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Aus <strong>de</strong>r Reihe:<br />

Mario Nette <strong>de</strong>ckt auf…<br />

Ein Bericht aus <strong>de</strong>r Cottbuser Unterwelt<br />

1. April 1927<br />

Wie mir durch meine hervorragen<strong>de</strong>n Kontakte zur örtlichen<br />

Polizei bekannt wur<strong>de</strong>, kam es im letzten Monat<br />

zu einer spektakulären Verhaftung eines berüchtigten<br />

Schwarzbrenners. Der Zufall spielte mir Teile <strong>de</strong>s Vernehmungsprotokolls<br />

zu…<br />

Brave Bürger, seid entsetzt! Ein ganzes Netz aus Prostitution,<br />

illegalem Glücksspiel und Alkoholausschank unterwan<strong>de</strong>rt<br />

die Moral unserer sauberen Stadt!<br />

Inkognito schleuste ich mich selbst alias Jimmi, die Wanze<br />

ins Milieu.<br />

Im Focus meiner Enthüllungen: das “Casa Nostra”, ein<br />

zwielichtiger Club in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>s Chinesenviertels. Der<br />

Zutritt erwies sich als wahre Herausfor<strong>de</strong>rung an meine<br />

journalistische Spürnase, <strong>de</strong>nn er wird nur Mitglie<strong>de</strong>rn<br />

gestattet, die ihrerseits neue Gäste empfehlen. Nur sie<br />

kennen die Parole. Aber ich wäre nicht Mario Nette, wenn<br />

ich nicht Mario Nette wäre und so gelang es mir einen<br />

Blick in diese Schlangengrube zu werfen.<br />

Laute Musik… Gemurmel… Gelächter… und dicke Umschläge,<br />

die über Tische ihren Besitzer wechselten…<br />

Im hinteren Teil <strong>de</strong>s von Zigarrenqualm vernebelten<br />

Raumes erblickte ich Musiker, die an Klavier und Cello ihren<br />

Künsten nachgingen. Erst beim zweiten Hinhören bemerkte<br />

ich die zweifelhaften Inhalte, die die Sängerin mit<br />

verrauchter Stimme in das Mikrofon hauchte, ebenso wie<br />

ihr noch zweifelhafteres Kleid, das in äußerst verruchter<br />

Weise ihr Knie enthüllte. Dieser Tatsache widmeten die<br />

anwesen<strong>de</strong>n Männer ein wohlwollen<strong>de</strong>s Lächeln.<br />

Junge Frauen tanzten, vom Alkohol berauscht, ausgelassen<br />

Charleston und juchzten vor Freu<strong>de</strong>.<br />

Einige sehr gut geklei<strong>de</strong>te dafür aber umso finsterer<br />

dreinschauen<strong>de</strong> Herren verschwan<strong>de</strong>n, nach kurzem Gespräch<br />

mit einem hoch gewachsenen, breitschultrigem<br />

Leibwächter, im Keller.<br />

Ich befand mich gera<strong>de</strong> an <strong>de</strong>r Bar, was für meine Tarnung<br />

unerlässlich war, und trank meinen zweiten “Keep-cool”,<br />

als plötzlich die quietschen<strong>de</strong> Tür aufsprang und eine<br />

Hand voll Männer durch <strong>de</strong>n Saal, am Leibwächter vorbei,<br />

in <strong>de</strong>n Keller stürmten. Schreie… Gepolter… dann fielen<br />

Schüsse. Die Musiker und Gäste gingen hinter Tischen<br />

und Stühlen in Deckung. Ich starrte erschrocken in ebenso<br />

erschrockene Gesichter, als <strong>de</strong>r Lärm verstummte.<br />

In <strong>de</strong>r Stille hörte man Schritte die Treppe hinaufkommen.<br />

Es war Carlo, <strong>de</strong>r Stecher. Mit erschrecken<strong>de</strong>r Nüchternheit<br />

erklärte er: “Frankie Lackschuh ist tot.” Dem<br />

dann einsetzen<strong>de</strong>n Gemurmel entnahm ich, wer Lackschuh<br />

war - <strong>de</strong>r Boss vom vierten Bezirk- und dass es sich<br />

bei <strong>de</strong>n Angreifern vermutlich um die Zwei-Finger-Gang<br />

han<strong>de</strong>lte. Jetzt wür<strong>de</strong> man für vier Wochen trauern. Und<br />

dann, am 22. <strong>de</strong>s Monats wer<strong>de</strong>n sich Gangsterbosse und<br />

ihr Gefolge aus <strong>de</strong>m ganzen Land im “Casa Nostra” treffen,<br />

um einen Nachfolger zu bestimmen.<br />

Es könnte je<strong>de</strong>r sein.<br />

Bücherfrühling in Cottbus<br />

Fast könnte man meinen, nach <strong>de</strong>m langen Winter<br />

wären die Bücherfrühlingsaktivitäten im April beson<strong>de</strong>rs<br />

naturfreundlich – gewissermaßen zum Frühlingserwachen<br />

- o<strong>de</strong>r auch nicht.<br />

Denn er klingt martialisch, <strong>de</strong>r Titel <strong>de</strong>s Buches von<br />

