoziativen Zitaten anreichert.<br />

Reduktion, Auslassung und Dekonstruktion<br />

sind die wesentlichen formalen Merkmale in den<br />

zarten, gegen ständlich-illustrativen Zeichnungen der<br />

Werkserie „Too Close to Home“. Im Stil einer postmodernen<br />

Erzählung bleibt die Behandlung ihrer<br />

Themen frag mentarisch. Es geht um Familie, Kindheit,<br />

Liebe und Einsamkeit; um zwischenmenschliche<br />

und erotische Beziehungen. Und um die Identität der<br />

modernen Frau. Die formale wie inhaltliche Ambivalenz<br />

von Nähe und Distanz entspricht der konstanten<br />

Unsicher heit im menschlichen Dasein.<br />

Sprengel Museum Hannover<br />

Kurt-Schwitters-Platz, 30169 Hannover, bis 3.3.13<br />

Di 10-20h, Mi-So 10-18h, www.sprengel-museum.de<br />

MORGEN CONTEMPORARY<br />

Ackerstr. 162, 10115 Berlin-Mitte<br />

Opening: 25.1., 19h<br />

26.1.–9.3., Di–Sa 12–18h<br />

www.morgen-contemporary.com<br />

Lieber Aby Warburg, was tun mit Bildern?<br />

Vom Umgang mit fotografischem Material<br />

Sammeln, Archivieren, Ordnen, Reproduzieren, Montieren:<br />

Der Umgang mit Fotografie kann auf ganz<br />

unterschiedliche Weise praktiziert werden. Die<br />

Gruppen ausstellung des Museums für Gegenwartskunst<br />

in Siegen zeigt 23 Positionen zeitgenössischer Kunst,<br />

bei denen der Umgang mit fotografischen Aufnahmen<br />

aller Art im Zentrum steht. Der Bilderatlas des Kunsthistorikers<br />

Aby Warburgs – eine Zusammenstellung<br />

von verschiedenen Aufnahmen und Reproduktionen<br />

<strong>als</strong> ästhetische Einheit, die dazu diente, Beziehungen<br />

herzustellen und Thesen zu entwickeln– wirkt auf<br />

Museum für Gegenwartskunst Siegen<br />

Unteres Schloss 1, 57072 Siegen<br />

bis 3.3.2013, Di-So 11-18h, Do 11-20h<br />

www.mgk-siegen.de<br />

Lia Perjovschi: „Subjective Art History<br />

from Modernism till today“<br />

1990-2004, © Lia Perjovschi<br />

viele Gegenwartskünstler inspirierend. Die zeitgenössischen<br />

Arbeiten von Tobias Buche, Hervé Garcia,<br />

Haegue Yang oder Franziska Kabisch zeigen, wie Fotografie<br />

in Kombination mit anderen künstlerischen<br />

Medien eingesetzt werden kann.<br />

Man Ray: Erotique voilée<br />

(Meret Oppenheim), 1933<br />

Silbergelatineabzug, Foto:<br />

Archiv Stiftung Moritzburg<br />

Amin El Dib aus „Bilder<br />

von Menschen und Tieren“<br />

1998, Silbergelatineabzug<br />

Foto: Archiv Stiftung<br />

Moritzburg<br />

Begegnung der Bilder – 25 Jahre Sammlung Fotografie<br />

In der Ausstellung begegnen sich ausgewählte Bilder<br />

von berühmten und zu Unrecht vergessenen Künstlern<br />

und Fotografen. Es ist eine Begegnung über die Zeiten<br />

hinweg – sie reicht von den ältesten bis zu den jüngsten<br />

Werken der Fotokunst. So treffen zum Beispiel<br />

Kamerafotografien auf Bilder, die ohne Kamera entstanden<br />

sind, und kleine Kontaktkopien stehen meterhohen<br />

Großformaten gegenüber. Ausgehend von<br />

Material, Motiv und Sicht der Fotografen ergibt sich<br />

eine Ordnung der Dinge quer zum Gewohnten und<br />

Erwarteten. Dabei werden Korrespondenzen, Wahlverwandtschaften<br />

und zufällige Begegnungen möglich<br />

und für den Besucher sichtbar. Die Schau ist nicht<br />

streng thematisch, chronologisch oder nach Künstlern<br />

geordnet, sondern zeigt assoziative Zusammenhänge<br />

wie in einem Kaleidoskop auf.<br />

Stiftung Moritzburg (Nordflügel)<br />

Friedemann-Bach-Platz 5, 06108 Halle (Saale)<br />

Opening: 2.2., 15h, 3.2.–7.4., Di–So 10–18h<br />

www.kunstmuseum-moritzburg.de<br />

24 25


Nathan Coley<br />

Der Brite Nathan Coley untersucht in seinen Werken,<br />

inwiefern Architektur und die Gestaltung des öffentlichen<br />

Raums unser soziales Umfeld beeinflussen und<br />

inwieweit eine Kultur durch ihre gebaute Umwelt<br />

reflektiert wird. Öffentliche Skulpturen stellen dabei<br />

einen wichtigen Teil seines Schaffens dar. Der Freiburger<br />

Kunstverein zeigt schwarz-weiße Dokumentationsfotografien,<br />

deren zentrale Objekte oder Subjekte mit<br />

Blattgold verdeckt wurden, und skulpturale Installationen,<br />

in denen Lichtspuren und leuchtende Buchstaben<br />

<strong>als</strong> Inseln in einem grauen Hier und Jetzt dienen.<br />

Nathan Coley: The Honour Series 03.03.09(B), 2012<br />

Goldblatt auf Silbergelatine, Druck, 50 x 70 cm<br />

Courtesy Haunch of Venison, London<br />

Kunstverein Freiburg e.V.<br />

Dreisamstr. 21, 79098 Freiburg<br />

Bis 10.3.13, Di–So 12–18h, Mi bis 20h<br />

www.kunstvereinfreiburg.de<br />

Isn’t it romantic? Zeitgenössisches Design zwischen<br />

Poesie und Provokation<br />

H. R. Fricker: Büro für künstlerische<br />

Umtriebe auf dem Land, Trogen/<br />

Schweiz an Guillermo Deisler<br />

Halle/DDR, 1.11.1988, Akademie<br />

der Künste, Kunstsammlung<br />

Die Ausstellung „Isn’t it romantic?“ versucht, das gegen ­<br />

wärtige Verständnis von Romantik sowie die neue<br />

Sehnsucht nach Romantik zu ergründen. Romantische<br />

Tendenzen zeigen sich zum Beispiel an Mustern,<br />

Materialien und Verarbeitungsmethoden, aber auch an<br />

Konzepten, die poetische, ironische und sogar abgründige<br />

Prinzipien aufgreifen oder widerspiegeln. Die<br />

präsentierten Positionen sind durch 40 international<br />

bedeutende Designer vertreten wie Philippe Starck,<br />

Ronan und Erwan Bouroullec, Patricia Urquiola, Hella<br />

Jongerius, Formafantasma und Robert Stadler.<br />

Arte postale - Künstlerbriefe und Mail Art<br />

Philippe Starck: Marie Coquine, 2011, Baccarat ©Baccarat<br />

MAKK – Museum für Angewandte Kunst Köln<br />

An der Rechtschule, 50667 Köln, bis 21. 4.<br />

Di-So 11-17h, 1. Do im Monat 11-22h<br />

www.makk.de<br />

Selten bieten sich Möglichkeiten, Mail Art in Museums ­<br />

häusern zu betrachten. In der Akademie der Künste<br />

Berlin wird es ab April die Gelegenheit dazu geben:<br />

Unter dem Titel „Arte postale“ kuratierte Rosa von der<br />

Schulenburg eine Ausstellung, die sowohl Bilderbriefe<br />

und Künstlerpostkarten <strong>als</strong> auch eine Auswahl der<br />

großen Mail-Art-Sammlung aus dem Archiv der Akademie<br />

und aus der Sammlung Staeck zeigt.<br />

Einen Schwerpunkt bilden teilweise noch nie gezeigte<br />

Briefe und Karten von George Grosz, Else Lasker-<br />

Schüler, Max Schwimmer, HAP Grieshaber, Gustav<br />

Seitz und Paran G‘Schrey, Walter Stöhrer und Dieter<br />

Goltzsche, ebenso sind Zeichenbotschaften von Bernhard<br />

Heisig, Bernard Schultze, Werner Stötzer und<br />

Joachim John zu sehen, die an die Akademie adressiert<br />

waren.<br />

Ein weiterer wichtiger Teil der Ausstellung widmet sich<br />

der DDR-Mail-Art-Szene und ihren Protagonisten,<br />

die oftm<strong>als</strong> mit Mail-Art-Künstlern aus der Bundesrepublik<br />

korrespondierten. Robert Rehfeldt und Ruth<br />

Wolf-Rehfeldt, Joseph W. Huber und Karla Sachse,<br />

Rolf und Klaus Staeck gehören zu den Autoren der<br />

ausgestellten Postkarten, Briefumschläge und weiterer<br />

Aktionsdokumente. Klaus Staeck erhielt seit Ende<br />

der 1960er-Jahre zahlreiche Künstlerbriefe und Postkarten<br />

von Fluxus- und Konzeptkünstlern – sie bilden<br />

die Sammlung Staeck. Er stand unter anderem in Kontakt<br />

mit Joseph Beuys, Diter Rot und Daniel Spoerri,<br />

Hanne Darboven, James Lee Byars, Jean-Jacques<br />

Lebel, aber auch Andy Warhol, Emil Schumacher und<br />

Jonathan Meese.<br />

Akademie der Künste<br />

Pariser Platz 4, 10117 Berlin-Mitte<br />

Opening 25.4., 19h, 26.4.–28.7.13, Di-So 11-19h<br />

www.adk.de<br />

Isa Melsheimer: Spiegelberg, 2009<br />

Glas, Silikon, 30 x 48 x 37 cm<br />

© Isa Melsheimer und Der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur<br />

