R1303 Knochentumoren.pdf - OSTAK
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Skript – <strong>R1303</strong> DVO Spezialkurs – 08.06.2013 – Köln<br />
Biopsie von <strong>Knochentumoren</strong><br />
Lektion 3 – Prof. Dr. Dr. med. Hans Rechl, München<br />
Vor Durchführung der Biopsie muß das lokale Staging abgeschlossen und eine Differentialdiagnose<br />
des Befundes erarbeitet sein. Ziel ist es, repräsentatives, vitales Tumorgewebe für eine sichere<br />
histologische Diagnose zu gewinnen. Vitales Tumorgewebe findet sich meist im Randbereich des<br />
Tumors. Weitere Hinweise ergibt die Kontrastmittelaufnahme des Gewebes in der MRT-<br />
Untersuchung.<br />
Beim Verdacht auf einen primären Knochentumor muss neben dem Weichteilanteil auch knöchernes<br />
Gewebe gewonnen werden. Von entscheidender Bedeutung ist es dabei, durch die Biopsie<br />
möglichst wenig gesundes Gewebe mit dem Tumor zu kontaminieren und gleichzeitig die<br />
Biopsiestelle so zu legen, dass sie bei der späteren definitiven Operation in toto entfernt werden<br />
könnte. Dies bedeutet, dass die Biopsienarbe im Bereich des Zugangsweges liegen sollte und so die<br />
möglichen operativen Alternativen vor Durchführung der Biopsie klar sein müssen. Grundsätzlich<br />
sollte der kürzeste Weg zum Tumor, möglichst nur durch ein Kompartiment, gewählt werden,<br />
wobei Blutgefäße und Nerven nicht berührt werden sollten. Zur Vermeidung einer Hämatombildung<br />
ist auf sorgfältigste Blutstillung zu achten. Auch Stichkanäle für Katheter (Redondrainagen) müssen<br />
bei der definitiven Operation en bloc mit dem Tumor entfernt werden können. Dies bedeutet, dass<br />
diese möglichst in Verlängerung der Operationswunde ausgeleitet werden sollten. Die Probeexzision<br />
steht am Schluss des diagnostischen Algorithmus, d. h. nach klinischer Untersuchung und<br />
bildgebenden Verfahren. Grundsätzlich bleibt jeder klinisch fassbare Knochen- oder Weichteiltumor<br />
bis zum Vorliegen der definitiven Histologie malignitätsverdächtig.<br />
Folgende Biopsieverfahren lassen sich unterscheiden:<br />
Geschlossene Biopsie<br />
Geschlossene Gewebsentnahmen werden durch Feinnadelaspiration (Nadel) oder Entnahme eines<br />
Stanzzylinders (Tru-Cut) durchgeführt. Diese sind minimal invasiv und beinhalten weniger perioperative<br />
Risiken als die offene Gewebsentnahme, bei der eine Inzision notwendig ist.<br />
Für die Feinnadelbiopsie von Weichteiltumoren wird bezüglich der Bestimmung der Dignität eine<br />
hohe Treffsicherheit (90%) angegeben, wenn sie von einem mit der Methode vertrauten Operateur<br />
ausgeführt wird und insbesondere die Zytologie durch einen erfahrenen Pathologen beurteilt wird.<br />
Die diagnostische Sicherheit bezüglich der Artdiagnose inklusive histologischem Grading liegt<br />
jedoch nur zwischen 70 und 80%. Die Grenzen des Verfahrens ergeben sich einerseits aus der<br />
Gewebsheterogenität muskuloskelettaler Tumoren und daraus, dass die Feinnadelbiopsie nur eine<br />
zytologische Untersuchung eines Gewebsausstriches erlaubt. So basiert die Diagnose auf der<br />
Begutachtung einiger weniger Zellen und bleibt deshalb meist inkomplett. Führt diese Form der<br />
Biopsie nicht zum Tumornachweis, so schließt dies das Vorliegen eines Tumors dennoch nicht aus,<br />
da selbst in Kliniken mit großer Erfahrung in dieser Technik in zirka 30% der Fälle kein repräsentatives<br />
Gewebe gewonnen werden kann und die diagnostische Sicherheit bezüglich der<br />
Artdiagnose auch mit ausreichendem Material bei etwa 80% lag.<br />
Bei der Stanzbiopsie ist die gewonnene Gewebemenge für die histopathologische Befundung zwar<br />
ebenfalls gering (2–3 mm durchmessende Stanzzylinder), die Gewebsarchitektur wird jedoch<br />
besser erkennbar, was die Auswertung erleichtert. Bei Interpretation durch einen in dieser Technik<br />
erfahrenen Pathologen wird für dieses Verfahren eine hohe Treffsicherheit bezüglich Dignität bzw.<br />
Artdiagnose (> 90%) angegeben. Mineralisiertes Gewebe und sehr „zerfließliche“ Weichteiltumoren<br />
(Liposarkome) setzen der Methode technische Grenzen.<br />
Als vorteilhaft kann die geringere Kontamination des umgebenden Gewebes mit Tumorzellen<br />
angesehen werden. Die notwendige Resektion des Biopsietraktes fällt wesentlich kleiner aus.<br />
Neuere Studien halten bei unkomplizierten Stanzbiopsien sogar eine Exzision des Biopsietraktes für<br />
nicht unbedingt erforderlich.<br />
Diese Technik sollte jedoch nicht zur Diagnosestellung herangezogen werden, wenn nicht sowohl<br />
beim Operateur als auch beim Pathologen eine besondere Expertise diesbezüglich vorliegt.<br />
In zunehmendem Maße werden Sonographie und CT zur genauen Navigation der Nadel verwendet.<br />
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