Michael Belker: „Der Hühnermord zu Trebatsch o<strong>de</strong>r<br />

Das Ludwig-Leichardt-Melker-Abitur.“ Ludwig Leichhardt<br />

zog von Trebatsch aus, Australien zu erforschen<br />

und Michael Becker zog es nach Trebatsch, um<br />

das Melken zu erlernen. O<strong>de</strong>r auch nicht.<br />

Eigentlich wollte er das Abitur machen, zusätzlich<br />

gewissermaßen. O<strong>de</strong>r war alles an<strong>de</strong>rs? Man wird es<br />

erfahren bei seiner Lesung am 3.4.06 in <strong>de</strong>r Kammerbühne<br />

<strong>de</strong>s Staatstheaters.<br />

„Vitamine sind die Guten“ sagen Udo Tiffert und Nils<br />

Heinrich, wenn sie am 5.4.06 nagelneue Texte und<br />

Lieblingslie<strong>de</strong>r vorstellen. Frühlingserwachen, Fitness<br />

durch Vitamine? - O<strong>de</strong>r auch nicht.<br />

Es empfiehlt sich hellwach zu sein an diesem Abend.<br />

„Natürlich! Cottbus“ heißt es am 20.4., wenn Schüler<br />

und Lehrer <strong>de</strong>s Heine Gymnasiums ihren überarbeiteten<br />

und ganz beson<strong>de</strong>ren Stadtführer vorstellen.<br />

Die bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Kunst ist oft <strong>de</strong>r Literatur nah.<br />

Die Literatur ist <strong>de</strong>sgleichen und oft nahe bei <strong>de</strong>r bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Kunst. Dies ist beson<strong>de</strong>rs nachhaltig, wenn<br />

Künstler ihre Bil<strong>de</strong>r in einem Buch zeigen, wo Autoren<br />

Geschichten erzählen o<strong>de</strong>r Gedichte aufschrieben,<br />

wie Steve Sabor. Diese glückliche Allianz in <strong>de</strong>m<br />

Buch verspricht einen außergewöhnlichen Abend.<br />

Denn die Gedichte wer<strong>de</strong>n von Musikern „umrahmt“<br />

und auf <strong>de</strong>r Galerie wer<strong>de</strong>n die Bil<strong>de</strong>r von Mona Höke,<br />

Chris Hinze und Hans Scheuerecker präsentiert. Am<br />

25.4.06 um 18.00 Uhr: „Rot glüht <strong>de</strong>r Himmel Rot“.<br />

Immer fällt <strong>de</strong>n Menschen, wenn sie von <strong>de</strong>r Autorin<br />

Ruth Kraft hören, <strong>de</strong>r Titel „Insel ohne Leuchtfeuer“<br />

ein. Aber – die Autorin hat viele an<strong>de</strong>re Bücher geschrieben<br />

und vieles erlebt, das <strong>de</strong>s Berichtens wert<br />

ist – in einem „Leben von <strong>de</strong>r Pike auf“. Die Begegnung<br />

mit Ruth Kraft fin<strong>de</strong>t am 26.4.06 um 17.00 Uhr<br />

statt. (pm/dh)<br />

Was ist <strong>de</strong>r Stadt Cottbus ihre Jugend-Kultur<br />

wert?<br />

Cottbus – Kultur und Radio 1<br />

Die Cottbuser Kulturschaffen<strong>de</strong>n trafen sich am Donnerstag<br />

<strong>de</strong>n 19. März in <strong>de</strong>r Brasserie <strong>de</strong>r BTU. Grund<br />

<strong>de</strong>r Veranstaltung war eine Einladung <strong>de</strong>r Radio<br />

