Geschäftsbericht (pdf, 1.2Mb) - Psychiatrie Baselland PBL
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Abhängigkeitskranke bekommen selten genug<br />
Substanzabhängigkeit ist ein sehr häufiges Krankheitsbild in der<br />
<strong>Psychiatrie</strong>. Fast ein Drittel aller Patientinnen und Patienten der<br />
Kantonalen Psychiatrischen Klinik leiden an einer Abhängigkeit von<br />
legalen oder illegalen Substanzen, oft in Kombination mit einer weiteren<br />
schweren psychiatrischen Diagnose.<br />
Dr. Claudine Aeschbach<br />
Substanzabhängigkeit ist, wie die meisten schweren psychiatrischen<br />
Erkrankungen, eine chronische Krankheit. An die Betroffenen werden<br />
oft widersprüchliche und gar unmögliche Forderungen gestellt.<br />
Keine andere Krankheit wird so stark moralisch bewertet oder politisch<br />
ausgeschlachtet. Oft ist es fast unmöglich, fachlich zu argumentieren,<br />
weil so viele Emotionen in Gesellschaft, Familie, aber auch bei<br />
den Kranken selber ausgelöst werden. Dies wirkt sich auf die Behandelnden aus. Die Abwertung<br />
der Patientinnen und Patienten trifft oft auch sie und belastet den therapeutischen Prozess.<br />
Dabei stellt die Arbeit mit Abhängigen grosse Anforderungen an das Stationsteam. Die Patienten leiden<br />
an «Grenzenlosigkeit». Wünsche und Bedürfnisse an die Betreuung sind unendlich, niemals<br />
gelingt es uns, diese zufrieden zu stellen. Begrenzungen, die in der Behandlung grundlegend<br />
sind, lösen Frustrationen und damit aggressive Gefühle aus. Diese gilt es auszuhalten. Sorge tragen<br />
zu sich, zu den anderen oder zur Umgebung, das ist den Patienten oft nicht möglich. Deshalb<br />
vielleicht sieht unsere Station trotz enormer Anstrengung aller Beschäftigten oft ein wenig «verwahrlost»<br />
aus.<br />
Kurzfristige Erfolge sind bei der Behandlung von Abhängigen nicht zu erwarten. Im Gegenteil vergehen<br />
oft Jahre, bis ein Abhängiger wirklich bereit ist, sich auf eine Behandlung einzulassen. Meist<br />
hat er bis dann bereits alles verloren: Beziehungen, Arbeit und sein Selbstwertgefühl. Früher war<br />
die Aufnahme in die Psychiatrische Klinik für viele Süchtige schwierig, die Behandelnden mussten<br />
oft eine «akute Selbstgefährdung» vorschieben, damit die Abhängigen stationär aufgenommen<br />
wurden.<br />
Wir bemühten uns, die Aufnahmebedingungen für Abhängige klarer und einfacher zu gestalten.<br />
Heute unterscheiden wir zwei Aufnahmearten:<br />
Erstens eine notfallmässige «Krisenintervention», die zeitlich eher kurze Hospitalisationen vorsieht.<br />
Zweitens geplante Entzüge, die einen stark strukturierten, in einer Vereinbarung geregelten Aufenthalt<br />
von zehn bis zwanzig Tagen nach sich ziehen.<br />
Unser Behandlungskonzept unterscheidet sich von demjenigen vieler anderer Kliniken: So haben wir<br />
die Abhängigen nicht auf einer reinen «Suchtstation» zusammengefasst, sondern behandeln sie<br />
gemeinsam mit anderen psychisch Kranken. Dies hat in meinen Augen viele Vorteile: