Geschäftsbericht (pdf, 1.2Mb) - Psychiatrie Baselland PBL
Geschäftsbericht (pdf, 1.2Mb) - Psychiatrie Baselland PBL
Geschäftsbericht (pdf, 1.2Mb) - Psychiatrie Baselland PBL
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
sowohl für den Einzelnen wie für die Gesellschaft hat, leuchtet es ein, dass diese Gutachten sorgfältig<br />
und fachlich einwandfrei gemacht sein sollten. Realität ist aber, dass im Kanton Basel-<br />
Landschaft die Kapazitäten hiefür bei weitem nicht ausreichen. Im März 2001 waren bei der<br />
Sozialversicherungsanstalt BL insgesamt 241 Gutachteraufträge offen, davon in 87 Fällen polydisziplinäre<br />
Gutachten mit einem psychiatrischen Teil. Bei diesen kam es seit 1997 zu einer<br />
Verdoppelung. Die Wartefristen für solche Gutachten betragen etwa ein Jahr. Dies ist im Hinblick<br />
auf eine mögliche berufliche Wiedereingliederung fatal; die daraus resultierenden Kosten werden<br />
für die Gesellschaft zunehmend untragbar. Auch die Beschwerden gegen Entscheide der<br />
Invalidenversicherung (IV) haben zugenommen und führen oft zu jahrelangen Verfahren mit entsprechend<br />
negativen Folgen bezüglich einer Rehabilitation. Im Jahr 2000 gab es 126 Beschwerden<br />
gegen Entscheide der IV – mit 79 Verfahren vor dem Kantonalen Versicherungsgericht und 21<br />
Verfahren vor dem Eidgenössischen Versicherungsgericht. Gutachterinnen und Gutachtern bleibt<br />
in dieser Situation oft nur noch die Rolle als «Konkursverwalter unseres Systems». Die EPD sind<br />
Ende 2003 erstmals in der Situation, dass sie Gutachteraufträge, die weiterhin in steigender Zahl<br />
eintreffen und die eigentlich zu ihrem Leistungsauftrag gehören, aus Kapazitätsgründen ablehnen<br />
müssen.<br />
Die Kantonale Psychiatrische Klinik (KPK) hospitalisiert nicht-hafterstehungsfähige Häftlinge, ist aber<br />
nicht für hohe Sicherheitsanforderungen eingerichtet. In diesen etwa fünf Fällen pro Jahr, die<br />
sowohl bezüglich Behandlung als auch Sicherheit hohe Anforderungen stellen, müssen – oft mit<br />
grosser Mühe – ausserkantonale Plätze gesucht werden, die aber nirgends garantiert sind. In der<br />
Regel springt die PUK Basel ein. Diese Situation ist für alle Beteiligten, Untersuchungsbehörden,<br />
Polizei, Gefängnisse, EPD, KPK etc. mit grossen Risiken verbunden und somit sehr belastend. Sie<br />
sollte dringend geregelt werden.<br />
Damit sind die brennendsten Probleme angesprochen: Das Gutachterwesen und die Unterbringung<br />
von psychisch gestörten Rechtsbrechern mit hohen Sicherheitsanforderungen. Die im Rahmen<br />
der Folgeplanung II vorgeschlagenen Lösungen, nämlich die Bildung einer forensischen<br />
Fachstelle an den EPD mit klaren Strukturen und mit einem Versorgungsauftrag für eine in den<br />
allgemeinpsychiatrischen Dienst eingebundene forensische Grundversorgung und einem klaren<br />
Versorgungsauftrag sind moderat und realistisch. Sie ermöglichen der KPK eine angepasste<br />
Behandlung von psychisch gestörten Rechtsbrechern mit entsprechender Regelung mit der PUK<br />
Basel für alle jene Fälle, welche die kantonalen Möglichkeiten übersteigen.<br />
Um für die anstehenden Probleme Lösungsgrundsätze zu finden, möchte die Volkswirtschafts- und<br />
Sanitätsdirektion nun eine Planungsgruppe einsetzen. Auf deren Resultate dürfen wir gespannt<br />
sein…<br />
Dr. Jörg Wanner, Stv. Chefarzt EPD