und Medien (BKM) – Sammlung zeitgenössischer Kunst der<br />

Bundesrepublik Deutschland<br />

Nur hier – Sammlung zeitgenössischer Kunst der<br />

Bundesrepublik Deutschland<br />

Mit dem Ziel, die künstlerische Entwicklung in<br />

Deutschland zu dokumentieren, wurde 1970 die<br />

Sammlung zeitgenössischer Kunst der Bundesrepublik<br />

gegründet. Die Neuerwerbungen werden seitdem<br />

regelmäßig präsentiert. Die Ausstellung macht 100<br />

Ankäufe aus den Jahren 2007 bis 2011 der Öffentlichkeit<br />

zugänglich, die gesellschaftliche Entwicklungen<br />

der letzten Jahre dokumentieren und interpretieren<br />

oder zeitgenössische Relevanz besitzen. Zentrale Kategorien<br />

sind konkrete und visuelle Poesie, Untersuchungen<br />

kollektiver Sehgewohnheiten und Modernismus.<br />

Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland,<br />

Friedrich-Ebert-Allee 4, 53113 Bonn<br />

bis 14.4.13, Di/Mi 10-21h, Do-So 10-19h<br />

www.bundeskunsthalle.de<br />

26<br />

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Elemente. Schwerkraft. Gleichgewicht.<br />

