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NEOLITHIKUM In den letzten Jahren wurden in Thüringen die ...

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**<br />

Rudolf<br />

Feustel<br />

ZUM PROBLEM DES ÜBERGANGES<br />

MESOLITHIKUM - <strong>NEOLITHIKUM</strong><br />

<strong>In</strong> <strong>den</strong> <strong>letzten</strong> <strong>Jahren</strong> wur<strong>den</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen <strong>die</strong> Silexartefakte mesolithischer<br />

Stationen untersucht1. Dabei zeigte sich unter anderem, daß auf<br />

fast allen Fundplätzen außer typischen Mesolithen auch Feuerste<strong>in</strong>geräte<br />

aufgelesen wor<strong>den</strong> s<strong>in</strong>d, <strong>die</strong> <strong>in</strong> der für das Neolithikum charakteristischen<br />

Flachretuschierung mehr oder weniger flächenhaft bearbeitet s<strong>in</strong>d. Weil<br />

vielfach auf <strong>den</strong> gleichen Plätzen neolithische Felsgeräte und Scherben<br />

mitgefun<strong>den</strong> wur<strong>den</strong>, könnte man sekundäre Vermischung annehmen.<br />

E<strong>in</strong>e solche Deutung wird jedoch schon be<strong>den</strong>klich, wenn man berücksichtigt,<br />

daß e<strong>in</strong>wandfrei neolithische Funde oft nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong> oder zwei Stücken<br />

belegt s<strong>in</strong>d und e<strong>in</strong>e Reihe von Stationen trotz langjähriger sorgfältiger<br />

Sammeltätigkeit ke<strong>in</strong>e Felsgeräte und Scherben erbracht haben2. Die Frage<br />

nach der kulturellen E<strong>in</strong>heit ist also erheblich schwieriger zu beantworten,<br />

als es zunächst <strong>den</strong> Ansche<strong>in</strong> hat, und mit ihr hängt eng zusammen das<br />

große Problem des Überganges vom Mesolithikum zum Neolithikum überhaupt.<br />

Dieses Problem ist nicht neu; und trotzdem ist man über Ansätze zu<br />

se<strong>in</strong>er Lösung kaum h<strong>in</strong>ausgekommen. Das ist schwer verständlich, wenn<br />

man, be<strong>den</strong>kt, daß <strong>die</strong> Beantwortung der damit <strong>in</strong> Zusammenhang stehen<strong>den</strong><br />

Fragen sowohl im <strong>In</strong>teresse der Mesolithforschung liegt als auch für<br />

<strong>die</strong> Entstehung, Bee<strong>in</strong>flussung und damit für <strong>die</strong> vertiefte Kenntnis der<br />

vielfältigen jungste<strong>in</strong>zeitlichen Kulturen em<strong>in</strong>ente Bedeutung hat. Die<br />

Ursachen für <strong>den</strong> unbefriedigen<strong>den</strong> Forschungsstand s<strong>in</strong>d subjektiver und<br />

objektiver Natur. E<strong>in</strong>erseits stan<strong>den</strong> <strong>den</strong> Bearbeitern neolithischer Kulturen<br />

viele schöne FeLsgeräte, Keramik u. a. m. zur Verfügung, daß sie<br />

1) Mesolithikum steht <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen bisher nur aus Oberflächenfun<strong>den</strong> zur<br />

Verfügung.<br />

R. F e u s t e 1: Die Silexartefakte der mesolithischen Stationen Thür<strong>in</strong>gens,<br />

Phil. Diss. Jena 1956 (noch unveröffentlicht).<br />

2) Dasselbe stellt Nuber im schwäbisch-fränkischen Raum fest. A. H. N u b e r:<br />

Zur Schichtenfolge des kle<strong>in</strong>gerätigen Mesolithikums <strong>in</strong> Württemberg und<br />

Hohenzollern (Festschr. f. Peter Goessler, Tüb<strong>in</strong>ger Beitr. z. Vor-u. Frühg.),<br />

Stuttgart 1954,S. 130.


häufig <strong>die</strong> unsche<strong>in</strong>bareren Silexartefakte wenig oder überhaupt nicht<br />

beachteten; zum anderen wur<strong>den</strong> <strong>in</strong> neolithischem Fundzusammenhang<br />

oft ke<strong>in</strong>e oder nur atypische Silices gefun<strong>den</strong>, <strong>die</strong> für kulturelle Verknüpfu<br />

nicht ausgewertet wer<strong>den</strong> können. Dazu kommt als wichtiger<br />

Faktor, daß es der Vorgeschichtsforschung entsprechend der Beschaffenheit<br />

ihrer Quellen im allgeme<strong>in</strong>en nur möglich ist, "Zustände" zu erfassen,<br />

<strong>die</strong> während e<strong>in</strong>es langen Zeitraumes nur ger<strong>in</strong>gen Veränderungen unterlagen.<br />

Die Entwicklung verläuft aber nicht kont<strong>in</strong>uierlich, sondern diskont<strong>in</strong><br />

sprunghaft. Solche Sprünge liegen <strong>in</strong> <strong>den</strong> "Lücken" zwischen<br />

zwei "Zustän<strong>den</strong>" und müssen meist durch <strong>die</strong> wissenschaftlich<br />

gelenkte Phantasie überbrückt wer<strong>den</strong>. Jedoch gerade <strong>in</strong> <strong>die</strong>sen "Lücken"<br />

konzentriert sich das historische Geschehen; hier kommt es <strong>in</strong>nerhalb<br />

kurzer Zeit zu großen Veränderungen, deren Ergebnis e<strong>in</strong>e neue Qualität,<br />

e<strong>in</strong> neuer "Zustand" ist. Der Übergang vom Mesolithikum zum Neolithikum<br />

ist solch e<strong>in</strong> Sprung <strong>in</strong> der Entwicklung: Die Produktionsweise der<br />

Jäger und Fischer wurde abgelöst von der Produktionsweise der Viehzüchte<br />

und Ackerbauer. Weil <strong>die</strong> große Veränderung relativ schnell<br />

vonstatten g<strong>in</strong>g, läßt sich heute <strong>die</strong>se Übergangszeit so schwer erfassen.<br />

Das wichtigste archäologisch greifbare B<strong>in</strong>deglied zwischen Paläolithikum-M<br />

und Neolithikum s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Silices3. Namhafte Fachvertret<br />

und selbst Heimatforscher fordern deshalb seit vielen <strong>Jahren</strong><br />

e<strong>in</strong>e gründliche Bearbeitung der neolithischen Silices, <strong>in</strong>sbesondere solcher<br />

aus e<strong>in</strong>wandfreiem Fundzusammenhang4. Ihr Ruf hat jedoch wenig<br />

Widerhall ausgelöst5. So kommt es, daß der Kontakt zwischen jungste<strong>in</strong>zeitlich<br />

und älteren Feuerste<strong>in</strong>geräten bestenfalls andeutungsweise gefunde<br />

3) Die Ste<strong>in</strong>geräte des Mesolithikums wirken <strong>in</strong> so vielen neolithischen Kulturen<br />

nach, daß Pittioni vorschlägt, das Auftreten von Keramik als Kennzeichen<br />

der neuen Zeit zu betrachten. Statt wie üblich von "Neolithikum" möchte er<br />

lieber von "Keramikum" sprechen. Die Herstellung von Tongefäßen sei nämlich<br />

e<strong>in</strong>e "entschei<strong>den</strong>de Neuerung <strong>in</strong> der materiellen Kultur". Vgl. R. P it t io n i:<br />

Mittl. d. Österr. Ges. f. Anthr., Ethn. u. Prähist. LXXVIII-LXXIX, Wien 1949,<br />

S. 176.<br />

4) C. H o hrn a n n n bei G. S c h w a n t e s: Bericht über <strong>die</strong> Sonderausstellung<br />

"Die mittlere Ste<strong>in</strong>zeit Deutschlands" (Tag.-Ber. d. Dt. Anthrop. Ges. z. Köln),<br />

Leipzig 1928,S. 140.<br />

H. Wagen er: Die Feuerste<strong>in</strong>werkzeuge unserer bandzeitlichen Siedlungen<br />

(Thür. Monatshefte "Pflüger" 6), Flarchheim 1929,S. 172.<br />

L. F. Z o t z: Die Beziehungen zwischen Altste<strong>in</strong>zeit, Mittelste<strong>in</strong>zeit und<br />

Donaukultur (Wiener PZ 28), Berl<strong>in</strong> 1941,S. 9.<br />

5) Die wertvolle Arbeit von R. S t r ö b e 1: Die Feuerste<strong>in</strong>geräte der Pfahlbaukultur<br />

Leipzig 1939, kann alle<strong>in</strong> <strong>die</strong> Lücke bei weitem nicht schließen.


ist und über <strong>den</strong> Ausgang des Mesolithikums sowie über <strong>den</strong> Beg<strong>in</strong>n<br />

des Neolithikums noch weitgehend Unklarheit herrscht.<br />

Um e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>druck von dem <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen zur Diskussion stehen<strong>den</strong><br />

Material zu vermitteln, lassen wir zunächst Beschreibungen bzw. Abbildungen<br />

e<strong>in</strong>iger Stationen und ihrer Geräte<strong>in</strong>ventare° folgen:<br />

Drackendorf, Kr. Jena, Fs. Glas<br />

Die Umgebung des südöstlich von Jena gelegenen Ortes Drackendorf<br />

wird seit mehr als 30 <strong>Jahren</strong> von dem ehemaligen Landarbeiter und<br />

