Als Erstes steht die Versorgung der <strong>Tier</strong>e auf dem Programm. 30 Hunde, 40 Katzen, zahlreiche Kaninchen, Meerschweinchen, Ratten, Reptilien und Wasserschildkröten sind zurzeit im <strong>Tier</strong>heim untergebracht. Weiter geht’s mit putzen, Hunde rauslassen, das Futter für den Abend vorbereiten. Gegen Mittag ist dann erst mal Schluss. Verschnaufpause. Die Angestellten und Azubis erledigen hier in Heppenheim nicht nur ihren Job. Sie leisten wesentlich mehr. Tagtäglich versuchen sie, gestrandeten Geschöpfen zu helfen. Natürlich mit Futter, aber auch mit viel Liebe und Zuneigung. Die Mitarbeiter gehen gefühlvoll und vor allem artgerecht mit den <strong>Tier</strong>en um. „Wir versuchen in fast allen Fällen, die Fehler aus der Vergangenheit zu korrigieren. Aus falsch verstandener <strong>Tier</strong>liebe werden zum Beispiel Hunde falsch oder gar nicht erzogen. Die Besitzer kommen dann irgendwann mit ihren <strong>Tier</strong>en nicht mehr zurecht und bringen sie ins <strong>Tier</strong>heim. Bevor wir sie weitervermitteln, achten wir darauf, dass sie zumindest die Grundkommandos beherrschen. ,Sitz‘, ,Platz‘ und ,Aus‘ sind wichtig, manchmal müssen wir den <strong>Tier</strong>en aber erst mal wieder ein Grundvertrauen in den Menschen vermitteln“, so die <strong>Bio</strong>login Hassanin. Die Nachmittage verlaufen nicht ganz so geregelt. Viermal in der Woche ist Besuchszeit. Dann kommen die Gassigeher und potenzielle neue Herrchen und Frauchen. Für einige Hunde wird es allerdings keine neuen Familien geben. Sie bleiben im <strong>Tier</strong>heim. So wie der 13 Jahre alte Mischling Lucky. Diesel zählt auch dazu. Und Spike. Und Nele. Sie werden nicht mehr weitervermittelt: Sie sind Problemhunde, weil sie entweder auf der berühmtberüchtigten Kampfhundliste stehen oder einfach zu alt und eigensinnig sind. Underdogs eben. Andere dagegen haben gute Chancen auf eine neue Familie. Werner und Hilde etwa, ein bildschönes Weimaraner-Pärchen. Oder Rottweiler Rocky: ein 35 Kilogramm schweres, verspieltes Kraftpaket, das sich noch etwas arrogant und schnöselhaft benimmt. Er übt momentan fleißig für den in Hessen vorgeschriebenen Wesenstest. Würde er in Baden- Württemberg oder Rheinland-Pfalz leben, bräuchte er ihn nicht – dort gelten Rottweiler als ganz „normale“ Hunde. Auch so ein Wahnsinn im <strong>Tier</strong>heim-Alltag. Ohne Unterstützung könnte der <strong>Tier</strong>heim-Betrieb nicht aufrechterhalten werden. Paten leisten ihre Beiträge, ehrenamtliche Helfer und natürlich die Mitarbeiter selbst. Zusätzlich spülen unterschiedliche Events – <strong>vom</strong> Tattoo-Wochenende bis zur Wikinger-Reitershow – auf dem <strong>Tier</strong>heim-Gelände und im bunt bemalten „Pfotencafé“ Geld in die Kasse. Highlight dieses Jahr: 50 Jahre <strong>Tier</strong>schutzverein Heppenheim. Gefeiert wird das Jubiläum am 7. Juli 2014 mit einer Riesen-Geburtstagsparty. Zu den festen Unterstützern des <strong>Tier</strong>heims gehört auch der <strong>Bio</strong>-<strong>Tier</strong>futterhersteller <strong>defu</strong>. „Von <strong>defu</strong> bekommen wir <strong>Bio</strong>-Hun<strong>defu</strong>tter, jetzt schon seit fast einem Jahr.“ Der Kontakt hat sich eher zufällig ergeben, rein durch die lokale Nähe. Mittlerweile hat sich die Beziehung gefestigt und die <strong>defu</strong> Mitarbeiter sind gern gesehene Gäste – nicht nur wegen des <strong>Bio</strong>-Futters im Gepäck. Wie steht die <strong>Bio</strong>login Hassanin grundsätzlich zu <strong>Bio</strong>-Futter? „Was für eine Frage – schließlich bin ich <strong>Tier</strong>schützerin, nicht nur Haustierschützerin! <strong>Bio</strong>-Futter ist für mich eine Form des aktiven <strong>Tier</strong>schutzes, weil ich damit sehr deutlich zeigen kann, wie ich zu konventioneller <strong>Tier</strong>haltung stehe.“ Die Fütterung der <strong>Tier</strong>heim- Insassen ist nicht immer einfach. Kranke <strong>Tier</strong>e brauchen anderes Futter als gesunde, nicht jedes <strong>Tier</strong> frisst jedes Futter – Geschmäcker sind halt verschieden. Und leider zeigt sich immer wieder, dass falsche Ernährung ein häufiges Beispiel für falsch verstandene <strong>Tier</strong>liebe ist. Die Mitarbeiter können ein Lied davon singen, wenn sie versuchen, Schiefgelaufenes wieder geradezubiegen. Übergewicht ist noch das kleinste Problem, durch Bewegung und vernünftige Fütterung kann man den Kampf gegen die überflüssigen Pfunde schnell gewinnen. Die Folgen einer falschen Fütterung im Welpenalter hingegen lassen sich nicht mehr korrigieren. Diabetes zum Beispiel, darunter leiden Hunde ihr <strong>Leben</strong> lang. Wenn Katrin Hassanin einen Wunsch frei hätte, denkt sie gar nicht an Millionenspenden oder zusätzliche Mitarbeiter. Ihr Wunsch klingt im ersten Moment klein und bescheiden, würde bei Erfüllung aber viel bewegen: „Bevor Menschen sich <strong>Tier</strong>e anschaffen, sollten sie sich sachkundig machen. Einfach mal überlegen, was da auf sie zukommt und was alles zu einer artgerechten Haltung gehört. Vielleicht bräuchten wir dann keine <strong>Tier</strong>heime mehr.“ <strong>Das</strong>s sie dann allerdings keinen Job mehr hätte, scheint sie nicht zu stören … www.tierheim-heppenheim.de – 20 –
Der Weimaraner Rüde Werner. Ein neues Zuhause würde ihm am besten schmecken.