Geschäftsbericht (pdf, 1.2Mb) - Psychiatrie Baselland PBL
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Inhalt<br />
Bericht des Verwalters: Gesunde Menschen – gesunde Staatsfinanzen. In dieser Reihenfolge. 2<br />
Ressortübersicht 4<br />
Bericht des Ärztlichen Leiters: Kultur(en), Kulturwerte und Leitlinien in den KPD 5<br />
Abhängigkeitskranke bekommen selten genug 8<br />
Bezugspflege erhöht die Zufriedenheit rundum 10<br />
Facility-Management – oder wie man Gebäudekosten im Griff behält 13<br />
Qualitätsmanagement soll Routine werden 15<br />
Forensische <strong>Psychiatrie</strong> übt den Notstand 17<br />
Kinderschutz – jetzt in der Warteschlange 19<br />
Neuer Gesundheitsberuf bringt neue Herausforderung 21<br />
Menschen mit psychischer Behinderung brauchen Selbstbestimmung 23<br />
Wer arbeitet, gehört zur Gesellschaft 25<br />
Namen und Funktionen 30<br />
Zum Geschäftsjahr 2003 31<br />
Jahresabschluss und Statistiken 36<br />
Zu den Bildern 44<br />
2003<br />
Geschäftsbericht<br />
KANTONALE<br />
PSYCHIATRISCHE DIENSTE<br />
Kantonale Psychiatrische Dienste<br />
4410 Liestal, Bienentalstrasse 7<br />
Telefon 061 927 70 11<br />
Telefax 061 927 70 05<br />
www.kpd.ch
Gesunde Menschen – gesunde Staatsfinanzen.<br />
In dieser Reihenfolge.<br />
Hans-Peter Ulmann<br />
Entspannung im Akutbereich der Psychiatrischen Klinik<br />
Nach Jahren der Überlastung des Akutbereichs in der Kantonalen<br />
Psychiatrischen Klinik hat sich – dank der Schaffung einer vierten<br />
und einer fünften Akutstation in den Jahren 2001 und 2002 – die<br />
Lage endlich etwas entspannt. Die Belegung des Akutbereiches hat<br />
sich im vergangenen Jahr bei hohen 95% stabilisiert. Die<br />
Patientenzahlen der Klinik sind nur noch leicht angestiegen. Für<br />
die Patientinnen und Patienten, die Mitarbeitenden und den<br />
Gesamtbetrieb ist diese Entspannung nach Jahren der Überbelegung<br />
positiv – auch wenn erstmals seit elf Jahren der budgetierte<br />
Staatsbeitrag der KPD nicht eingehalten werden konnte, weil ein<br />
bei der Budgetierung vermuteter weiterer Anstieg der<br />
Patientenzahlen nicht eingetroffen ist. Korrekturen wurden eingeleitet,<br />
damit im Jahr 2004 der Staatsbeitrag nicht überschritten<br />
wird.<br />
Folgeplanung II erfährt grosse Zustimmung<br />
Als wichtigen Erfolg werten die Kantonalen Psychiatrischen Dienste die positive Aufnahme und die<br />
Zustimmung zu unserer Folgeplanung II zum <strong>Psychiatrie</strong>konzept Basel-Landschaft durch den<br />
Regierungsrat, die Volkswirtschafts- und Gesundheitskommission (VGK) sowie den Landrat. Die<br />
Folgeplanung II hat aufgezeigt, dass mit der heutigen psychiatrischen Versorgung kein Überangebot<br />
besteht. Im Gegenteil, es wurden einzelne Lücken in der psychiatrischen Grundversorgung<br />
unseres Kantons festgestellt. Um diese zu schliessen werden dem Regierungsrat und dem Landrat<br />
zu gegebener Zeit Massnahmen zur Beschlussfassung unterbreitet – unter Berücksichtigung von<br />
Dringlichkeit und Finanzierbarkeit.<br />
Führung verstärkt<br />
Zur Stärkung ihrer Führungsstrukturen hat die Leitung der Kantonalen Psychiatrischen Dienste die<br />
Führungsebenen neu definiert. Die Zusammensetzung der einzelnen Gremien, sowie Aufgaben,<br />
Verantwortung und Kompetenzen wurden in einer neuen Geschäftsordnung festgelegt und von<br />
der Volkswirtschafts- und Sanitätsdirektion Basel-Landschaft genehmigt. Neu ist die Einsetzung<br />
einer Geschäftsleitung. Sie nimmt als oberstes Führungsorgan der KPD eine bedeutende Rolle<br />
wahr.<br />
Sparpotenzial gesucht<br />
Die schlechte Finanzlage unseres Kantons stellt auch die KPD vor eine schwierige Herausforderung.<br />
Wir sind aufgefordert, unsere Aufgaben zu überprüfen, ökonomische Optimierungsansätze aufzuspüren<br />
und aufzuzeigen. Für die KPD ist dies zwar keine neue Fragestellung. Wir sind uns<br />
gewohnt, Kostenentwicklungen zu verfolgen und permanent zu hinterfragen. Gerade deshalb ist
unser Sparpotenzial begrenzt. Trotzdem werden wir nach weiteren Quellen suchen und unseren<br />
Beitrag nicht nur an gesunde Menschen, sondern auch an gesunde Staatsfinanzen leisten – mit<br />
Umsicht und Sorge für Mass und Qualität der durch die Folgeplanung II bestätigten Strukturen<br />
der kantonalen psychiatrischen Grundversorgung.<br />
Dank<br />
Die Leitung der Kantonalen Psychiatrischen Dienste ist sich bewusst, dass ihr Leistungsausweis nur<br />
dank motivierten und professionell handelnden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erreicht werden<br />
konnte. Dafür gebührt ihnen mein aufrichtiger Dank und meine Anerkennung.<br />
Danken möchten wir auch der Volkswirtschafts- und Sanitätsdirektion, dem Regierungsrat, der<br />
Volkswirtschafts- und Gesundheitskommission (VGK) und dem Landrat für das uns entgegengebrachte<br />
Vertrauen, für die Zustimmung zur Folgeplanung II und – keine Selbstverständlichkeit –<br />
für die angenehme Zusammenarbeit.<br />
Ihr Hans-Peter Ulmann, Verwalter KPD<br />
2 3
Ressorts<br />
<strong>Psychiatrie</strong><br />
Wohnen und Arbeiten<br />
Aufgabenbereiche<br />
Kantonale Psychiatrische Klinik<br />
Externe Psychiatrische Dienste<br />
Kinder- und<br />
Jugendpsychiatrischer Dienst<br />
Drogenberatung <strong>Baselland</strong><br />
Kantonales Altersheim Liestal<br />
Wohnheim Windspiel<br />
Wohnheim Wägwiiser<br />
Arbeit und Beschäftigung<br />
Aufgaben<br />
·Angebote Akutpsychiatrie<br />
·Angebote Rehabilitationspsychiatrie<br />
·Angebote Alterspsychiatrie<br />
·Teilstationäre und ambulante Leistungen<br />
·Berufsbildung<br />
·Kaffi Binetäli<br />
·Personalwohnsiedlung<br />
·Teilstationäre Angebote Liestal<br />
·Teilstationäre und ambulante<br />
Angebote Münchenstein<br />
·Ambulanter Dienst Liestal<br />
·Ambulanter Dienst Bruderholz<br />
·Ambulante Kinder- und Jugendpsychiatrie<br />
·Stationäre Kinder- und Jugendpsychiatrie<br />
·Aus-, Fort- und Weiterbildung<br />
·Prävention<br />
·Forschung<br />
·Angebote Drogenberatung Reinach<br />
·Angebote Drogenberatung Liestal<br />
·Angebote Drogenberatung Laufen<br />
·Heroin gestützte Behandlung Reinach<br />
·Pflege und Betreuung<br />
·Medizinische Leistungen und Therapien<br />
·Verpflegung/Hotellerie<br />
·Ausbildung/Eingliederung<br />
·Übrige Angebote<br />
·Beherbergung und Verpflegung<br />
·Förderung<br />
·Ausbildung und Schulung<br />
·Beherbergung und Verpflegung<br />
·Werkstätten<br />
·Integrative Arbeitsplätze (IAP)<br />
Abkürzungen<br />
KPD<br />
KPK<br />
EPD<br />
KJPD<br />
DBL<br />
KAL<br />
AuB<br />
Kantonale Psychiatrische Dienste<br />
Kantonale Psychiatrische Klinik<br />
Externe Psychiatrische Dienste<br />
Kinder- und Jugendpsychiatrischer Dienst<br />
Drogenberatung <strong>Baselland</strong><br />
Kantonales Altersheim Liestal<br />
Arbeit und Beschäftigung
Kultur(en), Kulturwerte und<br />
Leitlinien in den Kantonalen<br />
Psychiatrischen Diensten<br />
Nach Abschluss der Arbeiten für die «Folgeplanung II zum <strong>Psychiatrie</strong>konzept» hat die<br />
KPD-Führung ihren Blick vermehrt nach innen gewendet und sich unter anderem<br />
mit der Frage der allgemeinen Werthaltungen und Leitlinien auseinandergesetzt.<br />
Mit dem Ziel, diese Grundsätze in verbindliche Formulierungen zu fassen und in<br />
allen Teilen der KPD zu verankern, hat sie einen Prozess initiiert, der sich in zwei<br />
aufeinander folgende Projekte gliedert: Die erste Etappe bestand in der Erarbeitung<br />
von «Kulturwerten»: «Werte und Formen, welche den Umgang der<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und der verschiedenen Teams untereinander<br />
bestimmen sollen.» Darauf aufbauend wird im zweiten Projekt, das zur Zeit noch<br />
in Arbeit ist, ein Leitbild KPD entstehen.<br />
Dr. Theodor Cahn<br />
In diesem Prozess sind wir mit drei ineinander greifenden Hauptfragen konfrontiert, die unsere<br />
Identität wesentlich bestimmen:<br />
Erstens: Welche kulturelle Orientierung geben wir uns, im Rahmen der vielfältigen und dynamischen<br />
Gegenwartskultur, als öffentliche Institution mit Leistungsauftrag? Das ist nicht zuletzt eine politische<br />
beziehungsweise ideologische Frage.<br />
Zweitens: Wie gehen wir mit der ausgeprägten Aufgliederung und Heterogenität des Unternehmens<br />
KPD um, das heisst mit der Spannung zwischen Gemeinsamkeit und Differenz?<br />
Drittens: Welche Bedeutung und welches Gewicht kommt den spezifisch psychiatrischen Aspekten<br />
unserer Aufgabe zu?<br />
Daraus ergeben sich spannende und fruchtbare Auseinandersetzungen, die in dieser expliziten Form<br />
in den KPD als Gesamtinstitution noch nie geführt wurden. Dazu einige Schlaglichter aus meiner<br />
persönlichen Sicht:<br />
Die KPD stehen inmitten eines kulturellen Wandels der Auffassung über die Aufgaben der öffentlichen<br />
Hand. Diese werden zunehmend unter betriebswirtschaftlichen, unternehmerischen<br />
Aspekten konzipiert. Schon die Tatsache, dass wir jetzt unternehmensbezogene Leitsätze aufstellen<br />
– in standardisierten Formen, mit Hilfe von ökonomischen Beraterfirmen – entspricht einer<br />
nahezu unausweichlichen Norm dieser Kultur. Wie weit sollen unternehmerische Prinzipien und<br />
entsprechende Kulturelemente die Gesamtinstitution KPD durchdringen und sich in den<br />
Leitsätzen niederschlagen? Hier bringen nun die Vertreterinnen und Vertreter der verschiedenen<br />
Teilinstitutionen der KPD unterschiedliche Auffassungen ein, die mit ihren Aufgaben und ihrer<br />
Herkunft verknüpft sind. Naturgemäss möchten Verwaltung und Logistik die unternehmerische<br />
Kultur als Teil ihrer Identität fördern, während die therapeutische Seite eher Widerstand entwickelt,<br />
weil der ökonomische Diskurs für sie entfremdend wirken kann. Das geht bis in die<br />
Sprachregelung: Liefern wir «Produkte» an «Kunden» oder behandeln wir «Patienten»? Ein einheitlicher<br />
Begriff für unsere Klientel liess sich nicht finden oder durchsetzen und wir haben darauf<br />
verzichtet. Der Preis sind schwerfällige Formulierungen: «Patientinnen und Patienten,<br />
Bewohnerinnen und Bewohner sowie weitere Klientinnen und Klienten ... ».<br />
4 5
Ein weiteres Merkmal der allgemeinen Kulturentwicklung ist gewiss die Professionalisierung und<br />
Formalisierung der Führung. Führung muss sich heute auf eine Fülle von Daten stützen<br />
(Controlling, Reporting etc.) und sich innerhalb schriftlich festgelegter Abläufe bewegen<br />
(Qualitätssystem, normierte Mitarbeitergespräche etc.). Auch wir bauen diese Instrumente ständig<br />
aus, was mit einem erheblichen Aufwand verbunden ist. Trotzdem hört man ständig die<br />
Forderung nach Zielorientierung, Klarheit und Konsequenz in der Führung. Könnte es sein, dass<br />
gerade die Fülle der «Führungsinstrumente» die illusionäre Erwartung weckt, in menschlichen<br />
Beziehungsprozessen – und Führung bedeutet nichts anderes – verlaufe alles gradlinig, und<br />
Konflikte oder Widersprüche seien durch geeignete Führungstechniken spielend zu bewältigen?<br />
In der Debatte wurde dieser Anspruch kritisch hinterfragt. Daher stehen in den «Kulturwerten»<br />
auch folgende Sätze: «Manchmal braucht es bereits einen Prozess, um zu einer ... tragfähigen<br />
Zielformulierung zu kommen.» und «Wir anerkennen, dass es im gelebten Leben Unschärfen<br />
gibt».<br />
Die Frage der Einheit der Kantonalen Psychiatrischen Dienste stand im Prozess immer wieder im<br />
Vordergrund: Die Entwicklung der letzten 25 Jahre hat eine starke Aufgliederung und<br />
Diversifizierung des ursprünglich einheitlich geführten Hauses «Klinik und Altersheim»<br />
gebracht. In den Teilinstitutionen fühlt man sich zu Hause. Ihre Chefs sind präsent und prägen<br />
die einzelnen Betriebe. Aber die Identität des gesamten Gebildes ist zum Problem geworden:<br />
Bedeuten die KPD mehr als eine Verwaltungseinheit? Das wird im Prinzip breit bejaht, doch war<br />
eine Klärung unbedingt nötig. Die Workshops zur Erarbeitung der Kulturwerte boten erstmals<br />
Gelegenheit, diese Debatte unabhängig vom Druck des Tagesgeschäfts zu führen. Das war eine<br />
sehr ermutigende Erfahrung. Eine definitive Antwort kann es (noch) nicht geben. Es geht eher um<br />
den Anfang eines permanenten Prozesses. «Einheit in der Vielfalt» hat sich als Grundsatz aufgedrängt.<br />
Daher ist auch Vielfalt als erster Kulturwert aufgeführt, mit der Konsequenz, dass es «Zeit<br />
und Verfahren braucht, in denen die Komplexität einschliesslich der ... Konflikte aufgearbeitet<br />
werden kann ...».<br />
Die ganze Problematik vermengt sich stets mit der Frage, inwiefern Kulturwerte und Leitbilder<br />
Spezifisches der <strong>Psychiatrie</strong> abbilden sollen. Die Schwierigkeit rührt zum Teil daher, dass<br />
Verwaltung, Infrastruktur und Hotellerie ein eigenes Selbstverständnis haben, und sich die<br />
Betriebe des Ressorts Wohnen und Arbeiten in unterschiedlicher Entfernung zur <strong>Psychiatrie</strong> befinden.<br />
Dennoch steht in den Kantonalen Psychiatrischen Diensten eben die <strong>Psychiatrie</strong> im<br />
Zentrum. Aber auch innerhalb des Ressorts <strong>Psychiatrie</strong> gibt es Divergenzen. Als prägende Gemeinsamkeit<br />
bleibt, dass der Umgang mit psychisch Kranken einen täglich in menschliche<br />
Grenzsituationen führt: Zielgerichtetes Vorgehen prallt an das Irrationale, man verfängt sich in<br />
Paradoxien, ist mit zerstörerischen Kräften konfrontiert, oft verbreitet sich Ohnmacht. Das müs-