Straßenwärter K. Dietzer, Drackendorf, nach vorgeschichtlichen Fun<strong>den</strong><br />

abgesucht. Dabei fand <strong>die</strong>ser auf <strong>den</strong> "Vorderes Glas" und "Mittleres<br />

Glas" genannten Flurteilen südlich des Dorfes etwa 700 Fl<strong>in</strong>tartefakte.<br />

Dieses Flurstück, e<strong>in</strong>e annähernd ebene Fläche, wird im Nor<strong>den</strong>, Sü<strong>den</strong><br />

und weniger deutlich im Westen von e<strong>in</strong>em mehrere Meter hohen Steilhang<br />

begrenzt. Das Plateau besteht aus graugrünen Mergeln und dolomitischen<br />

Kalken des Grauen Röt, <strong>die</strong> zu e<strong>in</strong>em mittelschweren Mergelbo<strong>den</strong><br />

verwittern, der das Regenwasser lange festhält. Das ist um so<br />

beachtenswerter, da unmittelbar am Fuße des niedrigen Plateaus Buntsandste<strong>in</strong><br />

ansteht, der sich bis zur Roda und zur Saaleaue erstreckt und<br />

e<strong>in</strong>en leicht abtrocknen<strong>den</strong>, warmen Siedlungsbo<strong>den</strong> liefert. Von der Fundstelle<br />

aus kann das Gelände weith<strong>in</strong>, bis zu <strong>den</strong> Steilhängen des Muschelkalks<br />

jenseits der Saale, der Roda und nördlich von Drackendorf, überschaut<br />

wer<strong>den</strong>.<br />

Auf dem gleichen Plateau, jedoch weiter östlich, liegt im "H<strong>in</strong>teren<br />

Glas" <strong>in</strong> südexponierter Lage e<strong>in</strong> weiterer Fundplatz. Von <strong>den</strong> etwa 90<br />

von Dietzer dort gesammelten Silices s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ige Geräte beachtenswert.<br />

Geräte: Das e<strong>in</strong>zige Messer mit abgedrücktem Rücken ist kurz und ziemlich<br />

dick und wirkt daher recht plump. Dreiecke s<strong>in</strong>d bemerkenswert<br />

selten. Außer e<strong>in</strong>em schmalen fand sich nur noch e<strong>in</strong> großes, breites,<br />

gLeichschenkliges Dreieck. E<strong>in</strong> Stück steht typenmäßig zwischen <strong>den</strong> rechtw<strong>in</strong>kligen<br />

Dreiecken und <strong>den</strong> fe<strong>in</strong>gerätigen Spitzen mit retuschierter Basis.<br />

Fe<strong>in</strong>gerätige Spitzen s<strong>in</strong>d überhaupt recht häufig; vielfach haben sie<br />

e<strong>in</strong>e breite, unförmige Gestalt. E<strong>in</strong>e Spitze ist an bei<strong>den</strong> Kanten<br />

wechselseitig retuschiert, e<strong>in</strong>e andere hat e<strong>in</strong>e lanzettartige Form. Die mit<br />

<strong>den</strong> fe<strong>in</strong>gerätigen Spitzen verwandten Zonhovenspitzen s<strong>in</strong>d durch e<strong>in</strong><br />

stumpf en<strong>den</strong>des Stück vertreten. E<strong>in</strong> Bruchstück möchte man dagegen<br />

eher als Schrägendkl<strong>in</strong>ge def<strong>in</strong>ieren. Bei e<strong>in</strong>er Kl<strong>in</strong>ge läßt sich nicht sicher<br />

6) Die Funde wer<strong>den</strong> <strong>in</strong> folgen<strong>den</strong> Museen und Privatsammlungen aufbewahrt:<br />

Vorgeschichtliches Museum Jena; H. Höckner, Altenburg; Amende-Sammlung<br />

Altenburg; Heimatmuseum Crimmitschau; H. Kretzsch, Seifartsdorf.


Abb. 1: Drackendorf, Glas 1/1


entschei<strong>den</strong>, ob es dem Hersteller auf <strong>die</strong> Kerben oder auf <strong>die</strong> Spitze<br />

ankam. Der dreikantige Fl<strong>in</strong>tspan ist morphologisch <strong>den</strong> Birseck-Lamellen<br />

zuzuordnen.<br />

Die Kl<strong>in</strong>ge mit annähernd dreieckiger Grundform könnte e<strong>in</strong> sehr verwaschenes<br />

großes, gleichschenkliges Dreieck oder e<strong>in</strong>e degenerierte Kerbspitze<br />

se<strong>in</strong>. Es ist nicht bekannt, ob sie wirklich vom "Glas" stammt.<br />

Die Oberfläche des sehr schönen Bohrers mit dickem Griff und langausgezogener<br />

Spitze ist grob flächenhaft bearbeitet: se<strong>in</strong>e Unterseite wird<br />

von der glatten Abschlagfläche gebildet. Bei dem Kl<strong>in</strong>genbohrer greift <strong>die</strong><br />

dorsale rohe Flächenbearbeitung auch auf <strong>die</strong> Unterseite über.<br />

Bei <strong>den</strong> folgen<strong>den</strong> Geräten trifft man vorwiegend <strong>die</strong> mehr oder weniger<br />

auf <strong>die</strong> Fläche übergreifende gröbere "neolithische" Retuschierung an. Die<br />

Kl<strong>in</strong>gen s<strong>in</strong>d am Ende durch Steilretusche abgeschrägt, e<strong>in</strong>e dünne Kl<strong>in</strong>ge<br />

ist von bei<strong>den</strong> Seiten her etwas zugespitzt wor<strong>den</strong>, und <strong>die</strong> blattförmige<br />

Spitzkl<strong>in</strong>ge wurde an der Schneide dorsal, an der l<strong>in</strong>ken Kante auch ventral<br />

retuschiert.<br />

Zu <strong>den</strong> Schabern leitet e<strong>in</strong>e Kl<strong>in</strong>ge mit gleichmäßig bogenförmig gearbeitetem<br />

Ende über. Die kräftigen Kl<strong>in</strong>genschaber s<strong>in</strong>d mittellang und<br />

haben jeweils e<strong>in</strong>e leicht gebogene Stirn. Nr. 25 hat außerdem Retuschen<br />

an der l<strong>in</strong>ken Kante und Nr. 29 zwei seichte Kerben. E<strong>in</strong> Kl<strong>in</strong>genschaber<br />

weist ebenfalls Randretuschen auf; <strong>die</strong>se unterschei<strong>den</strong> sich aber von<br />

jenen dadurch, daß hier große, dünne Lamellen abgedrückt s<strong>in</strong>d. Der kurze<br />

Kl<strong>in</strong>genschaber steht <strong>den</strong> dünnen Halbrundschabern nahe. Die Rundschaber<br />

unterschei<strong>den</strong> sich von ihnen durch größere Stärke und kegelförmiges<br />

Profil. Der Viereckschaber, dessen e<strong>in</strong>e Ecke schnabelartig ausgezogen<br />

ist, läßt an allen vier Arbeitskanten erhebliche Abnutzungsspuren<br />

erkennen.<br />

Unter <strong>den</strong> Kernste<strong>in</strong>en fällt e<strong>in</strong> Stück durch se<strong>in</strong>e ungewöhnliche Größe<br />

und Gleichmäßigkeit auf.<br />

Von <strong>den</strong> sechs auf <strong>die</strong>ser Station gefun<strong>den</strong>en triangulären Pfeilspitzen<br />

s<strong>in</strong>d zwei abgebildet. Sie s<strong>in</strong>d mehr oder weniger flächig retuschiert und<br />

haben gerade bis stark e<strong>in</strong>gezogene Basen.<br />

Es wur<strong>den</strong> ferner e<strong>in</strong>ige nicht oder nur schwach pat<strong>in</strong>ierte Kl<strong>in</strong>gen<br />

aufgesammelt, <strong>die</strong> nach "neolithischer" Manier bearbeitet und teilweise mit<br />

Nutzbuchten oder Dornfortsätzen versehen s<strong>in</strong>d. An e<strong>in</strong>igen Stücken s<strong>in</strong>d<br />

<strong>die</strong> Retuschen jünger als <strong>die</strong> Pat<strong>in</strong>a.<br />

Wie Herr Dietzer ausdrücklich versicherte, wur<strong>den</strong> auf dem Plateau<br />

ke<strong>in</strong>e Felsgeräte und Scherben angetroffen. Solche fan<strong>den</strong> sich nur auf<br />

<strong>den</strong> umliegen<strong>den</strong> Buntsandste<strong>in</strong>flächen, und zwar <strong>in</strong> großer Zahl.


