R1303 Knochentumoren.pdf - OSTAK
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Skript – <strong>R1303</strong> DVO Spezialkurs – 08.06.2013 – Köln<br />
Offene Biopsie (Inzisionsbiopsie)<br />
In allen prospektiv und retrospektiv vergleichenden Studien zwischen Stanz- und Inzisionsbiopsie<br />
zur diagnostischen Sicherheit bezüglich der Artdiagnose finden sich deutlich höhere<br />
Treffsicherheiten zugunsten der offenen Gewebsentnahme. Sie kann in Form der Exzisionsbiopsie<br />
oder Inzisionsbiopsie mit oder ohne intraoperativen Schnellschnitt durchgeführt werden. Es ist die<br />
am meisten verbreitete Methode bei malignitätsverdächtigen Befunden.<br />
Der Vorteil gegenüber der geschlossenen Biopsie liegt in der Gewinnung von ausreichend viel und<br />
repräsentativem Gewebe. Durch die Möglichkeit, den Tumor im Verband mit dem umgebenden,<br />
nicht-infiltrierten Gewebe zu betrachten, gewinnt der Pathologe wertvolle Informationen. Deshalb<br />
sollte die Gewebeprobe aus Pseudokapsel und Tumorgewebe en bloc bestehen. Mind. ein Präparat<br />
von etwa 1–2 ccm Größe mit glatten Schnitträndern ist anzustreben. Biopsien aus dem<br />
Tumorinneren sollten zusätzlich entnommen werden.<br />
Bei nicht fachgerecht durchgeführter, offener Biopsie können die Konsequenzen durch perioperative<br />
Komplikationen oder falsche Platzierung des Zugangs gravierend sein. Es besteht ein im Vergleich<br />
zur geschlossenen Biopsie höheres Risiko zur Entstehung eines postoperativen Hämatoms, einer<br />
Tumorzellkontamination oder einer pathologischen Fraktur. Strengste Asepsis ist<br />
Grundvoraussetzung für die Durchführung.<br />
Bei benignen Knochenläsionen, über deren Dignität man sich anhand der klinischen und radiologischen<br />
Befunde bereits vor einer histologischen Untersuchung weitgehend sicher sein kann (zum<br />
Beispiel Osteochondrom oder Osteoidosteom; geringe Größe, günstige Lage, radiologische Struktur<br />
und Abgrenzung), ist die primäre Exzision gelegentlich sowohl diagnostisch als auch therapeutisch<br />
angezeigt.<br />
Auch kleine, sicher oberflächlich gelegene Weichteiltumoren eignen sich gewöhnlich gut zur<br />
Exzision (allerdings nach Darstellung durch ein bildgebendes Verfahren), während große (über 3-5<br />
cm Durchmesser) oder tief gelegene Weichteiltumoren mit höherer Wahrscheinlichkeit maligne sind<br />
und somit eine Inzisionsbiopsie erfordern.<br />
Generell muß schon vor der Biopsie das weitere interdisziplinäre Vorgehen festgelegt werden, um<br />
ggf. schon bei der Biopsie eventl. notwendige Maßnahmen durchführen zu können.<br />
Operative Technik<br />
Die Inzision wird möglichst klein gehalten und so gelegt, dass die Narbe bei der definitiven Resektion<br />
en bloc mit dem Tumor entfernt werden kann. Dabei wird der Zugang so direkt wie möglich<br />
gewählt. Zur Vermeidung von Implantationsmetastasen sollte auf scharfen Haken verzichtet<br />
werden. Die sonst übliche breite Darstellung der einzelnen Gewebeschichten ist zu vermeiden, der<br />
direkte Zugang durch alle Schichten ohne Kontamination der Umgebung erleichtert die spätere<br />
Resektion der Biopsiestelle. Nur kleinste Tumoren (kleiner 2 cm 3 ) werden durch Exzision allseits im<br />
Gesunden biopsiert.<br />
Eine subtile Blutstillung ist Pflicht, tief greifende Umstechungen sind zu vermeiden. Die Drainage<br />
wird im Wundwinkel oder in Verlängerung der Inzisionslinie ausgeleited. Ein Druckverband sollte<br />
erfolgen.<br />
Um keine zusätzlichen Kompartimente zu kontaminieren, wird durch die infiltrierte oder die über<br />
dem Tumor liegende Muskulatur eingegangen. Neurovaskuläre Strukturen dürfen nicht tangiert,<br />
Gelenke nicht eröffnet, die Eröffnung intermuskulärer Septen muß vermieden werden. Beispielsweise<br />
sollte beim Zugang zum proximalen Humerus direkt durch den M. deltoideus, beim Zugang<br />
zum distalen Femur durch den M. quadriceps eingegangen werden. Der Sulcus deltoideo-pectoralis<br />
bzw. das mediale oder laterale Septum intermusculare des Femur werden so nicht kontaminiert,<br />
also keine anatomischen Zugänge verwenden.<br />
Die Biopsie ist so zu entnehmen, dass der zur Weichteildeckung notwendige Gewebslappen nicht<br />
kontaminiert wird. Wenn nötig, sollte aus Stabilitätsgründen die Kortikalis immer mit einer runden<br />
Fräse/Bohrer gefenstert werden. Ein postoperatives Hämatom muss durch exakte Blutstillung<br />
vermieden werden. Markraumeröffnungen werden deshalb mit blutstillenden Schwämmen,<br />
Knochenzement oder Knochenwachs abgedichtet bzw. stabilisiert, die Wunde sorgfältig und<br />
schichtweise verschlossen.<br />
Drainagen werden im Wundwinkel oder im Schnittverlauf durch die Haut ausgeleitet. Ein ungünstig<br />
gelegter Drainagekanal kann die Extremitätenerhaltung bei der definitiven, operativen Versorgung<br />
unmöglich machen. Die Verwendung einer Blutsperre ermöglicht eine bessere intraoperative<br />
Übersicht und geringeren Blutverlust.<br />
Kompetenz /\ Wissen /\ Netzwerke Seite 8 von 19