Folge 6, Dezember - Österreichischer Landarbeiterkammertag

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Seite 8 – Dezember 2008 Vollversammlung 105. Vollversammlung Wirtschaftskrise erfordert rasches und konstruktives Handeln Dieses Motto stand im Mittelpunkt des Berichtes von Präsident Ing. Christian Mandl anlässlich der am 28. November im Kammeramt in Graz abgehaltenen Vollversammlung der Steiermärkischen Landarbeiterkammer. Besorgnis, jedoch auch der Wille die Schwierigkeiten meistern zu wollen, ging auch aus den einzelnen Wortmeldungen der Delegierten hervor. In diesen politisch und wirtschaftlich bewegten Zeiten könne man einen Staat mit Arbeits- und Entscheidungsverweigerung nicht regieren, meinte der Präsident. Die spürbare Verrohung der Welt manifestiere sich auch in den kriminellen Handlungen der Manager, die für das von ihnen angerichtete Desaster noch mit Millionenabfertigungen belohnt werden. Auf das Kammergeschehen eingehend, hob der Präsident neben den für die Mitglieder zahlreich angebotenen Bildungsund Schulungsveranstaltungen auch die zunehmenden Fälle im Arbeitsrecht hervor – ein besonderer Fall hatte unlängst ein noch nie da gewesenes Medieninteresse verursacht – und wies auch auf die rege Inanspruchnahme des Föderungsangebotes durch die Mitglieder hin. So hätten seit Jänner 2008 716 Förderungsfälle einen Mittelbedarf von beinahe 1,4 Millionen Euro erfordert. In Präsident Mandl: Habgier, Verbrechen und politische Unfähigkeit haben die Weltwirtschaftskrise hervorgerufen. diesem Zusammenhang sei auch dem Land Steiermark für die großartige Unterstützung in der Vergangenheit, vor allem Spezielle Regelungen des geltenden Landarbeitsrechts müssen auch in Zukunft bestehen bleiben (VP Heinz Fluch). aber auch für die im kommenden Doppelbudget vorgesehenen Mittel zu danken. In der anschließenden Diskus- sion ging es vor allem um das Thema Wirtschaftskrise und deren Bewältigung. So sagte KR Gerhard Kleinhofer, dass die von Kriminellen verursachte Bankenkrise wiederum nur die kleinen Leute treffe und die Banken trotz der staatlichen Unterstützung kaum bereit seien, für diese Menschen Kredite zur Verfügung zu stellen. Die für die Steuerreform Ein ausgeglichenes Budget mit der nötigen Vorsicht und dem Grundsatz des Spargedankens erstellt (KAD Dr. Kühnfels). Einige Fragen führten zu angeregten Diskussionen. 2009 vorgesehenen 2,2 Mrd. Euro seien zu wenig, um die Kaufkraft der Bevölkerung zu stärken. VP Heinz Fluch meinte, dass im Koalitionsabkommen die Arbeitnehmer in der Land- und Forstwirtschaft praktisch nicht vorkommen. Bei der vorgesehenen Kodifizierung des Arbeitsrechts müsse man auf der Hut sein, dass die Regelungen des derzeitigen Landarbeiterrechtes nicht untergehen. In der Hoffnung, dass die kommende
Seite 9 – Dezember 2008 Vollversammlung VP Helga Bäck führte zeitweise den Vorsitz. Strengste Sanktionen für schuldige Manager (KR Gerhard Kleinhofer). KR Schweinberger: Von der Krise sind wiederum nur die kleinen Leute betroffen. Oberförster Ing. Peter Weißnar: Profunde Kenntnis von Land und Leuten im heutigen Russland. Regierung die Konjunkturkrise meistern werde, mahnte VP Fluch ein, dass die Kaufkraft vor allem bei den unteren Einkommen gestärkt werden müsse, weil nur so das Geld auch wieder in den Konsum fließe. Nach der Beschlussfassung über den Jahresvoranschlag 2009, der von KAD Dr. Ingo- Jörg Kühnfels in bewährter Manier erläutert wurde, wählte die Kammer-Vollversammlung KR Gerhard Kleinhofer zum Mitglied des Kontrollausschusses. Er wird im März nächsten Jahres die Nachfolge von KR Willibald Schweinberger – dieser tritt mit 1. März 2009 in den wohlverdienten Ruhestand – antreten. Im Anschluss an die Vollversammlung brachte Oberförster Ing. Peter Weißnar, der