Abb. 2: Drackendorf, Glas 1/1


Vom "H<strong>in</strong>teren Glas" stammen e<strong>in</strong> großes, ungleichschenkliges Dreieck,<br />

dessen kürzerer Schenkel eigentümlich geknickt ist, je e<strong>in</strong>e zonhovenartige<br />

und fe<strong>in</strong>gerätige Spitze, e<strong>in</strong>e kurze, breite Kl<strong>in</strong>ge mit fe<strong>in</strong>retuschierter<br />

Kerbe am Ende und e<strong>in</strong> flacher, viereckiger Abschlag, der wechselseitig<br />

an drei Kanten steil retuschiert ist.<br />

Kle<strong>in</strong>ebersdorf, Kr. Stadtroda, Fs. Mühlberg<br />

Auf <strong>den</strong> Sandste<strong>in</strong>höhen zwischen <strong>den</strong> Tälerdörfern, im E<strong>in</strong>zugsbereich<br />

der Roda, fan<strong>den</strong> sich nicht wenig E<strong>in</strong>zelfunde von Silexgeräten und<br />

-abfall. Stellenweise traten sie etwas dichter auf und lassen dann e<strong>in</strong>e<br />

Station vermuten. Leider handelt es sich überwiegend um atypische Formen.<br />

Wir beschränken uns deshalb auf <strong>die</strong> Funde vom Mühlberg, der zu<br />

<strong>den</strong> Fluren Kle<strong>in</strong>ebersdorf und Unterrenthendorf gehört. Das Material<br />

ist grau bis weiß pat<strong>in</strong>iert, seltener ohne Verwitterungskruste.<br />

E<strong>in</strong>deutig jungste<strong>in</strong>zeitliche Funde s<strong>in</strong>d dem Verfasser vom Mühlberg<br />

nicht bekannt gewor<strong>den</strong>. Im gesamten Bereich der Tälerdörfer fan<strong>den</strong> sich<br />

überhaupt ke<strong>in</strong>e neolithischen Scherben, und <strong>die</strong> sonstigen neolithischen<br />

Funde beschränken sich auf e<strong>in</strong>ige Felsbeile, e<strong>in</strong>en Schuhleistenkeil und<br />

e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Feuerste<strong>in</strong>beil mit angeschliffener Schneide.<br />

Von <strong>den</strong> Geräten7 fällt e<strong>in</strong> Doppelstichel auf, der mittels mehrerer<br />

Stichelschläge hergestellt wurde. Das kräftige, geschweifte Rückenmesser<br />

mit Basisretusche steht bereits <strong>den</strong> Federmessern nahe. Die geometrischen<br />

Typen verteilen sich auf e<strong>in</strong> großes, ungleichschenkliges Dreieck, e<strong>in</strong>en<br />

großen, derben Kreisabschnitt, dessen steiler Rücken nahe der Basis stielartig<br />

gekerbt ist, e<strong>in</strong> morphologisch nicht genauer e<strong>in</strong>zuordnendes ähnliches<br />

Gerät, e<strong>in</strong> Trapez und e<strong>in</strong>en kräftigen Querschneider.<br />

Bemerkenswert ist <strong>die</strong> kle<strong>in</strong>e Zonhovenspitze. Die e<strong>in</strong>zige fe<strong>in</strong>gerätige<br />

Spitze wurde mittels Lateralretuschen lanzettartig gestaltet.<br />

Obwohl ke<strong>in</strong>e wechselseitige Retuschierung vorhan<strong>den</strong> ist, könnte man<br />

e<strong>in</strong> Gerät für e<strong>in</strong>en langausgezogenen Bohrer halten.<br />

Von <strong>den</strong> Kl<strong>in</strong>gen läßt e<strong>in</strong>e fe<strong>in</strong>e Periretusche und e<strong>in</strong>e andere dazu<br />

steile Term<strong>in</strong>airetusche erkennen. E<strong>in</strong> Bruchstück hat rechts und am<br />

Ende grobere Steilretusche, l<strong>in</strong>ks s<strong>in</strong>d große, dünne Lamellen flach abgedrückt<br />

wor<strong>den</strong>. E<strong>in</strong>e andere Kl<strong>in</strong>ge ist durch Steilretusche blattförmig<br />

zugespitzt.<br />

7) Für <strong>die</strong> Geräte Abb. 3/1,4, 5, 10, 12,13, 14 ist im Heimatmuseum Crimmitschau<br />

nur <strong>die</strong> Fundortbezeichnung Unterrenthendorf angegeben. Sie stammen<br />

aber wahrsche<strong>in</strong>lich ebenfalls vom Mühlberg.


Abb. 3: Kle<strong>in</strong>ebersdorf, Mühlberg 1/1


Die Rundschaber s<strong>in</strong>d meist sehr hoch; ihre Bearbeitung er<strong>in</strong>nert an<br />

Aurignacien-Technik.<br />

E<strong>in</strong> Bogenmesser ist beiderseitig durch dünne Absplisse geschärft,<br />

ebenso ist <strong>die</strong> flache trianguläre Pfeilspitze mit Randretusche versehen,<br />

welche auf <strong>die</strong> Fläche übergreift.<br />

Hohendorf, Kr. Eisenberg, Fs. An der Villa<br />

Der Fundplatz liegt südexponiert am Rande des Steilabfalles der<br />

Muschelkalktafel <strong>in</strong> <strong>den</strong> Eisenberg-Bürgeler Talzug. Von hier aus konnten<br />

<strong>die</strong> Siedler <strong>die</strong> Talung weith<strong>in</strong> überblicken, und g<strong>in</strong>gen sie nur wenige<br />

Meter nordwärts auf e<strong>in</strong>e sanfte Geländewelle, so sahen sie auch e<strong>in</strong>en<br />

Abb. 4: Hohendorf, An der Villa 1/1<br />

großen Teil der sogenannten Abtei. Wasser fan<strong>den</strong> sie unterhalb des<br />

Siedlungsplatzes am Fuße des Steilhanges.<br />

Von <strong>den</strong> wenigen Geräten s<strong>in</strong>d vor allem e<strong>in</strong> rechtw<strong>in</strong>kliges Dreieck<br />

und e<strong>in</strong> nach der Basis spitz zulaufendes dickes Rückenmesser bemerkenswert.<br />

Die übrigen Geräte s<strong>in</strong>d ausgesprochen "neolithisch" retuschiert.<br />

Es handelt sich dabei um Kl<strong>in</strong>genschaber mit partieller und totaler Randretusche,


e<strong>in</strong>en<br />

Halbrundund<br />

e<strong>in</strong>en großen, nur an der Stirn retuschierten<br />

Rundschaber, dessen Oberseite mittels derber Abschläge flächig bearbeite<br />

ist. Von <strong>den</strong> vier triangulären Pfeilspitzen s<strong>in</strong>d hier zwei abgebildet.<br />

Neolithische Felsgeräte und Keramikfunde s<strong>in</strong>d auch von <strong>die</strong>ser Fundstelle<br />

nicht<br />

bekannt.<br />

Göritzberg, Kr. Eisenberg, Fs. Haneberg,<br />

Lambertsberg,<br />

W<strong>in</strong>dmühlenberg<br />

Die Silices stammen vom H a n e b e r g <strong>in</strong> der Flur Rauschwitz und<br />

vom gegenüberliegen<strong>den</strong> Hang <strong>in</strong> der Flur Göritzberg. Dazwischen liegt<br />

Abb. 5: Göritzberg, Fs. Haneberg,<br />

Lambertsberg, W<strong>in</strong>dmühlenberg 1/1


e<strong>in</strong> im Unterlauf versumpftes Tälchen, das bald <strong>in</strong> e<strong>in</strong> querverlaufendes<br />

Bachtal e<strong>in</strong>mündet. Der Untergrund besteht aus Muschelkalk.<br />

Wir haben nur wenige und nicht sehr charakteristische Geräte zur Verfügung.<br />

E<strong>in</strong>e große fe<strong>in</strong>gerätige Spitze ist an der l<strong>in</strong>ken Kante zart retuschiert.<br />

Das unretuschierte Stück könnte e<strong>in</strong>e Art Federmesser se<strong>in</strong>, dessen<br />

konkav gewölbter, steiler Rücken mit e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigen Schlag hergestellt<br />

wurde. Der kräftige Kl<strong>in</strong>genschaber hat ansche<strong>in</strong>end erst später e<strong>in</strong>en<br />

Sticheischlag an der l<strong>in</strong>ken Kante erhalten. Das gleiche gilt für e<strong>in</strong> zweites,<br />

ähnliches Exemplar. E<strong>in</strong>e Kl<strong>in</strong>ge hat umlaufende, teilweise flächige Randretusche<br />

und läuft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e nach l<strong>in</strong>ks geneigte bohrerartige Spitze aus.<br />

E<strong>in</strong>e andere Kl<strong>in</strong>ge besitzt e<strong>in</strong>e weite, steilretuschierte und mit Gebrauchsspure<br />

versehene Kerbe. Die Kl<strong>in</strong>genkanten s<strong>in</strong>d durch Fe<strong>in</strong>retuschen<br />

abgestumpft, welche rechts zum Teil auf der Unterseite liegen.<br />

E<strong>in</strong> schlanker Querschneider mit e<strong>in</strong>geschwungenen Kanten und e<strong>in</strong>e<br />

der bei<strong>den</strong> triangulären Pfeilspitzen seien weiterh<strong>in</strong> erwähnt. Der rechte<br />

Flügel ist vielleicht schon bei der Herstellung abgebrochen und deshalb<br />

etwas nachretuschiert wor<strong>den</strong>.<br />

Der Fundplatz L a m b e r t s b e r g liegt, wie <strong>die</strong> benachbarte Station<br />

"An der Villa", am Steilabfall der Muschelkalktafel beiderseits des Serbaer<br />

Fußweges.<br />

Der Geräteschatz umfaßt e<strong>in</strong>e zonhovenartige Spitze mit konkav retuschierter,<br />

unterschnittener Basis, zwei kle<strong>in</strong>e Rundschaber, das Bruchstück<br />

e<strong>in</strong>es Kl<strong>in</strong>genschabers mit schräger Radialretusche und sieben mehr oder<br />

weniger flächig bearbeitete trianguläre Pfeilspitzen, von <strong>den</strong>en fünf gerade<br />

oder nur schwach konkave Basen aufweisen, e<strong>in</strong> Exemplar e<strong>in</strong>e<br />

tiefe<strong>in</strong>gezogene Basis und e<strong>in</strong> weiteres e<strong>in</strong>en Stiel hat.<br />

Auf dem W<strong>in</strong>dmühlenberg südlich Göritzberg fand sich sowenig<br />

Fl<strong>in</strong>tmaterial, daß hier nur e<strong>in</strong> kurze Zeit bewohnter Rastplatz gewesen<br />

se<strong>in</strong> mag. Das charakteristischste Gerät ist e<strong>in</strong> Rückenmesser mit bogenförmig<br />

retuschierter Stirn. Außerdem seien e<strong>in</strong>e Kl<strong>in</strong>ge mit beiderseits<br />

flächenretuschierter Spitze und e<strong>in</strong>e lange, total gemuschelte trianguläre<br />

Pfeilspitze angeführt.<br />

Auch auf <strong>den</strong> drei Fundplätzen der Flur Göritzberg fehlen neolithische<br />

Felsgeräte und Scherben.<br />

Wir können also feststellen: Auf mehreren Fundplätzen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>deutig<br />

mesolithische Formen mit "neolithisch" retuschierten Geräten vergesellschaftet,<br />

ohne daß Felsgeräte und Keramik aufgefun<strong>den</strong> wur<strong>den</strong>.