40 skulpturale Positionen<br />

Zeit(lose) Zeichen – Gegenwartskunst in Referenz zu<br />

Otto Neurath<br />

Bettina Lüdicke: Besucher 2, 2011, Kupferlegierung Alu Lack<br />

58 x 40 x 45 cm<br />

Im Rahmen des europäischen Festes der Skulptur werden<br />

150 Werke der dreidimensionalen Kunst, die sich<br />

mit dem Thema Naturelemente befassen, von sculpture-network-Mitgliedern<br />

aus Berlin und Umgebung<br />

präsentiert. Skulpturen, Objekte und Installationen<br />

aus den vielfältigsten Materialien sowie Reliefs, Zeichnungen,<br />

Druckgrafik, Malerei und Collagen zeigen,<br />

wie sich die Elemente Feuer, Wasser, Erde, Holz und<br />

Metall stetig wandeln und gegenseitig beeinflussen.<br />

Kunstgießerei & Galerie Flierl<br />

Friesickestr. 17, 13086 Berlin-Weißensee<br />

bis 20.3., Mo/Mi/Fr 10–16h, Di u. Do 12–18h<br />

and by appt., Begleitprogramm zur Ausstellung unter:<br />

www.kunstgiesserei-flierl.de<br />

Erdal Duman: Grasshoppers, 2012, Metall-Neonfarbe<br />

120 x 27 x 27 cm © Art Suemer<br />

Neurath machte es sich zum Ziel, dass der einfache<br />

Bürger in der Lage sein sollte, uneingeschränkt Informationen<br />

über alle Gegenstände zu erhalten, die ihn<br />

interessieren. Zusammen mit dem Grafiker Gerd Arntz<br />

schuf der österreichische Sozialökonom und Philosoph<br />

ein bildpädagogisches Programm. Dieses stellt<br />

die historische Grundlage für heutige Piktogramme<br />

oder Visualisierungen dar, die <strong>als</strong> analoge und digitale<br />

Bildzeichen, visuelle Leitsysteme oder animierte grafische<br />

Illustrationen inzwischen alltäglich sind und<br />

unsere Kommunikation prägen. In Wien setzen sich<br />

Künstler mit Neuraths Thesen und den vielfältigen<br />

aktuellen Bildsystemen auseinander.<br />

Künstlerhaus Wien, Karlsplatz 5, 1010 Wien<br />

bis 17.2.13, tägl. 10–18h, Do bis 21h, www.k-haus.at<br />

Thomas Rentmeister – Normaltag<br />

Installationen und Objekte<br />

Şakir Gökçebağ – Prefix & Suffix<br />

In dieser Einzelausstellung stellt Şakir Gökçebağ<br />

(*1965 Türkei) seine Fähigkeit unter Beweis, Wortwitz<br />

und bildnerische Gestaltung in verblüffenden Objekten,<br />

Skulpturen, Materialcollagen und Fotografien zu verbinden.<br />

Er verwendet einfache Materialien und banale<br />

Utensilien des täglichen Lebens wie Besen, Schuhe,<br />

Regenschirme, Besteck, Papier von der Rolle. Er<br />

bedient sich freudig an dem, was der Alltag ihm bietet.<br />

Seine Vorliebe für simple billige Gegenstände teilt er<br />

ebenso wie seinen ausgeprägten Sinn für Humor und<br />

Spielfreude mit vielen Fluxus-Künstlern. Im Rahmen<br />

dieser Ausstellung erhält Gökçebağ den nur alle vier<br />

Jahre vergebenen George-Maciunas-Preis.<br />

Thomas Rentmeister „Ohne Titel“ 2012<br />

Kinderwagengestell , Zigaretten, 36 x 66 x 27 cm<br />

© Foto: Bernd Borchardt,Thomas Rentmeister<br />

Zwischen Pop-Art und Bildhauerei entwickelt Rentmeisters<br />

Schaffen gerade im öffentlichen und musealen<br />

Raum eine ambivalente Beziehung zur vorgefundenen<br />

Umgebung. Die Ausstellung in der Städtischen<br />

Galerie Wolfsburg präsentiert deshalb neben bekannten<br />

Arbei ten auch ganz neue und für die Räume im<br />

Schloss Wolfsburg konzipierte Werke, die eher formalästhetischen<br />

Kriterien folgen. Rentmeister (*1964 in<br />

Reken) studierte an der Kunstakademie Düsseldorf.<br />

2002 erhielt er den Piepenbrock Nachwuchspreis für<br />

Bildhauerei. Er lehrte in Kassel und Berlin und ist seit<br />

2009 Professor für Bildhauerei an der Hochschule für<br />

Bildende Künste Braunschweig.<br />

Städtische Galerie Wolfsburg, Schlossstr. 8, 38448 Wolfsburg<br />

bis 24.2.13, Di 13–20h, Mi–Fr 10–17h, Sa 13–18h,<br />

So 11–18h , www.staedtische-galerie-wolfsburg.de<br />

Şakir Gökçebağ: o. T., 2012<br />

Stuhl, Teppich, 194 x 85 x 52 cm<br />

Foto: der Künstler<br />

TANAS- Raum für zeitgenössische türkische Kunst<br />

Heidestr. 50, 10557 Berlin- Mitte, bis 2.3.2013,<br />

Di–Sa 11–18h, www.tanasberlin.de<br />

Jürgen Drescher – dig it<br />

ars viva-Preis 2012/13 – Systeme<br />

Jürgen Drescher: Casted Plug, 2012, Aluminium-Sandguss, Edelstahl,<br />

poliert, Goldlackierung, Durchmesser 49 x 18 cm. Courtesy: Mai 36<br />

Drescher lotet die formalen, poetischen und performativen<br />

Möglichkeiten, die ihm das Medium Skulptur<br />

bietet, aus. Als Ausgangslage dienen ihm künstlerische,<br />

ökonomische und ökologische Strukturen und deren<br />

Werte. Der Ausstellungsschwerpunkt liegt auf den<br />

jüngeren Arbeiten Dreschers mit ausgewählten Verweisen<br />

zu älteren Werken der 1980er-Jahre, die <strong>als</strong><br />

zentrales Motiv den Transfer und die Kontextverschiebung<br />

realer Objekte zeigen. Im aktuellen Schaffen<br />

widmet sich Drescher den Verfahren des Metallgusses<br />

und der plastischen Modellierung von Objekten und<br />

Figuren und erreicht so eine abstrakte, minimalistische<br />

Formensprache.<br />

Badischer Kunstverein<br />

Waldstraße 3, 76133 Karlsruhe. 25.1.13–1.4.13,<br />

Di–Fr 11–19h, Sa/So 11–17h, www.badischer-kunstverein.de<br />

Özlem Günyol und Mustafa Kunt: „…AND JUSTICE FOR ALL!”<br />

handmade rope, acryl spray colour on cotton cloth, 2010, 22 m<br />

Courtesy of the artists © Özlem Günyol & Mustafa Kunt<br />

Der „ars viva-Preis“ des Kulturkreises der deutschen<br />

Wirtschaft im BDI e.V. wird seit 59 Jahren an junge, in<br />

Deutschland lebende Künstler verliehen. Die Auswahl<br />

der Künstler folgt in jedem Jahr einem anderen Suchbegriff,<br />

der aktuelle Tendenzen in der zeitgenössischen<br />

Kunst aufgreift und grundlegende gesellschaftliche<br />

Fragestellungen in den Fokus rückt. Die Auslobung des<br />

Preises stand in diesem Jahr unter dem Begriff „Systeme“.<br />

Preisträger 2013 sind Simon Denny und Melvin Moti<br />

sowie Özlem Günyol und Mustafa Kunt.<br />

Kunsthalle zu Kiel<br />

Düsternbrooker Weg 1, 24105 Kiel<br />

9.2.–12.5., Di–So 10–18h, Mi 10–20h<br />

www.kunsthalle-kiel.de<br />

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Cristina Barroso – Locating<br />

Hanns Kunitzberger – Malerei<br />

Cristina Barroso: From here to there, 2012<br />

Acryl auf Leinwand, 80 x 110 cm<br />

„Landkarten und topografische Städtefotografien<br />

bilden in Cristina Barrosos Arbeiten den Untergrund für<br />

Farben und Texturen in ihrer Malerei. … Geografische<br />

Texturen und malerische Strukturen interpretieren<br />

sich gegenseitig <strong>als</strong> Systeme und Muster. Namen und<br />

Zahlen unterstreichen die konzeptuelle Idee, die<br />

Malerei wiederum zu vermessen und mit Bedeutungen<br />

dem Bildraum Orientierungen zu geben und<br />

imaginäre Territorien zu schaffen. In den Bildern<br />

findet man das Staunen des Reisenden, das Gedächtnis<br />

der Geschichte, literarische Anspielungen und die<br />

abstrahierende, malerische Gegenwart der Künstlerin.“<br />

(Werner Meyer)<br />

TS art projects, Oranienburger Str. 45, 2 OG, 10117 Berlin-<br />

Mitte, Opening: 7.2., 18–21h, 8.2.–21.4.13, Di–Sa 13–18h<br />

and by appt., 0151 - 22 94 66 38, www.toresuessbier.com<br />

Hanns Kunitzberger: „Mitte 2012 später“<br />

Öl auf Mollino, 80 x 65 cm © H. K<br />

„... zur Darstellung eines Gegenstandes<br />

durch die vollkommene Abwesenheit desselben.“<br />

Hanns Kunitzberger<br />

Österreichisches Kulturforum Berlin<br />

Galerie der Österreichischen Botschaft<br />

Stauffenbergstr. 1, 10785 Berlin-Tiergarten<br />

Opening: 8.2., 17h, 8.2.–15.3., Mo–Fr 10–12h, 14–16h and<br />

by appt., 030-202 87 114, www.kulturforumberlin.at<br />

Willem Julius Müller – Is there anybody out there?<br />

Ioana Bătrânu – Randgänge<br />

„Is there anybody out there?” könnte es in Willem<br />

Julius Müllers (*1979) Gemälden mit den Ansichten<br />

von Industriebauten, Ruinen, Stadtarchitekturen und<br />

Landschaften heißen. Sie sind immer menschenleer<br />

und wirken verlassen. Das Gegenständliche ist von<br />

einer üppigen Vegetation umgeben, leidenschaftliche<br />

Farben sprengen unseren Erwartungshorizont. Handelt<br />

es sich hierbei um den Anbruch einer neuen<br />

Welt? Die Antwort bleibt dem Betrachter überlassen.<br />

Ioana Bătrânu debütierte in Rumänien in den 1980er-<br />

Jahren mit einer Reihe figurativer Schwarz-Weiß-<br />

Gemälde, die ihre Motive unter anderem aus dem<br />

Punk und der Kleidermode der 1950er-Jahre bezog.<br />

Im Laufe ihrer künstlerischen Karriere sind das Gefühl<br />

der Entfremdung von der Wirklichkeit sowie autobiografische<br />

Bezüge zur definitorischen Grundlage ihrer<br />

künstlerischen Persönlichkeit geworden. Die wiederkehrenden<br />

Themen ergeben zusammen betrachtet ein<br />

kohärentes Bild ihres persönlichen Projekts: Der Suche<br />

nach dem Punkt, an dem der Bruch mit der Welt<br />

und der Versuch, sich mit ihr wieder zu versöhnen,<br />

gleichzeitig bestehen.<br />

Willem Julius Müller: Garage, 2012, Öl auf Leinwand, 40 x 40 cm<br />

Galerie LUX Berlin<br />

Südwestkorso 11a, 12161 Berlin-Friedenau<br />

bis 30.3.13, Mi–Fr 13–19h, Sa 10–14h<br />

www.galerie-lux-berlin.de<br />

Ioana Bătrânu: Melancholischer Innenraum, 2012<br />

Acryl auf Leinwand, 247 x 297 cm<br />

Galeria Plan B, Potsdamer Str. 77-87, Gebäude G, 2.HH,<br />

10785 Berlin-Tiergarten<br />

Opening: 18.1., 18h, 18.1.–2.3., Do–Sa 12–18h<br />

www.plan-b.ro<br />

Leonardo Silaghi<br />

Indien entdecken!<br />

Leonardo Silaghi: Untitled, 2012, Öl auf Leinen, 200 x 300 cm<br />

Courtesy Galerie Kornfeld, Berlin<br />

Die gegenständlichen Gemälde von Leonardo Silaghi<br />

(*1987) vereinen scheinbar unvollendete, gestisch-expressive<br />

Partien mit detaillierten ausgearbeiteten Berei ­<br />

chen. Schwere, graue Maschinen werden auf einzigartige<br />

Weise ins Bild gesetzt. Kontrastierend brechen<br />

farbige Akzente die breite Palette unterschiedlicher<br />

Grautöne auf. Die Vorstellung der Verzerrung von Tönen,<br />

Klängen und Bildern verbindet Silaghi in seiner<br />

malerischen Auseinandersetzung mit Begriffen wie<br />

Bildrauschen und Lichtbeugung. Indem er diese <strong>als</strong><br />

ein wesentliches, seine Werke bereicherndes Element<br />

einsetzt, wendet Silaghi die Bildstörungen ins Positive.<br />

Galerie Kornfeld<br />

Fasanenstr. 26, 10719 Berlin-Charlottenburg<br />

bis 23.2., Di–Sa 11–18h<br />

www.galeriekornfeld.com<br />

Tyeb Mehta: The Diagonal, 1972, Öl auf Leinwand<br />

Indien hat viele Geschichten zu erzählen. Es gibt das<br />

ewige Indien, eine alte Zivilisation mit großen Epen älter<br />

<strong>als</strong> die Ilias und die Odyssee. Dann gibt es das neue<br />

Indien, ein junges Indien, ein Indien in Bewegung. Auf<br />

einer Reise durch seine jüngste Kunstgeschichte sind<br />

im Rahmen der „Days of India“ Gemälde, Drucke<br />

und Skulpturen der wichtigsten Künstler des späten<br />

20. Jahrhunderts zu entdecken. Künstler wie Maqbul<br />

Fida Husain oder Arpita Singh bieten einen Einblick in<br />

die Sammlung der Lalit Kala Akademi, der Nationalen<br />

Kunstakademie Indiens. Amit Pasrichas überwältigende<br />

Panoramafotografien des religiösen Indiens sowie<br />

Subodh Kerkars Objekte und Fotos von Landschaftsinstallationen<br />

präsentieren das 21. Jahrhundert.<br />

Zitadelle, Am Juliusturm 64, 13599 Berlin-Spandau<br />

bis 1.4., Mo-So 10–17h, www.zitadelle-spandau.de<br />

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Rainer Fetting: Salomé, Berlin 1974, Fotografie, 150 x 150 cm<br />

