Ostern 2012 - Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Lindenberg
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8 Hingeschaut<br />
These Nr. 1 zu einer Umkehr im christlichen Selbstverständnis:<br />
Der Glaube der Christen bezieht sich<br />
auf Gott, nicht auf die Inhalte von<br />
Bekenntnissen (Joachim Kunstmann, Professor in Weingarten)<br />
Glaubensbekenntnis im evangelischen Gottesdienst:<br />
Ich glaube an Gott –<br />
STOP! Nicht weiter! Jetzt kommen Bekenntnisse:<br />
- den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des<br />
Himmels und der Erde.<br />
Bekenntnisse sind Dogmen, Bilder von Gott. Sie können<br />
uns helfen, Gott zu vertrauen. Sie sind aber nicht<br />
der Grund unseres Vertrauens. Glauben im Sinne von<br />
vertrauen kann ich nicht einem Gedanken oder einer<br />
Ideologie. Vertrauen kann ich nur einer lebendigen<br />
Kraft. Ob es darüber hinaus noch viel bringt, an irgendein<br />
Bekenntnis zu glauben, ist keine sehr wichtige<br />
Frage.<br />
Jedenfalls meint Kunstmann:<br />
„Weitgehend selbstverständlich und unbefragt dominiert<br />
im Christentum die Vorstellung von einem persönlichen,<br />
allmächtigen, handelnden, allwissenden und<br />
unbedingt guten Gott. Sie löst heute die Empfindung<br />
aus: Dieser Gott ist fern.“<br />
• Fern vielleicht deshalb, weil ein guter Gott offensichtlich<br />
machtlos ist gegenüber dem Leid im Leben.<br />
• Fern vielleicht deshalb, weil ein allmächtiger Gott<br />
offensichtlich grausam ist, weil er das Leid zulässt.<br />
• Fern vielleicht deshalb, weil ein handelnder Gott<br />
offensichtlich woanders lebt, weil so viel Gottloses<br />
passiert.<br />
• Fern ist mir so ein Herrschergott, der mir am Beginn<br />
des Gottesdienstes eine Demütigung abverlangt:<br />
„Der allmächtige Gott erbarme sich unser. Er vergebe<br />
uns unsere Sünde und führe uns zum ewigen Leben.“<br />
(Gesangbuch 675.2)<br />
• Fern ist mir eine Theologie, die Befehle erteilt:<br />
„Mir nach, spricht Christus, unser Held ... Verleugnet<br />
euch, verlasst die Welt!“ (Gesangbuch 385)<br />
• Fern ist mir eine Theologie, die behauptet:<br />
„Jesus Christus, König und Herr, sein ist das Reich,<br />
die Kraft, die Ehr.“ (Gesangbuch 590)<br />
• Näher kommt mir Gott mit einer Bild-Theologie:<br />
„Freunde, dass der Mandelzweig wieder blüht und<br />
treibt, ist das nicht ein Fingerzeig, dass die Liebe<br />
bleibt?“ (Gesangbuch 659)<br />
• Näher kommt mir Gott mit einer Zeichen-Theologie:<br />
„Liebe ist nicht nur ein Wort, Liebe, das sind Worte<br />
und Taten. Als Zeichen der Liebe ist Jesus geboren.“<br />
(Gesangbuch 650)<br />
• Näher kommt mir Gott mit einer Wenn-Dann-<br />
Theologie: „Wo ein Mensch Vertrauen gibt, nicht<br />
nur an sich selber denkt, fällt ein Tropfen von dem<br />
Regen, der aus Wüsten Gärten macht.“<br />
(Gesangbuch 648)<br />
Noch einmal Kunstmann, These 4:<br />
Christlicher Glaube ist die Erfahrung, von Gott<br />
geliebt und im Leben willkommen zu sein.<br />
Er spricht sich in Lebens- und Selbstvertrauen, Hinga-<br />
befähigkeit und der Erfahrung erfüllter Gegenwart aus.<br />
Über solche Thesen haben 8 Mitglieder des Kirchenvorstandes<br />
auf dem Klausurwochenende im Januar ge-<br />
arbeitet. Unsere <strong>Kirchengemeinde</strong> kann für die Menschen<br />
unserer Zeit an unserem Ort ein Segen sein:<br />
• wenn sie sich furchtlos öffnet für ihre Erfahrungen<br />
• denn Gott wirkt unabhängig von unseren Vorstellungen<br />
• wenn sie ihre eigene Tradition kritisch durchdenkt<br />
• denn jede Zeit hat ihre eigenen Themen.<br />
Starre liturgische Formen und „Frontalunterricht“ nach<br />
dem Motto „Pfarrer predigt alle an“ können das nicht<br />
leisten.