Es wäre nun <strong>die</strong> Frage zu klären, ob <strong>in</strong> anderen Gebieten bereits im<br />

Mesolithikum solche "neolithisch" bearbeiteten Silices vorkommen. Das<br />

verfügbare Vergleichsmaterial ist leider sehr spärlich, <strong>den</strong>n viele Verfasser<br />

deklarierten <strong>die</strong>se Geräte von vornhere<strong>in</strong> als jungste<strong>in</strong>zeitlich und<br />

führten sie <strong>in</strong> <strong>den</strong> Veröffentlichungen nicht mit an. Immerh<strong>in</strong> wird von<br />

der südschwedischen Mörrumsa-Kultur berichtet, daß auf ihren Stationen<br />

<strong>die</strong> "neolithisch" retuschierten Fl<strong>in</strong>tgeräte mit <strong>den</strong> übrigen Silices e<strong>in</strong>e<br />

E<strong>in</strong>heit bil<strong>den</strong>8. Auch von niederösterreichischen Fundplätzen des frühen<br />

bis mittleren Mesolithikums, deren <strong>In</strong>ventare nach Guider materialund<br />

typenmäßig zusammengehören und frei von jüngeren Beimengungen s<strong>in</strong>d,<br />

wer<strong>den</strong> Geräte mit auf <strong>die</strong> Fläche übergreifender Retuschierung und sogar<br />

mit regelrechter Flächenretusche abgebildet9. Im belgischen Spättar<strong>den</strong>oisien<br />

gibt es <strong>die</strong> längst allgeme<strong>in</strong> bekannten flächenretuschierten Mikrolithen'°,<br />

und für <strong>die</strong> nordwestdeutsche Hülstener Stufe, <strong>die</strong> teilweise mit<br />

frühneolithischen Kulturen parallel geht, s<strong>in</strong>d solche Geräte ebenfalls<br />

kennzeichnend11. <strong>In</strong> <strong>den</strong> zahlreichen Höhlen und Abris Frankens fand sich<br />

dagegen das Tar<strong>den</strong>oisien stratigraphisch <strong>in</strong> schönster Re<strong>in</strong>heit, wie Gumpert12<br />

E<strong>in</strong>flüsse<br />

ausdrücklich versichert. Es haben sich hier nirgends neolithische<br />

gezeigt13.<br />

E<strong>in</strong> besonderes "Schmerzensk<strong>in</strong>d" mesolithischer Oberflächenstationen<br />

s<strong>in</strong>d auch außerhalb Thür<strong>in</strong>gens <strong>die</strong> gemuschelten triangulären Pfeilspitzen<br />

Weil sie immer wieder auf <strong>den</strong> mittelste<strong>in</strong>zeitlichen Fundplätzen<br />

der Konstanzer Bucht auftreten, nimmt Beck14 an, daß sie möglicherweise<br />

8) K. K j e 11 mark: Stenaldersboplatserna imon Mörrumsans Vattenomrade<br />

(Fornvännen 39), Förlag 1944,S. 279, Fig. 3, 5.<br />

9) A. G u 1d e r: Beiträge zur Kenntnis des niederösterreichischen Mesolithiku<br />

(Archaeologia Austriaca Heft 12), Wien 1953, S. 16 if., Abb.2-5.<br />

10) G. B e r s u: Die archäologische Forschung <strong>in</strong> Belgien von 1919-1924<br />

(Ber. d. RGK 15), Frankfurt/Ma<strong>in</strong> 1925, S. 61, Abb. 3.<br />

11) H. Schwabedissen: Die mittlere Ste<strong>in</strong>zeit im westlichen Norddeutschland,<br />

Neumünster 1944,S. 165 if.<br />

12) K. G u m p e r t: Die Tar<strong>den</strong>oisien-Abrisiedlung "Hohlste<strong>in</strong> im Klumpertal",<br />

Lkr. Pegnitz (Fränkische Schweiz) (Germania 32), Berl<strong>in</strong> 1954, S. 255.<br />

13) Die sogenannten neolithischen Silices auf <strong>den</strong> mesolithischen Oberflächenstation<br />

betrachtet G u m p e r † (briefl. Mitt. 1955) als "später e<strong>in</strong>geschleppte"<br />

Geräte. Trotzdem wollen wir auf e<strong>in</strong>e Merkwürdigkeit h<strong>in</strong>weisen, <strong>die</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />

von Gumpert 1927 zusammengestellten statistischen Angaben zum Ausdruck<br />

kommt: Auf 111 Stationen fan<strong>den</strong> sich 10872 (98 %) mesolithische und 185 (2 %)<br />

.,neolithische" Silices. Letztere verteilten sich auf 57 (51 %) Fundplätze. Demgegen<br />

stehen nur 6 geschliffene Felsgeräte, <strong>die</strong> zudem als E<strong>in</strong>zelfunde nicht<br />

von <strong>den</strong> mittelste<strong>in</strong>zeitlichen Siedlungsplätzen stammen. K. G u m p e r t: Fränkische<br />

Mesolithikum,<br />

Leipzig 1927,S. 93 ff.


ereits am Ende des Mesolithikums ersche<strong>in</strong>en. Zum gleichen Ergebnis<br />

kommt der Geraer Heimatforscher A. Reuter an Hand des thür<strong>in</strong>gischen<br />

Materials15. Als weiteren Beleg für <strong>die</strong>se frühe Datierung läßt sich auch<br />

das von Peters16 <strong>in</strong>s Spättar<strong>den</strong>oisien datierte Höhlenmesolithikum vom<br />

Rappenfels <strong>in</strong> der Schwäbischen Alb anführen. Außer typischen Mesolithen<br />

wur<strong>den</strong> hier rechtw<strong>in</strong>klige Dreiecke mit konkaver Basis ausgegraben,<br />

<strong>die</strong> sich über Zwischenformen eventuell bis zu <strong>den</strong> gemuschelten<br />

triangulären Pfeilspitzen führen lassen. Dazu fan<strong>den</strong> sich noch andere <strong>in</strong><br />

"neolithischer" Technik bearbeitete Artefakte. Als e<strong>in</strong>ziger möglicher<br />

Fremdkörper wird vom Ausgräber e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en plumpen Stiel auslaufende<br />

gemuschelte Pfeilspitze angeführt. <strong>In</strong> Bran<strong>den</strong>burg machte man vor <strong>Jahren</strong><br />

<strong>den</strong> Versuch, <strong>die</strong> Pfeilspitzen der Dünenfundplätze bei Flötz zu e<strong>in</strong>er<br />

kont<strong>in</strong>uierlichen Entwicklungsreihe von mesolithischen bis zu neolithischen<br />

zusammenzustellen17. Piesker'8 verweist auf <strong>die</strong> vielen Tar<strong>den</strong>oisienstationen<br />

mit Pfeilspitzen, <strong>die</strong> e<strong>in</strong>e unzweifelhafte neolithische E<strong>in</strong>streuung<br />

durch Auftreten von Keramik und Feisgeräten nicht erkennen lassen. Vorsichtigerweise<br />

schränkt er jedoch se<strong>in</strong>e Beobachtung durch <strong>den</strong> berechtigten<br />

H<strong>in</strong>weis e<strong>in</strong>, daß gerade Pfeilspitzen auf der Jagd oder im Kampf leicht<br />

verloren gehen können. Dieses Argument kann noch <strong>in</strong>sofern ergänzt<br />

wer<strong>den</strong>, als <strong>die</strong> e<strong>in</strong>mal erkannten Fundplätze immer wieder <strong>in</strong>tensiv abgesucht<br />

wer<strong>den</strong>, während auf anderen Flächen bei vielleicht gleichem<br />

Fundreichtum entsprechend der ger<strong>in</strong>geren Sammeltätigkeit notwendig<br />

weniger gefun<strong>den</strong> wird. Brandt1° hält das erste Vorkommen <strong>die</strong>ser Pfeilspitzen<br />

im Spättar<strong>den</strong>oisien für bewiesen; <strong>die</strong> Hauptmasse setzt er allerd<strong>in</strong>gs<br />

<strong>in</strong>s Neolithikum. Auch Bicker2° nimmt e<strong>in</strong>e Gleichzeitigkeit der<br />