Rainer Fetting – Fotografie<br />

Parallel zur Berlinale werden Filmtrailer von Fetting<br />

gezeigt, bestehend aus seinen Spielfilmausschnitten<br />

und stilisierten Super-8-Dokumentaraufnahmen der<br />

späten 1970er-Jahren aus den Städten Berlin und New<br />

York. Außerdem wird sein Film „Zeitgeist“ präsentiert,<br />

der vor 30 Jahren auf der Berlinale uraufgeführt wurde.<br />

Täglich um 16 Uhr wird der Film in der Ausstellung<br />

gezeigt.<br />

bis 16.2.13<br />

Aus Film, Funk und Fernsehen<br />

Zur Berlinale 2013 zeigt die Galerie Deschler in den<br />

Räumen der Allianz Deutscher Produzenten – Film<br />

und Fernsehen e.V., Kronenstr. 3, 10117 Berlin, Werke<br />

von Holger Bär, Rainer Fetting, Jay Mark Johnson,<br />

Hans van Meeuwen, Stefan Roloff, Deborah Sengl, Salomé<br />

und Patricia Waller.<br />

Gruppenausstellung mit den Künstlern Lies Maculan,<br />

Stefan Roloff und Deborah Sengl<br />

Opening: 22.2, 19–21h, 22.2.–13.4.13<br />

Galerie Deschler<br />

Auguststr. 61, 10117 Berlin-Mitte<br />

Di–Fr 11–18h, Sa 12–18h, www.deschler-berlin.de<br />

Kalte Rinden – Seltene Erden<br />

Die Landschaft in der Gegenwartskunst<br />

Herbert Maschke: Café Kranzler und Kaiser-Wilhelm-<br />

Gedächtniskirche, um 1963<br />

© Cornelius Maschke und Morlind Tumler<br />

Kalter Krieg und Wirtschaftswunder<br />

West-Berlin in Farbfotografien von Herbert Maschke<br />

Mit einer Auswahl großformatiger Neuprints, persönlicher<br />

Dokumente und Postkarten würdigt das<br />

Stadtmuseum Berlin erstm<strong>als</strong> den Fotografen Herbert<br />

Maschke (1915–2005). Seine farbigen Aufnahmen<br />

zeigen eine wieder erstehende Stadt in der Zeit<br />

von Kaltem Krieg und Wirtschaftswunder. Maschke<br />

fotografierte die West-City, das Baugeschehen am<br />

Kurfürsten damm und die innerstädtische Grenze.<br />

1954 gründete er einen Verlag für Ansichtskarten, mit<br />

denen er 20 Jahre lang das Bild der Inselstadt prägte.<br />

Parallel zur Ausstellung erscheint im Nicolai Verlag<br />

eine Publikation mit Maschkes Fotografien.<br />

Ephraim-Palais, Poststr. 16, 10178 Berlin-Mitte<br />

bis 17.2.13, Di, Do–So 10–18h, Mi 12–20h<br />

Eintritt: 5 €, erm. 3 €, www.stadtmuseum.de<br />

Anita Neugebauer – photo art basel<br />

Porträt einer Fotografin, Galeristin und Sammlerin<br />

Das Verborgene Museum präsentiert das Leben und<br />

Wirken der kürzlich verstorbenen Fotografin, Galeristin<br />

und Sammlerin Anita Neugebauer. Noch bis zum<br />

3. März 2013 werden Werke historischer und zeitgenössischer<br />

Fotografinnen und Fotografen zu sehen<br />

sein, die untereinander und mit der Galeristin einen<br />

thematischen oder auch ästhetischen Dialog aufnehmen:<br />

u.a. Robert Doisneau, Gisèle Freund, Ruth<br />

Mayerson Gilbert, Katrin Zickendraht, Ute Schendel,<br />

Claude Baechtold.<br />

Die Landschaft ist eine der vielfältigsten Gattungen<br />

und scheint in der Kunst des 21. Jahrhunderts wieder<br />

hochaktuell zu sein. Landschaft <strong>als</strong> Sehnsuchtsort oder<br />

Utopie, Ruhepol oder Ödnis, mit reicher Flora oder <strong>als</strong><br />

düsteres Konstrukt – die Assoziationen sind so vielfältig<br />

wie die Landschaft selbst. Die Werke der elf ausstellenden<br />

KünstlerInnen – darunter Armin Boehm,<br />

Sven Drühl, Valérie Favre, David Schnell – spiegeln die<br />

lange Tradition der Landschaftsdarstellung und zeigen<br />

sich zugleich sehr gegenwärtig; eine romantische<br />

Wiederverzauberung unserer brüchigen Welt findet<br />

nicht statt. Sie bedienen sich verschiedener Medien<br />

wie Malerei, Fotografie, Video und Installation, um<br />

die Landschaft <strong>als</strong> Bildmotiv, Bedeutungsträger und<br />

Gegen stand der Wahrnehmung zu analysieren und<br />

dar zustellen.<br />

© Jean-Paul Brun<br />

Anita Neugebauer – photo art basel, 1988<br />

Das Verborgene Museum<br />

Dokumentation der Kunst von Frauen e.V.<br />

Schlüterstr. 70, 10625 Berlin-Charlottenburg<br />

bis 3.3.13, Do/Fr 15–19h, Sa/ So 12–16h<br />

Eintritt: 2 €, erm. 1 €, www.dasverborgenemuseum.de<br />

Jim Rakete – Vertigo<br />

Drei Schauspielerinnen in Rollen, denen sie ihre Engagements<br />

verdanken. Figuren wie Lulu von Wedekind<br />

oder Albertine von Proust, die sie beim Vorsprechen<br />

spielen, aber später nicht umsetzen können. Die ungespielten<br />

Rollen sind lebendig im Leben der Darstellerinnen:<br />

Sie markieren Wegbiegungen einer Künstlerlaufbahn<br />

und Momente, in denen man einen anderen<br />

Weg nehmen musste. Jim Rakete schaut mit der Kamera<br />

auf die Rollen, die sich ein Schauspieler zutraut,<br />

und die Gedanken, die in den Texten dazu stecken.<br />

Die Ausstellung wird durch einen Kurzfilm ergänzt.<br />

Sven Drühl: E.T.C. (Neon), 2012, Foto: Patrice Kunte, Hannover<br />

Courtesy Alexander Ochs Galleries Berlin | Beijing<br />

Städtische Galerie Bietigheim-Bissingen<br />

Hauptstr. 60–64, 74321 Bietigheim-Bissingen<br />

bis 7.4., Di, Mi, Fr 14–18h, Do 14–20h, Sa/So 11–18h,<br />

Karfreitag bis Ostermontag tgl. 11–18h, Eintritt frei<br />

www.bietigheim-bissingen.de<br />

Jim Rakete: Lulu (Aenne Schwarz), 2012, Archival Pigment Print auf<br />

Baryt, 100 x 100 cm (Ausschnitt), Ed. 6<br />

MÜNZING CLAASSEN GALERIE<br />

Holsteinische Str. 29, 10717 Berlin-Wilmersdorf<br />

Opening: 12.2., 18.30–21h, 13.2.–13.4. (29.3.–1.4. geschl.),<br />

Di–Fr 12–18h, Sa 11–15h, www.muenzingclaassen.de<br />

32<br />

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Christoph Primm: o. T., 2012, Öl auf Leinwand, 70 x 95 cm<br />

