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Ohne Namen-1 - Deutsche Parkinson Vereinigung eV

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B U N D E S V E R B A N D<br />

1<br />

dPV-Nachrichten Nr. 101 (Juli 2007)<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

„Hausmittel gegen <strong>Parkinson</strong>“<br />

Dies ist die Überschrift eines Zeitungsausschnittes, der mir auf den<br />

Schreibtisch flatterte und der mich als parkinsonerfahrene Angehörige<br />

in Erstaunen und Neugier versetzte und mich auch ärgerlich machte. Unter<br />

einem Hausmittel verstehe ich Halswickel bei Halsschmerzen, Wadenwickel<br />

bei Fieber, Trinken bestimmter Kräuter-Heiltees, Wärmebehandlungen<br />

durch den Gebrauch einer Wärmflasche, eines elektrischen Heizkissens<br />

oder eines erwärmten Kirschkernsäckchens. Ach, wenn das so einfach<br />

wäre bei der Behandlung des <strong>Parkinson</strong>-Syndroms!<br />

Bei genauerem Hinsehen und Lesen<br />

wurde mir jedoch klar, dass die<br />

Überschrift nicht sauber genug gewählt<br />

war. Der Zeitungsartikel, der im<br />

übrigen im Anschluss an eine <strong>Parkinson</strong>-Informationsveranstaltung<br />

geschrieben<br />

wurde, behandelte mehr<br />

oder weniger deutlich die vielen kleinen<br />

und größeren Begleiterkrankungen,<br />

die der <strong>Parkinson</strong> so mit sich<br />

bringen kann. Und da können z. B. die<br />

von mir angeführten bekannten Hausmittel<br />

sehr wohl zum Wohlbefinden<br />

beitragen. Bei Einschlafstörungen einen<br />

Becher warmer Milch mit Honig<br />

zu trinken, wenn diese Trinkkur nicht<br />

zeitlich mit der L-Dopa-Einnahme<br />

zusammenfällt, kann sicherlich hilfreich<br />

sein. Für Unruhezustände und<br />

Schlafstörungen ist es bedeutsam,<br />

dem Tag einen Rhythmus zu geben<br />

und sich an diese Struktur zu halten.<br />

Das ist natürlich keine Medizin, hilft<br />

aber besser als manches Schlafmittel.<br />

Darauf hat schon Pfarrer Kneipp<br />

großen Wert gelegt.<br />

Zumindest gedanklich beschäftigen<br />

wir uns alle irgendwie und irgendwann<br />

einmal mit Naturheilverfahren,<br />

mit der Homöopathie (da fallen mir<br />

sofort die sog. Globuli ein) und anderen<br />

alternativen Heilverfahren. Inzwischen<br />

sind 400 verschiedene<br />

bekannt, darunter die Akupunktur,<br />

Kneippkuren, Osteopathie, Homöopathie,<br />

Bachblüten-Therapie und viele<br />

mehr.<br />

Wenn die Schulmedizin nicht hilft,<br />

beschreiten viele Patienten mit Beschwerden<br />

wie z. B. Migräne, Rückenschmerzen<br />

oder Allergien alternative<br />

Wege. Sie suchen einen Arzt<br />

mit naturheilkundlicher Zusatzausbildung<br />

auf. Andere wenden sich an<br />

einen Heilpraktiker.<br />

Warum vertrauen nur noch ca. 18<br />

Prozent der Menschen in Deutschland<br />

ausschließlich der Schulmedizin? 61<br />

Prozent probieren im Krankheitsfall<br />

eine Kombination aus Schulmedizin<br />

und Traditioneller Chinesischer Medizin<br />

(TCM). Und 71 Prozent haben<br />

Naturheilmittel mindestens schon einmal<br />

ausprobiert, selbst auf die Gefahr<br />

hin, einem Scharlatan in die Hände<br />

zu fallen oder eine irreführende Diagnose<br />

zu erhalten. Eine Umfrage des<br />

Allensbacher Instituts, das seinen<br />

Sitz in Allensbach am Bodensee hat,<br />

ermittelte durch eine Umfrage diese<br />

vorher genannten Zahlen.<br />

Sorgenvoll betrachten wir die tägliche<br />

Medikamentenmenge, die wir<br />

schlucken müssen, um unsere Krankheit<br />

im Griff zu behalten. Sorgenvoll<br />

bedenken wir mögliche Nebenwirkungen.<br />

Darum lesen wir mit großem<br />

Interesse die Veröffentlichungen zu<br />

den Naturheilverfahren und zu den<br />

alternativen Heilverfahren.<br />

E D I T O R I A L<br />

von Magdalene Kaminski<br />

Es macht uns keinen Spaß, immer<br />

wieder unseren Arzt aufsuchen zu<br />

müssen, mit ihm zu überlegen, was<br />

wir noch tun könnten, um unser Leiden<br />

nicht nur zu verlangsamen, zu<br />

lindern oder vielleicht sogar aufzuhalten.<br />

Daneben scheinen sich auch unsere<br />

Arzt-Patienten-Gespräche im<br />

Zuge der jetzt greifenden Gesundheitsreform<br />

zu reduzieren, ganz zu<br />

schweigen von der restriktiven Verschreibungs-<br />

und Verordnungsangelegenheit.<br />

Und selbst, wenn wir<br />

den Arzt aufsuchen wollten - immer<br />

mehr Patienten rufen mich an und<br />

erzählen mir von ihren Schwierigkeiten,<br />

einen Termin beim Facharzt zu<br />

bekommen. Kann es sein, dass ein<br />

Besuch bei einem homöopathisch<br />

ausgebildeten Arzt oder bei einem<br />

Heilpraktiker, allein durch die Zeit, die<br />

dieser sich für ein ausführliches Gespräch<br />

mit uns nimmt, unsere schmerzlichen<br />

Probleme verringert? Das wichtigste<br />

Medikament, das dem Arzt zur<br />

Verfügung steht, ist seine eigene Person.<br />

Wir alle wissen, wie viel Anteil<br />

an der Heilung die Zuwendung hat.<br />

Was ist dran am Placeboeffekt?<br />

Das Zentrum für naturheilkundliche<br />

Forschung an der Technischen<br />

Universität in München untersucht<br />

Placeboeffekte und ebenso die Wirkung<br />

naturheilkundlicher Verfahren.<br />

Bekannt ist, dass z. B. die Akupunktur<br />

(nicht zu verwechseln mit der Ohrakupunktur<br />

von Dr. Werth aus Magdeburg,<br />

die für den <strong>Parkinson</strong>-Patienten<br />

in den Grenzbereich der Scharlatanerie<br />

fällt) sehr wohl, und das über<br />

viele Monate, die Schmerzen der Lendenwirbelsäule<br />

oder Kopfschmerzen<br />

bessern kann.<br />

Inzwischen öffnet die Politik den<br />

Weg, Kosten für bestimmte Alternativmedizin<br />

durch die Gesetzlichen<br />

Krankenkassen zu erstatten. Ich<br />

möchte mich beileibe hier nicht zur<br />

Fürsprecherin für alternative Heil-

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