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16 - Umwelt & NGO<br />

Tschernobyl - Wie kam es<br />

zum Super-Gau?<br />

Das fatale Experiment<br />

Bereits am 25. April 1986 sollte im 4. Block ein Experiment<br />

stattfin<strong>de</strong>n, bei <strong>de</strong>m überprüft wer<strong>de</strong>n sollte, ob die Turbinen<br />

bei einem kompletten Stromausfall im Kraftwerk<br />

noch genügend Strom liefern können, um die Notkühlung<br />

<strong>de</strong>s Reaktors zu gewährleisten. Um das Experiment unter<br />

realistischen Bedingungen stattfin<strong>de</strong>n zu lassen, wur<strong>de</strong><br />

das Notprogramm „Havarieschutz“ abgeschaltet, in <strong>de</strong>m<br />

alle wichtigen Sicherheitseinrichtungen wie die Notkühlung<br />

und das Einfahren <strong>de</strong>r Bremsstäbe zusammengefaßt<br />

sind. Doch <strong>de</strong>r Beginn <strong>de</strong>s Experiments wur<strong>de</strong> verschoben,<br />

so dass die unvorbereitete Nachtschicht <strong>de</strong>s 26. April die<br />

Durchführung eines Experiments übernahm, <strong>de</strong>ssen Versuchsanordnung<br />

<strong>de</strong>n Reaktor praktisch schutzlos gemacht<br />

hatte.<br />

Der Unfall<br />

Durch einen Bedienungsfehler <strong>de</strong>s unerfahrenen Reaktoroperators<br />

Leonid Toptunow fiel kurz vor Beginn <strong>de</strong>s Experiments<br />

die Reaktorleistung stark ab. Um sie wie<strong>de</strong>r anzuheben,<br />

entfernten die Operatoren Bremsstäbe (mit <strong>de</strong>nen<br />

die atomare Kettenreaktion kontrolliert wer<strong>de</strong>n kann)<br />

und unterschritten dabei die zulässige Minimalgrenze von<br />

28 Stäben. Damit war <strong>de</strong>r Reaktor noch schwerer zu beherrschen<br />

und in einem gefährlichen Sicherheitszustand.<br />

Dennoch befahl <strong>de</strong>r Stellvertreten<strong>de</strong> Chefingenieur <strong>de</strong>s<br />

Kraftwerks, Anatolij Djatlow, <strong>de</strong>n Beginn <strong>de</strong>s Experiments.<br />

Dabei schalteten die Operatoren zu viele Kühlpumpen zu,<br />

so dass <strong>de</strong>r mit wenig Leistung arbeiten<strong>de</strong> Reaktor das<br />

ihn umfließen<strong>de</strong> Wasser nicht mehr verdampfen konnte.<br />

Das Wasser begann aufzukochen, und erste hydraulische<br />

Schläge waren zu hören. Akimow, <strong>de</strong>r Schichtleiter, und<br />

Toptunow wollten <strong>de</strong>n Test abbrechen, doch Djatlow trieb<br />

sie weiter an. Dabei sprach er die historischen Worte:<br />

„Noch ein, zwei Minuten, und alles ist vorbei! Etwas beweglicher,<br />

meine Herren!“ Es war 1.22:30 Uhr.<br />

Als die Bedienungsmannschaft nun <strong>de</strong>n Strom abschaltete<br />

und nur die Auslaufenergie <strong>de</strong>r Turbine die Wasserpumpen<br />

antrieb, wur<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>r weniger Kühlwasser durch <strong>de</strong>n Reaktorkern<br />

gepumpt. Das Wasser wur<strong>de</strong> heißer, erreichte aber<br />

nur die Sie<strong>de</strong>temperatur. Da <strong>de</strong>r Reaktor nur bei verdampfen<strong>de</strong>m<br />

Kühlwasser ausreichend gekühlt wer<strong>de</strong>n kann,<br />

begann seine Leistung anzusteigen. Es war 1.23:04 Uhr.<br />

Spätestens an dieser Stelle wäre <strong>de</strong>r Havarieschutz komplett<br />

angelaufen und hätte die Katastrophe verhin<strong>de</strong>rt,<br />

aber er war ja abgeschaltet. Als Akimow <strong>de</strong>n sprunghaften<br />

Leistungsanstieg im Reaktor bemerkte, löste er um 1.23:40<br />

Uhr <strong>de</strong>n Havarieschutz manuell aus. Sofort wur<strong>de</strong>n alle<br />