Foto: Christine Jörss-Munzlinger<br />

Eva Erbacher und Christoph Primm<br />

velivoli – die kunst abzuheben<br />

Farbe auf Farbe auf Farbe – doch die Farbe verlässt die<br />

Ebene des Materiellen, überwindet die Schwerkraft,<br />

hebt ab, schafft sich eigene Räume. Tusche, transparent<br />

oder deckend, in frei bewegten Farbflecken geschichtet<br />

bei Eva Erbacher – kompakte Ölfarbe bei<br />

Christoph Primm, gespachtelte Flächen, bisweilen<br />

aufreißend, frühere Schichten freigebend. Farbe findet<br />

Form – ohne Gegenstand, ohne Referenz im realen<br />

Raum. Motive gibt es nicht. Der Betrachter muss sich<br />

neu verorten: velivoli – die Farbe schwebt!<br />

Andrey Grositsky – Materie und Materialien<br />

Andrey Grositsky ist ein Revolutionär der Bildsprache.<br />

In seinen Werken erwachen Stoffe zum Leben und<br />

Formen und Farbenspiel werfen Fragen auf. Ist es ein<br />

Tuch, eine eben erblühte Rose oder eine Flüssigkeit,<br />

die im Nichts verschwindet? Grositsky ist ebenso ein<br />

„Poet der Dinge“ wie ein Kämpfer für die Freiheit der<br />

Kunst. Auch seine Bilder verlangen, wie der Künstler,<br />

kraftvoll nach ihrer Freiheit und ziehen den Betrachter<br />

so in ihren Bann.<br />

Zur Eröffnung am Donnerstag, 14. Februar 2013 um<br />

19h, spricht Dr. Martin Steffens<br />

Andrey Grositsky: Faltenwurf und Bilderrahmen, 2010<br />

Öl auf Karton und Holz, 98 x 110 cm<br />

Galerie pop/off/art Moskau-Berlin<br />

Mommsenstr. 35, 10629 Berlin-Charlottenburg<br />

bis 30.3.13, Di–Fr 10–19h, Sa 11–15h and by appt.<br />

www.popoffart.de<br />

Marek Benczewski<br />

Eva Erbacher: PARIS II, 2012, Tusche auf Leinwand, 140 x 100 cm<br />

Foto: Christine Jörss-Munzlinger<br />

Galerie ROOT am Savignyplatz<br />

Carmerstr. 11, 10623 Berlin-Charlottenburg<br />

Opening: 14.2., 19h, 15.2.–10.3.13, Di–Sa 14–19h,<br />

Finissage: 10.3.12, 17h<br />

030-28 50 60 74, www.root-galerie.de<br />

Die Handzeichnungen des Künstlers Marek Benczewski<br />

leben von den Bildern der Gegenwart, die, auf das<br />

Papier transferiert, in einen poetischen oder einen grotesken<br />

Kontext gesetzt, zu gezeichneten Metaphern<br />

des Gesehenen werden. Es ist ein Transfer in eine Erzählung,<br />

die sich selbst illustriert.<br />

Mikael Mikael: Jerusalem, 2011, Fotografie © Mikael Mikael<br />

Die Philosophischen Bauern<br />

Mikael Mikael<br />

Ariane Pauls<br />

Die Akademie Schloss Solitude präsentiert drei Ausstellungen<br />

mit einem breiten Themenspektrum.<br />

Die Philosophischen Bauern werfen in vielfältigen Medien<br />

einen ornithologischen Blick auf die Gesellschaft<br />

und laden die Besucher ein, mit Vogelbeerschnaps auf<br />

die Wertschätzung des Blaukehlchens anzustoßen.<br />

Mikael Mikael zeigt im Medium Plakat die Interventionsserie<br />

„Show you are not afraid“ und beleuchtet<br />

Konsequenzen von Terroranschlägen.<br />

Ariane Pauls stellt das Künstlerbuch „6×72/102BB“<br />

vor, das sich mit visuellen Strukturen an Orten des<br />

Archivierens und Aufbewahrens beschäftigt.<br />

Marek Benczewski: viel zu tun (Ausschnitt), 2012<br />

Tusche, Blei- u. Buntstifte auf Fabriano, 60 x 80 cm<br />

Galerie ICON<br />

Veteranenstr. 22, 10119 Berlin Mitte<br />

Opening: 18.1.13, 19h<br />

19.1.–2.3.13., Mi–Fr 14–19h, Sa 13–18h u. n. V.<br />

www.galerie-icon.de<br />

Die Zeichnung<br />

Stift, Feder, Pinsel und Spritzpistole<br />

Das Kunstkontor Rampoldt zeigt Arbeiten zum Thema<br />

„Die Zeichnung“ von: Peter Ackermann, Arcangelo,<br />

Jérôme Bost, Ulf Cramer, Karl Heinz Droste,<br />

Günther Förg, Gerhard Hoehme, Hans Holle, László<br />

Lakner, Akos Novaky, Joachim Peeck, Michel Sauer,<br />

Günther Uecker, Hana Usui, Ulrich Vogl, Klaus Vogelgesang,<br />

Gerd Winner. Die Einzelausstellung „Klaus<br />

Vogelgesang, Zeichnungen 1970–2012“ entfällt. Diese<br />

Ausstellung zeigt von ihm jedoch Arbeiten aus der<br />

Werkphase „Berliner Kritischer Realismus“ aus eigenem<br />

Besitz.<br />

Akademie Schloss Solitude<br />

Solitude 3, 70197 Stuttgart<br />

bis 10.3., Di–Fr 10–12 u. 14–16h, Sa–So 12–16h<br />

www.akademie-solitude.de<br />

Klaus Vogelgesang: Eng geschnürt, 1970/71<br />

Farb- und Graphitstift auf Karton, 42 x 58 cm<br />

Kunstkontor Rampoldt<br />

Giesebrechtstr. 16, 10629 Berlin-Charlottenburg<br />

Opening: 1.2.13, 18–21h, 2.2.–23.3.13, Sa 15–19h<br />

030-32 70 18 21, www.kunstkontor-rampoldt.de<br />

34<br />

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Susann Dietrich: Das Singen der Perlmutt-Zirpe<br />

Foto: www.guteaussichten.org © Susann Dietrich<br />

Gute Aussichten<br />

Junge deutsche Fotografie 2012/2013<br />

Auch in diesem Jahr ist die Aussicht gut, in Hamburg<br />

eine stilistisch breit ausgelegte Zusammenschau der<br />

neuesten deutschen Fotografie zu sehen. Was die letzten<br />

zwölf Monate junge Fotografen beschäftigte, erfährt<br />

man in der Ausstellung. Es treffen unterschiedliche<br />

ästhetische, formale und konzeptionelle Ansätze sowie<br />

vielfältige foto grafische Themen zusammen. Mit 108<br />

Teilnehmern am Wettbewerb bietet die Schau einen<br />

umfassenden Überblick der aktuellen Fotoszene in<br />

Deutschland und zeigt gegenwärtige Entwicklungen<br />

und innovative Tendenzen.<br />

Deichtorhallen Hamburg – Haus der Photographie<br />

Deichtorstraße 1-2, 20095 Hamburg<br />

26.1.–3.3., Di–So 11–18h, jeden 1. Do im Monat bis 21h<br />

www.deichtorhallen.de<br />

Halil Altındere: My Mother Likes Fluxus,<br />

Because Fluxus is Anti-Art, 1998, Foto:<br />

Lazar Pejovic, Courtesy: Sammlung Bock,<br />

Leihgabe im Neuen Museum in Nürnberg<br />

Nothing to declare? Weltkarten der Kunst nach ’89<br />

Das dokumentarisch angelegte Ausstellungsprojekt zeigt die globalen Veränderungsprozesse<br />

