Friedenslesung 2011 - kultur-kalender.info
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Kultur<strong>kalender</strong><br />
Porträt<br />
33<br />
der Kontakt zur „Spätlese, dem Magazin für aufgeweckte Seniorinnen und<br />
Senioren“, wie es auf der Internetseite www.magazin-spaetlese.net heißt. Hier<br />
konnte sich der aktive Rentner so richtig einbringen.<br />
Heute ist Rudolf Winterfeldt Vorsteher der sechsköpfigen Sonder-<br />
Sozialkommission und verantwortlich für die literarischen Beiträge im Magazin.<br />
Es sind lesenswerte Texte, die aus dem Leben gegriffen sind und persönliche<br />
Hintergründe haben, manchmal sind sie ernst, manchmal humorvoll, wie die<br />
Betrachtungen zum Internationalen Frauentag unter dem Titel „Sind Frauen<br />
anders als Männer?“<br />
„Geschichten, Reiseberichte und vielfältige Informationen werden hier dem<br />
Leser nahe gebracht. Das Magazin erscheint seit 2008 aus Kostengründen<br />
nur noch online. Alle Arbeit daran wird ehrenamtlich erbracht“, sagt Rudolf<br />
Winterfeldt nicht ohne Stolz.<br />
Bücher lesen und Geschichten schreiben, das macht er noch immer<br />
gern, und er hat nicht aufgehört zu lernen. Regelmäßig besucht er den<br />
Seniorenschreibzirkel von Herrn Helmut Fielko in Hellersdorf. Hier hat er das<br />
Schreibhandwerk erlernt. Im Laufe der Jahre sind etwa 140 Geschichten<br />
entstanden. Viele davon sind in der „Spätlese“ erschienen und auch heute<br />
noch auf der Internetseite nachzulesen. Aber er bietet auch Gästen des<br />
Nachbarschaftshauses „Kompass“, in dem sich seine Seniorengruppe<br />
regelmäßig trifft, bei Lesungen der eigenen Werke gute Unterhaltung, ebenso<br />
bei den von ihm übersetzten und nacherzählten Geschichten von Fritz Reuter,<br />
dem plattdeutschen Dichter.<br />
Und er hat ein ganz besonderes – für ihn das wertvollste – Buch geschrieben:<br />
„Mein Lebensweg“. Als das Ehepaar Winterfeldt vor fünf Jahren das Fest der<br />
Goldenen Hochzeit feierte, überreichte er Kindern und Enkeln seine Biographie.<br />
1936 in Hamburg geboren, verbrachte er seine Kindheit und Jugend in<br />
Klewitz bei Schwerin. Nach dem Unterricht musste Rudolf dem Vater bis spät<br />
abends bei der Arbeit in der Landwirtschaft helfen. Wenn er dann endlich im<br />
Bett lag, las er mit der Taschenlampe „Land aus Feuer und Wasser“ und andere<br />
utopische Romane Hans Domniks.<br />
Schon früh konnte er die landwirtschaftlichen Maschinen bedienen. Die<br />
Technik war es, die den Jungen begeisterte /interessierte. Er baute Getriebe<br />
und Motoren auseinander und reparierte sie. Was andere Schüler später im<br />
Physikunterricht hatten, lernte er in der Praxis. Die Schule verließ er nach der<br />
8. Klasse. Gern wäre er KFZ-Mechaniker geworden, doch das ließ der Vater<br />
nicht zu. So arbeitete er als Traktorist und wurde später Kraftfahrer. 1956<br />
lernte er seine spätere Frau Josefa kennen. Sie bekamen zwei Söhne. Als kurze<br />
Zeit später Männer für die Berufsfeuerwehr gesucht wurden, war das für<br />
den jungen Familienvater die Chance, endlich in einen technischen Beruf zu<br />
wechseln. Er besuchte die Feuerwehrschule, qualifizierte sich immer weiter,<br />
wurde schließlich Ingenieur für Brandschutz. Ob im Gaskombinat Schwarze<br />
Pumpe, im Kraftwerk Boxberg oder in Cottbus, er ging in seinem Beruf als<br />
Feuerwehrmann auf.<br />
Auf 150 Seiten kann die Familie nun sein Leben nachlesen. „Jetzt verstehe<br />
ich dich viel besser“, sagte ihm später sein Schwiegersohn. Das hat Rudolf<br />
Winterfeldt sehr berührt.<br />
Dagmar Steinborn Kulturring in Berlin e. V.<br />
Dezember