finden Sie den Flyer zur Ausstellung - Stadt Mönchengladbach
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Wie die Veranstaltungen im Skulpturengarten im ersten Teil des Projekts 2012<br />
zeigten, sind gerade lokale Nachbarschaften beim offenen Spiel mit <strong>den</strong> Potenzialen<br />
des Ortes entschei<strong>den</strong>d. Wo der Museumsgast nur einmal <strong>den</strong> Park mit seiner<br />
dauerhaften Sammlung besucht, bil<strong>den</strong> die lokalen Nachbarn ein Stammpublikum,<br />
sobald sich der Park wieder als städtischer Raum etabliert. Folgerichtig ging im<br />
ersten Jahr die Einladung zunächst an die Nachbarschaft, sich <strong>den</strong> Park wieder<br />
als Handlungsraum zu erobern. Ob Metal-Konzerte vom Jugendzentrum, Poetry<br />
von der anliegen<strong>den</strong> Slam-Gemeinde oder Wunschfilm im Open-Air-Kino: der Park<br />
suchte und fand in <strong>den</strong> städtischen Anliegern eine neue und engagierte Klientel<br />
und wurde wieder zum virulenten <strong>Stadt</strong>raum.<br />
Im zweiten Jahr geht nun vom Skulpturengarten ein Impuls in die umliegende<br />
<strong>Stadt</strong>. Künstler interpretieren ungenutzte und unscheinbare Situationen neu, um<br />
zu zeigen, wie man auch verwaisten Orten durch Fokussierung und Interesse eine<br />
neue, sinnfällige I<strong>den</strong>tität verleihen kann. <strong>Sie</strong> verknüpfen teils unbekannte Wege,<br />
Pfade und öffentliche Räume zwischen dem Skulpturengarten und dem neu entstehen<strong>den</strong><br />
<strong>Stadt</strong>zentrum zu einer schlüssigen Choreografie. Die <strong>Ausstellung</strong> zeigt<br />
bildhauerische und interventionistische Arbeiten, kritische Raumskizzen, visionäre<br />
Ideen und Neubetrachtungen für das zukünftige Ensemble.<br />
Der Fundus wird dabei konsequent genutzt, inszeniert und interpretiert. Kontextbezogene<br />
Arbeiten zeigen, wie eine subtile Beobachtung und Reorganisation vorhan<strong>den</strong>en<br />
Potentials städtische Räume auch ohne großen Aufwand revitalisieren und<br />
aktualisieren kann.<br />
So setzt Kunst Zeichen auch für die <strong>Stadt</strong>planung und lädt sie zum Mit<strong>den</strong>ken ein.<br />
Wo oft die Mittel zu fehlen scheinen, inszeniert sie mit kleinen Eingriffen und durch<br />
die ungewöhnliche Interpretation von Raum einen hochspannen<strong>den</strong> heterogenen<br />
<strong>Stadt</strong>raum. <strong>Sie</strong> fordert dadurch auch zu einem gemeinsamen Denken auf, das sich<br />
in der 3. Phase des Projekts konkretisiert. Ob in Form von Kunst auf dem Vorplatz<br />
des neuen <strong>Stadt</strong>zentrums oder in planerischen und stadtgestalterischen Entwürfen,<br />
ob in neuer Kunst für <strong>den</strong> öffentlichen Raum oder einer überdachten Parkgestaltung:<br />
Der Abteiberg entwickelt sich ganz im Sinne des Parks als ein komplexer<br />
Raum verschie<strong>den</strong>ster Nachbarschaften, die sich zwischen Kultur, Natur und <strong>Stadt</strong><br />
als Lebensraum einer vitalen <strong>Stadt</strong>gesellschaft inszenieren.<br />
Markus Ambach<br />
RUNDGANG<br />
Der Rundweg dieses Kurzführers beginnt am Museum und führt über <strong>den</strong> Skulpturengarten<br />