Bremsstäbe, die sich nicht in <strong>de</strong>r aktiven Zone befan<strong>de</strong>n,<br />

eingefahren (über 200 Stück!). Doch genau an diesem<br />

Punkt entblößte <strong>de</strong>r RBMK-Reaktor seinen gravierendsten<br />

Konstruktionsfehler: Die Einfahrgeschwindigkeit <strong>de</strong>r<br />

Bemsstäbe ist viel zu niedrig, <strong>de</strong>utlich langsamer als in<br />

westlichen Kernkraftwerken. Außer<strong>de</strong>m befin<strong>de</strong>n sich an<br />

<strong>de</strong>r unteren Spitze <strong>de</strong>r Bremsstäbe Graphitköpfe, welche<br />

die Kettenreaktion nur noch beschleunigen. Das Einfahren<br />

<strong>de</strong>r Bremsstäbe soll die Kettenreaktion aber stoppen. Auf<br />

diesem Konzept beruht <strong>de</strong>r Sicherheitsmechanismus je<strong>de</strong>s<br />

Kernkraftwerks. Der Konstruktionsfehler <strong>de</strong>s RBMK führte<br />

aber genau zum Gegenteil. Da die Graphitspitzen zuerst<br />

eingeführt wur<strong>de</strong>n, erhöhte sich die Leistung für einen<br />

Moment sprungartig - <strong>de</strong>r letzte Schub, <strong>de</strong>r „To<strong>de</strong>sstoß“<br />

für <strong>de</strong>n außer Kontrolle geratenen Reaktor. Ein simpler<br />

Vergleich drängt sich auf: man fährt mit <strong>de</strong>m Auto auf<br />

einer abfallen<strong>de</strong>n Gebirgsstraße und muß plötzlich eine<br />

Vollbremsung vornehmen. Beim Tritt auf die Bremse beschleunigt<br />

<strong>de</strong>r Wagen jedoch...<br />

Fatalerweise hatten sich durch die ungeheure Hitze im Reaktorkern<br />

auch noch die Kanäle <strong>de</strong>r Bremsstäbe verformt, und<br />

die Bremsstäbe verklemmten sich unwi<strong>de</strong>rruflich. Es waren<br />

beinahe nur die reaktionsbeschleunigen<strong>de</strong>n Graphitköpfe<br />

im Reaktor. Die Katastrophe war nicht mehr zu verhin<strong>de</strong>rn.<br />

In <strong>de</strong>r aktiven Zone begann eine chemische Reaktion zwischen<br />

<strong>de</strong>m Zirkonium, das die mitllerweile geborstenen<br />

Brennstoffkammern umhüllt, und <strong>de</strong>m Dampf. Es bil<strong>de</strong>ten<br />

sich Wasserstoff und Sauerstoff - Knallgas!<br />

Um 1.23:58 Uhr zerriß eine mächtige Knallgasexplosion <strong>de</strong>n<br />

Reaktor und alles, was ihn umgab. Ein großer Teil <strong>de</strong>s radioaktiven<br />

Reaktorinhalts wur<strong>de</strong> nach draußen geschleu<strong>de</strong>rt.<br />

Glühen<strong>de</strong> Teile entzün<strong>de</strong>ten die Teerdachpappe <strong>de</strong>r Dächer<br />

<strong>de</strong>s Maschinenhauses und <strong>de</strong>s benachbarten 3. Blocks.<br />

Nur <strong>de</strong>r hel<strong>de</strong>nhafte Einsatz von Feuerwehrleuten und<br />

Kraftwerksmitarbeitern verhin<strong>de</strong>rte in dieser Nacht eine<br />

noch größere Katastrophe.<br />

Bei <strong>de</strong>r Explosion wur<strong>de</strong>n zwei Männer durch herabstürzen<strong>de</strong><br />

Trümmer erschlagen. In <strong>de</strong>n Wochen nach<br />

<strong>de</strong>r Katastrophe starben noch weitere 30 Menschen. Sie<br />

erlagen <strong>de</strong>r gewaltigen Strahlung, <strong>de</strong>r sie bei ihren Rettungsarbeiten<br />

ausgesetzt waren. Unter ihnen sind Feuerwehrleute,<br />

die Operatoren Akimow und Toptunow sowie<br />

Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Betriebspersonals <strong>de</strong>s Kraftwerks.<br />