in der Kunstwelt seit 1989. Kunst ist zu einem dynamischen<br />

Markt geworden, die internationalen Kunstbiennalen haben sich in<br />

den vergangenen Jahren verzehnfacht. In einer multimedialen Installation<br />

sowie einem umfangreichen Dokumentationsraum werden die Entwicklungen<br />

auf dem Kunstmarkt visualisiert.<br />

Akademie der Künste<br />

Pariser Platz 4, 10117 Berlin-Mitte<br />

Opening: 31.1., 19h, 1.2.–24.3., Di–So 11–19h<br />

www.adk.de<br />

beRUF Künstlerin – ein Paradigmenwechsel<br />

In Rauminszenierungen, Wandarbeiten, Skulpturen, Videoinstallationen<br />

und Computeranimationen stellen sich Karin Christiansen, Anna S. von<br />

Holleben, Jinran Kim, Verena Kyselka, Liz Mields-Kratochwil, Monika<br />

Ortmann, Raha Rastifard, Mehran Tizkar, Corinna Rosteck, Sooki Koeppel<br />

und Gisela Weimann der Frage nach dem Schaffen der Künstlerin in der<br />

heutigen Zeit.<br />

Deutsche Wohnen – GEHAG Forum<br />

Im Gehag-Forum werden drei in Berlin arbeitende<br />

Künstlerinnen mit Werken außerordentlicher Techniken<br />

vorgestellt.<br />

Die fantastisch-absurden „Kitchenplastics“ von Anke<br />

Eilergerhard aus Silikon und Geschirrteilen erscheinen<br />

<strong>als</strong> humorvoller Kommentar zur Geschlechterfrage.<br />

Heike Jeschonneks Bilder aus Öl- und Paraffin zeigen<br />

Szenen der Wirklichkeit traumhaft entrückt, während<br />

Tatjana Schülkes Skulpturen aus Kappaplatten<br />

und gefundenen Objekten zwischen Abstraktion und<br />

Figuration pendeln.<br />

Raha Rastifard und Mehran Tizkar:<br />

Tuba – Mixed-Media-Projekt, 2006/07<br />

Humboldt-Pokal, Niederländisch, 1648–<br />

1653, Provenienz Alexander von Humboldt<br />

© Kunstkammer Georg Laue, München<br />

Kunsthalle Brennabor<br />

Geschwister-Scholl-Straße 10-13, 14776 Brandenburg an der Havel<br />

Opening: 1.2., 18h, 2.2.–1.3., Mi–So 13–19h, Eintritt frei<br />

www.kunsthalle-brennabor.de<br />

WONDERFUL – Humboldt, Krokodil & Polke<br />

Die Wunderkammer ist seit der Eröffnung des me Collectors Room im Jahr<br />

2010 fester Bestandteil des Ausstellungshauses in der Auguststraße und die<br />

einzige ihrer Art in Berlin. Mit „WONDERFUL – Humboldt, Krokodil &<br />

Polke“ werden spektakuläre Neuzugänge der Wunderkammer und zeitgenössische<br />

Werke aus der Olbricht Collection, die ebenfalls um die Thematik<br />

der Wunderkammer kreisen, präsentiert.<br />

me Collectors Room Berlin/Stiftung Olbricht<br />

Auguststr. 68, 10117 Berlin-Mitte<br />

bis 28.04.13, Di–So 12–18h, www.me-berlin.com<br />

Anke Eilergerhard: Annina, 2012<br />

Deutsche Wohnen AG – GEHAG Forum<br />

Mecklenburgische Str. 57, 14197 Berlin-Wilmersdorf<br />

Opening: 30.1., 19h, 31.1.–22.3., Mo–Fr 9–19h<br />

www.deutsche-wohnen.com<br />

François Morellet figuratif – Gunda Förster konkret<br />

im Kunst-Raum des Deutschen Bundestages<br />

François Morellet – Wandelbare Wand<br />

im Mauer-Mahnmal des Deutschen Bundestages<br />

Oliver Schmidt: Cognac, 2012<br />

Fotografie, 10 x 15 cm<br />

Oliver Schmidt – Durch die Jugend zur Tugend<br />

Oliver Schmidt kombiniert Fotografien und Objekte aus dem dokumentarischen<br />

Bodensatz der bundesrepublikanischen Dachbodenrealität mit<br />

Fundstücken aus der Gegenwartswirklichkeit des Weddinger Lebensumfeldes.<br />

Am 25.1.2013 um 19h eröffnet die Ausstellung von Oliver Schmidt<br />

mit einem Konzert der Band „BETON“ (Stephanie Stremler und Florian<br />

Loyke – Das Helmi, „Staub auf unseren Herzen“).<br />

Galerie Hunchentoot<br />

Choriner Str. 8, 10119 Berlin-Mitte<br />

Opening: 25.1., 19h, 26.1.–15.3., Mi–Fr 16–19h, Sa 10–18h<br />

www.galerie-hunchentoot.de<br />

© Gunda Förster<br />

Kunst-Raum und Mauer-Mahnmal des Deutschen Bundestages<br />

Marie-Elisabeth-Lüders-Haus, Schiffbauerdamm<br />

bis 5.5.13, Eintritt frei<br />

Kunst-Raum: Di–So 11–17h,<br />

Mauer-Mahnmal: Di–So 11–17h<br />

www.kunst-im-bundestag.de, www.mauer-mahnmal.de<br />

Guntars Sietiņš: Characters XIII / ∞ - A.<br />

2012, mezzotint, aquatint, 60 x 90 cm<br />

Mezzotints by Guntars Sietiņš<br />

The reflection of reality on a metallic sphere is one of graphic artist Guntars<br />

Sietiņš’ most frequently used motifs. The artist is fascinated by the possibility<br />

to open an extra dimension in the dialogue of space and object, simultaneously<br />

preserving real or seemingly real form.<br />

Manière Noire<br />

Printmaking Studio and Gallery<br />

Waldenser Str. 7a, 10551 Berlin-Moabit<br />

bis 28.2., Do 9.30–16h and by appt.<br />

www.manierenoire.net<br />

36<br />

37


© Natascha Sadr Haghighian<br />

Natascha Sadr Haghighian – pssst LEOPARD 2A7+<br />

Aus Lego-Bauplatten baute Haghighian maßstabsgetreu<br />

den gleichnamigen Kampfpanzer nach, der<br />

speziell bei Protesten oder Unruhen im urbanen Umfeld<br />

zum Einsatz kommt. Die Kopie täuscht jedoch<br />

nur vor, ein echter Panzer zu sein. Weder fahr- noch<br />

kampftauglich besitzt er keine eigentliche Funktion.<br />

Auf ihm sitzend oder liegend lässt er sich durch angebrachte<br />

Kopfhörerbuchsen klanglich erkunden. Durch<br />

Geräusche und Stimmen, die im Bezug zum Leopard<br />

stehen, nähert man sich seinem Geheimnis. Haghighian<br />

thematisiert mit ihrer Soundinstallation das öffentliche<br />

Geheimnis um den echten Leopard und das<br />

Stillschweigen um die deutsche Rüstungsproduktion.<br />

Galerie Johann König<br />

Dessauer Straße 6-7, 10963 Berlin-Kreuzberg<br />

bis 2.3.13, Di–Sa 11–18h, www.johannkoenig.de<br />

Arvid Gutschow: ohne Titel (Dünen mit<br />

Strandhafer, Sylt), 1928, Silbergelatine –<br />

Print 1989/90, Alfred Ehrhardt Stiftung<br />

© Arvid Gutschow<br />

Arvid Gutschow und Alfred Ehrhardt – Artverwandte<br />

Arvid Gutschow ist <strong>als</strong> Autodidakt nur Eingeweihten bekannt. Anlass für<br />

die Präsentation ist eine umfassende Schenkung von Aufnahmen des promovierten<br />

Juristen, der sich parallel zu Ehrhardt 1930 in „See, Sand, Sonne“<br />

dem Meer widmete. Gezeigt werden 60 Fotografien Gutschows gegenübergestellt<br />

mit zehn Fotografien Alfred Ehrhardts.<br />

Alfred Ehrhardt Stiftung<br />

Auguststr. 75, 10117 Berlin-Mitte<br />

bis 17.3., Di–So 11–18h; Do 11–21h<br />

www.alfred-ehrhardt-stiftung.de<br />

Lügengeschichten<br />

Die Ausstellung „Lügengeschichten“ feiert die Kunst von Fantasterei und<br />

Täuschungslust. In verschiedenen Medien erzählen die Künstler Jörg Bong,<br />

João Galrão, Volker März, Sandra Munzel, Joan Ryan, Natascha Stellmach,<br />

Deborah Wargon und Christopher Winter ihre Lügengeschichten und<br />

laden die Ausstellungsbesucher <strong>als</strong> Voyeure und Komplizen ein, daran teilzuhaben.<br />

5000 Feet is the Best, 2011<br />

Digital video, 30 min.<br />

Courtesy of gb agency, Paris and Arratia Beer, Berlin<br />

Still by Yonn Thomas<br />

Omer Fast<br />

In der Galerie Arratia, Beer werden Omer Fasts jüngste<br />

Videoarbeiten vorgestellt. „5000 Feet is the Best“ von<br />

2011 basiert auf Unterhaltungen, die Fast mit dem<br />

Piloten einer US Predator Drone führte und die von<br />

dessen Einsätzen und den daraus resultierenden persönlichen<br />

Folgen erzählen. „Continuity“ von 2012 ist<br />

die Geschichte eines Paares, das auf ungewöhnliche<br />

Weise die Rückkehr ihres aus Afghanistan zurückkehrenden<br />

Sohnes inszeniert. Beide Filme drehen sich um<br />

Geschichten, die sich zwischen persönlichen Erinnerungen<br />

und Fiktion, zwischen medialen Erzählungen<br />

und historischen Ereignissen abspielen.<br />

Jörg Bong: Spiegelteich 2, 2010<br />

Alu-Dibond, 100 x 150 cm, Edition von 8<br />

Madi Boyd, The Point of Perception,<br />

2009/13 (Installationsansicht),<br />

Digitalfotografie<br />

Kit Schulte Contemporary Art<br />

Winterfeldtstr. 35, 10781 Berlin-Schöneberg<br />

bis 3.3., Mi–Fr 14–19h, Sa 12–16h and by appt. 030-21005237<br />

www.kitschulte.com<br />

Synaesthesia 2: Space and Perception - Madi Boyd & Carrie C Firman<br />

Im Rahmen der Synaesthesia-Serie stellt die Ausstellung die Parameter<br />

Raum und Wahrnehmung zur Diskussion. Die Installation von Madi Boyd<br />

setzt auf den produktiven Moment der Verunsicherung im Prozess der<br />

räumlichen Wahrnehmung durch das menschliche Gehirn und das Sehen.<br />

Die Arbeiten von Carrie C Firman laden die Besucher ein, an ihrer einzigartigen<br />