zum Fliescherberg, zum Hans Jonas-Park und <strong>zur</strong>ück. Beginnt man<br />
<strong>den</strong> Weg hingegen am unteren Ende der Abteistraße, mit einem Blick von der<br />
Straßenecke auf <strong>den</strong> Anstieg zum Abteiberg und <strong>den</strong> Eingang des Hans-Jonas-<br />
Parks, entsteht eine andere Perspektive: auf die Ab- oder Rückseite einer Innenstadt<br />
und einen recht zeichenhaft wer<strong>den</strong><strong>den</strong> Übergang von <strong>Stadt</strong>raum in Park- und<br />
Waldlandschaft: mit Andeutungen von romantischen Ideen, einem Buchenwald<br />
und schmalen Wegen, die an der Ecke von Abteistraße und Stepgesstraße beginnen<br />
und – vielen nicht bekannt – beinahe steigungslos zum Garten des Museums und<br />
<strong>zur</strong> Münsterkirche führen.<br />
Der mögliche Rundgang setzt dann mit Arbeiten ein, die sich an <strong>den</strong> Kanten der<br />
<strong>Stadt</strong> positionieren und ihrer Gesellschaft widmen: Andreas <strong>Sie</strong>kmanns Rahmung<br />
des Denkmals für Hans Jonas, die Jonas’ Mantel zu einem ‚Schimpftuch’ macht<br />
und dessen Philosophie, das „Prinzip Verantwortung“ aus <strong>den</strong> 1970er Jahren, radikal<br />
aktualisiert und verlegt in die heutige Gegenwart, Ina Weber gleich neben dem<br />
Jugendzentrum STEP, mit dem Wartehäuschen einer Bushaltestelle, die es nicht<br />
gibt, Vesko Gösel mit einem großen illusionären Prisma an einer Fassade, das <strong>den</strong><br />
Blick auf <strong>den</strong> Raum aufbricht, Thomas Locher mit einem großen Mauertext aus<br />
drei Teilen, Parolen, Kommandos und Befehlen, die von gesellschaftlicher Regel<br />
und Macht handeln, Jakob Kolding mit Menschenfiguren, die in der Szenerie der<br />
brüchigen <strong>Stadt</strong>kante am Abteiberg wie in einem absur<strong>den</strong> Theater agieren, und<br />
Ina Weber schließlich ganz oben auf der Plattenebene des Museums mit einer<br />
gulliverhaft verkleinerten Betonstadt, die auf der Außenterrasse dieses visionären<br />
Museumsbaus zu einem Sinnbild des grauen Minimalismus erstarrt.<br />
Auf diesem Weg, der über die Treppen und Serpentinen der Museumsarchitektur hinunter<br />
in <strong>den</strong> Skulpturengarten führt, wird der Übergang in <strong>den</strong> Park <strong>zur</strong> Inititiation.<br />
Hinaus aus der Realität der <strong>Stadt</strong> hinein in die Idylle, <strong>den</strong> Traum, <strong>den</strong> Gegenraum.<br />
Die meisten Arbeiten hier sind wie eine Flucht, eine Entgrenzung – im Kontext<br />
der existieren<strong>den</strong> Skulpturen im Museumsgarten zugleich eher flüchtige Gesten<br />
oder Handlungen als feste Objekte: Christian Jendreiko markiert einen Ort der Erinnerung,<br />
schwach wie eine Fata Morgana, Jessica Gispert stretcht Leggings in<br />
exzentrischen Formationen (die Museumssammlung darauf in Pop Art-Prints), Meg<br />
Cranston stoppt die Rasenpflege und lässt eine Wiese wachsen und dazu einen<br />
großen Dreckhügel für Kinder entstehen, gleich vor der Bühne von Christian Odzuck<br />
aus dem Jahr 2012, deren Optik wie ein großer Fernseher wirkt, Philipp Rühr und<br />
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