In <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Monaten kamen sogeannte „Liquidatoren“<br />

nach Tschernobyl (Soldaten, Stu<strong>de</strong>nten und „Freiwillige“),<br />

die das Kraftwerk <strong>de</strong>kontaminierten, weitere<br />

Gefahrenquellen eliminierten und schließlich <strong>de</strong>n Sarkophag<br />

umbauten, <strong>de</strong>r heute <strong>de</strong>n explodierten 4. Block umschließt.<br />

Die Zahlenangaben zu <strong>de</strong>n eingesetzten Personen<br />

schwanken zwischen 600.000 und 1,2 Millionen Menschen.<br />

Ebenso schwer ist eine (vorläufige) Opferbilanz zu ziehen,<br />

da nur sehr wenige Liquidatoren <strong>de</strong>r akuten Strahlenkrankheit<br />

erlagen. Vielmehr sind die meisten To<strong>de</strong>sfälle<br />

auf die Spätfolgen <strong>de</strong>r Verstrahlung zurückzuführen,<br />

zum Beispiel auf Krebserkrankungen, Immunschwäche-<br />

Krankheiten (sogenanntes „Tschernobyl-Aids“), Herz-<br />

Kreislauf-Erkrankungen und Depressionen (Selbstmord).<br />

Je nach Standpunkt <strong>de</strong>r Betrachter schwanken heute die<br />

Zahlen über alle Tschernobyl-Opfer zwischen 10.000 und<br />

über 250.000! Genau wird man es nie herausfin<strong>de</strong>n. Zumal<br />

in ganz Europa, vor allem in <strong>de</strong>n am meisten betroffenen<br />

Gebieten in Weißrußland und <strong>de</strong>r Ukraine, noch heute<br />

„Unbeteiligte“ an <strong>de</strong>n Folgeschä<strong>de</strong>n von Tschernobyl sterben.<br />

Vor allem die Krebs- und Kin<strong>de</strong>rsterblichkeitsraten<br />

steigen, in <strong>de</strong>n stark verstrahlten Gebieten sogar explosionsartig.<br />

Der medizinische Zustand <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r, die auf verstrahlten<br />

Bö<strong>de</strong>n aufwachsen, ist erschreckend. Und diese<br />

Folgen wer<strong>de</strong>n sich nicht auf die heutigen Generationen<br />

beschränken.<br />

Tschernobyl ist vielmehr eine Katastrophe, die niemals<br />

en<strong>de</strong>t. (www.reyl.<strong>de</strong>)<br />

Zwischen Wirtschaft und Politik<br />

PR-Manager Hunzinger steht wegen Falschaussage vor Gericht<br />

Der PR-Manager Moritz Hunzinger muss sich seit <strong>de</strong>m<br />

08.03.06 wegen <strong>de</strong>s Vorwurfs <strong>de</strong>r uneidlichen Falschaussage<br />

vor <strong>de</strong>m Amtsgericht Stuttgart verantworten. Der Unternehmer<br />

soll als Zeuge im FlowTex-Untersuchungsausschuss <strong>de</strong>s<br />

Stuttgarter Landtags die Unwahrheit gesagt haben. Die so genannte<br />

Umfrage-Affäre hatte im Sommer 2004 zum Rücktritt<br />

<strong>de</strong>s damaligen ba<strong>de</strong>n-württembergischen Wirtschaftsministers<br />

Walter Döring (FDP) geführt.<br />

Hunzinger hatte sich bei einer Sitzung <strong>de</strong>s FlowTex-Untersuchungsausschusses<br />

im ba<strong>de</strong>n-württembergischen Landtag<br />

geweigert, die Namen von zwei Abgeordneten <strong>de</strong>r SPD und<br />

<strong>de</strong>r CDU preiszugeben, die ihm geheime Protokolle <strong>de</strong>s Untersuchungsausschusses<br />

zugeleitet haben sollen. Zugleich<br />

sagte er aus, die Protokolle seien bei einer Durchsuchungsaktion<br />

im vergangenen Sommer in seiner Wohnung gewesen,<br />

aber von <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft nicht beschlagnahmt wor<strong>de</strong>n.<br />