sen wir akzeptieren und verarbeiten; wir lernen in der <strong>Psychiatrie</strong> damit umzugehen. Das ist für<br />
uns alle ein schwieriger, oft schmerzhafter Prozess. Leitbilder und Kulturwerte der KPD müssen<br />
dies auch in geeigneter Form aufnehmen, sonst verfehlen sie das Ziel, die Mitarbeitenden des psychiatrischen<br />
Kernressorts zu einer besseren Identifikation mit dem Gesamtunternehmen<br />
«Kantonale Psychiatrische Dienste» zu führen. Die Präambel der Kulturwerte erwähnt daher die<br />
«therapeutische Haltung» als «Boden». Gleichberechtigt sind auch die «agogische und klientenorientierte<br />
Haltung» erwähnt. Man sieht wiederum, dass einheitliche Begriffe die Vielfalt der KPD<br />
nicht zu decken vermögen.<br />
Die Erfahrungen der <strong>Psychiatrie</strong> in Leitsätzen abzubilden heisst jedenfalls, eine gewisse Distanz zu<br />
den «handelsüblich» bereit gelegten Sprachformeln zu riskieren. Wir haben es mit Menschen zu<br />
tun, die von der Leistungs- und Konsumkultur mehr oder weniger ausgegrenzt sind, beziehungsweise<br />
mit Menschen, denen eine Ausgrenzung droht. Diesen Menschen kann man nicht ohne<br />
Weiteres mit Rezepten und Formeln eben dieser Kultur helfen. Wir sind übrigens sehr froh, dass<br />
unsere Berater eine grosse Offenheit für diese Probleme zeigen. Es bedeutet viel Arbeit, in einem<br />
Prozess zu einer tragfähigen Sprache zu kommen. Die begleitende Moderation bedeutet – dank<br />
dieser Sensibilität – eine grosse Hilfe.<br />
Zum Schluss möchte ich allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ganz herzlich für ihren Einsatz danken.<br />
Zu zeigen, wie anspruchsvoll unsere Aufgabe ist, das war auch der Sinn dieser Zeilen.<br />
Dr. Theodor Cahn, Ärztlicher Leiter KPD und Chefarzt KPK<br />
6 7
Abhängigkeitskranke bekommen selten genug<br />
Substanzabhängigkeit ist ein sehr häufiges Krankheitsbild in der<br />
<strong>Psychiatrie</strong>. Fast ein Drittel aller Patientinnen und Patienten der<br />
Kantonalen Psychiatrischen Klinik leiden an einer Abhängigkeit von<br />
legalen oder illegalen Substanzen, oft in Kombination mit einer weiteren<br />
schweren psychiatrischen Diagnose.<br />
Dr. Claudine Aeschbach<br />
Substanzabhängigkeit ist, wie die meisten schweren psychiatrischen<br />
Erkrankungen, eine chronische Krankheit. An die Betroffenen werden<br />
oft widersprüchliche und gar unmögliche Forderungen gestellt.<br />
Keine andere Krankheit wird so stark moralisch bewertet oder politisch<br />
ausgeschlachtet. Oft ist es fast unmöglich, fachlich zu argumentieren,<br />
weil so viele Emotionen in Gesellschaft, Familie, aber auch bei<br />
den Kranken selber ausgelöst werden. Dies wirkt sich auf die Behandelnden aus. Die Abwertung<br />
der Patientinnen und Patienten trifft oft auch sie und belastet den therapeutischen Prozess.<br />
Dabei stellt die Arbeit mit Abhängigen grosse Anforderungen an das Stationsteam. Die Patienten leiden<br />
an «Grenzenlosigkeit». Wünsche und Bedürfnisse an die Betreuung sind unendlich, niemals<br />
gelingt es uns, diese zufrieden zu stellen. Begrenzungen, die in der Behandlung grundlegend<br />
sind, lösen Frustrationen und damit aggressive Gefühle aus. Diese gilt es auszuhalten. Sorge tragen<br />
zu sich, zu den anderen oder zur Umgebung, das ist den Patienten oft nicht möglich. Deshalb<br />
vielleicht sieht unsere Station trotz enormer Anstrengung aller Beschäftigten oft ein wenig «verwahrlost»<br />
aus.<br />
Kurzfristige Erfolge sind bei der Behandlung von Abhängigen nicht zu erwarten. Im Gegenteil vergehen<br />
oft Jahre, bis ein Abhängiger wirklich bereit ist, sich auf eine Behandlung einzulassen. Meist<br />
hat er bis dann bereits alles verloren: Beziehungen, Arbeit und sein Selbstwertgefühl. Früher war<br />
die Aufnahme in die Psychiatrische Klinik für viele Süchtige schwierig, die Behandelnden mussten<br />
oft eine «akute Selbstgefährdung» vorschieben, damit die Abhängigen stationär aufgenommen<br />
wurden.<br />
Wir bemühten uns, die Aufnahmebedingungen für Abhängige klarer und einfacher zu gestalten.<br />
Heute unterscheiden wir zwei Aufnahmearten:<br />
Erstens eine notfallmässige «Krisenintervention», die zeitlich eher kurze Hospitalisationen vorsieht.<br />
Zweitens geplante Entzüge, die einen stark strukturierten, in einer Vereinbarung geregelten Aufenthalt<br />
von zehn bis zwanzig Tagen nach sich ziehen.<br />
Unser Behandlungskonzept unterscheidet sich von demjenigen vieler anderer Kliniken: So haben wir<br />
die Abhängigen nicht auf einer reinen «Suchtstation» zusammengefasst, sondern behandeln sie<br />
gemeinsam mit anderen psychisch Kranken. Dies hat in meinen Augen viele Vorteile:
1. Für die Patienten selber:<br />
Substanzabhängigkeit ist meist kein isoliertes psychiatrisches Problem. Die meisten abhängigen<br />
Patienten, die stationär behandelt werden müssen, haben eine weitere schwerwiegende psychiatrische<br />
Diagnose. Indem wir Abhängige gemeinsam mit anderen psychisch Kranken behandeln,<br />
kann das Suchtproblem als Teilaspekt eines umfassenderen psychischen Leidens verstanden und<br />
integriert werden. Die suchtkranken Menschen schätzen es oft, dass man auch andere Aspekte<br />
ihres Leidens anerkennt und behandelt. Substanzmissbrauch kann ja auch als «Selbstmedikation»<br />
bei psychischen Problemen auftreten, oder helfen, die krank und unglücklich machende Realität<br />
zu vergessen.<br />
Die Konfrontation mit anderen schweren Krankheitsbildern löst anfänglich oft grosses Unbehagen<br />
aus. In «nüchternem» Zustand sind Abhängige oft sehr dankbare, realitätsnahe und ordnungsliebende<br />
Menschen. Die Einsicht, krank zu sein und psychiatrische Behandlung zu benötigen, ist<br />
deshalb nicht selbstverständlich. Häufig ist es auch notwendig, Suchtkranken zu vermitteln, dass<br />
in bestimmten Phasen des Suchtmittelkonsums, im Rausch oder auch in einem schweren Entzug,<br />
der Realitätsverlust ein Problem darstellt.<br />
2. Für das behandelnde Team:<br />
Die Arbeit mit Abhängigen ist im eigentlichen Sinne des Wortes «undankbar». Selten wird unsere<br />
Anstrengung von den Betroffenen offenkundig geschätzt oder gewürdigt. Da unsere erste<br />
Intervention meist darin besteht, der Selbstzerstörung Einhalt zu gebieten und Grenzen zu setzen,<br />
lösen wir zwangsläufig Frustrationen aus. Nicht selten sind wir dabei aggressiven Impulsen ausgesetzt.<br />
Da die Bedürfnisse der Patienten «unendlich» sind, müssen wir uns fast ständig des<br />
Gefühls erwehren, nicht zu genügen, nicht genug gegeben zu haben. Diese Gefühle sind einer der<br />
häufigsten Gründe, weshalb Behandelnde von Suchtkranken das Gebiet wechseln; ein «burnout»,<br />
trifft gerade Mitglieder dieser Teams besonders häufig.<br />
Abhängige haben in vielen Fällen eine sehr gefestigte Krankheitsabwehr. Sie pendeln zwischen dem<br />
offenen «schuld sind nur die anderen» und dem versteckten «schuld bin ich ganz allein» hin und<br />
her. Sie überschätzen ihren eigenen Willen bei der Krankheitsbewältigung, wie dies auch die<br />
Umgebung tut. Die moralische Bewertung ihrer Krankheit löst bei den Betroffenen so starke<br />
Scham- und Schuldgefühle aus, dass sie mit Abwehr reagieren müssen. Ein häufig zu beobachtender<br />
Abwehrmechanismus besteht in der Spaltung der Helfenden. Deshalb ist es bei diesen<br />
Patienten ganz wichtig, dass sich die helfenden Personen und Institutionen immer wieder vernetzen:<br />
Dies geschieht bei uns in der Klinik in Form von Drehscheibengesprächen und<br />
Behandlungskontinuitätssitzungen, die mit praktisch allen involvierten ambulanten Stellen,<br />
sowohl den Alkoholberatungsstellen als auch der Drogenberatungsstelle, regelmässig stattfinden.<br />
Die Vernetzung von innen und aussen, von ambulant und stationär stellt eine ganz wesentliche<br />
Qualität der Suchtbehandlung dar.<br />
Für die immer grösser werdende Gruppe der Cannabisabhängigen, die gleichzeitig eine Psychose<br />
haben, wird seit eineinhalb Jahren eine spezielle Gruppentherapie angeboten, die auch ausserhalb<br />
der Klinik auf viel Interesse stösst.<br />
Gerade weil die Krankheitsbilder der Abhängigkeiten komplexer geworden sind und sich schnell<br />
ändern, müssen wir die Behandlung laufend an neue Umstände anpassen.<br />
Dr. Claudine Aeschbach, Oberärztin KPK<br />
8 9
Bezugspflege erhöht die Zufriedenheit rundum<br />
Der Pflegeberuf hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert und befindet<br />
sich auch jetzt im Wandel, beschleunigt durch die neue Bildungssystematik und<br />
durch die Fakultät Pflegewissenschaften auf universitärer Ebene. Die Veränderung<br />
betreffen unter anderem die inhaltliche Definition des Berufes, die Arbeitsweise<br />
und die Arbeitsorganisation.<br />
Sylvia Eichin<br />
Die Bezugspflege soll neben einem Beitrag zur Professionalisierung auch positive<br />
Auswirkungen auf die Qualität der Pflege haben und zu höherer Zufriedenheit von<br />
Pflegenden und Patientinnen und Patienten führen (Anderson 1994).<br />
Die Bezugspflege und der Pflegeprozess sind in der Schweiz bereits seit 20 Jahren in der Ausbildung<br />
verankert und eine der Kernaufgaben des Pflegeberufs. Die individuelle Pflegeplanung, der<br />
Mensch mit seiner Persönlichkeit, seinem Umfeld, seiner Kultur und Sozialisation und die<br />
Beziehung zwischen Bezugspflege und Patientin/Patient bilden die Basis pflegerischen Handelns.<br />
Sie bedeuten Wertschätzung, Empathie und Echtheit für die pflegerische Haltung.<br />
Der Grundstein für dieses Projekt wurde an einer Retraite der Leitung Pflegedienst im Mai 2001<br />
gelegt.<br />
Die Ausgangslage ergab sich aus der Feststellung, dass die Bezugspflege, welche im Pflegeleitbild der<br />
Kantonalen Psychiatrischen Klinik (KPK) verankert ist, unterschiedlich verstanden und umgesetzt<br />
wird. Das Rollenverständnis der Pflege als Teil des interdisziplinären Behandlungsteams ist zu<br />
wenig profiliert und die organisatorische Umsetzung noch nicht konsequent durchdacht und<br />
interdisziplinär abgestimmt.<br />
Das Kernelement «Pflegeprozess» kommt im Pflegedienst der KPK in unterschiedlicher Prägung und<br />
Professionalität zur Umsetzung.<br />
Bereits erfolgte Massnahmen:<br />
• Bildung einer Steuergruppe<br />
• Bildung einer Projektorganisation<br />
• Erstellen eines Projektbeschriebes<br />
• Vorstellung am Chefrapport<br />
• Vorstellung an einer Informationsveranstaltung (interdisziplinär)<br />
• Retraite mit Chefarzt ,OberärztInnen, Pflegedienstleitung<br />
In einer Arbeitsgruppe von Pflegefachleuten mit Führungsaufgaben und Absolventen der Schule für<br />
Höhere Fachausbildung in Pflege Stufe 1 (Höfa 1) wurde der Pflegestandard von Abderhalden/<br />
Needham 2000 als Basis genommen. Er wird von der Vereinigung der Chefärzte und Pflegedienstleitungen<br />
befürwortet. Die Kriterien des Standards wurden besprochen und festgelegt, welche<br />
Kriterien für die KPK relevant sind und umgesetzt werden sollten. Der Standard der<br />
Bezugspflege wird auf den Abteilungen bekannt gegeben.<br />
Der zweite Schritt war eine Erhebung des Ist-Zustandes zur Umsetzung der Bezugspflege auf allen<br />
Abteilungen. Das ist durch interne und externe Fachleute durchgeführt worden (die Daten sind bei
der Projektleitung einsehbar). Die deutlichsten Defizite auf pflegerisch-fachlicher Ebene zeigten<br />
sich bei der Umsetzung des Pflegeprozesses. Bei den Strukturkriterien waren die tiefsten Werte<br />
bei der Beschreibung von Kompetenzen, Verantwortung und Aufgaben der Bezugspersonen und<br />
ebenso interdisziplinär ausgehandelte und akzeptierte Regelungen über Entscheidungsbefugnisse<br />
der Bezugspflege zu verzeichnen.<br />
Die Beziehungsgestaltung zwischen Bezugsperson und Patient, die Wertschätzung, Empathie, die<br />
milieutherapeutische Haltung und die Arbeit in Gruppen sind Teile, durch die sich die gesamte<br />
KPK auszeichnet.<br />
Ausserdem wurde eine Erhebung des Weiterbildungsbedarfes auf allen Abteilungen durchgeführt.<br />
Die erste Phase des Projektes gestaltete sich mit Absicht etwas pflegelastig, um in dieser Berufsgruppe<br />
ein gemeinsames Verständnis und eine gemeinsame Sprache zu finden. Ganz klar sind<br />
Bezugspflege und Pflegeprozess, die Pflegeplanung, Teil der interdisziplinären Zusammenarbeit<br />
und individuelle Behandlungsplanung der Patienten und Patientinnen. Ein wichtiger Teil des<br />
Projektes ist deshalb das Erarbeiten eines individuellen, interdisziplinären Behandlungsplans. Das<br />
betrifft Aufgabenverteilung, Verantwortlichkeiten und Kompetenzen der Beteiligten sowie<br />
Optimierung der Behandlungskontinuität.<br />
Aktuelle Situation:<br />
Erarbeitung eines Papiers «Kernaufgaben» der pflegerischen Bezugsperson der KPK.<br />
Ziele und weiteres Vorgehen:<br />
- Die Pflegenden kennen den Standard Bezugspflege und wenden den Pflegeprozess an. Sie leisten<br />
damit einen Beitrag zur Behandlungsplanung.<br />
- Organisation der Weiterbildung und Schulung der Pflegeteams.<br />
- Erarbeitung eines gemeinsamen Verständnisses bezüglich Aufgaben, Kompetenzen, Verantwortung<br />
der einzelnen Disziplinen des Behandlungsteams.<br />
- Erarbeitung eines Standards «interdisziplinäre Behandlungsplanung in der KPK».<br />
- In einem Teilprojekt wird die Optimierung der pflegerischen und ärztlichen Dienstplanung im<br />
Hinblick auf die Behandlungskontinuität vorgenommen.<br />
Rahmenbedingungen:<br />