1 Mo<strong>de</strong>ratoren Jan Vesper und Axilia Salnik zu <strong>de</strong>r<br />

Frage: „Was ist <strong>de</strong>r Stadt Cottbus ihre Jugend-Kultur<br />

wert?“ und das gera<strong>de</strong> im 850. Jubeljahr. Neben <strong>de</strong>n<br />

bekannten Gesichtern aus Muggefug e.V., Blattwerke<br />

e.V. und Junge Initiative Cottbus e.V. waren auch allerhand<br />

Vertreter <strong>de</strong>r Cottbuser Medien, <strong>de</strong>r BTU und<br />

FHL sowie <strong>de</strong>s Ordnungs- und Kulturamtes zu gegen.<br />

Der Abend ist durchaus als gelungen zu bewerten<br />

da einmal sachlich die Frage nach bürokratischen<br />

und politischen Entwicklungshemmnissen gestellt<br />

wur<strong>de</strong>. Jedoch konnte die begleiten<strong>de</strong> Frage: „Wie<br />

hoch die Beteiligung <strong>de</strong>r Jugend an <strong>de</strong>r Festgestaltung<br />

sei?“ nur unzureichend beantwortet wer<strong>de</strong>n.<br />

Die BTU trumpft mit ihrem Sommerfest. Ansonsten<br />

halten sich die alternativen Kulturkräfte stark zurück.<br />

Als tröstlicher Jugend<strong>kultur</strong>anteil <strong>de</strong>s Abends<br />

wur<strong>de</strong> die Gruppe TAK vorgestellt die mit ihrem Hit<br />

„Großstadtfeuer“ die Hörer von Radio 1 zum Lächeln<br />

animierte. Marianne Zittlau<br />

„Ort <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>en“<br />

IKMZ am 26. April<br />

Cottbus & Kultur - <br />

Das Informations-, Kommunikations- und Medienzentrum<br />

<strong>de</strong>r BTU gehört zu <strong>de</strong>n 365 Orten im<br />

„Land <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>en“ im Rahmen einer Kampagne zur<br />

Fußball-WM. Am 26. April, am Welttag <strong>de</strong>s geistigen<br />

Eigentums, ist das IKMZ mit einem Symposium zum<br />

Thema „Geistiges Eigentum und Urheberrecht in<br />

<strong>de</strong>r europäischen Wissensgesellschaft“ <strong>de</strong>r „Ort <strong>de</strong>r<br />

I<strong>de</strong>en“. www.land-<strong>de</strong>r-i<strong>de</strong>en.<strong>de</strong> (pm)<br />

Zur Beerdigung Jurij Brezans<br />

Etwa 350 Menschen versammelten sich gegen 16.00<br />

Uhr auf <strong>de</strong>m Friedhof von Crostwitz.<br />

Der Pfarrer spricht, Repräsentaten sorbischer Organisationen<br />

kommen zu Wort, auch tschechisch ist am<br />

Grab zu hören. Die Trauergemein<strong>de</strong> singt sorbische<br />

Lie<strong>de</strong>r, Repräsentanten <strong>de</strong>utscher Politik halten sich<br />

zurück - es ist ein Trauertag eines kleinen slawischen<br />

Volkes.<br />

In <strong>de</strong>r Kirche das Requiem.<br />

Der Pfarrer dringt mit seinen Worten in die Herzen<br />

<strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>. Ich habe die Gewissheit durch ihn<br />

spricht die Seele <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> zu mir. Er spricht klar<br />

und beschwört die Auferstehung von <strong>de</strong>n Toten, wie<br />

auch die Kraft <strong>de</strong>r Gemeinschaft.<br />

Es scheint das sorbische Volk kennt seinen Zwist untereinan<strong>de</strong>r<br />

und doch ist <strong>de</strong>r Geist zu schwach Einigkeit<br />

zu leben.<br />

„Und haltet zusammen“ mit diesem Zitat aus Brezans<br />

Buch – „Der Tod <strong>de</strong>s Vaters“ - ist die Gemein<strong>de</strong> eins.<br />

Man bereut die Feindseeligkeiten, will zusammen<br />

halten. Es ist ein erheben<strong>de</strong>s Gefühl <strong>de</strong>n Glanzstreif<br />

von Vollkommenheit für einen Moment zu erleben,<br />

zu spüren, dass es keine Illusion sein muss.<br />

Die Gemein<strong>de</strong> stimmt zum Gesang an und die Kraft<br />

<strong>de</strong>r Gemeinschaft erfüllt <strong>de</strong>n Raum, durchdringt je<strong>de</strong>n<br />

Einzelnen. Jurij Brezan ist tot - das Volk singt zusammen<br />

und weiß, dass es eigentlich auch zusammen<br />

gehört.<br />

Ralf Röhr

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