Pfeilspitzen mit der Mikrolithik an. <strong>In</strong> Schlesien kennt man <strong>die</strong> Pfeilspitzen<br />

14) A. B e e k: Wohnplätze der mittleren Ste<strong>in</strong>zeit <strong>in</strong> der Konstanzer Bucht<br />

(Mannus 31), Leipzig 1939,S. 102, 107.<br />

15) A. R e u t e r: Die mittlere Ste<strong>in</strong>zeit <strong>in</strong> Ostthür<strong>in</strong>gen, Gera 1948 (Manuskript).<br />

16) E. Peters: Die mesolithische Silexund<br />

Knochen<strong>in</strong>dustrie vom Rappenfels<br />

auf der Schwäbischen Alb (Germania 19), Berl<strong>in</strong> 1935, S. 282, 285 f.,<br />

Abb. 1-2.<br />

17) 0. M u 11e r: Mesolithische Fundplätze bei Flötz (Festschrift d. Magdeb.<br />

Mus.), Magdeburg 1928, S. 207, Tf. 20.<br />

18) H. Pies k e r: Vorneolithische Kulturen der südlichen Lüneburger Heide<br />

(Veröff. d. Urg. Samml. d. Prov.-Mus. z. Hannover 3), Hildesheim-Leipzig 1932,<br />

S. 20 f.<br />

19) K. B r a n d t: Die Mittelste<strong>in</strong>zeit am Nordrande des Ruhrgebietes (Quel.<br />

z. westdeutschen Vor-u. Frül- 4), Leipzig 1940, S. 55 ff.<br />

20) F.-K. B j e k e r: Mesolithisch-neolithische Kulturverb<strong>in</strong>dungen <strong>in</strong> Mitteldeutschland?<br />

(Mannus 25), Leipzig 1933,S. 255


von fast allen großen Fundplätzen der Spättar<strong>den</strong>oisiengruppe B,<br />

<strong>die</strong> allerd<strong>in</strong>gs bis ans Ende der jüngeren Ste<strong>in</strong>zeit reichen soll21. Damit<br />

gelangen wir zu jenen Prähistorikern, <strong>die</strong> solche gemuschelten Pfeilspitzen<br />

unbed<strong>in</strong>gt für neolithisch halten und <strong>die</strong> Vergeselischaftung mit Mesolithen<br />

als nachträgliche Vermischung22 oder als e<strong>in</strong> Weiterleben des Tar<strong>den</strong>ois<br />

während der jüngeren Ste<strong>in</strong>zeit deuten23.<br />

Hier wird also e<strong>in</strong>e weitere Detailfrage zu unserem Problem aufgeworfen:<br />

Besteht e<strong>in</strong>e Koexistenz von Spätmesolithikum und Neolithikum und<br />

<strong>in</strong> welchem Maße lassen sich mittelste<strong>in</strong>zeitliche Typen <strong>in</strong> <strong>den</strong> jungste<strong>in</strong>zeitlich<br />

Hochkulturen nachweisen?<br />

Für Gumpert und Brandt24 ist <strong>die</strong> mittlere von der jüngeren Ste<strong>in</strong>zeit<br />

durch e<strong>in</strong>en Besiedlungshiatus getrennt. Schwabedissen25 grenzt im Bereich<br />

des Nordkreises aus ökonomischen Erwägungen beide Epochen klar vone<strong>in</strong>and<br />

ab, wenn auch ke<strong>in</strong> schroffer Schnitt dazwischen besteht und<br />

u. a. Scheibenbeile und Ertebölle-Keramik im Neolithikum weiterlaufen<br />

Im Nordwestkreis s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Verhältnisse erheblich undurchsichtiger. Möglicherw<br />

können dessen Geräte im Osn<strong>in</strong>ggebiet noch <strong>in</strong> neolithischer Zeit<br />

angefertigt wor<strong>den</strong> se<strong>in</strong>. Mengh<strong>in</strong>26 betrachtet dagegen das Endtar<strong>den</strong>oisien<br />

als e<strong>in</strong>e Reliktkultur, <strong>die</strong> neben <strong>den</strong> vollneolithischen Kulturen e<strong>in</strong>hergeht<br />

und von <strong>die</strong>sen bereits <strong>die</strong> Pfeilspitze und andere flächig retuschierte<br />

21) L. R o t h e r t: Die Mittlere Ste<strong>in</strong>zeit <strong>in</strong> Schlesien, Leipzig 1936, S. 20.<br />

22) E. G e r s b a c h: Briefl. Mitt. 1953. - E<strong>in</strong>e solche sekundäre Vermischung<br />

liegt auch bei der Station Buchbrunnen vor (E. G e r s b a c h: Die ste<strong>in</strong>zeitliche<br />

Besiedlung des Kreises Säck<strong>in</strong>gen [Badische Fundberichte 17], 1941-1947, S. 46).<br />

H. Schwabedissen dürfte der gleichen Me<strong>in</strong>ung se<strong>in</strong>, <strong>den</strong>n er scheidet - abgeseh<br />

von <strong>den</strong> flächenretuschierten Dreiecken der Hülstener Stufe - alle <strong>in</strong><br />

neolithischer Art retuschierten Geräte als Fremdkörper aus.<br />

23) L. F. Zo t z: Zur Frage der Altersstellung mikrolithischer Feuerste<strong>in</strong>kulture<br />

(Mannus 26), Leipzig 1934, S. 212 f. - E. W e r t h: Zum Alter des<br />

"Tar<strong>den</strong>oisien" <strong>in</strong> Norddeutschland (Mannus 27), Leipzig 1935, S. 4, 7.<br />

24) G um p e r t nimmt für Franken sogar e<strong>in</strong>e Besiedlungslücke von mehreren<br />

tausend <strong>Jahren</strong> an. (Briefl. Mitt. 1955.) K. B r a n d t : a. a. O. (FN 19), S. 57.<br />

25) H. Schwabedissen: a. a. O. (FN 11), S. 159f., 213ff. - Während<br />

<strong>die</strong> dänische Forschung annimmt, daß teilweise noch zur Ganggrabzeit mesolithisc<br />

Kulturgruppen neben der Megalithund<br />

E<strong>in</strong>zelgrabkultur selbständig<br />

weiterlebten, haben sich dafür auf deutschem Bo<strong>den</strong> bisher ke<strong>in</strong>e Belege erbr<strong>in</strong>ge<br />

lassen. H. S c h w a b e d j s s e n: Die Bedeutung der Moorarchäologie<br />

für <strong>die</strong> Urgeschichtsforschung (Offa 8), Neumünster 1949, S. 57 f. - Vgl.<br />

O. R y d b e c k: E<strong>in</strong> Ste<strong>in</strong>zeitproblem (Wahle-Festschrift), Heidelberg 1950, und<br />

J. T r o e 1s - S m i † h: Ertebøllekultur- Bondekultur (Aarbøger 1953), København.<br />

26) 0. M e n g h j n: Die mesolithische Kulturentwicklung <strong>in</strong> Europa. (Ber. d.<br />

RGK 17), Frankfurt/Ma<strong>in</strong> 1927,S. 184.


Geräte übernommen hat. Wenn wir Mazalek27 recht verstehen, so soll überhaupt<br />

das gesamte Tar<strong>den</strong>oisien schon neolithisch se<strong>in</strong>. Gegen e<strong>in</strong>en Hiatus<br />

zwischen Mesolithikum und Neolithikum spricht sich nachdrücklichst<br />

Octobon28 aus. <strong>In</strong> der südfranzösischen Station Cuzoul (Lot) fan<strong>den</strong> sich<br />

nämlich im endmesolithischen Material u. a. Geräte mit neolithischer Retuschierung,<br />

e<strong>in</strong>ige Haustierknochen und aus geschliffenen Feisgeräten hergestellte<br />

Mikrolithen. Octobon schließt daraus, daß spätmesolithische und<br />

neolithische Kulturen nebene<strong>in</strong>ander existieren und daher gerade <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />

Zeiten, für <strong>die</strong> man bisher e<strong>in</strong>en Hiatus annahm, e<strong>in</strong>e besonders große Bevölkerungsdic<br />

geherrscht<br />

habe.<br />

Das geme<strong>in</strong>same Vorkommen von typischen Mikrolithen und geschliffenen<br />

Beilen auf Fundplätzen Belgiens wird <strong>in</strong> der Weise <strong>in</strong>terpretiert,<br />

daß mesolithische Jäger und Fischer mit ihrer Tar<strong>den</strong>oisienkultur neben<br />

Bandkeramikern und Michelsberger Leuten bis <strong>in</strong>s mittlere Neolithikum<br />

lebten29. Für <strong>den</strong> mitteleuropäischen Raum nimmt Mil<strong>den</strong>berger3° e<strong>in</strong>e<br />

Koexistenz von donauländischer und mesolithischer Kultur und <strong>die</strong> Verschmelzung<br />

beider zur Trichterbecherkultur an, ohne jedoch h<strong>in</strong>reichende<br />

Belege für se<strong>in</strong>e These zu erbr<strong>in</strong>gen.<br />

Wenn tatsächlich <strong>die</strong> Mesolithiker mit ihrem typischen Geräteschatz<br />

noch lange neben <strong>den</strong> sogenannten neolithischen Hochkulturen weiterlebten,<br />

so muß man erwarten, daß sich auch <strong>in</strong> geschlossenen Fundkomplexen<br />