Das Projekt steht im Zusammenhang mit dem Qualitätsmanagement der KPK und der<br />
Fachentwicklung Pflege. Die Umsetzung der neuen Bildungssystematik mit der Einführung des<br />
neuen Berufes «Fachangestellte/r Gesundheit» und der Angliederung der Diplomausbildung auf<br />
der Tertiärstufe hat Einfluss auf die Rolle der Pflege. Die Umsetzung der Folgeplanung II zum<br />
<strong>Psychiatrie</strong>konzept Basel-Landschaft hat wiederum Auswirkungen auf die fachlich-inhaltliche und<br />
die organisatorische Ebene des Projektes. Diese Einflussfaktoren sollen aber in einem nächsten<br />
Schritt als eigenes Projekt angegangen werden.<br />
Das Projekt ist in einem grösseren zeitlichen Rahmen angelegt im Sinne einer Organisationsentwicklung.<br />
Projektende: voraussichtlich 2006.<br />
10 11
Definition Bezugspflege:<br />
Jeder Patient/jede Patientin hat eine pflegerische Bezugsperson, die für die<br />
Einführung auf der Station verantwortlich ist. Sie ist auch während dem<br />
ganzen Aufenthalt auf der Station für eine zielgerichtete, der individuellen<br />
Situation angepasste, interdisziplinär abgesprochene Pflege der Patientin/des<br />
Patienten und für die Betreuung der Angehörigen verantwortlich.<br />
Die Bezugspflege ist eine Organisationsform, der Pflegeprozess ist Teil davon<br />
(Standard Needham/Abderhalden).<br />
Der Pflegeprozess ist eine systematische und zielgerichtete, problemlösende<br />
Arbeitsweise, die eine Abstimmung der Pflege auf den Patienten/die Patientin<br />
ermöglicht.<br />
Sylvia Eichin, Projektleitung, Bereichsleiterin Pflege KPK
Facility-Management – oder wie man<br />
Gebäudekosten im Griff behält<br />
Für Haus A und Haus C wurden mit der Bauplanung 80 – 90% der Gesamtkosten für die Nutzungsund<br />
Betriebsphase, also für die nächsten 30 – 50 Jahre festgelegt. Bei Bauprojekten wird dem leider<br />
generell immer noch zu wenig Rechnung getragen. Welche Auswirkungen bauliche Massnahmen<br />
auf künftige Betriebskosten und auf Verantwortliche für das Facility-Management haben,<br />
wird hier aufgezeigt.<br />
Kosten eines Gebäudes<br />
Bereits bei der Planung eines Gebäudes entscheidet sich, ob dieses künftig wirtschaftlich betrieben<br />
werden kann. Dennoch wird nur selten diesen späteren Betriebskosten durch Wirtschaftlichkeitsberechnungen<br />
von der Stunde Null an, d.h. bereits beim Vorprojekt, Rechnung getragen.<br />
Erfahrungswerte zeigen, dass 80 – 90% der Gesamtkosten einer Immobilie während der Betriebsund<br />
Nutzungsphase anfallen. Bei einem Krankenhaus entspricht dies Betriebskosten von ca. 26%<br />
der Baukosten pro Jahr.<br />
Ursula Wüthrich<br />
Forderungen nach einer Senkung der Betriebskosten können demzufolge nur durch eine Reduktion<br />
des Leistungsniveaus erzielt werden, da bauliche Gegebenheiten das Optimierungspotenzial<br />
bereits einschränken. Wird z.B. festgestellt, dass die Reinigungskosten im Vergleich zu einem<br />
anderen Betrieb «zu hoch» sind, liegt dies nicht an der schlechten Reinigungsleistung, sondern an<br />
baulichen Gegebenheiten. Organisatorische Massnahmen führen in diesem Fall nicht zu Kostensenkungen.<br />
Lediglich die Senkung des Leistungsniveaus, wie z.B. die Reinigungshäufigkeit, führt<br />
zu Einsparungen.<br />
Die Senkung des Leistungsniveaus zwecks Reduktion der Betriebskosten hat aber nur mittelfristig<br />
Wirkung. Der daraus entstehende ungenügende Unterhalt führt zu Schäden. Die Folge davon ist<br />
ein Nachholbedarf mit massiven Mehrinvestitionen.<br />
Warum wird beim Bauen so wenig auf Betriebskosten geachtet?<br />
Unterschiedlichste Interessenvertreter sind an einem Bauprojekt beteiligt. Die Prioritäten der<br />
Einzelnen sind völlig unterschiedlich. Für den Architekten ist z.B. die Realisierung seiner Idee<br />
wichtig. Dem Bauherrn ist die Einhaltung des Baukredites und des Terminplans von Bedeutung<br />
und für den Nutzer steht die Funktionalität des Gebäudes an erster Stelle.<br />
Unterschiedlichste Prioritäten verhindern jedoch oft erfolgreiches Kommunizieren. Die Gefahr<br />
besteht, dass sich die Fronten im Bauprozess verhärten und gar Konflikte entstehen. Hier gilt es<br />
zu versuchen, miteinander gute Kompromisse zu finden. Leider werden die Wünsche der Verantwortlichen<br />
für die Betriebs- und Nutzungsphase nicht immer oder nur ungenügend berücksichtigt,<br />
weil es bei der Erstellung eines Gebäudes primär gilt, den Baukredit einzuhalten.<br />
Die hohe Arbeitsbelastung aller am Bau Beteiligten führt zu weiteren Kommunikationsstörungen.<br />
Wenn die Arbeitsbelastung zu hoch ist, beschränkt man sich automatisch auf das absolut<br />
Notwendigste. Dadurch kann Wichtiges verloren gehen.<br />
12 13
Welche Aufgabe hat der Facility-Manager im Bauprozess?<br />
Gemäss Hochschule Wädenswil umfasst Facility-Management das ganzheitliche Management der<br />
Gebäude, also der Einrichtungen und Dienstleistungen zur Unterstützung des Kerngeschäftes<br />
einer Unternehmung. Dabei steht einerseits der langfristig optimale Einsatz der Ressource<br />
Immobilie während dem ganzen Lebenszyklus im Vordergrund. Andererseits spielen personenbezogene<br />
Dienstleistungen zur Schaffung von optimalen Wohn-, Arbeitsplatz- und<br />
Aufenthaltsverhältnissen eine wichtige Rolle.<br />
Wie diese Definition zeigt, fühlen sich die Facility-Manager (im Fall der Kantonalen Psychiatrischen<br />
Dienste die Leitung Logistik) dafür verantwortlich, die Betriebs- und Nutzungskosten optimal zu<br />
halten und möglichst beste Nutzungsverhältnisse für alle Anspruchsgruppen (Patientinnen und<br />
Patienten, Mitarbeitende, Gäste) zu schaffen und zu erhalten. Daher gilt es bei einem Bauprojekt<br />
immer wieder darauf hinweisen, zu belegen und aufzeigen, welche Folgekosten ein Entscheid für<br />
die Betriebs- und Nutzungsphase hat. Darüber hinaus sind aber immer wieder Aspekte wie<br />
Erscheinungsbild, Wohnlichkeit und Atmosphäre einzubringen. Daraus ersieht man auch, dass<br />
Kompromisse zustande kommen, die für einen Teil der Nutzer – wie z.B. Technische Dienste oder<br />
Reinigungsdienst – nicht optimal sind, dafür aber für die Patientinnen und Patienten.<br />
Entscheide mit Folgen für die Nutzungs- und Betriebskosten<br />
Der Entscheid, die grössten Bodenflächen der beiden Häuser A und C mit Kautschuk anstatt Linoleum<br />
zu belegen, bringt Einsparungen beim Reinigungsaufwand (Personalkosten) von rund 682<br />
Stunden (0,4 Stelle) oder 26'000 Franken pro Jahr.<br />
Die Ausstattung aller Patientenzimmer im Haus A mit einer Nasszelle (Dusche, WC und Lavabo) zieht<br />
einen Mehraufwand für die Reinigung gegenüber heute von 2'184 Stunden (1,2 Stellen) oder<br />
83'000 Franken nach sich. Den Berechnungen liegt ein Stundenansatz von 38 Franken zugrunde<br />
(Vollkosten).<br />
Der erste Entscheid beeinflusst die zukünftigen Betriebs- und Nutzungskosten positiv und befriedigt<br />
sowohl Architekten (Design) und Nutzer (Erscheinungsbild, Reinigung). Die daraus entstandenen<br />
Mehrkosten beim Bau liegen zwar nicht unbedingt im Interesse des Bauherrn, können aber in<br />
unserem Fall durch Einsparungen ausgeglichen werden, die für die Nutzung des Gebäudes nicht<br />
so wesentlich sind.<br />
Der zweite Entscheid, der für eine moderne Klinik zwingend war, beeinflusst die zukünftigen Betriebsund<br />
Nutzungskosten negativ. Die Folgekosten werden in diesem Fall aber akzeptiert, da es sich um<br />
eine erhebliche Komfortverbesserung für unsere Patientinnen und Patienten handelt.<br />
Einziger Wermutstropfen in diesem Zusammenhang bleibt, dass beim Konzept über die zukünftige<br />
Ausrichtung der Kantonalen Psychiatrischen Klinik – bezogen auf das Bauprojekt – nicht berücksichtigt<br />
wurde, dass aufgrund der zusätzlichen Nasszellen höhere Betriebskosten (Personal- und<br />
Sachaufwand) entstehen.<br />
Die Logistik KPD wird sich aber trotzdem dafür einsetzen, dass Betrieb und Nutzung der beiden<br />
Häuser A und C zur Zufriedenheit von Patientinnen und Patienten sowie der Mitarbeitenden sein<br />
werden.<br />
Ursula Wüthrich, Leiterin Logistik
Qualitätsmanagement soll Routine werden<br />
Mit dem Projekt IQM hatten sich die Kantonalen Psychiatrischen Dienste (KPD) ein hohes Ziel<br />
gesetzt. Nach gut dreijähriger Projektzeit konnten die Arbeiten abgeschlossen werden und das neu<br />
geschaffene Qualitätsmanagementsystem seinen Betrieb aufnehmen.<br />
Verlauf<br />
Die Vielfalt der KPD widerspiegelte sich auch in der Komplexität, welche das Projekt IQM zu berücksichtigen<br />
hatte. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterschiedlichster Berufsgruppen und verschiedener<br />
Aufgabenbereiche mussten einbezogen werden. Das Wissen über Ziel und<br />
Wirksamkeit eines Qualitätsmanagementsystems (QMS) war nicht allen von Anfang an klar. So<br />
war das Projekt neben dem Aufbau eines Qualitätsmanagementsystems gleichzeitig auch wirksam<br />
auf der Ebene der interdisziplinären Zusammenarbeit und der Mitarbeiter/innen-Fortbildung.<br />
Trotz grosser Verzögerungen im Gesamtprojekt, konnten das Ressort Arbeit und Beschäftigung (AuB)<br />
und die Wohnheime Windspiel und Wägwiiser im letzten Jahr die Erstzertifizierung – und in diesem<br />
Jahr das Wiederholungsaudit BSV/IV-2000 – fristgerecht und mit Erfolg bestehen.<br />
Finanziell kann das Projekt eine «Ziellandung» verbuchen – das Budget wurde, trotz vieler unvorhergesehener<br />
zusätzlicher Anforderungen, exakt eingehalten.<br />
André Gyr<br />
Nutzen<br />
Führung und Orientierungsrahmen<br />
Es ist von zentraler Bedeutung, wie intensiv das QMS durch die Führungskräfte eines<br />
Aufgabenbereiches oder Dienstes unterstützt und genutzt wird. Haben diese das QMS als<br />
Führungsinstrument integriert, werden die Mitarbeitenden motivierter sein, sich daran zu orientieren.<br />
Die Führungskräfte werden mit dem QMS in der wirksamen Lenkung innerhalb ihres<br />
Verantwortungsbereiches unterstützt. Es bietet Grundlage zur Sicherung einer möglichst hohen<br />
Ausgewogenheit zwischen Massnahmen der qualitativen Optimierung und einer effizienten<br />
Leistungserbringung. Als Teil der öffentlichen Gesundheitsversorgung haben die KPD für diese<br />
herausfordernde Aufgabe mit dem QMS ein gutes Hilfsmittel.<br />
Dokumentation<br />
Die Dokumentation der Leistungserbringung wurde, bedingt durch immer grösser werdende interne<br />
und externe Ansprüche, in den letzten Jahren deutlich aufwändiger und anspruchsvoller. Mit einer<br />
einheitlichen und gut strukturierten Sammlung von Vorgabedokumenten konnten diese Aufgaben<br />
mit weniger Aufwand erfüllt werden. Auf der Ebene der Dokumentation (Konzepte, Richtlinien,<br />
Formulare, Checklisten usw.) ist der Nutzen des QMS am unmittelbarsten spürbar. Wurden früher<br />
rund 900 Dokumente bewirtschaftet und genutzt, hat sich diese Zahl inzwischen um die Hälfte<br />
reduziert – eine Einsparung, welche sich durch die Rückmeldungen der Mitarbeitenden bereits<br />
bestätigt hat. Gehen wir davon aus, dass für die Bewirtschaftung eines Dokumentes jährlich 180<br />
Minuten verwendet werden (Erarbeitung, Aktualisierung und Optimierung, Information und<br />
Verbreitung usw.) so entspricht dies einer vorsichtig geschätzten Einsparung von 1'350<br />
Arbeitsstunden, was ungefähr einem Jahrespensum von 65% entspricht. Dazu kommen<br />
Synergien, welche durch den Wissenstransfer entstehen: Mitarbeitende kennen den Inhalt bestehender<br />
Unterlagen, bevor sie neue Dokumente mit ähnlichem Inhalt erarbeiten. Der ganze<br />
Aufwand wird damit geringer, er lässt sich aber auch noch rechtzeitig modifizieren oder stoppen.<br />
14<br />
15
Auch die Einführung neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wird deutlich vereinfacht. Diese finden<br />
dank der strukturierten Vorgabedokumentation mit wenig Aufwand aktuelle und vor allem<br />
auch verbindliche Informationen für ihren Aufgabenbereich.<br />
Laufende Optimierung<br />
Die Möglichkeit, sich mit Verbesserungsideen am laufenden Optimierungsprozess zu beteiligen, wird<br />
von den Mitarbeitenden bereits heute intensiv genutzt. Um Vorschläge und Beschwerden<br />
(Qualitätsmeldungen) aller Leistungsempfänger/innen systematisch erfassen, bearbeiten und auswerten<br />
zu können, wird das System in den kommenden Monaten weiter vervollständigt. Zudem<br />
hilft die regelmässige Durchführung von Audits Effizienz- und inhaltliches Verbesserungspotenzial<br />
festzustellen und eine entsprechende Nutzung zu sichern.<br />
Patient/innen-Zufriedenheit<br />
Was im Jahr 2001 mit einer einfachen Querschnitterhebung begonnen hat, wurde Ende 2003 als fester<br />
Bestandteil in die Routineabläufe der Kantonalen Psychiatrischen Klinik integriert. Laufend<br />
wird mittels Fragebogen die Zufriedenheit unserer Patientinnen und Patienten erhoben, was zur<br />
Chance führt, neben klinischen Ergebnissen auch die subjektiv wahrgenommene Zufriedenheit<br />
mit unseren Leistungen dokumentieren zu können. Im teilstationären und ambulanten Bereich<br />
wird diese Erhebung ab 2004 zweimal jährlich durchgeführt.<br />
Zukunft<br />
Mit Abschluss des Projektes IQM endet nicht einfach die qualitative Entwicklung. Vielmehr beginnt<br />
damit erst ein Entwicklungsprozess, welcher mit Hilfe des QMS unterstützend wirkt und sich verstärkt<br />
inhaltlichen Qualitätsanliegen widmen kann.<br />
Im Jahr 2004 werden erste interne Audits durchgeführt. Das ganze QMS soll ferner weiter optimiert<br />