synästhetischen Erfahrung der Welt teilzunehmen.<br />

Art Laboratory Berlin<br />

Prinzenallee 34, 13359 Berlin-Wedding<br />

Opening: 25.1., 20h, 26.1.–10.3., Fr–So, 14–18h and by appt.<br />

www.artlaboratory-berlin.org<br />

Anahita Razmi: Videostill aus Arsen<strong>als</strong>, 2012<br />

Videoinstallation, ca. 15 Min., ©Anahita Razmi<br />

Arratia, Beer<br />

Mehringdamm 55, 10961 Berlin-Kreuzberg<br />

bis 9.2.2013, Di-Sa 12-18h<br />

www.arratiabeer.com<br />

Frischzelle_17 – Anahita Razmi<br />

In ihren Arbeiten, die sich zwischen Video- und Performancekunst<br />

bewegen, setzt Razmi die iranische<br />

Heimat ihres Vaters mit ihrem eigenen Geburtsland<br />

Deutschland in Verbindung. In Teheran verwirklichte<br />

sie 2011 ihre Videoarbeit „Roof Piece Tehran“, basierend<br />

auf der Tanzperformance „Roof Piece“ von Trisha<br />

Brown, die in den 1970er-Jahren auf den Dächern<br />

New Yorks stattfand. Razmis Remake erlag in einem<br />

Land, in dem moderner Tanz strafbar ist, strenger<br />

Geheimhaltung. Diese angespannte Atmosphäre ist in<br />

der zwölfteiligen Videoinstallation, für die Razmi von<br />

der Frieze Foundation ausgezeichnet wurde, spürbar.<br />

Christina Kubisch: Minnen, 2003<br />

Licht/Klangraum<br />

WEITER<br />

Seit über zehn Jahren wird ein Stipendium an der Akademie der Künste<br />

(AdK) in Berlin vergeben, das für anregenden künstlerischen Austausch<br />

zwischen dem Saarland und Berlin steht. „WEITER“ zeigt ausgewählte<br />

Arbeiten (Installationen, Videos und Arbeiten auf Papier) von Teilnehmer­<br />

Innen dieses Programms, die zum großen Teil direkt für die Ausstellung<br />

konzipiert wurden.<br />

Saarländische Galerie<br />

Am Festungsgraben 1, 10117 Berlin-Mitte<br />

bis 3.3.13, Di–So 15–19h<br />

www.saarlaendische-galerie.eu<br />

Schauplatz Natur. Grüne Häuser, tropische Gärten<br />

In den letzten Jahren entstanden in Malaysia und Indonesien Projekte, die<br />

die Fragen nachhaltiger Architektur und Grünflächenplanung auf innovative<br />

Weise gelöst haben. Die Ausstellung stellt drei Architekten, Landschaftsplaner<br />

und Aktivisten aus Südostasien vor. Jeder von ihnen hat eine Antwort<br />

auf die Nachfrage nach zukunftsfähigen Bauten zwischen tropischem<br />

Regenwald und Metropolregion gefunden.<br />

Kunstmuseum Stuttgart<br />

Kleiner Schlossplatz 1, 70173 Stuttgart. Bis 3.3.13,<br />

Di–So 10–18h, Fr bis 21h, www.kunstmuseum-stuttgart.de<br />

Editt Tower, Singapur, Planungsbeginn 2008<br />

Architektur: T. R. Hamzah & Ken Yeang<br />

© T. R. Hamzah & Ken Yeang<br />

ifa-Galerie Berlin<br />

Linienstr. 139/140, 10115 Berlin-Mitte<br />

bis 10.3.13, Di–So 14–19h<br />

ww.ifa.de<br />

38<br />

39


Die Rixdorfer: Die Druckwerkstatt der Dichter<br />

In Kennerkreisen waren „Die Rixdorfer“ und ihre Drucke<br />

mit ausgedienten Blei- und Holzlettern schon vor 50<br />

Jahren ein Begriff; ihre Plakate und Bücher erinnern<br />

an Zeiten, <strong>als</strong> diese Drucktechnik für Kunst, politische<br />

Propaganda und Aufklärung genutzt wurde. Es werden<br />

Holzschnitte und Typografiken aus fünf Jahrzehnten<br />

von Uwe Bremer, Ali Schindehütte, Johannes Vennekamp<br />

und Arno Waldschmidt gezeigt.<br />

Simon Wilde: Datenbank, 2011, Emaille,<br />

Tinte, Öl und Band auf Stahl, 125 x 125 cm<br />

Simon Wilde (Sydney)<br />

Die tgb zeigt experimentelle, abstrakte Arbeiten des australischen Künstlers<br />

Simon Wilde. Durch diverse Mischtechniken (zum Beispiel Tinte,<br />

Emaille, Öle, Acryl, Lacke) und deren Oxidation mit Metallen auf gefrästen<br />

Stahlplatten und Leinwand entstehen aus sehr gegensätzlichen Materialien<br />

farbenprächtige Kunstwerke, deren Struktur und Farben auf den Betrachter<br />

eine faszinierende Wirkung ausüben.<br />

Temporary Gallery Berlin (tgb)<br />

Mommsenstr. 42, 10629 Berlin-Charlottenburg<br />

Opening: 2.2., 19h, 3.2.–25.2., Mi–Fr 15–18h and by appt.<br />

0160-9027454, www.temporary-gallery-berlin.com<br />

Die Rixdorfer: Abbildung aus „Landschaft mit Gästen“, 1992<br />

Haus am Lützowplatz<br />

Lützowplatz 9, 10785 Berlin-Tiergarten<br />

Opening: 27.2., 19h, 28.2.–31.3.13, Di–So 11–18h<br />

www.hausamluetzowplatz-berlin.de<br />

Mark Tobey<br />

Mit dem Preis für Malerei der Biennale Venedig von 1958 erlangte Mark<br />

Tobey (1890-1976) hohe internationale Anerkennung. In den Jahren 1959<br />

und 1964 nahm er an der documenta in Kassel teil. Vom 2. Februar bis 30.<br />

März zeigt Ketterer Kunst Berlin 33 grafische Werke dieses bedeutenden<br />

Künstlers, der <strong>als</strong> Wegbereiter des amerikanischen Abstrakten Expressionismus<br />

gilt. Die Preise rangieren zwischen 300 und 1000 Euro.<br />

acht! – Bachelor-Ausstellung an der BTK im Zeichen<br />

des Oktaeders<br />

Ganz im Zeichen des Oktaeders, mit seinen acht<br />

Seiten, steht die Bachelorausstellung der BTK. Die<br />

zahlreichen Varianten, einen Oktaeder zu falten, entsprechen<br />

den unterschiedlichen Wegen, auf denen die<br />

Studierenden ihre Visionen neuer Kommunikation<br />

verwirklichten. Im Freien Museum werden Arbeiten<br />

der Studiengänge Motion Design, Kommunikationsdesign,<br />

Interaction Design und Fotografie gezeigt.<br />

Mark Tobey: Longing for Community<br />

(Anschnitt), Farbradierung, 1973<br />

23,5 x 26,8 cm<br />

Ketterer Kunst<br />

Fasanenstr. 70, 10719 Berlin-Charlottenburg<br />

2.2.–30.3., Mo–Fr 11–19h, Sa 11–16h<br />

Tel.: 030-88675363, www.kettererkunst.de<br />

NINE 4 FIVE – Neue Werke in der Sammlung<br />

Anlässlich des 5-jährigen Jubiläums des privaten museum FLUXUS+ in<br />

Potsdam wird eine Gemeinschaftsausstellung mit Arbeiten von neun<br />

Künstlern gezeigt: Mary Bauermeister, Ben Patterson, Ann Noël, Dieter<br />

Roth, Hella De Santarossa, Lutz Friedel, Sebastian Heiner, Costantino<br />

Ciervo, Wolf Vostell. Mehrheitlich sollen diese Werke im Anschluss in die<br />

Dauerausstellung integriert werden.<br />

Veronika Montag: W:ORTE. Dreidimensionale Schriftobjekte im<br />

öffentlichen Raum, 2012/13, Fotografie<br />

Yang Fudong: Honey (mi), 2003, Still, 1-Kanal-Videoinstallation<br />

(Farbe, Ton), 9’ 29’’, Courtesy Sammlung Goetz<br />

Freies Museum<br />

Potsdamer Strasse 91, 10785 Berlin-Tiergarten<br />

Opening: 8.2., 19h, mit anschließender Feier, 9.2.–15.2.<br />

Mo–Mi, Fr–Sa von 12–19h, Do 12–22h, So 15–18h<br />

www.freies-museum.com, www.btk-fh.de<br />

Open End – Sammlung Goetz im Haus der Kunst<br />

Mit über 500 Arbeiten aus Film- und Medienkunst<br />

gehört die Sammlung Goetz zu den umfangreichsten<br />

dieser Art in Europa. In der vierten Präsentation gleichen<br />

die Arbeiten in ihrer Darstellungsform dem<br />

modernen und zeitgenössischen Roman. Eine freiere<br />

Erzählform und ein offenes Ende kennzeichnen die<br />

Filme und Videoarbeiten der 14 Künstler. Statt der<br />

traditionellen, linear verlaufenden Handlung, die auf<br />

einen Endpunkt ausgerichtet ist, treten etwa bei<br />

„House of Pool“ von Teresa Hubbard und Alexander<br />

Birchler mehrere Handlungsstränge parallel zueinander<br />

auf; Sebastian Diaz Morales wiederholt in „The<br />

Man with the Bag“ in sechs Episoden die sich kaum<br />

ändernde Handlung.<br />

Haus der Kunst, Prinzregentenstraße 1, 80538 München<br />

bis 7.4.13, Fr–So 10–20h, www.hausderkunst.de<br />

© Mary Bauermeister: „Don’t defend your<br />

freedom with poisoned mushrooms“,1964<br />

Objektkasten (Detail)<br />

Foto: museum FLUXUS+<br />

Bettina Sellmann: It’s glam-magic, 2012<br />

Acryl auf Leinwand. 210 x 280 cm<br />

Klaus Küster<br />

museum FLUXUS+<br />

Schiffbauergasse 4f, 14467 Potsdam<br />

Opening: 15.2. 19 h, 16.2.–28.4. Mi–So 13–18 h, Eintritt frei<br />

www.fluxus-plus.de<br />

Bettina Sellmann – Magic Every Day. Genre paintings<br />

Rosa- und Violett-Töne, ein reliefartig pastoser Farbauftrag und eine Motivwelt,<br />