Die Ermittlungsbehör<strong>de</strong> hielt Hunzinger Angaben „zum<br />

Verbleib <strong>de</strong>r Protokolle“ für falsch.<br />

Hunzinger sorgt wegen seiner engen Verbindungen zu Wirtschaft<br />

und Politik immer wie<strong>de</strong>r für Schlagzeilen. Im Jahr<br />

2002 entließ <strong>de</strong>r damalige Bun<strong>de</strong>skanzler Gerhard Schrö<strong>de</strong>r<br />

Verteidigungsminister Rudolf Scharping. Die Hunziger PR<br />

GmbH hatte 140.000 Mark auf Scharpings Konto gezahlt.<br />

Hunzingers großzügige PR-Hilfe für <strong>de</strong>n Minister soll nach<br />

Recherchen <strong>de</strong>s „Stern“ auch im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r<br />

angestrebten Lieferung von U-Booten nach Ägypten stehen.<br />

Scharping soll noch im selben Monat bei einem Besuch mit<br />

<strong>de</strong>r ägyptischen Regierung darüber gesprochen haben.<br />

Dem hessischen Ministerpräsi<strong>de</strong>nten Roland Koch (CDU)<br />

wur<strong>de</strong> im Juli 2002 vorgeworfen, 200.000 Mark für ein Buch<br />

von Hunzinger entgegengenommen zu haben. Koch bestritt<br />

dies.<br />

2005 wur<strong>de</strong> beispielsweise bekannt, dass <strong>de</strong>r ehemalige Bun<strong>de</strong>saußenminister<br />

Josef Fischer im September 1998 noch als<br />

Grünen-Fraktionschef eine Re<strong>de</strong> vor Wirtschaftsführern in<br />

Frankfurt am Main über „grüne Politik“ gehalten hat. Nach<br />

Aussage von Hunzinger ist dafür ein Honorar von 19.999<br />

Mark geflossen. Auch <strong>de</strong>r Grünen-Politiker Cem Öz<strong>de</strong>mir<br />

geriet in die Kritik, weil er von Hunzinger einen Kredit über<br />

80.000 Mark erhalten hatte.<br />

Aus einer Aufstellung Hunzingers ging laut „Wirtschaftswoche“<br />

hervor, dass dieser zwischen 1990 und 1999 genau<br />

1.057.200 Mark an Parteien gespen<strong>de</strong>t hatte. Der Parteienkritiker<br />

Hans Herbert von Arnim for<strong>de</strong>rt immer wie<strong>de</strong>r<br />

schärfere Gesetze gegen die Bestechung von Abgeordneten,<br />

so dass die Staatsanwaltschaft ermitteln kann. Nach <strong>de</strong>m<br />

heutigen Recht könnten Abgeordnete ganz legal bestochen<br />

wer<strong>de</strong>n, hatte Arnim im Juli 2002 gesagt. Das bestehen<strong>de</strong><br />

Strafgesetz sei viel zu eng. „Keiner muss hier in <strong>de</strong>r Praxis<br />

Strafen fürchten“, so <strong>de</strong>r Professor für Öffentliches Recht an<br />

<strong>de</strong>r Hochschule Speyer. (ngo-online/dh)<br />

Darf´s etwas mehr sein?<br />

EU genehmigt neue Verpackungsgrößen<br />

Ob Waschmittel, Zahnpasta o<strong>de</strong>r Kaffee - kaum jemand<br />

weiß, dass alle Verpackungsgrößen seit über 30 Jahren<br />

EU-weit geregelt sind. Doch diese Zeit geht zu En<strong>de</strong>. Das<br />

Europäische Parlament hat im Februar in letzter Lesung<br />

die Liberalisierung bei <strong>de</strong>n Verpackungsgrößen beschlossen.<br />

Damit können schon seit März Produkte aller Art in<br />

kleineren o<strong>de</strong>r größeren Verpackungen im Regal stehen.<br />

Ausgenommen sind folgen<strong>de</strong> Produkte: Wein, Spirituosen,<br />

Röstkaffee, Zucker, Trockenteigwaren, Reis, Butter<br />

und Milch.<br />

Der Verbraucher muss also aufpassen, ob er zum gleichen<br />

Preis vielleicht etwas weniger o<strong>de</strong>r mehr bekommt. Die<br />

EU begrün<strong>de</strong>t die Liberalisierung damit, dass <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong><br />

ja <strong>de</strong>nnoch die Preise vergleichen kann, da an <strong>de</strong>n Regalen<br />

die Kosten je Liter bzw. Kilogramm aufgeführt sein<br />

müssen.(europa-digital/dh)

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