<strong>die</strong>ser Hochkulturen e<strong>in</strong> entsprechender Niederschlag feststellen<br />

läßt. Außerdem haben sich ja <strong>die</strong> (meisten) Kulturen aus mesolithischen<br />

entwickelt und während e<strong>in</strong>er gewissen Zeit muß ihr Geräte<strong>in</strong>ventar<br />

Elemente beider Epochen enthalten haben.<br />

Nach Zotz31 sollen "fast alle miolithischen Werkzeugtypen noch <strong>in</strong> der<br />

jüngeren Ste<strong>in</strong>zeit auftreten". Es wird niemand bestreiten, daß <strong>die</strong>s für<br />

e<strong>in</strong>e ganze Anzahl Typen zutrifft; wir <strong>den</strong>ken dabei besonders an Trapeze<br />

und querschneidige Pfeilspitzen, <strong>die</strong> e<strong>in</strong>deutig im Mesolithikum wurzeln,<br />

aber auch an Rundund<br />

Kl<strong>in</strong>genschaber, welche als stark zweckbetonte<br />

Formen lange Zeit fast unverändert verwandt wur<strong>den</strong>. Es s<strong>in</strong>d <strong>die</strong>s aber<br />

27) M. M a z a 1e k: Zur Frage der Beziehungen zwischen Mesolithikum und<br />

Neolithikum (Anthropozoikum III, 1953), Praha 1954, S. 224 ff.<br />

28) E. O c t o b o n: Réflections sur l'hiatus, ses deux Aspects: Paléo-mésolithique<br />

et Méso-néolithique (Festschrift für Otto Tschumi), Frauenfeld 1948,<br />

S. 18 ff.<br />

29) M. E. M a r j e n: Oud-Belgie van de eerste landbouwers tot de komst van<br />

Caesar, Antwerpen 1952, S. 70, 96.<br />

30) G. Mil d e n b e r g e r: Stu<strong>die</strong>n zum mitteldeutschen Neolithikum, Leipzig<br />

1953, S. 85, 99.<br />

31) L. F. Zotz: a. a. O. (FN 23), 5. 212.


alles Typen, <strong>die</strong> <strong>in</strong> mesolithischen Komplexen als nur wenig charakteristische<br />

Beigeräte fungieren. Um sie wirklich fruchtbr<strong>in</strong>gend verwerten zu<br />

können, bedarf es noch diffiziler Spezialuntersuchungen. Uns <strong>in</strong>teressiert<br />

hier <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie <strong>die</strong> Frage, ob <strong>die</strong> typischen Mesolithen. <strong>in</strong>sbesondere<br />

<strong>die</strong> Dreiecke, <strong>in</strong> neolithischen Hochkulturen enthalten s<strong>in</strong>d.<br />

Betrachten wir nun <strong>die</strong> älteste Ackerbauerkultur Mitteleuropas, <strong>die</strong><br />

Bandkeramik. Ihre e<strong>in</strong>heimischen Wurzeln sucht Mengh<strong>in</strong>32 im Campignien,<br />

<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gerem Maße im Tar<strong>den</strong>oisien und im Jungpaläolithikum Südosteur<br />

Eigenartigerweise sollen "<strong>die</strong> Tar<strong>den</strong>oisienformen nicht <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />

frühen bandkeramischen Stufen, sondern erst. gegen Ende der gesamten<br />

bandkeramischen Entwicklung" Mährens und Niederösterreichs auftreten.<br />

Mengh<strong>in</strong> stützt sich dabei u. a. auf Kießl<strong>in</strong>g33, der geschliffene Felsgeräte<br />

Keramik und "Tar<strong>den</strong>oisien"- <strong>In</strong>dustrie, <strong>die</strong> er auf gleichen Plätzen<br />

fand, zu e<strong>in</strong>em "Tar<strong>den</strong>o- Neolithikum" vere<strong>in</strong>igte. Es liegt auf der Hand,<br />

daß hier sekundäre Vermischung vorliegen kann und <strong>die</strong> Beweiskraft<br />

entsprechend schwach ist. Zotz34 lehnt dagegen mesolithische Kulturen als<br />

Ausgang der Bandkeramik völlig ab und leitet sie dafür von postumen<br />

Aurignacienund<br />

Magdalénienzivilisationen her. <strong>In</strong> der Tat haben <strong>die</strong><br />

bandkeramischen Silexwerkzeuge eher Analogien <strong>in</strong> <strong>den</strong> jungpaläolithischen<br />

Schmalkl<strong>in</strong>gen als <strong>in</strong> <strong>den</strong> mesolithischen Mikrolithen35. So fand sich<br />

<strong>in</strong> der bandkeramischen Siedlung Zwenkau bei Leipzig nicht e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziger<br />

typischer Mikrolith36. <strong>In</strong> Köln- L<strong>in</strong><strong>den</strong>thal'7 wurde wenigstens e<strong>in</strong> Dreieck<br />

angetroffen; aber leider ist se<strong>in</strong>e Zugehörigkeit zur Bandkeramik auf<br />

Grund der Fundumstände nicht gesichert. Betrachtet man das <strong>In</strong>ventar<br />

des großen Gräberfeldes Sondershausen38 und anderer bandkeramischer<br />

Fundkomplexe Mitteldeutschlands, so zeigt sich, daß <strong>die</strong> wenigen mitgefun<strong>den</strong>en<br />

Abschlagstücke aus Feuerste<strong>in</strong> überhaupt ke<strong>in</strong>e oder nur sehr spärliche<br />

32) 0. M e n g h i n: E<strong>in</strong>heimische Wurzeln der bandkeramischen Kultur (Serta<br />

Hoffilleriana), Zagreb 1940, S. 2 ff.<br />

33) F. K j e ß II n g: Beiträge zur Ur-, Vorund<br />

Frühgeschichte von Niederösterr<br />

und Südmähren, Wien 1934, S. 76 ff.<br />

34) L. F. Zotz: a. a. O. (FN 4), S. 1 ff.<br />

35) Vgl. W. B u t t 1e r: Die Bandkeramik <strong>in</strong> ihrem nordwestlichsten Verbreitu<br />

(Teildruck), Phil. Diss. Marburg 1930, S. 28 ff. - Ke<strong>in</strong>eswegs<br />

können wir Ströbel zustimmen, der <strong>den</strong> Zusammenhang zwischen mesolithischen<br />

und neolithischen Kulturen e<strong>in</strong>deutig belegt sieht. R. S t r ö b e 1: a. a. 0. (FN 5),<br />

S. 129.<br />

36) Freundl. Mitt. von Herrn H. Q u j t t a - Leipzig.<br />

37) W. B u t t 1e r, W. H a b e r e y: Die bandkeramische Ansiedlung bei Köln- L<strong>in</strong><strong>den</strong>th<br />

Berl<strong>in</strong>- Leipzig 1936, S. 131 ff., Tf. 68f.<br />

38) D. K a h 1k e: Die Bestattungssitten des Donauländischen Kulturkreises<br />

der jüngeren Ste<strong>in</strong>zeit, Berl<strong>in</strong> 1954, Tf. 35.


Bearbeitungsspuren aufweisen. Unter anderen Fundumstän<strong>den</strong><br />

würde man sie wahrsche<strong>in</strong>lich als nicht erwähnenswerten Abfall übergehen.<br />

Für kulturelle Zusammenhänge lassen sie sich ke<strong>in</strong>eswegs auswerten.<br />

Aus Nordböhmen wur<strong>den</strong> von Franz39 stichbandkeramische Gruben<br />

veröffentlicht, <strong>die</strong> auch e<strong>in</strong>ige Silices enthielten. Nicht weit von <strong>den</strong><br />

Gruben entfernt lag e<strong>in</strong> Platz, der nur Silices erbrachte. Franz bestimmte<br />

<strong>die</strong>se zuerst als mesolithisch. Später änderte er se<strong>in</strong>e Me<strong>in</strong>ung, hielt <strong>die</strong><br />

Artefakte nun für neolithisch und brachte sie mit <strong>den</strong>en der Gruben <strong>in</strong><br />

Verb<strong>in</strong>dung. Selbst wenn <strong>die</strong> bei<strong>den</strong> Fl<strong>in</strong>tvorkommen sich formenkundlich<br />

entsprechen sollten, bleibt <strong>die</strong> Gleichaltrigkeit mit der Bandkeramik fraglich,<br />

weil <strong>die</strong> Silices mit dem Füllmaterial <strong>in</strong> <strong>die</strong> jüngeren Gruben gelangt<br />

se<strong>in</strong> könnten. E<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>wandfreien Beweis für das Nebene<strong>in</strong>anderleben<br />

von Mesolithikern und Neolithikern schien <strong>die</strong> Jungferleshöhle4° bei<br />

Bamberg zu erbr<strong>in</strong>gen. Zwischen <strong>den</strong> Resten bandkeramischer "Kannibalenmahlzeite<br />

lagen e<strong>in</strong>zelne typisch mittelste<strong>in</strong>zeitliche Dreiecke. Die<br />

mitgefun<strong>den</strong>en Menschenschädel s<strong>in</strong>d außerdem nach G. Asmus nicht<br />

bandkeramisch, sondern gehören möglicherweise e<strong>in</strong>er älteren Bevölkerungsschicht<br />

an, <strong>die</strong> allmählich <strong>den</strong> Neolithikern zum Opfer fiel. Leider<br />

ist der gesamte Befund nicht e<strong>in</strong>deutig, so daß auch hier <strong>die</strong> Gleichzeitigkeit<br />

problematisch bleibt. Berücksichtigen wir schließlich noch <strong>die</strong> mesolithische<br />

