Warum brauchen wir eine Bürgerversicherung? - SPD ...
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DIE ROTE BRÜCKE AUSGABE 39 - NOVEMBER 2004<br />
15 Jahre <strong>SPD</strong> in Friedrichshain<br />
Von den Basisgruppen 4 und 5 zur Abteilung 14<br />
V<br />
Karin Aridas<br />
MdA und Gründungsmitglied der <strong>SPD</strong> Friedrichshain<br />
Die friedliche Revolution im Herbst 1989 kam nicht aus dem<br />
Nichts. In der DDR gab es immer <strong>eine</strong> Opposition, aber sie artikulierte<br />
sich lange in nur wenigen Nischen, vor allem in Gesprächsgruppen<br />
unter dem Dach der Kirche.<br />
iele von uns trafen sich im<br />
Sprachenkonvikt in der<br />
Georgenkirchstraße, in der Immanuel-,<br />
der Gethsemane- oder der Samaritergemeinde.<br />
Mitte der 80er<br />
Jahre wurde der Protest öffentlich<br />
und die Bürgerbewegung um die<br />
Initiative für Frieden und Menschenrechte,<br />
das ökologische Netzwerk<br />
„Arche“, die Umwelt- und<br />
Friedensbibliothek in der Bartholomäusgemeinde<br />
in Friedrichshain<br />
wuchs.<br />
Der Wunsch, sich politisch artikulieren<br />
zu können nahm in diesen<br />
Monaten auch unter uns mehr und<br />
mehr Gestalt an. Im Frühjahr 1989<br />
erarbeiteten Martin Gutzeit und<br />
Markus Meckel <strong>eine</strong>n ersten Entwurf<br />
für <strong>eine</strong> Initiative zur Neugründung<br />
der Sozialdemokratischen<br />
Partei in der DDR (SDP). Damit<br />
wurde das Bekenntnis zur lan-<br />
- SEITE 4 -<br />
gen politischen Tradition unserer<br />
Partei ausgedrückt. Die Neugründung<br />
unter dem Namen SDP statt<br />
<strong>SPD</strong> sollte Verfolgungen wegen<br />
des Verstoßes gegen das seit 1961<br />
endgültig erfolgte <strong>SPD</strong>-Verbot vermeiden<br />
helfen. Steffen Reiche be-<br />
“Bei Gründung der SDP nur wenig Hoffnung<br />
auf Wiedervereinigung”<br />
suchte als Gemeindepfarrer bei Potsdam<br />
anlässlich <strong>eine</strong>r Reise nach<br />
Köln <strong>eine</strong>n <strong>SPD</strong>-Unterbezirk und<br />
brachte Statuten und anderes Material<br />
zur Vorbereitung der Gründung<br />
mit. Es folgte der Gründungsaufruf<br />
bei <strong>eine</strong>r Tagung in<br />
der Golgatha-Kirche in Mitte. Hier<br />
trat<br />
@<br />
auch der spätere erste Vorsitzende<br />
Ibrahim Böhme Im Netz bei –<br />
wie <strong>wir</strong> nachher erfahren mussten<br />
im Auftrag der Stasi. Wie<br />
die anderen Oppositionsbewegungen<br />
– beispielsweise<br />
Neues Forum, Demokratie jetzt,<br />
Demokratischer Aufbruch – war<br />
auch die SDP aus unterschiedlichen<br />
Gruppierungen<br />
hervorgegangen.<br />
Was uns einte, war<br />
der Wunsch nach Freiheit<br />
und Demokratie.<br />
Die Gründung der<br />
SDP (<strong>SPD</strong>)<br />
In der Nacht vom 1.<br />
zum 2. 10.1989 wurde<br />
die erste Gründungsurkunde<br />
verfasst. Das Ziel<br />
waren <strong>eine</strong> Volkspartei<br />
und die Übernahme politischer<br />
Verantwortung. Wir wollten<br />
<strong>eine</strong> parlamentarische Demokratie,<br />
<strong>eine</strong>n Rechtsstaat und auch die<br />
soziale Markt<strong>wir</strong>tschaft in Abgrenzung<br />
zur zentralistischen Kommando<strong>wir</strong>tschaft<br />