die sich ganz offensichtlich bei Vintage, Spielzeugindustrie und Märchenantasien<br />

bedient, dominieren die neuen Arbeiten von Bettina Sellmann.<br />

Im Zentrum ihrer Auseinandersetzung steht die von Konsum- und Unterhaltungsindustrie<br />

vermarktete Sehnsucht nach einer Lebensalternative<br />

in einer besseren, heilen Welt.<br />

Galerie Gilla Lörcher - Contemporary Art<br />

Pohlstraße 73, 10785 Berlin-Tiergarten, bis 1.3., Mi-Sa 13-18 h and by appt.<br />

030-80613234, www.galerie-loercher.de<br />

Klaus Küster – Mini Retro<br />

Die Ausstellung zeigt Arbeiten aus verschiedenen Werkblöcken des Künstlers<br />

der letzten vier Jahrzehnte: Fotografien, Fotoskulpturen, luminoplastische<br />

Fotogramme, Malerei und Zeichnungen. Zur Ausstellung erscheint ein<br />

Werkverzeichnis: „Andere Ansichten. Album: 2012–1969“.<br />

zone B<br />

Brunnenstr. 149, 10115 Berlin-Mitte<br />

Opening: 8.2., 20h, 9.2.–18.5.13, Di–Do 9–16h and by appt.<br />

01704-63 09 53, www.zone-b.info<br />

40<br />

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<strong>KUNST</strong> <strong>Magazin</strong> Sammlergespräch mit Tobias Gombert<br />

und Samuel Leuenberger<br />

Tobias Gombert (*1985) arbeitet hauptberuflich für<br />

eine Bank. Bereits <strong>als</strong> Jugendlicher wuchs sein Interesse<br />

an Kunst. Nach ersten Besuchen in Museen und Galerien,<br />

dem Kontakt zu anderen Sammlern und dem<br />

Kauf der ersten Arbeit – ein Bild von Christian Awe<br />

– entwickelte sich das Sammeln zur Leidenschaft.<br />

Samuel Leuenberger (*1974) ist freiberuflicher Kurator<br />

und leitet den Kunstraum SALTS bei Basel. In diesem<br />

Zusammenhang kooperierte er bereits zweimal<br />

mit dem Autocenter Berlin. Nach Tätigkeiten für die<br />

Stephen Friedman Galerie in London, das Auktionshaus<br />

Christie‘s und die Kunsthalle Zürich begann er<br />

vor circa acht Jahren selbst, Kunst zu kaufen. Seine<br />

erste Arbeit ist eine Zeichnung von Nic Hess.<br />

Der gemeinsame Sammlungsschwerpunkt liegt vor<br />

allem in den Bereichen der zeitgenössischen Skulptur,<br />

Malerei und Fotografie. Auf der Suche nach neuen,<br />

avantgardistischen Positionen ist die Frage nach den<br />

Grenzen in der Malerei und der Skulptur ein zentrales<br />

Thema. Immer wieder werden auch Anknüpfungspunkte<br />

und Referenzen zu etablierten Künstlern und<br />

Richtungen innerhalb der Kunstgeschichte gesucht, die<br />

der Frage nachgehen: In welche Richtung entwickelt<br />

sich die zeitgenössische Malerei und Skulptur? Welche<br />

Grenzen werden überschritten und gesprengt? Wo<br />

werden neue Themen, Medien und Ideen erforscht?<br />

Zu den vertretenen Künstlern im Bereich der Skulptur<br />

gehören Beni Bischof, Claudia Comte, Karsten Födinger,<br />

Dan Graham, Sara Masüger, Michael Sailstorfer<br />

und Pedro Wirz. Im Bereich der Malerei sind Christian<br />

Awe, Marieta Chirulescu, Armen Eloyan, Wade Guyton,<br />

Joseph Montgomery und Ned Vena zu nennen.<br />

Wir freuen uns auf das <strong>KUNST</strong> <strong>Magazin</strong>-Sammlergespräch<br />

mit Tobias Gombert und Samuel Leuen ­<br />

berger, moderiert von Jan Kage, am MITTWOCH,<br />

30. Januar, in der Bar Tausend.<br />

Einlass ab 20h, Beginn ca. 20.30h. Wir bitten um<br />

Anmeldung unter sammler@kunstmagazin.de<br />

Impressum | Imprint<br />

<strong>KUNST</strong> <strong>Magazin</strong> / <strong>KUNST</strong> Verlag, Berlin<br />

Wrangelstr. 21, 10997 Berlin<br />

Tel.: 030 - 61 20 23 24 und 030 - 43 92 58 29<br />

Fax: 030 - 61 20 23 17 und 030 - 43 91 70 59<br />

info@kunstmagazin.de | ISSN 1862 - 7382<br />

Herausgeberin: Jennifer Becker (v. i. S. d. P.)<br />

Chefredaktion: Julika Nehb<br />

Redaktion & Texte: Susanne Erichsen, Marlena Fiestelmann,<br />

Isabella Hammer, Katharina Helwig, Alexandra Panzert,<br />

Agathe Power, Simone Raith, Sarah Weckert, Steffi Weiss<br />

Gastautor: Thomas Wulffen<br />

Übersetzungen: Brian Poole<br />

Lektorat: Sina Gesell<br />

Gestaltung: Carola Büscher<br />

Onlineredaktion: Julia Schmitz<br />

Webdesign: Marius Bruns, www.robinson-cursor.de<br />

Druck: Druckerei Conrad GmbH, www.druckereiconrad.de<br />

Distribution: DHL GoGreen – wir versenden klimaneutral,<br />

Deutsche Post Pressevertrieb<br />

Erscheinungsweise: 40 000 Exemplare, 10-mal im Jahr,<br />

Doppelausgaben: Jul./Aug. und Dez./Jan. Es gelten die<br />

Mediadaten 2013.1<br />

Alle Ausstellungshinweise im <strong>KUNST</strong> <strong>Magazin</strong> sind für<br />

Galerien, Museen und Ausstellungshäuser kostenpflichtig.<br />

Eine tagesaktuelle Übersicht zu allen Veranstaltungen im<br />

<strong>KUNST</strong> Kontext in Deutschland finden Sie im Kalender auf<br />

www.kunstmagazin.de<br />

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ORION<br />

Erster Sieger: Orion 33 rosé, die zeitgemäße mechanische Uhr fürs Leben.<br />

Gleich nach Erscheinen mehrfach preisgekrönt wurde das jüngste Modell von<br />

NOMOS Glashütte. Für alle geschmackssicheren Ehefrauen, Töchter, Mütter,<br />

besten Freundinnen und lieben Geliebten mit zarteren Handgelenken. Jetzt neu<br />

im Fachhandel feinsten Kalibers.<br />

Für 1500 Euro etwa bei: Augsburg: Bauer & Bauer; Berlin: Brose, Christ KaDeWe, Lorenz; Bielefeld: Böckelmann; Bonn: Hild; Bremen:<br />

Meyer; Darmstadt: Techel; Dortmund: Rüschenbeck; Dresden: Leicht; Düsseldorf: Blome; Erfurt: Jasper; Hamburg: Becker; Koblenz:<br />

Hofacker; Köln: Berghoff, Kaufhold; Ludwigsburg: Hunke; Lübeck: Mahlberg; München: Bucherer, Fridrich, Kiefer; Münster: Freisfeld,<br />

Oeding-Erdel; Stuttgart: Niessing; Ulm: Scheuble. Und überall bei Wempe. www.nomos-store.com und www.nomos-glashuette.com

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