Station Reichenbach <strong>in</strong> Westthür<strong>in</strong>gen. Ihr <strong>In</strong>ventar enthielt auch<br />

"neolithische" Fl<strong>in</strong>twerkzeuge, und da <strong>in</strong> unmittelbarer Nähe e<strong>in</strong>e bandkeramische<br />

Siedlung gefun<strong>den</strong> wurde, könnte man e<strong>in</strong>en wechselseitigen<br />

E<strong>in</strong>fluß wohl erwarten. Tatsächlich f<strong>in</strong><strong>den</strong> wir aber dafür ke<strong>in</strong>erlei Belege.<br />

S<strong>in</strong>d vielleicht <strong>in</strong> anderen jungste<strong>in</strong>zeitlichen Kulturen eher "Tar<strong>den</strong>oisien"- Formen<br />

enthalten?<br />

Bereits 1928 warf Schwantes4 vorsichtig <strong>die</strong> Frage auf, ob <strong>die</strong> auf<br />

Dünenfundplätzen vergesellschafteten geometrischen Mikrolithen, herzförmigen<br />

Pfeilspitzen und schnurkeramischen Scherben <strong>in</strong> genetischem<br />

Zusammenhange stehen könnten und <strong>die</strong> Schnurkeramiker Nachkommen<br />

jener mesolithischen Jäger und Fischer seien. Zotz g<strong>in</strong>g dann vom schlesischen<br />

Material aus <strong>die</strong>ser Frage nach. <strong>In</strong> Schlesien waren auf Oberflächenstation<br />

ebenfalls Mikrolithen mit Schnurund<br />

Kammgrübchenkeramik<br />

vere<strong>in</strong>igt. Während Zotz zunächst e<strong>in</strong>e mehrmalige Besiedlung<br />

39) L. F ra n z: Nordböhmische Ste<strong>in</strong>zeitfunde (Altschlesien V), Breslau 1934,<br />

S. 19 if.<br />

40) 0. K u n k e 1: Die Jungferleshöhle bei Tiefenellern (Sonderabdruck aus:<br />

92. Bericht d. Hist. Ver. Bamberg), S. XXIX if.<br />

41) G. Schwantes: a. a. O. (FN 4), S. 121.


annahm42, sprach er sich später für <strong>die</strong> E<strong>in</strong>heitlichkeit des Fundgutes aus4'.<br />

Er stützte sich dabei hauptsächlich auf <strong>die</strong> Grabungsergebnisse von Groß- Sürd<strong>in</strong>g.<br />

Diese s<strong>in</strong>d aber nicht überzeugend; <strong>den</strong>n <strong>die</strong> Mikrolithen lagen<br />

hier nicht nur an der Oberfläche und <strong>in</strong> neolithischen Gruben, sondern<br />

auch <strong>in</strong> hallstattund<br />

völkerwanderungszeitlichen". Da bei letzeren <strong>die</strong><br />

sekundäre Lagerung evi<strong>den</strong>t ist, muß auch bei <strong>den</strong> neolithischen <strong>die</strong> Funde<strong>in</strong>hei<br />

höchst zweifelhaft ersche<strong>in</strong>en. Rothert45 hält sich streng an Zotz<br />

und datiert entsprechend ihre Spättar<strong>den</strong>oisiengruppe B <strong>in</strong>s Neolithikum.<br />

Erst nach der E<strong>in</strong>wanderung der Träger nordeurasischer Kultur und der<br />

mitteldeutschen Schnurkeramiker soll <strong>die</strong> alte Restbevölkerung, <strong>die</strong> noch<br />

mesolithische Werkzeuge anfertigte, aufgesogen wor<strong>den</strong> se<strong>in</strong>. Danach<br />

müßten also <strong>die</strong> mittelste<strong>in</strong>zeitlichen Kulturen bis zum Beg<strong>in</strong>n der Bronzezeit<br />

durchgehen. Bicker46 hält es entsprechend se<strong>in</strong>er Grundkonzeption<br />

sogar für möglich, daß <strong>die</strong> mitteldeutschen Schnurkeramiker noch mesolithisc<br />

aussehende Geräte mit sich nach Schlesien führten.<br />

Wir gelangen damit wieder <strong>in</strong> <strong>den</strong> mitteldeutschen Raum und müssen<br />

uns mit <strong>den</strong> Thesen Bickers kritisch ause<strong>in</strong>andersetzen. Bicker leitet <strong>die</strong><br />

Schnurkeramik, <strong>die</strong> Schönfelder und <strong>die</strong> Kugelamphorenkultur von se<strong>in</strong>er<br />

mesolithischen "grobfe<strong>in</strong>en Mischkultur" ab47. Dabei stützt er sich -<br />

mit Ausnahme von Dürrenberg - nur auf Dünenfunde48! Die vielen<br />

neolithischen Grabfunde hat er unberücksichtigt gelassen. Bei Dünen ist es<br />

aber durchaus möglich, daß durch Auswehen verschie<strong>den</strong>altrige Funde <strong>in</strong><br />

der gleichen Strate angereichert wer<strong>den</strong>. Allen aus solchen Fundumstän<strong>den</strong><br />

42) L. F. Z o t z: Das Tar<strong>den</strong>oisien <strong>in</strong> Niederschlesien (Altschlesien 3), Breslau<br />

1931, S. 130, 141.<br />

43) L. F. Zotz: a. a. O. (FN 23), S. 212.<br />

44) L. F. Zo t z: Neue ste<strong>in</strong>zeitliche Kulturbeziehungen <strong>in</strong> Mittelschlesien.<br />

Ste<strong>in</strong>zeitfunde von Groß-Sürd<strong>in</strong>g, Kr. Breslau (Altschlesien 6), Breslau 1936,<br />

S. 39 if., 50 f.<br />

45) L. R o t h e r t: a. a. O. (FN 21), S. 33 if.<br />

46) F.-K. B I c k e r: Die Mittlere Ste<strong>in</strong>zeit <strong>in</strong> Mitteldeutschland und ihre Beziehu<br />

zum deutschen Osten (Mitteldeutsche Volkheit Heft 7), Burg b.<br />

Magdeb. 1937,S. 84 f.<br />

47) F.-K. Bicker: a. a. O. (FN 46), S. 82 f.<br />

J. A n d r e e / F.-K. B j c k e r: Bo<strong>den</strong>ständige Kulturentwicklung <strong>in</strong> Mitteldeuts<br />

von der Altste<strong>in</strong>zeit bis zur <strong>In</strong>dogermanenzeit (Mannus 28), Leipzig<br />

1936, S. 415 if.<br />

48) F.-K. Bicker: a. a. O. (FN 20), S. 254 if.<br />

F.-K. B I c k e r: Zwei Dünengrabungen der Landesanstalt für Vorgeschichte<br />

<strong>in</strong> Aken a. d. Elbe und Kl. -Kühnau b. Dessau zur Klärung der mesolithischneoli<br />

Kulturverb<strong>in</strong>dungen <strong>in</strong> Mitteldeutschland (Nachrichtenblatt f. Dt.<br />

Vorzeit 10), Leipzig 1934, S. 106 f.


gezogenen Schlüssen wohnt demnach e<strong>in</strong> großer Unsicherheitsfaktor<br />

<strong>in</strong>ne49. Mit dem Röteigrab von Dürrenberg5° sche<strong>in</strong>t allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>wandfreier<br />

Beleg zur Verfügung zu stehen. <strong>In</strong> dem Grabe f<strong>in</strong><strong>den</strong> sich nämlich<br />

außer durchbohrten Eberhauern und Zähnen von Wildtieren e<strong>in</strong>e flachgewölbte<br />

geschliffene Feishacke, <strong>die</strong> unter dem Oberarm des Skeletts gelegen<br />

haben soll, und zahlreiche langschmale Dreiecke, welche <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Röhrenknochen aufbewahrt waren. Nach dem Fundbericht soll der gesamte<br />

Grab<strong>in</strong>halt zusammengehören. Leider mußte das hoch<strong>in</strong>teressante<br />

Grab sehr schnell geborgen wer<strong>den</strong>, so daß weder Zeichnungen noch<br />

Photographien davon existieren. Das Grab darf deshalb nur mit Vorsicht<br />

zur Basis weittragender Schlüsse gemacht wer<strong>den</strong>. Es ist doch immerh<strong>in</strong><br />

sehr merkwürdig, daß <strong>die</strong> Schnurkeramiker oder e<strong>in</strong>e andere neolithische<br />

Gruppe hier dem Toten derartig viel typisch mesolithische Mikrolithen<br />

beigegeben haben sollen, während <strong>in</strong> <strong>den</strong> unzähligen sicher schnurkeramischen<br />

und sonstigen jungste<strong>in</strong>zeitlichen Gräbern nicht e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges derartiges<br />

Gerät gefun<strong>den</strong> wurde. Selbst bei der von Bicker angeführten e<strong>in</strong>zigen<br />

e<strong>in</strong>schlägigen Parallele, <strong>den</strong> Rötelgräbern von Schmöckwitz51, spricht<br />

der Befund, nämlich das Vorkommen von Scherben alle<strong>in</strong> am Übergang<br />

zur darüberliegen<strong>den</strong> neolithischen Kulturschicht, eher gegen als für e<strong>in</strong>en<br />

Zusammenhang mit der tieferliegen<strong>den</strong> mesolithischen Strate. Soweit uns<br />

bekannt ist, fand sich im mitteldeutschen Raum lediglich <strong>in</strong> der schnurkeramischen<br />