und für eine ISO-Zertifizierung vorbereitet werden. Erneut ein ehrgeiziges Ziel, das den Einsatz<br />
von vielen erfordert.<br />
André Gyr, Qualitätsbeauftragter
Forensische <strong>Psychiatrie</strong> übt den Notstand<br />
Die forensische <strong>Psychiatrie</strong> gilt als Schnittstelle zwischen <strong>Psychiatrie</strong> und Justiz. Im Kanton <strong>Baselland</strong><br />
wird dieses Aufgabengebiet hauptsächlich von den Externen Psychiatrischen Diensten Basel-<br />
Landschaft (EPD) wahrgenommen. Die forensische <strong>Psychiatrie</strong> ist von der Patientenzahl her gesehen<br />
zwar klein, verlangt aber ein hohes Mass an fachlicher Kompetenz, die über das Allgemeinpsychiatrische<br />
hinausgeht, vergleichbar mit Spezialisierungen in anderen Bereichen der Medizin.<br />
Die Schweizerische Gesellschaft für <strong>Psychiatrie</strong> plant deshalb die Einführung eines entsprechenden<br />
Fähigkeitsausweises. Inhaltlich befasst sie sich mit Begutachtungen in den Bereichen Strafrecht<br />
(Zurechnungsfähigkeit, Gefährlichkeit, Massnahmebedürftigkeit), Zivilrecht (vormundschaftliche<br />
Massnahmen), Strassenverkehrsrecht (Fahrtauglichkeit) und Versicherungsrecht (Arbeitsfähigkeit),<br />
um hier nur die wichtigsten zu nennen. Ein weiterer Bereich ist die Betreuung und<br />
Behandlung von psychisch gestörten Rechtsbrechern in der Untersuchungshaft und im Massnahmenvollzug.<br />
Dr. Jörg Wanner<br />
Im letztgenannten Bereich leistet der Kanton mit der von ihm betriebenen Arbeitserziehungsanstalt<br />
Arxhof einen namhaften Beitrag zum stationären Massnahmenvollzug in der Schweiz.<br />
In den andern Gebieten besteht ein erheblicher Nachholbedarf. Dies ist aber ein gesamtschweizerisches,<br />
um nicht zu sagen ein globales Phänomen, dessen regionale Ausprägung im Rahmen der<br />
Folgeplanung II zum <strong>Psychiatrie</strong>konzept des Kantons Basel-Landschaft im Detail beurteilt wurde.<br />
Im Gutachterwesen zeichnet sich heute ein eigentlicher Versorgungsnotstand ab, der auch in den EPD<br />
Drucksituationen bewirkt, die schwer zu bewältigen sind. Folgende Faktoren haben zu dieser<br />
Entwicklung beigetragen: Die forensisch-psychiatrischen Kapazitäten sind den gestiegenen qualitativen<br />
Anforderung und der Zunahme der Gutachteraufträge nur teilweise gewachsen.<br />
Gleichzeitig handelt es sich um einen exponierten Bereich, der von der Öffentlichkeit mit zunehmender<br />
Aufmerksamkeit beobachtet wird. Weitere Faktoren sind die Unterschätzung des<br />
Problems von politischer Seite, mangelnde Ausbildung sowie strukturelle Probleme der psychiatrischen<br />
Institutionen als Ausbildungsbetriebe mit den meisten ärztlichen Mitarbeitenden in<br />
Rotationsstellen, insbesondere Oberärzte und -ärztinnen. Das behindert die Etablierung erfahrener<br />
forensischer Kapazitäten.<br />
In der Erwachsenenpsychiatrie werden die strafrechtlichen Gutachten vor allem von den EPD und der<br />
forensischen Abteilung der Psychiatrischen Universitätsklinik (PUK) in Basel erledigt. Die einfachen<br />
werden von den EPD erstellt, die schwierigen, bei Kapitalverbrechen, von der PUK. Beide<br />
Institutionen haben grosse Kapazitätsprobleme, was sich in erheblichen, zum Teil unhaltbaren<br />
Wartefristen niederschlägt. Durch langjährige gezielte Weiterbildung des stellvertretenden<br />
Chefarztes auf diesem Gebiet und eine enge Zusammenarbeit mit Prof. Volker Dittmann, Leiter<br />
der forensischen Abteilung der PUK Basel, wird ein hohes fachliches Niveau gewährleistet.<br />
Die in den letzten Jahren festzustellende starke Zunahme des Anteils der Invalidisierungen aus psychiatrischen<br />
Gründen fand in den vergangenen Monaten ein grosses Medienecho. Dabei wurde<br />
mit dem Begriff des Scheininvaliden ein Unwort des Jahres kreiert. Jeder Invalidisierung aus psychiatrischen<br />
Gründen liegt ein psychiatrisches Gutachten zugrunde. Gerade wenn man bedenkt,<br />
welche politische Brisanz in dieser Problematik steckt und welche Folgen ein solcher Entscheid<br />
16<br />
17
sowohl für den Einzelnen wie für die Gesellschaft hat, leuchtet es ein, dass diese Gutachten sorgfältig<br />
und fachlich einwandfrei gemacht sein sollten. Realität ist aber, dass im Kanton Basel-<br />
Landschaft die Kapazitäten hiefür bei weitem nicht ausreichen. Im März 2001 waren bei der<br />
Sozialversicherungsanstalt BL insgesamt 241 Gutachteraufträge offen, davon in 87 Fällen polydisziplinäre<br />
Gutachten mit einem psychiatrischen Teil. Bei diesen kam es seit 1997 zu einer<br />
Verdoppelung. Die Wartefristen für solche Gutachten betragen etwa ein Jahr. Dies ist im Hinblick<br />
auf eine mögliche berufliche Wiedereingliederung fatal; die daraus resultierenden Kosten werden<br />
für die Gesellschaft zunehmend untragbar. Auch die Beschwerden gegen Entscheide der<br />
Invalidenversicherung (IV) haben zugenommen und führen oft zu jahrelangen Verfahren mit entsprechend<br />
negativen Folgen bezüglich einer Rehabilitation. Im Jahr 2000 gab es 126 Beschwerden<br />
gegen Entscheide der IV – mit 79 Verfahren vor dem Kantonalen Versicherungsgericht und 21<br />
Verfahren vor dem Eidgenössischen Versicherungsgericht. Gutachterinnen und Gutachtern bleibt<br />
in dieser Situation oft nur noch die Rolle als «Konkursverwalter unseres Systems». Die EPD sind<br />
Ende 2003 erstmals in der Situation, dass sie Gutachteraufträge, die weiterhin in steigender Zahl<br />
eintreffen und die eigentlich zu ihrem Leistungsauftrag gehören, aus Kapazitätsgründen ablehnen<br />
müssen.<br />
Die Kantonale Psychiatrische Klinik (KPK) hospitalisiert nicht-hafterstehungsfähige Häftlinge, ist aber<br />
nicht für hohe Sicherheitsanforderungen eingerichtet. In diesen etwa fünf Fällen pro Jahr, die<br />
sowohl bezüglich Behandlung als auch Sicherheit hohe Anforderungen stellen, müssen – oft mit<br />
grosser Mühe – ausserkantonale Plätze gesucht werden, die aber nirgends garantiert sind. In der<br />
Regel springt die PUK Basel ein. Diese Situation ist für alle Beteiligten, Untersuchungsbehörden,<br />
Polizei, Gefängnisse, EPD, KPK etc. mit grossen Risiken verbunden und somit sehr belastend. Sie<br />
sollte dringend geregelt werden.<br />
Damit sind die brennendsten Probleme angesprochen: Das Gutachterwesen und die Unterbringung<br />
von psychisch gestörten Rechtsbrechern mit hohen Sicherheitsanforderungen. Die im Rahmen<br />
der Folgeplanung II vorgeschlagenen Lösungen, nämlich die Bildung einer forensischen<br />
Fachstelle an den EPD mit klaren Strukturen und mit einem Versorgungsauftrag für eine in den<br />
allgemeinpsychiatrischen Dienst eingebundene forensische Grundversorgung und einem klaren<br />
Versorgungsauftrag sind moderat und realistisch. Sie ermöglichen der KPK eine angepasste<br />
Behandlung von psychisch gestörten Rechtsbrechern mit entsprechender Regelung mit der PUK<br />
Basel für alle jene Fälle, welche die kantonalen Möglichkeiten übersteigen.<br />
Um für die anstehenden Probleme Lösungsgrundsätze zu finden, möchte die Volkswirtschafts- und<br />
Sanitätsdirektion nun eine Planungsgruppe einsetzen. Auf deren Resultate dürfen wir gespannt<br />
sein…<br />
Dr. Jörg Wanner, Stv. Chefarzt EPD
Kinderschutz – jetzt in der Warteschlange<br />
In früheren Zeiten hat die Misshandlung von Kindern die Gesellschaft nicht gestört. Bei unerwünschten<br />
Säuglingen betrug die Sterblichkeitsrate bis 80%, Kinder wurden als billige Arbeitskräfte eingesetzt oder<br />
gar als Sklaven verkauft. Kindsgerechte, dem Alter angepasste Bedürfnisse wurden in der Öffentlichkeit<br />
gar nicht wahrgenommen, Rechte für Kinder gab es nicht. Kinder waren einfach Besitz ihrer Eltern.<br />
1904:<br />
An der Schwelle zum 20. Jahrhundert, dem sog. «Jahrhundert des Kindes», schrieb die Schweizer Ärztin Dr.<br />
Jenny Springer 1904 in ihrem Gesundheitsbuch, das sich an die breite Öffentlichkeit, im Speziellen an<br />
Eltern richtete:<br />
«Die meisten Menschen verlangen, dass das Kind sich ihren Neigungen und Launen unterordne, …ja es gibt<br />
sogar eine Anschauung, dass man selbst bei ganz kleinen Kindern Schläge zur besseren Einprägung<br />
anwenden solle… Prügelnde Erzieher haben noch nie andere Erfolge getätigt, als dass sie das Ehrgefühl<br />
aus dem Kinde heraus- und die Heuchelei hineingeprügelt haben. Entweder prügeln sie, weil sie keine<br />
Selbstbeherrschung besitzen, oder weil sie nicht verstehen, das Verständnis des Kindes zu wecken, dieses<br />
aber für trotzig oder faul halten. In beiden Fällen durchschaut das Kind den wahren Grund und verliert<br />
den Respekt. Die sicherste Unterstützung bieten nicht Züchtigungen, sondern der Appell an das Ehrgefühl<br />
des Kindes.»<br />
Dr. Ronald Rehorek<br />
...und seither?<br />
Noch bis 1977 wurde den Eltern im Zivilgesetzbuch (Art. 278) die Befugnis eingeräumt, «die zur Züchtigung<br />
nötigen Züchtigungsmittel anzuwenden». Da damals gemäss Strafgesetzbuch (Art. 134) Misshandlung,<br />
Vernachlässigung oder grausame Behandlung als verbrecherische Handlung mit Gefängnis oder<br />
Zuchthaus zu ahnden waren, musste in den Erläuterungen zum Gesetzestext folgerichtig die Grenze zwischen<br />
erlaubter und unerlaubter Züchtigung definiert werden. Als ungefährliche und zulässige<br />
Züchtigungsmittel galten «Schläge mit der flachen Hand, der Birkenrute, dem Hasel- oder Rohrstock, dem<br />
Teppichklopfer,» vorausgesetzt allerdings, dass sie auf die «innere Hand oder das Gesäss appliziert werden<br />
und massvoll ausfallen» (Fehr, 1963).<br />
Natürlich wurden die Gesetzestexte seither revidiert: «Die Eltern leiten im Blick auf das Wohl des Kindes seine<br />
Pflege und Erziehung...(ZVG 301) …haben das Kind ihren Verhältnissen entsprechend zu erziehen und<br />
seine körperliche, geistige und sittliche Entfaltung zu fördern und zu schützen…» (ZVG 302). Und wenn<br />
sie bei Gefährdung des Kindeswohls nicht für Abhilfe sorgen (können), werden Kindesschutzmassnahmen<br />
eingeleitet (ZVG 307ff), bzw. Strafmassnahmen, falls die Eltern ihre Fürsorge- oder Erziehungspflicht<br />
verletzen, vernachlässigen und das Kind dadurch in seiner körperlichen und seelischen Entwicklung<br />
gefährden (StGB 219). Die Gesetzestexte definieren hier also nicht, welches Erziehungsverhalten<br />
noch tolerabel ist, sondern umschreiben die Pflichten der Eltern und ahnden auch die Unterlassung, nicht<br />
nur die Grenzübertretung.<br />
Die Fragen bleiben aber dieselben:<br />
Wo liegt die Grenze zwischen Behandlung und Misshandlung? Erkennen wir im Alltag die Gewalt gegen<br />
Kinder und Jugendliche? Wie reagieren wir? Was unterlassen wir?<br />
Beim Wort «Kindesmisshandlung» denkt man unwillkürlich an einen brutalen und gestörten Elternteil – meist<br />
an den männlichen – der mit Absicht dreinschlägt oder sich sexuell am Kind vergreift. Da fällt es einem<br />
18<br />
19
leicht, sich abzugrenzen: So etwas tue ich sicher nicht!<br />
Selbstverständlich gibt es sadistische Misshandlungen und – mit hoher Dunkelziffer – sexuelle Übergriffe durch<br />
beziehungsgestörte Menschen, die den betroffenen Kindern unermessliches Leid zufügen, im «normalen»<br />
Alltag sieht es aber meist anders aus: Häufiger werden Kinder und Jugendliche Opfer ihres nahen Umfeldes<br />
durch Vernachlässigung, aggressive Impulse und andauernde verbale Entwertung als Folge von<br />
Kontrollverlusten überforderter Eltern. Rund 90% aller Misshandlungen geschehen innerfamiliär. Das Leiden<br />
dieser Kinder, wie auch die Not und die Schuldgefühle der Eltern werden oft nicht – oder zu spät – wahrgenommen.<br />
Kennen Sie solche Situationen? Wie würden Sie reagieren?<br />
- Sie hören in der Nachbarswohnung immer wieder kleine Kinder schreien. Die jungen Eltern erscheinen Ihnen<br />
überfordert. Mischen Sie sich ein? Darf oder soll man das? Aber wie?<br />
- Ein Jugendlicher plagt seine Mitschüler. Alle wissen, dass er zu Hause geschlagen wird, was seine Eltern aber<br />
abstreiten. Der Lehrer hat erfolglos mit ihnen geredet. Ihr eigenes Kind ist nicht betroffen. Kann und will ich<br />
als «Unbeteiligte(r)» überhaupt etwas unternehmen?<br />
- Die Kindergärtnerin sieht bedrohliche Zeichnungen eines ihrer Mädchen, hat sofort ein ungutes Gefühl: Verdacht<br />
auf sexuellen Übergriff? Wie würden Sie an ihrer Stelle reagieren?<br />
- Die kleinen Nachbarskinder sind immer spät abends unbeaufsichtigt auf der Strasse, von den Eltern oft sich selbst<br />
überlassen. Sie halten die Kinder für gefährdet. Melden Sie es? Wo?<br />
- Sie sehen im Einkaufsladen – nicht zum ersten Mal – wie Frau X aus nichtigem Anlass wütend ihr Kleinkind<br />
beschimpft und schlägt. Greifen Sie ein? Wie reagiert Frau X wohl?<br />
- Ihrer jugendlichen Tochter vertraut eine gleichaltrige Mitschülerin an, dass der Grossvater sie sexuell belästige, was<br />
aber niemand erfahren dürfe! Respektieren oder anzeigen?<br />
Jede Situation ist schwierig und anders! Jedes Mal steht man vor ähnlichen Fragen: Darf ich mich einmischen? Halte<br />
ich mich raus? Bin ich verpflichtet zu handeln? Bekomme ich Ärger?<br />
Bei uns wird in der breiten Öffentlichkeit dem Thema «Gewalt gegen Kinder» erst seit etwa 25 Jahren vermehrte<br />
Beachtung geschenkt. Seit 1990 werden Tätlichkeiten gegen Kinder von Amtes wegen verfolgt, seit 1993 gibt es<br />
ein Opferhilfegesetz, 1997 wurden für sexuelle Übergriffe die Verjährungsfristen erhöht. In vielen Kantonen<br />
wurden in den letzten Jahren Kinderschutz-Konzepte entwickelt. ...Und bei uns?<br />
