Reader zur Tagung - Deutsches Polen Institut
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Dr. Bernadette Jonda (Halle/S.)<br />
Neue Formen der Migration und des Austausches im grenznahen Bereich oder:<br />
Was hat die ökonomische Entwicklung in <strong>Polen</strong> mit der demographischen<br />
Entwicklung in Ostdeutschland zu tun?<br />
Bernadette Jonda, Mitarbeiterin an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, <strong>Institut</strong> für Soziologie;<br />
Forschungsschwerpunkte: Jugendsoziologie, deutsch-polnische Beziehungen, demografischer<br />
Wandel u. a.; Veröffentlichungen (Auswahl): Młodzi Polacy i młodzi Niemcy w nowej Europie,<br />
Warszawa 2005 (zusammen mit Krzysztof Koseła); Auf dem Weg zum Erwachsenensein, in: E.<br />
Siellawa-Kolbowska (Hrsg): Junge Deutsche und junge <strong>Polen</strong>. Eine Chance für gute Nachbarschaft,<br />
Warszawa 2006; Auf der Schwelle zum Erwachsensein oder: Haltungen zu Familie, Unabhängigkeit,<br />
Liebe und Sex, in: Jahrbuch <strong>Polen</strong> 2008 Jugend, Wiesbaden 2008; Mitherausgeberin<br />
und -autorin des Buchs Demographie als Herausforderung für den öffentlichen Sektor, Wiesbaden<br />
2008 (mit Reinhold Sackmann und Maria Reinhold).<br />
In einigen vom Aussterben bedrohten Regionen<br />
Ostdeutschlands (z.B. in der Uckermark)<br />
ist neuerdings eine vielversprechende aber<br />
zugleich auch konfliktträchtige Entwicklung<br />
im Gange. Leerstehende Häuser und Gehöfte<br />
finden immer häufiger ihre Käufer jenseits<br />
der Oder: <strong>Polen</strong>, deren finanzielle Situation es<br />
nicht zulässt, eine auf dem immer noch engen<br />
polnischen Wohnungsmarkt eine geräumige<br />
Wohnung zu finden, erwerben in<br />
Deutschland Eigentum im grenznahen Bereich.<br />
Die Reaktionen der einheimischen<br />
deutschen Bevölkerung reichen von Hoffnungsvollem<br />
»Wir heißen hier jeden herzlich<br />
Willkommen« bis zu Berichten über heftige<br />
Auseinandersetzungen zwischen Deutschen<br />
und <strong>Polen</strong> (auch zwischen Kindern und Jugendlichen)<br />
mit Polizeieinsätzen. Man fühlt<br />
sich zudem gekränkt über »die nationalistische<br />
Töne in der polnischen Presse«, die –<br />
»wenn sich die Deutschen über die neue Situation<br />
beschweren« – mit »deutlichen Anspielungen<br />
auf die Geschichte« hantiert – so<br />
in einem Interview.<br />
Basierend auf aktuelle Interviews mit Landräten,<br />
Bürgermeistern und Unternehmen in<br />
ausgewählten grenznahen Regionen Ostdeutschlands<br />
werden in dem Vortrag die<br />
oben angesprochenen Entwicklungen nach<br />
dem EU-Beitritt <strong>Polen</strong>s (»<strong>Polen</strong> kaufen<br />
Deutschland auf«) dargestellt und mögliche<br />
Implikationen für die Zukunft aufgezeigt. Insbesondere<br />
wird auf die wirtschaftliche Entwicklung<br />
der Stadt Szczecin eingegangen<br />
werden, die sich zu einem sowohl für die <strong>Polen</strong><br />
wie für die Deutschen wichtigen Zentrum<br />
zu entwickeln scheint. Aber auch die Hintergründe<br />
z.B. der Neugründung einer Grundschulen<br />
in der Uckermark, an der zwei polnische<br />
Lehrerinnen unterrichten und in der Polnisch<br />
eine obligatorische Fremdsprache bereits<br />
ab dem ersten Schuljahr ist, werden im<br />
Vortrag beleuchtet.<br />
<br />
Dr. Mathias Wagner (Bielefeld)<br />
Die sozioökonomische Situation in der Grenzregion zu Kaliningrad<br />
Mathias Wagner (geb. 1955), Sozialwissenschaftler, Promotion in der Soziologie, mit dem Thema:<br />
›Wir waren alle Fremde‹: Die Neuformierung dörflicher Gesellschaft in Masuren seit 1945. Wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter und Lehrbeauftragter der Fakultät für Soziologie der Universität Bielefeld.<br />
Seit 2005 Koordination des Forschungsprojektes der Universitäten Bielefeld, Warschau und Kaliningrad:<br />
Grenze als Ressource. Kleinhandel in der Armutsökonomie an der neuen EU-Außengrenze<br />
zwischen Nordostpolen und dem Bezirk Kaliningrad. Arbeitsschwerpunkte: ländliche Entwicklung,<br />
Osteuropa (<strong>Polen</strong>), qualitative Sozialforschung, Biographieforschung. Autor von Hörfunkfeature<br />
und Dokumentarfilm.<br />
An der Grenze zwischen der Kaliningrader<br />
Enklave und <strong>Polen</strong> entwickelte sich seit Anfang<br />
der 1990er Jahre ein umfangreicher<br />
Kleinhandel und Schmuggel. Beiderseits der<br />
Grenze dient dieser informelle und nicht immer<br />
legale Kleinhandel den wirtschaftlichen<br />
Verlierern der Systemtransformation als Überlebensmöglichkeit.<br />
In einem von der Volks-<br />
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