Siedlung Gle<strong>in</strong>a, Kr. Eisenberg, e<strong>in</strong> plumper Kreisabschnitt,<br />

der auf <strong>die</strong> mittlere Ste<strong>in</strong>zeit h<strong>in</strong>weist52. Da er aber als E<strong>in</strong>zelstück zufällig<br />

zwischen das jüngere Material gelangt se<strong>in</strong> kann, ist ihm ke<strong>in</strong>e große<br />

Bedeutung beizumessen.<br />

49) E<strong>in</strong>e Durchsicht des Materials von Gerwisch, Kle<strong>in</strong>- Kühnau und Biederitz<br />

im Museum Halle ergab, daß zwar von <strong>die</strong>sen Plätzen typische Mesolithen vorliegen,<br />

daß aber aus <strong>den</strong> sehr lückenhaften Fundakten nicht zu entnehmen ist,<br />

ob tatsächlich e<strong>in</strong>e primäre E<strong>in</strong>heit mit der Schönfelder und Kugelamphorenkultur<br />

besteht. U. E. handelt es sich um sekundäre Vermischung, und zu dem<br />

gleichen Ergebnis kommt auch Herr Dr. Toepfer, Halle, auf Grund der Befunde,<br />

<strong>die</strong> bei neueren Grabungen bei Gerwisch angetroffen wur<strong>den</strong>.<br />

50) F.-K. B i c k e r: E<strong>in</strong> schnurkeramisches Rötelgrab mit Mikrolithen und<br />

Schildkröte <strong>in</strong> Dürrenberg, Kr. Merseburg (Jahresschr. d. sächs.-thür. Länder<br />

XXIV), Halle 1936, S. 59 if.<br />

51) K. H o h m a n n: Schmöckwitz (Reallexion Ebert 11), Berl<strong>in</strong> 1927/28,S. 292.<br />

S. 292.<br />

52) Sammlung H. Kretzsch-Seifartsdorf.


Zusammenfassung:<br />

Zusammenfassend gelangen wir zu folgen<strong>den</strong> Ergebnissen: Wie zu erwarten<br />

gehen <strong>die</strong> Ansichten der e<strong>in</strong>zelnen Autoren <strong>in</strong> <strong>den</strong> verschie<strong>den</strong>en<br />

Fragen oft sehr weit ause<strong>in</strong>ander, ja, s<strong>in</strong>d nicht selten diametral entgegengesetz<br />

Das ist nicht alle<strong>in</strong> auf objektive Lokalunterschiede zurückzuführen,<br />

wenn <strong>die</strong>se sicher auch e<strong>in</strong>e Rolle spielen, sondern ist mehr e<strong>in</strong> Zeichen<br />

für das etwas krampfhafte Suchen nach <strong>den</strong> richtigen Zusammenhänge<br />

Spätestens im mittleren Mesolithikum können - wenn auch noch selten<br />

- Silexartefakte auftreten, deren Retuschierung <strong>in</strong> neolithischer Art mehr<br />

oder weniger auf <strong>die</strong> Fläche übergreift. E<strong>in</strong>e erhebliche Zunahme solcher<br />

Geräte gegen Ende des Mesolithikums, aber noch vor dem Vollneolithikum,<br />

wäre deshalb durchaus möglich. Das geme<strong>in</strong>same Vorkommen mit<br />

charakteristischen mesolithischen Elementen, bei Fehlen von Feisgeräten<br />

und Keramik, würde dadurch erklärt wer<strong>den</strong>. Aus <strong>den</strong> gleichen Grün<strong>den</strong><br />

muß auch <strong>die</strong> Entstehung der im Neolithikum so häufigen gemuschelten<br />

Pfeilspitzen vor der eigentlichen Jungste<strong>in</strong>zeit erwogen bleiben.<br />

<strong>In</strong> <strong>den</strong> neolithischen Hochkulturen leben zwar noch verschie<strong>den</strong>e ältere<br />

Silexformen weiter; <strong>die</strong> typischen geometrischen Mikrolithen konnten jedoch<br />

nirgends mit h<strong>in</strong>reichender Sicherheit nachgewiesen wer<strong>den</strong>. Damit<br />

wird im allgeme<strong>in</strong>en e<strong>in</strong> Nebene<strong>in</strong>ander und <strong>In</strong>e<strong>in</strong>ander von kle<strong>in</strong>gerätigen<br />

mesolithischen und neolithischen Hochkulturen wenig wahrsche<strong>in</strong>lich. E<strong>in</strong><br />

Hiatus bestand aber ebensowenig.<br />

Das Mesolithikum kann sich im engeren Bereich des mitteleuropäischen<br />

Raumes etwa auf folgende Weise zum Neolithikum entwickelt haben: Die<br />

Mikrolithen, <strong>in</strong>sbesondere <strong>die</strong> Dreiecke, sterben am Übergang zu e<strong>in</strong>er<br />

neuen Epoche aus53. Dafür treten <strong>die</strong> dann für das Neolithikum recht kennzeichn<br />

flachretuschierten Fl<strong>in</strong>twerkzeuge als progressives Element<br />

auf bzw. nehmen an Zahl erheblich zu. Diese Umwandlung g<strong>in</strong>g <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Zeit vonstatten, <strong>die</strong> zwischen dem eigentlichen Mesolithikum und dem<br />

Vollneolithikum liegt. Der Geräteschatz enthält entsprechend neben älteren<br />

Typen Formen der neuen, höheren Produktionsweise. Wir bezeichnen<br />

<strong>die</strong>se relativ kurze Übergangsphase als "P r o to n e o II t h i k u m54. Ihr<br />

gehören <strong>die</strong> hier abgebildeten Geräte an. Die Produktionsweise des Protoneolith<br />

53) Vgl. <strong>die</strong> Ertebölle-Stufe. H. Schwabedissen: a. a. O. (FN 11), S. 128.<br />

54) Wir nähern uns damit Wyss, der <strong>in</strong> der Schweiz <strong>den</strong> neolithischen Hochkultu<br />

e<strong>in</strong> "kle<strong>in</strong>gerätiges Landneolithikum" vorausgehen läßt, das sich aus<br />

dem späten Tar<strong>den</strong>oisien entwickelt hat. (R. W y s s: Beiträge zur Typologie<br />

der paläolithisch- mesolithischen Übergangsformen im Schweizerischen Mittelland<br />

[Sehr. d. <strong>In</strong>st. f. Ur-u. Frühg. d. Schweiz 9], Basel 1953,S. 110).


mag der des Natufiens bzw. anderer westasiatischer und europäischer<br />

Gruppen ähnlich gewesen se<strong>in</strong>55.<br />

Re<strong>in</strong>erth"6 kommt durch se<strong>in</strong>e Forschungen am Bo<strong>den</strong>see zu ähnlichen<br />

Ergebnissen wie wir: Auf Grund der Regression des Bo<strong>den</strong>sees und der<br />

entsprechen<strong>den</strong> Verlagerungen der Ufersiedlungen konnte Re<strong>in</strong>erth <strong>die</strong> mesolithischen<br />

Wohnplätze <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e ältere und e<strong>in</strong>e jüngere Stufe gliedern und<br />

<strong>die</strong>se klar von <strong>den</strong> neolithischen Siedlungen trennen. Die mesolithischen<br />

Siedlungen erbrachten bemerkenswerterweise zwar schon e<strong>in</strong>fache Keramik;<br />

da aber sonstige jüngere Kulturreste fehlen, kann an dem mesolithischen<br />

Alter kaum gezweifelt wer<strong>den</strong>. Für unsere Fragen ist nun folgendes<br />

wichtig: <strong>In</strong> der jüngeren Stufe kommen außer Geräten von mesolithischem<br />

Habitus Artefakte vor, <strong>die</strong> - oft größer und derber als jene - <strong>in</strong> der<br />

flachen, auf <strong>die</strong> Fläche übergreifen<strong>den</strong> "neolithischen" Retuschierungsweise<br />

bearbeitet s<strong>in</strong>d. Verschie<strong>den</strong>e Geräte wür<strong>den</strong> sich re<strong>in</strong> typologisch kaum<br />

mit Sicherheit <strong>in</strong>s Mesolithikum oder Neolithikum e<strong>in</strong>ordnen lassen; sie<br />

s<strong>in</strong>d somit e<strong>in</strong> Zeichen fließen<strong>den</strong> Überganges. Die triangulären Pfeilspitzen<br />

lassen sich ebenfalls lückenlos <strong>in</strong> ihrer Entwicklung von randretuschierten<br />

der jüngeren Stufe zu randbis<br />

flächenretuschierten des Neolithikums verfolgen.<br />

Dagegen sterben <strong>in</strong> der jüngeren Stufe, also noch im Mesolithikum,<br />

<strong>die</strong> Dreiecke u. a. Mikrolithen aus; es ist <strong>die</strong> "Zeit, <strong>in</strong> welcher <strong>die</strong> typische<br />

mesolithische Tradition der geometrischen Mikrolithen endgültig auskl<strong>in</strong>gt".<br />

55) Vgl. J. G. D. C 1 a r k: Die mittlere Ste<strong>in</strong>zeit (Historia mundi 1), Bern 1952,<br />

S. 324 ff.<br />

56) H. R e j n e r t h: Die Mittlere Ste<strong>in</strong>zeit am Bo<strong>den</strong>see (Vorzeit am Bo<strong>den</strong>see<br />

H. 1/4), Überl<strong>in</strong>gen 1953, S. 1 ffif.

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