2004:<br />
Im Kanton Basel-Landschaft gibt es noch kein entsprechendes Gesamtkonzept. Im Rahmen der Folgeplanung II der<br />
KPD wurde vom Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienst zum Thema Kinderschutz eine Arbeitsgruppe<br />
zusammengestellt mit Fachleuten aus dem ganzen Kanton. Es wurde ein kantonales Konzept entworfen und bei<br />
der Volkswirtschafts- und Sanitätsdirektion (VSD) eingereicht. Wichtigkeit und Notwendigkeit einer solchen<br />
Struktur wurde vom Regierungsrat erkannt. Unserem Antrag, das Projekt der Justiz-, Polizei- und<br />
Militärdirektion (JPMD) anzugliedern, wurde stattgegeben. Seither hat eine neue Arbeitsgruppe den Vorschlag<br />
aus der KPD-Folgeplanung überarbeitet und zu Handen der JPMD einen revidierten Entwurf vorgelegt. 1904 –<br />
2004 – wie geht es wohl weiter?<br />
Dr. Ronald Rehorek, Oberarzt KJPD
Neuer Gesundheitsberuf<br />
bringt neue Herausforderung<br />
Die Ausbildung in den Gesundheitsberufen war schon oft Veränderungen ausgesetzt. Trotz aller<br />
Bemühungen, die Ausbildung attraktiver zu gestalten, sind die nicht akademischen Berufe des<br />
Gesundheitswesens immer etwas schief in der Bildungslandschaft gestanden. Endlich aber ist<br />
man soweit: Die Gesundheitsberufe können in die allgemeine (neue) Bildungssystematik überführt<br />
werden. Das Fazit lautet: Wir brauchen eine Ausbildung auf der Sekundarstufe 2. Die bisherige<br />
Ausbildung zur dipl. Krankenschwester wird auf der Tertiärstufe angesiedelt. Gleichzeitig<br />
hat man sich auch vom veralteten Namen Krankenschwester getrennt. Die neue Bezeichnung lautet:<br />
«diplomierte Pflegefachfrauen und -männer». Der Beruf zählt künftig als höhere<br />
Fachausbildung.<br />
Rolf Büchl<br />
Schauen wir uns die Ausbildung auf der Sekundarstufe 2 näher an. Der neu geschaffene Beruf heisst<br />
Fachangestellte/r Gesundheit, abgekürzt FAGE. Die Ausbildung dauert drei Jahre und beginnt<br />
nach der obligatorischen Schulzeit. Das System der Ausbildung entspricht allen anderen vom<br />
Bundesamt für Berufsbildung und Technologie (BBT, früher BIGA) geregelten Berufe. Neu ist,<br />
dass die Grundlage dem neuen Berufsbildungsgesetz entspricht, welche alle Berufe in den nächsten<br />
Jahren beeinflussen und auch Reformen auslösen wird.<br />
Für das Gesundheitswesen neu ist das Lehrortsprinzip, das heisst, die Lernenden (Begriff nBBG) werden<br />
vom Lehrbetrieb angestellt und besuchen die Berufsschule an bestimmten Tagen pro Woche.<br />
Parallel dazu ist der Besuch der Berufsmaturität möglich. Ebenfalls finden, wie z.B. in handwerklichen<br />
Berufen, überbetriebliche Kurse statt, die von der Praxis organisiert werden.<br />
Eine der grössten Herausforderungen war es, einen Lehrplan zu erstellen, der den noch sehr jungen<br />
Menschen gerecht wird. Wie können die Lernenden in einen Betrieb im Gesundheitswesen integriert<br />
werden, ohne dass sie schon zu Beginn überfordert sind? Neben der Pflege sind die Bereiche<br />
Hauswirtschaft und Administration Teil der Ausbildung. Diese Fächer sollen vor allem im ersten<br />
Lehrjahr als Basis vermittelt werden. Die Pflege, bei der eine gewisse Reife vorausgesetzt wird, ist<br />
erst im zweiten und dritten Lehrjahr Teil der Ausbildung. Alle Bereiche bieten zum Schluss<br />
zusammen die Grundlage zu einem neuen Beruf.<br />
Das BBT hat den Rahmen vorgegeben. Nun galt es, den Modelllehrgang zu erstellen. Dazu wurden<br />
Personen aus der Praxis, aus allen Lehrbetrieben und aus den verschiedenen Bereichen wie Pflege,<br />
Hauswirtschaft, Küche und Administration mit einbezogen. Im Dezember 2003 konnte dieser<br />
Modelllehrgang den Lehrbetrieben vorgestellt werden. Auch der Rahmen für den schulischen<br />
Unterricht ist abgesteckt und wird jetzt noch mit Inhalten gefüllt. Der Aufbau des schulischen<br />
Unterrichts soll sich ganz der Entwicklung der jungen Lernenden anpassen. Zurzeit werden überbetriebliche<br />
Kurse organisiert.<br />
In allen Lehrbetrieben werden seit November 2003 Lernende selektioniert und Ausbildungsveträge<br />
abgeschlossen. Für den Pilotkurs, der im August 2004 startet, sind primär Schulabgänger zu<br />
berücksichtigen. Dies, weil der Modelllehrgang auf diese Altersgruppe ausgerichtet ist und weil es<br />
gilt, Erfahrungen mit jungen Lehrlingen zu sammeln. Später soll die Ausbildung aber auch für<br />
20<br />
21
ältere Lernende im zweiten Bildungsweg offen stehen. Die Nachfrage nach der neuen Ausbildung ist sehr gross. Erstmals<br />
haben Schulabgänger die Möglichkeit, direkt in eine Ausbildung im Pflegebereich einzusteigen. Sie müssen nicht mehr die<br />
Zeit bis 18 Jahre mit weiterführenden Schulen oder Praktika überbrücken.<br />
Die grösste Herausforderung kommt aber noch. In den Betrieben herrscht noch grosse Unsicherheit darüber, wie die FAGE im<br />
Berufsumfeld positioniert sein wird. Im Langzeitbereich besteht die Gefahr, dass man sie mit den Pflegerinnen FaSRK vergleicht.<br />
Im Akutbereich herrscht gar die Meinung vor, die FAGE könnten gar nicht befriedigend eingesetzt werden. Zudem<br />
wird befürchtet, dass von Arbeitgeberseite her gespart wird, indem anstelle von dipl. Pflegefachkräften «nur» FAGE angestellt<br />
werden.<br />
Diese Befürchtungen sind aber fehl am Platz. Wie bereits ausgeführt war es überfällig, die nicht akademischen<br />
Gesundheitsberufe dem schweizerischen Bildungssystem anzupasssen. Es liegt an uns dies umzusetzen. Wir müssen offen<br />
sein für diese Herausforderung. Wenn man die Entwicklung der Krankenpflege der letzten Jahrzehnte betrachtet wird klar,<br />
dass sie sich vom medizinischen Hilfsberuf zu einem eigenständigen Beruf entwickelt hat. Dieser Beruf hat neue Inhalte<br />
und eine neue Verantwortung bekommen. Wir müssen uns aber auch neu organisieren. Wir brauchen Teams, die aus angelernten<br />
Pflegemitarbeitern/innen und Pflegeassistenten/innen, (deren Ausbildung von einem auf zwei Jahre verlängert<br />
wird), FAGE und Pflegefachleuten bestehen. Zurzeit sind das auch noch Pflegerinnen FaSRK, Pflegende mit den «alten»<br />
Ausbildungen (AKP, PsyKP, etc.), sowie Pflegefachleute mit Diplomniveau I und II. Wir müssen mit diesen gemischten<br />
Teams eine optimale Pflegequalität erreichen. Die dipl. Pflegefachleute werden in Zukunft wohl vor allem für die Planung<br />
der Pflege, für die Anleitung und Ausbildung sowie für die Umsetzung der Qualitätsansprüche zuständig sein. Die<br />
Befürchtung, dass sie schliesslich nur noch administrative Aufgaben haben werden, oder weit weg von Klientinnen und<br />
Klienten sind, scheint mir unbegründet zu sein. Sicher bleibt dies, wie heute schon, wichtiger Teil ihrer Aufgabe. Da die<br />
FAGE aber ebenfalls einen Teil ihrer Ausbildung im administrativen Bereich absolvieren, werden sie die Pflegefachleute<br />
genau hier unterstützen und entlasten. Die Diplomierten müssen die Verantwortung für Planung und Umsetzung der<br />
Pflege übernehmen. Die FAGE übernehmen die Verantwortung für ihre Aufgaben. Sie sind Ausführende in der Pflege, aber<br />
auch für das Umfeld der Patienten/innen und der Bewohner/innen zuständig, mit hoher Handlungskompetenz. Mit andern<br />
Worten: Es braucht eine Kooperation zwischen den verschiedenen Berufsgruppen. Wir haben in Zukunft zwei Berufe im<br />
Pflegebereich, mit klar abgrenzbaren unterschiedlichen Kompetenzniveaus. Wie dies zum Beispiel auch in anderen Ländern<br />
wie Holland seit längerer Zeit erfolgreich umgesetzt wird.<br />
Es steht uns also eine grosse Aufgabe bevor. Es liegt nun an jeder und jedem Einzelnen mitzuhelfen, dass die Pflegeberufe zu<br />
dem werden, was sie schon lange sein müssten: Eigenständige, hochstehende und anspruchsvolle Berufe mit<br />
Berufsangehörigen, die Verantwortung für ihr Handeln übernehmen und bereit sind, sich selber und ihren Beruf immerfort<br />
weiterzuentwickeln.<br />
Rolf Büchl, Stv. Heimleiter und Ausbildungsverantwortlicher Kantonales Altersheim
Menschen mit psychischer Behinderung<br />
brauchen Selbstbestimmung<br />
Vor etwas mehr als einem Jahr nahm ich meine Arbeit als Heimleiterin im Wohnheim Wägwiiser<br />
in Niederdorf auf und war erstaunt, wie wenig Selbstbestimmung und Selbstverantwortung<br />
Menschen mit einer psychischen Behinderung im Heimalltag erfahren konnten. Die<br />
Experten und damit die Bestimmenden waren vorwiegend die Betreuenden, Ärzte und<br />
gesetzliche Vertreterinnen, die das Beste für Bewohner und Bewohnerinnen veranlassten,<br />
für sie den Weg bereiteten und die sowohl für sie wie auch über sie entschieden. Dies ist<br />
zwar immer gut gemeint. Die Betreuerinnen und Betreuer sind immerhin professionell<br />
arbeitende und gut ausgebildete Sozialpädagogen und <strong>Psychiatrie</strong>pflegerinnen.<br />
Erika Hüsler<br />
Was in der Arbeit mit Menschen mit einer geistigen Behinderung schon längere Zeit gelebt wird, nämlich dass<br />
die Expertenfunktion beim Betroffenen liegt, erfreut sich in der <strong>Psychiatrie</strong> zunehmender Beliebtheit.<br />
Begriffe wie «Empowerment» – auf Deutsch etwa «Stärkung der Eigenmacht» bestimmen immer mehr die konzeptionelle<br />
Arbeit der <strong>Psychiatrie</strong>. Was sind die Voraussetzungen, die ein Mensch mit einer psychischen<br />
Behinderung sowie die Mitarbeitenden in einer Institution für die Umsetzung von Selbstbestimmung und<br />
Selbstverantwortung benötigen?<br />
Andreas Knuf und Ulrich Seibert beschreiben in ihrem gemeinsam erschienen Buch: «Selbstbefähigung fördern»<br />
– Empowerment in der psychiatrischen Arbeit – mögliche Ansätze und Wege zur Förderung von<br />
Selbstbestimmung und Selbstverantwortlichkeit.<br />
Daraus möchte ich auf der Strukturebene vier Punkte hervorheben, die mir als wichtig erscheinen:<br />
• Partizipation der Mitarbeitenden bei Entscheidungsprozessen: Wenn die Mitarbeitenden nichts zu sagen<br />
haben, haben die Bewohnerinnen und Bewohner gar nochmals weniger Mitsprache.<br />
• Ein hoher Grad an Information: Wenn die Mitarbeitenden nicht informiert werden, erfahren die Bewohner<br />
und Bewohnerinnen erst recht nichts.<br />
• Würdigung der individuellen und kreativen Fähigkeiten der Mitarbeitenden: Nur wenn die Mitarbeitenden ihr<br />
Können und ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen können, werden auch die Ressourcen der Bewohner entsprechend<br />
wahrgenommen.<br />
• Weniger Hierarchie: Je mehr Hierarchie, desto weiter unten stehen die Bewohnerinnen und Bewohner.<br />
Als wichtigste Voraussetzung erscheint mir jedoch, dass die Unterstützung der Selbstbestimmung und<br />
Selbstverantwortlichkeit von Menschen mit einer psychischen Behinderung eine Haltung ist, nicht bloss<br />
eine Tätigkeit.<br />
Immer noch tun wir uns schwer damit, die Fähigkeiten der Menschen mit einer psychischen Behinderung wahrzunehmen,<br />
zu würdigen und zu fördern. Zu lange war der professionelle Blick ausschliesslich auf die<br />
22<br />
23
Defizite eines Menschen ausgerichtet. Unsere Haltung kann anhand von drei Prinzipien geprüft<br />
werden:<br />
1. «Unsere Bewohnerinnen und Bewohner können nichts!» Hier gibt es keinen Spielraum. Kein Bereich<br />
zur Möglichkeit von Selbstbestimmung. Die Menschen mit einer psychischen Behinderung werden<br />
total fremdbestimmt.<br />
2. «Unsere Bewohnerinnen und Bewohner können Manches.» Spielräume sind vorhanden.<br />
Wahlmöglichkeiten existieren. Die Menschen mit einer psychischen Behinderung werden teilweise<br />
in Entscheidungen ihres Lebens und der Institution miteinbezogen.<br />
3. «Unsere Bewohnerinnen und Bewohner können alles.» Die Fragestellung, was man nicht kann, hat<br />
nicht erste Priorität. Hier werden selbstständige und eigenverantwortliche Entscheidungen zum<br />
Normalfall.<br />
Aus der Sicht der Menschen mit einer psychischen Behinderung und somit der Betroffenen bedeuten<br />
Selbstbestimmung und Selbstverantwortlichkeit oft, die verlorenen Fähigkeiten, Macht bzw. den<br />
Einfluss zurückzugewinnen. Professionelle Arbeit kann diese Prozesse nur fördern und unterstützen,<br />
sie jedoch nicht primär bewirken.<br />
Oft führt die Aktivität der Professionellen zur Passivität der Betroffenen. Professionell Tätigen fällt das<br />
Nichthandeln schwerer als das Handeln. Dabei ermöglicht gerade die professionelle Zurückhaltung,<br />
dass Menschen mit einer psychischen Behinderung ihre Fähigkeiten entdecken und nutzen lernen.<br />
Man hilft den Menschen nicht, wenn man für sie erledigt, was sie selbst tun könnten.<br />
Empowerment-Prozesse lassen sich nicht planen, erst recht nicht von professioneller Seite. Sie verlaufen<br />
weder gradlinig, noch sind sie Erfolgsgeschichten. Ein gangbarer Weg braucht viel Zeit. Gerade bei<br />
schwer beeinträchtigten Menschen vollzieht sich Veränderung in einer anderen Geschwindigkeit als<br />
im Leben der professionell Tätigen. «Professionelle Fertigprodukte» (Keupp 1993) beinhalten immer<br />
die Gefahr, dass sie den Menschen mit einer psychischen Behinderung überfordern und ihn gleichzeitig<br />
daran hindern, die eigenen Ressourcen zu mobilisieren.<br />
Gerade die Bemühungen des Qualitätsmanagements können dazu führen, dass die Eigenzeitlichkeit<br />
(Knuf 2001) der Menschen mit einer psychischen Behinderung und ihre Fähigkeiten zur individuellen<br />
Problemlösung den strukturierten und zeitlich «vorgegebenen» Förderplanungen geopfert werden.<br />