Leiter des Forstreviers Lankowitz der ÖBF AG, einen interessanten Lichtbildervortrag über seinen Aufenthalt in Russland, in dessen Verlauf er über seine berufliche Tätigkeit hinaus auch Land und Leute näher kennenlernen konnte. Einige Fakten zur Finanz- und Wirtschaftskrise Das US-amerikanische Finanzimperium beherrschte vor der Krise 24% des Welt-Bruttosozialprodukts, 41% des Welthandelsvolumens und 53% des Weltenergiemarktes. So stand den Banken jede Menge Kapital zur Verfügung. Kredite waren billig, sodass sich auch einkommensschwächere US-Bürger ein Eigenheim leisten konnten. Die steigende Nachfrage trieb die Immobilienpreise in die Höhe. Es wurde für die Banken immer lukrativer Hypothekarkredite zu vergeben. Um noch mehr Geld in den Immobilienmarkt pumpen zu können, wurden Kredite an andere Banken und Fonds weiterverkauft, was letztlich zur internationalen Verflechtung und dem Entstehen einer ungeheueren „Kreditblase“ führte. An den Börsen kam es zu einer steigenden Nachfrage nach Immobilienpapieren, was deren Werte in astronomische Höhen trieb. Da die US-Notenbank der steigenden Inflation entgegensteuern wollte, erhöhte sie ab Juni 2004 mehrmals den Leitzinssatz. Dies bewirkte, dass sich wegen der variablen Zinssätze die Hypothekarkredite verteuerten und immer mehr Kreditnehmer ihren Rückzahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen konnten. 2007 kam die Krise: Jeden Tag wurden etwa 10.000 amerikanische Familien aus ihren Häusern ausgewiesen, 25 Millionen Familien haben seitdem Haus oder Wohnung verloren. Dies hatte aber auch einen Zusammenbruch der Immobilienpreise, einen Wertverfall und erste Verluste an den Börsen zur Folge. Durch die internationale Verflechtung waren auch zunehmend Banken außerhalb der USA betroffen. Da Immobilien zunehmend unveräußerlich wurden, gab es immer mehr „faule“ Kredite, was schließlich die Blase zum Platzen brachte. 2007 und 2008 wurden allein in den USA 18 Großinstitute insolvent. Die New Yorker Börse verzeichnete in einem Monat eine Wertvernichtung von 3.000 Milliarden Dollar! Da auch das Vertrauen der Banken untereinander gestört war, kam es zu einem völligen Stillstand des Kreditkreislaufs, der auch Auswirkungen auf die Realwirtschaft hatte. Wirtschaftsunternehmen benötigen Kredite. Ohne diesen Motor kommt es zu weniger Investitionen, was schließlich zu einer Rezession führt, da auch die Kaufkraft der Bürger eingebremst wird. Deshalb haben alle von der Krise betroffenen Regierungen Hilfspakete geschnürt, um das Vertrauen der Menschen in die (Geld-) Wirtschaft zu stärken. Die US-Regierung hat einen Rettungsfonds von 700 Milliarden Dollar ins Leben gerufen. Freilich alles auf Pump, was bewirkt hat, dass die Staatsverschuldung der USA auf sagenhafte 10,647.917,555.364,39 Dollar angestiegen ist (Stand vom 26. November 2008). In Deutschland wächst der Schuldenberg jede Minute um 32.000 Euro! Bisher hat die Finanzkrise einen Verlust von 5,000.000,000.000 Dollar verursacht. Schuld an dieser Entwicklung ist die Gier derjenigen, die nie genug bekommen können. Die 225 größten Privatvermögen in den USA sind so hoch wie alle Jahreseinkünfte der ärmsten 2,5 Milliarden Menschen zusammen (Jean Ziegler). Andererseits verhungert laut UN-Statistik alle 5 Sekunden ein Kind unter 10 Jahren und 923 Millionen Menschen auf unserer Erde sind unterernährt. Und was passiert mit dem Gesindel, das diese Krise verursacht und die gesamte Weltwirtschaft aufs Spiel gesetzt hat? Sie sitzen sie nach wie vor in ihren Chefetagen. In den USA kassieren diese Gauner auf Grund ihrer Verträge aus dem zuvor beschriebenen Rettungspaket ihrer Regierung 40 Milliarden Dollar! Die Geldspritze zahlen ohnedies die Verlierer.
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