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TECHNIK<br />
in Frankreich hergestellt, allerdings waren<br />
diese Modelle international preislich nicht<br />
konkurrenzfähig. Den französischen Markt<br />
dominierten Importe aus den USA und<br />
Deutschland.<br />
Haushaltsnähmaschinen<br />
Grover & Baker, „Transportable", Zweifaden-Kettenstich-Nähmaschine,<br />
Boston, USA, 1857<br />
Adam Opel, Doppelsteppstich-Nähmaschine,<br />
Rüsselsheim, Deutschland, um 1862<br />
A.M. Barber, tragbare Steppstichnähmaschine<br />
„American Hand”, USA, 1882<br />
Die Wilson Nr. 1 ist die erste serienmäßig<br />
hergestellte Doppelsteppstich-Nähmaschine<br />
mit umlaufendem Greifer des<br />
Herstellers Allen Benjamin Wilson (1824-<br />
1888) aus Water Town, Connecticut<br />
(USA). Von dieser frühen Maschine sind<br />
weltweit nur noch drei Exemplare bekannt.<br />
Dem Amerikaner gelang eine der bedeutendsten<br />
Erfindungen der Nähmaschinengeschichte:<br />
der noch heute gebräuchliche<br />
Stoffvorschub mit Viereckbewegung. Der<br />
Wilson’sche Stoffschieber macht bei jedem<br />
Stich über der Stichplatte eine Vorschubbewegung,<br />
sinkt dann unter die<br />
Platte und kehrt in die Ausgangsstellung<br />
zurück. Mit dieser Maschine war die Entwicklung<br />
auf dem Nähmaschinensektor<br />
nahezu abgeschlossen. Alle technischen<br />
Einzelheiten sind bei einer normalen<br />
Haushaltsmaschine heute noch vorhanden.<br />
Wilson war ursprünglich ein Kunsttischler<br />
und hatte Jahre zuvor bereits eine vorwärts<br />
und rückwärts nähende Schwingschiff-Maschine<br />
entwickelt. Für sie erhielt<br />
er 1850 ein erstes Patent. Das dabei verwendete<br />
doppelspitzige Schiffchen war<br />
jedoch bereits geschützt, er konnte seine<br />
Erfindung deshalb nicht auswerten. Das<br />
Patent für den umlaufenden Greifer erhielt<br />
Wilson 1851, das für die stationäre Spule<br />
datiert vom 15. Juni 1852. In diesem Jahr<br />
gründete er mit seinem Partner Nathanael<br />
Wheeler die Wheeler & Wilson Company.<br />
Am 15. Dezember 1854 erhielt der Amerikaner<br />
ein weiteres Patent für die 4-Gang-<br />
Stoffführung. Hatte das Unternehmen bis<br />
1858 in Water Town bzw. anschließend in<br />
Bridgeport zusammen rund 20.000 Exemplare<br />
hergestellt, wuchs die Produktion<br />
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nun rasch. 1862 wurden 30.000, 1865 etwa<br />
50.000 Maschinen gefertigt, die jährliche<br />
Auslieferung betrug 1871 nahezu<br />
130.000 Modelle. Wilsons Landsmann,<br />
der Techniker Walter House, entwickelte<br />
die Erfindung des umlaufenden Greifers<br />
im Jahre 1885 weiter.<br />
James Edward Allen Gibbs (1829-1902)<br />
war ein Farmer, Erfinder und Geschäftsmann<br />
aus Virginia. Er sah die Abbildung<br />
einer Maschine von Grover & Baker in einer<br />
Tageszeitung und entschloss sich, einen<br />
Nachbau zu versuchen. Diese Firma<br />
hatte am 11. Februar 1851 ihre Zweifadenkettenstich-Maschine<br />
schützen lassen<br />
(Patent Nr. 7931). Mit einfachen Werkzeugen<br />
wie Taschenmesser oder Meißel entwickelte<br />
Gibbs innerhalb zweier Jahre eine<br />
neuartige Kettenstichmaschine. 1856<br />
ließ er sie patentieren, mit seinem Partner<br />
James Willcox verbesserte er das Modell<br />
und stellte es in Serie her. Seine Nähmaschine<br />
war preisgünstig und wurde einer<br />
der großen Verkaufserfolge der Nähmaschinen-Historie.<br />
Fast unverändert wurde<br />
sie bis 1930 hergestellt. 1887 brachte das<br />
Unternehmen ein neues Modell mit dreimal<br />
pro Stich umlaufendem Greifer auf<br />
den Markt.<br />
Hochinteressante Nähmaschinen wurden<br />
in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts<br />
„Sehr viel hört man jetzt von der ‘amerikanischen<br />
Nähmaschine’ reden", meldet die<br />
Gartenlaube 1853 von der Leipziger Messe.<br />
„Dort versicherte man mit gewohnter<br />
Ruhmredigkeit, dass die mit der Nähmaschine<br />
genähten Kleider viel besser und<br />
wohlfeiler seien, als die mit der Hand genähten,<br />
und hier lockte man (…) die Künstler<br />
und Künstlerinnen von der Nadel an,<br />
sich die gefährliche Nebenbuhlerin in der<br />
Nähe zu betrachten." Es handelte sich um<br />
eine Singer, „diese Maschine ist zuerst von<br />
Herrn G. A. Müller, Direktor der deutschen<br />
Bekleidungsakademie in Dresden, aus<br />
Amerika in Deutschland eingeführt" worden.<br />
Dem beginnenden Unbehagen der<br />
Textilbranche gegenüber einer Maschine,<br />
die droht, „die Nähnadel aus der arbeitenden<br />
Hand zu nehmen", begegnet das Blatt<br />
begütigend und spricht von „einem Zeugniß<br />
von gesundem Sinn, der zu begreifen<br />
scheint, das ein verbessertes Werkzeug,<br />
und nichts weiter ist die Nähmaschine,<br />
endlich doch der arbeitenden Hand – und<br />
ohne diese ist die Nähmaschine nichts –<br />
zu gute kommen muß". Zunehmend propagierten<br />
Fachblätter in der Dekade zwischen<br />
1850 und 1860 den Einsatz der<br />
Nähmaschine. 1857 meldete der Arbeitgeber.<br />
Centralorgan für die Arbeiter und<br />
Unternehmer aller Stände, dass in den<br />
großen Städten (…) ein akuter Mangel an<br />
Schneidergesellen herrsche. Das alte<br />
Handwerk würde also in einen modernen<br />
Industriezweig verwandelt „und vernichte<br />
dabei keine Arbeitsplätze, sondern schaffe<br />
im Gegenteil sogar neue." Zunächst<br />
fand die Nähmaschine vor allem in Werkstätten<br />
Verwendung. „Für eine Berliner<br />
Näherin mit ihrem Durchschnittseinkommen<br />
von 5 Mark pro Woche im Jahr 1853<br />
war ein Modell etwa von Wheeler & Wilson,