Oft stehen die Professionellen in psychiatrischen Einrichtungen unter Erfolgsdruck. Sie sollen<br />
positive Veränderungen vorweisen, andernfalls wird ihre Arbeit als nicht erfolgreich betrachtet.<br />
Dieser Leistungsdruck und die damit verbundene Ungeduld verhindern Empowerment-Prozesse.<br />
Professionell Tätige lassen sich dann schnell dazu verleiten, positive Veränderungen gemäss eigener<br />
Vorstellung zu planen. Notwendig ist vielmehr grosser Respekt vor der eigenen Zeit der Menschen<br />
mit psychischer Behinderung. Das heisst, dass auf zu sehr strukturierte Förderplanungen und zu eng<br />
gefasste Zeithorizonte zu verzichten ist.<br />
Erika Hüsler, Heimleiterin Wohnheim Wägwiiser
Wer arbeitet, gehört zur Gesellschaft<br />
Die Trägerschaft Kantonale Psychiatrische Dienste (KPD) stellt durch den Bereich «Arbeit und<br />
Beschäftigung» (AuB) psychisch kranken Menschen mit einer Invalidenrente Erwerbsmöglichkeiten<br />
zur Verfügung – verbunden mit beruflicher Förderung. Angestellte mit einer<br />
Behinderung erleben so Integration und individuelle Förderung, erzielen angemessenen Verdienst<br />
und leisten einen nennenswerten Beitrag an die Volkswirtschaft.<br />
Der Bereich «Arbeit und Beschäftigung» stellt ein beruflich breit gefächertes Angebot zur Verfügung,<br />
mit unterschiedlichen Leistungsanforderungen und Teilzeitarbeit. Normalerweise reduziert die<br />
psychische Erkrankung die Leistungsfähigkeit eines Menschen erheblich, und genau dies wird<br />
hier berücksichtigt. Das Personal ist konsequent so wenig wie möglich, aber so viel wie nötig an<br />
der Seite der Angestellten mit Behinderung. Die Betreuung erfolgt in der Arbeitszeit und kümmert<br />
sich darüber hinaus um die Verknüpfung mit anderen Instanzen, welche ihrerseits einen<br />
Beitrag liefern können, die Lebenssituation der Behinderten zu stabilisieren und zu normalisieren.<br />
Trotzdem müssen die uns anvertrauten Menschen gut motiviert sein und sich auf die<br />
Konfrontation mit einer Leistungserfassung und den sich daraus ergebenden Förderungsabsichten<br />
einlassen.<br />
Fabian Bussinger<br />
«Arbeit und Beschäftigung» ist thematisch in zwei Abteilungen organisiert, da die markant unterschiedliche<br />
Erwerbsfähigkeit der Menschen, die einer Erwerbstätigkeit nachgehen, die entsprechende<br />
Strukturierung der betrieblichen Verhältnisse und Betreuungskapazitäten erfordert:<br />
In Werkstätten von AuB erwartet die Angestellten eine begleitete, vielseitig moderierte Leistungsanforderung<br />
durch entsprechend geschultes Fachpersonal. An integrativen Arbeitsplätzen wird<br />
entweder unter gesunden Menschen allein oder in einer kleinen Gruppe Behinderter gearbeitet.<br />
Dabei sind Wechsel der Menschen mit einer Behinderung von einem Arbeitsplatz zum anderen,<br />
bzw. von einer Abteilung zur anderen, durchaus üblich und erwünscht. Oftmals steht dies in<br />
Zusammenhang mit beruflicher Entwicklung oder einer Gesundung/Erkrankung der<br />
Angestellten.<br />
Innerhalb der KPD hat sich in den letzten Jahren der Ansatz, Menschen mit einer IV-Rente in den eigenen<br />
Betrieben der Infrastruktur/Logistik an integrativen Arbeitsplätzen einzusetzen, gefestigt. Die<br />
einmal ins Auge gefassten Tätigkeiten werden in Zusammenarbeit zwischen AuB und dem jeweiligen<br />
Betrieb dahingehend neu gestaltet, dass der Einsatz von Menschen mit einer Behinderung<br />
möglich ist und erst noch die betrieblich notwendige Leistung erbracht wird.<br />
Ich arbeite – also bin ich<br />
Dies gilt in unserer Gesellschaft für Behinderte genauso wie für Nichtbehinderte. Sich und seine<br />
Fähigkeiten einbringen, den Lebensunterhalt selber bestreiten zu können, Abhängigkeiten zu<br />
reduzieren und sich respektiert und nützlich zu fühlen bei sinnvoller Arbeit, die den eigenen<br />
Fähigkeiten und Neigungen entspricht, das sind die wichtigsten Merkmale einer gelungenen<br />
Integration und Ziel aller Beteiligten. AuB lässt dabei das Resultat dieses individuellen Prozess<br />
systematisch auswerten und von externer Seite her prüfen.<br />
24<br />
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Neu bei AuB: Arbeitsplätze im Velodienst und in Kiosk/Mediathek<br />
Mit dem Velodienst der KPD wird Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Kantonalen Psychiatrischen<br />
Klinik, der Logistik, der Externen Psychiatrischen Dienste in Liestal und des Altersheimes ein<br />
schnellerer und bequemerer Wechsel geboten zwischen den durch den Umbau von Haus A<br />
bedingten und an provisorischen Standorten ausgelagerten Pflegabteilungen, Ateliers,<br />
Werkstätten und Büros. Die Velos sind an ausgewählten Standorten platziert und – soweit vorrätig<br />
– jederzeit für Fahrten zwischen den verschiedenen Punkten nutzbar. Das reduziert die Wegzeiten<br />
für die Personalangehörigen deutlich. Die 25 Velos werden durch Mitarbeitende von AuB gewartet<br />
und bei Bedarf repariert, damit sich die Flotte immer in fahrtüchtigem Zustand befindet.<br />
Seit der Neugestaltung und Eröffnung im Dezember 2002 von Kiosk/Mediathek kann AuB Angestellte<br />
vermitteln, die Aufgaben im Kioskbereich und in der Mediathek wahrnehmen. Dies ist ein sehr<br />
vielseitiger und interessanter Arbeitsplatz. Entsprechend gross ist die Nachfrage nach dieser<br />
Arbeitsmöglichkeit.<br />
Trend und geplante Entwicklung bei AuB<br />
Mit der enormen Zunahme der Invalidisierungen aufgrund einer psychischen Erkrankung der letzten<br />
Jahre ist die Nachfrage nach Angeboten, wie sie AuB erbringt, entsprechend gestiegen. Die<br />
Platzzahl, insbesondere in den Betrieben der KPD, wurde mit den vorhandenen Möglichkeiten der<br />
letzten Jahre erweitert. Innerhalb der KPD sind nun jedoch weitere Plätze praktisch fast nicht<br />
mehr vorhanden. Eine Erweiterung muss ausserhalb erfolgen. Erkenntnisse der Folgeplanung II<br />
zum <strong>Psychiatrie</strong>konzept Basel-Landschaft haben zudem fachlich bestätigt, dass der Integration<br />
von Behinderten im freien Arbeitsmarkt, in Unternehmen der Wirtschaft also, grösste Bedeutung<br />
beizumessen ist. Es liegt deshalb für AuB nahe, das in den KPD gelungene Konzept der Integrativen<br />
Arbeitsplätze in Zusammenarbeit mit bereitwilligen Unternehmen auch dort umzusetzen.<br />
Das bisherige Angebot erfährt dadurch eine Ergänzung. Gleichzeitig wird dem Wunsch vieler<br />
Menschen mit Behinderung nach einem Arbeitsplatz in einem normalen Betrieb entsprochen.<br />
Das dazu im Jahre 2003 entwickelte Pilotprojekt Integrative Arbeitsplätze in Unternehmen von AuB<br />
wurde von der Geschäftsleitung KPD gutgeheissen. Im Budget 2004 sind die notwendigen Mittel<br />
bereitgestellt worden. Durch die Planungskommission für die Behindertenbedarfsplanung der<br />
Kantone BS/BL erfolgte der Zuschlag für weitere 15 Arbeitsplätze, mit denen das Pilotprojekt 2004<br />
startet.<br />
AuB erwartet hier eine grosse Herausforderung auf einem weitgehend unbekannten Gebiet. Die<br />
Verantwortlichen hoffen aber mit dem Einbezug aller Kräfte innerhalb der KPD und der<br />
Vernetzung mit wichtigen Akteuren auf diesem Gebiet wie Invalidenversicherungsstelle, KIGA<br />
<strong>Baselland</strong>, Arbeitgeberorganisationen und beispielsweise politischen Interessenvertretungen,<br />
Erfolg zu haben. Dies trotz und gerade wegen der nicht aufmunternden wirtschaftlichen<br />
Entwicklung und dem sich abzeichnenden, noch härter werdenden Verteilkampf in unserer<br />
Gesellschaft. AuB als Teil der KPD will einen Beitrag liefern an die Integration psychisch Kranker<br />
und auch daran, dass ihr volkswirtschaftlicher Beitrag grösser wird.
Zwei Fallbeispiele<br />
Auf unsicherem Terrain<br />
Veronika U., 34-jährig und allein stehend, mit abgeschlossenem Germanistikstudium und verschiedenen<br />
Teilzeit-Anstellungen im sozial-kulturellen Bereich, kann man sich in der Gärtnerei gar nicht<br />
mehr wegdenken, obwohl sie nur ein kleines Pensum von viermal drei Stunden pro Woche da ist.<br />
Sie ist eine geübte und geschickte Arbeitskraft und fällt durch ihr feinfühliges und aufmerksames<br />
Wesen auf. Sie leidet unter einer Angststörung und unter zusätzlichen Störungen des<br />
Selbstwertgefühls und der eigenen Identität. So konnte sie sich zu Beginn kaum vorstellen, den<br />
Arbeitsweg zu bewältigen und brauchte dazu auch tatsächlich Toleranz der Vorgesetzten und der<br />
Arbeitsgruppe, bis es klappte. Wie sehr sie einen täglichen Überlebenskampf führt, der mit<br />
Gefühlen der Lähmung, Abgründen die sich auftun sowie mit Ängsten vor anderen Menschen einhergeht,<br />
wird am Arbeitsplatz kaum bemerkt. Diese drei Stunden kann sie gut «funktionieren».<br />
Entsprechend muss sie Acht geben, wenn sie mit Anforderungen konfrontiert wird, die denjenigen<br />
normaler Angestellter entsprechen und denen sie selber doch auch gerne genügen würde.<br />
Jung und wenig Perspektiven<br />
Franz K., 24-jährig, allein stehend und ohne Berufsabschluss, arbeitet schon zum vierten Mal bei AuB,<br />
diesmal in der Malerei. Er leidet seit etwa sechs Jahren an wiederkehrenden psychotischen Krisen,<br />
die es ihm weder erlaubten, seine Matur abzuschliessen, noch einer anderen Ausbildung nachzugehen.<br />
Man nimmt an, dass seine Krankheit durch Cannabiskonsum ausgelöst wurde. Auf<br />
Anraten der behandelnden Ärzte reduzierte er zwar immer mal wieder den Drogenkonsum, gab<br />
ihn jedoch nie völlig auf. Zu den Medikamenten, welche seine Behandlung begleiteten, hat er stets<br />
ein kritisches Verhältnis beibehalten, oftmals nahm er sie abrupt nicht mehr ein. Als Arbeitskraft<br />
bei AuB – er hat schon im Tierpark, in Ausrüstung und Versand sowie in der Küche gearbeitet –<br />
ist er als leistungsbereiter, sorgfältiger und liebevoller Mitarbeiter aufgefallen. Vorgesetzte schätzten<br />
immer auch seinen Humor und die offene Art. Seine Entschlüsse, die Anstellung abzubrechen<br />
waren immer Folge einer erneuten Erkrankung. Er litt unter der Vorstellung, mit der eingeschränkten<br />
Leistungsfähigkeit nur noch allen zur Last zu fallen. Die Arbeit bei AuB befriedigt ihn<br />
zwar, er wünscht sich aber nichts sehnlicher als Gesundheit, eine Ausbildung und Arbeitsstelle<br />
wie ganz normale Leute. Verunsichert durch seine Krankheit erscheint ihm dies aber momentan<br />
total unerreichbar zu sein.<br />
Fabian Bussinger, Leiter Arbeit und Beschäftigung<br />
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28 29
Namen und Funktionen<br />
Volkswirtschafts- und Sanitätsdirektion<br />
Vorsteher<br />
Regierungsrat Erich Straumann<br />
Spitalkonferenz<br />
Vorsitz<br />
Erich Straumann, Regierungsrat *<br />
Mitglieder<br />
Rosmarie Furrer, Generalsekretärin VSD *<br />
Mario Bianchetti, Dr. med.,<br />
Ärztlicher Leiter Kantonsspital Laufen **<br />
Theodor Cahn, Dr. med.,<br />
Ärztlicher Leiter KPD **<br />
Hans Kaufmann,<br />
Spitalverwalter Kantonsspital Bruderholz *<br />
Rudolf Mohler,<br />
Spitalverwalter Kantonsspital Laufen *<br />
Beat Ritter, Dr. med.,<br />
Ärztlicher Leiter Kantonsspital Bruderholz **<br />
Heinz Schneider,<br />
Spitalverwalter Kantonsspital Liestal *<br />
Hans-Peter Ulmann, Verwalter KPD *<br />
Werner Zimmerli, Prof. Dr. med.,<br />
Ärztlicher Leiter Kantonsspital Liestal **<br />
* monatlich ** quartalsweise<br />
Geschäftsleitung Kantonale Psychiatrische Dienste<br />
Hans-Peter Ulmann, Verwalter KPD (Vorsitz)<br />
Theodor Cahn, Dr. med., Ärztlicher Leiter KPD<br />
Ursula Wüthrich, Stellvertreterin Verwalter, Leiterin Logistik<br />
Paul Bächtold, Leiter Pflegedienst KPK<br />
Peter Frei, Leiter Ressort Wohnen und Arbeiten<br />
Ressort Verwaltung<br />
Logistik<br />
Ursula Wüthrich, Leiterin Logistik,<br />
Stellvertreterin Verwalter KPD<br />
Finanzen & Controlling<br />
Nicole Lumsden, Leiterin<br />
Personaldienst<br />
Irene Pia Hirzel, Leiterin<br />
Informatik<br />
Felix Rudin, Leiter<br />
Qualitätsmanagement<br />
André Gyr, Leiter<br />
Ressort <strong>Psychiatrie</strong><br />
Kantonale Psychiatrische Klinik<br />
Theodor Cahn, Dr. med., Chefarzt,<br />
Ärztlicher Leiter KPD<br />
Paul Bächtold, Leiter Pflegedienst<br />
Externe Psychiatrische Dienste<br />
Jakob Bösch, PD Dr. med., Chefarzt<br />
Kinder- und Jugendpsychiatrischer Dienst<br />
Emanuel Isler, Dr. med., Chefarzt<br />
Drogenberatung <strong>Baselland</strong><br />
Urs Hafner, Dr. med., Leitender Arzt<br />
Leitung Kantonale Psychiatrische Dienste<br />
Verwalter KPD (Dienststellenleiter)<br />
Hans-Peter Ulmann<br />
Ärztlicher Leiter<br />
Theodor Cahn, Dr. med.<br />
Ressort Wohnen und Arbeiten<br />
Wohnheime<br />
Peter Frei, Bereichsleiter Wohnheime,<br />
Leiter Ressort Wohnen und Arbeiten<br />
Kantonales Altersheim Liestal<br />
Heini Wernli, Heimleiter<br />
Arbeit und Beschäftigung<br />
Fabian Bussinger, Leiter<br />
Betriebskommission<br />
Philipp Meyer, Präsident
Jahresabschluss und Statistiken 2003<br />
Verzeichnis der Tabellen<br />
Zum Geschäftsjahr 2003 31<br />
Aufwand- und Ertragsrechnung (KPD inkl. KAL) 36<br />
Aufwand, Ertrag und Staatsbeitrag 1999 bis 2003 (KPD inkl. KAL) 37<br />
Patienten stationär (KPK) 38<br />
Austritte (KPK) 39<br />
Pflegetage (KPK) 39<br />
Dauer der stationären Behandlung (KPK) 40<br />
Aufwand, Ertrag und Staatsbeitrag 1999 bis 2003 pro Klinikaustritt (KPK) 40<br />
Aufwand pro Pflegetag und durchschnittliche Aufenthaltsdauer (KPK) 41<br />
Aufwand, Ertrag und Staatsbeitrag 1999 bis 2003 pro Pflegetag (KPK) 41<br />
Ambulante Dienste (KPD) 42<br />
