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Die teuren Ausflüge in die Welt der technischen Neuheiten<br />

übernimmt der Dienstleister. Und nur der bleibt erfolgreich<br />

am Markt, der solcherlei Ausflüge finanzieren kann.<br />

Große Krise, große chancen? „Vieles deutet auf eine längere<br />

Krise hin“, sagt Eric Heymann, Logistikexperte von <strong>DB</strong> Research,<br />

dem Wirtschaftsanalysedienst der Deutschen Bank<br />

in Frankfurt am Main. Und die berge viele Chancen, zum<br />

Beispiel für Ausrüster der Logistikdienstleister, also die<br />

Hersteller von Waggons und Loks. So sei jetzt der geeignete<br />

Moment für die Eisenbahnen, die eigene Flotte zu modernisieren,<br />

sagt der 36-jährige Ökonom.<br />

Russlands Staatsbahn RZD investiert in neue Güterwaggons<br />

und Rangierbahnhöfe – und will damit die Konjunktur<br />

stützen. Die französische SNCF steckt 2009 und 2010<br />

zusätzlich 700 Millionen Euro in Netz, Bahnhöfe und neue<br />

Züge, um der Wirtschaft des Landes zu helfen. Die Deutsche<br />

Bahn AG hat Anfang Januar einen milliardenschweren<br />

Rahmenvertrag mit dem Schienenausrüster Bombardier abgeschlossen<br />

und kauft neue Lokomotiven. Auch das stützt<br />

die Konjunktur.<br />

Anders hingegen sieht es bei den Werften und den Herstellern<br />

von Lastwagen aus. Dort sorgen bestehende Überkapazitäten<br />

dafür, dass Aufträge storniert oder gar nicht<br />

erst erteilt werden. Nur die Flugzeugindustrie rechnet noch<br />

damit, dass die großen Hersteller eine Bugwelle von Aufträgen<br />

vor sich herschieben und damit das zerbrechliche Gefüge<br />

der Lieferanten stabilisieren können.<br />

Solange die Unternehmen straucheln, geistert vor allem<br />

eines als konjunkturelles Allheilmittel durch die Medien:<br />

„Jetzt ist die Zeit, Infrastrukturanpassungen vorzunehmen“,<br />

sagt Deutsche Bank-Forscher Heymann. „In der<br />

Boom-Zeit ist der Ausbau von Infrastruktur wie eine Operation<br />

am offenen Herzen. Vieles spricht dafür, jetzt den Ausbau<br />

vorzunehmen, wenn es ruhiger läuft.“<br />

Neue Flughäfen und Häfen lösten einen Konjunkturimpuls<br />

aus, so Heymann. Daher sehen sich die Regierungen<br />

weltweit gefordert, den Ausbau von Infrastruktur voranzutreiben<br />

– vor allem vor einem arbeitsmarktpolitischen Hintergrund.<br />

„Die Bauwirtschaft – also Hoch- und Tiefbau –<br />

ist einer der wichtigsten Motoren unserer Wirtschaft. Eine<br />

Investition von einer Milliarde Euro sichert und schafft<br />

20 000 bis 25 000 Arbeitsplätze pro Jahr“, erläutert Achim<br />

Großmann, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium.<br />

„Wir wollen sicherstellen, dass das<br />

Wirtschaftswachstum und die Arbeitsplätze, auf die wir zur<br />

Wohlstandssicherung angewiesen sind, nicht durch Engpässe<br />

im Verkehrssystem verringert werden.“<br />

Aus diesem Grund greift Berlin wie viele andere Staaten<br />

tief in die Tasche. „2009 werden wir so viel Geld in die Verkehrsinfrastruktur<br />