durch Staat und<br />
Partei, wie <strong>wir</strong> sie so viele Jahre erlebt<br />
hatten. Die Urkunde wurde an<br />
<strong>eine</strong>m sicherem Ort hinterlegt. Sie<br />
sollte im Falle <strong>eine</strong>r Verhaftung an<br />
die westlichen Medien weitergeleitet<br />
werden.<br />
Wenig später erfolgte dann in Anwesenheit<br />
von 40-50 Personen in<br />
Schwanthe die Gründung der SDP.<br />
38 TeilnehmerInnen unterzeichneten<br />
die Gründungsurkunde,<br />
dazu gehörten der<br />
damals in Friedrichshain an<br />
der Galiläa-Gemeinde tätige Thomas<br />
Krüger und s<strong>eine</strong> damalige<br />
Freundin Sabine Leger. Offen blieb<br />
die deutsche Frage. Die meisten gingen<br />
damals noch vom Weiterbestand<br />
der DDR aus und die Hoffnung<br />
auf Wiedervereinigung wurde<br />
nicht von allen geteilt.<br />
Der Beginn in Friedrichshain<br />
Die Meldung über die Gründung<br />
der SDP wurde durch den RIAS<br />
und andere Medien verbreitet. In<br />
unseren Freundeskreisen diskutierten<br />
<strong>wir</strong> intensiv darüber. Wir freuten<br />
uns, dass <strong>wir</strong> endlich in der Partei<br />
Willy Brandts mitarbeiten konnten,<br />
<strong>wir</strong> wollten aktiv dabei sein. Die<br />
Suche nach Kontaktpersonen began.<br />
Da es in der DDR kein Parteiengesetz<br />
gab, gab es auch k<strong>eine</strong>n offiziellen<br />
Antrag auf Zulassung. Der<br />
Aufbau erfolgte auf Zuruf, es gab<br />
k<strong>eine</strong> zentralen Verzeichnisse und<br />
Karteien. Trotzdem ging es in<br />
Friedrichshain relativ schnell. Durch<br />
Die Autorin<br />
Karin Aridas<br />
ist Mitglied des<br />
Abgeordnetenhauses<br />
und<br />
Berliner<br />
Sprecherin des “Netzwerk<br />
selbst aktiv - behinderte<br />
Menschen in der <strong>SPD</strong>”.<br />
Joachim Goertz wurden erste Treffen<br />
organisiert, man traf sich –<br />
immer noch illegal - in Wohnungen.<br />
Über Helios Mendiburu sowie Udo<br />
und Christina Eisner wurden weitere<br />
Kontakte geknüpft. Das war<br />
ohne Öffentlichkeit schwer genug.<br />
So brauchten <strong>wir</strong> z.B. – Anneliese<br />
und Wolfgang Funke, mein Mann<br />
Giorgos und ich – fast drei Wochen,<br />
um über <strong>eine</strong> ganz kl<strong>eine</strong> Anzeige<br />
des Ortsverbandes Marzahn in der<br />
Berliner Zeitung <strong>eine</strong> Telefonnummer<br />
zu finden. Anfang November<br />
war es dann soweit: Wir wurden<br />
Mitglieder der SDP.<br />
Es folgte der Fall der Mauer am 9.<br />
“Runde Tische als Beratung und Kontrolle<br />
der Regierung”<br />
November, und der Aufbau des<br />
Kreisverbandes Friedrichshain der<br />
SDP begann. Basisgruppen wurden<br />
gegründet und es kam zu langen<br />
Diskussionen um das Statut (das<br />
damals schon AGs mit der Möglichkeit<br />
für die Mitarbeit von Nichtmitgliedern<br />
vorsah), um die Finanzierung<br />
der Parteiarbeit sowie um<br />
die Aufnahme ehemaliger SED-<br />
Mitglieder.<br />
Im Unterschied zu anderen Kreisen<br />
haben <strong>wir</strong> in unseren beiden Basisgruppen<br />
von Anfang an Einzelfallentscheidungen<br />
getroffen. Bloßen<br />
„Mitläufern“, die sich öffentlich von<br />
ihrer SED-Mitgliedschaft distanzier-