Kantonales Altersheim 42<br />
Personalbestand 1999 bis 2003 (KPD) 43<br />
Anzahl besetzte Stellen nach Bereichen 1999 bis 2003 (KPD) 43<br />
Anzahl besetzte Stellen nach Bereichen 2003 in Prozenten (KPD) 43<br />
Zum Geschäftsjahr 2003<br />
Betriebsrechnung<br />
Mit einer eigentlichen Ziellandung konnte der budgetierte Aufwand von 77,4 Mio. Franken eingehalten<br />
werden (0,03% Abweichung). Der budgetierte Staatsbeitrag der Kantonalen<br />
Psychiatrischen Dienste (KPD) wurde allerdings um 3,25% überschritten. Dies, weil die erwarteten<br />
und somit budgetierten Mehrerträge in der Kantonalen Psychiatrischen Klinik (KPK) und im<br />
Kantonalen Altersheim Liestal (KAL) nicht erreicht werden konnten. Eine Überschreitung des<br />
Staatsbeitrags der KPD war seit 1992 nie vorgekommen. Gegenüber dem Vorjahr hat der<br />
Staatsbeitrag der KPD um 3,88% zugenommen. Diese Steigerung wurde hauptsächlich im<br />
Zusammenhang mit der Schaffung der fünften Akutabteilung in der KPK notwendig.<br />
Das finanzielle Resultat 2003 der KPK ist geprägt durch 796'098 Franken Mehrerträge gegenüber<br />
der Rechnung 2002, und 671'764 Franken Mindererträgen gegenüber dem Budget. Die 1'305<br />
Austritte bedeuten eine geringe Zunahme gegenüber dem Vorjahr (plus 1,56%). Dem Anstieg um<br />
65 Austritten im Akutbereich stand eine Abnahme um 43 im Rehabilitationsbereich gegenüber.<br />
Im Altersbereich blieben die Austritte relativ stabil.<br />
Die Anzahl der Pflegetage blieb mit 68'595 insgesamt auf Vorjahresniveau (68'806). Im Akutbereich<br />
haben die Pflegetage aufgrund der höheren Anzahl an Patienten leicht zugenommen. Im<br />
Rehabilitationsbereich ist trotz einem markanten Rückgang der Anzahl Patienten eine minimale<br />
Steigerung bei den Pflegetagen festzustellen, bedingt durch längere Aufenthaltsdauer. Im<br />
Altersbereich ist dank kürzerer Aufenthaltsdauer trotz stabilen Patientenzahlen ein Rückgang<br />
der Pflegetage zu verzeichnen. Im 2003 wurde bei den Eintritten der Aufwärtstrend der früheren<br />
Jahre gebrochen.<br />
30<br />
31
Der budgetierte Personalaufwand der KPD musste aufgrund der jeweils beim Kanton zentral budgetierten<br />
Teuerung sowie infolge von Langzeitabsenzen um insgesamt 374'535 Franken überschritten<br />
werden. Die Abweichung gegenüber der Rechnung 2002 ergibt sich vorwiegend aus der<br />
Schaffung der 5. Akutstation.<br />
Der budgetierte Sachaufwand konnte unterschritten und dadurch der Mehraufwand beim Personal<br />
kompensiert werden.<br />
Neue Geschäftsleitung<br />
Am 21. Mai 2003 hat der Vorsteher der Volkswirtschafts- und Sanitätsdirektion Basel-Landschaft die<br />
neue Geschäftsordnung der KPD genehmigt. Sie stützt sich auf die Dienstordnung der kantonalen<br />
Krankenhäuser <strong>Baselland</strong>. Als wesentliche Neuerung für die KPD gilt die Einsetzung einer<br />
Geschäftsleitung auf oberster Stufe. Dadurch wird die sehr einfache Führungsstruktur der KPD<br />
um ein zusätzliches Gremium verbreitert und merklich besser abgestützt. Aufgaben,<br />
Verantwortung und Kompetenzen der obersten Führungs- und Koordinationsorgane der KPD<br />
sind klar definiert und geregelt worden.<br />
Folgeplanung II zum <strong>Psychiatrie</strong>konzept BL<br />
Der Regierungsrat hat im August den Schlussbericht «Folgeplanung II zum <strong>Psychiatrie</strong>konzept<br />
Basel-Landschaft» der Planungskommission genehmigt, die hohe Qualität des Berichts gelobt<br />
und dem Landrat überwiesen. Die Volkswirtschafts- und Gesundheitskommission (VGK) des<br />
Landrates hat vom Regierungsratsbericht zur Folgeplanung II mit 11 zu 1 Stimme zustimmend<br />
zur Kenntnis genommen. Als Rahmenplan wurde die Vorlage schliesslich am 27. November auch<br />
vom Landrat zustimmend zur Kenntnis genommen. Der Bericht wurde als Veröffentlichung des<br />
Kantonsverlags herausgegeben. Die einzelnen Vorschläge aus dem Bericht werden nun im Detail<br />
geplant und den zuständigen Instanzen zur Genehmigung unterbreitet.<br />
Kulturwerte<br />
Das obere Kader der KPD führte in der ersten Jahreshälfte das Projekt «Kulturwerte KPD» durch. Es<br />
handelt sich um allgemeine Prinzipien zu den Werten und Formen des internen Umgangs des<br />
KPD-Kaders. Die inhaltliche Arbeit an diesem Projekt geschah in zwei Retraiten der<br />
Leitungskader und erwies sich als sehr fruchtbar.<br />
TARMED<br />
Ab 1.1.2004 tritt der neue Arzttarif TARMED in Kraft. Damit gilt in der ganzen Schweiz derselbe Tarif<br />
für ärztliche Leistungen; die Anzahl Taxpunkte pro Leistung sind in jedem Kanton identisch.<br />
Dies gilt für ambulante Behandlungen, nicht aber für die stationäre Spitalbehandlung und die<br />
Zusatzversicherungen.<br />
Die KPD waren per 1.1.2004 gut vorbereitet, um die verrechenbaren Leistungen mit dem neuen TAR-<br />
MED-System abrechnen zu können.<br />
Taxverhandlungen und deren Resultate<br />
Die Verhandlungen mit Santésuisse um die Festlegung der Höhe unseres Taxpunktwertes für die<br />
Verrechnung der ambulanten Leistungen nach dem neuen Tarif TARMED wurden hart geführt.<br />
Sie waren eingebettet in die Gesamtverhandlungen für alle BL-Spitäler. Das Verhandlungsergebnis<br />
von 42,42% der anrechenbaren Kosten ist um 4% tiefer als bei den letzten Verhandlungen<br />
der KPD in den Jahren 02/03, was nicht zu begeistern vermag. Das Resultat wird nicht
ohne Auswirkungen auf das Rechnungsjahr 2004 bleiben.<br />
Taxen 2004 bis 60. Tag CHF 285 ab 61. Tag CHF 189<br />
Taxen 2005 bis 60. Tag CHF 300 ab 61. Tag CHF 200<br />
Das Verhandlungsresultat für den TARMED-Taxpunktwert von 94 Rappen ist wesentlich zufriedenstellender<br />
für die KPD.<br />
Stellenplananalyse KPK<br />
Die Leitung KPD hat in Absprache mit der Volkswirtschafts- und Sanitätsdirektion die Firma Keller<br />
Unternehmensberatung AG beauftragt, den Stellenplan für die einzelnen Fachbereiche Pflege<br />
und ärztlich-therapeutische Dienste (Assistenzärzte, Oberärzte, Psychologen, Ergo- und<br />
Aktivierungstherapie, Sozialdienst, Physiotherapie) der Kantonalen Psychiatrischen Klinik und<br />
des Kantonalen Altersheims zu analysieren. Als Kriterien kamen die Systeme PsychPV<br />
(<strong>Psychiatrie</strong>-Personalverordnung, Deutschland) und LEP (Leistungserfassung Pflege) zur<br />
Anwendung. Die Analyse bestätigte die Richtigkeit unseres Personalbestandes weitgehend.<br />
Heroin gestützte Behandlung (HeGeBe)<br />
Das Pilotprojekt Heroin gestützte Behandlung von schwerstsüchtigen Patientinnen und Patienten<br />
wurde im Jahre 2003 im bisherigen Rahmen mit 15 Plätzen weitergeführt und hat sich als sinnvolle<br />
Massnahme erwiesen. Das Container-Provisorium konnte dank dem Entgegenkommen der<br />
Gemeinde Reinach bis auf weiteres verlängert werden.<br />
Integriertes Qualitätsmanagement (IQM)<br />
Mitte November 2003 konnte das gut dreijährige Projekt für den Aufbau eines die KPD umfassenden<br />
integrierten Qualitätsmanagementsystems abgeschlossen werden. Damit verfügen die KPD über<br />
ein Führungsinstrument, in welchem einheitliche Vorgaben zentral verfügbar sind und eine laufende<br />
Optimierung der Leistungen aller Bereiche unterstützt wird.<br />
Die bereits früher durchgeführte Erhebung der Patient/innen-Zufriedenheit wurde ab Dezember<br />
2003 im stationären Bereich als ganzjährige Befragung in die Abläufe der Klinik integriert. Die<br />
Ergebnisse dieser Befragung bieten einen wichtigen Einblick in die subjektive Bewertung der<br />
Zufriedenheit durch unsere Patientinnen und Patienten. Sie werden in Zukunft regelmässig ausgewertet<br />
und in den Behandlungs- und Pflegeprozess einbezogen.<br />
Anfang 2003 erhielten wir die Ergebnisse unserer Ende 2002 durchgeführten Mitarbeiter/innen-<br />
Befragung. Den Führungsverantwortlichen wurde darauf die Aufgabe übertragen, ihre<br />
Mitarbeiter/innen über die Ergebnisse zu informieren, eine Ergebnisbeurteilung durchzuführen<br />
und wo nötig Massnahmen einzuleiten, für welche zusammen mit der Patient/innen-Befragung<br />
ein zentrales Controlling aufgebaut wird.<br />
32 33
Kunsttherapie-Projekte<br />
Das im Vorjahr begonnene Projekt «Buntes Haus» der Ausgestaltung einer leer stehenden Station im<br />
alten Haus A wurde mit grosser Dynamik weitergeführt, bis es vor Umbaubeginn das vorgesehene<br />
Ende fand. Die grosse Nachfrage nach einer Weiterführung dieses Projekts führte dazu,<br />
dass wir für eine befristete Zeit einen Raum in einer alten Aussenstation für weitere kunsttherapeutische<br />
Projekte, unter dem Namen «Villa 51», aktivieren konnten.<br />
Kunst in der <strong>Psychiatrie</strong><br />
Von Juni bis Oktober konnte im Rahmen des Zyklus «Kunst in der <strong>Psychiatrie</strong>» ein Abbild des<br />
Kunsttherapie-Projekts «Buntes Haus» in Form einer Ausstellung im Verwaltungstrakt geschaffen<br />
werden. Die Ausstellung fand in der Öffentlichkeit grossen Anklang.<br />
Im Oktober fand die Vernissage der Ausstellung «Bunten & Bleichen» der renommierten Künstler<br />
Anselm Stalder und Max Matter statt. Die Ausstellung dauert noch bis zum 26. März 2004.<br />
Symposium<br />
Am 6. November fand in der Klinik ein Symposium zum Thema «Die therapeutische Haltung in der<br />
psychiatrischen Versorgung» zu Ehren des 60. Geburtstages des Chefarztes statt. Der hervorragend<br />
organisierte Anlass war gut besucht und fand ein ausgezeichnetes Echo.<br />
Tag der offenen Tür in der Tagesklinik Münchenstein<br />
Auf Einladung der Leitung der Tagesklinik Münchenstein wurde am 7. August in Anwesenheit von<br />
Landratspräsident Hanspeter Ryser und weiterer Vertreter aus Politik und Gesundheitswesen das<br />
5-Jahres-Jubiläum der Niederlassung der Externen Psychiatrischen Dienste in Münchenstein<br />
gefeiert und die Angebote einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt.<br />
Intranet<br />
Die KPD haben im Februar das Medium Intranet für die interne Kommunikation ergänzend zu den<br />
bisherigen Instrumenten eingeführt. Damit erhalten die Mitarbeitenden und ganze Bereiche<br />
eine weitere, schnelle Möglichkeit, sich über Aktivitäten und relevante Informationen zu orientieren.<br />
Erneute Auszeichnung Gärtnerei<br />
Die naturnahe Gartengestaltung unseres Klinikareals ist von der Stiftung Natur & Wirtschaft im Juli<br />
mit dem Qualitätslabel «Naturpark» erneut ausgezeichnet worden. Erstmals zertifiziert wurde<br />
unsere Gärtnerei im Jahre 1999.<br />
Ressourcenmanagement<br />
Im Mai konnten den regionalen Medien die Ergebnisse unseres Projekts «optimiertes Ressourcenmanagement»<br />
zur Abfallvermeidung und Ressourcenschonung in der KPK präsentiert werden.<br />
Bauliche und technische Massnahmen sowie grössere Anschaffungen<br />
Büros im Zwischengeschoss der Klinik Haus B<br />
Um den chronischen Mangel an Büroräumen zu beheben wurden in der Ostseite der<br />
Aufenthaltszone des Zwischengeschosses Büros eingebaut. Dies wurde möglich dank unkomplizierter,<br />
spontaner Übernahme der Umbaukosten durch das Hochbauamt. Mit den neuen
Büroräumen konnte für die Seelsorge und den Sozialdienst an zentralem Ort eine dauerhafte<br />
Lösung gefunden werden.<br />
Umbau Büro Technik/Sicherheit<br />
Ebenfalls dank Übernahme der Umbaukosten durch das Hochbauamt konnten die Büros des<br />
Bereichs Technik/Sicherheit im 1. Untergeschoss des Hauses B umgebaut und erweitert werden.<br />
Nun sind wieder alle Mitarbeitenden von Technik/Sicherheit in gemeinsamen Büroräumlichkeiten<br />
untergebracht, was bedeutende Vorteile in den Arbeitsabläufen und bezüglich Informationsfluss<br />
brachte.<br />
Start Sanierung Haus A und Bezug Vollprovisorien<br />
Nach einer Planungszeit von insgesamt sechs Jahren erfolgte Anfang Juli der Beginn des<br />
Bauprojektes Sanierung Haus A. Bereits im April zogen die Produktionsateliers Arbeit und<br />
Beschäftigung ins Provisorium im Schildareal. Ende Juni zügelten die letzten Abteilungen und<br />
Ateliers in die Provisorien Martin Birmann-Spital (MBS) und Goldbrunnen. Seitens<br />
Technik/Sicherheit und Reinigungsdienst war ein grosser Arbeitseinsatz nötig, um die bescheidenen<br />
Räumlichkeiten im MBS in Zusammenarbeit mit dem Hochbauamt und den Architekten<br />
auf die Bedürfnisse der beiden Abteilungen A1 und A2 anzupassen und zum Bezug bereit zu stellen.<br />
Spatenstich für Baubeginn Büro- und Werkstattgebäude Haus C<br />
Die offizielle Feier des Spatenstichs fand am 22. August statt. Die Bauarbeiten gehen nach Plan voran<br />
und das Gebäude wird im September 2004 bezugsbereit sein.<br />
Erweiterung Ateliers Akut im Haus B<br />
Die Ateliers im 1. Untergeschoss des Hauses B wurden um einen Raum ergänzt, so dass nun vier<br />
Ateliers für die vier Akutabteilungen im Haus B zur Verfügung stehen. Aufgrund der damit verbundenen<br />
Raumrochaden waren auch Umbauarbeiten und eine Neuorganisation diverser<br />
Abläufe in der Wäscheversorgung notwendig.<br />
Neuer Standort Kinder- und Jugendpsychiatrischer Dienst (KJPD) und Drogenberatung <strong>Baselland</strong><br />
(DBL) in Laufen<br />
Ende 2002 konnten die neuen Büroräumlichkeiten in Laufen gemietet und Anfang 2003 auf die<br />
Bedürfnisse von KJPD und DBL angepasst werden. Die neuen Büroräumlichkeiten sind vom<br />
öffentlichen Verkehr gut erschlossen und in wenigen Gehminuten vom Bahnhof Laufen aus<br />
erreichbar.<br />
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Kantonale Psychiatrische Dienste insgesamt (inkl. Kantonales Altersheim)<br />