und in die Gebäudesanierung investieren<br />

wie nie zuvor“, sagt Großmann. Allein 12,2 Milliarden<br />

20 | Logistics<br />

{ Prof. Dr.-ing. Frank Straube, TU Berlin }<br />

»Logistikdienstleister sind gefordert,<br />

Kompetenzen im Bereich Netzwerk<br />

und Umweltschutz auszubauen.«<br />

Euro sollen in die Verkehrswege fließen. Darin enthalten<br />

sind die Zusatzeinnahmen aus der Maut: 2009 bis 2012 stehen<br />

insgesamt 3,1 Milliarden Euro mehr zur Verfügung: Davon<br />

sind 2,9 Milliarden Euro für Schiene, Straße und Wasserstraße<br />

vorgesehen, der Rest geht in Umschlaganlagen des<br />

Kombinierten Verkehrs und die Gleisanschlussförderung.<br />

In der Logistikbranche stoßen diese Vorhaben nur begrenzt<br />

auf Begeisterung. Die Speditionen ächzen unter der<br />

jüngsten Mauterhöhung. Die internationalen Dienstleister<br />

leiden mit ihren Kunden. Und noch liegt der nächste Boom<br />

fern, der zu Staus in den Verkehrskorridoren führen könnte.<br />

Doch wissen auch die Logistiker: Die großen Megatrends<br />

bleiben unverändert und verlangen nach Aktionen. Grüne<br />

Logistik bleibt weiterhin ein wichtiges Thema – weltweit.<br />

„Logistikdienstleister sind gefordert, Kompetenzen in diesen<br />

Bereichen – Netzwerk und Umweltschutz – weiter auszubauen“,<br />

unterstreicht der Berliner Professor Straube.<br />

Auch die Globalisierung bleibt als Trend ungebrochen.<br />

„Sollte Europa in eine massive und lang anhaltende Wirtschaftskrise<br />

rutschen, kann die Präsenz in den asiatischen<br />

Soziallogistik gewinnt an Bedeutung.<br />

Heute lebt die Hälfte der Menschheit in<br />

Städten.<br />

Der Preis der Urbanisierung: Hilfsbedürftige<br />

und Hilfe kommen heute oft nicht<br />

zusammen. Die Logistik kann helfen –<br />

und hohe Gewinne machen, wenn sie Angebot<br />

und Nachfrage effektiv und effizient<br />

miteinander verknüpft.<br />

Megacity einmal<br />

anders: Obdachlose in<br />

einer Passage in Japans<br />

Hauptstadt Tokio<br />

Fotos: Presse- u. Informationsamt d. Bundesregierung, laif, F1 ONLINE<br />

><br />

Die gute Nachricht zuerst:<br />

„Die Trucker-Branche<br />

wird vermutlich als erste<br />

spüren, dass es möglicherweise<br />

wieder aufwärts<br />

geht“, sagt Bill Graves, der an der<br />

Spitze des US-Truckerverbands ATA<br />

steht. Die schlechte Nachricht: Die<br />

größte Volkswirtschaft der Welt leidet<br />

am stärksten unter der Wirtschaftskrise.<br />

Das Rezept, mit dem die Regierung<br />

die Folgen der Krise abfedern will, ist<br />

unkompliziert: Mit einem gewaltigen<br />

Konjunkturprogramm sollen der Konsum<br />

angekurbelt und Unternehmen<br />

gerettet werden, gleichzeitig wollen<br />

die USA ihre Infrastruktur sanieren<br />

und für zukünftige Verkehre fit machen.<br />

„Das (Verkehrs-)System ist<br />

morsch und wird zu einem Risiko für<br />

die Wirtschaft des ganzen Landes“,<br />

stellte die renommierte US-Denkfabrik<br />

RAND Corporation unlängst fest.<br />

US-Präsident Barack Obama hatte<br />

schon im Dezember des Vorjahres die<br />

größte Investition in die Infrastruktur<br />

des Landes seit einem halben Jahrhundert<br />

angekündigt. Mehr als 2,5 Millionen<br />

Arbeitsplätze sollen so gesichert<br />

oder neu geschaffen werden, indem<br />

öffentliche Einrichtungen einschließlich<br />

Straßen und Brücken modernisiert<br />

werden. Im Transport- und Infrastrukturausschuss<br />

des Parlaments<br />

stellte der Ausschussvorsitzende<br />

James L. Oberstar das Vorhaben vor:<br />

Insgesamt 85 Milliarden US-Dollar sollen<br />

in die Infrastruktur fließen, davon<br />

allein 30 Milliarden in Autobahnen<br />

und Brücken, je 5 Milliarden in Schienenwege<br />

und die Luftfahrt; 14 Milliarden<br />

werden ökologisch verbaut und<br />

rund 7 Milliarden US-Dollar erhalten<br />

die Ingenieure der US-Armee, die vor<br />

allem bei großen zivilen Wasserbauprojekten<br />

Bauleistungen erbringen.<br />

Bei den US-amerikanischen Eisenbahnen<br />

ist man sich sicher, dass das<br />

Konjunkturprogramm der richtige<br />

Schritt ist. „Wir unterstützen diesen<br />

Plan als einen wichtigen Beitrag<br />

zur wirtschaftlichen Erholung“, sagt<br />

Edward R. Hamberger, Präsident des<br />

Verbands der nordamerikanischen<br />

Eisenbahnen AAR. „Der Fokus auf die<br />

Infrastruktur schafft nicht nur Millionen<br />

neuer Jobs, sondern langfristig<br />

Gewinn, weil die Kapazitäten für den<br />

Transport von Gütern und Menschen<br />

wachsen.“<br />

Auch die Trucker freuen sich über<br />

das Vorhaben. „Wir unterstützen Investitionen<br />

in unsere Straßen, Autobahnen<br />

und Brücken“, sagt Trucker-<br />

Chef Graves. „Unser Verband erhofft<br />

sich mehr Unterstützungen für den<br />

Gütertransport, der für die US-Wirtschaft<br />

lebenswichtig ist.“ Vor allem<br />

die häufig mittelständisch aufgestellten<br />

Trucker leiden unter der Krise. Sie<br />

Power<br />

Wettlauf der<br />

Rettungspläne<br />

Ob Nordamerika oder<br />

Asien: Gewaltige<br />

Summen sollen in die<br />

Infrastruktur fließen,<br />

um die Wirtschaft in<br />

Schwung zu halten<br />

liefern fast sämtliche Konsumgüter<br />

aus und haben am gesamten US-Verkehrsmarkt<br />

einen Anteil von 70 Prozent.<br />

Selbst bei wachsenden Anteilen<br />

der Bahn und von Schiffen behalten<br />

die Trucks als intermodaler Verkehrsträger<br />

weiter ihre Bedeutung.<br />

Das Verkehrsministerium habe<br />

schließlich errechnet, so Graves,<br />

dass jede Milliarde US-Dollar, die der<br />

Bund in Autobahnen investiert, bis zu<br />

34 799 Jobs sichern würde. Zudem<br />

könnten mehr als 3 000 Autobahn-<br />

und Brückenprojekte für rund<br />

17,9 Milliarden US-Dollar binnen<br />

90 bis 120 Tagen begonnen werden.<br />

Ähnliche Rezepte auf der anderen<br />

Seite des Pazifiks, in Asien. Es sind harte<br />

Zeiten für die Staaten, die als Werkstätten<br />

der Weltindustrie über Jahre<br />

enorme Wachstumsraten verzeichnet<br />

haben. Nun sinken Investitionen, Produktion<br />

und Exporte; die steigende Arbeitslosigkeit<br />

könnte die Region destabilisieren.<br />

Vor allem der Gigant China<br />

muss durch die Wirtschaftskrise seine<br />

ehrgeizigen Ziele zurückstecken.<br />

Daher will die chinesische Führung<br />

in den kommenden zwei Jahren ein<br />

Konjunkturprogramm in Höhe von<br />

umgerechnet rund 450 Milliarden Euro<br />

umsetzen. Fast die Hälfte soll in den<br />

Bau von Eisenbahnen, Straßen, Flughäfen<br />

oder andere Infrastrukturprojekte<br />

fließen.<br />

Logistics | 21

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