Aufwand-Ertrags-Rechnung 2003<br />
Aufwand<br />
Franken<br />
Personalaufwand Ärzte und andere Akademiker 8 539 062<br />
Pflegepersonal im Pflegebereich 22 266 187<br />
Personal anderer med. Fachbereiche 8 491 939<br />
Verwaltungspersonal 4 421 975<br />
Hotellerie-, Transport- und Hausdienstpersonal 7 303 691<br />
Personal technischer Betriebe 1 148 135<br />
Inkonvenienzen 1 682 445<br />
Sozialleistungen 7 896 713<br />
Arzthonorare 272 438<br />
Personalnebenkosten 770 000<br />
Total 62 792 585<br />
Sachaufwand Medizinischer Bedarf 1 782 114<br />
Lebensmittel 3 610 890<br />
Haushaltaufwand 1 018 047<br />
Unterhalt und Reparaturen Immobilien und Mobilien 2 170 109<br />
Aufwand für Anlagennutzung 1 895 250<br />
Energie und Wasser 859 756<br />
Zinsaufwand auf Umlaufvermögen –<br />
Büro- und Verwaltungsaufwand 1 423 335<br />
Entsorgung 66 723<br />
Übriger Sachaufwand 1 736 537<br />
Total 14 562 761<br />
Total Aufwand 77 355 346<br />
Ertrag<br />
Franken<br />
Umsatzerlöse Pflegetaxen 29 012 261<br />
Subtotal 29 012 261<br />
Arzthonorare 931 318<br />
Medizinische Nebenleistungen 565 958<br />
Spezialinstitute 1 601 879<br />
Poli-, Tages- und Nachtkliniken 4 977 917<br />
Übrige Erträge aus Leistungen an Patienten 3 655 417<br />
Total 40 744 750<br />
Sonstige Erträge Miet- und Kapitalzinsen 370 534<br />
Erlöse aus Leistungen an Personal und Dritte 2 436 431<br />
Total 2 806 965<br />
Beiträge und Subventionen von Kantonen (ohne Staatsbeitrag) 1 880 577<br />
von Gemeinden (ohne Staatsbeitrag) –<br />
von Bund (IV-Beiträge, ohne Staatsbeitrag) 3 225 000<br />
Total 5 105 577<br />
Staatsbeitrag 28 698 054<br />
Total Ertrag 77 355 346
Kantonale Psychiatrische Dienste insgesamt (inkl. Kantonales Altersheim)<br />
Entwicklung von Aufwand, Ertrag und Staatsbeitrag 2003<br />
1999 2000 2001 2002 2003<br />
Aufwand in Mio. Franken 61,758 65,213 69,037 73,876 77,355<br />
Personalkosten in Mio. Franken 49,021 51,030 55,587 59,075 62,792<br />
Sachkosten in Mio. Franken 12,737 14,183 13,450 14,801 14,563<br />
Ertrag in Mio. Franken 39,563 42,490 44,551 46,250 48,657<br />
Staatsbeitrag in Mio. Franken 22,195 22,723 24,486 27,626 28,698<br />
Aufwand<br />
in Mio. Franken<br />
78<br />
76<br />
74<br />
72<br />
70<br />
68<br />
66<br />
64<br />
62<br />
60<br />
58<br />
56<br />
54<br />
52<br />
50<br />
48<br />
46<br />
44<br />
42<br />
40<br />
Ertrag<br />
38<br />
36<br />
34<br />
32<br />
30<br />
28<br />
26<br />
24<br />
22<br />
20<br />
Staatsbeitrag<br />
1999 2000 2001 2002 2003<br />
36 37
Kantonale Psychiatrische Klinik<br />
Patienten stationär 2003<br />
Ø Aufent-<br />
Ø Betten-<br />
Klinik- haltsdauer Betriebene belegung<br />
austritte in Tagen Pflegetage Betten 1 in %<br />
Akutpsychiatrie 1 044 31,7 33 097 96,00 94,5<br />
Langzeit/Rehabilitation 70 231,9 16 231 50,00 88,9<br />
Abteilung für Essstörungen 20 94,1 1 882 5,00 103,1<br />
Gerontopsychiatrie 171 101,7 17 385 55,00 86,6<br />
Klinik Total 1 305 52,6 68 595 206,00 91,2<br />
davon:<br />
1. Klasse 18 33,7 606<br />
2. Klasse 73 30,9 2 254<br />
3. Klasse 1 214 54,1 65 735<br />
Total 2003 1 305 52,6 68 595 206,00 91,2<br />
Total 2002 1 285 53,6 68 806 194,91 96,7<br />
Total 2001 1 181 60,0 70 821 191,67 101,2<br />
Total 2000 1 120 61,5 68 916 189,25 99,5<br />
Total 1999 1 064 62,0 65 941 193,66 93,3<br />
1 Ab 1.1.1999: Durchschnittlich betriebene Betten auf das ganze Jahr aufgerechnet.
Kantonale Psychiatrische Klinik<br />
Austritte<br />
1 064<br />
1 120<br />
1 181<br />
1 285<br />
1 305<br />
1 400<br />
1 300<br />
1 200<br />
1 100<br />
1 000<br />
900<br />
1999 2000 2001 2002 2003<br />
Pflegetage<br />
65 941<br />
68 916<br />
70 821<br />
68 806<br />
68 595<br />
71 000<br />
70 500<br />
70 000<br />
69 500<br />
69 000<br />
68 500<br />
68 000<br />
67 500<br />
67 000<br />
66 500<br />
66 000<br />
65 500<br />
65 000<br />
1999 2000 2001 2002 2003<br />
38<br />
39
Kantonale Psychiatrische Klinik<br />
Dauer der stationären Behandlung aller ausgetretenen Patientinnen und Patienten 2003<br />
in %<br />
0 bis 30 Tage 62,9<br />
31 bis 60 Tage 17,6<br />
61 bis 90 Tage 7,5<br />
über 90 Tage 12,0<br />
Total Patienten/Patientinnen 2003: 1 305<br />
Dauer der<br />
stationären Behandlung<br />
62,9%<br />
17,6%<br />
7,5%<br />
12,0%<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
0–30 Tage 31–60 Tage 61–90 Tage über 90 Tage<br />
Entwicklung von Aufwand, Ertrag und Staatsbeitrag pro Klinikaustritt 2003<br />
1999 2000 2001 2002 2003<br />
Klinikaustritte 1 064 1 120 1 181 1 285 1 305<br />
Aufwand pro Klinikaustritt in Franken 30 873.3 30 660.0 30 869.6 30 984.0 31 910.7<br />
Personalkosten pro Klinikaustritt in Franken 23 851.3 23 481.3 24 239.0 24 167.2 25 454.9<br />
Sachaufwand pro Klinikaustritt in Franken 7 022.0 7 178.7 6 630.6 6 816.8 6 455.8<br />
Ertrag pro Klinikaustritt in Franken 16 961.4 17 803.1 17 538.6 16 261.6 16 622.4<br />
Staatsbeitrag pro Klinikaustritt in Franken 13 911.9 12 856.9 13 331.0 14 722.4 15 288.3
Kantonale Psychiatrische Klinik<br />
Gegenüberstellung von Aufwand pro Pflegetag und der durchschnittlichen Aufenthaltsdauer 2003<br />
498.2<br />
498.3<br />
514.8<br />
578.6<br />
607.1<br />
Franken pro Pflegetag<br />
610<br />
600<br />
590<br />
580<br />
570<br />
560<br />
550<br />
540<br />
530<br />
520<br />
510<br />
500<br />
490<br />
1999 2000 2001 2002 2003<br />
Durchschnittliche<br />
Aufenthaltsdauer in Tagen<br />
62,0<br />
61,5<br />
60,0<br />
53,6<br />
52,6<br />
85<br />
80<br />
75<br />
70<br />
65<br />
60<br />
55<br />
50<br />
45<br />
1999 2000 2001 2002 2003<br />
Entwicklung von Aufwand, Ertrag und Staatsbeitrag pro Pflegetag 2003<br />
1999 2000 2001 2002 2003<br />
Durchschn. Aufenthaltsdauer in Tagen 62,0 61,5 60,0 53,6 52,6<br />
Aufwand pro Pflegetag in Franken 498.2 498.3 514.8 578.6 607.1<br />
Personalkosten pro Pflegetag in Franken 384.9 381.6 404.2 451.3 484.3<br />
Sachkosten pro Pflegetag in Franken 113.3 116.7 110.6 127.3 122.8<br />
Ertrag pro Pflegetag in Franken 273.7 289.3 292.5 303.7 316.2<br />
Staatsbeitrag pro Pflegetag in Franken 224.5 209.0 222.3 274.9 290.9<br />
40<br />
41
Kantonale Psychiatrische Dienste<br />
Patienten Ambulante Dienste 2003<br />
Fälle Total<br />
Externe Psychiatrische Dienste 2 918<br />
Kinder- und Jugendpsych. Dienst 1 648<br />
Drogenberatung <strong>Baselland</strong> 1 080<br />
Total 2003 5 646<br />
Total 2002 5 725<br />
Total 2001 * 2 520<br />
Total 2000 5 589<br />
Total 1999 5 105<br />
* exkl. Externe Psychiatrische Dienste BL<br />
Kantonales Altersheim 2003<br />
2003 2002<br />
Bettenbestand 100 102<br />
Pflegetage total in Tagen 36 032 36 591<br />
Durchschnittliche Bettenbelegung in % 98,72 98,28<br />
Staatsbeitrag pro Pflegetag in Franken 7.39 24.61<br />
Kosten pro Pflegetag in Franken 328.29 305.51<br />
Ertrag pro Pflegetag in Franken 320.90 280.90<br />
Staatsbeitrag in % 2,25 8,05
Kantonale Psychiatrische Dienste insgesamt (inkl. Kantonales Altersheim)<br />
Entwicklung Personalbestand 2003<br />
1999 2000 2001 2002 2003<br />
Durchschnittliche Anzahl besetzte Stellen 520 532 562 591 624<br />
davon Beschützende Arbeitsplätze 27 26 29 31 33<br />
davon in Ausbildung 64 65 64 65 71<br />
Anzahl Beschäftigte am 31.12. 689 735 779 840 832<br />
davon Beschützende Arbeitsplätze 50 52 55 60 57<br />
davon in Ausbildung 73 75 77 86 84<br />
Personalfluktuationsrate 1 12,9 17,7 16,7 18,4 13,6<br />
1 Inkl. Assistenzärzte, jedoch ohne Auszubildende<br />
und Praktikanten<br />
Alle Zahlen exkl. Schülerinnen und Schüler der Berufsschule für Pflege<br />
Durchschnittliche Anzahl besetzte Stellen nach Bereichen 2003<br />
1999 2000 2001 2002 2003<br />
Ärztlicher Dienst 78 87 93 97 102<br />
Pflegepersonal im Pflegebereich 216 219 232 246 263<br />
Personal medizinische Fachbereiche 55 58 61 64 69<br />
Verwaltung 28 30 32 35 35<br />
Logistik 143 137 144 149 155<br />
Total 1 520 532 562 591 624<br />
1 Inkl. Auszubildende und Beschützende Arbeitsplätze, aber<br />
exkl. Schülerinnen und Schüler der Berufsschule für Pflege<br />
(Bewilligte Zusatzstellen Budget 2002/2003:<br />
+ 36,0 zuzüglich 5,75 Ausbildung)<br />
Ärztlicher Dienst 16%<br />
Durchschnittliche Anzahl besetzte Stellen<br />
nach Bereichen in Prozenten 2003<br />
Logistik 25%<br />
Verwaltung 6%<br />
Personal medizinische<br />
Fachbereiche 11%<br />
Pflegepersonal im<br />
Pflegebereich 42%<br />
Definition<br />
Ärztlicher Dienst (Ärztinnen und Ärzte einschliesslich<br />
Psychologinnen und Psychologen)<br />
Das Pflegepersonal im Pflegebereich beinhaltet das<br />
Pflegepersonal im Pflegebereich inkl. Kaderpositionen mit<br />
ausschliesslicher Leitungsfunktion.<br />
Das Personal medizinische Fachbereiche umfasst alle<br />
Angestellten der therapeutischen Dienste sowie die med.<br />
Sekretariate, den Sozialdienst usw.<br />
Die Verwaltung enthält die Leitung inkl. Sekretariat,<br />
Finanzen und Controlling, Personaldienst, Informatik,<br />
Telefonzentrale/Empfang, Post usw.<br />
Die Logistik umfasst alle Beschäftigten der Küche,<br />
die Wäscherei, Haus- und Transportdienst, Techn. Dienst,<br />
Gärtnerei, Tierpark usw.<br />
42<br />
43
Zu den Bildern<br />
Die Bilder in diesem Geschäftsbericht stammen aus der Ausstellung «Buntes Haus» in den Gängen des<br />
Verwaltungstrakts in Liestal.<br />
«Buntes Haus» – ein gestalterisches Projekt in der dritten Dimension<br />
Vor der Sanierung stand das alte <strong>Psychiatrie</strong>gebäude (Haus A) während längerer Zeit praktisch leer, so dass Dr.<br />
Theodor Cahn im Winter 2002 der Kunsttherapie den Auftrag gab, diesen besonderen Freiraum sinnvoll<br />
zu nutzen.<br />
Christoph Braendle<br />
Wir liessen uns nicht lange bitten und führten vom Juni 2002 bis Mai 2003 mit Patientinnen und Patienten in einer leer stehenden,<br />
grossen, alten Klinikabteilung ein umfangreiches kunsttherapeutisches Projekt durch. Es trug den Titel «Buntes Haus» und<br />
ermöglichte Äusserungen eines überaus bunten Lebens. Die Beteiligten haben bemerkenswerte kreative Kräfte mobilisieren können.<br />
Nach und nach wurden die Räume mit Farbe, Pinsel und anderen Werkzeugen förmlich in Besitz genommen, bemalt (oft mit<br />
einer Leitfarbe), mit Figuren gefüllt und gestaltet. Insgesamt führte dies zu einer Fülle von ausdrucksvollen Werken und<br />
Raumgestaltungen.<br />
Das Projekt wurde in verschiedenen Zeitungen und im Lokalfernsehen publik gemacht.<br />
Das Ende des Projektes nahte aber mit dem Beginn der Umbau-Arbeiten in der betreffenden Abteilung.<br />
Eigentlich ungeplant erhielten wir im Sommer 2003 zufällig die Möglichkeit, im Auftrag der Verwaltung die Werke im<br />
Verwaltungstrakt der KPD als öffentliche Ausstellung zu installieren. Zusammen mit den Patientinnen und Patienten vom<br />
«Bunten Haus» und unter der Mithilfe vom Kunstmaler Bruno Gasser entstand das Projekt «Ausstellungsgestaltung». Uns war<br />
bewusst, dass sich das räumliche Erleben vom «Bunten Haus» nicht einfach in die Gänge transferieren liess. Wir haben deshalb<br />
versucht, das Wesentliche zu extrahieren und dennoch Buntheit und Werkstattcharakter des «Bunten Hauses» beizubehalten.<br />
So haben wir die Türen ausgehängt und in den Gängen wieder aufgestellt. Die Räume tauchten auf diese Weise symbolisch in der<br />
Ausstellung wieder auf: der Unterwasserraum, das Waldzimmer, der Kitschraum, das Blumenzimmer, der schwarze Raum und<br />
der weisse Raum. Dazwischen belebten eingerahmte Einzelarbeiten die Ausstellung und machten sie zu einer bunten Sammlung<br />
gestalterischer Ideen, in der man beim Betrachten immer wieder neue Details entdecken konnte.<br />
Die Ausstellung ging im Herbst 2003 zu Ende. Sie wartet darauf, im Herbst 2004 nochmals an einem anderen Ort der Öffentlichkeit<br />
zugänglich gemacht zu werden.<br />
Christoph Braendle, Kunsttherapeut KPK<br />
Kunst ist mein Orchester<br />
Wo dem Menschen Worte fehlen, spricht die Kunst. Malen und Gestalten schaffen den Zugang zum Menschen fast spielend, durch<br />
eine unerwartete Hintertür. «Kunst wäscht den Staub des Alltags von der Seele», schrieb Pablo Picasso einmal. Kunsttherapie ist<br />
Hilfe zur Selbsthilfe. Hinter Farben und Formen, die nach eigenem Empfinden dirigiert werden, verbirgt sich ein ganzes<br />
Orchester, das man in den Griff bekommen möchte. Immer wieder, immer mehr, immer besser. Kunst und <strong>Psychiatrie</strong> verbindet<br />
deshalb eine enge Freundschaft.